13.11.2013 Freud, Sigmund (1920): Jenseits des Lustprinzips (2)
Wiederholungszwang beim Kinderspiel?
Ich habe beim Referat der letzten Einheit die Frage gestellt, warum die Referierenden das Kinderspiel nicht zum Wiederholungszwang dazu zählen würden. Dies ist mir noch immer nicht ganz klar.
Die Wiederholung an sich ist ja eines der zentralen Kriterien des Spiels im Allgemeinen. In der psychoanalytischen Deutung des Spiels wiederholt das Kind innere und oft auch unbewusste Konflikte. Während dieser spielerischen Wiederholung kann das Kind die Situation jedoch so verändern, dass es selbst die Kontrolle über die Geschehnisse hat. Eine spannungsvolle Situation kann mit dem Spiel symbolisch wieder hergestellt, verändert und so lange wiederholt werden, bis sie bewältigt ist.
Eine Motiv beim Wiederholungszwangs allgemein ist kurativ, es besteht der unbewusste Wunsch, das Problem dieses mal zu lösen. Dies ist beim Spiel zum Beispiel durch das vertauschen der aktiven und passiven Rolle der Fall: Eine unangenehme Situation wird so wiederholt, dass das Kind diesmal damit zurecht kommt. Ich würde also beim Kinderspiel durchaus einen Wiederholungszwang erkennen, dieser hat jedoch in diesem Fall eine kurative bzw. sogar eine therapeutische Funktion.
Vielleicht können die Referierenden von letzter Woche noch etwas dazu sagen? --Fanny (Diskussion) 16:10, 10. Nov. 2013 (CET)
Hallo Fanny,
Ob das Kinderspiel zum Wiederholungszwang gezählt wird, hängt davon ab, welchen Begriff wir von Wiederholungszwang haben. Meiner Meinung nach bietet Freud allein in diesem Text mehrere Definitionsmöglichkeiten an, folgende drei Erklärungsversuche habe ich rausgelesen:
-Wiederholungszwang zur Bindung von Freier Energie: Der Reizschutz dient als Schutz vor einer „Überschwemmung“ des psychischen Apparats durch übergroße Reizmengen. Bei Schreck fehlt dieser Reizschutz und die eingedrungene Erregungemenge muss in gebundene Energie überführt werden. Dazu wird das Lustprinzip kurzzeitig ausser Kraft gesetzt und beim Wiedererleben die Erregungsmenge gebunden. Dies wäre eine Erklärungsmöglichkeit des Wiederholungszwangs.
-Eine andere Erklärung von Freud beschreibt den Wiederholungszwang dahin, dass es sich nicht um einen konkreten Konflikt handelt, sondern dass er immer allen Trieben innewohnt, da diese immer wieder darauf drängen, einen früheren Zustand wiederherzustellen.
-Eine dritte Möglichkeit wäre es zu sagen, der Wiederholungszwang bringt Menschen dazu sich aktiv in frühere unangenehme Situationen zu bringen und diese zu wiederholen.
Nach der letzten Definition wäre, wie du schreibst, das Kinderspiel meiner Meinung nach schon als dem Wiederholungszwang entsprungen zu bezeichnen.
--Marius Menholz (Diskussion) 12:31, 11. Nov. 2013 (CET)
Fragen zum Wiederholungszwang
Ergeben sich alle Triebe aus dem Konflikt der Trennung des Individuums von der Einheit mit Allem? Bedeutet dann der Wiederholungscharakter der Triebe den Versuch die Einheit wieder herzustellen und ergibt sich daraus der Wiederholungszwang? Und scheitert dieser Versuch immer an der Unmöglichkeit diese Trennung rückgängig zu machen? --Thanu (Diskussion) 11:43, 11. Nov. 2013 (CET)