Diskussion:22. November 2012
"Fixe Verbindung von Signifikat und Signifkant" Mal ein salopper Versuch zur Diskussion: Sein - Mensch - Mann - Frau. In der letzten VO wurde das Wort 'und' als Copula bezeichnet. Ist "sein" auch eine Copula? Ich bin __ . Sich aussagen - als. Was praktizieren wir dauernd? Fixe Verbindungen. Ich bin Bankangestellter. Ich bin Projektmanagerin. Ich bin ein Mann, Ich bin eine Frau. Etwas sagen was wir sind. Ich würde gerne den Ebenen des Symbolischen und Imaginären hier auf den Grund gehen. Klassischerweise wird glaube ich, dem Symbolischen (also dem Sprechen, dem in Sprache sein, sich aussagen können, ansprechbar sein können) ein zentraler Wert zugeschrieben. Dabei ist dies sich aussagen eigentlich etwas fiktives, nichts was auf ein 'sein' schließen lässt, weil es das per se nicht 'gibt' (vgl. u.a. die besprochenen Stellen Schriften II). Ein vermeintliches Sein welches rückwirkt auf etwas Bildhaftes? Etwas worum Menschen sich drehen und etwas ggfalls fetischhaftes [der Link verweist auf "Artuš Scheiner Romance About The Faithful Friendship Of Amis And Amil"] entwickeln. Lacan nennt es Hochstapelei oder Maskerade, wenn man auf sein Frau oder Mann sein beharrt (vgl. Seminarbuch XX, Quadriga, 1986). Signifikat und Signifikant, in dem Sinne vielleicht Erscheinungsbild - Sein auch, das kein Verhältnis hat zueinander? Lacan setzt hier an bei der Linguistik, die diese Begriffe geformt hat, wissenschaftlich, Dsikurs, aber diese eben so tut als ob "der Signifkant sagen will, von sich selbst her etwas" (vgl. ebd. 34), was aber ein verzweifeltes Unterfangen sei, weil eben "der Signifkant sich nur von daher setzt, kein Verhältnis zu haben mit dem Signifkat" (ebd. 43). So zu tun, als wäre 'es das', Tatsache, Wahrheit, Fakt, gleicht also vielleicht einer Art Hirnwixerei, im wahrsten Sinne des Wortes, masturbatorischer Akt im Denken? (Sorry für diese Ausdrucksweise, aber sie ist vielleicht sehr treffend, wenn auch damit wiederum um Umschreiben eine Verbindung zwischen S und s unterstellt wäre). Also: Wenn nun Das was Bezeichnet und das Bezeichnete nie in einem 'Sein' münden, dies nie bezeichnen können, stellt sich die Frage nach dem 'sich selbst aussagen'. Ausgehend von fluiden 'männlichen, weiblchen' Anteilien jeweils immer vorhanden, woran 'sagt man' sich? Ist es das Bild allein? Das Spiegelbild, in dem ich entweder ein prägnantes Merkmal 'habe' woran ich mich halten kann, um mich einzuordnen und zu sagen oder findet sich auf der Seite des kleinen Mädchens, das dieses Merkmal nicht im 'Spiegelbild' hervorstechen sieht etwas, ein Subjekt, das sich so dem 'ganzen Bild' annehmen 'muss'? Wenn nun, wie Lacan sagt, auch ein so -besehenes- männliches Subjekt sich einordnen könne auf der 'weiblichen Seite' und vice versa- fragt sich, wie das von Statten geht: Bild - Aussagen. Einer, der auf der Seite 'nicht-ganz', näher am großen Anderen, nicht-phallisch sich platziert wird sich dennoch als 'er' aussagen, weil dies die manifeste Ebene 'verlangt'? Ich spiele auf Lacans Sexuierungsidee an, in der es die zwei Seiten gibt Nicht-Alle (weiblich) und Ganz-sprechende-Sein (männlich). Eine sie wiederum kann ganz sprechende Sein-'sein'. Aber diese wird sich, wenn ich richtig nachvollziehe, dennoch als weibliche, als 'sie' aussagen, weil ihr Bild dem entspricht und sie so wiederum auch angesprochen wird?! Also kurz und gut: Mann und Frau, zwei Begriffe, die etwas bezeichnen, damit wir in der Sprache überhaupt funktionieren können, uns aussagen und ansprechen lassen können. Aber konsequent gedacht frage ich mich, ob das Schema der Sexuierung tatsächlich greift? Symbolisches - Imaginäres - Freud meinte, ich weiß nicht mehr wo dass ein Körper eine Repräsentation sei. Wäre diese dann wiederum mit Lacan zu benennen als? Aber eben - es gibt keine fixe Verbindung..? Also: Wäre es so, dass als männchen-oder weibchen Erscheinende sich dennoch als sexuiert Männlich-oder Weiblich aussagen täten, wäre die Welt voll mit Menschen, die sich als M oder W in vermeintlichem Widerspruch zum Erscheinungsbild aussagen= --CoS 20:45, 26. Nov. 2012 (CET)
--A0601412 17:09, 8. Dez. 2012 (CET)Beginn der Antwort: (Zunächst möchte ich mich für meinen verspäteten Kommentarbeitrag entschuldigen, weil ich am 22.11.2012 erkrankt war, und an der VO nicht teilnehmen konnte und so erst von einer Kollegin die Unterlagen erhalten habe.) @ cos: Ich habe primär teilweise beim Lesen deines Kommentars das Gefühl gehabt, als wärst du mit dem gesamten Vorlesungsinhalt nicht ganz mitgekommen und hättest einiges ineinander gemischt. Zu deinen Fragen:
2). Das Spiegelbild, in dem ich entweder ein prägnantes Merkmal 'habe' woran ich mich halten kann, um mich einzuordnen und zu sagen oder findet sich auf der Seite des kleinen Mädchens, das dieses Merkmal nicht im 'Spiegelbild' hervorstechen sieht etwas, ein Subjekt, das sich so dem 'ganzen Bild' annehmen 'muss'?
Das Spiegelbildstadium setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen. Am Anfang sieht es das nicht, dass es es selbst ist, sondern es sieht ein reales Wesen mit dem es versucht , sich zu unterhalten und Gestiken und Mimiken ausprobiert. Im zweiten Abschnitt, weiß es, dass es ein Bild ist und kein reales Wesen und sucht den anderen im Spiegelbild. Erst mit dem dritten Abschnitt erkennt es, dass es sein eigenes Bild sieht.
stichwortartig: Spiegelbild => das Erkennen des eigenen Subjekts „ICH“=> Ich-Bildung => Identifikationsprozesse in die man zuerst verstrickt ist => das Bild das wahrgenommen wird ist nicht das ICH am Anfang, sondern ein zerstückeltes Ich, dass aus Teilen identifiziert wird (es ist ein Elternteil, der bei der Identifizierung auch als selbst identifiziert wird) => Teile aus der Mutter und aus dem Selbst => das Spiegelbildstadium durchläuft mehrere Abschnitte (Phasen) bis dann ein Bild der Begrenztheit und des Vollkommenen sich ergibt, sodass das Kind (Mädchen) ich sagen kann. => Zitat: Der dritt Abschnitt (des Spiegelstadiums) ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kind das Bild des anderen im Spiegel als sein eigenes Bild erkennt.
Paraphrasen und Zitat aus dem Buch: Ruhst, August: „Lacan. Eine Einführung in die strukturale Psychoanalyse“, Wien: Verlag Erhard Löcker GmbH 2010, S. 25 - 28
5.) Symbolisches - Imaginäres - Freud meinte, ich weiß nicht mehr wo dass ein Körper eine Repräsentation sei. Wäre diese dann wiederum mit Lacan zu benennen als? Aber eben - es gibt keine fixe Verbindung..? Also: Wäre es so, dass als männchen-oder weibchen Erscheinende sich dennoch als sexuiert Männlich-oder Weiblich aussagen täten, wäre die Welt voll mit Menschen, die sich als M oder W in vermeintlichem Widerspruch zum Erscheinungsbild aussagen….
zu deiner Frage ein Zitat aus dem Buch von Ruhs: Lacan erklärt… „Um Missverständnisse bezüglich dieser imaginären Ich-Bildung zu begegnen seien hier noch zwei Anmerkungen gemacht: das Ich des Spiegelstadiums ist im Gegensatz zu anderen Ich-Begriffen ein Ich mit Objektcharakter im Sinne einer Konzeption des Selbst, welches zwei von Freud formulieren Ich-Definitionen entspricht: das Ich als Projektion einer Körperoberfläche und das Ich als Summe aller Identifizierungen des Subjekts. Die anderen Ich-Begriff Freuds (das Ich als Repräsentant der Realität oder als modifizierter, desexualisierter Teil des Es) bzw. spezifische Ich-Funktionen und psychologisch relevante Fähigkeiten und Vermögen eines Individuums gehören einer anderen Kategorie an.“ Lacans Begriff zur symbolischen Bedeutung: imaginär = Bild symbolisch = Signifikant real = Referent Paraphrasen und Zitat aus dem Buch: Ruhst, August: „Lacan. Eine Einführung in die strukturale Psychoanalyse“, Wien: Verlag Erhard Löcker GmbH 2010, S. 28-29
Ende Kommentar--A0601412 17:09, 8. Dez. 2012 (CET)