Wachstumstheorie 2 (tphff)
Paul Krugman beschreibt im 8. Kapitel seines Lehrbuchs den Problemkreis langfristiges ökonomisches Wachstum.
Paul Romer, endogene Wachstumstheorie (BW)
Beispiel: Orale Rehydrierung gegen lebensgefährlichen Durchfall
Dies soll die Behandlung einer metaphysischen Frage weitgehenst ausschließen, allerdings wie immer kommt die Metaphysik von rückwärtsgewandter Seite wieder. Ich möchte die Frage erläutern, was ist freie Marktwirtschaft und vor allem was ja pragmatisch und wichtiger ist, wie bedient man sich ihrer. Wobei ich so genannte Finanzjongleure, Luftgeldakrobaten und sonstige Glücksspieler außen vor lassen möchte, die versteh ich nicht wirklich, die waren mir immer schon suspekt, möglicherweise aus Neid, hab aber nie darüber nachgedacht. Also, ganz im traditionellen Sinn, ausgehend von Adam Smith, was ist freie Marktwirtschaft, im heutigen Kontext.
Grundsätzlich, wie wir wissen, kann jeder Akteur daran teilnehmen, die Teilhabe daran ist allerdings ungleich verteilt, sehr ungleich, aber das ist ja unser Thema. Das erste was sie haben sollten, ist eine Idee, möglichst eine gute, ideal wäre eine einmalige, was schon die erste Schwierigkeit aufzeigt. Bleiben wir also bei der guten. Meine Empfehlung wäre, die Idee auszubauen, denn ehrlich, mit Ideen alleine laufen genug Leute herum, da ist die Konkurrenz groß, da braucht man kein Kapital, sprich Geld, vielleicht gute Kommunikationsfähigkeit um sich aus dem Nebel der Masse in die höheren Sonnenregionen empor zu hanteln, daher ist „nur Idee“ nicht wirklich zielführend (mit Idee ist hier gemeint, dass man sich rhetorisch etabliert, d.h. beratend). Außerdem kommt das selten gut an, wenn ein Newcomer einem alteingesessenen Marktteilnehmer erklären will, wie es geht.
Das heißt man sollte die Idee zu einem Produkt haben, wobei der Begriff „Produkt“ durchaus dehnfähig verstanden werden kann. Vergessen sie die Idee gleich wieder, einfach ein gutes Produkt aus USA oder wo auch immer sonst, einfach zu importieren und hier mit „großer“ Spanne zu vertreiben, das ist ausgereizt, das funktionierte vor fünfzig Jahren noch sehr gut, heute nicht mehr. Sie müssen das Produkt also erzeugen. Sie brauchen Räumlichkeiten (kann man vorerst mieten), sie brauchen Geräte und Maschinen (oder Menschen, wovon ich abrate) um das Produkt zu erzeugen. Jetzt wäre es natürlich ganz toll, etwas Unvergleichbares an der Hand zu haben, denn dann kann man nämlich auch preislich nicht verglichen werden. Ja, das wichtigste ist natürlich, sie brauchen jemanden, möglichst viele, die auf dieses Produkt gewartet haben, die es haben wollen, das ist zugegebenerweise nicht ganz leicht, vielleicht sogar als schwierig zu betrachten. Aber, gesetzt den Fall, das Produkt passt, sie haben einen Preis kalkuliert, der überraschenderweise am Markt bestehen kann, also konkurrenzfähig ist, d. h. sie kaufen Rohstoffe, Materialien, erzeugen daraus ein Produkt, verkaufen es zu einem am Markt akzeptierten Preis, und von der Differenz „Leben“ sie. Klingt doch einfach, oder? Ist ja auch ganz einfach, wenn alle Parameter zusammenpassen. Sollte es ihre Idee gewesen sein, „Leitungswasser“ mit ein paar parfümierten Gewürzen plus einiger künstlicher Aromastoffe in eine Aluminiumdose zu füllen und die Stirn haben, diese dann auch noch zu verkaufen, dann gratuliere ich ihnen neidlos und herzlich. Sie haben dann einen Materialpreis von wenigen Cent, einen Verpackungskörper, der den Inhalt in den Kosten weit übersteigt, aber kein Problem, sie bekommen ja für eine Dose, wohlgemerkt mit Inhalt, zwischen, na ja, so € 1,50 - € 2,00, das ist eine Spanne von mehreren Tausend Prozent! Wenn sich das Karussell einmal in Bewegung gesetzt hat, wenn die Maschinerie einmal läuft, dann wird ihre Sorge die sein, wie kann ich mein „sauer verdientes“ Geld an der Steuer vorbeischleusen. Sie werden Anwälten ihr Geld anvertrauen oder sie kaufen sich einen Fussballclub und einen Rennstall als Abschreibposten. Übrigens, sie sind dann ein gefeiertes Mitglied der Gesellschaft, sie werden hofiert und beneidet. Kein Mensch wird sie fragen, was eigentlich der intrinsische Wert ihres Aktionismus ist, oder darstellt. Ob der Rohstoff für die Verpackung möglicherweise negative Umwelteinflüsse generiert. Viel wichtiger ist, das es cool ist wie man diese Dose aufreisst. Sie sorgen für Wachstum, für einen Leistungsbilanzüberschuss, sie sind ein Held.
Diese Woche hat voller Stolz, mit strahlendem Gesichtsausdruck der Kammervorsitzende der Autoimporteure seine Vorjahresbilanz verkündet. Das Jahr 2011 war das beste Autojahr in der Nachkriegsgeschichte, es wurde ein Zuwachs von acht Prozent gegenüber dem schon sehr hohen Niveau des vorangegangenen Jahres erreicht. Nun, wer soll es ihm verdenken? Muss er sich um den CO2 Ausstoss Sorgen machen? Das ist ja nicht sein Geschäft, geht ihn quasi gar nichts an. Genau so funktioniert freie Marktwirtschaft. Den einen interessiert nicht was der andere macht, so lange er seine Geschäfts(kreise) nicht stört. Sie werden sagen, es gibt ja Gesetze, ja sicher, aber für die Wirtschaft? Nun ist ja das schöne am freien Unternehmertum, dass Gestaltungsfreiheit, Kreativität hochgepriesen werden, das gilt natürlich auch für die Gesetze, die für den „freien“ Unternehmer meist bedeuten, dass sie sich an ihn anpassen müssen. Das hat natürlich alles Grenzen, aber wo sind die? Diese sind Gummiseile, die mit den Gedanken sich dehnen, phantasievoll sich strecken, ja manchmal reißen sie, aber das lesen wir dann sowieso in der Zeitung. Dann ist es meist zu spät. Die „heilige Kuh“ Wachstum scheint nach wie vor das alleinige Allheilmittel, der Wirtschaft obligatorisch, aber auch der Politik zu sein.
Wenn man von grundsätzlichen Überlegungen ausgeht, ist Adam Smith‘ Erklärung vom „Reichtum der Nationen“ ausgehend von den Faktoren Grundbesitz, Arbeit und Kapital nach wie vor in Kraft. Auch wie Herbert Hrachovec ausführt1 steigert die immer differenziertere Arbeitsteilung und die Kapitalkummulation die Produktivkraft und damit in einer Umwegrentabilität auch den Reichtum des Staates. Aber eben in einem krassen Ungleichverhältnis. Wenn wir alle „Staat“ sind, wäre eine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip vernünftig erscheinend, auf den ersten Blick, natürlich illusorisch und auf den zweiten Blick nicht einmal gerecht. Sogar Rawls war für eine differenzierte Verteilung, nach der entsprechenden menschlichen Ressource. Nur, dass der „freie Markt“ für optimale Ressourcenverteilung sorgt und dass genügend Konkurrenz die Preise regelt, dieses Argument muss man mittlerweile wirklich ins Reich der Fabeln und Märchen verweisen. Der unregulierte Markt neigt zu Konzentrationsbildungen, zu Clustern, zu Anhäufung von Marktmacht und die darin mitgelieferten Eigeninteressen plus intensivsten Lobbying. Die Ausuferung dieses Extremismus mit Staatssanktus sieht man bei den großen Ölgesellschaften und dem Umgang mit ihren verursachten Umweltkatastrophen. Dass die Formel für das Bruttonationalprodukt (BNP) nach wie vor ihre Gültigkeit hat, ja scheinbar der Weisheit letzter Schluss zu sein scheint, macht ja diesen Wachstumsfetischismus erklärbar, aber deswegen wird der Anspruch an Ideen für alternative Zukunftsszenarien nicht weniger dringlich. Dass wir uns heute die Frage stellen, werden schneller neue Technologien entwickelt, die uns aus der selbst geschaffenen Malaise im letzten Augenblick herausführen, oder gehen wir doch den bisher beschrittenen Weg weiter, bis zur bitteren Neige, ist doch sehr aufschlussreich und führt uns unsere prekäre Situation drastisch vor Augen. Grundsätzlich gilt: Der freie Markt entwickelt sich genau dorthin, wo seine steuernden Akteure in hinhaben wollen und das kumuliert in Ballung von Macht. Die Politik ist der Steigbügelhalter und naive Zuseher. Und der banale Ausspruch „Geld regiert die Welt“ bringt ein kompliziert scheinendes Problem mit vier Wörtern auf den Punkt und ist imgrunde so banal nicht. Und das zeigt nicht alleine das Getränk mit dem „aussprechlichen“ Namen und dem „unaussprechlichen“ Geschmack. „Jede politische Veränderung die über minimale Adjustierungen des Status quo hinausgeht, wurde bereits real denkunmöglich gemacht, jeder Neuanfang, der nicht die identische Reproduktion des bereits Herrschenden beinhaltet, in den Status der Utopie relegiert.“2
Wobei wir den Kreis geschlossen hätten und jetzt frage ich, steckt nicht doch hinter allem ein metaphysisches Problem?
--Felber Franz 15:18, 15. Jan. 2012 (CET)Übrigens noch eine Idee, die allerdings kopiert ist und die in ihrer Enge, d.h. nur ein Produkt, doch eine komplizierte ökologische Problematik aufwirft.
Holländische oder spanische Treibhaus-Paradeiser – beide sind während der kalten Jahreszeit Stammgäste in den Regalen der europäischen Supermärkte. Die in Österreich angebotenen Tomaten stammen übers Jahr gesehen bereits zu 80 Prozent aus dem Ausland: Sie kommen außerhalb der Saison aus Holland, Südspanien und inzwischen auch aus Italien. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Sommergemüse im Winterhalbjahr werden die beheizten Gewächshausflächen auch in Österreich massiv zunehmen. Entgegen dem „ökologisch und sozial“ sinnvollen Prinzip der regionalen Erzeugung stellt sich die Frage, ob der heimische Anbau im Gewächshaus im Verhältnis zur standortgerechteren südeuropäischen Produktion nicht zu viel Energie verbraucht und der Import von Obst und Gemüse aus dem Süden, nicht das kleinere Übel darstellt? Um alle Kriterien der Nachhaltigkeit zu erfüllen, kann die richtige Antwort aber nur heißen: saisonales Bio-Gemüse aus regionalem Anbau, bei gerechter Entlohnung!
Beheizte Glashäuser in Österreich Österreichs größtes Glashaus steht derzeit in Tadten im Seewinkel. Dort werden ausschließlich Rispenparadeiser produziert. Auf drei Hektar wachsen rund 100.000 Pflanzen, gezogen mit Hilfe der Hors-Sol-Technik. Bei der Hors-Sol-Technik wird Gemüse unter genau definierter Nährstoffversorgung auf einem künstlichen Substrat angebaut. Erdiger Boden im herkömmlichen Sinn ist nicht notwendig. Die Stauden werden Anfang Jänner gesetzt. Zehn Wochen später kann geerntet werden. “Die Produktion ist bei extremer Kälte wie es heuer war etwas schwierig“, sagt Walter Sattler aus Tadten. Mit den Rispenparadeisern aus Tadten werden alle heimischen Großmärkte beliefert. Mit der Nachfrage nach Paradeisern aus dem Burgenland ist der Landwirt zufrieden. “Immer mehr Konsumenten kaufen heimische Produkte“, freut sich Sattler.
Extremer Energieverbrauch Die beheizten Glashäuser verbrauchen aber überproportional viel Energie.1 Ein Kilo Tomaten aus einem beheizten Treibhaus benötigt eine Energiezufuhr, die 9,3 kg CO2-Äquivalenten entsprechen. Selbst Paradeiser, die per Flugzeug z. B. von den Kanarischen Inseln geliefert werden, haben pro Kilo mit 7,2 kg CO2 einen geringeren Energieverbrauch. Ein kg Freiland-Tomaten aus der Region benötigt nur 85,7 g CO2-Äquivalente, werden sie auch noch biologisch aufgezogen, entstehen nur mehr 34 g. Die Hors-Sol-Produktion in Gewächshäusern ohne Heizung verursacht 2,3 kg CO2-Äquivalente, Freiland- Tomaten aus Spanien beanspruchen/brauchen – trotz des Energieaufwandes für den LKW-Transport – gerade noch 600 g CO2. Womit beide deutliche Vorteile gegenüber inländischen Tomaten aus beheizten Glashäusern aufweisen. Energieverbrauchssteigerung in der Landwirtschaft ist nicht nur in Österreich, sondern in nahezu allen Industrieländern zu verzeichnen. In Holland werden die Glashäuser nicht nur beheizt, sondern auch schon künstlich beleuchtet, um auch von Dezember bis März Gemüse produzieren zu können. Nimmt man Klimaschutz ernst, muss man diesem Trend entschieden entgegen wirken. Fussnote:
1 Herbert Hrachovec: "Platons ungleiche Erben. Bildung und Datenbanken" Löcker, Wien, 2010.
2 Oliver Machart: "Neu beginnen. Hannah Arendt, die Revolution und die Globalisierung". Turia+Kant, Wien, 2005. --Felber Franz 15:18, 15. Jan. 2012 (CET)