Diskussion:Die Schlagzeile (mse)

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Liebe die Zukunft! Hier ein kleiner Artikel aus der NZZ, auf den ich kürzlich gestossen bin: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/liebe_die_zukunft_1.10949193.html

Die geschilderte Begebenheit beleuchtet das Verhältnis mündlich-schriftlich-elektronisch imho exemplarisch. Wie im Eingangszitat von Havelock ("You cannot flourish a document to command a crowd." (Eric A. Havelock)) geht es in der geschilderten Situation in China um die Frage der Rolle der jeweiligen Kommunikationsform im politischen Kontext. Um Macht und Gegenmacht, Zensur und Widerstand, etc. Interessant dabei auch, dass es niemand dabei um etwas zu gehen scheint - vordergründig zumindest.

Das Mündliche hat zwar in China ein ganz anderes Verhältnis zur Schrift, als wir hier analysiert haben. Nicht nur der Verzicht auf das Alphabet, auch die verschiedenen Sprechsprachen, die eine gemeinsame Schriftsprache verwenden sind bedeutsam.

Die beschriebene Bewegung der differance steht vielleicht auch für das Spiel mit den Kontrollmechansimen mit und in der Schrift und ihrem Bezug zur Macht. Ein Staatsbürgerschaftsnachweis ist am Ende doch bloß ein Schriftstück, wenn auch ein oft Überlebenswichtiges, manchmal aber auch besser Wegzuwerfendes, wie die "Sans papiers" in Europa deutlich machen.

So wie Sprachen erst "Staatstragend" sein können, wenn sie verschriftlicht sind (wie z.B. das Slowenische, von Primoz Trubar im 16 Jhdt. erstmals in Schriftform gefasst und das in Österreich bis heute zwar gesprochen aber nur unter schwierigsten Bedingungen auch per Ortstafeln schriftlich gezeigt werden kann), so kann im Gegenzug das gezielte Unterlaufen der Schriftform in der gesprochenen Sprache auch Widerständig verstanden werden. Mundart und Dialekt haben und hatten auch in Österreich oft eine solche Rolle - siehe z.B. die Dichtungen in der Wiener Gruppe und folgend. Jargon, Kürzel und Zeichen an den Anfängen der elektronischen Kommunikation mögen eine ähnliche Funktion gehabt haben. --Mi5er 21:39, 23. Jun. 2011 (UTC)