Benutzer:Andyk/Cyberplatonismus Typologie

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Cyberplatonismus

What is it?

Ich bin vorhin auf einer alten LV-Seite auf ein Wittgenstein-Zitat gestoßen - hier etwas länger zitiert:

"Wenn die Welt der Daten zeitlos ist, wie kann man dann überhaupt über sie reden? Der Strom des Lebens, oder der Strom der Welt , fliesst dahin, und unsere Sätze werden, sozusagen, nur in Augenblicken verifiziert. Unsere Sätze werden nur von der Gegenwart verifiziert. Sie müssen also so gemacht sein, dass sie von ihr verifiziert werden können. Sie müssen das Zeug haben, um von ihr verifiziert werden zu können."(Wittgenstein, TS 2009, S. 18)

Oder wie man in der Softwareentwicklung kurz sagt: "The code should be optimized for reading. Write once, read many."

Deshalb werde ich hier (in platonischer Tradition) zentrale Aussagen der Vorlesung Cyberplatonismus sammeln. Es sind nicht notwendigerweise Zitate oder Paraphrasen aus der Vorlesung noch geben sie notwendigerweise Meinungen wieder, die von Personen vertreten werden. Es sind Aspekte des Themas in Aussageform. Man legt sich fest, nicht alle Details wiederzugeben, sondern einen Filter einzuführen. Das Ziel ist, die Bilder verstehen und ggf. in Frage stellen zu können. Es wird sich zeigen, wie gut das gelingt. Mit Verlauf der Vorlesung wird sich die Struktur der Aussagen und ihr Detailgrad verändern, Verweisungen auf einzelne Seiten oder Transkript-Abschnitte erlauben den Zoom in die Einzelbetrachtung.

Heißt das, daß diese Seite auf eine Übersicht über die Vorlesung hinausläuft?

Das weiß ich noch nicht genau, es ist ein Experiment. Ich habe mir überlegt, zusätzlich zu den Aussagen in der Vorlesung, auch weitere Überlegungen oder Bezüge zu anderen Vorlesungen und Texten einfließen zu lassen. Mein Vorschlag ist, mit dem Einteilen der Einteilungen noch ein bisschen zu warten - denn auf eine andere Seite kopiert oder verlinkt ist das Ganze recht schnell. Alle Texte hier sind außerdem unter der GNU FDL veröffentlicht, also habt ihr unabhängig von meiner Meinung die offizielle Erlaubnis daraus zu machen, was ihr wollt (auch kommerziell übrigens ^^), z.B. mit mir hier herumprobieren. --Andyk 22:00, 9. Okt. 2010 (UTC)
Na gut, dann werd ich sie erstmal verlinken. Mir ist es ein bißchen ein Anliegen, daß man von Anfang an die Möglichkeit hat, sich von der Einstiegsseite aus alles zu erschließen, was im Wiki online zu der Vorlesung passiert. - Das Verschieben von Textblöcken halte ich im Mediawiki generell für ein bißchen problematisch, weil man die Versionsgeschichte zurückläßt und außerdem gebrochene Links riskiert. Aber es stimmt schon, daß wir die Inhalte erst sortieren können, wenn wir sie haben. --H.A.L. 22:51, 9. Okt. 2010 (UTC)

Dann wäre es vielleicht überlegenswert, sie auf der Hauptseite anzulegen, wo Übersichten hingehören. Besonders, wenn sie auch eine Anlaufstelle für Links zu Details sein soll. Momentan sind mehrere Gesamtgliederungen im Entstehen: Auf Cyberplatonismus (Vorlesung Hrachovec, Winter 2010) zum einen die Liste der Aufnahmen (chronologische Abfolge nach Vo-Einheiten) und zum anderen die Sammlung der besprochenen Bilder / Zitate (chronologische Abfolge nach behandelten Themen) und auf Diskussion:Cyberplatonismus (Vorlesung Hrachovec, Winter 2010)#Vorlage Arbeitsaufteilung eine tabellarische Zusammenstellung der Vorlesung (wieder chronologisch nach Einheiten) mit Daten, Audiodateien und Transkripten. Es wäre vielleicht ganz nützlich zu überlegen, wie sich die Einteilung organisieren läßt, bevor sich allzu viel Material angesammelt hat. --H.A.L. 13:39, 9. Okt. 2010 (UTC)

Typologie - Entwurf 1

  • 1. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Platon und Computertechnologien.
    • 1.1 Die computergenerierten Welten weisen platonische Stilmittel auf.
      • 1.1.1 Durch den Einsatz von Computertechnologie und globaler Vernetzung haben Interaktion und Kooperation zwischen weltweit verteilten Individuen neue Ausmaße angenommen.
      • 1.1.2 Man hatte neue Hoffnung, dass sich das Vernunft- und Bildungsideal durch diese Formen durchsetzen könnte. Durch den körperfreien Austausch von Gedanken emergiert ein geistiger Raum, in dem Individuen sich selbstbestimmt weiterentwickeln und verständigen können.
      • 1.1.3 Diese Hoffnung wurde und wird erschüttert durch die Voraussetzungen von uns als Lebewesen und den Import bereits vorgezeichneter Formen. Körper, Gedächtnis und Technologien holen uns ein.
        • 1.1.3.1 Dies zeigt sich, wenn Listen und Typologien in Lernplattformen auftauchen, wenn Geschäftsmodelle die alltäglichen Online-Interaktionen prägen (Google, Facebook, Apple), wenn wir eine Antwort auf eine Mail erwarten.
        • 1.1.3.2 Woher kommen diese Hoffnung und ihre Erschütterung? Sie werden verständlich durch die Auswirkungen platonischer Geschichte und der Differenz zwischen Fleisch und unantastbarem Geist.
    • 1.2 Objektorientierte Programmierung (OOP) ist die direkte Umsetzung platonischer Grundideen.
    • 1.3 Diese Zusammenhänge sind jedoch zunächst klischeehaft und oberflächlich. Um zu verstehen, was platonisch ist, braucht es detailgetreue Platon-Exegese.
      • 1.3.1 Das Klischee Platons ist: Mit der Nase nicht zu sehr im Detail stecken, sondern das Typische in den Einzelfällen herausholen.
      • 1.3.2 Bei genaurer Betrachtung gibt es in Platons Werk selbst eine Reihe von Spannungen. Sie sind als Entwicklungen vom Frühwerk hin zum Spätwerk deutbar.
      • 1.3.3 Diese Spannungen werden sichtbar, indem man ein Thema feststellt.
      • 1.3.4 Das Grund-Thema der Philosophie ist: Die Spannung zwischen Einzelfall und Typologie. Aus ihr entzündet sich die Philosophie von Platon bis heute.
        • 1.3.4.1 In den frühen Schriften Platons erfolgt eine Abgrenzung zum Konkretismus. Alle Selbstverständlichkeiten, die auf eine "Was ist..."-Frage von der Bevölkerung gegeben weden können, werden als ungenügend entlarvt. Dabei kommt die Elenchos-Methode zur Anwendung.
        • 1.3.4.2 Diese Entlarvung hat radikal subversiven Charakter, da sie jedes partikuläre positive Wissen zurückweist. Es bleibt einzig das Wissen: Jeder einzelne Kandidat für positives Wissen ist unzureichend. Diese Provokation verstört die Menschen und führt zum Tod des Subvertierers.
        • 1.3.4.2 In den Spätschriften Platons wird versucht, die Spannung durch die Annahme von Ideen aufzuheben. Die Idee des Guten hat an allen einzelnen guten Dingen Teil. Sie zu finden ist Aufgabe der Philosophinnen.
      • 1.3.5 Diese Spannung hat sich im Laufe der Jahrhunderte tief in unseren Köpfen und Verhalten verankert.
        • 1.3.5.1 Das Christentum gelangt von einer lokalen Stammesreligion zu globaler Wirksamkeit durch die Vermengung von jüdisch-christlichem mit platonischem Formenmaterial.
        • 1.3.5.2 Gott und die höchste Idee (die Idee des Guten) wurden überlagert.
        • 1.3.5.3 Jesus ist die Inkarnation des Guten in der Welt.
        • 1.3.5.4 Der Cursor ist die Inkarnation meines Fingers am Desktop.
    • 1.4 Wir brauchen ein Schema, bevor wir in Einzeluntersuchungen gehen können. Dies verhindert, uns in Details zu verlieren.
      • 1.4.1 Das Schema ist ein Rahmen, der uns fokusiert auch wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass die Einzeluntersuchungen ein anderes Schema nahe legen.
      • 1.4.2 "The picture of the software designer deriving his design in a rational, error-free way from a statement of requirements is quite unrealistic. No system has ever been developed in that way, and probably none ever will. Even the small program developments shown in textbooks and papers are unreal. They have been revised and polished until the author has shown us what he wishes he had done, not what actually did happen." "A Rational Design Process: How and Why to Fake It," David Parnas and Paul Clements
      • 1.4.3 "On a typical project, the customer can't reliably describe what is needed before the code is written. The problem isn't that the customers are a lower life form. Just as the more you work with the project, the better you understand it." Code Complete. A practical handbook of software construction
      • 1.4.4 Ein Rahmen kann zu einem Käfig werden und verhindern, dass wir Alternativen sehen.

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