Diskussion:Intellektuelles Eigentum? (IH)
Beim lesen des Textes drängte sich mir eine gewisse Paralelle zu einem Aufsatz von eric steven raymond auf. Darin werden 2 Softwareentwicklungsmodelle gegenübergestellt bei denen jeweils der Eigentümer der Software ein einzelner Auftraggeber ist oder sie jedem frei zur verfügung steht. Insofern sehe ich hier auch Software und Ideen als gut vergleichbar an da ja beide kein exklusives Gut darstellen und beliebig vermehrt werden können. Ein kurzer Überblick über die beiden Modelle in Stichworten:
- cathedral
- 1 Auftraggeber lässt anfertigen
- eindeutiges Ende wenn fertig errichtet
- "gehört" dem auftraggeber -> alleiniges nutzungsrecht
- bazaar
- viele Beteiligte konstituieren den bazaar
- in ständigem wandel/verbesserung
- jeder darf mitmachen
- keine eigentumsbeschränkung
http://www.catb.org/esr/writings/cathedral-bazaar/cathedral-bazaar/
Sinnvolle Unterscheidung?
Wie unterscheidet Lemley denn überhaupt die sogenannten "real properties" von den "intellectual properties"? Oder anders gefragt: Was genau macht die real proporties real? Ist es etwa die Eigenschaft handgreiflich zu sein, also materiell? Beim Lesen des Textes erschien mir,dass Lemley bei der Unterscheidung zwischen intellectual property und real property zu sehr auf die materielle Eigenschaft der real properties Wert legt. So ist der Wert einer CD nicht der Wert des Materials, bzw. dadurch bestimmt, dass man es in Händen halten kann, sondern der Wert liegt doch gerade in der Musik, also der Idee, die dahinter steckt. Ähnlich verhält es sich beim Kauf eines Autos: Entscheide ich mich für den Kauf eines BMWs, so investiere ich mein Geld in das Design, die spezifischen Funktionen und den sozialen Wert dieses Autos. Mit anderen Worten: ich investiere mein Geld in Ideen! Mir scheint, der hauptsächliche Wert einer real property besteht in den meisten, wenn nicht gar in allen Fällen, in seiner intellectual property. Der materielle Aspekt wäre demnach nur "Beiwerk". Folglich ist die Gleichstellung von real properties und intellectual properties durchaus sinnvoll.
--T-Man
Ich finde die Unterscheidung zwischen "real properties" und "intellectual properties" sinnvoll. T-Man bestreitet dies und begründet es folgendermaßen: In jeder Property steckt eine Idee und diese Idee ist der eigentliche Wert. Um ein Auto zu bauen, muss man einen Bauplan und Theorien über Physik, Mechanik etc. haben. Ich glaube nicht Lemley, dass sagt dass die Idee des Autos und der Bauplans eines Autos das selbe ist. Natürlich enthält jede Ding eine Idee, sei es materiell oder nicht und umgekehrt, jedes geistige Produkt, jede Art von Information, muss in irgendeinem physischen Medium gespeichert sein, dennoch gibt es eine sinnvolle Unterscheidung zwischen "real" und "intellectual". Ich stimme zu, dass die Grenzen sehr verschwommen sind, dennoch gibt es klare Fälle auf beiden Seiten: die meisten von uns würden die Werke von Beethoven als "intellectual property" und einen Apfel als "real property" einstufen. Oder erwirbt man spezielle geistige Eigenschaften eines Apfels bei dessen Kauf?
--Ivan
Auf ersten Blick mag es richtig erscheinen, dass es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen einem Werk von a und einem Apfel geben mag, in dem Sinne, dass der Besitz eines Apfel einen rein realen Eigentum darstellt. Aber auch in diesem vermeintlich sehr klaren Fall eines nicht-intellektuellen Eigentums handelt es sich m. E. bei näherer Betrachtung in gewisser Weise um intellektuellen Eigentum, beim Kauf eines Apfels zahle ich für Ideen: In der Züchtung der Apfelart steckt eine Idee, in der Weise des Transports und der Lagerung stecken Ideen etc. Auch in der Weise, wie ich selbst den Apfel verarbeiten kann stecken Ideen, wie z.B. verschiedene Rezepte. Würden diese Ideen nicht existieren, wäre ein Kauf eines Apfels gar nicht möglich bzw. ich würde mich nicht für den Kauf eines Apfels entscheiden. Solange wir nicht in einer wie von J. Locke beschriebenen Welt des Überflusses leben [[1]], in der sich jeder von so vielen Äpfeln bedienen kann, wie er braucht, ist der Erwerb eines "realen Eigentums" immer auch der Erwerb eines intellektuellen Eigentums.