Sophistes: Sprechen von Formen (IH)

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Version vom 13. April 2010, 07:13 Uhr von Anna (Diskussion | Beiträge) (first)
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GAST: Da wir nun zugestanden haben, daß auch die Begriffe sich gegen einander auf gleiche Weise in Absicht auf Mischung verhalten, muß nicht auch mit einer Wissenschaft seine Reden durchführen, wer richtig zeigen will, welche Begriffe mit welchen zusammenstimmen, und welche einander nicht aufnehmen? Und wiederum ob es solche sie allgemein zusammenhaltende gibt, daß sie im Stande sind sich zu vermischen? Und wiederum in den Trennungen, ob andere durchgängig der Trennung Ursache sind?
THEAITETOS: Wie sollte es hiezu nicht einer Wissenschaft bedürfen und vielleicht wohl der größten!
GAST: Und wie, Theaitetos, sollen wir diese nennen? Oder sind wir, beim Zeus, ohne es zu bemerken in die Wissenschaft freier Menschen hineingeraten? Und mögen wohl gar den Sophisten suchend zuerst den Philosophen gefunden haben?
THEAITETOS: Wie meinst du das?
GAST: Das Trennen nach Gattungen, daß man weder denselben Begriff für einen andern, noch einen andern für denselben halte, wollen wir nicht sagen, dies gehöre für die dialektische Wissenschaft?
THEAITETOS: Das wollen wir sagen.
GAST: Wer also dieses gehörig zu tun versteht, der wird Einen Begriff durch viele einzeln von einander gesonderte nach allen Seiten auseinander gebreitet genau bemerken, und viele von einander verschiedene von Einem äußerlich umfaßte, und wiederum Einen durchgängig nur mit einem aus vielen verknüpfte, und endlich viele gänzlich von einander abgesonderte. Dies heißt dann, in wiefern jedes in Gemeinschaft treten kann und in wiefern nicht, der Art nach zu unterscheiden wissen.
THEAITETOS: Auf alle Weise gewiß.
GAST: Aber dies dialektische Geschäft wirst du, hoffe ich, keinem andern anweisen als dem rein und recht philosophierenden?
THEAITETOS: Wie sollte man es wohl einem Andern anweisen!