Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 20.01.
Frederick Tekook Diese Vorlesung war recht komplex und sehr breit gefächert, im Rahmen eines kurzen Kommentars halte ich es also für angebracht, einmal mehr nur einen Teilaspekt auszuwählen. In diesem Falle die Philosophie als Krankheit, die man nur mit der Philosophie als Medizin bekämpfen kann. In der breiten Öffentlichkeit vernimmt man oft die Kritik, die Philosophie beantworte die Fragen, die sie stellt, nicht. (Verweis: außer der Theologie tut das meiner Auffassung von Frage BEANTWORTEN keine Wissenschaft - oder weiß die Physik seit Neustem, was nun Schwerkraft genau ist? Vermag sie die Zeit zu fassen? Oder geht sie damit nunmal um und fragt nicht weiter... ?) Nun, das stimmt wohl ohne Zweifel, aber ich finde es wahnsinnig interessant, wie viele Fragen auf dem Weg anfallen und oftmals auch beantwortet werden, auch wenn die Auswahl eine persönliche sein mag und sicherlich von einer ebenso persönlicher Disposition abhängt. Vor allem aber finde ich, dass alle Wissenschaften -so auch die Philosophie- begründen, WIESO sie die Fragen nicht beantworten können: mit jeder beantworteten Frage entstünden zwei Neue. Ich formuliere und interpretiere diese Aussage einmal anders, wahrscheinlich nicht im Sinne des Urhebers: mit jeder Frage, die wir beantworten, wird unser Horizont größer und damit auch der Ausblick und so kommt es zu mehr Fragen. Diesen Prozess nenne ich Fortschritt. Auch in der Philosophie. Und just in ebendiesem Fortschritt ist meines Erachtens die Medizin für die Krankheit zu finden, die einem die Philosophie verpasst haben mag.
Katharina Baur:auch ich habe eine genauere Definition oder Beschreibung des Begriffes der Askese vermisst. Es würde mich auch interessieren inwiefern die Askese im Alltag der Antike betrieben wurde. Das Wort "Symposium" lässt sich ja meines Wissens nach nicht nur als "Gastmahl" übersetzen, sondern kann auch als "Saufgelage" interpretiert werden.
Was die Unterdrückung der Frau angeht, bin ich der Meinung, dass wir sie bis heute noch nicht überwunden haben, sie hat nur andere Formen angenommen. Es ist sehr schwierig für mich über die Frage nach einem gelungenen Leben nachzudenken, wenn es gesellschaftliche Einschränken gibt an die man sich zu halten hat. Um in dieser Frage zu einer sicheren Erkenntnis zu kommen, müsste man sich vielleicht von ALLEN Konventionen befreien. Ich bezweifle, dass das überhaupt möglich ist.
Foucault galt als zügelloser Mensch, aber war das nicht deshalb der Fall, weil er schwul war und sich sexueller Praktiken bediente, die viele nicht als "normal" bezeichnen würden? Insofern finde ich es klar nachvollziehbar warum er sich auf die Antike bezogen hat. Damals galten schließlich andere Normen für Homosexualität. Es wird doch immer wieder diskutiert darüber, wer homosexuell ist und wer nicht, dabei sollte es insofern keine Rolle mehr spielen, als das es nicht einmal erwähnenswert sein sollte.
Wittgesteins Vergleich der Philosophie mit einer Krankheit ist für mich schon nachvollziehbar. (@Mathias: auch in Vorarlberg nennt man grübeln "Studieren")Wenn man sich mit philosophischen Fragen beschäftigt riskiert man Frust. Allerdings würde ich nicht soweit gehen die Philosophie als Krankheit zu bezeichnen, ich bin mir auch nicht sicher ob Wittgenstein das getan hat.
Das Nietzsche den Kategorischen Imperativ abgelehnt hat ist vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass er die Verwendung von Begriffen kritisiert hat, denn Kants Ethik steht und fällt mit der Formulierung von Maximen, die wiederum aus Begriffen zusammengesetzt sind.
Elke Karpf:Was „askesis“ - geistige und körperliche Übungen zur Selbsterkenntnis genau bedeutet, konnte ich der VO nicht entnehmen.
Was die Stellung der Frau betrifft, waren in der Antike die gesellschaftlichen Werte anders. Heute kann man in unserer Kultur von einem Fortschritt der Stellung der Frau sprechen. Dabei stellt sich mir die Frage, mit welchem Recht man über Werte generell urteilen kann. Woher nehmen wir die Überzeugung, Gutes für gut zu halten bzw. ethisch Korrektes für ethisch Korrektes? In der Antike waren die Menschen offenbar überzeugt, dass es in Ordnung ist, eine Frau wie Eigentum zu behandeln, so wie wir jetzt von der Gleichstellung von Frauen und Männern überzeugt sind. Waren die Reflexionsmöglichkeiten aufgrund mangelnder historischer Vergleiche noch nicht so umfassend wie heute? Bezüglich Sexualität herrschen bis heute noch Ausbeutung und Ungerechtigkeiten, aber auf andere Weise. Ist die Menschheit heute ethisch einfach noch nicht so weit, oder gibt es niemals eine Verbesserung, sondern nur eine Veränderung von Werten und Verhaltensweisen? Wenn man an die Stellung der Frau denkt, kann man zumindest hoffen, dass sich etwas ändert. Aber vermutlich wird es immer Menschen geben, die ihre Macht missbrauchen und leider ist die Freiheit und Würde der Frau in vielen anderen Kulturen noch immer der des Mannes unterlegen.
Wittgensteins Überlegung, dass die Philosophie als eine Krankheit angesehen werden kann, teile ich nur, wenn sie zur sozialen Einsamkeit führt. Ein Philosoph, der aktiv ist, seine Gedanken teilt und anderen Menschen Denkimpulse gibt, ist ganz und gar nicht krank. Wittgenstein meint ja auch, Ziel der philosophischen Arbeit sei die Veränderung seiner selbst und jener, die man Philosophie lehrt. Er bezieht sich damit ja ohnehin auf andere Menschen. Wer heute Philosophie lehrt, gibt dem anderen Speisen .. um seinen Geschmack zu ändern, heißt es bei Wittgenstein. Dieses Zitat impliziert die körperliche Komponente. Da die Auswirkungen von Gedanken auf den Körper eine Tatsache ist, ist somit auch die Körper – Geist Einheit bezüglich der Selbsterkenntnis – Selbstsorge angesprochen. Foucoult bestätigt Wittgensteins Theorien mit der Überlegung, dass das Ziel der philosophischen Arbeit sei, sich von sich selbst zu lösen im Sinne einer kritischen Aufmerksamkeit der Gesellschaft. Die Selbsterkenntnis sei das Bestimmen des Status quos, das Schreiben und die Erfahrung körperliche Grenzen. Damit gibt Foucoult praxisbezogene hilfreiche Anregungen, wie ich meine...
Camilo Del Valle Lattanzio: Am Donnerstag haben wir den zweiten Teil der Vorlesung Puhls gesehen, in dem er unter anderen die Auffassung Wittengesteins, in dem Sinnen vom Verstehen einer Philosophie als Lebenskunst, erklärt hat. Wittgenstein definiert das Missverstehen und Missgebrauch der Sprache in der Metaphysik als eine Krankheit. Ich sehe (persönlich), dass diese Auffassung eine Art Suche von einer sprachliche Sicherheit und Befestigung der Philosophie ist. Ich denke, dass solche Art von Versuche schon von jeder von uns alltäglich gemacht wird, in dem man mit der Sprache schon etwas beurteilt, und durch diesen Urteil die Gedanken in einer verständlichen Ebene befestigt werden (Bsp.: Gefühleausdrucke, Meinungen, usw.). Ich denke, dass alle die Gegenstände, die die Philosophie als Untersuchungsgegenstände (Beispiel: Leben, Sein, Wissenschaft, usw.) hat, sehr abstrakt sind. Deswegen kann man es nicht richtig mit der Sprache artikulieren. Was er mit der Heilung der philosophieschen Krankheit bezeichnet, ist nur eine Art Beschränkung der Philosophie durch die Sprache. Diese Krankheit würde ich als ein normalen philosophieschen Zweifel sehen, der nicht richtig mit der Alltagssprache oder wissenschaftlichen Sprache formuliert werden kann. Man muss nur die Auffassungen der Metaphysik als Organismen sehen, die immer eine bestimmte Gedanke (oder Erkenntnis) erläutert will, aber, die nur in seinem selben Kontext seiner Auffassung verstanden werden kann.
Diese Sprache bei Wittgenstein, die als eine Art Lebensmittel dient, würde ich als ungegnügend sehen, da sie su beschränkt und statisch bleibt. Die Sprache der Metaphysik ist plastischer, und dadurch kann man die Existenz und das Leben besser erfassen. Wenn wir durch unsere Alltagssprache unsere Existenz erklären könnten, so würde uns alles schon vorggeben, und wir könnten alles verstehen. Es könnte in diesem Fall keine Lücke in unserem Erkenntnis geben, da alles unmittelbar verstehbar (wie die Sprache) wäre, und so würde das Leben sich nicht lohnen.
Markus Werner: Ich persönlich kann dem Gedanken des Philosophen Ludwig Wittgenstein am meisten Interessantes abgewinnen. Denn auch ich teile die Meinung, dass Philosophie, als Wissenschaft gedacht, missverständlich sein kann. Bei ihm ist die Philosophie so etwas wie eine Lebensweise des einzelnen Menschen. Er verunglimpft die so genannte wissenschaftliche Philosophie als Dichtkunst. Und tatsächlich, weil ja die Sprache als Mittel zur Kommunikation solch einer Philosophie verstanden wird, ist dieser Gedanke durchaus naheliegend. Denn, und dies hat wahrscheinlich auch Wittgenstein („jedes Problem, ein Problem der Sprache“) gemeint, genau genommen ist die Sprache immer schon, ohne Ausnahme, dichterisch, weil Worte nur als Umschreibungen für Gedanken/Ideen/Vorstellungen/Gefühle verstanden werden können. Folgerichtig ist dessen Ausformulierung, ob nun mündlich oder schriftlich macht hier keinen Unterschied, eher eine Kunstform denn eine Wissenschaft, welche sich ja gerade nicht als Kunst verstanden wissen will. Demzufolge wäre allerdings, und hierzu kenne ich die Gedanken des Wittgenstein nicht, jede Wissenschaft und nicht nur die Philosophie als Dichtkunst zu denken.
Von dieser Überlegung weg- und zu der eigentlichen Thematik der Vorlesung zurückkommend möchte ich noch erwähnen, dass die Aussage des Ludwig Wittgenstein, dass Philosophie nur etwas wert sei, wenn sie einen besseren Menschen aus demjenigen mache, der sich ihr annehme, erklärungsbedürftig ist. So bin z.B. auch ich mir nicht ganz im Klaren, was Wittgenstein unter „besser“ gemeint hat. „Besser“ bedarf unbedingt einer erklärenden Definition um der Aussage des Wittgenstein Sinn zu geben. Was ist besser? „Besser“, so meine Auffassung, kann hier, den Ideen der Antike entsprechend, als „wahrer“, „schöner“, und „glücklicher“ definiert werden. Jedoch gehen nun all diese Bestimmungen, weil es sich einmal um Komparative handelt, von einem „falschen“, „unschönen“ und „unglücklichen“ oder zumindest einem weniger „wahren“, weniger „schönen“ und weniger „glücklichen“ Leben aus. Also stellt sich uns nun die Frage, ob denn nicht auch ein Leben vorstellbar ist, welches so „wahr“, so „schön“ und so „glücklich“ geführt wird, dass es keiner Verbesserung bedarf? Wäre für solch einen Menschen das Betreiben der Philosophie, ja vielleicht sogar jeder Wissenschaft, nicht absolut unnütz? Dieser Gedanke liegt zumindest nahe. Allerdings ist die Prämisse für einen solchen Schluss, dass es solch ein Leben auch wirklich gibt. Und dieser Gedanke ist, meiner Meinung nach, zu bezweifeln.
Wenn also Wittgenstein die Aufgabe der Philosophie in der Verbesserung des eigenen Lebens sieht, heißt dies dann nicht auch, dass der angehende Philosoph von vorn herein ein „falsches“, „unschönes“ und „unglückliches“ leben führt? Andererseits bedeutet der Komparativ, wie bereits vorhin festgestellt, in diesem Zusammenhang nur, dass das Leben im bloßen Vergleich zu vorher (vor dem Philosophieren) „wahrer“, „schöner“ und „glücklicher“ ist.
Demnach ist Wittgensteins Gedanke der Philosophie, als Weg zur Verbesserung des eigenen Lebens, nach reiflicher Überlegung, durchaus nachvollziehbar und in der Bestimmung dessen, was denn Philosophie sei, unbedingt zu berücksichtigen.
Mathias Pöschko: Wirklich interessant fand ich, was ich bisher noch nicht gewusst und ich noch keiner Vorlesung gehört habe, nämlich, wie es um Sexualität in der Antike stand. Dass es etwa noch nicht mal ein Wort dafür gab, sondern nur eines, das andere sinnliche Genüsse miteinschloss. Und das wiederum finde ich spannend; wie Klaus Puhl es schon ausdrückte- daran, was überhaupt philosophisch thematisiert wurde, zeigt, wie wichtig es den Leuten war. Und daran, dass es in Ordnung war, mit Pubertierenden zu schlafen, oder Frauen ZU ERMORDEN, sollten sie ein Unrecht begangen haben (wobei dieselbe Tat bei Männern nicht als Unrecht galt), könne man auch sehen, was den Leuten wichtig war, was sie bedenklich fanden oder veränderungswürdig. Im Hinblick darauf muss man sich fragen, ob Platon, Sokrates und alle antiken Philosophen so weise sind, wie wir es ständig vermittelt bekommen. Wenn jemand über so wenig Mitleid, so wenig Menschlichkeit verfügt, dass solche Verbrechen einfach nicht stören. Nicht weiter von Belang sind.
Tja, und insofern Klaus Puhl diesen Punkt, wenn auch eher am Rande, zur Sprache gebracht hat, bin ich ihm dankbar, und halte schon alleine deswegen die Vorlesung für geglückt.
Ein weiterer Punkt, der mich reizte, war Wittgensteins Verständnis von Philosophie als eine Krankheit. Ab wann, oder wie, ist Philosophie eine Krankheit? Man hört doch immer wieder, meist von bildungsferneren Menschen, dass man nicht zuviel denken soll, im Mühlviertel, wo ich herkomme, bezeichnet man sogar grübeln als "studieren"- studieren ist also ziemlich negativ behaftet- und in diesem Sinn sind Philosophen die allerärgsten. Ich kann Wittgenstein verstehen, wenn er die Philosophie mit zweierlei Augen betrachtet; jemand, der ganz andere Ansichten hat als Leute in seinem Umkreis, sind nicht unbedingt gern gesehen. Und dass das schmerzt, ist verständlich. Allerdings- eine Krankheit wäre das noch keine. Krank würde man vermutlich nur infolge solcher sozialen Umstände wie Ausgrenzung oder Einsamkeit.
@David: Vermutlich finden die im Jahr 4000 und in ihren fliegenden Autos das Ermorden wieder ganz okay, genauso wie das Besitzen von Sklaven als Eigentum.
Simon Pötschko: Der zweite Vortrag von Dr. Klaus Puhl ist eine chronologische Fortsetzung des Vortrages, von vor zwei Wochen. Ausgehend von Descartes wurde die Frage nach dem Selbst bzw. die Selbstsorge über Nietzsche und Wittgenstein bis hin zu Foucault behandelt.
Eine Interessante Position war für mich, die von René Descartes, der den entscheidenden Schritt hin zum Subjekt wagte und somit eine große Veränderung für die damalige Zeit aber auch für die Folgenden Epochen brachte. Descartes wird oft kritisiert, da er das menschliche Subjekt auf ein rein Erkennendes reduziert. Die nahezu Solipsistischen Ansichten Descartes sind mit Sicherheit oftmals weit her gegriffen und auch andere Teile seiner Philosophie scheinen nicht plausibel zu sein. Wie z.B. wenn er mit Hilfe Gottes alles woran er eigentlich gezweifelt hatte wieder einführt. Was ich jedoch interessant finde, ist es das menschliche Subjekt als denkendes Subjekt aufzufassen und diese eigene Form einer Handlung als Grundlage zur Wendung zu sich selbst zu sehen. Meiner Meinung nach gelingt die Wendung zu sich selbst durch einen innerlichen Rückzug und durch ein fundiertes und kritisches Denken.
Ein weiterer großer Denker, der seine Zeit erschütterte und auch in der Folge noch großes Gewicht hatte, war der deutsche Friedrich Nietzsche, nicht umsonst, als der Philosoph mit dem Hammer bezeichnet, war es doch seine primäre Tätigkeit bestehende Normen anzugreifen und zu „vernichten“. Genau diese Tatsache finde ich, ist für mich eine der Wichtigsten im Denken Nietzsches. Wie auch schon Kant, fordert er eine strikte Autonomie der Person, welche sich nicht durch bestehende „falsche“ Normen beeinflussen lassen sollte und sich ihre eigenen Werte schaffen sollte. Man könnte heute sagen, dass genau dies der Fall ist, dass jeder von uns (zumindest in der westlichen Welt) sich seine eigenen Werte schafft. Jedoch finde ich nicht, dass dies mit der nötigen Voraussetzung geschieht (siehe Denken im obigen Absatz) um eigene fundierte Werte zu schaffen.
Zum Schluss möchte ich noch auf einen Begriff verweisen, der in der Vorlesung durchaus vorgekommen ist, jedoch meiner Meinung nach ein wenig untergegangen zu sein scheint. Ich spreche von der Askese. Ich meine es gilt diesen Begriff durchaus zu bestimmen und ihn zur Kenntnis zu nehmen, wenn wir über Lebensphilosophie diskutieren wollen.
Christian Oberegger :Wobei ich das Thema als sehr interessant empfand, muss ich doch sagen, dass sich die Präsentation vom Herrn Puhl als eher langweilig herausstellte. Den Punkt den ich besonders Interessant fand und welcher mir am meisten Kopfzerbrechen bereitete, war jene Theorie Wittgensteins, welche die Philosophie als ein Hindernis für ein gutes und gelungenes Leben darstellt. Laut Wittgenstein handelt es sich um eine Ursache und zeitgleiche Lösung sämtlicher Lebensprobleme. Im Bezug dessen, glaube ich nicht wirklich Wittgensteins Meinung zu sein, da ich Philosophie nicht als etwas Störendes empfinde, sondern als etwas Schönes, welches mich nicht am Leben hindert.
Benjamin Andreatta Nach der Vorlesung erinnerte ich mich an Gedicht von Nietzsche aus der „Fröhlichen Wissenschaft“, dass wie ich finde in diese Richtung schlägt:
„Ecce homo:
Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.“
Seine Auffassung von Lebenskunst finde ich sehr interessant, wobei seine Art Philosophie eben manchmal sehr poetisch wirkt, wobei sich mir manchmal die Frage aufdrängt, ob dieser Typus mit der rein wissenschaftlichen, ohne Berücksichtigung auf Stil, etc. Philosophie mithalten kann. Wittgenstein würde dies wahrscheinlich bejahen. Was ich an Nietzsche eben so spannend finde ist die Metapher des an sich selbst schaffenden und arbeitenden Künstlers. Herr Puhl stellte dazu die Frage, ob dies überhaupt möglich sein kann, Künstler und Kunstwerk in einem zu sein. Meiner Meinung nach sollte man hier auf keinen Fall die Metaphorik außer Acht lassen, an sich selbst arbeiten wäre zum Beispiel ein ungemein gängiger Ausdruck. Unter Rücksichtnahme solcher Annahmen scheint seine Philosophie vielleicht etwas klarer.
David Bogner
Die Körper-Seele-Trennungs Unterschiede zwischen Platon und Descartes sind mir nicht ganz klar. Bei Platon sind Körper und Seele verbunden (das eine ist das Gefängnis des anderen) und beim andren ist die Existenz von einer Seele ohne Körper schon möglich?
Ich hab auch nicht ganz verstanden, welche Rolle Wittgenstein in dieser Reihe spielt. Wollte Professor Puhl einfach nur herauskehren, dass Wittgenstein nicht der trockene Vertreter einer wissenschaftlichen Philosophie ist, als der er immer dargestellt wird? Mir ist sein Standpunkt in der ganzen „Wie kann ich leben“ Diskussion auch nicht klar.
Sehr lustig fand ich den Einwand von Mathias Pöschko. Nicht nur wegen der fliegenden Autos und dem Warp Antrieb waere das Jahr 4.000 interessant, es waer auch spannend zu wissen, welche Dinge dann als abartig und unrecht empfunden werden, die momentan gesellschaftlich akzeptiert sind.
Generell gilt zum zweiten Teil der Vorlesung: Descartes wurde als unfähig präsentiert, Nietzsches Gedanken zum Wie könnte ich leben konnte ich nicht nachvollziehen, Wittgenstein war wirr, also bleibt wieder nur Foucault und der ist natuerlich super. Die künstlerische Gestaltung des Selbst finde ich großartig. Ein gutes Beispiel dafür (und für die These, dass Penetration auch jetzt noch ziemlich wichtig ist) ist Tiger Woods. Weil er nicht nur Vorfahren afrikanischer sondern auch indianischer, chinesischer, thailaendischer und niederländischer Herkunft hat, akzeptiert er das Label Afro-Amerikaner nicht sondern hat ein ganz neues entworfen, das ich jetzt leider vergessen hab und auch nicht googlen kann. Und welche Optionen zur künstlerischen Gestaltung des Selbst sich aus den neuen Technologien ergeben wird uns sicher noch ein paar Mal unterkommen.
Gertrude Dvornikovich: Ludwig Wittgenstein war kein Anhänger der „Philosophie als Wissenschaft“, er lehnte sie sogar ab, er war überzeugt von der „Philosophie als Lebensweise“. Wittgenstein sieht in der Philosophie die Arbeit an sich selbst für unumgänglich, da nur so ein gelungenes, glückliches Leben möglich ist.
Wittgenstein hatte eine große Abneigung gegenüber vieler Berufsphilosophen und ging auch immer wieder Arbeiten nach, die seiner Meinung nach, wesentlicher nützlicher waren. Er betätigte sich als Volksschullehrer, Gärtner, Architekt und zog freiwillig in den 1. Weltkrieg. Seinen Studenten hatte er sogar geraten das Philosophiestudium abzubrechen und Medizin oder Anderes zu studieren. Seine Philosophie ist somit eine Absage an die wissenschaftliche Philosophie. Diese wissenschaftliche Philosophie bezeichnete er als eine auf sprachliche Missverständnisse beruhende, seiner Meinung sei sie eine Krankheit. Er machte sich zur Aufgabe diese Krankheit auszumerzen. Für ihn war es wichtiger ein gutes Leben zu führen als ein großer Philosoph zu sein.
Ein Mann, der mit seinem Frühwerk, dem kurz gefassten, aber umso inhaltsschweren „Tractatus logico philosophicus“ generiert hat, alle philosophischen Probleme gelöst zu haben. Und der Jahre später, die intellektuelle Redlichkeit gezeigt hat, die wohl selten zu finden ist: nämlich, wie er selbst sagt, „[....] schwere Irrtümer in dem [zu] erkennen“, was er in jenem ersten Buch niedergelegt hatte.
Untrennbar mit Wittgenstein verbunden ist der sog. „linguistic turn“, die „sprachliche Wende“ in der Philosophie. Damit ist er Mitbegründer der analytischen Philosophie im weiteren Sinne, jener philosophischen Richtung, die der Logik, der Sprache und den Erfahrungswissenschaften eine zentrale methodologische Rolle einräumt. Philosophische Probleme kann nur verstehen oder auflösen, wer begreift, welche Fehlanwendung von Sprache sie erzeugen.
Und so ist der letzte Satz des „Tractatus“ gerade heute gültiger denn je:„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“.
David Bogner
@Gertrude:
Ich nehme an, dein Statement war auf mich bezogen. Vielen Dank, dass du mir die wichtigsten Punkte der Vorlesung zum Thema Wittgenstein noch einmal wiederholst. Meine Frage oben bezog sich auf den Beitrag von Wittgenstein zum Thema Wie könnte ich leben. Dass es seiner Meinung nach ein falsches = schlechtes Leben (dessen Konsequenz die Frucht vor dem Tod ist) gibt, wurde klar. Arbeit an sich selbst, auch ok, aber im griechischen Sinne der askesis oder wie jetzt? Die Veränderung jener, die man Philosophie lehrt, aber in welche Richtung? Was heißt sich selbst bezwingen?
Astrid Barcza: Ich möchte mit meinem Kommentar an die erste von Prof. Puhl formulierte Problemstellung am Ende der VO und die Frage anschließen, worin unsere personale Einheit besteht, wenn das Selbst zugleich in seinen jeweiligen Änderungen oder Transformationen besteht/bestehe. Als inhaltliche Referenz ist mir dazu die Skizzierung von Nietzsches Standpunkten in der letzten VO-Einheit eingefallen, die mir dennoch keine schlüssige und befriedigende Antwort darauf gibt. Nietzsches Philosophie verwirft die wie auch immer religiös oder moralisch gebotenen Vorstellungen eines „eigentlichen Selbst“ und problematisiert zugleich die christliche Askese, wo sie zu einer Lehre des Verzichts wird. Er verwirft sozusagen diese selbstgesetzliche Logik Descartes’ und hebt das „Sich-Selbst-Schaffende“, schöpfende und kreative Moment hervor. Das Selbst schöpft sich demnach selbst aus seinen Handlungen und wir werden zu den uns selbst Schaffenden und Gesetzgebenden. Vor diesem Hintergrund erfährt auch das Bild des antiken Bildhauers und seiner die göttliche Tugend zum Vorschein bringende Selbstbearbeitung eine differenziertere Sichtweise. Durch diesen Aspekt der Übung nimmt Nietzsche zumindest formell Anschluss an die antike Konzeption. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob dieses Schaffungsmoment bzw. diese Vorstellung des Selbst bereits dessen Änderungen mit einschließen kann. Oder liegt in der bekannten Formulierung „Wie man wird, was man ist“ (als Untertitel von Ecce Homo), gleichzeitig das Potenzial einer Änderung im Sinne von „Wie man wird, was man sein könnte“ verborgen? Wie dürfen wir uns vorstellen, in diesem unförmigen Steinblock selbst dessen Wandlungen zu einem Kunstwerk zu entdecken? Worin besteht dann diese Änderung oder wodurch vollzieht sie sich? Vielleicht liegt es an meinen missverstandenen Interpretationen, vielleicht an Nietzsches kontroversen oder ausgeprägten Positionierungen. Im Moment kann ich mir als eine Antwort auf die Frage nach der Transformation des Selbst nur vorstellen, dass dabei die interaktive Situation und die wechselseitigen Bezüge unserer Handlungen wohl als wesentliche Faktoren für Änderungen unserer Ansichten oder gar unseres Selbst mit berücksichtigt werden müssen und sie in Nietzsches enger Formulierungen nicht Eingang gefunden haben.
@Gertrude: Danke für deine übersichtliche Darstellung, die mir sehr geholfen hat, die bereits angeführten Punkte zur Diskussion "Philosophie als Krankheit" bei Wittgenstein gut zu verorten.
Koepp Laurent: Ich finde besonders Wittgensteins Ansatz interessant dass man Philosophie nicht nur als eine akademische Wissenschaft ansehen sollte. Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch sein Verhalten hinterfragen und überprüfen ob er die Realität an seinem Verstand messen kann. Damit will ich drauf andeuten dass man zuerst überlegen sollte bevor man handelt, und sich nicht aus Affekten (wie Liebe, Trauer oder Begierde) heraus leiten lassen sollte. Man sollte diese Gefühle natürlich auch nicht unterdrücken sondern analysieren wo das Problem liegt und es dementsprechend behandeln.
Auch seine Einstellung gegenüber dem Problem der Alltagssprache finde ich sehr interessant, da ich auch der Meinung bin dass man zu oft auf der Begrifflichkeit rumreitet was im Endeffekt dazu führt dass man sich über allerlei Theorie streitet und das eigentliche Problem aus den Augen verliert. Anstatt seinen Verstand zu benutzen und sich die Frage zu stellen was sein Gegenüber mit dem bestimmten Wort anzudeuten versucht wird oft die eigene Definition dargelegt und die Debatte endet schlussendlich im Begrifflichkeitskampf.
Zu Michel Foucault ist zu sagen dass seine Theorien größtenteil historischer Natur sind, weswegen er auf oft als Historiker unter Philosophen bezeichnet wird. Aber wie er selbst erkannt hat lebt jede Generation in einem Fischglas, wobei dem Fisch die Grenzen seinen Gefängnisses nicht einsichtig sind. Und dies ist auch hier der Fall. Die Antike hatte ihre Regeln und diese Regeln wurden aus den Ereignissen von dieser Zeit hergeleitet. z.B der Missbrauch von Sklaven, die Männer Knaben Beziehungen. Heute wäre das undenkbar. Natürlich kann man davon ausgehen dass diese Werte durch das Christentum geprägt wurden, so wie z.B auch der kirchliche Verbot vor Sex aus Lust heraus (Wolllust). Allerdings hat die Kriche heute an Einfluss eingebüßt und zumals Regeln die häufigen Sex verbieten rutschen immer bewusster in Vergessenheit. Dennoch sind all diese sexuellen Phantasien und Praktiken nichts unnatürliches sondern etwas was beim Menschen natürlich erscheint, sonst wären solche Gedanken ja überhaupt nicht möglich. (ich gehe davon aus dass es nichts unnatürliches gibt) Deswegen sexuelle Gewohnheiten zu verteufeln und eine höhre Macht zu zusprechen, wie es die Religion anhand des Teufels tut, ist in meinen Augen nur eine Methode um zu große Geburtenraten zurückzudrängen und damit Probleme wie Überbevölkerung, Nahrungsmangel und Kindersterblichkeitsrate zurückzudrängen.
Fabian M. Kos: Jene vier Fragen des Professor Puhl, die sich am Ende seiner Zusammenfassung finden, halte ich allesamt für interessant, doch möchte ich insbesondere der abschließenden Aufmerksamkeit schenken:
„Wie weit lässt sich das Leben überhaupt mit einem Kunstwerk vergleichen? Müsste dazu, sieht man von Äußerlichkeiten wie Kleidung etc. ab, nicht das Selbst von seinem Leben, wie der Künstler von seinem Material, getrennt sein?“
Dies nicht zuletzt, aufgrund der Tatsache, dass am 14.Jänner dieses Jahres der japanische Schriftsteller Yukio Mishima 85 Jahre alt geworden wäre. Ohne detailliert auf dessen widersprüchliches Werk einzugehen, sei er doch in Zusammenhang mit dem Vollzug eines Seppuku und den damit verbundenen, für uns denkwürdigen, Ursachen und Folgerungen erwähnt.
Während man in der rhetorischen Theorie unter evidentia eine literarische Veranschaulichung, also ein besonders imaginationsanregendes Textverfahren, versteht, geht die Evidenz weiter. Sie ist die konkrete Veranschaulichung und erzeugt höchsten Affekt (Vgl. Joachim Knape, Was ist Rhetorik?, 19). So etwa, wenn Antonius Cäsars blutgetränkte Kleider an sich reißt und verstärktes Mitleid erregt.
Die Lebenskunst entpuppt sich im Vergleich zunächst als evidentia, der ihre Anwendung als Evidenz folgt. Gleichgültig aus welchen Gründen (etwa politischen, künstlerischen oder amourösen) Mishima den finalen Akt vollzieht, er will das Leben verlassen, um es dadurch erst zu gewinnen. Wenn wir jene, von Puhl aufgeworfene, Frage insofern bejahen, dass das Selbst von seinem Leben getrennt sein solle, so müssen wir wohl feststellen, dass der japanische Autor, die einzig konsequente Alternative wahrgenommen hat. Treten wir der Erkundung allerdings ablehnend gegenüber, dürften wir folgerichtig (als Daseiende) für inkonsequent gehalten werden oder aber müssen zwangsläufig eine somatische Ausuferung innerhalb unserer Welt zum Thema der Diskussion machen.
Michaela Zmaritz:
Philosophie als Lebenskunst oder das Leben als Kunstwerk? waren Anstöße von Doz. Puhl zum zweiten Teil seiner VO. Das Leben an sich zu meistern ist sehr oft eine Kunst, meiner Ansicht nach. Das beginnt bei der Geburt und verläuft mehr oder weniger aufgeregt bis zum Zeitpunkt, wo der Tod seine Pforten öffnet und kurz vorher haben wir sehr oft das Problem, dass die Sache mit dem Sterben auch nicht so leicht „von der Hand“ geht. Die Ereignisse, ob gut oder schlecht sei dahingestellt, die uns unsere Über-lebens-künste abverlangen hinterlassen allesamt spuren, welche sich auf unsere weitere Lebensführung auswirken. Die auf das Denken und Hinterfragen ausgerichtete Philosophie braucht bestimmte Bedingungen, um zu reifen. So hat schon Prof. Gotz erwähnt, dass der sich im Überlebenskampf befindliche Mensch werde Zeit noch Muße zum Philosophieren haben wird. Aber jede Wissenschaft verlangt vom Betreibenden eine mehr oder weniger große Anstrengung der Hinwendung und damit einer Form von Verzicht, will man sie weitertreiben, ausfüllen, an andere Ufer gelangen. Dies ist meiner Ansicht nach ohnehin eine Form der Askese, welche in diesem Verständnis aber nicht auf die Philosophie beschränkt ist. Die Askese des antiken Modells sehe ich gespalten. Askese kann verschiedene Bedeutungen haben, von der körperlichen hin zur geistigen Abgrenzung wovon auch immer, um die Hinwendung zum Gedankengebilde zu erhalten, gewährleisten und um daran festzuhalten. Askese als Konzept der Selbstsorge ist somit nicht weit hergeholt, denn ich kann meine Energie, meine Möglichkeiten und Kapazitäten nur in einem bestimmten Verhältnis gebrauchen ohne Gefahr zu laufen, mich selbst zu schädigen. In diesem Sinne widerspräche die Askese dem Konzept der Selbstsorge. Allerdings sollte der Begriff Askese aus der heutigen Perspektive betrachtet werden – so wie etwa Foucault darauf verweist – im Sinne der Haltung, des Ethos. Das Selbst des heutigen Zeitgeistes für sich zu bestimmen, zu reflektieren und vielleicht sogar noch in einer Form der philosophischen Tätigkeit „arbeiten“ zu lassen, braucht in jedem Fall eine Form von Askese, die vielleicht nicht gerade im antiken Modell gedacht wird, aber dem Bedürfnis des Menschen nach Selbst-bestimmung einen neuen Zugang ermöglichen sollte. Die Schwierigkeit liegt vielleicht in der ausufernden Begehrlichkeit des Einzelnen aber auch ganzer Gruppierungen, Nationen,… wobei mitunter das Objekt des Begehrens in einem Nebel verschwindet und schließlich um des Begehrens willen begehrt wird. Das durchzuhalten oder zu überleben ist auch eine Art von Kunst.
Dan Siserman: Der zweite Teil der Vortrag von Dr. Klaus Phul war ziemlich komplex. Ausgehend von Descartes wurde die Frage nach der Rolle und Sinn der Philosophie über Nietzsche und Wittgenstein bis hin zu Foucault behandelt. Deswegen werde ich im Rahmen dieses kurzen Kommentars nur einen Teilaspekt behandeln, und zwar dem Leib-Seele-Problem beim Rene Descartes (besonders weil ich mich gerade mit ihm beschäftige). Laut Descartes, neben den materiellen Substanzen, d.h. den Körpern, die Ausdehnung als wesentliches Attribut habe, gibt es auch imaterielle Substanzen, die Denken als wesentliches Attribut haben. Diese beiden Substanzen sind real voneinander verschieden. Sie können aber miteinander verbunden werden, wie am Beispiel des Mensch deutlich wird. Denn ein Mensch ist nicht anders als ein Kompositum aus Körper und Geist. Mit diese These will Descartes nachweisen, daß die Körper nicht von einer Form, sondern von einer inneren Seele gelenkt werden, und daß die menschliche Seele unsterblich ist, denn wenn feststeht, daß die Seele real vom Körper verschieden ist, steht auch fest, daß die Seele nicht notwendigerweise zugrunde geht, wenn der Körper stirbt.
Wenn ich radikal an allem zweifle, dann kann ich wirklich an allem zweifeln; ich kann aber nicht daran zweifeln dass ich zweifle, d.h., daß ich eine geistige Tätigkeit ausführe, was bedeutet dass ich einen Geist haben muß. Also kann ich nicht daran zweifeln, daß ich einen Geist habe, ich kann aber sehr wohl daran zweifeln, daß ich einen Körper habe. Das, woran ich nicht zweifeln kann, muß real von dem verschieden sein, was ich bezweifeln kann. Also muß mein Geist real von meinem Körper (wenn er denn überhaupt existiert) verschieden sein. Diese Argument zeihnt sich dadurch aus, daß es ausgehend von einer rein epistemischen Feststellung (es gibt den Bereich des Bezweifelbaren und den Bereich des Nicht-Bezweifelbaren) zu einer ontologischen Feststellung übergeht (der Bereich des Bezweifelbaren ist real vom Bereich des Nicht-Bezweifelbaren verschieden). Was in epistemischer Hinsicht voneinander getrennt werden kann (das Bezweifelbare und das Unbezweifelbare) ist nicht notwendigerweise auch das, was in ontologischer Hinsicht voneinander getrennt werden kann (Körper und Geist). Aber wie ist eine derartige Interaktion möglich, wenn Körper und Geist doch real verschiedene Substanzen sind? Wie sollen zwei Substanzen, die ganz unterschiedliche Attribute aufweisen, in einer Kausalen Verbindung zueinander stehen? Descartes selbst versucht dieses Problem über die Annahme der Zirbeldrüse als Körperlich-geistige Schnitstelle zu lösen.
Ich wollte dadurch zeigen, wie eine ürspungliche bewusste Wunsch (daß die menschliche Seele unsterblich ist) total andere Konsequenzen haben kann: Die Geburt zwei antinomische Richtungen: Rationalismus und Materialismus, also zwei unterschiedliche Weltanschauungen bzw. zwei unterschiedliche Lebensweisen.
Ipek Dalgic:
Was die Stellung der heutigen Frau in der westlichen Gesellschaft betrifft, so bin ich der Meinung, dass sie die Sklaverei vergangener Tage, im Sinne der Reduzierung auf ein Objekt in vielerlei Hinsicht, überwunden hat. Dies impliziert jedoch noch nicht das Ende einer notwenigen Emanzipation im Bezug auf gesellschaftliche Missstände aller Art (wie zum Beispiel ungleiche Entlohnungsverhältnisse). Weiters stellt sich mir die Frage, wie das Selbst bei Nietzsche zu definieren ist. Stellt das Selbst etwa eine Instanz dar, die wir vielleicht als Kinder besaßen und die durch die Sozialisation des Heranwachsens und die damit verbundene notwenige Anpassung an geltende Werte und Normen unserer Gesellschaft, überlagert wurde? Meiner Ansicht nach geschieht durch eigenständige Selbstreflexion bereits eine aktive Arbeit an sich selbst und infolgedessen entstehen zukünftig in betreffenden Situationen automatisch dementsprechend reflektierte, praktische Handlungen, sowie eine Transformation der Gedanken. (d. h. eine Überführung der alten Denkmuster in Neue.) Ich glaube, auf Nietzsches Frage „Wie man leben könnte“, muss jedes Individuum seine eigene Antwort finden und somit glaube ich, dass diese Frage nicht allgemeingültig beantwortet werden kann. Vielmehr gilt es, wie Foucault zeigt, durch die Aufarbeitung der Geschichte, die jeweilige Gesellschaft sowie die individuelle Stellung zu erkennen und infolgedessen seine eigensten Möglichkeiten zu ergreifen. Daher gefällt mir der folgende Gedanke Wittgensteins sehr gut: „Die Freude an meinen Gedanken, ist die Freude an meinem eigenen seltsamen Leben“. Des Weiteren vertrete ich die Auffassung, dass das Leben generell die „Arbeit an sich selbst“ und seinen Möglichkeiten darstellt. Doch nicht jeder Mensch hat gleichermaßen die Möglichkeit, an seinem Leben zu arbeiten. Die Bedürfnispyramide von Maslow aus der Psychologie beispielsweise besagt, dass bevor ein Mensch nach Selbstverwirklichung streben kann, seine Grundbedürfnisse (Nahrung zum Beispiel oder das Bedürfnis nach Sicherheit) befriedigt sein müssen. Außerdem können, wie zum Beispiel in Kulturen, die aufgrund ihrer religiösen oder sozialpolitischen Lage (Bildungsarmut), die Möglichkeit des Einzelnen zur Reflexion einengen. Eine Frau in Afghanistan die nicht lesen und schreiben gelernt hat und der es verboten ist, und die dies als ganz normal betrachtet, eingesperrt zu sein und keine Rechte zu haben, ist vielleicht unglücklich, aber hat sie die Möglichkeit, ihre Lage zu begreifen, wenn sie zum Beispiel nicht vergleichen kann, oder hat sie schlechtere Wahrscheinlichkeiten dazu? Inwiefern hat sie die Möglichkeit ihr Selbst zu verändern oder daran zu arbeiten? Diese Möglichkeit der Lebenskunst ergibt sich leider, wie es den Anschein hat nur für privilegierte Menschen.
Thomas Karner: Die Vorlesung war , wie die von vergangenem Donnerstag, wiederum höchst interessant! Vorallem begeistert mich Wittgensteins Ansicht von Philosophie, welche aufs Engste mit dem Leben verwoben sei. Geanu das ist auch der Anspruch, den ich an die Philosophie habe! Dennoch, ich spiele deshalb noch nicht mit dem Gedanken, mein Philosophiestudium nach nur einem Semester zu beenden. Ich hege keinen Argwohn gegen akademische Philosophie, aber ich glaube, dass viele den, meiner Meinung nach wesentlichen Auftrag der Philosophie, nämlich die Arbeit an sich selbst, wie Wittgenstein es auch vormuliert, aus den Augen verlieren. Philosophie muss auf die Straße!
Mit Nietsche habe ich mich leider noch nicht allzuviel auseinandergesetzt. Sein Anspruch mit vielem vor ihm gedachten abzubrechen, um die Frage - Wie man leben könnte - stellen zu können, ist wirklich interessant. Seine Ablehnung der Religion teile ich. Überhaupt weiß sein Schreibstiel, der poetisch und ich möchte sagen - pathetisch - ist wie der keines anderen Philosophen, zu gefallen. So irritierend er auch sein mag - ihn zu lesen, reißt mich mit.
Paula Unterwurzacher: Ich finde Nietzsches Betrachtung von Philosophie als die Lehre, sein Leben als Kunstwerk zu gestalten äußerst interessant. Allerdings kann ich nicht ganz nachvollziehen, weshalb er Kants kategorischen Imperativ ablehnt. Ich habe den kategorischen Imperativ nie als eine aufgezwungene Gesetzgebung empfunden, sondern eher als „Rezept“, wie man sein Leben ethisch korrekt gestalten kann. So gesehen würde er doch ganz gut in Nietzsches Konzept passen, da er keine allgemeinen Gesetze aufstellt, an die sich jeder halten muss, sondern jedem Individuum die Entscheidung überlässt, wie es sich verhalten soll.
Sabrina Haider: Auch ich finde das bereits angesprochene Verständnis Wittgensteins von "Philosophie als eine Krankheit" sehr interessant, was auch ein umfangreiches Diskussionsthema wäre. Es ist tatsächlich so, dass die Philosophie oftmals als eine Art "Hindernis" angesehen wird. Ich selbst kenne diese aus dem Bekanntenkreis, wo es ganz klar heißt: "Immer dieses Nachdenken wär mir viel zu anstrengend, außerdem wird man dabei ja völlig verrückt und verstrickt sich immer noch mehr in Themen, die teilweise von vorhinein als "banal" gelten..." Solche Aussagen sind mir nicht fremd, natürlich auch nicht die Gegenseite, die die Philosophie als bereichernd und als Lebensbestandteil sieht, welcher auch nicht umgangen werden kann. Traurig an der Geschichte finde ich, dass die Menschen, die die Philosophie als eher nutzlos ansehen, oftmals einfach nur Angst haben. Vielleicht ist es die Angst, sich gedanklich zu sehr fallen zu lassen, oder gar Dinge zu hinterfragen, die in der Gesellschaft als gewöhnlich und alltäglich gelten. Oftmals ist es aber auch nur Bequemlichkeit, die die Menschen davon abhält, zu hinterfragen. "Philosophie als Krankheit" ist jetzt zwar ziemlich negativ ausgedrückt, hat aber durchaus seine Berechtigung. Auch ich muss sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass die Philosophie (aber auch andere Wissenschaften) tatsächlich einen krank-machenden Charakter haben können, denn das Suchen nach neuen Wegen, das Entdecken anderer Gedankengänge, usw. können unter Umständen natürlich auch zur Belastung werden.