Vermittlung von Bildung (MuD09)
Wie viel Ausbildung ist zu Bildung nötig?
von Simpkin
In unserer Diskussion haben wir den Gegensatz zwischen zwei verschiedenen Philosophien entdeckt: die eine Denkweise hält es für notwendig, dem Lernenden ein Werkzeug mit auf den Weg zu geben, mit dem er arbeiten kann. Die andere Denkweise spricht sich nur dafür aus, dem Schüler soviel wie möglich an Freiraum zu bieten, damit er selbst das Wissen entdecken und sich so Bildung aneignen kann. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, aber im Zuge der Diskussion ist uns aufgefallen, dass sich die Naturwissenschaftler vielleicht noch eher „an der Hand nehmen und etwas zeigen lassen“ als die Geisteswissenschaftler, die prinzipiell alles in Frage stellen wollen können. Wodurch sich die Universität meiner Meinung nach von einer Fachhochschule unterscheidet, ist die Pflicht der Professoren und der Studenten, sich kritisch mit einem Thema auseinander zusetzen. (Nicht, dass auf Fachhochschulen nicht auch das kritische Denken gelehrt werden kann, aber ich glaube nicht in dem intensiven Maße, wie es an der Universität der Fall ist oder der Fall sein sollte.) Dazu ist ein hohes Maß an Freiheit und Eigenverantwortung von beiden Seiten (Lehrende und Lernende) notwendig, dass im Moment auf recht wackeligen Füßen steht: einem Studenten muss die Möglichkeit gegeben werden, sich über ein Thema ausreichend zu informieren wenn er es wünscht (in diesem Artikel werden Sie keine –Innen-Formen finden. Ich interpretiere den Begriff „Student“ als geschlechtsneutrale Berufsbezeichnung und spreche damit Männer und Frauen gleichermaßen an). Dies war am 23. Dezember am NIG nicht der Fall, als ich, Student der Philosophie, von einem eigens engagierten Sicherheitsdienst am Betreten „meines“ Institutes und damit „meiner“ Bibliothek gehindert wurde, da „die Gefahr bestehe, ich könnte die Uni neu besetzen“. Abgesehen davon, dass hier die österreichische Lösung der sogenannten Studentenproteste eindrücklich gezeigt wird („anstatt an den Studienbedingungen etwas zu ändern, sperren wir jetzt einfach die Universitäten zu, damit die aufsässigen Studenten nicht mehr rein können“ wurde ich an meinem Recht ein öffentliches Gebäude zu betreten und in der Bibliothek mein Wissen zu erweitern gehindert, denn vom nächsten Tag an, sind bis Anfang Jänner Ferien. Ich werde mich hier weder über die Sinnhaftigkeit der Studentenproteste noch über den Zynismus, mit dem den Studierenden hier begegnet wird (wie soll man sich ohne ausreichende Möglichkeiten informieren /bzw. warum holen wir nicht gleich alles aus Wikipedia) näher äußern. Aber es erscheint mir bemerkenswert, wie in diesem Land mit dem Begriff der sogenannte „Freien Bildung“ umgegangen wird.
Wieviel Bildung braucht denn der Mensch überhaupt? Der Ansatz „was ist Wissen und wie ist es vermittelbar?“ reicht von Sokrates („Ich weiß, dass ich nichts weiß“ bis zu Poppers antropomorphistischer Idee (sehr kurz zusammengefasst: Wissen ist genetisch im Menschen veranlagt und je nach Bedarf und Umweltsituation hervorgeholt bzw. angepasst). Während sich einige Schulen für die absolute Freiheit der Entwicklungsrichtung und höchsten noch etwaige Förderung der Stärken ihrer Schüler aussprechen (z.B Montessori), sind andere der Ansicht, nur durch Vorgabe, Drill und Disziplin könne dem Menschen die Bildung vermittelt werden, die er braucht (und hier wird vom Lehrer ausgesucht, was für den Schüler von Relevanz ist) (Beispiel: jede Militärschule rund um den Globus). Ich persönlich bin der Ansicht, dass man als mündiger Mensch einen Mittelweg zu gehen hat, zwischen Disziplin und Vorgabe und eigenem Infragestellen der Dinge. Wenn mir niemand beibringt, eine Sprache zu sprechen und ein Alphabet zu lernen, kann ich mich später nicht darüber aufregen, wenn mir Zutritt in eine Bibliothek verweigert wird. (Natürlich besteht die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir eine Sprache ganz von selbst aneignen und auch das Alphabet ganz allein lernen könnte, allerdings ist sie relativ klein. Abgesehen davon ist die andere Methode schneller und effizienter.) Obwohl man zwischen Bildung und Ausbildung differenzieren muss, stehen sie doch in einem Spannungsverhältnis zueinander, denn ich glaube, ich brauche eine gewisse Ausbildung zur Bildung, damit Bildung überhaupt möglich wird. Der Naturwissenschaftler sind noch eher geneigt, ein mathematisches System zu akzeptieren, oder eine physikalische Formel, die Vorgänge in der Realität erklärt. Der Geisteswissenschaftler akzeptiert dies vielleicht nicht so ohne Weiteres bzw. zweifelt alles an („Was ist Bildung?“, „Was kann ich wissen?“, „Wozu denn überhaupt Bildung?“ , „Und was ist denn diese Realität überhaupt?“).
- Die Geisteswissenschaftlerin akzeptiert ein mathematisches System vielleicht deswegen nicht, weil Formalismen im eigenen wissenschaftlichen Umfeld (in der community) nicht praktisch (also handelnd) relevant werden. Hingegen werden bei den Naturwissenschaften oder in den technischen Wissenschaften bestimmte formelhafte Zusammenhänge (z.B. das Ohm'sche Gesetz in der Elektrotechnik oder die Energieerhaltungssätze in der Physik) heruntergerattert, durchgearbeitet, verinnerlicht, verwendet so wie in der Philosophie der Kategorische Imperativ oder Platons Höhlengleichnis. Dass aber Geisteswissenschaftlerinnen als Geisteswissenschaftlerinnen alles anzweifeln, schließe ich daraus nicht. Niemand gibt gern seine Konventionen und Überzeugungen auf, auch wenn es das Ziel akademischer (nicht allein philosophischer) Tätigkeit ist, diese zu prüfen und wenn nötig fallen zu lassen. Kurz gesagt: Etablierte (Geistes-,Natur- und Sozial)Wissenschaften schöpfen aus einem begrenzten Methodenschatz und handeln mit einem vorgezeichnetem Denkraum. Nicht jede Wissenschaftlerin kann (und soll?) den Denkraum in Frage stellen; oft hilft es, ihn genauer auszuloten, aus ihm heraus andere Kontexte zu erschließen. Im Studium gehts schon darum, mit dem Methodenschatz und dem Denkraum vertraut zu werden (durchaus mit wachem Verstand). Und das verstehe ich bereits schon als einen Modus von Bildung.--Andyk 01:16, 4. Jan. 2010 (UTC)
- "Ausbildung zur Bildung" finde ich eine sehr treffende Formulierung.
- Die disziplinäre Vorgabe der Geisteswissenschaften (und insbesondere der Philosophie) enthält die methodische Maxime des "kritischen Hinterfragens" und der "freien gedanklichen Selbstentfaltung". Genau darum bin ich vorsichtig mit solchen Ausdrücken. Sie sind das Konventionellste, was man sagen kann. Wie wenn man sagt, dass "die Naturwissenschaften" effizient und erfolgreich seien. Es kann schon was dran sein, aber das muss man sich im Einzelnen ansehen. Durch unsere Übung zieht sich die doppelte Perspektive: das Selbstbild der Geisteswissenschaften und die politischen Effekte, die sich damit verbinden. --anna 17:55, 6. Jan. 2010 (UTC)
Aber: In dem Moment, in dem er die Realität anzweifelt, hat er einen Begriff den er anzweifelt. Und diesen Begriff rechne ich der Ausbildung (=Begriffsklärung) zu, um die Bildung (=eigenständiges Denken: hier Zweifel an der Realität als solcher) zu ermöglichen. Der viel gepriesene Begriff des mündigen Menschen lässt, im Zuge des Studiums zum Beispiel folgende Fragen aufkommen: „Will ich /soll ich überhaupt studieren?“, „WAS soll ich studieren?“ und „WIE will ich studieren?“ Welche Methoden gibt es denn für mich, ein Thema zu wählen und einen Lernstoff zu vertiefen? Welche Rolle kann / soll / darf ein Lehrer /ein Professor denn überhaupt für mich spielen? Inwieweit kann ich denn überhaupt vom selbstbestimmten Lernen reden, wenn ich doch zumindest in der ersten Zeit, wenn ich mich neu mit einem Thema beschäftige, einen Lehrer an meiner Seite haben muss, der mich mit den Grundlagen der Materie so wie er sie versteht vertraut macht?
- Es gibt Lernverhältnisse, in denen sind diese beiden Erfordernisse im Gleichgewicht. Ich erinnere mich, dass ich im 3.Semester in einem Seminar zu Heideggers "Sein und Zeit" saß und davon nur sehr wenig verstanden habe. Ich habe jede Hilfe angenommen und gleichzeitig den Text wild entschlossen gelesen und gelesen. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dem Professor vorzuhalten, dass er mir etwas anbietet, und ich habe mich auch nicht gefragt, was mir das "eigentlich" bringt. Ich war einfach hungrig. Ich höre auch jetzt von Studierenden, denen es ähnlich geht. Und da sehe ich auch keinen Unterschied zwischen mathematischen, logischen, linguistischen oder philosophischen Vorgaben. Platon, Spinoza, Kant, Carnap sind nicht im Prinzip einfacher. Ich riskiere das Vorurteil: Man kann es sich mit ihnen nur einfacher einfacher machen. --anna 17:55, 6. Jan. 2010 (UTC)
Mir ist klar, dass es eine Lehre gibt, die prinzipiell gegen jede Beeinflussung des Lernenden von außen ist. Mir ist aber schon viel weniger klar, wie das in der Praxis funktionieren soll. Ein Physikstudent muss ein gewisses Grundwissen sowohl der Physik als auch der Mathematik vermittelt bekommen, um Quantenmechanik zu verstehen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass er dieses Gebiet ohne Anleitung „überreißt“ ist verschwindend gering. Abgesehen davon lebt jeder Mensch, ob er will oder nicht, in einem sozialen System, in dem er zwangsläufig mit anderen in Berührung kommt. Dadurch findet bereits automatisch Beeinflussung in bestimmte Richtungen statt. Provokant formuliert: Jede Form der Kommunikation ist bereits eine Form der Manipulation (wahrscheinlich in beide Richtungen). Popper sagt, Adaption ist immer zweiseitig. Wenn ich diesen Gedanken „weiterspinne“ und auf Platos Höhlengleichnis anwende drängt sich mir folgende Frage auf: Wenn ich das Werkzeug (in diesem Fall meinen Verstand, meine Vernunft, meinen Logos,…) irgendwie in die Hand bekommen habe (von einem Lehrer oder durch mich selbst) inwieweit erfolgt dann die Adaption der Wirklichkeit (im Beispiel ist das die Außenwelt) an mich? Um mein Ego nicht in den Mittelpunkt zu stellen kann ich es auch so formulieren: Gibt es einen Unterschied zwischen der Adaption der Außenwelt an den sogenannten gebildeten und dem sogenannten ungebildeten Menschen? Wäre es nicht möglich, dass es viele verschiedene Arten von Bildung gibt, die sich am jeweiligen Leben der Person orientieren? Für einen Indianer am Amazonas ist es sinnlos die Straßenverkehrsregeln zu kennen, da er sich nur im Urwald bewegt. Dagegen muss sich ein Mensch, der in New York lebt, damit auskennen, sonst überlebt er nicht lange. Für zwei verschiedenen Arten Dschungel gibt es also zwei verschiedene Lebensweisen und daher zwei Formen von „gebildet sein“. In unseren Breiten hält sich hartnäckigerweise die Meinung, ein Mensch sei gebildet, sobald er Latein/Griechisch kann oder –besonders österreichisch - einen Titel hat. Ich sehe das anders: für mich ist Bildung auch eine Haltung. Wenn jemand zu seinem Umfeld in einer Sprache spricht, die es nicht verstehen kann, um zu beweisen, wie gebildet er ist, beweist er für mich gerade das Gegenteil. Wirklich gebildet ist für mich dagegen jemand, der vielleicht beides kann, aber sich auf seine Umgebung so einstellt, dass er verstanden wird. Etwas einfaches mit komplizierten Worten zu erklären ist nicht schwer. Der Trick besteht darin, etwas Kompliziertes mit einfachen Worten zu erklären. (Ist sinngemäß auch von Popper zitiert). Ziel aller Studierenden ist schlussendlich die Verleihung eines Titels. Auch das ist, wenn es um Bildung im eigentlichen Sinn geht, grundfalsch aber wirtschaftlich notwendig. Aristoteles lobte den wahren Weisen, der Bildung um der Bildung Willen betreibt. Mit der Verleihung eines Titels bekommt man einen Stempel aufgedrückt, mit der unsichtbaren und doch spürbaren Beifügung „gscheit.“ Ich werde jetzt nicht näher darauf eingehen, warum und wieso Leute mit Titel (und sei er durch Heirat erlangt) anders behandelt werden als Leute ohne. Aber: auch auf die Gefahr hin, altklug zu klingen, ich habe Menschen getroffen, die keine Ausbildung im klassischen Sinn genossen und trotzdem gebildeter waren, als solche die diese Chance hatten. Bildung und Ausbildung hängen also zusammen, gehen aber trotzdem nicht Hand in Hand. Bildung hat für mich auch mit Belesenheit zu tun, mit dem eigenen Willen, ständig etwas Neues lernen zu wollen. Für mich ist Bildung ein lebenslang andauernder Prozess, vielleicht vergleichbar mit der aristotelischen Definition von Glück: der Mensch muss sich mit einer aktiven, selbst handelnden Seite ständig vergewissern, dass er auf der richtigen, besten Seite steht um gut zu sein, da er das nicht von Natur aus ist. - Simpkin,2.1.2010
Es ist richtig, dass leider viele Lehrpersonen zum Lehren / Unterrichten gar nicht geeignet sind. Natürlich haben die meisten eine pädagogische Ausbildung und eine didaktische Ausbildung, dennoch sprechen sie - wie oben bei Simpkin erwähnt - in einer Sprache, die nicht verstanden wird, oder schon eine einschlägige Ausbildung voraussetzt. Ein Lehrer muss in erster Linie die BEGEISTERUNG für ein Thema / einen Stoff/ eine Wissenschaft haben, sich also für diese selbst begeistern, um dies dann einem Schüler in lebendiger Weise vermitteln zu können und zu wollen. So, dass der noch Unwissende von sich aus begeistert wird und wünscht, mehr über das zu Lernende erfahren zu wollen, also regelrecht angesteckt wird von der Begeisterung des Lehrers. Darum muss ein Lehrer auch eine Tiefe von Wissen über den bestimmten Bereich besitzen und nicht nur oberflächlich eine Materie kennen.Also eine Sache nicht nur kennen, sondern auch verstehen. Gleich wichtig ist die Rhetorik, er muss seine Gedanken einfach und klar erklären können.
- Das Folgende soll kein Rechtfertigungsgrund für Vortragende sein, die sich überhaupt nicht darum kümmern, ob sie verstanden werden, doch: An manchen Punkten ist es vielleicht hilfreicher, in Rätseln zu sprechen. Ab einem bestimmten Kenntnisstand bringt es nichts mehr, weitere einfach erklärte Fakten gesagt zu bekommen, denn jedes weitere Faktum das du erfragst zeigt, dass das bisher Gesagte deinen modus operandi noch nicht verändert hat. Beim Erlernen von Sprachen kennt man das Phänomen: Irgendwann schließt sich das angehäufte Wissen von Vokabeln und Regeln und du grübelst nicht mehr über die Sprache sondern IN der Sprache. Ähnlich beim Autofahren: Die Tätigkeiten sickern auf eine tiefere Ebene des Bewusstseins und ohne nachzudenken hast du auf den zweiten Gang geschaltet. Wenn du diese Fähigkeit in Regeln und Fakten zerlegen müsstest, hättest du große Mühe, denn du musst dich auf die Tätigkeit konzentrieren, was es ungemein schwerer macht, fehlerfrei zu fahren. Und wie garantierst du jemanden, dass diese Menge an Regeln und Fakten bei ihm zum selben Ergebnis führen wird, wenn du diese selbst erst (re?)konstruieren musstest? Trotz aller Reflexion: Wir brauchen vermutlich diese Art von Reflexen und halbbewussten Abläufen, um uns in komplexe Situationen einpendeln zu können - und um sie erfassen zu können.--Andyk 01:16, 4. Jan. 2010 (UTC)
Vielleicht ist es etwas extrem zu sagen, dass jemand, der sich einer unklaren komplizierten Sprache bedient, um sein Wissen kundzutun, beweist, dass er nicht gebildet ist. Vielleicht kann er es gar nicht anders a) weil er es für sich selbst so verstehen kann und fälschlicherweise annimmt, dass der andere auf der gleichen Verständnisebene steht oder b)weil er eben nicht die oben erwähnten Befähigungen zum Lehren hat. Wir müssen hier aufpassen, Unterrichten zu können (so,dass es auch verstanden werden kann ) nicht mit gebildet sein zu vergleichen. - rebecca r.
Gestaltet sich das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden wie das zwischen Produzent und Konsument? Inwieweit trifft diese Analogie zu? Also wenn ich in der Vorlesung sitze und mir die Redezeit ansehe, komme ich nicht umhin, diese Analogie anzuwenden. Zum Glück sind Vorlesungen nicht das Einzige, was während des Studiums passiert. Wenn wir schon bei Glück und glücklichen (Studien)Bedingungen sind:
Vorhin hab' ich mir Little Miss Sunshine angeschaut. Dort wird Marcel Proust recht oft erwähnt und einmal wird ein bestimmtes Zitat von ihm paraphrasiert, das in unserem Zusammenhang provokant klingt und das ich im Sinne des Zitats gerne zur Diskussion stellen möchte:
- "Das Glück ist einzig heilsam für den Leib, die Kräfte des Geistes jedoch bringt der Schmerz zur Entfaltung." Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Bde. 1-3
Ich erlaube mir folgende Deutung: Durch alle Begierden erfüllende Bedingungen würden wir nicht zu dem, was wir gerne kritisches Denken nennen, kommen. Oft schaffen gerade die widrigsten Bedingungen das Spielfeld für kreative Gedanken (ab einem gewissen Grad geht diese Aussage in Geschmacklosigkeit über, nämlich dort, wo Keime für kreative Gedanken schon im Ansatz erstickt werden). Jene irritierende Spannung der ausbleibenden Wunscherfüllung entfacht die Kräfte der Sprache und des Denkens. (Ich würde dies von jeder Art von Masochismus trennen, denn die Spannung wird nicht notwendigerweise genossen) Dort, wo alles glatt läuft, bleiben die Erfahrungen zumeist eher flach und wenig lehrreich.
- Dieser Überlegung muss ich noch ein Zitat von Proust nachschießen; also noch einmal Name-Dropping: "Aber das Glück kann nie kommen. Sind die Umstände endlich gefügig gemacht, so verlegt die Natur den Kampf von außen nach innen und bringt allmählich in unserm Herzen eine Wandlung hervor, so daß es etwas anderes wünscht, als was ihm zuteil werden wird." Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Bde. 1-3 Die Situation, in der es Zustände gibt, wo all das, was wir wollen, erfüllt ist, kann keine dauerhafte sein. Sobald sie eintritt, beginnt der Wille sich zu wandeln.
- Hat dieser Schmerz und die Widrigkeit der Umstände etwas mit Bildung zu tun? Man könnte hier sofort an Platons schmerzhaften Aufstieg von der Höhle ins Licht denken, aber diese Steigung sehe ich hier noch nicht angelegt. Wenn das mit Bildung zu tun hat, wäre es eine Bildung, die nicht notwendigerweise im akademischen Kontext stattfindet sondern in vielen Lebenszusammenhängen.--Andyk 01:16, 4. Jan. 2010 (UTC)
--Andyk 01:16, 4. Jan. 2010 (UTC) Platon sagt, dass die Bildung eine zweite Sonne sei. Was macht die Sonne ? Sie spendet das Licht und lässt einen die Dinge erkennen. Und so ist es mit der Bildung, sie lässt uns die Dinge, die Welt erkennen. Was kreative Leistungen anbelangt ist es richtig , dass negative Umstände zu Höchstleistungen antreiben. Wenn es um die vermittlung von vorhandenem Wissen geht, ist es keine Voraussetzung, Schmerzen zu durchleben, oder unglücklich zu sein. Wobei auch Zeitdruck eine Art von negativem Einfluss ist, der sich auch positiv auswirken kann. Das hängt vom Menschentyp ab, denn bei anderen bewirkt das eher das Gegenteil, eine Blockade. - Rebecca