Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 02.12.
Zurück Paula Unterwurzacher: Wie Wolfgang in seinem Kommentar schon erwähnt hat, war die Vorlesung von Prof. Waibel ein interessanter Anschluss an unsere letzte Diskussionsrunde, was mich sehr gefreut hat, da ich diese Thematik besonders am Beginn des Philosophiestudiums für äußerst wichtig halte. Das Lesen, Verstehen und Interpretieren von philosophischen Texten ist natürlich eine gewisse Kunst, die erst einmal erlernt werden muss und das Problem dabei ist, dass jeder Philosoph seine Texte individuell gestaltet, andere Vorkenntnisse voraussetzt, sich anderer Terminologien bedient. Markus hat in seinem Kommentar geschrieben, dass das „Missinterpretieren“ von Texten nicht unbedingt negative Folgen nach sich ziehen muss, sondern, dass dadurch auch neue Türen geöffnet werden können, womit ich übereinstimme, denn besonders die Lektüre von alten Texten, ist mit heutigen modernen Hintergründen äußerst spannend. Trotzdem finde ich es sehr schade, dass man viele Texte einfach nur irrsinnig schwer verstehen kann (in der Diskussionsrunde wurde Sartres „Das Sein und das Nichts“ genannt), sodass nicht einmal eine „Missinterpretation“ möglich ist. In der Vorlesung wurde Baruch Spinoza erwähnt, der mir auch in unserer letzten Diskussionsrunde oft in den Sinn gekommen ist. Seine Methode finde ich in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, sie war von der Geometrie des Euklid beeinflusst. Spinozas Texte beginnen mit Definitionen von im Text vorkommenden Begriffen und diese werden dann im Verlauf des Textes nie anders als in der angegebenen Definition verwendet. Danach stellt er Axiome, Grundsätze auf, von denen er ausgeht und aus dieser Kombination leitet er Lehrsätze ab, die die Kernstücke der Ausführungen sind und dann mit Rückgriff auf die Definitionen und Axiome begründet werden. Diese Methode halte ich für eine gute Idee, sie lässt Neuinterpretationen noch immer offen, erleichtert dem Leser das Verstehen aber allemal.
Katharina Baur: Nach dem Vortrag von Prof. Waibel beschäftigt mich vor allem der Gedanke, dass Lesen und somit Interpretation eines Textes eine subjektive Sache ist. Ich halte das für äußerst interessant, denn ich frage mich, ob es DIE Interpretation eines Textes überhaupt geben kann. Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt stellt sich irgendwann die Frage, inwiefern und wie weit die Autorintention und die Leserintention auseinander klaffen können, was ja auch gefährlich sein kann. Wie uns die Geschichte gelehrt hat kann es katastrophale Konsequenzen haben, wenn Texte (mitunter natürlich auch absichtlich) falsch ausgelegt werden. (ich denke an Darwin, Nietzsche und die Nazis) Umso wichtiger finde ich den Austausch unter Lesenden durch das gesprochene Wort, auch wenn dieses flüchtig ist. (Wobei es heutzutage diese Flüchtigkeit nicht mehr in dem Ausmaß hat, da so ziemlich alles aufgezeichnet werden kann).
Zum Schluss wollte ich noch anmerken, dass die Interpretation zeitgenössischer Texte immer schwieriger werden könnte, da sich die englische Sprache auch als Sprache der Wissenschaft immer mehr durchsetzt. Wie ich einem Artikel im Standard entnommen habe geht das so weit, dass im englischsprachigen Raum Texte, die nicht in Englisch geschrieben wurden, teilweise einfach ignoriert oder abgelehnt werden. Nun ist es aber doch so, dass die meisten Menschen ihre Muttersprache naturgemäß am Besten beherrschen. Es wird also unausweichlich zu Fehlinterpretationen und Missverständnissen kommen. ---
Camilo Del Valle Lattanzio: Meiner Meinung nach war der Vortrag von Prof. Waibel von grösser Bedeutung, da er uns eine andere Sicht von dem Begriff der Philosophie vorgestellt hat, wenn man sie als ein Buchwissenschaft versteht. Diese Auffassung zeigt die Philosophie als eine Wissenschaft, die man mit ihrem eigenen Werkzeug (in diesem Fall die Lektüre) verstehen kann. Es ist nicht eine banale Sicht, sondern vielmehr eine philosophische Sicht, die sehr nützlich sein kann.
Wenn Man die Lektüre als ein Erkennen von philosophischen Systemen versteht, kann man die Form und Zweck der Philosophie auch erkennen, in dem man das systematische Lesen (und in diesem Sinn auch das systematische Schreiben) als Form und die Systeme als Zweck der Philosophie bezeichnet. Diese Form könnte man mit dem Forschen in einer anderen Wissenschaft vergleichen, sowie der Zweck als das wissenschaftliche Bauen von festen philosophieschen „Konstruktionen“ verstehen. Diese „Konstruktionen“ oder Systeme verstehe ich als selbständige Organismen, die in einer Entwicklung (oder Wachstum) sind und die sich immer mehr befestigen und die nach einer Wahrheit streben. Diese Idee kann man sehr gut mit der Definition von „System“ bekommen, die, nach meiner Meinung, eine sehr schöne und klare Verständnis der Struktur der Wissenschaft liefert.
Elke Karpf:Der elementare Beginn des Lesen Lernens vollzieht sich bereits im Kindergarten dadurch, dass man die Kinder daran gewöhnt, alle Montessoriübungen (Löffeln von Bohnen etc.), Handarbeiten, Konstruktionsspiele uvm. von links nach rechts und von oben nach unten auszuführen. Mit dieser Grundlage sind manche Kinder schon mit 4 Jahren in der sogenannten "sensiblen Phase" in der Lage, von selbst lesen zu lernen, sofern ihre natürliche Neugierde und Wißbegierde aufrecht ist. Geduld, Konzentration und Ausdauer sind weitere Fähigkeiten, die gefördert werden können, Fähigkeiten, die die meisten Erwachsenen kaum mit Lesen in Verbindung bringen. Die meisten Menschen lesen, um sich zu entspannen. Es ist bequemer, Texte zu überfliegen und sich oberflächlich zu informieren als sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Deswegen ist die Kronen Zeitung in Österreich auch beliebter als der Standard beispielsweise.
Als Philosophiestudenten bringen wir jedoch die Bereitschaft mit, genau, ausdauernd und konzentriert anspruchsvolle Texte zu lesen, dennoch halte ich eine Einführung in die Terminologie der jeweiligen Autoren in den Kursen und Seminaren für wichtig, ebenso wie das Herausarbeiten der wichtigsten Punkte und Textstellen. So kann Lesen vermehrt ein kreativer Prozeß sein, der Denkanstöße liefert und die Perspektive erweitert. Fr. Dr. Waibel hat gemeint: man erfindet Texte, in dem man etwas in ihnen findet. - das wird in den Jahren meines Studiums passieren und darauf freue ich mich.
Markus Werner Ich denke was man retrospektiv (zurückschauend auf die Ursprünge der abendländischen Philosophie) nicht vergessen darf, ist, dass eigentlich der Diskurs in mündlicher Form, also die Rede, als Beginn der Philosophie (vor allem bei Sokrates) zu markieren ist. Erst durch Platon bekam die „geschriebene Philosophie“ die Bedeutung als quasi zeitloses, und dadurch für zukünftige Generationen wertvolles, Zeugnis über die Gedanken und Ideen früherer Zeiten. Obwohl hierbei anzumerken ist, dass der Beginn durch Platon, ein Beginn in dialogischer Form war. Soll heißen, dass die ersten geschriebenen philosophischen Werke in dialogischer Form (also den mündlichen Diskurs imitierend) verfasst wurden. Erst mit Aristoteles begann die Tradition des philosophischen Schreibens wie wir sie heute kennen und auch selber weitertragen. Das argumentativ-logisch erarbeitete Vorgehen auf dem Weg zu bestimmten Thesen und Überlegungen, welches ein logisches Verständnis, sowohl des Autors als auch des Lesers, bedingt ist heutzutage alltäglicher Standard in der Philosophie, wie aber auch in allen anderen, sich als wissenschaftlich fundiert verstehenden, Disziplinen unserer Kultur. Es darf aber dennoch niemals vergessen werden, dass alle jemals schriftlich überlieferten Gedanken (ganz unabhängig von dessen Autoren) der Gefahr ausgesetzt sind, vom Leser falsch verstanden und in weiterer Folge auch falsch wiedergegeben werden zu können. Eben diese Gefahr kann im Falle eines mündlichen Diskurses zumindest vermindert werden, weil nämlich die falsche Wiedergabe der Gedanken Anderer, von diesen, korrigiert werden können! Nun werden wir aber durch die schriftlichen Überlieferungen bereits verstorbener Autoren vor das Problem gestellt, dieses richtige Verständnis ihrer Texte beizubehalten und im Sinne der Autoren weiterzuführen. Wenn jedoch ein Leser das Geschriebene auf eine andere Art und Weise zu verstehen weiß, als von dessen Autor intendiert, ist denn dann diese Form der „falschen“ Interpretation nicht genauso akzeptierbar und vielleicht sogar als Befruchtungsmittel für den weiteren Diskurs von großer Bedeutung? Ich würde sagen im besten Fall könnte sogar neues Gedankengut aus solch einer „falschen“ Interpretation eines Textes hervorgehen. Genau in diesem Sinne habe ich auch das „falsche“ in meinen bisherigen Ausführungen über die Interpretation von Texten unter Anführungsstriche gesetzt. Weil mit dem Gedanken an Interpretation als individuelles Verständnis von Texten Anderer von so etwas wie richtig oder falsch gar nicht mehr die Rede sein kann.
Björn Dade: Die Lektüre eines Textes ist immer Rekonstruktion und Variation desselben; (1) Rekonstruktion des vom Autor Intendierten und (2) notwendig, da im Dialog mit dem Text unter bewußter oder unbewußter Zuhilfename anderer Texte, eine Variation des Intendierten. Gerade im Prozeß des Nachspürens einer Textintention liegt, unabhängig von der ästhetischen Qualität des Lesens, auch immer ein schöpferisches Moment - und zwar sowohl im Leseprozeß selbst als auch in der Erinnerung an das Gelesene, die ihrerseits nachfolgende Lektüren prägt. Nicolas Trublet blickt auf dieses Verhältnis von Lektüre und Gedächtnis, wenn er schreibt: "Une pensée que nous nous rappellons d'avoir lue, nous en fait quelquefois produire une autre toute différente & toute neuve. Quoique ces pensées n'ayent entr'elles aucun rapport, la première a été néanmois pour nous l'occasion de la seconde; & nous n'aurions jamais trouvé celle-ci, si nous ne nous étions pas ressouvenus de celle-là." (Trublet: Essais sur divers sujets de litterature et de morale, Paris: o.V. 1762, S. 6) Neben diesem das Lesen auf seine inhaltliche Wirkung hin betrachtenden Aspekt, unterstreicht Trublet aber auch den Lektüreprozeß selber als Schulung - und zwar Schulung zu denken: "Le profit qu'on tire de la lecture, ne consiste donc pas seulement à retenir ce qu'on a lu [...] La lecture, celle même des Livres les plus médiocres, étant une occasion de penser, donne de l'exercice à l'esprit." Hierbei tritt das Inhaltliche des Gedankens der Einübung des Denkens gegenüber zurück: "[O]n pourra oublier [les pensées] que la lecture avoit occasionnées, aussi-bien que celles des Livres mêmes; mais on aura toujours perfectionné en soi la faculté de penser, ce qui vaut beaucoup mieux que d'avoir retenu des pensées." (Trublet, op. cit., S. 2) Dieser Aspekt scheint mir für das philosophische Lesen, welches stets in ein Verhältnis sich setzt zum (historischen) Text, bedeutsam; denn es erinnert an das Kant'sche Diktum, der "Lehrling der Philosophie" lerne nicht Gedanken, sondern Denken, nicht Philosophie, sondern Philosophieren. "Der philosophieren lernen will, darf dagegen alle Systeme der Philosophie nur als Geschichte des Gebrauchs der Vernunft ansehen und als Objekte der Übung seines philosophischen Talents." (Kant: Logik - ein Handbuch zu Vorlesungen, Königsberg 1800) Somit vollzieht sich philosophisches Lesen in philosophiegeschichtlicher Lektüre als Einübung und Ausführung im Philosophieren.
Lucas Lang-Muhr: Der Punkt, der mich in der dieswöchigen Ringvorlesung am meisten zum Nachdenken angeregt hat war, dass es eigentlich keine Philosophiegeschichte gibt. Jede „Generation“, ja sogar jeder einzelne Leser, verfügt bei der Textlektüre über einen unterschiedlichen Hintergrund und interpretiert so den Text auf unterschiedliche Weise. Mir ist aufgefallen, dass gerade in der Philosophie reichlich Interpretationsspielraum vorhanden ist. Dies liegt mitunter an der „Undurchschaubarkeit“ mancher Texte (zB Wittgesteins Tractatus logico-philosophicus), aber auch an der Sprache selbst, in der die Bedeutung der Wörter nie vollständig definiert werden kann. So gesehen ist das geschriebene Wort doch nicht „in Stein gemeißelt“, denn Texte können sich im Verlauf der Zeit durch die verschiedenen Interpretationen immer wieder anpassen und zu neuen Denkanstößen führen. Eine in meinen Augen weitere besondere Eigenschaft philosophischer Texte ist ihre Aktualität. Eine 2000 Jahre alte mathematische Abhandlung würde glaube ich nicht so inspirierend sein wie zB. Aristoteles Schriften. Zum Schluss noch eine gewagte Hypothese: technische Texte verlieren ihre Aktualität relativ schnell, da sich die Technik ebenfalls schnell ändert; philosophische Texte verlieren ihren Bezug über einen längeren Zeitraum nicht, da sich der Mensch auch nur langsam verändert.
Wolfgang Krenn: Wie ich finde, hat Frau Prof. Waibel, ohne es zu wissen, an unsere letzte Diskussionsrunde angeknüpft sowie an eine Äußerung von Frau Prof. Nemeth, der in einer vorherigen Diskussionsrunde gefallen war. Zunächst zur Äußerung, die ich wahrscheinlich nicht exakt wiedergeben kann; „Zum Philosophiestudium gehört das Erarbeiten von Texten.“ Ich kann mich noch daran erinnern, dass dem Erarbeiten die Eigenschaften „mühsam“ und „schwierig“ angeheftet wurden, aber vielleicht handelt es sich dabei schon um einen Auslegungsversuch von mir.
Wie erarbeiten wir uns die Texte, natürlich, indem wir lesen. Hier setzt Frau Prof. Waibel ein und sie hat uns sogleich einen Einblick in die zukünftigen Tätigkeiten unseres Studiums präsentiert. Begriffe wie Autoren-, Leseintention, Terminologie, systematisches Verstehen haben dem Philosophiestudium eine ansehnliche Kontur verliehen.
Von hier aus möchte ich nun auf den anderen Punkt übergehen, den ich anfangs erwähnt habe. Letzte Diskussionsrunde haben wir mitunter darüber gesprochen, wie weit sich die Philosophie heutzutage von der, wie ich es jetzt kurzum nenne, Allgemeinheit entfernt habe. Ich erinnere mich daran, dass, ich glaube von Simon, erwähnt wurde, Philosophen, die im universitären Alltag verwurzelt sind, publizieren Texte nicht mehr für die breite Masse, sondern nur mehr für Kollegen. Ihre Publikationen wurden als Briefe an Kollegen gewertet. Nun kann der mögliche Grund für dieses Phänomen, dass sich meines Erachtens nicht nur auf Philosophie bezieht, eben im Erarbeiten von Texten liegt. Bitte mich nicht misszuverstehen, ich bin nicht der Auffassung, dass das Einlesen und systematische Verstehen von Texten etwas Schlimmes bewirkt. Nur verführt es uns dazu, dass wir uns eben diesen, ich nenne es einmal, Sprachgebrauch aneignen, erweitern und ein Gemisch dessen selbst anwenden, was ich auch durchaus verständlich finde. Ich glaube ganz gewiss daran, dass sich jede/r von uns zumindest einmal während seines Studiums oder danach bei einer Situation ertappen wird, wo sie/er sich tief in der Materie verloren hat, mit einen Kollegen darüber plaudert und sich dann denkt, dass hätte von meinen nicht Philosophiestudentenfreunden niemand verstanden.
Wenn es anschließend jemand wirklich wichtig ist, sein erarbeitetes Wissen allgemein verständlich zu machen, muss er sich, wie auch schon erwähnt wurde, wieder von den antrainierten Begriffen lösen und eben dieses Wissen an eine gebräuchliche Sprache angliedern. Das mag zwar absurd klingen, aber ich nenne nur einmal ein klassisches Beispiel: das Erklären der Abseitsregeln. Selbst bei diesem Beispiel fällt es schwer sich nicht im Fußballjargon zu verlieren. Man denke nur einmal an die Begriffe: Pass, Flanke, Verteidigung, Torwart. Um wieder zur letzten Diskussionsrunde zurückzukommen; Hierzu hat Björn Peter Bieri, ein Philosoph, der Romane schreibt, erwähnt, der unter dem Pseudonym Pascal Mercier als Romancier tätig ist.
Ich finde beide Aspekte sind der Allgemeinheit dienlich. Die erstere Variante ist der breiten Massen nicht direkt zugänglich. Sie bedarf eine Studiums oder Texte dieser Variante werden vielleicht von einem anderen Philosophen aufgegriffen und allseits verständlich gemacht. Zweitere besteht ja darin verständlich zu sein.
Simon Nothdurfter: Frau Prof. Waibel hat unter anderem darüber gesprochen, dass es sehr wichtig sei, oftmals sogar Voraussetzung, um eine Philosophie verstehen zu können, sich zuerst über die verwendete Sprache Klarheit zu verschaffen bzw. bestimmte Begriffe zu verstehen. Dieser erste Schritt, das Verstehen(lernen) von Begriffen, ist auch deshalb wichtig, weil es sonst passieren kann, einen Text vermeintlicher weise total misszuverstehen.
Sarah Gaderer: Ich möchte, bezüglich des Vortrags von Prof. Waibel, zuerst auf die Problematik Definition vs. Worterläuterung eingehen. Nach Kant soll es ja garkeine Definitionen in der Philosophie geben und dieser Meinung bzw. Festtellung möchte ich etwas anderes entgegenstellen: Auch Kant benützt in seinen Werken gewisse Definitionen oder Worterläuterungen, doch ich verstehe nicht ganz wo hier, für ihn der Unterschied liegt. Gäbe es keine Defintionen so wären alle Dinge nur abstrakte Begriffe für uns und niemand könnte über sie nachdenken oder diskutieren. Meiner Meinung ist es für die Philosophie sehr wohl schwierig empirische Dinge zu definieren, doch es gibt sehrwohl schon andere Fachbereiche wo man diese definieren kann (Mensch denke an das Beispiel Gold aus der Ringvorlesung. In der Chemie wurde bereits eine klare und anerkannte Definition gefunden.). So denke ich, dass es für die Philosophie schwierig ist Definitionen zu finden und diese von Worterläuterungen zu unterscheiden, doch ich glaube auch, dass dies zum Aufgabenbereich der Philosophie gehört. Philosophie ist eine Wissenschaft. Sie hat (wie bereits oben erwähnt wurde) ein Werkzeug/Werkzeuge und somit sollte sie sich auch, wie andere Wissenschaften zumindest Definitionen annähern.
Fabian M. Kos: Unterschiedliche Autoren verwenden Begrifflichkeiten auf differente Art und Weise. Als Leser bemühe ich mich, die Terminologien, dem Kontext angemessen, zu dekodifizieren. Eine Annäherung können uns dabei multiple Faktoren bieten: etwa die Historie, die uns Einblicke gibt und den Vorgang der Entstehung nahebringt. Eine Definition sei nämlich nicht willkürlich, sondern geht ihr ein Prozess, etwa ein längeres Nachdenken voraus. Ebenjene Dimension beinhaltet doch ein erwähntes, hilfestellendes Wörterbuch nicht, aus welchem sie wie Vokabeln zu lernen seien. Der eigentliche, entscheidende Aspekt scheint anhand dessen zumindest nicht essentiell greifbar.
Christian Oberegger:Prof. Dr. Waibel stellt in ihrer Vorlesung fest, dass Philosophie eine Buchwissenschaft ist, die gelesen werden muss. Waibel erwähnt, dass im deutschen Idealismus die Idee aufkam, einen Text nicht nur von den Buchstaben her, sondern seinem Geist nach zu erfassen. So sind die Umstände der Entstehung, Übersetzung, Lebensumstände des Autors etc. bei der Lektüre zu berücksichtigen um das Werk im Sinne des Autors verstehen zu können. Ich finde,dass dies das exakte Interpretieren eines Textes erschwärt, oder überhaupt nicht zulässt. Autor Arno Schmidt schrieb einmal sinngemäß, er stelle sich dem Leser gerne sehr genau vor, damit der wisse, durch was für eine Brille der Autor geschaut habe und so das Subjektive des Textes leichter erkennen und gewissermaßen vom Text abziehen könne, so dass der reine Text übrig bliebe. Letztendlich muss man sich aber immer die Frage stellen: Was will ein Text? Was ist die Absicht des Autors. Da es nun diese eine Interpretion nicht zu geben scheint, finde ich es unumgänglich Diskussionen zu führen, welche vielleicht eher zu einem gemeinsamen Nenner führen.
Sabrina Haider: Für mich war ist subjektive Interpretation diverser Texte oder ähnlichen von großer Bedeutung. Wenn ich einen Text vorgelegt bekomme, und meine Interpretation gefragt ist, gehe ich in erster Linie von meinem ersten Eindruck, meinem bisherigen Wissen und meiner Lebenserfahrung aus. Ganz zentral ist auch die Meinung oder Auffassung bzw. Interpretation anderer, jener die sich intensiv mit dieser Thematik befassen. Also fließt auch dieser Aspekt in unsere Beurteilung ein. Die Frage, die sich mir dabei stellt ist, ob selbst die "Profis" dieses Wissen anhand subjektiver Vorgehensweise erlangen? Oder wie gelangt man eigentlich zu einem Punkt, an dem man behaupten kann, dass der Verfasser eines bestimmten Textes, ausgerechnet "dieses und jenes" gemeint hat? Zurück