Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 18.11.

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Lucas Lang-Muhr Am Beginn der Ringvorlesung wurde kurz angesprochen, dass jede etablierte Wissenschaft eine Definition benötig, um einigen Problemen aus dem Weg zu gehen. Ich finde gerade in der Philosophie fällte es sehr schwer ihre Schaffens- bzw. Wirkungsbereiche abzugrenzen, da sie auf zahlreiche andere Wissenschaften einen großen Einfluss ausübt. (zb. humanistische Wissenschaften wie Psychologie aber auch Naturwissenschaften wie die Quantenphysik, die zunehmend zur Metaphysik wird). Zusätzlich erschwerend wirkt, dass die Definition von Philosophie vom Individuum abhängt. Ich habe zb. in den Einführungsvorlesungen 3 verschiedene Definitionen dieser Wissenschaft gehört. Natürlich hatten diese Erklärungen eine breite gemeinsame Basis, wichen aber in den Details (je nach der jeweiligen Interpretation) voneinander ab.

Als nächstes wurden die Begriffe Vernunftserkenntnisse und historische Erkenntnisse vorgestellt. Von meiner Warte aus besteht zwischen diesen beiden Arten der Erkenntnis kein Gegensatz sondern eher ein Zusammenspiel. Erst durch lernen „fremden“ Wissens kann man seinen Geist so schärfen um eben dieses Wissen fundiert zu hinterfragen. Darüber hinaus wird das vermittelte Wissen (vor allem in der Philosophie) nicht nur im Gehirn gespeichert und abgelegt, sondern durch unsere Persönlichkeit (Erfahrungen, Vorwissen, Wertvorstellungen, …) gefiltert, individuell wahrgenommen und somit zu unserem eigenen Wissen. Folglich erfindet jeder Mensch seine eigene, von ihm anerkannte und interpretierte Philosophie. Dieser Vorgang ist in anderen Wissenschaften, in denen das „Schulwissen“ im Vordergrund steht (zb. Physik, Mathematik) nur begrenzt möglich.

Am Ende der Vorlesung wurde die Frage in den Raum gestellt, ob der Bachelor-Abschnitt des Studiums ausreicht um sich die „geschulte“ Denkweise anzueignen. Ich stimme zu, dass man nach 3 Jahren Studium kein Experte im jeweiligen Bereich ist, man hat aber in dieser Zeit doch genügend Spielraum um sich weiterzuentwickeln und seine Horizont zu erweitern. Prinzipiell liegt der Wert eines Studiums in der Hand des Studierenden. Jeder hat die Möglichkeit sich zu engagieren und Interesse zu zeigen, oder einfach nur die Stunden abzusitzen. Ich persönlich begrüße die 3 Jahre des Bachelors, da man dadurch mehrere verschiedene Studien in kurzer Zeit abschließen kann. Das ermöglicht in weiterer Folge ein breit gefächertes Wissen quer durch viele Bereiche.


Petra Staduan Welche Aufgabe hat heute noch die Philosophie in der Gesellschaft- für den allgemeinen Nutzen. Was kann ein Philosoph bewirken? Ist es nicht bedenklich wenn ein Wissenschaftminister ein Doktorat der Philosophie hat, jedoch augenscheinlich keinen Gebrauch seiner gelernten philosophischen Geschicklichkeiten einsetzt. Gestehen ihm Wirtschaft und Politik keinen vernünftigen Handlungsspielraum zu, oder hat Herr Dr. Hahn seine Studienzeit am Philosophicum (wie lange wohl gedauert?) völlig vergessen? Oder gar beides?

Um den „oberen Fakultäten“, die meiner Meinung auch noch heute als solche empfunden werden, nützlich zu sein, muss es eine kontrollierende, beobachtende Instanz geben. Der Satz von Kant aus „Der Streit der Fakultäten“ , nämlich: …“ Also wird die philosophische Fakultät, darum weil sie für die Wahrheit der Lehren, die sie aufnehmen oder auch nur einräumen soll, stehen muss, in so fern als frei und nur unter der Gesetzgebung der Vernunft, nicht der der Regierung, gedacht werden müssen.“ - hat für mich eine zentrale Bedeutung in der momentanen Diskussion um die Einsparungspolitik gegenüber dem Bildungssystem. Herr Prof. Gotz hat in einer seiner Vorlesungen der „Ideengeschichte der Philosophie“ einen zentralen Satz genannt in der er sagte, dass die Aufgabe der Bildung darin besteht, Menschen zu mehreren Reflexionsebenen zu bringen. Um aber diese zu erlangen braucht es nicht nur einen „freien“ Zugang zu den Universitäten sondern auch eine tiefgreifende Veränderung in der Haltung der Bevölkerung, besonders der österreichischen, gegenüber den Hochschulen.

Die Philosophie betreffend, bin ich der Meinung, dass ohne Kenntnisse der bisherigen Vernunfterkenntnisse, gleichzeitig historisch, sich niemand einen Philosoph schimpfen darf. Am Theater kann ein Schauspieler einen Philosophen verkörpern, wie momentan am Burgtheater im Stück „Immanuel Kant“, jedoch im „wahren“ Leben sollte jeder Ansatz von bloßer philosophischer Attitüde unterlassen werden.


Koepp Laurent: Wie kann Philosophie nützlich sein? Was bedeutet "Nutzen" und wer profitiert von dieser "Nützlichkeit"? In Zeiten wo Entwicklung und Fortschritt unseren Alltag begleiten, bekommen diese Fragen einen immer grösseren Stellenwert. Hat Philosophie nun die Aufgabe neue Errungenschaften in Frage zu stellen? DeFacto andere Wissenschaften zu kritisieren und zu hinterfragen? In der letzten Gruppendiskussion sind diese Fragen schon einmal aufgetaucht, ebenso wie die Frage ob Philosophie andere Wissenschaften überhaupt kritisieren kann, und wenn ja, wie tut sie es ohne präzise Elemente mancher Wissenschaften zu kennen?

Wie Professor Gotz in seiner Vorlesung bereits erwähnte, ist der Mensch eine reflektierendes Wesen. Aber was heisst reflektieren. Die meisten von uns können erfassen und aus der erfassten Erfahrung lernen. Sie reflektieren. Allerdings gibt es viele verschiedene Weisen zu reflektieren, sowie es viele Arten des Denkens, Glaubens und Lebens gibt. Aber liegt nicht auch in dieser Diversität das Problem unseres Zeitalters? Ueberall treten Fragen nach gerechtfertigtem Wissen auf. Manchmal wird es sogar zur Glaubensfrage, weil unser Wissen nicht ausreicht. Manche glauben an Gott, andere an Allah, andere bezeichnen sich wiederrum als Atheisten. Und so ist es auch mit ethischen Fragen. Wie steht man zu Euthanasie, Legalisierung von Drogen, Todesstrafe und so weiter und so fort.

Und da kommt in meinen Augen die Philosophie ins Spiel. Sie verbindet die verschiedenen Glaubensrichtungen wie auch Errungenschaften des Wissens und stellt sie in Frage. Sie versucht mit Hilfe des Verstandes herauszufiltern was geglaubt werden kann, was "wissbar" ist und wo die Gefahren liegen. Ein Philosoph der sich an solche Fragen herantastet, sollte sich nicht mit Vorurteilen belasten, sondern versuchen sich auf das eigentliche Problem zu fokusieren. Tut er das nicht, entfällt die Rechtfertigung des Verstandes, es wird eine Rechtfertigung des Glaubens. Die Philosophie versucht nicht allein nur zu reflektieren was der Mensch selbst erlebt hat, sie versucht die Gesamtheit in Frage zu stellen. Und das unterscheidet meiner MEinung nach philosophisches Reflektieren vom alltäglichen Reflektieren. Der Nutzen der Philosophie, meiner Meinung nach, liegt darin bestehende Verhältnisse zu analysieren und im gegebenen Fall zu korrigieren. Wenn nicht die Philosophen, wer dann?

Jede andere Studienrichtung lässt sich in ein klares gesellschaftliches Muster einfügen. Medeziner streben eine Karriere als Arzt an, Bwl Studenten versuchen sich später in Firmen zu profilieren, Politikwissenschaftler beschäftigen sich mit sozialen Strukturen. Die Philosophie allerdings beschäftigt sich mit der Allgemeinheit. Sie legt sich keine Grenzen, ausser denen, die natürlich gegeben sind (wie z.B das was wir noch nicht wissen können).

Nun stellt sich die oben gestellte Frage nach dem Profit der "Nützlichkeit" der Philosophie. Der Nutzen ist überall und allgegenwärtig. Ohne Philosophie wäre der Mensch wohl kein reflektierendes Wesen. Denn Philosophie ist ein Konstrukt von Ueberlegungen. Da der Mensch ein reflektierendes Wesen ist, kann und muss Philosophie existieren. Wäre der Mensch nie krank, bräuchte man keine Medezin, aber Denken kann der Mensch nicht ablegen, denn genau diese Eigenschaft ist es die uns profiliert. Und so ist der Nutzen der Philosophie, in meinen Augen, dazu bestimmt den Menschen voranzubringen. Egal in welcher Weise. Mit "Voranbringen" bezeichne ich nicht nur Fortschritt im Sinne von Weiterentwicklen, sondern auch Zerstörung, Kriege und soweiter. Jeder hat auf seine Weise von der Philosophie profitiert. Hitler hat Nietzsche falsch interpretiert und aus dem "übermenschen" den Arier geschaffen, Stalin hat Marx missbraucht. Anhand von diesen Beispielen erkennt man sehr wohl dass das Gewinnstreben auch vor der Philosophie kein Halt macht. Und doch hat jede Aktion wieder eine reflektierende Reaktion auf die Philosophie. Die Philosphie sollte nie in einen gesellschaftlichen Kasten gedrängt werden. Wird es dennoch getan, verliert sie jede Rechtfertigung.

Weronika Maczynska: Die Philosphie ist die erste wirkliche Wissenschaft, dass heißt dass heutzutage keine Wissenschaft und somit kein Wissen existieren würde, wenn es den Grundstein, der für unser ganzes Wissen erforderlich war/ist, nämlich die Philosophie, nicht geben würde. Die Philosophie, die sich mit dem Reflektieren beschäftigt, ermöglicht uns weiterzukommen und durch kritisches Denken Wissenschaften auszubreiten bzw. neu zu gestalten. Philosophie ist aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken, denn ohne die Reflektion würde kein System der Welt funktionieren können und sich auch somit keine Gesellschaft entwickeln.

Julia Schindlbauer:Kant thematisiert in seiner Schrift Logik (im weitesten Sinne) den Nutzen der Philosophie als Geisteswissenschaft. Wenn man das tut, versucht den Nutzen der Philosophie zu definieren, ist man meiner Meinung nach gefährdet den Philosophen als eine Art höher gestellten Lehrer an zu sehen, welcher anderen Menschen philosophieren beibringen soll , damit diese zu hinterfragenden , reflektierenden Menschen werden. Der Mensch an sich, ist aber dadurch definiert ein reflektierendes, sich selbst bewusstes Lebewesen zu sein ( => Professor Gotz) , dies ist keine Eigenschaft die allein Philosophen zu fällt, das ist glaube ich ein Teil dessen was Kant uns sagen will, durch seine Einteilung in Philosophie nach dem Schul- und nach dem Weltbegriff. Mir scheint er favorisiere diesen Teil der Philosophie sogar, den Teil der auch außerhalb der Universitäten stattfindet. Der Nutzen der Philosophie kann also kein erhabener, lehrender sein, Philosphie, die Wissenschaft des Denkens ist in jedem Mensch, genau so wie die Fähigkeit zum Denken selbst. Ihren Nutzen anzuzweifeln ist daher, meiner Meinung nach auch so absurd wie den Nutzen des Denkens selbst anzuzweifeln. Philosophie (sowohl der theoretische, wie auch der praktische Teil) erhält ihre Rechtfertigung in sich selbst. Anstelle sie vom “gemeinen Volk“ abzuheben wie eine „versteckte Burg“ sollte man sie verbreiten und versuchen sie in jedem zu „wecken“. Logik, Ethik sind nicht Bereiche die einer Elite vorbehalten werden sollten, im Gegenteil betreffen sie jeden Menschen! Dies ist meiner Meinung nach bis zu einem gewissen Grat ein nationales Problem, in Frankreich ist Philosophie ein verpflichtender Gegenstand in dem auch maturiert werden muss, sie ist also Teil einer allgemeinen Bildung, in Österreich hat sie als Schulfach einen weitaus geringeren Stellenwert.


Simon Pötschko: Immanuel Kant kann man mit ziemlicher Sicherheit zu einem der größten Philosophen der Welt zählen und es dürfte auch niemand überrascht sein oder verneinend aufspringen wenn diese Behauptung in die Öffentlichkeit getragen wird. In seiner Schrift Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen unternimmt er die Unterscheidung der Philosophie in Philosophie nach dem Schulbegriff und Philosophie nach dem Weltbegriff. Ich denke, will man die Philosophie versuchen zu definieren so kann man sie mit einem Menschen vergleichen. Wie der Mensch durch seine Beziehungen, die er zu anderen Mitmenschen hat, gekennzeichnet und entscheidend „geformt“ wird, so ist auch die Philosophie im Allgemeinen von den Beziehungen zu den anderen Wissenschaften gekennzeichnet und im Besonderen durch die sehr wichtige Beziehung der Philosophie nach dem Schulbegriff und der nach dem Weltbegriff. Wie sich aber der Mensch primär anhand seiner Handlungen definiert, die er auf dem Hintergrund seines Netzes an Beziehungen vollzieht, so gilt dies auch für die Philosophie, die ihre Wesensbestimmung daraus erhält, wie sie die Beziehung ihres theoretischen Teiles (Philosophie nach dem Weltbegriff) und ihres praktischen (Philosophie nach dem Weltbegriff) in die Tat umwandelt. Frau Prof. Nemeth hat in diesem Zusammenhang von einer Kluft zwischen den beiden Bereichen der Philosophie gesprochen. Ich bin der Ansicht, dass hier dasselbe gilt wie für viele andere Bereiche auch und zwar, dass das eine ohne das andere keinen Sinn, radikal ausgedrückt, keine Daseinsberechtigung hat. Ethik muss sich auf die Theoretische Philosophie berufen, die wiederum in ihrem Denken sich nicht zu weit von der Welt, die sie zu bedenken hat, entfernen darf bzw. sie darf diese zu bedenkende Welt nicht zu weit wegfahren lassen und muss bei ihr bleiben.

Im Text von Kant fiel der Begriff der Nützlichkeit im Zusammenhang mit der Philosophie nach dem Weltbegriff. Ich gehe davon aus, dass Kant den Begriff nicht so gedacht hatte, wie ich ihn jetzt ausführen werde, jedoch nehme ich mir diese Freiheit in der Hoffnung nicht allzu großen Schaden anzurichten. Wenn wir den Begriff der Nützlichkeit nach heutigem Verständnis nehmen, so müsste man zuallererst klären zu welchem Zweck etwas Nützlich sein soll. Gehen wir aber von diesem Kriterium mal weg und betrachten die Philosophie als eine Disziplin, die ihm Dienste der Gesellschaft steht und somit einen Nutzen für sie erfüllen müsste. In diesem Zusammenhang fällt mir der Name des deutschen Populärwissenschaftlers Richard David Precht ein. Seiner Ansicht nach, verfehlt die Philosophie, wie sie heute an Hochschulen betrieben wird, das Ziel der Gesellschaft nützlich zu sein, da ihre Erkenntnisse und Errungenschaften nicht nach außen getragen werden. Er prangert den Zustand an, dass Geisteswissenschaftler im Allgemeinen sich nicht darum kümmern ihr Wissen der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen und er bezeichnet wissenschaftliche Arbeiten, welche durchaus publiziert werden, als „Briefe an Freunde“. Betrachten wir nun den von Precht dargelegten zustand als zutreffend und der Realität entsprechend, so scheint es mir, als laufe die Philosophie, im Boot der Geisteswissenschaften, Gefahr ihre Wesensbestimmung zu sehr auf den theoretischen Teil zu fokussieren und somit veranlasst sie, dass sich die zu bedenkende Welt immer weiter entfernt. Am Schluss meines Kommentars möchte ich es mir nicht nehmen lassen eine kleine Provokation anzubringen. Wenn Kant am Anfang unseres Textausschnittes seine Teilung der Erkenntnisse darlegt, stellt er es in keinster Weise in Frage, ob die Philosophie überhaupt Erkenntnisse hervorbringt. Wenn wir uns nun wieder in unsere heutige Zeit begeben und von der gesicherten Erkenntnissproduktion der Philosophie und mit ihr der gesamten Wissenschaften ausgehen, so möchte ich ein interessantes Zitat des italienischen Literaten Umberto Eco als Denkanstoß angeben. Er behauptete, in unserer Zeit, sei alles schon einmal gesagt worden und wir könnten nichts mehr Neues sagen bzw. hervorbringen. Alles was wir tun könnten, so Eco, sei es das bereits gesagte neu zu interpretieren und wenn man so will neu zu sagen.


Frederick Tekook: Die Auszüge aus dem Werk, die Professor Nemeth uns gegeben hat, alleine faszinieren mich schon, ich finde den Satz "Denn die Philosophie ist die Idee einer vollkommenen Weisheit, die uns die letzten Zwecke der menschlichen Vernunft zeigt" auf der zweiten Seite könnte man auch unverändert als Überschrift für die Vorlesung von Professor Gotz nehmen. Wie dem auch sei, das in dieser Stunde wiederholt angesprochen "Spannungsverhältnis" ist sicherlich ein sehr fruchtbarer Boden für eine Entwicklung, ich denke da an Heraklit, der Krieg sei der Vater aller Dinge. Dem stimme ich auch zu, beruht doch (wie ich bei der Diskussion über die zweite Gotz-Vorlesung mal anführte) unsere komplette Wahrnehmung auf Antagonismen. Aufgrund einer solchen Überlegung scheint es mir nahezu paradox zu sein, die Philosophie als "Orchideenfach" abzutun. Jedoch ist es innerhalb der universitären Gefielde wohl die Philosophie (nach Kant argumentiert) im Schulbegriffe, die diese Aufgabe übernimmt. Es war auch interessant, sich über die direkte Rolle der Philosophie für die Gesellschaft Gedanken zu machen. Allerdings möchte ich da noch etwas weiteres einführen, das sicherlich vielen Leuten gar nicht klar ist, nämlich die "Arbeit am Begriff". Auch wenn ein Philosoph den scheinbar selben Begriff benutzt, den ein jeder kennt, meint er natürlich in seinem Sprachgebraucht einen ganz bestimmten Teil innerhalb dieses Begriffs und ist dem gesellschaftlich allgemeinen Begriff ständig voraus. Dennoch findet auch im Begriff, wie ihn die Allgemeinheit versteht, eine Entwicklung statt, die ich für fundamental wichtig halte, weil sie einem jeden Einzelnen mehr Perspektiven öffnet, den Horizont erweitert.


Elke Karpf: Ich möchte mich auf Kants Ansicht, was zu einem Philosophen gehört, beziehen - "Cultur des Talents und Geschicklichkeit, um sie zu allerlei Zwecken zu gebrauchen" und "Fertigkeit aller Mittel zu beliebigen Zwecken" sowie zu Frau Dr. Nemeths Auffassung: Kant will zeigen, dass Philosophie auch außerhalb der Universität in sozusagem außerphilosophischem Rahmen, z.B. im Rahmen von Kunst und Literatur passiert: Ein Wort, das auch in der letzten Übung von einem Kollegen gefallen war, war "Zusammenarbeit". Mag die Philosophie auch theoretisch einen Selbstzweck haben, praktisch halte ich die Zusammenarbeit mit Vertretern aller möglichen Sparten der Wissenschaft z.b. der Medizin, aber auch Praktikern des täglichen Lebens wie Malern, Lehrern... für unerläßlich. Die Theorie, das universitäre Philosophieren, ist wichtig, aber ich sehe einen Philosophen als jemand, der Denkanstöße liefert und zusammen mit Menschen, die über Fachwissen verfügen, Lösungen für Probleme ausarbeitet. Er hat eine ergänzende und beratende Bedeutung - im Sinne einer Dienstleistung, so meine ich - die höhere Qualität von Arbeitsinhalten entstehen lassen kann. Aber eine WERTUNG, wer wozu besser befähigt ist oder wer besser reflektieren kann oder wer höheren Nutzen für die Gesellschaft hat, wozu es in der Übung manchmal Meldungen gibt, ist völlig überflüssig und fehl am Platz. Es geht um ZUSAMMENARBEIT.


Mathias Pöschko: Was mich sehr angesprochen hat, jetzt beim Wiederlesen des Hand- outs, das ist der Unterschied zwischen Philosophie lernen und philosophieren lernen; das aber nur im Bezug zum Thema, ob man denn Philosophen überhaupt brauche und ob sie nicht eigentlich Lasten wären: Wäre nicht gerade das etwas, womit Philosophen dienen, was sie einbringen könnten? Die Leute philosophieren lehren? Und sie so zu zivilisierten, auch erfülllten Menschen zu machen, die fähig sind zu begründen, zu denken, überprüfen, zu argumentieren, im weitesten Sinne die Wahrheit zu suchen?

Zur bereits angesprochenen Zusammenarbeit: Für nicht falsch halte ich es zu definieren, worin der Nutzen von Philosophen liegt. Das ist ein ganz realistischer Ansatz. Und übringens für Zusammenarbeit ganz und gar nicht bedeutungslos.

Camilo Del Valle Lattanzio: In ihrem Vortrag hat Prof. Nemeth sich mit dem Unterschied zwischen Schul- und Weltbegriff von der Philosophie bei Kant beschäftigt. Sie hat die Unterschiede zwischen objetiven und sujektiven Quellen des Erkenntnis gezeigt; unter den subjektiven versteht man: die Weltanschauung und das Verstand und unter die objektiven, die Erkenntnise die a priori oder a porteriori gemacht werden. Nach dieser Auffassung hab ich probiert eine Zusammenhang zwischen Kant und Platon zu machen. Für Platon ist die Seele das einzige Ort des wahren Erkenntnis. Was würde für Kant die Seele in diesem Fall?? Ist das Verstand die Tätigkeit von der Seele, in dem die Seele aus Prinzipien der reinen Vernunft (die man mit den platonischen Ideen vergleichen kann) beurteilt? Könnte man die platonische Unterscheidung von Körper und Seele mit der Unterscheidung von a priori und a porteriori Erkenntnis vertehen? Ist es nicht wahr, dass für beide Philosophen, das Erkenntnis aus empirische (Kant: a porteriori; Platon: Weltanschauung) und theoretische (Kant: a priori; Platon: Ideen) Teile bestanden ist?


Fabian M. Kos: Ich armer Seemann soll zur Sicherheit mein Boot nach Regeln steuern, die ich historisch weiß. Aber will ich mich auch aus der Distinktheit als bloßer Gipsabdruck vom lebenden Menschen befreien. Äußere Bedingungen können sich ändern. Nehmen wir an in massivem Ausmaß, sodass ich meine mechanischen Fähigkeiten nicht mehr ausreichend anwenden kann, weil sie für mich historisch nicht plausibel widerlegt erscheinen. Eine diesbezüglich nötige Erkenntnis erlangt demnach den Charakter des Subjektiv-Rationalen. Womit ich wiederum Geschicklichkeit beweise und mich dem Schulbegriff der Philosophie langsam anschmiege. Doch wie weit muss ich für die endgültige Zerschneidung des Gipses gehen?

Sollte ich die romantische Vorstellung, wonach die Philosophie allein den inneren Wert hat und allen anderen Erkenntnissen erst zuschreibt, hinterfragen und im Prozess mühsam auf sie stoßen, oder ist sie sogar für die Eingegipsten eine immanente Größe, die sogar ohne Einsicht besteht, ihm aber spürbar fehlte, wenn es sie nicht gebe und über die Dinge, als ihrer selbst beraubte, lamentierte?

Gertrude Dvornikovich Besonders beeindruckt hat mich u.a. die Beschreibung des Qualifikationsprofils für den Bachelor durch Frau Prof. Nemeth.Wie auch Kant zum Ausdruck bringt, lernen wir Argumentationsstrukturen, Begründungszusammenhänge zu analysieren und dabei eine Kompetenz der Reflexion auf die Fragen der Bedingungen zu entwickeln. Wie ich immer wieder vernehmen kann, kann sich der Mensch außerhalb der Fakultät Philosophie eigentlich nicht vorstellen, dass man beruflich damit etwas anfangen kann. Ich finde es begrüßenswert, dass gleich am Anfang des Studiums klar gemacht wird, dass dieses Studium mit einer generellen Argumentations- und Kommunikationskompetenz, mit der Fähigkeit komplexe konzeptuelle Strukturen zu analysieren, über die eigenen Denk- und Entscheidungswege methodisch Rechenschaft zu geben, instruiert ist. Es ergeben sich somit Arbeitsfelder wie z.B. Tätigkeit im Bereich außeruniversitärer wissenschaftlicher Institutionen, auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung, des Verlagswesens, des wissenschaftlichen, kulturellen und allgemeinen Managements, der Medien und in Beratungsberufen.


Thomas Karner Wie ich in meinem Bekanntenkreis von meiner Absicht Philosophie zu studieren erzählte, löste ich zugegebenermaßen fast ausschließlich Schweigen aus. Niemandem war so recht klar was er mit diesem Begriff anfangen sollte. Viele fragten mich daraufhin, was es wohl für einen Sinn hat Philosophie zu studieren und wo ich den praktischen Nutzen dafür sähe.

Hat die Philosophie einen Nutzen im Alltag? Auch ich habe mir diese Frage gestellt. Was erhoffe ich mir überhaupt von diesem Studium? Ich glaube kaum, mich nach dem Studium als Philosoph bezeichnen zu können. Was ich mir allerdings erhoffe, ist, nach dem Studium in der Lage zu sein, Problemstellungen vorurteilsfreier betrachten zu können oder auch besser argumentieren zu können. 

Aber nun zurück zur Philosophie im Alltag. Meiner Meinung nach ist die Philosophie allgegenwärtig. Gerade im philosophischen Denken liegt das Potential unsere Gesellschaft und dadurch unser tägliches Zusammenleben zu bereichern. Deshalb halte ich auch nichts von dem Bild des Philosophen, der sozusagen – erhaben – über der Gesellschaft steht. Wie Prof. Gotz schon des Öfteren in seinen Vorlesungen sagte, dass jeder schon denken können müsse, um zu philosophieren. Das Auswendiglernen der berühmten Philosophen, meinte er weiter, sei noch lange kein philosophieren. Natürlich ist unbestritten, dass ein Philosophiestudium eine wertvolle Hilfe ist, werden doch dabei, so hoffe ich zumindest, wichtige Grundlagen, wie auch in der Vorlesung vorgebracht, vermittelt. Die berühmten Fragen Kants sind es doch, die sich die meisten Menschen schon gestellt haben. Ob Student oder Arbeiter, ob Millionär oder Bettler. Warum haben denn so viele Sekten oder Glaubensgemeinschaften regen Zulauf? Die Sinnfrage ist es doch, die uns alle beschäftigt! Ich glaube auch nicht, dass, wie es schon in einem Kommentar angeklungen ist, die Metapher, der verborgenen Burg darauf abzielen soll, dass diese nur einem erlesenen Kreis vorbehalten sei. Nein, ganz im Gegenteil! Sie ist für jeden da. Doch es ist nicht so einfach den Eingang zu finden. Dem Menschen im Alltagsleben, den Zugang zu finden, so denke ich, ist zumindest eine Aufgabe des, wenn man so will, ausgebildeten Philosophen.


Astrid Barcza: Der Diskussion um die Definition von Philosophie stellt Kant die Klärung des Charakters von Erkenntnissen voran. Ihre Trennung „ex principiis“ oder „ex datis“ hat mich beschäftigt, da dieser Unterschied für mich nicht notwendigerweise bestehen muss. Kants Formulierung, dass Vernunfterkenntnisse bspw. den historischen „entgegen gesetzt“ werden, oder allein Erkenntnisse des objektiven Ursprungs eine Quelle sind, „woraus eine Erkenntnis allein möglich ist“, erscheint mir in diesem Zusammenhang nachvollziehbar, aber doch praktisch zweifelhaft. Unser Denken zeichnet sich (in Anschluss an die Vorträge von Prof. Gotz) durch eine reflektierte Sinnlichkeit bzw. reflektiertes Wissen aus, dem ein Problembewusstsein für unsere Erkenntnis als begrenzte Wahrnehmung vorausgeht. Dies stellt sogleich die Basis unserer Kommunikation mit anderen und der gesellschaftlichen Organisation dar. Wir schaffen uns so durch Reflexion eine empirische (Um)Welt, die uns als allgemeine Orientierung für die Praxis dient und wiederum reflektiert wird. Ohne den Begriff der Reflexion an dieser Stelle weiter diskutieren zu wollen, stellt sich mir die Frage, in welchem Zusammenhang dann von Vernunfterkenntnissen a priori gesprochen werden kann. Dürfen wir nicht vielmehr von einem Zusammenspiel von (historischen) Erfahrungen und Erkenntnissen aus Prinzipien ausgehen – wie hier bereits angemerkt wurde. Wenn sich unsere Erkenntnis auch zunächst „anfangs nur aus der eigenen Vernunft des Menschen entspringt“ und für Kant somit objektiv ist, dürfte sie wohl nicht in einem sozialen Vakuum geformt worden sein. Wer oder was dürfte sich dann aber in der streng gefassten Definition Kants für Erkenntnisse der Vernunft verantwortlich zeigen? Zugleich habe ich mir die Frage gestellt, welche Schlüsse wir dann für die Philosophie als Wissenschaft ziehen können: Verschließt sich eine Philosophie als „System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen“ (s. Handout) somit empirischer Erfahrungen oder Erkenntnissen ex datis?


Christian Oberegger:Wenn es sich um die Frage handelt was Philosophie in unserer Gesellschaft bewirken kann, glaube ich, dass Philosophie einen sehr viel höheren Stellenwert einnimmt, alls von vielen Gedacht wird. Da Philosophie so Themenübergreifend und eigentlich überall vorhanden scheint, muss es diesbezüglich auch einen konkreten Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Philosophie geben. Begriffe wie Ethik usw. könnten/können der Gesellschaften von großen Nutzen sein, überhaupt in einer Zeit in der das Geld eine so zentrale Rolle in unserer Gesellschaft eingenommen hat. Da diese Form des Kapitalismus welche wir gerade durchleben sich auf Geld stützt, verliert der Mensch immer mehr sein Gespür für moralische Fragen, da er dem Geld nicht wiederstehen kann und unvernüntlig zu handeln scheint. Ich würde sogar behaupten,dass Philosophie nicht nur viel in der Gesellschaft bewirken kann, sondern Philosophie ein großer t Teil der Gesellschaft ist.

Simon Nothdurfter: Welchen Sinn oder welche Aufgabe Philosophie konkret hat, ist schwierig auszumachen. Sicher ist jedoch ihre enorme Wichtigkeit. Philosophie heißt verstehen wollen und an Verstandenem wachsen. Insofern heißt Philosophie Aufklärung. Die Förderung dieses Ansinnens erscheint mir von großer Bedeutung. Wieviel Philosophie tatsächlich verändern kann, ist weniger wichtig, als die Tatsache, dass ihre Fehlen bestimmt negativ zu verzeichnen wäre.


Wolfgang Krenn: Zu ASTRID: Wie ich glaube, haderst du damit, dass Vernunfterkenntnis objektiven Ursprungs deiner Auffassung von Kants Begriff nur aus sozusagen neuem Wissen, also einem Wissen, das zuvor noch nie gedacht wurde, a priori erzeugt wird. Hier glaube ich, dass deine Auffassung zu streng ist.

Deshalb möchte ich auf eine Passage des Textes hinweisen, den Frau Prof. Nemeth als Quelle angegeben hat:

http://www.textlog.de/kant-logik-zwecke.html

„Es kann sich überhaupt keiner einen Philosophen nennen, der nicht philosophieren kann. Philosophieren läßt sich aber nur durch Übung und selbsteigenen Gebrauch der Vernunft lernen. Wie sollte sich auch Philosophie eigentlich lernen lassen? — Jeder philosophische Denker baut, so zu sagen, auf den Trümmern eines andern sein eigenes Werk; nie aber ist eines zu Stande gekommen, das in allen seinen Teilen beständig gewesen wäre. Man kann daher schon aus dem Grunde Philosophie nicht lernen, weil sie noch nicht gegeben ist. Gesetzt aber auch, es wäre eine wirklich vorhanden: so würde doch keiner, der sie auch lernte, von sich sagen können, daß er ein Philosoph sei; denn seine Kenntnis davon wäre doch immer nur subjektiv-historisch.“

Dem entnehme ich, dass wir ohne dem Vorwissen von anderen Denkern gar nicht die Möglichkeit hätten, Vernunfterkenntnisse a priori zu schaffen. Somit entstehen diese auch nicht in einem sozialem Vakuum, sondern verlangen es geradezu. Nun kann ich ebenso einen Sprung zur Ringvorlesung von Gotz machen, der uns vorgetragen hat, dass wir andere Menschen brauchen, um ein reflektierendes Lebewesen zu sein. Das Soziale ist also eine wesentliche Bedingung.

Zu Frederick: Ich möchte dein Zitat der Vorlesung über „die Idee einer vollkommenen Weisheit“ aufgreifen und hinzufügen, dass es im Grunde immer nur bei dieser Idee bleiben wird. Philosophie wird nie darüber hinausgehen. Ansonsten wäre, wie im Zitat oben aufgeführt, Philosophie nur subjektiv-historisch und auch nicht mehr zu neuen Vernunfterkenntnissen fähig.


Astrid Barcza zu WOLFGANG: Danke für diesen Hinweis! Das Handout endet leider an der Stelle, die du angeführt hast und dieser Auszug verdeutlicht Kants Argumentationslinie für mich schon um einiges. Ich empfand die recht strenge Formulierung dieses Unterschiedes in dieser Kürze etwas irritierend und wollte nur eine Diskussion darüber anregen.




Benjamin Andreatta Die Frage nach dem Sinn und Zweck der Philosophie ist keine leichte. Der Sinn des Arztes? Dies ist eine ziemlich einfache Frage, kurz gesagt will er Menschen helfen. Wenn nun ein Student sich auf den Weg der Medizin begibt, wäre das sein Motiv. Aber was tut ein Philosoph für die Gesellschaft? Denken? Weder ist er das Gehirn dieser noch hätte er die Macht dazu sie aktiv zu verändern. Doch das Denken unterscheidet meiner Meinung nach den Philosophen von anderen Berufen. Meiner Auffassung nach, spiegelt die Philosophie die Gesellschaft wieder, führt ihr Errungenschaften, Missstände und Begriffe vor Augen, die sie im Alltag übersieht. Ich denke Nietzsche hat sich zum Beispiel als ein „Arzt der Kultur“ gesehen, als Psychologen seiner Zeit. Man könnte vielleicht sagen, der Philosoph reflektiert für die Gesellschaft, wie ein Mensch für sich (wobei man hier den Begriff Philosophen nicht auf die Berufssparte beziehen sollte, Politik, Kunst etc. können diesen Anspruch jederzeit auch erheben.).

Viola Kleiser Besonders interessant fand ich die Unterteilung Kants der Philosophie in einen Schulbegriff und einen Weltbegriff. Weiters meinte er, dass nur der Weltbegriff nach den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft suchen würde und somit „nützlich“ sei. Hier ist es sinnvoll die Frage von Professor nehmet aufzugreifen…. Was ist nützlich? Nützlich für die Menschheit? In seinem Text „Streit der Fakultäten“ hingegen sieht Kant den scholastischen Begriff der Philosophie als erstrangig, indem er meint „die Nützlichkeit aber, …, nur ein Moment vom zweiten Range ist.“ Vielleicht missinterpretierte ich diese Texte, aber für mich sieht es so aus, als gebe es bei Kant einerseits die Philosophie der Universitäten und andererseits die Philosophie in der weltbürgerlichen Welt. Ich persönlich glaube aber, dass diese zwei Begriffe der Philosophie keineswegs so zu trennen sind sondern sehr stark miteinander zusammenhängen.


Bogner David

Ich habe den Text und die letzte Vorlesung nicht verstanden: Was war die Pointe? Dass Kant diejenigen Erkenntnisse, die aus der eigenen Vernunft entstanden sind zum Schulbegriff zählt und heute unter Schule im Allgemeinen das Faktenwissen lernen verstanden wird und man sich somit nach Kants Definition historisches Wissen aneignet? Oder dass die unter dem Punkt „Zu einem Philosophen gehören hauptsächlich zwei Dinge:“ gebrachte Definition auch den Zielsetzungen nach dem Bachelor Studium gleichen?

Zum Nutzen des Philosophie-Studiums, der hier ein großes Thema ist: Die Möglichkeiten sich eine „Genauigkeit im Denken und im sprachlichen Ausdruck bei der Analyse komplexer Probleme zu erlernen“ (hier aus den Qualifikationszielen der Uni Olenburg kopiert, stellvertretend für die Lehrziele des Philosophiestudiums) hat man auch in vielen anderen Studiengängen. Generell hängt es von der jeweiligen Person ab, in wie weit sie das Angebot der Universität nutzt (aber auch nutzen kann: der Punkt der Überforderung bei zu offenen Lehrplänen, die zum Drop Out führt – wurde in der letzten Diskussion angesprochen – war sehr interessant). Auch beruflich lassen sich mit dem Studium offensichtlich viele Wege einschlagen, siehe Hahn, siehe Liessmann, der zu allen möglichen Themen als Diskussionsteilnehmer eingeladen wird und siehe die von Frau Professor Nemeth erwähnten Zahlen, laut denen die Akademiker Arbeitslosenquote unter Philosophieabsolventen unter dem Durchschnitt liegt (siehe auch eine oe1 – Diagonal Sendung zum Thema Philosophie, die hab ich jetzt nicht gefunden, aber werden auch die unterschiedlichsten Berufswege porträtiert, die ein Absolvent offensichtlich einschlagen kann).


Sarah Gaderer: Nach der Vorlesung am Donnerstag stellte ich mir, wie vielleicht einige andere auch die Frage, warum und mit welchen Absichten ich Philosphie studiere. Denn, nachdem es in der Vorlesung zb. hieß: Die Medizin hat 2 Seiten. Einerseits das Aneignen von praktischen medizinischen Wissen, andererseits das Hinterfragen dieser Praktiken und dieses Wissens. (also eine eigene, spezifische Form von philosophie) Meiner Meinung nach sollte es auch so sein, dass jeder Wissenschaftsbereich sich zuerst Wissen aneignet und danach hinterfrägt um auch sicherzugehen, dass mensch sich auch nichts falsches angeeignet hat, nichts das mensch mit sich selbst nicht vereinbaren kann und wovon mensch nicht überzeugt ist, das mensch es perfektionieren könnte. Auch wenn es in der Disskussion von letzter Woche hieß, dass sich heutige Medizinstudierende niemals die Zeit nehemen werden um die Dinge, die sie lernen zu hinterfragen, so denke ich doch, dass es so sein sollte und auch teilweise so ist. Ich denke, dass sie natürlich zuerst Informationen aufnehmen müssen (genauso wie wir.. ich kann nicht die Theorien und Weltanschauungen Platons' kritisieren, wenn ich sie nicht kenne) aber mit dem Fortschreiten des Studiums wird jede/r beginnten zu zweifeln und zu fragen. Nun stellt sich mir die Frage: Wenn es die Aufgabe jedes Wissenschaftsbereiches ist seinen Gegenstandsbereich zu hinterfragen, was hinterfrägt dann die Philosophie und was ist der Gegenstandsbereich der Philosophie und warum hinter fragen wir, die Philosophie studieren immerwieder das, was eigentlich die Biologiestudierenden, PhysikerInnen oder MedizinerInnen hinterfragen sollten? Weiters stellte ich mir noch eine andere Frage: Wenn sich mensch zuerst wissen aneignen muss um dies dann zu hinterfragen, wenn er sich alles, was mit seiner Wissenschaft zu tun hat aneignen muss, wie eignen wir uns dann das in Frage stellen an? Wie lernen wir nicht einfach den Stoff zu schlucken, sondern uns mit ihm auseinanderzusetzen? Ist dies vielleicht der Gegenstandsberich eines Philosphiestudiums? Das dachte ich immer. Aber es sind nicht nur wir, die Philosophen, die dies tun, wie mensch das an meinen oben angeführten Argumenten erkennen kann. Zu einer Lösung bin ich bis jetzt noch nicht gekommen...


Dan Siserman: Anhand der obengeschriebenen Kommentare, will ich auf die Frage nach der praktischen Aufgabe einer Philosoph antworten:

Vor circa 150 Jahren sagte Marx, dass die Philosophen die Welt bis jetzt nur verschieden interpretiert haben, es aber darauf ankomme, sie zu verändern. Heute aber ist es an der Zeit auch Einsicht über die Welt zu gewinnen, um sie besser zu verstehen ! Wir haben aber schon gesehen wie die Philosophen sie verändert haben, denn die Anzahl getöteter Menschen durch Auswirkungen der kommunistischen Herrschaft zeigt uns klar, was das bedeuten kann, wenn wir den Himmel auf Erden bringen wollen (allein durch unsere menschlichen Kräfte): China: 65 Millionen Opfer ; Sowjetunion: 20 Millionen Opfer ; Afrika: 1,7 Milionen Opfer ; Afghanistan: 1,5 Millionen Opfer ; Nordkorea: 2 Millionen Opfer; Kambodscha: 2 Millionen Opfer; Vietnam: eine Million; Osteuropa: eine Million; und Lateinamerika: 150.000 Opfer.

Das ist der größte Erfolg einer falsche Religion ohne irgendwelche telologischen und übergeschichtlichen Zwecke. Und ich meine nicht nur die verschiedenen politischen Bewegungen und sozialen Prophetien, deren mythologische Struktur und religiöser Fanatismus leicht zu erkennen sind (z.B. H.C. Straches „Sozialpatriotismus“ oder die heutigen Studentendeomonstrationen), sondern auch an den eschatologischen Gehalt des Sozialismus (Kommunismus und Marxistischer Sozialismus; Nationalsozialismus; Anarchismus; Realsozialismus; oder Ökologismus) Z.B., Marx hat eine der großen eschatolgischen Mythen der asiatisch-mediterranean Welt wieder entdeckt und weiter geführt: die Erlöserrolle des Gerechten (des Auserwählten, Unschuldigen, des Boten – in userer Zeit das Proletariat), dessen Leiden berufen sind, den ontologischen Zustand der Welt zu verändern. Die klassenlose Gesellschaft und das daraus resultierende Verschwinden der historischen Spannungen sind im Mythos vom Goldenen Zeitalter, das nach vielen Überlieferungen den Beginn und das Ende der Geschichte kennzeichnet, bereits genau vorgezeichnet. Marx hat diesen ehrwürdigen Mythos um eine ganze jüdisch-christliche messianische Ideologie vermehrt: Man denke nur an die prophetische und sotereologische Rolle, die er dem Proletariat erteilt, und an den Endkampf zwischen dem Guten (Proletariat) und dem Bösen (Kapitalisten), den man ohne weiteres gleichsetzen kann mit dem apokalyptischen Kampf zwischen Christus und Antichrist, aus dem der erstere, also der Gute (Proletariat), siegreich hervorgeht. Marx übernimmt dazu auch die jüdisch-christlische eschatologische Hoffnung auf ein absolutes Ende der Geschichte (die klassenlose Gesellschaft) (siehe auch Mircea Eliade: Das Heilige und das Profane - Vom Wesen des Religiosen) .

Wer die Parabel aus Dostojewskis “Großinquisitor“ verstanden hat, hat auch verstanden, dass nur diejenigen die Geschichte übergehen und sie dadurch auch retten können, und diejenigen die unbedingt eingreifen wollen, sind diejenige die die Geschichte mit Blut befleckt haben. Und darüber hinaus, eine reine wirtschaftliche und materielle Geschichtsanschauung, also nicht ein geistliches Geschichtsprinzip, könnte uns nicht woanders hinführen, als zur Dehumanisierung. Deswegen ist Kommunismus nichts anders als ein transzendentaler Mord ! Denn wo keine transzendentalen Prinzipien gibts, da gibts auch keine Menschwürde. Man soll als Philosoph nicht direkt in die Geschichte eingreifen, denn die Aufgabe der Philosophie steigt über das alltägliche Werden der Geschichte hinaus. Vielmehr, soll ein Philosoph Einsicht in die Syntax der Welt gewinnen und ihre intelligibile Struktur zu verstehen. Nur so sollte ein Philosoph in der Welt eingreifen, also indirekt. Denn jeder direkte Eingriff eines philosophischen Systems in die Welt (also durch Politik) bedeutet ein abgeschlossenes System einzusetzen. Und jedes abgeschlossene politische System ist ein Hybris. Demzufolge sind die praktischen Aufgaben der Philosophen, wie Karl Popper gesagt hat, von einer übergeschichtlichen Stelle, für eine offene Gesellschaft und gegen falsche Prophezeiungen zu kämpfen.


Benjamin Hann Hat Philosophie einen Nutzen für die Gesellschaft? 1)Praktische Philosophie (Ethik) ist meines Erachtens grundlegend für eine funktionierende Gesellschaft. Vor allem die Verbindung Moral und Recht ist offensichtlich. Betrachtet man die Welt als Gesellschaft, so sind die Menschenrechte ein Beispiel für allgemein gültige ethische Normen. Auch die Frage nach dem richtigen Umgang mit anderen Kulturen und damit Verbunden, anderen moralischen Wertvorstellunge, ist in einer Welt, die mit Veränderungen konfrontiert ist, nicht wegzudenken. 2) Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt kann der Abschluss eines Studiums ( zumindest) kein Nachteil sein. Wie in der Vorlesung erwähnt, gibt es aus auch ausserhalb des universitären Raumes Berufsmöglichkeiten für Philosophieabsolventen.

Paula Unterwurzacher: Was ich bei der Auseinandersetzung mit Kant am letzten Donnerstag nicht unbedingt nachvollziehen konnte, war seine Unterscheidung zwischen einem subjektiven, rationalen und einem subjektiven, historischen Ursprung. Sofern ich diese Unterscheidung richtig verstanden habe, ist der rationale Ursprung derjenige, bei dem Erkenntnis aus eigenen Prinzipien erzeugt wird, während beim historischen Ursprung die Erkenntnis bloß nachgeahmt wird. Das ist prinzipiell noch nachvollziehbar für mich, weshalb Kant jedoch nur die Philosophie und die Mathematik als Wissenschaften mit einem rationalen Ursprung erwähnt, verstehe ich nicht. Ich denke, dass man in der Philosophie und Mathematik auch aus fremder Vernunft lernen sollte, wir könnten doch viel weniger leisten, würden wir uns nicht mit bereits Gedachtem auseinandersetzen, ebenso wie dieses dann auf neuer Ebene zu reflektieren und eigene Gedankengänge einzuleiten. Darüber hinaus würde ich nicht sagen, dass Physik, Chemie, Politikwissenschaft, Psychologie, etc. Wissenschaften sind, bei denen nachgeahmte Erkenntnis allein ausreicht um sie genau zu studieren. Ich würde sagen, dass beide Komponenten zusammenspielen müssen, wenn auch bei einer Wissenschaft immer ein Aspekt überwiegt.


Sabrina Haider Wie bereits in einem der Kommentare angesprochen wurde, stellt sich auch mir die Frage, ob sich ein Mensch, trotz Philosophiestudium, wie Hr. Hahn, so weit von der Philosophie entfernen kann? Generell ist die Kombination von Wirtschaft und Philosophie eine, die viele Zweifler findet. Auf der einen Seite das Rationale, Geld-, Macht-und Imageorientierte, und auf der anderen Seite das darüber Hinausdenken über festgefahrene Anschauungen. Genau dieses "Problem" brachte mich bereits vor einigen Jahren zum intensiven Auseinandersetzen mit der Kombination von Wirtschaft und Philosophie. Und dabei entdeckte ich interessante Unternehmensstrategien. Denn gerade in der heutigen Zeit, wo wir ständig mit Wirtschafts-und Finanzkrise konfrontiert werden,beginnen auch Unternehmen, ihre Erfolgsstrategie auszubauen und den Weitblick zu fördern, der im Laufe der wirtschaftlichen Konjunktur föllig vernachlässigt wurde. So sieht man das auch in der Wirtschaft nicht auf Philosophie verzichtet werden kann. Nur damit das den Menschen bewusst wird, müssen sie sich erstmal in so einem wirtchaftlichen Engpass befinden. Und so, auf Hr. Hahn bezogen, glaube ich, dass die Macht der Wirtschaft nicht unterschätzt werden darf, den dieses Geschäft ist hart, und nimmt keine Rücksicht auf den Menschen, deshalb fordert diese auch eine 100% Ausführung, und das prägt natürlich. Nur ich bin schon der Meinung, dass man, gerade bei intensiverer Auseinandersetzung mit der Philosophie, wenn auch in der Vergangenheit, der philosophische Aspekt, dem Aspekt zu Hinterfragen, nicht "verlernen" kann. Denn das Bedürfnis hinter das zu blicken was offensichtlich ist, bleibt erhalten.


Markus Werner 1. Ich finde es doch ein wenig überraschend, dass Frau Prof. Nemeth, in ihrer ersten Vorlesungseinheit, in die Debatte der Aufgaben der Bildungsstätte Universität so eingegriffen hat, dass sie darlegte wie es (bei Kant) die philosophische Fakultät auf der einen Seite (unten) und die drei Fakultäten Medizin, Jurisprudenz und Theologie (oben) auf der anderen Seite gäbe, um dann in der zweiten Vorlesungseinheit festzustellen, dass solch eine strikte Unterscheidung alles andere als legitim sei. Um genau zu sein wurde von Prof. Nemeth klar gestellt, dass tatsächlich alle Erkenntnisse die aus Vernunft entstehen so gleich philosophische Erkenntnisse sind. Soll heißen, dass wenn ich eine Erkenntnis in Bedienung meines Vernunftvermögens erschließe, diese Erkenntnis immer dem Bereich der philosophischen Fakultät (bei Kant) zuzuordnen ist. Dies wiederum widerspricht allerdings der Darstellung von Prof. Nemeth in deren ersten Vorlesung, laut derer es so eine Art Kampf zwischen diesen beiden immerwährend getrennten Fakultäten (zw. unterer und oberen) gäbe, der zum Ziel hätte Erstere (die philosophische) zu beseitigen. Im Gegensatz dazu kristallisierte sich, nach meinem Verständnis, in der zweiten Vorlesung so etwas wie eine Zusammenarbeit zwischen der unteren und den oberen Fakultäten heraus, in dem Sinne, dass alle aus der Vernunft entstammenden Erkenntnisse, also Vernunfterkenntnisse, den oberen drei Fakultäten genauso von nutzen sein können wie der philosophischen! Hierbei handelt es sich jedoch ganz offensichtlich um einen Widerspruch zwischen dem Gesagten in der ersten Vorlesungseinheit und dem Gesagten in der zweiten Vorlesungseinheit von Prof. Nemeth. Demnach stellt sich nun aber die Frage, welche der beiden Darstellungen plausibler erscheint und mit welcher man dem Verständnis Kants eher gerecht wird. 2. Zweitens möchte ich noch kurz auf eine Frage eines Hörers, gegen Ende der Vorlesung, eingehen. Die Frage lautete: “Wie kann das Wissen, welches wir als anerkannt übernehmen, auch weiterhin kritisch hinterfragt werden, wenn eben dieses Wissen immer mehr (also exponentiell) zunimmt?“. Oder um es einfacher auszudrücken: „Wie kann bei der Fülle an Information, die heute existiert, noch zweifelnd hinterfragt werden, wenn wir bereits mit den Informationen alleine nahezu überfordert sind?“. An eben diese Frage möchte ich anknüpfen und erweiternd sagen, dass nicht nur die Zeit, zur Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen (darunter fällt eben auch das Hinterfragen von anerkanntem Wissen und der Methodik mit der eben dieses Wissen erschlossen wurde) angesichts der unfassbaren Masse an Wissen, immer geringer wird, sondern das mit dem Wachstum der Masse an anerkanntem Wissen natürlich auch die Anzahl der „philosophischen“ Fragen, die sich aus dem neu erschlossenen Wissen ergeben, mehr und mehr zunimmt. Dies ist, was als bald einleuchtet, ein sich verstärkendes Problem und kann vereinfacht auch als eine Art „Teufelskreis“ verstanden werden. Als Lösungsvorschlag fiele mir persönlich kein konstruktives Konzept ein, außer vielleicht das vermehrte Vertrauen des Einzelnen in die Erkenntnisse der Gemeinschaft und somit eine Besinnung auf die zentralen Fragen der Philosophie und ein vorübergehendes Beiseiteschieben weniger zentraler Fragen. Aber eben in diesem „sich unterwerfen“ der Philosophie gegenüber den Erkenntnissen der restlichen wissenschaftlichen Fachdisziplinen sehen einige Leute schon heute das Ende der philosophischen Arbeit, wie wir sie bislang kennen, gekommen. Ich beende hiermit die Reflexionen über die zweite Vorlesung von Prof. Nemeth, weil ich befürchte, dass jegliche weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema in pure Spekulation über die Geschehnisse, dieses Themengebiet betreffend, in der Zukunft ausufern würde.

Björn Dade: Hinterfragen und Wissen stehen in einem Spannungs- und Wechselverhältnis, das m.E. mit einer zeitliche Abfolge im Sinne einer Priorität des Wissens der Hinterfragung gegenüber mißverstanden wird. Der Wissenserwerb vollzieht sich immer in einem (latent kritischen) Sich-ins-Verhältnis-stellen zu Erfahrungsgegenständen und auch Zeugnissen; unhinterfragtes Wissen, das den Zug des Dogmatischen annimmt, ist m.E. adäquater beschrieben als nicht-mehr-hinterfragtes Wissen. Eine solche Deutung kann durchaus in Einklang mit der Philosophiegeschichte gelesen werden; so etwa wenn die sokratische Mäeutik Anwendung findet, das Gegenüber im Dialog in einen Widerspruch zu führen oder vielmehr zurückzuführen - in eine kritische Distanz zum Gewußten -, um dann im klassischen Sinne über die Aporie die Wahrheit zu entbergen, im moderneren Sinne kritisch das Für-wahr-genommene in Frage zu stellen, und damit den ursprünglichen Beiklang von Wissen und Hinterfragen zu reinstallieren. In diesem Sinne kann die Philosophie dem Schulbegriff nach dem Studenten die Form des In-Frage-stellens lehren anhand gegebener philosophiegeschichtlicher Probleme, diese erworbene Methode aber muß in der Philosophie im Weltbegriff ihrerseits beständig hinterfragt werden mitsamt der Gegenstände ihrer Untersuchung. Eine solche Methode können die empirischen Wissenschaften nur bedingt eignen, ergo kommt hier die philosophische Praxis ins Spiel.

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