Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 28.10.
Elke Karpf: Man kann in Hinblick auf Erfüllung seiner unmittelbaren egoistischen Bedürfnisse handeln, andererseits reflexiv sein Tun auf Ideologien gründen, hieß es in der VO. Ich halte ein Mittelmaß für erstrebenswert. Es ist wichtig, seinen persönlichen Wünschen nachzugehen , aber auf Grundlage ethischer Werte. Wobei ich Ethik nicht als Ideologie sehe. Kant meinte, den Maßstab für richtiges Handeln trägt man in sich – man kann anhand seines Gewissens prüfen, ob man das eigene Handeln vertretbar ist. Gemäß dem Kategorischen Imperativ kommt es auf die Vereinbarkeit eigener und fremder Interessen an.
Zum Willen möchte ich sagen: Der Wille ist – laut Spinoza – nur ein Modus Cogitandi. Es gibt keine absolute Willensfreiheit. - Ich stimme damit bis zu einem gewissen Grad zu, wenn ich an die Prägungen unserer Kindheit und durch die Gesellschaft denke, zudem trägt die Vererbung und die Triebe, die wir durch Jahrtausende gelernt haben, um zu überleben, entscheidend zu dem, was wir w „Wille“ nennen, bei. Unser Wille erscheint uns frei, ist es aber nicht 100 %ig, glaube ich.
Zum Thema Wirklichkeit meinte Prof. Gotz, wir handeln und philosophieren (!)auf Grundlage der Wirklichkeit, die wir uns zurechtlegen, um uns orientieren zu können. Was ist die wirkliche Wirklichkeit? Diese Frage ist hochinteressant und ich suche Antworten darauf, aber ist es eine sinnvolle Frage? Fänden wir jemals eine Antwort darauf, welche Konsequenzen hätte dies?
Wolfgang Krenn: Ich möchte einen Aspekt aus dem zweiten Vortrag von Prof. Gotz besonders aufgreifen, der wahrscheinlich ebenso für einige andere StudienkollegInnen von Bedeutung sein könnte. Denn meiner Empfindung nach ist für viele von euch die Mensch/Tier-Problematik, die den Reflexionen von Gotz zugrunde liegen, ein hitzig diskutiertes Thema.
Mein jetziger Bezugspunkt, um in diese Thematik einzusteigen, wurde nur in einer kleinen Bemerkung erwähnt: Wir haben die Möglichkeit, ob wir überhaupt handeln.
Diese Aussage möchte ich nun genauer auslegen. Natürlich würde sich auch eine weitere Differenz von Menschen und Tieren dem Vortrag entnehmen lassen, dass wir reflektiert Handeln, und weiter dass wir unser reflektiertes Handeln wieder reflektieren usw. Jedoch möchte ich nun auf den ersten Punkt näher eingehen.
Wie jedes andere Tier, so ist auch der Mensch in erster Linie getrieben seine physiologischen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Für Tiere stellt dies meiner Meinung nach die Hauptaufgabe ihres Lebens neben der Reproduktion, folglich Arterhaltung, dar. Möglicherweise ist auch Reproduktion die Hauptaufgabe eines jeden Organismus und die Deckung der Bedürfnisse wie beispielsweise Hunger und Durst sind ein notwendiges Übel dafür.
Die Grundbedürfnisse sind auch für die menschliche Existenz unumgänglich. Nur verbinden wir diese Aufgabe, Erfüllung der Grundbedürfnisse, mit anderen im eigentlichen Sinne weniger essentiellen Aufgaben oder integrieren sie in andere, sodass sie nahtlos in unseren Tagesablauf übergehen. Zumindest handeln wir meistens so.
Unter bestimmten Umständen vollbringt es der Mensch, dessen naturgegebenen Zwang zu überwinden. Man denke zum Beispiel an eine Person, die ihrer Überzeugung wegen in einen Hungerstreik tritt. Der Mensch stellt sich nun bewusst seinem natürlich festgelegten Handeln entgegen. Er isst nichts mehr! Darüber hinaus verfügt er zumeist über die vollkommene Klarheit über die Konsequenzen seines Handelns; der Tod! Die eigene Überzeugung kann eine dominante, natürlich vorgegebene Determinante überbrücken.
Hunger und Durst, Überlebensinstinkt/-wille, Erhaltung seiner Gattung etc. stellt der Mensch bewusst in den Hintergrund. Dafür greift er ein Konstrukt seiner Gedanken, das vielleicht nur ein einzelner Satz sein kann oder sogar nur ein Wort, auf und erhebt es zum einzigen Inhalt seiner Existenz. Somit entzieht sich der Mensch, sich seinem Geiste bewusst im krassen Gegensatz zu den Tieren, jedweder Natur und gibt sich seinem Erdachten hin: Bildung für ALLE! Das ist meine Auslegung zum Nichthandeln der Menschen.
Simon Pötschko: Wie Professor Gotz in seiner VO verlauten ließ, befindet sich der Mensch im Moment der Handlung in einem Dilemma. Prof. Gotz nennt dies eine radikale Differenz. Um eine Handlung zu tätigen benötigt es einer Zielsetzung, wobei uns zur einen Seite unsere Sinnlichkeit, also Lust Maximierung und folglich der Egoismus und zur anderen eine be-stimmte Ideologie also eine gewisse Allgemeinheit aller Menschen zur Auswahl stehen. Ich persönlich bin der Meinung, dass der Mensch generell eher zur Maximierung seiner Lust neigt, also zum kurzfristigen Erfolg. Auf der andern Seite jedoch haben wir das Handeln nach einer Ideologie, welches, meiner Auffassung nach, auch vom Professor Gotz als nicht recht hoch eingeschätzt wird, da er es nur in wenigen Minuten erläutert. Bei einer Handlung nach den Regeln einer Ideologie kommen wir zu einer erheblichen Schwächung der Individualität, welche weit hinter vorausgesetzte Axiome treten muss und sich in keinster oder nur in sehr spärlicher Weise entfalten kann. In dieser Situation kommt es, meiner Ansicht nach, zur „Diktatur des man“, die schon von Martin Heidegger behandelt und ausgeführt wurde. Inte-ressanterweise nennt Heidegger die Vereinzelung, in die laut Professor Gotz der Mensch durch egoistische Handlungen kommt, als den Ausweg aus der „Diktatur des man“.
Zum Schluss wurde der Wille, als oberstes Handlungsprinzip, ins Spiel gebracht. Für uns Menschen ist es jedoch unklar nach welchen Grundlagen, der Wille Entscheidungen fällt und Wertungen tätigt. Wenn der Wille gewissen Prinzipien unterliegt, welche schon von vorne-herein festgelegt sind, so müssen wir eingestehen, dass der Wille unfrei ist. Als Folge auf einen unfreien Willen können wir sagen, dass der Mensch eigentlich nicht handelt, sondern stets nur auf die Befehle des Willens reagiert! Es fällt mir somit schwer eine oberste Grundlage zu erkennen.