Zusammenfassung Tanja Uitz

Aus Philo Wiki
Version vom 6. Oktober 2009, 15:58 Uhr von A0703158 (Diskussion | Beiträge) (Zusammenfassung der 8.VO)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Zusammenfassung zur 8.VO (29.5.09)

Einleitendes und erstes Argument aus dem Publikum

Zu Beginn fällt die Frage welche Anreize es für Wissende geben mag, ihr Wissen in Datenbanken zur Verfügung zu stellen. Ein möglicher Anreiz wäre der finanzielle (Daten, die heruntergeladen werden, werden verrechnet). Das Wichtigste aber ist für die fragende Person, die Möglichkeit der Interaktivität und dass es dahingehend eine gewisse Einheitlichkeit gibt bzw. dass den Studenten der Zugriff auf die Informationen erleichtert wird. Hrachovec meint dazu, dass dies auch mit seinen Interessen zusammenhängt, er jedoch aufgrund des stressigen Universitätsalltags weniger getan habe, als er eigentlich hätte tun können.

Publikationsdatenbank

In diesem Abschnitt erzählt Hrachovec von einem Schockerlebnis, bei dem es nicht um die Lehre, sondern um Publikationen geht. Er verweist dann von Neuem auf die Homepage des Institutes für Philosophie [1]. Was er allerdings übersehen hat ist, dass es bei pr4hobel [http:// pr4hobel.phl.univie.ac.at:8090/philovie/], das dieselbe Maske hat aber eine andere Maschine ist, Links zur Homepage des Institutes für Philosophie gibt. Man findet dort aber auch die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosophie. Die ist zwar allgemein zugänglich aber sehr schwer zu finden, weil auf der Homepage des Institutes für Philosophie der Link zu dieser anderen Seite fehlt.

Verwaltung von Datenbanken

Viel wichtiger als das, was in diversen Datenbanken zu finden ist, sind die organisationstechnischen Rahmenbedingungen bzw. wie eine Datenbank gestaltet werden soll. Erneut stellt sich die Frage danach, was derjenige, der gewisse Dinge in eine Datenbank stellt, davon hat. Eine Antwort darauf könnte Geld sein. Hrachovec weist aber auch auf seinen Beitrag auf Science –ORF [2] hin, in dem er über die neue Initiative von Google spricht, nämlich das Einscannen von Büchern. Dies hat nun den Vorteil, dass es jederzeit heruntergeladen werden kann – man erspart sich somit den Weg zur Bibliothek und die Wartezeit bis das gewünschte Buch wieder zur Ausleihe zur Verfügung steht. Mit der klassischen Auffassung von Wissenschaft hängen aber beispielsweise die Publikationslisten zusammen, die auf philosophischen Webseiten im Netz zu finden sind.

Publikationslisten

Das Vorhandensein solcher Publikationslisten weißt darauf hin, dass diese Professoren/Professorinnen, die diese Listen veröffentlichen, professionell arbeiten – das Angeben von Publikationslisten unterstreicht also ihr wissenschaftliches Potential.

Publikationslisten im Web

Wie vorher schon erwähnt, verfolgt Google hier eine ganz andere Strategie. Google geht also in die Bibliotheken und scannt die Bücher einfach ein. Das stößt bei denen, die diese Werke verfasst haben aber oft auf Unverständnis, denn sie pochen auf die Autonomie ihrer wissenschaftlichen Leistung und sind nicht damit einverstanden, dass Google diese Informationen weitergibt.

Kleiner Exkurs zum Eigentumsrecht

Was natürlich auch erwähnt werden muss, ist dass Google nur Bücher zur Verfügung stellen kann, die ziemlich alt sind. Das hängt mit der Eigentumsordnung zusammen, die besagt, dass Google die Bücher erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors einscannen darf, nur dann wird juristisch korrekt vorgegangen. Es ist nun aber nicht verwunderlich, dass diese Verordnung vermehrt unter Druck gerät.

Zweites Argument aus dem Publikum

An dieser Stelle weist jemand darauf hin, dass das Onlinestellen von ganzen Büchern als Marketingstrategie verwendet werden kann, denn in der Regel liest niemand ein ganzes Buch auf dem Computer, sondern kauft es sich dann.

Datenbanken und ihre soziale Einbettung

Publikationen wurden bisher auf gewisse Weise geschützt. Etwas wird geschrieben, gedruckt und verkauft bzw. in Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Um an die Informationen zu kommen, muss man allerdings in die Bibliothek gehen und außerdem eine Berechtigung haben Bücher auszuborgen (Ausweis). Mit der Verfügbarkeit der Texte im Netz eröffnen sich daher Vorteile von gigantischem Ausmaß, denn man kann sich diese Inhalte gratis und wann man will herunterladen. Nun stellt sich das aber als Problem für die gegenwärtigen Produktionen heraus, die durch diese neuartigen technischen Möglichkeiten unter Druck gesetzt werden.

Open Access

Hrachovec meint, dass der Verlag, bei dem er publiziert, folgende Regelung hat: Im ersten Jahr soll nichts vom Inhalt des Buches online sein, aber danach kann der Herausgeber machen was er will, denn nach einem Jahr ist es rentabler die Werbeeffekte zu nützen, anstatt das Buch weiter zu verkaufen.

Überlegungen zum frühen Wittgenstein, Hegel und Heidegger

Nun sind wir wieder zurück in der Philosophiegeschichte, mit der wir uns auch schon letzte Stunde beschäftigt haben. Hrachovec spricht von der Konzeption des Bildungsgedankens, die sich an die platonische Idee bezieht aber auch mit Hegel zu tun hat. Er verweist auch auf die in der ersten Stunde geführte Bologna-Diskussion, in der es auch um den Stellenwert der Bildung geht. Außerdem kommt er auf eine Rezession zu sprechen, in der es um den neuen Humanismus geht, der auf einem Menschenbild basiert, das sich völlig vom homo oeconomicus unterscheidet. [3] Die drei für Hrachovec wichtigsten Philosophen des 19 und 20 Jh., nämlich Heidegger, Wittgenstein und Hegel , sind aber weniger mit dem Bildungsgedanken in Verbindung zu bringen, sondern gehen einen anderen Weg.

Der Begriff Humanismus und der „Brief über den Humanismus“

Im „Brief über den Humanismus“ (1947) von Heidegger sieht man, dass er den Humanismus nicht als das Schöne versteht, was man schon daran erkennt, dass Humanismus unter Anführungszeichen gesetzt wurde. Heidegger ist also gegen Humanismus als Leitkultur und übt dahingehend auch Kritik an Platon aus. Bei Hegel geht es um den objektiven Geist, der in der subjektiven Erziehungsgeschichte des Individuums eingeholt werden soll. Bildung ist also ein Prozess, Bildung kann beim Übergang von der gedachten Substanz zur Wirklichkeit helfen. Laut Hegel ist zu Beginn also ein Individuum, das sich nach und nach in die Gesellschaft einfügen soll. Nur so kann dem Individuum etwas Wesentliches einfallen, wesentlich ist etwas, wofür es eine Garantie gibt.

Bildung als Zerrissenheit und Zerstörung

Laut Hegel soll man sich also nicht an Bildung orientieren, denn sie verursacht nur Zerrissenheit. Das kann man auf Seite 384 der Phänomenologie des Geistes nachlesen.

Erstes Beispiel zu Bildung

In dem ersten Beispiel wird beschrieben, dass Schüler des Gymnasiums im Zuge des Griechischunterrichtes die ersten Seiten des griechischen Originals der von Homer verfassten Odyssee auswendig lernen müssen. Dies geschieht immer mit der Begründung, dass es einmal nützlich sein kann bzw. dass man es sich merken wird und einmal seinen Enkelkindern erzählen können wird. Hegel sieht daran das Phänomen der Zerrissenheit, weil die Kinder nicht verstehen wieso sie den Text auswendig lernen sollen, sie ärgern sich darüber und lernen es nur um einen Note zu bekommen.

Zweites Beispiel zur Bildung

Im zweiten Beispiel geht es um ein Zitat aus dem Faust, der zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung ist. Der entscheidende Satz ist: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein – der kommt uns vermutlich allen in leicht abgewandelter Weise bekannt vor. Er kommt in der DM – Werbung in folgender Weise vor: Hier bin ich Mensch, hier kauf’ ich ein. Das ist eine geniale Persiflache auf das Zitat von Goethe. Die Umformung kommt also einer Zerstörung gleich und man kann wieder gut die Zerrissenheit zwischen dem in der Schule erlernten Zitat und der im Alltag verwendeten Verformung sehen. Auf der einen Seite kann man also empört darüber sein, dass ein Goethe Zitat derart zerstört wird, auf der anderen Seite kann man einsehen, dass sich die Werbeindustrie solcher Zitate bedient um damit Geld zu verdienen. Mit dieser Zerrissenheit muss man laut Hegel operieren. Das Problem ist also, dass die Humanität durch die Konsumgesellschaft zerstört worden ist, also durch den homo oeconomicus. Man könnte nun sagen, dass die Ökonomie ausgeblendet werden muss und man sich wieder auf das Humane konzentrieren soll. Auf die Bologna-Diskussion bezogen heißt das, dass man sich fragen muss, was die Universität zu erfüllen hat. Heidegger hat hier gemeint, dass wir nicht zu Hegel zurückgehen sollen. Er meint auch, dass schon Platon schuld daran ist, dass es heute so eine Zerrissenheit gibt und dass die Ära der großen Philosophen mit ihm (Heidegger) geendet hat. Heute können wir also nicht mehr von Humanismus reden.

Heidegger: Brief über den Humanismus

Heideggers Brief über den Humanismus war eine Antwort auf den Brief Jean Beaufrets, der ein Freund von Heidegger war. Jean Beaufret fragte Heidegger in diesem Brief wie man denn heute noch von Humanismus reden könne. Darauf antwortet Heidegger, dass wir heute nicht mehr von Humanismus sprechen können und sollen und dass eine andere Art von Philosophie produziert werden muss. Heidegger meint auch, dass die datenbankgesteuerte Welt mit Platon ihren Anfang nahm.

Hegel und Wikipedia

Das Vorbild für die Verlorenheit des Bildungsbewusstseins ist das Werk von Dieter R., der den verschwenderischen Absolutismus unter Ludwig XIV darstellt. Zweitens ist wichtig, dass in der Phänomenologie des Geistes eine überraschende Stelle zu finden ist, an der Hegel nämlich sagt, dass Bildung nicht über die schon erwähnte Zerrissenheit, sondern über das Sammeln und Sichten von Informationen zu erlangen ist. Das ist als deutlicher Hinweis auf die Enzyklopädie zu sehen, die modernere Version davon ist Wikipedia.

Bildung durch Wissen

Hier veranschaulicht Hrachovec, dass die Bildungsrhetorik bis in unser Rechtssystem hineinreicht und verweist auf das Universitätsgesetz.

Ausschnitt aus der aktuellen Situation unserer Regierung

Im Jahre 2002 gab es eine Novelle des Universitätsgesetzes, die von der neuen Regierung dann so übernommen worden ist, die alte Regierung ist ja auseinandergebrochen. Am 28.5. gab es dann eine Sitzung im Wissenschaftsministerium, an der 15 – 10 Leute teilnahmen. Die meisten von ihnen hatten aber nicht einmal einen Entwurf der Novelle. Nach einer halbstündigen Diskussion wurden die Teilnehmer wieder entlassen. Der Entwurf ging danach zum Ministerrat und dann ins Parlament. Im Herbst wird dann ein Entschluss gefällt.

Heidegger: Wesenswandel der Wahrheit

In diesem Abschnitt geht es um das Unterwandern der Bildungstradition und die Frage wie Heidegger das macht. Antwort: er macht das durch eine rhetorische Figur, die er Wesenswandel der Wahrheit nennt. Er meint, dass es in unserer Geschichte einen durch das Höhlengleichnis von Platon ausgelösten Wesenswandel der Wahrheit gibt. Platon ist also von den griechischen Ursprüngen der Zivilisation abgewichen, das müsste nun rückgängig gemacht werden, um aus dem aktuellen Dilemma zu entkommen. Später skizziert Heidegger eine neue Wahrheitstheorie, die sich gegen den Wiener Kreis und Wittgenstein wendet.

Was ist wahr und welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft?

Es gibt gewisse Leute, zum Beispiel Sprachphilosophen, die sich eingehend mit dem Aussagesatz beschäftigt haben. Sätze sind laut der Abbildtheorie von Wittgenstein richtig, wenn sie mit der Realität übereinstimmen, wenn also das subjektive Bewusstsein und die Wirklichkeit eins sind. Heidegger meint aber, dass dieser Art von Beschäftigung mit Behauptungen bzw. Sätzen etwas vorausgehen muss, dass die Sätze also erst der zweite Schritt sind, Zuerst kommt nämlich das, was Husserl Lebenswelt nennt. Das heißt, dass der Mensch sein Verhalten an die Umgebung anpassen muss. Das ist also die Vorraussetzung dafür, dass wir uns überhaupt fragen können ob dieser Satz nun richtig ist oder nicht.

Einbettung, Individuum und Zerrissenheit

Im Gegensatz zum Individuum wie Hegel es beschreibt, sieht Heidegger das Individuum als ein Wesen das in seiner Umgebung zusammen mit anderen handelt. Der Mensch ist laut Heidegger auch mit zahlreichen individuellen Phänomen ausgestattet und stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Daseins. Hier ist also schon deutlich der Essentialismus herauszuhören. Hier erkennt man auch wieder die berühmte Wende Heideggers, bei der dann die Einbettung des Individuums in den seinsgeschichtlichen Zusammenhang im Vordergrund stellt.