Schlussgespräch und Spielausgänge

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Nach der Endversion des Rahmenplots kehrt der Spieler/ die Spielerin am Ende des Spiels in die Ausgangssituation zurück und muss dort eine Entscheidung treffen. Die beiden Extremwelten, die ungerechte der Bettlerbande und die gerechte im Schloss, sind dabei nicht die einzigen Alternativen. Die dritte Alternative besteht in einem Kompromiss, bzw. in der Einsicht des Spielers/ der Spielerin, dass diese fertigen Modelle nicht zufriedenstellend sind und dem Problem der Gerechtigkeit nicht gerecht werden. In einem Schlussgespräch mit der als Skoraste benannten Begleitperson sollen die einzelnen Szenarien innerhalb des Schlosses rekapituliert und vom Spieler/ von der Spielerin eingeschätzt werden. Letztlich muss er/ sie eine Entscheidung treffen.


Schlussgespräch mit Skoraste

(Ich habe teilweise die Antworten von Skoraste direkt aus der Politeia übernommen.)

Spieler: SKORASTE; GYGES

SKORASTE: Ich habe dir nun vier Räume dieses Schlosses gezeigt. Jedes Mal hast du unsere Lebensweise durch andere Augen gesehen. Sag, wie ist dein Eindruck?

GYGES: Ich habe noch nie zuvor solche Sitten erlebt. Ich verstehe nicht, wie es möglich ist, so zu leben. Es gibt vieles, auf das ihr hier verzichtet.

SKORASTE: Wie du gesehen hast, verzichten wir auf übermäßigen Luxus. Wir tun das, um unseren Geist gegen ungerechte Gedanken zu schützen.

GYGES: Ist es denn übermäßig oder schlecht, auf Tischen gemütlich und festlich zu speisen?

SKORASTE: Das kann man schon bei Homer lernen. Im Feld lässt er, wie du weißt, bei den Mahlzeiten die Helden nie mit Fischen bewirten – wobei sie doch am Hellespont lagern – noch auch mit gekochtem Fleisch, sondern nur mit abgebratenem, was für die Soldaten am leichtesten zu beschaffen ist. Denn fast überall können sie sich leichter des Feuers bedienen als das Kochgeschirr mittragen. Aber auch Gewürz erwähnt Homer niemals; und dies wissen doch auch die Athleten, dass auf all das verzichten muss, wer einen gesunden Körper haben will.

GYGES: Ist es verkehrt, seine Kinder selbst aufzuziehen?

SKORASTE: In der Gemeinschaft der Bürger und Bürgerinnen erkannten wir das größte Gut für einen Staat. Wenn weder ein Vater weiß, wer sein Sohn ist, noch der Sohn seinen Vater kennt, kann da irgendeiner einen anderen als verwandt oder aber als fremd ansprechen?

GYGES: Nein, natürlich nicht.

SKORASTE: Deshalb kann er in jedem Menschen, den er trifft, einen Bruder, eine Schwester, einen Vater oder eine Mutter, einen Sohn oder eine Tochter oder deren Enkel und Vorfahren anzutreffen glauben und sie alle als zu sich gehörig empfinden. Durch diese Gemeinschaft von Mein und Nichtmein stiften wir die innigste Gemeinschaft in Leid und Freud. Auf diese Weise hält der Staat zusammen wie ein einziger Körper.

GYGES: Warum erhalten Kranke keine ausreichende Pflege?

SKORASTE: Wir folgen dem Beispiel des Asklepios. Er lehrte die Heilkunst für die Menschen, deren Leib von Natur aus und infolge der Lebensweise gesund war, die aber an einer bestimmten Krankheit litten. Mit Heilmitteln und Operationen vertrieb er die Krankheit und trug ihnen dann ihre gewohnte Lebensweise auf, um nicht das Leben des Staates zu stören. Aber er versuchte nicht, durch Diätbehandlung innerlich ganz sieche Körper bald etwas zu schröpfen, bald wieder zu füllen und dadurch den Menschen ein langes, aber elendes Leben zu geben, ja noch Nachkommen zu zeugen, die ihnen, wie anzunehmen ist, ähnlich würden; sondern wer in dem ihm bestimmten Leben nicht zu leben vermochte, den glaubte er nicht heilen zu müssen, weil er weder für sich selbst noch für den Staat einen Nutzen bedeutete.

GYGES: Was ist falsch daran, neuartige Musik zu spielen?

SKORASTE: Unsere Bürger dürfen nicht an Bildern der Schlechtigkeit erzogen werden. Die Erziehung durch Musik ist so überaus wichtig, weil Rhythmus und Harmonie am tiefsten in die Seele eindringen, sie am stärksten ergreifen und ihr edle Haltung verleihen. Solch edle Haltung erzeugen sie, wenn man richtig erzogen wird, wenn nicht, dann die entgegengesetzte.

Ionische und lydische Tonarten, die schlaff sind, eignen sich für Trinkgelage und sind für kriegerische Männer nicht zu gebrauchen. Ebenso gefährlich für die Erziehung sind die myxolydischen und syntonolydische Tonarten, die zu Klagen und Jammern anregen. Deshalb gibt es nur die Lyra und die Kithara in diesem Schloss. Mit ihnen kann man die dorische und die phrygische Tonart spielen, die aufrüttelnde und die milde, die den Ausdruck der Männer in Unglück und Glück, der besonnenen wie der tapferen, am besten wiedergibt.


OPTIONEN

1. GYGES: Ich sehe wohl, dass ihr euch etwas dabei gedacht habt, doch finde ich keinen Gefallen an so einem Dasein. Es gibt keine Unterhaltung, nur Eintönigkeit. Hier kann man keinen Spaß haben! Lieber verzichte ich auf ein sicheres Quartier, als mich hier zu Tode zu langweilen. Ich ziehe es vor, mein altes Leben wiederaufzunehmen.

2. GYGES: Ich sehe, hinter all diesen Gesetzen und Regelungen steckt reichlich Überlegung. Doch wollt ihr Gerechtigkeit damit erreichen oder bloß einen friedfertigen Umgang? Denn wahrlich gerecht ist nur der, welcher sich frei dazu entscheidet, gerecht zu sein. Das habe ich aus dieser Führung gelernt: Hier bleiben will ich nicht, aber zurück in mein altes Leben will ich ebenso wenig.

3. GYGES: Ich sehe, ihr habt an alles gedacht. Niemand hier würde jemals auch nur etwas Ungerechtes denken. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als für immer hierzubleiben. Sag mir nur, welche Arbeit ich verrichten soll, und ich werde fortan ein treuer Mieter sein.


DIE FOLGEN DER ENTSCHEIDUNG

1. Skoraste begleitet dich zum Ausgang. In einem heftigen Streit geht ihr auseinander. Du nimmst die U- Bahn und fährst zurück in das Hauptquartier deiner Diebesbande. Du perfektionierst deine Diebeskünste und wirst fortan eine erfolgreiche Karriere als Dieb erleben. Alles, was man stehlen kann, wirst du auch besitzen können. Aber eben auch nur das, was man stehlen kann.

2. Skoraste und Notalp verabschieden sich von dir. Skoraste geleitet dich zum Ausgang und du verlässt das Zauberschloss. Vor dir ist wieder die U- Bahn- Station. Von der Ferne siehst du einen aus deiner Diebesbande. Mit einem geschickten Manöver stiehlt er einem kleinen Mädchen, das damit beschäftigt ist, sein Eis zu schlecken, sein wertvolles Armband. Nach erfolgreicher Aktion sieht er sich um, ob ihn jemand gesehen hat. Sein Blick fällt auf dich.

3. Skoraste beglückwünscht dich zu deinem Entschluss und führt dich zu Notalp. Dieser setzt dich als Wächter ein. Du bekommst eine Kampfausbildung und wirst in dem Staat großes Ansehen genießen. Dein Diebesgut musst du allerdings aufgeben, denn du hast kein Anrecht auf privaten Besitz. Als Willkommensgeschenk zum Einzug überreicht dir Notalp ein in wertvolles Seidenpapier gewickeltes Päckchen. Du öffnest es voller Freude. Es ist ein Buch: Die Politeia!


...auf englisch (von anna überarbeitete Übersetzung):


SKORASTE: Now I have shown you four rooms of this palace and you have seen our life-style from four different points of view. I would be interested to learn about reaction.

GYGES: It is a stunning experience. I have never before met such customs and I do not understand how one can possibly live in that way. There is, to begin with, a great number of prohibitions.

SKORASTE: As you have seen, we renounce excessive luxury. We do so in order to protect our mind against unappropriate thoughts.

GYGES: Is it excessive then, or bad, to dine on tables comfortably and festively?

SKORASTE: Homer, at least, was of this opinion. His heroes do not eat fish, even though the sea is close by, but cooked meat, which can be procured for the soldiers more easily. He does not write about cooking dishes and neither does he mention spices. Also, to be a successful athlete with a healthy body you must renounce all luxury.

GYGES: And how is it that young man and women all live together, even when couples have had children? Is it wrong care for one's children separatly from the rest of the community?

SKORASTE: The community of the citizens is, to our mind, the biggest asset of a state. If fathers and sons are unknown to each other everyone can regard every companion as a brother, a sister, a father or a mother, a son or a daughter or their grandson and forefather. All are part of a big social web. By this arrangement we undercut the distinction between "mine" and "not-mine" and make the state hold together like one single body.

GYGES: But you do not seem to care for sick people as far as I found out!

SKORASTE: In this we follow the example of Asklepios. He taught us how to deal with people who were basically healthy but were befallen by certain illnesses. He proposed remedies th heal their sickness and to reintegrate them into ordinary life, so that they would not disturb the life of the state. But he did not advise us to develop complicated, drawn-out cures that prolong a wretched life for people that are chronically ill, nor for their offspring that is a burden to the state.

GYGES: And what is wrong in playing alternative sorts of music?

SKORASTE: Our citizens are educated according to the highest principles of beauty and goodness and their musical education is extremely important because rhythm and harmony penetrate most deeply into the soul. They strongly form their attitude and determine their character. If one is properly educated he will achieve a noble position, if not, the opposite occurs. Now, ionic and lydian keys are soft and unsuited for brave men and warriors. Myxolydian and syntonolydian keys, on the other hand, stimulate a complaining and moaning state of mind. For these reason we allow only the Lyra and the Kithara in our palace. Their tunes are in the Doric and the Phrygian key, rousing the first one and serenely contemplative the other. Courageous and sensitive men, in luck and misfortune, can find the appropriate posture supported by them.


OPTIONS

1. GYGES: It seems that you spent a lot of time to come up with these rules. But I do not consider myself to be a citizen pre-ordained to serve the higher cause of the state and renounce my individual pleasure. There is no entertainment, only monotony in your designer state. I want to have fun and money and prefer to resume my old life. You depart and join your former gang. They welcome you back and you improve your skills as a thief until, in the end, you become a perfect thief. Everything that can be stolen can be yours. Justice is of no concern to you.

2. GYGES: I can see that your state is a challenge to the life I came from. But your citizens pay an enormous price to achieve the goal of justice. They are constantly put into the straight-jacket of political correctness and expelled from the community if they do not conform to its regulations. I'll think about my options. You take the metro back and observe one of your friends stealing a bracelet from a little girl that is busy licking its icecream. Slipping the bracelet into his pocket he checks whether someone has noticed. You meet his gaze.

3. GYGES: I see, you have thought of everything. Nobody here would ever even think of unjust behavior. I can fancy nothing better than to stay here for good. Just tell me which work I should do, and I will be from now on a loyal tenant. This is the beginning of your life as a castle guardian. As an initial present Notalp offers you a book, beautifully printed on high-quality paper. It seem to deal with how to build a state that guarantees justice to all its citizens.


--Sinn 13:44, 24. Mai 2009 (UTC)