Vom Königsmord zur philosophischen Entscheidung

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Folgende Probleme waren bezüglich des ersten Rahmenplots zu klären:

1. Warum will/ soll Gyges den König töten? Welcher Vorteil erwächst ihm daraus? Wie kommt er auf diese Idee? Will er einfach Macht haben?

2. Warum sollte er es nicht tun, bzw. was bringt ihn zum Nachdenken oder hält ihn sonst von der Tat ab? Das muss ein guter Grund sein.

Vielleicht spürt ihn ein Hund auf. Obwohl ihn niemand sieht, kann er auf diese Weise dennoch verfolgt werden. Oder irgendetwas wird versehentlich über ihn geschüttet (weil er ja nicht gesehen wird), und dadurch wird er sichtbar, bzw. seine Umrisse, seine Gestalt lässt sich erahnen. Beispielsweise könnte er in einer Bäckerei Brot stehlen wollen, als zufällig ein Mehlsack in den Händen des Lehrlings zerrissen wird, das Mehl in der Luft zerstäubt und alle gleichermaßen bedeckt, den sichtbaren Lehrling ebenso wie den unsichtbaren Gyges. So kann er gefasst werden.

3. Welche Rolle spielt dabei die Königin? Ermutigt sie ihn zum Mord oder will sie ihn davon abhalten? Weiß sie von dem Ring oder wird auch sie von Gyges getäuscht? Braucht es die Königin überhaupt in dem Stück oder ist sie überflüssig? Gyges muss aus eigenem Antrieb den König töten wollen, denn er hat gelernt, dass sich Ungerechtigkeit bezahlt macht (das ist ja der Sinn des Ringes). Gyges ist von sich aus ungerecht, er muss nicht dazu überredet werden.

Wie sollen außerdem die Entscheidungen des Spielers oder der Spielerin gewertet werden?


In der Geschichte von Gyges als Bettler (siehe dazu hier: Der letzte Vorschlag als fixiertes Modell: Gyges als Bettler, Schloss als Platos Staat ) sind diese Probleme einigermaßen gelöst. Wenn es Gyges z.B. nicht möglich ist, den Ring zu benutzen, um den König zu töten, weil er im Schloss nicht funktioniert, dann bedeutet das, dass er das Spiel verliert, sobald er sich entscheidet, den König sofort zu töten. Den Mord durch etwas anderes zu ersetzen, ist ethisch natürlich lobenswert, vom Spannungsmoment her aber nicht so überzeugend. Was geschieht mit Notalp, wenn Gyges tatsächlich das Buch stehlen kann? Wird er entmachtet dadurch? Wird er zusätzlich getötet? Wird die Politeia umgedeutet und Notalp hat keinen Platz mehr in der Geschichte? Platon sagt, dass das geschriebene Wort sich nicht verteidigen kann (und deshalb schlechter ist als die mündliche Rede). Wird Notalp seinem Buch beistehen können?

Es fehlt bei der Geschichte am Ende der Triumph. Das Buch lesen zu dürfen führt Gyges zwar an die Macht, aber warum es so erstrebenswert ist, über dieses Schloss zu herrschen, nachdem er all diese seltsamen Erfahrungen darin gemacht hat, bleibt offen. Wenn Gyges sich entscheidet, am Ende doch das Schloss zu verlassen und den Ring weiter zu benutzen – hat er dann gewonnen oder verloren? Hat er etwas dazugelernt? Vor dem Schloss könnte der bissige Hund auf ihn warten, der ihn durchschaut hat. Dann hätte Gyges mit dieser Wahl auch verloren.

Am Ende kommt Gyges auf jeden Fall zu diesem Notalp, entweder in böser Absicht oder mit philosophischen Argumenten und in Begleitung von Sokratine. Aus drei Alternativen führt ihn aber nur eine zum Sieg: das Angebot annehmen, zu bleiben, und sich zum Philosophen „hochzuarbeiten“, um die Politeia lesen zu dürfen. Das klingt nicht nach einem Ende, sondern nach einem Zwischenstopp. Es muss noch etwas danach kommen. Kann er das Schloss zerstören, indem er das Buch verbrennt (weil es ihm nicht zusagt)? Kann er das Buch umschreiben und neue Gesetze für das Schloss erlassen? In diese Richtung könnte man noch weiter überlegen. --Arif Aslan 14:51, 28. Jun. 2009 (UTC)

Das Ende wurde in Folge noch abgeändert. Siehe dazu: Schlussgespräch und Spielausgänge