Diskussion:Augenblick (ZuK)

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Es ist mir ein Rätsel, wie man im Falle Newman, von Augenblicklichkeit im Colour-field Painting sprechen kann. Die Erhabenheit der Bilder Newmans kann ich nachvollziehen, aber über die Zeit hier zu sprechen, und davon handelt ein außerordentlich großer Teil des Textes, finde ich einfach seltsam.

Als erstes zurück zur Erhabenheit. Wenn man vor einem Bild Newmans steht, kann man die von Kant vorgestellte Erhabenheit, die in einer mathematischen Größe besteht, der Größe des Bildes, gut nachempfinden. Riesige Leinwände, die in Farbflächen und Striche eingeteilt sind, stehen in einer wunderbaren Harmonie vor uns. Wir könnten gerne in das Mumok gehen, im obersten Geschoß des Museums hängt ein Bild von Newman, und wir könnten es uns ansehen, und bewundern wie die Größe des Bildes auf uns wirkt.

Wo ist hier aber der Augenblick oder das Augenblickliche? Wie gut immer die Argumentation sein mag, ich sehe das nicht! Es tut mir leid, es gibt für mich Bilder in denen ich es sehen kann. Vielleicht bei Louis Morris. Nicht bei Newman.

Es ist schon toll, dass man über Kunst Kritiken in der gleichen Menge wie Kunstwerke selbst produziert (die Massenproduktion der Kunstkritiken orientiert sich freilich am kapitalistischen Mehrwertgedanken), aber wird manchmal ein Werk von einem redundanten Philosophen nicht einfach überinterpretiert?

Christian Scherschen


Drei Beispiele:

Barnet Newman 1
Barnet Newman 2
Barnet Newman 3



Die Überlegung ist wohl diese: während ein "Raub der Sabinerinnen" im Bild eine Dramatik vorgibt,

Sabinerinnen2.jpg

fehlt diese Zeitachse bei Barnet Newman. Dieser Verzicht ergibt den Modus des Augenblicks und er soll seinerseits als positiv verstanden werden. Insofern ist die metaphysische Tradition (vielleicht) mit der narrativen Repräsentationskunst verbunden, die durch Abstraktion/Augenblick durchkreuzt wird.

Wenn das Werk Newmans keine Kopie dieses metaphysischen Zeit-Bildes sein soll, dann soll sich sein Inhalt, der Augenblick, als von focus imaginarius, der jedem Differenten eine Gleichheit des Sinnes gewährt, unterschieden nachweisen.

Muss man wirklich den Augenblick als Inhalt von Newmans Bildern (insgesamt!) bezeichnen? Vielleicht reicht es, auf den angesprochenen Umgang mit Darstellung zu verweisen. Und dann geht es hoch her:

Als imaginärer Fokus ist der Beginn der Geschichte ihr Sinn selbst, so daß wir hier die Vorgeschichte, in der etwas da ist, bevor das, was da ist, eine irgendeine Bedeutung hat, nie erreichen. Im Blick auf ihn werden alle Differenzen getilgt, indem sie als zufällige Eigenschaften einem identisch Bleibenden, dem Sinn, zugeschrieben werden.