Diskussion:Code: Kommunikation und Kontrolle (Vorlesung Hrachovec, 2007/08)

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Kollaboration und Kontrolle

In der letzten Vorlesung (das ist jene vom 30.5.2008) wurde die Frage gestellt, ob Jemand, der in einem Stegreiftheater Einwürfe macht, ein Co-Autor ist. Die Grenze ist schwer zu ziehen. Sie liegt wohl irgendwo zwischen Applaus, Zugabe-Rufen, "No Amol" (Pradler Ritterspiele) und verbalen Einwürfen aus dem Publikum, aus denen sich manchmal Dialoge entwickeln (Tschauner).

Doch nicht nur im Theater gibt es "Feedback", auch bei elektronischen Medien, beginnend bei interaktiven TV Sendungen und Telefozzuschaltunfg von Hörern/Sehern, derzeit endend bei "Second Life". Dazwischen liegt das Feld interaktiver oder kooperativer Gestaltung, zB mittels WIKIs, Blogs, Foren. Nicht nur wenn Beiträge anonym erfolgen stellt sich die Frage, wer letztlich der Autor ist. In der Softwareproduktion ist Collaborative Working seit langem üblich. Auch wenn die Autoren rückverfolgbar wären, zählt die Gesamtleistung (Funktion, Kosten, Termin) der autonomen Entwicklergruppe ("empowered team"). Nicht-naturwissenschaftlich-technische Universitäten/Fakultären tun sich mit Kollaboration (im Unterschied zu Kooperation) noch schwer.

Kontrolle erfolgt bei Kollaboration nur auf Team-Ebene. Die Leistungen der einzelnen Team-Mitglieder mögen zwar erfasst sein, spielen aber bei der Bewertung keine Rolle. Kein Team trägt mittelfristig einen Faulpelz mit, sehr wohl aber (temporär) unverschuldete Minderleister, und das ist ein gesellschaftlicher Wert.

Bei Wissensarbeit (wozu auch Softwareentwicklung zählt, sei es angestellt oder selbstständig) findet Kontrolle nicht beim input (Zeitaufwand, Präsenz; enstprechend SSt oder ECTS) statt, was in einer vernetzten und telearbeitenden Welt auch gar nicht möglich wäre (Logonzeiten, Lines of Code, ja nicht einmal Functional Points sagen auf Individualebene etwas aus), sondern beim output, auch wenn dieser nicht genau messbar ist: Qualität der gelieferten Dienstleistung, Vertrauen statt Kontrolle (wobei auch ein Studium mittelfristig ist), Feedback statt unerklärter Code in Form von Geld (Incentives, Gehaltserhöhung) oder Note (wenige Prüfer geben bei schriftlichen Prüfungs- oder Seminararbeiten zusätzlich zur Note ein Feedback).

--Hofbauerr 22:01, 5. Jun. 2008 (CEST)