Black, Interaktion gegenüber Substitution/Vergleich

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Simon Malzers Fragen

1. Mir hat sich beim Lesen der Stelle auf Seite 56, wo Black die Angabe von Kriterien für die Aufnahme von Metaphern in seine Liste von Beispielen umgeht und er somit den Eindruck erweckt, als bestünde die Schwierigkeit darin, einzelne Fälle von Metaphern zu identifizieren und der Liste hinzuzufügen, die Frage aufgedrängt, ob nicht die Schwierigkeit genauso darin läge, bestimmte Fälle, als nicht in die Liste gehörige, auszuschließen. Also nicht von einem Feld der „Nicht-Metaphorizität“ auszugehen, aus welchem man ein gesondertes Feld der Metaphern nach bestimmten Kriterien ausschließt, stattdessen eine ebensolche metaphernfreie Zone erst aus einem metaphorischen Bereich herausheben zu müssen. Wo genau wäre die Grenze zwischen „Metaphorik“ und „Nicht-Metaphorik“ in dieser Richtung zu ziehen? Vielleicht hängt dieses Problem mit dem Umstand zusammen, dass mir die Einteilung zwischen „lebenden“ und „toten“ Metaphern, oder zwischen echten und unechten, die mithilfe des Begriffes der „Neuheit“ (Goodman) oder des „semantischen Ereignisses“ (Ricoeur), als einer, in einem schöpferischen Prozess neu entstehenden Bedeutung, fragwürdig bleibt. (Dieser Ansatz würde eine Reihe von Fragen hervorrufen wie z.B.: für wen neu, für mich oder für eine Sprachgemeinschaft? Wann ist die Metapher nicht mehr neu? Usw.) Doch wenn man diesen Schritt nicht mitgeht, stellt sich die Frage nach der Beschränkung des metaphorischen Feldes. Wie lassen sich dann Fälle von nicht nur „toten“ sondern schon „beerdigten“, „verrotteten“ und somit bereits vergessenen Metaphern, welche in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen sind, noch abtrennen? Fälle wie (alle Beispiele sind aus dem Text von Black auf den Seiten 56 und 57 genommen): „Klarheit zu schaffen“; „analysieren“ (als zergliedern, zerlegen, auflösen); „einleuchtende [...] schwankende Verwendungsweisen“; oder auch Fälle wie „Auf-nahme“; „nicht ein-gehen können“ usw. Vielleicht kann man diese Fälle als die „gewöhnliche“ Bedeutung bezeichnen, wobei dann die Unterscheidung zwischen metaphorischer und wörtlicher Bedeutung zu klären bliebe, vor allem, wenn z.B. auch Philosophen auf diesen „metaphorischen“ Gehalt zurückkommen und z.B. von der „Über-setzung“ in diesem „metaphorischen“ Sinne sprechen.

2. Auf Seite 58 geht Black in Klammern gesetzt auf die Frage der Verwendung von Metaphern in der Rede über Metaphern ein. Er stellt dort die rhetorische Frage: „Macht das [nämlich die Verwendung von Metaphern in einem Diskurs über Metaphern] etwas?“, die er sogleich verneinend beantwortet, indem er nicht weiter auf sie eingeht. Auf Seite 70 kommt er in der Auseinandersetzung mit Richards erneut auf diesen Zirkel zu sprechen. Dort schreibt er: „Ich habe nichts gegen den Gebrauch von Metaphern [...] innerhalb einer Metapherndiskussion“ (70), womit er suggeriert, dass es auch anders, nämlich ohne Metaphern ginge, dass wir eine Wahl zwischen metaphorischem und nicht-metaphorischem Sprechen in der Erklärung der Metapher hätten. Wie würde so ein nicht-metaphorisches Sprechen über die Metapher aussehen? Ähnlich klingt es auch gegen Ende: „Zweifellos sind Metaphern gefährlich [...] (a)ber ihren Gebrauch zu verbieten wäre eine absichtliche und verhängnisvolle Einschränkung unserer wissenschaftlichen Möglichkeiten.“ (79) Hier wäre abgesehen von der Frage nach der „Gefährlichkeit“ der Metapher auch danach zu fragen, wie denn ein solches Gebot: „Du sollst keine Metaphern verwenden“ zu realisieren wäre? Ist eine „reine“, vollkommen exakt die Dinge benennende, eindeutige (und somit dem „Ideal von Wissenschaftlichkeit“ untergeordnete) Sprache möglich? Kann man die Drehbewegung, welche sich im Zirkel (Metaphern mithilfe von Metaphern zu erklären) ankündigt, in einer Frage nach der Metapher so leicht beiseite schieben?

3. Auf Seite 60 rekurriert Black auf die Intention des Autors, welche festlegt, ob eine Metapher vorliegt oder nicht. „Ob der Ausdruck ’logische Form‘ in einem bestimmten Rahmen als metaphorisch anzusehen ist, wird davon abhängen, inwieweit derjenige, welcher den Ausdruck gebraucht sich über die unterstellte Analogie von philosophischen Argumenten und anderen Dingen [...] im klaren ist“ (60) Da ich die Intention des Autors oder sein Wissen nicht rekonstruieren kann, heißt das, dass es keine Fälle gibt, in denen man von sicheren Metaphern sprechen kann, vor allem nicht, wenn sie geschrieben sind? Wie kann ich „logische Form“ nicht als Metapher sehen? Zum anderen schreibt Black beim „Jauchefass“-Beispiel, dass „wir den Gebrauch der Metapher [wenn jemand ein Jauchefass genannt wird] (erkennen) ohne wissen zu müssen, wer den Ausdruck gebraucht“ (59). Einerseits verweist er auf den Kontext (und sogar auf die Intentionen des Autors), aus dem heraus eine Metapher als solche erkennbar sei, andererseits legen die Regeln unserer Sprache fest „daß einige Ausdrücke als Metaphern zu gelten haben“ (59). Wie lässt sich das vereinbaren?

4. Seite 68: „Oft sagen wir ’X ist M‘ [ist es immer bereits eine Metapher wenn ich sage irgendwer sei irgendwas?] und evozieren eine beliebig angenommene Verbindung zwischen M und einem angenommenen L [...] in Fällen, in denen es uns vor der Konstruktion der Metapher sehr schwergefallen wäre irgend-einen [sic] wörtlich zu nehmende Ähnlichkeit [...] zwischen M und L zu finden.“ (68) „L“ bezeichnet nach Seite 61 auf der diese Abkürzungen eingeführt werden einen „wörtlichen Ausdruck“ (61), welcher, der Substitutionsthoerie zufolge, den „metaphorischen Ausdruck“ (61) „M“ substituieren kann. Wie kann es sich dann um eine „beliebig angenommene Verbindung“ handeln, wenn sich „L“ nach „M“ richten muss, um diesen Ausdruck zu substituieren? Wie kann es vor der Konstruktion von „M“ eine Ähnlichkeit zwischen „M“ und „L“ geben, wo doch „L“ die im nachhinein vollzogene Paraphrase von „M“ ist? „L“ ist „M“, nach meinem Verständnis der Substitutionskonzeption nicht präexistent, sondern bloß ein „M“ ersetzender Ausdruck, der für die vorliegende Metapher konstruiert werden kann. Wie soll demnach die Ähnlichkeit erst durch die Konstruktion der Metapher entstehen, die uns zudem noch schwergefallen wäre, vor ihr (der Konstruktion der Metapher), zu sehen?

5. Seite 71: Black glaubt, dass in unterschiedlichen Kulturen die „System[e] von Gemeinplätzen“ (71) „ziemlich stark übereinstimmen würden“ (71), doch „eine Metapher, die in der einen Gesellschaft wirkt, in einer anderen unsinnig erscheinen (kann)“ (71). Was heißt hier „Kultur“ und was „Gesellschaft“? Welcher Unterschied besteht zwischen ihnen?

6. Eine der Leistungen der Metapher nach Black ist es, unsere Ansicht eines „Gegenstandes“ wie ein Filter zu organisieren, d.h. Teile sichtbar zu machen und gleichzeitig anderen zu verdecken. Dies würde ich auch als ein Merkmal der Wirkung von Aussagesätzen generell zutreffend erachten. Wird nicht sehr oft in Aussagen der „Hauptgegenstand“ in einer bestimmten Hinsicht dargestellt und somit einiges hervorgehoben und anderes in den Hintergrund gestellt? Ist es nicht sogar ein „Wesensmerkmal“ der Sprache in dieser Ambiguität zu „existieren“, einerseits etwas zu eröffnen und damit auch anderes zu verdecken? Gibt es so etwas wie eine alles erhellende Rede über etwas?

7. Den Begriff der Bedeutug der Metapher führt Black ein, indem er auf das in der Übersetzung „Gleichbleibende“ hinweist, also auf jenen „Gehalt“, welcher bei der Übersetzung in eine andere Sprache „in der dies sinngemäß möglich ist“ (58), den Satz, oder die Wendung, als „Fall genau derselben Metapher“ (58) erscheinen lässt. Ist hier nicht immer schon vorausgesetzt, dass dies ohne Sinnverlust, oder Sinnverschiebung möglich ist („in der dies sinngemäß möglich ist“) und somit die Über-setzung (in Anlehnung an Heidegger), in ihrer „metaphorischen Bedeutung“ , als ein durchaus gefährliches „Hinüber“ an das andere „Ufer“ nicht ernst genug genommen?

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