Mein letzter Wille - ein freier Wille(FiK)

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Aktuelles

Beim morgendlichen Zeitunglesen auf orf.on habe ich folgenden Verweis gefunden. Im Artikel selbst, der unter Science(sic!), und nicht in der Wirtschaft oder Ads Rubrik, aufscheind, wird unreflektiert und unkritisch die Information der Website wiedergegeben. Die Website selbst ist allerdings ein gutes Beispiel für impliziten Determinismus und die wissenschaftliche Auffassung desselben. Ganz nach dem Motto: Handlungsfreiheit - nie gehört!

Psychologischer Integritätstest

Exzerpte aus der Homepage(FiK)

Die Freiheit die ich meine...

Albert Einstein- denn sie wissen nicht was sie tun

Einsteins Glaubensbekenntnis


"Generalamnestie für Mitmenschen"

Konsequenzen oder Ein zu großer Bleistift

Wie man sich Determinismus und Fremdbestimmung (als de facto letzte Konsequenz der nicht Selbstverursachung) vorstellen kann zeigt Lewis Carroll (vielleicht nicht intentiert) in folgender Szene, die aus seinem Buch "Trough the Looking Glass. And What Alice found there" stammt. Interessant ist dabei nicht nur das Gedankenexperiment, sondern auch die Erklärungen der "fremdbestimmt" Handelnden.

Zur Handlung: Alice ist durch den Spiegel in den Raum dahinter gestiegen und sieht sich mit lebenden Schachfiguren konfrontiert. Auf einem Tisch schreit Lily, die Tochter der Weißen Königin und Alice versucht zu helfen. Wie sich im Verlauf der Szene herausstellt ist Alice unsichtbar, überdimensional gross und damit "allmächtig" und kann auch nicht gehört werden kann. Attribute die man gewöhnlich Gott zuspricht und dem Kausalgesetz. Setzt man die Menschen nun, wie Einstein und der Determinusmus das nahelegen, den Schachfiguren der Scene gleich, ergibt sich ein wundervolles Bild, wie Determinismus zu denken wäre. Realistischer als die Vertreter des Determinismus, glauben die "misshandelten" Figuren nicht an Fremdbestimmung, sondern erklären das Geschehen mit Naturgewalten oder Dimensionsfehlern.

Alice was very anxious to be of use, and, as the poor little Lily was nearly screaming herself into a fit, she hastily picked up the Queen and set her on the table by the side of her noisy little daughter. The Queen gasped, and sat down: the rapid journey through the air had quite taken away her breath and for a minute or two she could do nothing but hug the little Lily in silence. As soon as she had recovered her breath a little, she called out to the White King, who was sitting sulkily among the ashes, 'Mind the volcano!'

'What volcano?' said the King, looking up anxiously into the fire, as if he thought that was the most likely place to find one.

'Blew--me--up,' panted the Queen, who was still a little out of breath. 'Mind you come up--the regular way--don't get blown up!'

Die erste Naturgewalt! Was anderes, als ein Vulkan, könnte die Köningin derart beschleunigt haben, dass sie die Gesetze der Schwerkraft hinter sich läßt und zu ihrem schreienden Kind emporschwebt.

Alice watched the White King as he slowly struggled up from bar to bar, till at last she said, 'Why, you'll be hours and hours getting to the table, at that rate. I'd far better help you, hadn't I?' But the King took no notice of the question: it was quite clear that he could neither hear her nor see her.

So Alice picked him up very gently, and lifted him across more slowly than she had lifted the Queen, that she mightn't take his breath away: but, before she put him on the table, she thought she might as well dust him a little, he was so covered with ashes.

Die durch Alice' Unsichtbarkeit völlig unerklärlichen Vorkommnisse kommentiert der Weiße König auf folgende Weise:

The King was saying, 'I assure, you my dear, I turned cold to the very ends of my whiskers!'

To which the Queen replied, 'You haven't got any whiskers.'

'The horror of that moment,' the King went on, 'I shall never, NEVER forget!'

'You will, though,' the Queen said, 'if you don't make a memorandum of it.'

Alice looked on with great interest as the King took an enormous memorandum-book out of his pocket, and began writing. A sudden thought struck her, and she took hold of the end of the pencil, which came some way over his shoulder, and began writing for him.

The poor King looked puzzled and unhappy, and struggled with the pencil for some time without saying anything; but Alice was too strong for him, and at last he panted out, 'My dear! I really MUST get a thinner pencil. I can't manage this one a bit; it writes all manner of things that I don't intend--'

Ein Dimensionsfehler! Der König erklärt das nicht intentierte Geschehen mit dem Bleistift und dessen Übergröße.

'What manner of things?' said the Queen, looking over the book (in which Alice had put 'THE WHITE KNIGHT IS SLIDING DOWN THE POKER. HE BALANCES VERY BADLY') 'That's not a memorandum of YOUR feelings!'

Um noch einmal auf den Eingangssatz zurüch zu kommen. Determinismus zu Ende gedacht, würde dazu führen, dass Menschen nicht selbstbestimmt agieren, sondern fremdbestimmt. Das heißt, sie würden Dinge tun, die sie nicht intentieren. In welchen Erklärungsnotstand wir dadurch geraten, zeigt das Alice-Beispiel eindrücklich. Damit ist allerdings noch nicht bewiesen, dass wir einen freien Willen haben. Es zeigt nur die Konsequenz des Gedankens die Willensfreiheit aus "Menschenliebe" auszuschließen.

Moritz Schlick und das Scheinproblem der Willensfreiheit

In seinem Buch: Fragen der Ethik, Wien 1935, Kapitel VII, wiederabgedruckt als "Wann ist der Mensch verantwortlich?" in: Seminar: Freies Handeln und Determinismus. Ed. Ulrich Pothast. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 257. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1978. 157–168, nähert sich Moritz Schlick der Willensfreiheit von der Aufgabe der Ethik her an. Diese Aufgabe wäre die Erklärung des sittlichen Verhaltens des Menschen.

"Erklären heißt, auf Gesetze zurückführen: jede Wissenschaft, also auch die Psychologie, ist daher nur insofern möglich, als es eben solche Gesetze gibt, auf die das Geschehen sich zurückführen läßt. Da man nun die Annahme, daß alles Geschehen allgemeinen Gesetzen untersteht, als Kausalprinzip bezeichnet, so kann man auch sagen: Jede Wissenschaft setzt das Kausalprinzip voraus. Auch jede Erklärung menschlichen Verhaltens muß mithin die Geltung des Kausalgesetzes, also hier das Bestehen psychologischer Gesetze annehmen.(...)Alle Erfahrung bestärkt uns in dem Glauben, daß diese Voraussetzung wenigstens soweit erfüllt ist, als wir es für alle Zwecke des praktischen Lebens (...) nötig finden. Ob freilich das Kausalgesetz mit absoluter Ausnahmslosigkeit überall gilt, d.h. ob der Determinismus recht hat, das wissen wir nicht. Niemand weiß es. Aber das wissen wir genau, daß es unmöglich ist, die Streitfrage zwischen Determinismus und Indeterminismus durch bloßes Nachdenken und Spekulieren zu entscheiden, durch Erwägung von soundso viel Gründen pro und contra (die doch alle samt und sonders nur Scheingründe sind). (...) Aber der Streit um die "Willensfreiheit" spielt sich nun meist so ab, daß ihre Anhänger die Geltung des Kausalprinzips zu widerlegen suchen, ihre Gegner sie beweisen wollen, beide mit verbrauchten Argumenten und beide, ohne vor der Größe des Unternehmens im geringsten zu erschrecken.(...) Andre unterscheiden zwei Reiche so, daß in dem einen der Determinismus gelten soll, im anderen nicht. Dieser Ausweg (der leider auch von Kant eingeschlagen wurde) ist aber (obgleich Schopenhauer ihn für Kants tiefsten Gedanken erklärt) gerade der allerbilligste."(S. 157f.)

Schlick argumentiert nun, dass zur Beschreibung von Verantwortung und Freiheit in der Ethik eine Entscheidung über obiges Problem keinesfalls nötig sei. Es reiche eine "Analyse der Begriffe" aus der Praxis. Zuvor bringt er das Hauptargument gegen den Determinismus oder auch für den Inkompatibilismus:

"Wenn der Determinismus recht hat, wenn also alles Geschehen unabänderlichen Gesetzen gehorcht, dann ist auch mein Wille stets durch meinen angeborenen Charakter und die jeweils wirkenden Motive determiniert. Meine Willensentschlüsse sind also notwendig, nicht frei. Ist dem aber so, so bin ich nicht für meine Handlungen verantwortlich, denn sie könnten mir nur dann zugerechnet werden, wenn ich >etwas dafür könnte<, wie meine Willensentscheidungen ausfallen; ich kann aber nichts dafür, denn sie gehen mit Notwendigkeit aus Charakter und Motiven hervor. Beide habe ich aber nicht selbst gemacht, ich habe keine Macht über sie, denn die Motive kommen ja von außen, und der Charakter ist das notwendige Produkt der angeborenen Anlagen und der äußeren Einflüsse, die während meiner Lebenszeit gewirkt haben. Also sind Determinismus und sittliche Verantwortlichkeit unvereinbar. Moralische Zurechnung setzt mithin Freiheit, d.i. Dispens von der Kausalität, voraus." (S. 159)

In diesem Argument fände sich eine Reihe von Missverständnissen und Verwechslungen und diese versucht Schlick im folgenden zu klären.

Zwei Bedeutungen des Wortes Gesetz

Schlick weist in diesem Kapitel auf eine wichtige Unschärfe des Wortes Gesetz in der Tradition des Philosophierens hin. Man unterscheidet zwei Bedeutungen von Gesetz. 1. Staatsgesetze, mit dem Charakter des "Du sollst (nicht)" und 2. Naturgesetze die eher einem "immer wenn A, dann B" funktionieren. Während erstere Vorschriften darstellen und entsprechenden Sanktionen verknüpft sind, beschreiben Naturgesetze Erscheinungen. Beiden ist gemeinsam, dass man sie, mehr oder minder, formelhaft ausdrückt. Dazu SChlick:

"Die beiden Arten von »Gesetzen« haben nur das einzige gemeinsam, daß beide durch eine Formel ausgedrückt zu werden pflegen. Sonst haben sie wirklich absolut nichts miteinander zu tun, und es ist höchst beklagenswert, daß man für zwei so verschiedene Sachen dasselbe Wort gebraucht — noch beklagenswerter allerdings, daß die Philosophen sich durch den Wortgebrauch zu so schweren Irrtümern verführen ließen. — Da Naturgesetze nur Beschreibungen dessen sind, was geschieht, so kann bei ihnen von einem »Zwange« gar keine Rede sein. Die Gesetze der Himmelsmechanik schreiben den Planeten nicht vor, wie sie sich zu bewegen haben, gleich als ob die Planeten sich eigentlich ganz anders bewegen möchten und nur durch diese lästigen Keplerschen Gesetze genötigt würden, in ordentlichen Bahnen zu bleiben: nein, diese Gesetze »zwingen« die Planeten in keiner Weise, sondern sagen nur aus, was Planeten tatsächlich tun."(S. 160)

Nun wird deutlich warauf Schlick hinaus will und das Argument in seiner Schlichtheit schlägt eindeutig eine Bresche in den Inkompatibilismus.

"Man wende dies auf den Willen an, und sofort wird einem ein Licht aufgehen, noch bevor die übrigen Verwechslungen aufgedeckt sind. Wenn wir sagen, der Wille »gehorcht psychologischen Gesetzen«, so sind das keine Staatsgesetze, die ihm bestimmte Entschließungen »aufzwingen«, ihm Wünsche diktieren, die er eigentlich gar nicht haben möchte; sondern es sind ja Naturgesetze, die nur formulieren, welche Wünsche der Mensch unter bestimmten Umständen tatsächlich hat, sie beschreiben die Natur des Willens, nicht anders als die astronomischen Gesetze die Natur der Planeten beschreiben. »Zwang« liegt vor, wo der Mensch an der Erfüllung seiner natürlichen Wünsche gehindert wird – wie könnte die Regel, nach der diese natürlichen Wünsche aufsteigen, selbst auch wieder als ein »Zwang« angesehen werden?" (a.o.O)

Zwang und Notwendigkeit

"...nachdem man sich die Naturgesetze anthropomorph als eine den Vorgängen nolens volens auferlegte Vorschrift gedacht hatte, wendete man auf sie nunmehr den Begriff der »Notwendigkeit« an. Dieses Wort, von »Not« abgeleitet, entstammt gleichfalls der Praxis und wird dort in der Bedeutung des unentrinnbaren Zwanges gebraucht. Das Wort in dieser Bedeutung auf Naturgesetze zu übertragen, ist natürlich unsinnig, da ja die Voraussetzung der entgegenstehenden Wünsche fehlt, und so wird es denn mit etwas total Verschiedenem verwechselt, das den Naturgesetzen wirklich zukommt: das ist die Allgemeinheit.(...)Sagen wir also: »Ein Naturgesetz gilt notwendig«, so ist der einzig legitime Sinn dieses Satzes: »Es gilt in allen Fällen, wo es Anwendung finden kann, ohne Ausnahme.« Es ist wiederum sehr zu bedauern, daß das Wort »notwendig« jemals für Naturgesetze (oder, was dasselbe ist, in bezug auf die Kausalität) gebraucht wurde, es ist dort vollkommen überflüssig, da ja der Ausdruck »Allgemeingültigkeit« zur Verfügung steht. Allgemeine Geltung ist etwas von »Zwang« toto coclo Verschiedenes, beide Begriffe gehören so weit auseinanderliegenden Sphären an, daß man nach einmaliger Einsicht in den Irrtum überhaupt nicht mehr die Möglichkeit einer Verwechslung begreift.(...)Das Gegenteil zur Allgemeingültigkeit einer Formel, zum Bestehen eines Gesetzes ist aber das Nichtbestehen eines Gesetzes, die Gesetzlosigkeit, die Akausalität; das Gegenteil des Zwanges ist aber das, was jedermann in der Praxis »Freiheit« heißt. Und so kommt denn der Unsinn heraus und schleppt sich durch die Jahrhunderte, daß »Freiheit« soviel bedeute wie »Ausgenommensein vom Kausalprinzip« oder »den Naturgesetzen nicht unterstehen«. So glaubt man den Indeterminismus verteidigen zu müssen, um die menschliche Freiheit zu retten." (S.161)

Freiheit und Gesetzlosigkeit

Tugendhat

Handlungsfreiheit Handlungsfreiheit

Willensfreiheit

Willensfreiheit: Wollendes Verhalten zum eigenen Wollen.

Freiheit und logische Typen

Ich habe an anderer Stelle einen sehr kurzen Abriß über logische Typen verfasst: Logische Typen des Lernens nach Bateson (BW)

Bei der Unterscheidung der Willensfreiheit und der Handlungsfreiheit hat man es meiner Meinung nach mit unterschiedlichen logischen Ebenen zu tun. Die Voraussetzung eines Willens ist für die Durchführung einer bewußten Handlung unabdingbar. Das Paar handeln/nicht handeln ist somit Element einer Menge. Die Freiheit aus dem Paar zu wählen liegt auf einer nächst höheren Ebene.

Parallel dazu gibt es auch unbewußte Handlungen für die die Voraussetzung eines Willens natürlich Unfug wäre.

Betrachten wir eine bewußte Handlung, so geht dieser ein Akt des Wollens voraus, der mich dazu bringt diese Handlung zu tun oder sie eben nicht zu tun. Diesen Rahmen von handeln/nicht handeln muss man immer gemeinsam betrachten und darin liegt die Freiheit der Handlung.

Die Freiheit des Willens müßte sich, um hier von Freiheit im Sinne einer freien Entscheidung zu reden, in einem Rahmen von wollen/nicht wollen abspielen. Dazu müßte man eine logische Ebene über der Menge wollen/nicht wollen konstruieren, die jedoch inhaltsleer bleibt. Dann setzt jedoch schon die erste Schwierigkeit ein, denn wo und wie ist dieses nicht-wollen repräsentiert. Wer erkennt dieses "Nicht-Wollen" außerhalb der Handlungsebene. In der Praxis drückt es sich gerade introspektiv als Unterlassung einer Handlung aus dieses haben wir jedoch oben als Handlungsfreiheit definiert. Gemeinhin fällt das "Nicht-Wollen" mit einer Handlungsunterlassung zusammen, wenn ich aber etwas nicht will und trotzdem tue, dann spräche man von Zwangsverhalten und dies schließt Freiheit des Willens erst recht aus. Das ich andererseits nicht will, dass man z.B. im Irak Krieg führt, ist ja keine Willensentscheidung sondern ein Wunsch, der für diese Erörterung keine Bedeutung hat.

Um Willensfreiheit als Wahlfreiheit zu beschreiben, müßte es eine übergeordnete Instanz und Wahlmöglichkeiten geben, die allerdings eine anderen logischen Typus aufweisen müßte. Daher ist der Begriff Willensfreiheit aus dieser Sicht eine Chimäre.

Der rote (Bind-)faden

Warum-Stop


Bindfaden


... ein Nylonfaden

Was passiert nun durch eine Handlung? Durch eine Handlung entsteht im übertragenen Sinn ein Knoten im Bindfaden. Wir können nicht erkennen was sich innerhalb des Knotens abspielt. Doch vor und nach dem Knoten und im Bindfaden im Knoten selbst herrschen determinierte Verhältnisse. Wenn man den Knoten schliesslich wieder öffnet ist der alte Faden wieder hergestellt.

Dadurch wird jedoch der Einfluss der Handlung auf die Welt als zu gering erachtet! Eine Handlung ist gerade kein reversibler Knoten im Bindfaden, sondern verändert das Nachfolgende unbestimmt. Wenn dem nicht so wäre würde die Handlung entweder keinen Knoten im Bindfaden verursachen und hätten eine Art von Verschlingung die jedoch prinzipiell erklärbar und widerum determiniert. Ähnlich könnte man auch annehmen, dass wir zwar einen Knoten haben, dieser ist jedoch zu klein zu dicht für unsere Auflösung und mit einer hinreichend grossen Vergrösserung wäre der Knoten nicht mehr eine Black-box, sondern auch hier die Determination sichtbar. Damit wären die Frage des Determinus eine Frage der Auflösung oder, anders ausgedrückt, eine der technischen Möglichkeiten.

Als erweitertes Beispiel würde ich statt dem Bindfaden einen Nylonfaden einführen. Nylonfäden besitzen auf Grund ihrer molekularen Struktur die Eigenschaft, Knoten "ernster zu nehmen" als gewöhnliche Bindfäden. Wer einen Nylonfaden knotet, oder auch nur knickt, wird diese Veränderung dauerhaft bemerken. Selbst nach Auflösung des Knotens bleibt eine sichtbare Veränderung zurück. Doch nicht nur die Optik hat sich geändert. Der Faden wird z.B. eine andere, nicht mehr exakt berechbare, Tragfähigkeit aufweisen. Diese kann man zwar schätzen und man kann einen gewissen Spielraum angeben, in dem sie sich messen lassen wird, eine exakte Angabe ist jedoch nicht möglich.

Und genau das passiert durch Handlungen, der Kausalfluss ist unterbrochen, es entsteht eine Unstetigkeit und die Zukunft ist damit zwar abschätzbar, jedoch nicht exakt vorhersehbar. Und das entspricht unserer Vorstellung von Handlung am ehesten. Durch Erfahrung können wir die Folgen einer Handlung abschätzen, jedoch nicht exakt vorherbestimmen.

Wortverdrehungen und andere Verdrießlichkeiten

Aus dem oben teilweise angedeuteten ergeben sich für mich einige interessante Bemerkungen und Fragen.

Eine deutliche Klärung der Begriffe (Staats-)Gesetz, Naturgesetz und den damit verbundenen Begriffen Zwang und Notwendigkeit.

Zum Begriff der Willensfreiheit: Selbst Tugendhats detaillierte Ausführungen bleiben bezüglich der Willensfreiheit de facto schwammig. Wollen des Wollens. Gerade durch die emotionale Aufladung des Begriffs Freiheit, entzünden sich sie Gemüter am Begriffe. Anstelle von Freiheit wäre es sicherlich besser von selbstverursacht, willentlich, bewußt etc. zu reden.

Die unglückliche Begrifflichkeit und das Festhalten an derselben gleicht in diesem Sinne einer feuerbachschen Projektion, aus einer empirischen Bedingtheit. So wird die Frage "Gibt es die Willensfreiheit?" schnell zu einer ähnlichen Frage, wie der Frage "Gibt es einen Gott?". Darüber kann man dann allerdings auch Kriege führen.

In der Diskussion fallen immer wieder Verwischungen und Verschleifungen der Begriffe auf. So wird schnell einmal die Handlungsfreiheit mit der Willensfreiheit vermischt. Auch die zusätzliche Einführung einer unbedingten und einer bedingten Freiheit, wie bei Peter Bieri, konkretisiert das Problem nicht. Schnell stellt sich die Frage: Ist eine bedingte Freiheit noch Freiheit...?

Ein freier Wille der verloren gehen kann (P. Bieri) hat mit einem freiem Willen nur mehr den Begriff gemeinsam. Dass es wünschenswert ist seine Voraussetzungen, Erfahrungen, Denkschemata etc. ständig zu prüfen, sein Gewissen zu erforschen, sich seiner Handlungsfreiheit und der Verantwortlichkeit in vollem Umfange bewußt zu sein, liegt auf der Hand. Dazu benötige ich jedoch gerade nicht den Begriff Willensfreiheit. In diesem Kontext gehen wir von verschieden psychologischen und sozialen Theorien aus, die mehr oder minder stark auf Gesetzmäßigkeiten beruhen und so beschreib und nachvollziehbar werden.

Tugendhats Ansatz bietet dennoch in seiner aplatonischen Herangehensweise ein gutes Beispiel für eine mögliche Denkbarkeit der menschlichen Ontologie (leider noch mit dem Begriff Willensfreiheit). Ohne Plattitüden, wie derzeit nur allzuoft gehört, und mit einem elaborierten Kompatibilismus, der weit über das "...es gibt sie doch..." hinausgeht.

<root><br /> <h level="2" i="1">== Kontext ==</h>

Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)

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