Was ist das Jetzt?

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Auf die Frage: was ist das Jetzt? antworten wir also zum Beispiel: das Jetzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinnlichen Gewißheit zu prüfen, ist ein einfacher Versuch hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf; eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren; ebensowenig dadurch, daß wir sie aufbewahren. Sehen wir jetzt, diesen Mittag, die aufgeschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen müssen, daß sie schal geworden ist.

Die hier gestellte Frage ist ebensowenig selbstverständlich, wie die Antwort. Sie orientiert sich nach der übergeordneten Formulierung: Was ist das Diese? Darin liegen zwei Voraussetzungen:

  • Der Gegenstand der sinnlichen Gewissheit ist ein Dieses.
  • Eine Zeitbestimmung, nämlich der Augenblick, kann als ein solcher Gegenstand benannt werden.

In Hegels Überlegungen wird die sinnliche Gewissheit nach dem Subjekt-Objekt-Schema modelliert; speziell wird das Jetzt zum Gegenstand. Mit diesen Vorgaben verbinden sich eine Reihe von Komplikationen, die im weiteren Verlauf der philosophischen Explikation entwickelt und aufgelöst werden. Zu überlegen ist:

  • Hat die sinnliche Gewissheit einen Zeitpunkt als ihren Gegenstand? Sollte man nicht davon sprechen, dass sie zu einem Zeitpunkt eines Gegenstands gewiss ist? Gewiss ist, wenn man so sprechen möchte, dass es jetzt dunkel ist.
  • "das Jetzt" wird mit der Nacht identifiziert. Ist es korrekt, der sinnlichen Gewissheit eine solche Vergegenständlichung zuzuschreiben? Plausibler wäre: "Ich weiss, dass jetzt Nacht ist". Ein solcher Satz gehorcht nicht der Logik, welche Hegel vorführt.

--anna 13:32, 19. Mai 2005 (CEST)



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