Erscheinendes Wissen - Standbildversion
Das ist der Text aus der Seite "Standbild-Version" im Ilias-Kapitel über das erscheinende Wissen; ich habe ihn mal hierher kopiert, um meine Anmerkungen unterzubringen. H.A.L. 12:15, 11. Dez 2004 (CET)
Inhaltsverzeichnis
erscheinendes_wissen_1
diese animation stellt die situation in hegels einleitung zur phänomenologie des geistes nach.
begriffe aus einzelwissenschaften, hier exemplarisch 'schienbein', stehen ihren gegenständen gegenüber.
bei hegel können sich begriffe nicht nur auf gegenstände beziehen, sie können auch etwas über ihren gegenstand wissen. die übereinstimmung des wissens der begriffe mit ihren gegenständen soll geprüft werden können.
> Ich nehme an, das heißt: Der "Gegenstand" Schienbein ist das Ding, das man angreifen kann, der "Begriff" Schienbein besteht aus Terminus + Definition, aus der Beschreibung und den Eigenschaften (nämlich die, die dem Schienbein zugeschrieben werden)...? Dann bedeutet "sich auf etwas beziehen" die Verbindung zwischen Begriff und Gegenstand, das "Wissen" das, was in der Beschreibung steht. --H.A.L. 11:27, 9. Dez 2004 (CET)
--> Hier gibt es ein charakteristisches Problem: wenn Namen sich auf Gegenstände beziehen und Begriffe anders funktionieren, als Namen, stellt sich die Frage, wie sie sich (wenn überhaupt) auf etwas beziehen. Die Verbindung zwischen Begriff und Gegenstand wird dann nicht als Bezeichnung, sondern als Elementbeziehung aufgefasst. Der Gegenstand fällt unter den Begriff.
--> Eine nächste Frage: Wie können Begriffe "etwas wissen"? Versuchsweise so: sie stehen für ein Auswahlverfahren (unter Gegenständen), das eine bestimmte Fähigkeit zur Diskriminierung indiziert. --Anna 16:39, 13. Dez 2004 (CET)
> Das Schienbein hat nach der Meinung des Begriffs Schienbein die Eigenschaft, daß es an den Oberschenkelknochen anschließt. Wenn ein Gegenstand als Schienbein identifiziert wurde, heißt das somit, daß der Begriff über den Gegenstand "weiß", daß er am Oberschenkel hängt. - Nein, so geht es auch nicht. Denn der Begriff kann den Gegenstand ja erst identifizieren, indem er die Eigenschaften überprüft.
zwischen dem begriff und dem gegenstand steht das erkennen. das erkennen kann jedoch nicht gewährleisten dass begriff und gegenstand übereinstimmen. es kann nicht ausgeschlossen werden dass der vorgang des erkennens an dem gegenstand etwas verändert. das erkennen könnte gegenstände für den begriff verzerren oder vortäuschen.
zwischen dem begriff und dem gegenstand liegt so eine unüberbrückbare grenze.
> Wie kann (wenn wir uns jetzt nicht mit Quantenphysik auch noch herumschlagen) das Erkennen etwas an dem Gegenstand verändern? An dem Gegenstand an sich oder an dem Gegenstand für den Begriff? --H.A.L. 11:27, 9. Dez 2004 (CET)
--> Wie ist der Gegenstand des Erkennens aufgefasst. Kant sagt, dass es ohne Intervention von Seiten des Erkennenden gar keinen Gegenstand gibt, sondern bestenfalls Sinnesreize. Der "Gegenstand für den Begriff" ist nicht etwas, das "zur Tür des Erkennens" hereinkommt, sondern ein integraler Bestandteil des Erkenntnisprozesses selbst. --Anna 16:39, 13. Dez 2004 (CET)
die einzelwissenschaften strukturieren ihre begriffe und gegenstände. unter anderem prüfen sie dabei ihre begriffe an deren gegenständen.
in der grafik steht 'schienbein' exemplarisch für die gegenstände der anatomie.
die 'anatomie' steht exemplarisch für die einzelwissenschaften.
aus dem dilemma mit der grenze zwischen begriff und gegenstand kommen alle einzelwissenschaften nicht heraus.
--> Einzelwissenschaften befassen sich im Normalfall nicht mit den Voraussetzungen ihrer Untersuchungen. Sie werden in einem Blick von aussen sichtbar. Das heisst auch: die Gegenstands-Begriff-Struktur ist ein Interpretament. Daraus folgt ein wichtiger Punkt zur Gegenständlichkeit der einzelnen Wissenschaften: sie hängt an der externen Betrachtung. Radikale Interpretation kann keine Gegenstände "vor" ihrem Zugriff vorsehen, sie erschliesst eine Struktur im Beobachtungsbereich. Es macht keinen Sinn, zu fragen, was dort abgesehen von der Erschliessung vorzufinden ist. Dann gibt es keinen privilegierten Zugang der Einzelwissenschaften auf Gegenstände, der im weiteren Verlauf der Entwicklung wegfällt. --Anna 17:24, 14. Dez 2004 (CET)
am beispiel des erscheinenden wissens bietet hegel eine lösung für die philosophie an.
das erscheinende wissen hat alles wissen zum gegenstand. vorerst sind das alle einzelwissenschaften. aber jeweils nur ihr begriff, nicht ihre gegenstände.
nach hegel fällt die grenze zwischen begriff und gegenstand weg, wenn ein begriff einen begriff als gegenstand hat.
--> siehe Gegenstand, Begriff, Entsprechung --Anna 15:54, 15. Dez 2004 (CET)
der begriff ist dann schon beim gegenstand. ein potentiell verzerrender erkenntnis vorgang um die übereinstimmung zwischen gegenstand und begriff zu prüfen ist dann nicht mehr notwendig. die übereinstimmung ist für das bewusstsein unmittelbar. bei einer differenz können sich begriffe, aber auch ihre gegenstände, ändern bis die übereinstimmung erreicht ist.
das erscheinende wissen kann so potentiell mit seinem gegenstand, allem bisherigen wissen, übereinstimmen. da das bestehende wissen der einzelwissenschaften jedoch letztlich nicht geprüft werden kann, ist das ein leeres wissen.
erscheinendes_wissen_2
hier beginnt die bewegung des erscheinenden wissens. da es wissen über wissen ist, ist es auch selbst wissen, ist also ebenfalls sein gegenstand.
erscheinendes_wissen_3
indem das erscheinende wissen sich selbst, und die erfahrung seiner entwicklung, zum gegenstand hat, ist es kein leeres wissen mehr. begriff und gegenstand haben sich so entwickelt, das sie übereinstimmen.
> Ich habe die Sache so im Kopf: Das Dilemma der Anatomie ist, dass sie nur das Schienbein für die Anatomie erkennen kann, aber nicht das Schienbein an sich, demgegenüber hat die Philosophie den Vorteil, daß sie sich nur auf Wissensinhalte/Bewußtseinsinhalte/Ergebnisse von Erkenntnisvorgängen bezieht. Dann ist das Besondere an der Philosophie, daß ihr Gegenstand etwas fundamental anderes ist als der der Einzelwissenschaften, die Philosophie arbeitet nämlich nur an Dingen für jemand, das sind Gegenstände, die die Erkenntnis auch erreichen kann. Das sollte man eigentlich in der Darstellung berücksichtigen. Eigentlich müßten die Begriffe in der Graphik anders eingefärbt werden als die Gegenstände. --H.A.L. 11:27, 9. Dez 2004 (CET)
--> Eine etwas andere Wendung sieht so aus: es ist zwar richtig, dass die Philosophie nicht an Dingen, sondern am Dingverhältnis anderer Wissensformen arbeitet - aber das heisst nicht, dass diese anderen Formen ihrerseits einen nicht-philosophischen Zugang zu "Dingen" hätten. Dass es sich um ein Wissensverhältnis handelt impliziert schon die "Einmischung" der Philosophie. --Anna 19:49, 17. Dez 2004 (CET)
Und der Entwurf?
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