Diskussion:Das Fremde, R. Bubner (T)
"Hingegen bedeutete die Duldung von allem und jedem, die schrankenlos gewährte Liberalität der Devianz, ja die Imagination einer anarchistischen Gesellschaft von lauter Abweichlern ein historisch passageres Phänomen, das dem baldigen realgeschichtlichen Untergang geweiht wäre. Die lebenswichtige Vor- und Nachordnung zwischen homogener Gesellschaft und Ertragen von deren Durchkreuzung"..."schmale Zone der Devianz"...
Ich möchte massiv in Frage stellen, dass es überhaupt einen homogenen "Grundkonsens" gibt. Bubner scheint hier einer angstbesetzten Verdrängung aufzusitzen: Die Zone der Devianz dürfte gar nicht so schmal sein; diese Konstruktion von Normen und in Folge von Normalität ist einerseits mit der Realität nicht vereinbar, andererseits extrem repressiv. Sie ist deshalb nicht mit der Realität vereinbar, weil Devianzen auf unterschiedlichen Ebenen bestehen können: Ich kann also in Österreich geboren worden sein (und somit zur österreichischen "Norm" gehören)und mein Leben hier verbringen, bin aber vielleicht lesbisch/ linksradikal/transgender/depressiv/Automechanikerin/... und somit deviant. Normalität ist ein massiv wirkungsmächtiges Konstrukt; ich bin aber davon überzeugt, dass es wohl kaum Menschen gibt, die nicht in irgendeiner Hinsicht von der Norm abweichen, was dann i.d.R. dazu führt, dass die Person ihre Devianz(en) verdrängt, unterdrückt (==>repressiv, einschränkend)und somit nach Außen hin "normal" wird oder als AußenseiterIn, als "FremdeR" diskriminiert wird (und somit ebenfalls Opfer von Repression wird). Nun- überspitzt formuliert- ist jede Gesellschaft meiner Meinung nach eine "Gesellschaft von lauter Abweichlern (sic!)"- und deshalb aber noch nicht im Chaos versunken. Empirische Widerlegung von Bubners These würde ich das nennen!;) --Sophie 14:42, 26. Jun 2006 (CEST)