Flow- Erlebnisse: Text

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Flow Erlebnisse


Autor und Entdecker des "Flows"

Mihaly Csikszentmihalyi gilt als Begründer der Flow Theorie. 1934 wurde er als Sohn einer ungarischen Familie in Italien geboren. 1952 maturierte er am humanistischen Torquato-Tasso-Gymnasium in Rom und wurde Künstler. Er studierte trotzdem weiter und schaffte es 1965 seinen Doktor der Psychologie an der Universität Chicago zu erlangen. Als Dr.Phil. erhielt er auch einen Lehrauftrag auf der Chicagoer Universität, wo er das erste Mal in Berührung mit dem Thema, also mit der "Suche nach dem wirklichen Glück" kommt. 1990 erhöht sich sein Bekanntheitsgrad um ein vielfaches durch sein fantastisches Werk: "Flow. Geheimnis des Glücks" in dem er auch die besonderen Erlebnisse ds Flows beschreibt. Das wirklich einzigartige an dem Werk ist, dass er diese Erlebnisse mit wissenschaftlichen Begründungen unterstreicht. Derzeit hat er einen neuen Lehrauftrag an der "Drucker School of Management in Kalifornien, welchen er selber auch als neuen Meilenstein seiner Forschung ansieht, da er hier entdeckte, dass das Flow auch Einfluss auf die Evolution hat.

Erforschung des Flows

Mit seiner jahrzehntelangen Forschung wollte er zeigen, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Aufgabe und Situation, Flow, einen Glückszustand, empfinden und erleben kann. Er untersucht diesen Zustand in drei Ebenen: dem Körper, dem Geist und der täglichen Arbeit.

"Definition von Flow"

Unter "Flow" versteht man das vollständige Aufgehen eines Menschen in seiner Tätigkeit. Es wird nicht durch äußere Ziele und Belohnungen wie Geld, Ruhm oder Lob motiviert sondern die Tätigkeit wird um ihrer selbst willen getan und weil sie in sich als lohnend erachtet wird.


8 Charakteristika die das Flow Erlebniss begleiten

Klarheit der Ziele, unmittelbare Rückmeldung:

In Situationen in denen klar ist, was zu tun ist und man sofort merkt, wie erfolgreich man handelt, ist es leichter ein Flow Erlebniss zu erlangen. Als Beispiel: Ein Bergsteiger dem sein "einziges" Ziel ist, nach oben zu gelangen, ist unentwegt mit der Klarheit verbunden ob ein Tritt oder ein Griff passt oder nicht. Er erfährt dadurch ein sehr intensives Flow Erlebniss.


Die optimale Herausforderung:

Ein Mensch kommt leichter zum Flow, wenn er eine Aufgabe hat, die er bewältigen kann aber trotzdem den vollen Einsatz und die gesamte Aufmerksamkeit braucht um es zu schaffen. Das Flow Erlebniss spielt sich an einem schmalen Grat zwischen Angst wegen Überforforderung und Langeweile wegen Unterforderung ab.


Gesammelte Aufmerksamkeit auf ein beschränktes Reizfeld:

Unbeschreiblich entscheidend füe das erreichen eines Flow Erlebnisses ist die vollkommene Konzentration auf die momentane Aufgabe. Alles was sich rundherum abspielt wird dabei ausgeblendet. Zum Beispiel: Ein Schachspieler fokusiert seine Wahrnehmung aufs Schachbrett. Seine Gefühle, Gedanken und Reize verschwinden nahezu vollständig. Diesen Zustand bezeichnet man auch als tiefes Flow Erlebniss.


Handeln und Bewusstsein verschmelzen:

Ein weiteres Kennzeichen von tiefen Flow Erlebnissen (die wie schon vorher erwähnt eine Steigerung der gesammelten Aufmerksamkeit beinhaltet) ist, dass Flow Aktivitäten oft mit großer körperlichen und geistigen Anstrengung einhergehen. Trotzdem stellt sich dabei ein Gefühl der "Leichtigkeit" ein, da die Tätigkeit leicht klappt und fließend und fast automatisch abläuft.


Gefühl von Kompetenz und potentieller Kontrolle:

Im Flow beginnt man sich an den gestellten Herrausforderungen zu messen und wächst auch oft darüber hinaus. Man spürt in diesem Moment die eigene Kraft und hat das Gefühl, dass man seine eigene Handlung und auch ihre unmittelbare Umwelt unter Kontrolle halten kann.

Selbstvergessenheit, Selbsttranszendent:

Wenn man im tiefen Flow steckt, gelingt es, dass das "Ich" bzw. das eigene "Ego" vorrübergehend verschwindet. Dies geht mit einem großen Gefühl der Glücklichkeit einher.

Verändertes Zeitgefühl:

Diese Charakteristika ist eine Begleiterscheinung von tiefen Flow Erlebnissen. Nach diesen ist die Zeit vermeindlich wie im Flug vergangen. Das liegt daran, dass die Aufmerksamkeit ausschließlich auf dem gegenwärtigen Augenblick liegt und dadurch besonders intensiv gelebt bzw. erlebt wird.


Autotelisches Erleben:

Als abschließendes und allübergreifendes Charakteristikum von Flow muss unbedingt erwähnt werden, dass es autotelisch ist. Das heisst man tut etwas, weil das Tun selbst Freude bereitet. Man erwartet auch von niemanden ein Lob, eine Anerkennung oder eine andere äussere Motivation um das Gleiche wieder zu tun.


Glück wird schon solange gesucht und jetzt erst im Flow gefunden?

Philosophen über das Glück:

Beginnen möchte ich mit der Suche nach dem Glück, in der Antike. Dort wurde das „Glück“ als die Göttin „Tyche“ verehrt, die vom Wind getrieben, einmalig hierhin und einmal dahin „wehte“, um mit verbundenen Augen ihre Füllhorn auszuschütten. Bei den Römern, änderte sich der Name in „Fortuna“. Ihr zu Ehren wurden im ganzen Reich Tempel errichtet und auch sonst war sie nicht aus dem Alltag wegzudenken. Im Mittelalter dann, war es so, dass die Glücksgöttinnen, auch aufgrund der christlich religiösen Prägung zu dieser Zeit, zu dubiosen Frauenzimmern, die am Schicksalrad drehten und dem einen gaben und den anderen nahmen.

Der griechische Philosoph Epikur (341- 271 v.Chr) fand, „dass das Streben nach dem Glück als Sinn des Lebens schlechthin zu betrachten sei.“(zit. nach: http://www.profi.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1.shtml. 24.3.2006) Er jedoch, fand dass das Glück in der Schmerzfreiheit und Seelenruhe liegt und nicht wie heute Csikszentmihalyi meint, im aufgehen einer Tätigkeit.

Seneca (4 v. Chr bis 65 n.Chr) hingegen, forderte es seine Mitmenschen auf, „Einsicht und Beherrschung“ zu üben. Er war der Meinung, dass dies den Charakter festigt und die Menschen beruhigen. Er prägte den Ausspruch: “ Wer gelassen sei, kenne keine Traurigkeit, und er keine Traurigkeit kenne, sei glücklich.“

Noch vor Epikur, philosophierte auch Aristoteles (384- 322 v.Chr) über das Glück. Er befand, dass das Glück und dessen Maximierung als oberstes Gebot der Lebenskunst und der bürgerlichen Tugend geltend gemacht wird und trotzdem dabei nie die Bedürfnisse der Mitmenschen außer Sicht zu lassen.

Arthur Schopenhauer (1788- 1860) betrachtete das Glück als Wahnidee, da er den Menschen: „als ein von Wünschen und Trieben gesteuertes Wesen definierte“( zit. nach: http://www.profi.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1.shtml. 24.3.2006) der zwar Genus zu schätzen wusste, diesen aber als nicht beglückend zu beachten sei.

Johann Gottlob Fichte glaubte weder an das „Glück der Allgemeinheit“ noch an das „Glück des Einzelnen.“ Es ging sogar soweit, dass er alle beschimpfte, die sich auf Erden Glück erhofften. Damit qualifizierte er sich zu einem der "großen Pessimisten " unserer Zeit.

Als letztes ist noch Sigmund Freud zu nennen. Wie könnte es auch anders sein, fand er die Wurzeln des Glücks in der Sexualität. „Dem Lustprinzip entsprechend ist Glück die Befriedigung libidinöser Regungen.“ Denn eigentlich, so meinte er, ist das menschliche Glück in der Schöpfung nicht vorgesehen und deswegen kann das Programm des Lustprinzips nicht erfüllbar sein.


Gefahren des Flows am Beispiel Computerspielen:

Computerspiele sind im Allgemeinen so aufgebaut, dass die Möglichkeit besteht, leicht in ein Flow Erlebnis zu „fallen“. Durch das befriedigende Gefühl, etwas „wirklich zu können“, dass mit dem Flow- Erlebnis einher geht, wird der Wunsch groß, diesen Zustand möglichst lange aufrecht zu halten. Dadurch entsteht eine gewisse „Sogwirkung“, die von dem Spiel ausgeht und einem bis zum abschließenden Ziel, also wenn es nichts mehr zu lösen gibt und auch die Aufgaben alle erledigt wurden, „gefangen hält“. Hinter dieser Empfindung steht, zum Beispiel, dass schon oben angesprochene Charakteristikum: „die Grenzen der eigenen Kompetenz erfahren“. Um aber überhaupt einmal soweit zu kommen, ist auch das „völlige Aufgehen in dieser Tätigkeit“ von nöten. Auch wieder ein Zeichen des Flow- Erlebnis. Auch der Zustand des „veänderten Zeitgefühls“ taucht ganz extrem im Rahmen des Computerspielens auf und und wird von Jugendlichen so beschrieben:

„Ja, also wenn ich das spiele, vergesse ich meist, was um mich herum geschieht. Ich bin dann so mit der Sache beschäftigt, so damit verschmolzen irgendwo, ja da vergißt man halt einfach so, was drumherum geschieht. Ja und die Länge – mmh, weiß ich gar nicht, da guck ich doch nicht auf die Uhr, wie lange ich spiele, kann ich jetzt gar nicht sagen.“ (zit. nach: Fritz, Jürgen: Langeweile, Streß und Flow. Gefühle beim Computerspiel. http://www.medienpaedagogik-online.de/cs_older/6/00527/index.html. 24.3.2006)

Oft ist die einzige Möglichkeit eines Computerspielers aus dem Spiel „auszusteigen“, wenn sich, dass als sowieso störend empfundene Hungergefühl zu stark bemerkbar macht, oder was fast noch häufiger der Fall ist, wenn sich die erwünschten Erfolgserlebnisse nicht durchführen lassen, also, wenn es zu schwierig wird oder die Aufmerksamkeit beziehungsweise Konzentrationsfähigkeit nachlässt.


Resümee:

Um ein Flow Erlebnis erfahren zu können, bedarf es keinen besonderen Fähigkeiten und auch keinen besonders hohen Kostenaufwand. Flow kann man fast überall erleben und zwar durch eine Tätigkeit, die sich nur durch die Tätigkeit selbst definiert. Diese motiviert sich nur durch sich selbst und verlangt nach keinem Lob oder sonstiger Anerkennung. Dadurch kann kein Mensch, egal welcher gesellschaftlichen Schicht er angehört und egal wo auf der Welt er lebt, ein „besseres“ oder „tolleres“ Flow- Erlebnis erfahren. Das Flow- Erlebnis ist für alle gleich und für alle wünschenswert ein solches zu erfahren.












Geld - Macht - Spaß - Bildung (Swertz, Sommer 2006)