"Environment and Philosophy"
Stephanie Grafinger über einen Text von Vernon Pratt, Jane Howarth und Emily Brady
Das Buch „Environment and Philsophie“ wurde 2000 in London publiziert. Es ist in 10 Kapitel gegliedert, die getrennt voneinander bearbeitet werden können. Es bietet dem Leser eine Einführung zum Thema des Umweltschutzes aus philosophischer Sicht und zeigt die Schwierigkeiten und die Herausforderungen auf, welche mit dem Umweltschutz verbunden sind. Es beleuchtet verschiede Aspekte der unterschiedlichen Sichtweisen über den Zusammenhang von „uns“ und der Natur.
Das Thema „Umweltschutz“ wird seit den siebziger Jahren sehr viel und kontrovers diskutiert. Dieses Buch spiegelt die kontinuierlichen Veränderungen der Sichtweise wieder und man erkennt die Komplexität des Themas. Eine Vielzahl von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Einflussfaktoren wird aufgezeigt und diskutiert. Das Buch beinhält kurze, themenzentrierte Texte aus verschiedenen, für die Umwelt und den Umweltschutz, relevanten Gebieten.
Die Autoren unterstreichen die Pluralität und Komplexität des Natur- und Umweltbegriffes und gehen von der Interdisziplinarität des Themas aus. Somit bietet das eine gute Einführung in das Thema, wobei der zentrale Aspekt, die Mensch-Natur Beziehung eine wesentliche Bedeutung zukommt.
Welche Umwelt ist ethisch schützenswert?
„Bis zum 17. Jahrhundert wurde die Natur immer als etwas angesehen, das in Beziehung zum Menschen steht, oder eng mit dem Menschen verbunden ist und nicht von ihm getrennt betrachtet werden kann. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich erstmals ein Interesse an der Natur an sich, wobei nicht mehr nur auf die Bedeutung der Natur für den Menschen im Vordergrund stand. Diese veränderte Sichtweise wurde vor allem durch die Erkenntnisse der Wissenschaft über die Natur, die Tiere und Pflanzen vorangetrieben.
„What developed with the modern revolution, Keith Thomas claims, was a challenge to the antropocentric point of view: maybe things had a strucutre, a working one, that was interesting for ist own sake.“ (Pratt et. al. 2000: 11) Es wird oft die die anthropozentrische Sichtweise des Menschen als eines der größten Probleme und Grund für die Umweltprobleme angesehen. Menschen sehen alles von der „menschlichen Sichtweise“ und glauben somit oder schließen daraus, dass alles nur wegen ihnen und für sie existiere. Es existiert jedoch eine Welt die unabhängig von der menschlichen Erfahrung besteht. Die Autoren vertreten aber einen anderen Standpunkt. Sie meinen, dass gerade diese anthropozentrische Sichtweise sich positiv auf unsere Natur auswirkt, da wir uns so eng mit ihr verbunden fühlen.
Without the objectified conception of nature, our world would be ‚part of us‘, and damaging it would be damaging ourselves. As something alienated from us, set apart from us, nature is something we don’t intuitively care about (Pratt, et al. 2000: 13).
Das Thema “Umweltschutz” wurde in den letzten dreißig Jahren immer wieder heftig und kontrovers diskutiert. Der Klimawandel wirkt sich bereits spürbare aus und die Angst vor noch größeren Naturkatastrophen, als denen die wir bisher kannten, ist allgegenwärtig. Kann das ökologische System den Lebensstil der Menschen verkraften ohne darunter zusammenzubrechen, und welche Maßnahmen können ergriffen werden um das schlimmste zu verhindern? Die Umweltethik beschäftigt sich, unter anderem, damit diese Fragen zu beantworten. Sie beschäftigt sich mit dem richtigen und moralisch vertretbaren Umgang mit der Natur und den natürlichen Ressourcen. Jedoch beschäftigt sie sich auch mit der Attraktivität und Schönheit der Natur. Man kann über die Schönheit der Natur nachdenken indem man bei einem Spaziergang sein Augenmerk auf verschiedene Arten von Bäumen oder Vögel richtet, oder sich währenddessen auf die geologischen Besonderheiten der Region konzentriert. Jedoch gibt es noch eine andere Dimension der Erfahrung die man in der Natur machen kann. Diese Dimension wird durch das ästhetische Interesse charakterisiert. Das ästhetische Interesse basiert auf der individuellen Wertschätzung von Objekten durch den Wert der ästhetischen Qualität des Objektes. Das ästhetische Urteil hat seinen subjektiven Ursprung bei dem Betrachter. Pratt, Horwarth und Brady werfen die Frage auf, ob es Unterschiede zwischen dem ästhetischen Verständnis der Natur und der Kunst gibt. Sie verweisen bei der Beantwortung auf Kant (Pratt, Horwarth, Brady 2000: 142).
Kant war der erste Philosoph der sich verstärkt mit der ästhetischen Erfahrung der Natur auseinandersetzte. In seiner „Kritik der Urteilskraft (1790) definierte Kant Schönheit als Gegenstand einer bestimmten Tätigkeit der Urteilskraft: das ästhetische Urteil oder das Geschmacksurteil. Nach ihm basieren ästhetische Urteile auf subjektiven Empfindungen des Gefallens. Kant unterscheidet aber dabei ob etwas nur als Mittel gefällt oder ob es für sich selbst gefällt. Ob etwas nur wegen seiner ästhetischen Qualitäten gefällt oder ob man einen Nutzen daraus ziehen kann. Wenn der Gegenstand eben wegen seiner Qualitäten und nicht wegen seines Nutzen zählt, erachtet ihn Kant als „schön“ (Pratt, Horwarth, Brady 2000: 143).
Kants Analyse der ästhetischen Urteile bietet den Ausgangspunkt für das moderne Verständnis der ästhetischen Reaktionen auf die Natur. Ästhetische Reaktionen auf die Natur unterscheiden sich von anderen Urteilen, die wir über unsere Umwelt fällen. Durch die wahrgenommenen Qualitäten eines Objekts werden in uns unmittelbar positive Gefühle hervorgerufen. Diese positiven und angenehmen Gefühle bilden die Grundlage der ästhetischen Urteile über die Umwelt. (Pratt, Horwarth, Brady 2000:146), Die Autoren vertreten somit die Meinung von Kant: Geschmacksurteile sind keine Erkenntnisurteile, sondern basieren auf dem Gefühl der Lust oder Unlust und sind somit ästhetische Urteile, welche nichts über das Objekt an sich aussagen, sondern über die subjektive Empfindung des Individuums.(1) Kant und die Autoren sehen die Natur als die Grundlage des ästhetischen Urteils. Die Natur wird zweckfrei beurteilt und löst ein autonomes Geschmacksurteil aus, welches frei von Zwecken ist. (Pratt, Horwarth, Brady 2000: 146).
Richard Arndt und Alexander Kubias www.uni-koblenz.de/~kubias/vortrag.ppt Zugriff 30. 12. 08
Auf welcher Grundlage kann die Schützenswürdigkeit der Umwelt beruhen?
Anhand des ersten Kapitels des Buches Environment and Philosophy von Pratt, Horwarth und Brady, lässt sich kaum eine Antwort auf diese Frage finden. In dem Buch befinden sich diverse themenzentrierte Texte, welche sich alle auf das Thema Umwelt und Umweltschutz beziehen. Das erste Kapitel bietet dem Leser eine Art Ein- beziehungsweise -Hinführung zum Thema. Die Autoren verweisen auf die Thesen von Kant, die er in Die Kritik der Urteilskraft erstmals formulierte und somit kann nur vermutet werden, was die Autoren als die Basis der Schützenswürdigkeit der Natur erachten. Am Beginn des Kapitels weisen die Autoren darauf hin, dass das Thema „Umwelt“ und somit auch die Auseinandersetzung mit dem „Umweltschutz“ ein Thema ist, welches jeden Menschen betrifft. Wie wir die Natur behandeln ist das Resultat eines menschlichen Entscheidungsprozesses, dessen Auswirkungen für den Menschen unmittelbar spürbar sind. Der Eingriff des Menschen auf die Natur ist so umfassend geworden, dass es eine unberührte, reine Natur nicht mehr geben kann. Wenn trotzdem von "Naturschutz" die Rede ist, so kann das nur heißen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen nicht zerstört werden dürfen. In dem ersten Kapitel wird erörtert, warum Menschen Natur schön finden, aber ob darüber hinaus die Natur ein eigenes Recht auf Schutz und Bewahrung hat, ist eine Frage, auf die nicht eingegangen wird. Somit kann schlussgefolgert werden, dass die Grundlage der Schützenswürdigkeit der Natur darauf beruht, dass Menschen die Umwelt in der sie leben schön finden. Die empfundene Schönheit entsteht dadurch, dass der Anblick eines Objektes ein positives und angenehmes Gefühl auslöst. Ein weiterer Grund wäre, dass wir in dem wahrgenommenen Objekt einen Zweck erkennen können und somit an den wahrgenommenen Qualitäten des Objekts Gefallen finden. Es ist jedoch eine große Herausforderung eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage zu finden, da die ästhetischen Urteile aus einem subjektiven Gefühl entstehen und sich nicht auf ein objektives Konzept der Schönheit stützen. Die Schönheit der Natur und somit deren Wertigkeit und Schützenswürdigkeit ist keine objektive Qualität, sondern entsteht aus der individuellen Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt.
Fußnoten:
(1) Vgl. Arndt, R; Kubias. A
Literatur:
Pratt, V, Horwath, J, Brady, E, Environment and Philosophy. Routledge, London: 2000.