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Diese Mitschrift ist noch nicht mit den Materialien abgeglichen. --HRG 00:03, 26. Mai 2012 (CEST)

Als Wiederholung nach der Pause: Wir haben den ersten 4-seitigen Abschnitt aus dem Big Typescript im Auge, wie wir uns erinnern ist dies eine sehr lange Reihe von Bemerkungen, um darin eine Ordnung zu bringen schlagen wir 6 Untergliederungen vor. Die erste Untergliederung ist auf detailliert ausgeführt. Im Lauf dieser Untergliederung geht es darum, dass man sich Gedanken darum macht, wie Wittgenstein aus dem Breiten Textmaterial von 1923 bis 1929 die Dinge auswählte, die am Beginn des BT stehen.Die These ist, dass dadurch eine Gedankenfolge impliziert wird, die aber nicht von Wittgenstein selber angegeben wurde. Wir legen ein Raster über den Text, versehen es mit Überschriften. Dieses Raster versehen wir mit eigenen Überschriften.

Die erste Überschrift war die, dass Sätze nicht verstanden werden, mit dem Akzent auf werden. Nicht verstanden werden in der Art und Weise, in der man sagen könnte, dass wir uns den Sinn eines Satzes zusammenstoppeln, ihn wie ein Lebensmittel aus dem Supermarkt holen. Sätze sind gleichzeitig angesetzt mit dem Verstehen. Sätze sind die Unit des Verstehens, gleichzeitig damit, dass man etwas einen Satz nennt verpflichtet man sich zum Verstehen. Das Verstehen ist kein Thema für Wittgenstein, denn als Thema kommt in Frage, worüber in einem Satz gesprochen wird. Wenn wir an dieser Stelle vom Verstehen reden wäre es etwas zu spät, erst jetzt vom Verstehen zu sprechen. In einer etwas raffinierteren phil. Weise würde man davon sprechen, dass man sagt: „Sätze setzen verstehen immer schon voraus, wegen dieser Voraussetzungsstruktur können wir in Sätzen nicht von dem Verstehen sprechen, dass wir brauchen, um überhaupt von Sätzen sprechen zu können“. Man kann das Verstehen so verstehen, dass man es schon braucht, um zu sprechen.

In der letzten und vorletzten Einheit haben wir die Auseinandersetzung über Studiengebühren zum Anlass genommen, um die Motive für Wittgensteins Arbeitsweise zu erläutern. Die Kontexte aus Wittgensteins Ursprungsmanuskripten, in denen das Verstehen thematisiert wird, hängen direkt mit seinen Vorstellungen über die Rolle der Philosophie und was Philophie als Aufgabe ist zusammen. Der Exkurs zu Wittgensteins Philosophieverständniss wird heute mit einer Erläuterung zum Manuskript MS 110 begonnen. Die bisherige Verfahrensweise war es, auf der rechten Seite zu operieren des Big Typescripts im wesentlichen aus der Reitbauer-Tabelle. In der Big-Typescript-Vorlesungsschiene werden einerseits die Inhalte vorgeführt und erklärt. Die Auseinandersetzung ist merhschichtig. Um die Selektionen zu verstehen muss man sich auch mit der Herkunft der Selektionen befassen und die hinter der Selektion stehenden Arbeitsprozesse erläutern.

Es geht bei Wittgenstein um Arbeitsprozesse. Um diese Arbeitsprozesse auf der Seite der Manuskripte aus 1931 etwas deutlicher zu machen haben wir einige Merksätze an den Anfang gestellt. Überraschenderweise finden sich in MS 110 Vorgaben, die die Philosophie Wittgensteins in dieser 2. Phase konzise beschreiben. Ein prominentes Beispiel aus 108 ist: „Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgend eines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze „das Ende“ der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung verstehen „erkennen“.“ An dieser Stelle ist Wittgensteins Auffassung, dass Philosophie eine laufende Untersuchung, die eine Aufgabe hat zusammengefasst. Philosophie ist unterwegs zu etwas, hat eine Aufgabe. Diese Aufgabe führt dazu, dass man etwas sucht und entdecken will. Es ist aber nicht so, dass Philosophie ihre Aufgabe erfült, analog zum Höhlengleichniss den Weg aus der Höhle erkundet, die Bilder erkundet, sich von diesen Einschränkungen und Ketten befreit und sich dann letztlich an dem orientiert, was Quelle und Licht ist. Dieses Motiv der Einsicht in das Wesen der Dinge, der tieferen Erkenntnis der Umstände, der Kontaktaufnahme mit der Vernunft ist etwas, was die Philosophie durchzieht. Die kritische Theorie ist dadurch gekennzeichnet, dass man mit der Vernunft unvernünftigen Verhältnisse, die mit Täuschung, Dumpheit und Klischees zu tuen haben an den Leib rücken müsse, um Erkenntnisse zu gewinnen, die Frucht der Philosophie sind. Die Ergebnisse der Philosophie sind demnach einsichten in die Vernandt. Wittgenstein sagt wie oberhalb erwähnt, dass Philosophie Beulen hervorbringt. Dass man sich an den Grenzen der Sprache anschlägt ist eine gegenstänliche Situation, in der zitierten Stelle spricht Wittgenstein sie an. Um beim Höhlengleichniss zu bleiben: Aufgabe der Philosophie ist es nicht, uns aus der Höhle zum Licht zu führen, sondern:

„Das Ziel der Philosophie ist es, eine Mauer fort zu errichten, wo die Sprache sowieso aufhört.“ (MS 108) Ziel ist es nicht, besondere Thesen dort zu etablieren oder besondere Nachrichten zu überbringen. Die Philosophie ist nicht empirisch fundiert, sondern befasst sich mit den Erkenntnismöglichkeiten. Sie ist nicht auf der Ebene der Nachricht wie „Friederich der 2. war ein deutscher Kaiser“. Es ist auch nicht ihre Aufgabe, reale Gegebenheiten zu verändern. . Es geht in der Philosophie darum, herauszufinden, in welcher Weise Sprache und sprachliche Kommunikation verfasst ist. Die besondere Drehung bei Wittgenstein besteht aber darin, dass während Kant eine Untersuchung über die Bedingungen der Erkenntniss verfasst wir zunächst unsere Werkzeuge überprüfen. Womit können wir dies tuen? Wir haben ein zerlegte Möbel geksuft und überlegen, ob das Werkzeug vorhanden ist, um es zusammenzusetzen und zu einem fertige Kasten zu machen. Die Kant-These ist, dass wir uns Vergewissern sollen, ob wir die richtigen Instrumente haben um verstehen zu können, was wir tuen, wenn wir erkennen. Im Traktatus geht es darum, diese Grundgegebenheiten niederzuschreiben, sie in der Logik der Sprache zu finden und dann aber zu sagen, dass die Sprache, die wir verwenden etwas verdächtiges an sich hat, weil sie sich der Sprache bedient die sie erklären sollte, und in einer Weise kollabiert und in das Gegebene hineinkollabiert.

„Wir werden in der Sprache eine Grenze ziehen müssen, wir werden sprechen und un diesem Sprechen müssen wir eine Grenze ziehen und werden sagen: das ist möglich und das jenseits ist unmöglich“ (MS 108) Wir müssen die Grenzen finden, diese beinhalten alles verstehbare. Wenn wir den Bereich des Verstehbaren gefunden haben wir alles sag- und verstehbare entdeckt, wollen aber auch alles weitere ausüben. Die Aufgabe der Philosophie besteht darin, die Mauer zu ziehen und die Sprache von all dem Unsinnigen zu trennen. Lt. Wittgenstein ist der Fehler von Metaphysik und Metalogik durch das Überschreiten dieser Mauer.

Es fehlt jedoch eine Metadimension, was das Ganze zu einer zweispältigen Angelegenheit macht. Es geht zum einen darum, das nicht Sagbare als solches zu definieren und darauf hinzuweisen. Dieses Überziehen von Spachfähigkeiten ist die Philosophische Tätigkeit, die darauf hinweist, dass man die Sprachfähigkeit überschritten hat, andererseits aber auch etwas ganz normales. Nach Wittgensteins Vorstellung ist dies die Erinnerung an das, an dem die Sprache nicht mehr funktioniert. Ein Beispiel dafür ist die Philosophische Grammatik. Sie macht die Leute darauf aufmerksam, dass die Leute, die Worte,, die sie verwenden in einer bestimmten Art und Weise zusammen funktionieren, aber in einer anderen Art und Weise auseinanderfallen und keinen Sinn machen. Wenn man es trotzdem versucht holt man sich die Beulen.

Ein Wittgensteinsches Beispiel ist „Wie lange braucht man dazu, Zahnschmerzen zu haben, andererseits liegt die scheinbare Rechtfertigung daran, weil die Dauer aus der Frage, wielande dauert eine Schachpartie in die Frage nach der Fähigkeit und des Könnens übertragen wird“. Wir haben sowohl Zahnschmerzen, als auch den Ausdruck der Dauer Es gibt sowohl Fähigkeit, als auch Möglichkeit, Zahnschmerzen zu haben. Diese Zahnschmerzen sind etwas, das wir in unserem Alltagsgebrauch kennen und sizusagen besprechen. Und es git in unserem Alltagsgebrauch so etwas wie eine Schachpartie. Beides sind im Alltagsgebrauch nach bestimmten Regeln besprechbare Dinge.

Zur Schachpartie gibt es 2 Fragen: „Kannst du Schach spielen?“ und „Wie lang hat diese Schachpartie gedauert?“ Beide Fragen sind unproblematisch, wir können mit ihnen umgehen. Man kann auch Fragen: Wie lange dauert es Schachspielen zu können? Diese Frage nimmt einen Ausdruck aus einer Situation und verwendet ihn anders. Wittgenstein stellt fest, dasss man mit dieser Frage etwas riskantes macht. Man nimmt eine Verwendungsweise der Dauer und wendet sie in einem anderen Kontext, verbindet sie mit der Frage der Fähigkeit. Haben Fähigkeiten nun eine Dauer? Dauert die Fähigkeit, Schach zu spielen 15 Jahre? Man könnte sagen, dass es einen Zeitraum x dauert, eine Fähigkeit zu erreichen. Dauert die Fähigkeit, Schach zun spiele auch während man schläft? Nun verwendet man den Ausdruck beim Beispiel der Zahnschmerzen weiter und holt sich eine Beule im Wittgensteinschen Sinn. Man kann Zahnschmerzen natürlich auch als Nervenreizung auffassen, die eine gewisse Dauer hat, ähnlich einer Schachpartie.

Der wichtige Punkt ist, dass Wittgenstein fragt, wie lange es dauert, um Zahnschmerzen zu bekommen. Das Können von Schachspielen kann man zeitlich terminisieren. Der Punkt der gemeint ist ist: Wo ist der Punkt an dem man sagt, man kann Schach spielen zu können. Der Punkt ist, dass es in einem Fall um messbare Abläufe, im anderen um Abläufe geht. Die Durchsetzung einer Fähigkeit produziert einen Messbaren Ablauf, der in einem Punkt als Fähigkeit beschrieben wird. Die Fähigkeit, Schach zu spielen ist nicht unterbrechbar.

Um etwas näher zu den Dingen, um die es hier geht zurückzukehren: Um die Dinge in den Wittgensteinschen Faktor einzubetten muss man den Faktor, dass man das Können gerne als einen geistigen Zustand auffasst. Das Schach spielen können ist ein solcher Geistiger Zustand. Die Fähigkeit, Schach zu spielen wird von uns allerdings als etwas anderes als das Durchführen von z.b. bestimmten Regelmäßigen Zägen betrachtet. Wittgenstein fragt sich, wie man es beschreiben soll, wenn man etwas versteht. Man könnte diese Fähigkeit durch das Befolgen der Regeln des Schachspiels beschreiben. Wittgenstein setzt das Schachspiel als Beispiel ein, um sich an die Frage: “ Was bedeutet Gelb?“ anzunähern.

Was bedeutet es, zu verstehen, was gelb ist? Die Fragestellung geht dahin, wie man Gelb richtig einsetzt. Dass etwas so oder so lang dauert kann man richtig oder falsch einsetzen. „Wie lange dauert es, um Gelb zu verstehen“ wäre hier der völlig falsche Ansatz. Vielmehr wäre korrekt: Was ist gelb. Eine in der Philosophie zentrale Annahme ist, dass man auf die Frage: „Wie rede Ich darüber, dass man weiß, was gelb ist“ antwortet: Gelb ist die Farbe von Schönbrunn oder dem Kanarienvogel. Wenn man aus mehrern Äpfel einen Gelben holen soll sieht man zu den Äpfeln und findet das mit diesem Bild übereinstimmende.

Die Frage: Was ist gelb kann man richtig oder falsch beantworten. Eine der etablierten Positionen besagt, dass wir ein inneres Bild des betreffenden Gegenstandes haben, sie ist oberhalb dargestellt. Für Wittgenstein ist dies allerdings problematisch. Ist es wirklich so, dass wir, um zu wissen was gelb ist eine Gelbvorstellung haben? Es ist falsch zu sagen, dass unser Bild vom Gelb in der Vorstellung liegt, gelb zu verstehen ist eine Fähigkeit – wie das Schachspielen. Ich verstehe, was gelb ist bedeutet nicht: Ich rufe einen Zustand auf – dies wären psychologische Betrachtungsweisen – es ist so, dass man in der Lage ist, etwas zu tuen. Wenn wir jemandem lehren wollen, was gelb ist zeigen wir ihm gelbe Gegenstände und lassen die Person andere Gegenstände auf ihre Gelbhaftigkeit überprüfen. Wir sind zufrieden, wenn die Person gelbe Gegenstände identifizieren kann.

Diese Position geht zurück auf Platon: Die sinnliche Wahrnehmung wird kombiniert mit den psychischen Fähigkeiten wie der Abstraktion, die den Strom der sinnlichen Impulse verarbeitet, der Logos und das Noein, das Bündeln sinnlicher Impulse. Wenn wir von einer Wiese verschiedene Getiere nehmen und sie als Pferd abstrahieren betrachten wir sie mit ebendiesen geistigen Fähigkeiten. Dieses Beispiel zeigt nebenbei, wie sehr wir von der Vorgeschichte der Philosophie geprägt sind. Wir haben nun die Vorstellung eines Pferdes und der Farbe Gelb gebildet, die wir aufrufen, wenn bedarf besteht. Diesem Modell widerspricht Wittgenstein: Er ist der Ansicht, dass es sich um ein Können handelt. Wir werden in den Sprachgebrauch eienr Gemeinschaft eingeschult, die ein Testverfahren ähnlich dem Schachspielen hat: Man kann Schachspielen, also wird man Züge in gewissen Modi tätigen. Die Person, die sagt, sie wisse, was Schachspielen ist, aber der Ansicht sei, dass ein Turm schräg ziehen könne kann nun auf den Vorwurf des nicht-schachspielen könnens antworten, dass es sich um ihr eigenes Schachspiel handle. Dieser Freiraum gleicht der Mauer. Es gibt einen Doppelaspekt: Wittgenstein sagt, er will nur darauf aufmerksam machen, was die Regeln des Schachspiels sind und wo die Mauern sind. Die andere Person kann aber interventionistisch entgegnen, ein neues, eigenes Schachspiel geschaffen zu haben. Gibt es nun eine Superpotenz eines „richtigeren“ Schachspieles? Jemand, der sagt, jemand, der sagt, er könne schachspielen, dennoch mit dem Turm schrägfährt und sein eigenes Schachspiel proklamiert kommt in eine Schwierigkeit: Ist sein Schachspiel noch ein Schachspiel? Wenn sich die Person auf ein Privatschach beruft kann man sagen: Ein privates Schachspiel gibt es nicht. Selbst wenn man das private Schachspiel legitimiert kann man nicht über das private Schachspiel eines anderen sprechen. Man verlangt vom anderen, sich auf die Regeln einzulassen, und angesichts des Verstoßes gegen die Regeln das P?rivatschachspiel immer noch als Schachspiel anzuerkennen.

Es geht um das gemeinsame Verstehen. Dies ist ein Können, nicht ein Vorstellen. Wir beenden die Vorlesung mit einer kurzen Aussage Wittgensteines: Auf die Frage „was meinst Du“ muß zur Antwort kommen: „P“ und nicht, „was ich mit „p““ meine“.„ „Was Ich mit P meine“ wäre eine Privatsprache.