Tphff/Vo 04
Protokoll zur Vorlesung vom 28.10.2011
Inhaltsverzeichnis
Einführende Bemerkungen
Veranstaltungshinweis
Es gibt am Center for Teaching and Learning eine Vortragsreihe die sich „Friday Lectures“ nennt und heute (Fr. 28.10.2011) gibt es den folgenden Vortrag: “say no to corporate universities - für eine dekoloniale Praxis der Humanities”. H. Hrachovec (HH) hat hierzu eine Respondenzaufgabe. Wenn man sich den Titel ansieht: „Nein sagen, zum Wirtschaftseinfluss der gro0en Konzerne auf die Uniiversitäten“, dann ist es offensichtlich dass es da gemeinsame Züge gibt. Und wenn man sich die ersten 2, 3 Seiten des Referats von Frau Broeck anhört, merkt man, dass sie ein Manifest geschrieben hat mit einer Reihe von Kollegen, welches sich an entscheidenden Stellen mit dem überlappt was hier schon vorgetragen wurde. Allerdings ist ihr Weg ein etwas anderer. Es geht ihr nicht darum die alten idyllischen Verhältnisse der Universität wieder herzustellen, sondern sie schlägt eine sog. Dekoloniale Praxis vor, um dort rauszukommen. Der Begriff dekoloniale Praxis ist offenbar eine Wortschöpfung die vermutlich aus dem Englischen ins Deutsche kam (vgl. decolonial studies). Es geht darum die Universität zu öffnen, insbes. gegenüber den Ländern des Südens und die Exzellenzideale im Hinblick auf ein dekoloniales Ideal zu dekonstruieren.
Diskussionsbeitrag zu österr. Bildungssituation und Nachtrag zu FAZ-Artikel (Hr. Vural)
Die Strategie Hrn. Vural vorzustellen ist eine Geste in Richtung des Abbaus von Elitenbildung. Es ist ein Hinweis darauf dass das Thema Bildung eine Position hat den man im Hinblick auf soziale Schichten diskutieren muss. HHs Pointe war, dass es da einen Integrationsprozess gab von der Seite des Hrn. Vural in das gegebene Bildungssystem. Das Ausweichen in den Bereich der Immigranten war ein Versuch sich nicht ausschließlich in der österr. Bildungsdiskussion zu positionieren. Hier setzt der Diskussionsbeitrag von Hrn. Felber an, die eine Ausformulierung der Bildungsprobleme für die österreichischen Verhältnisse ist. Er weist darauf hin, dass es sich bei der Diskussion von Bildung in Österreich immer noch um eine Frage des Klassenkampfs handelt.
Kommentar zu MediaWiki und zum freien Zugang zu Forschungsresultaten
HH benutzt im Rahmen des Wikis das Pseudonym Anna. In der Masse von fake-Anmeldungen hat HH unabsichtlich auch eine Anmeldung gleich wieder rückgängig gemacht, die zu einem VL-Teilnehmer gehört. Die Seite zur nicht existierenden ElioraFagg soll demonstrieren, wie so etwas im Speziellen Fall von Wiki funktioniert. Auszug aus den Webserverlogs zeigt, dass jemand von einer bestimmten IP die aufgelisteten Aktionen durchgeführt. Es handelt sich da nicht um Suchanfragen wie sonst üblich, sondern um post- und get-Kommandos. Die Person bzw. der bot kann, in dem Moment in dem er weiß, dass auf der Adresse philo.at ein Wiki läuft, ein sign-up machen und dann die neue Userseite editieren. Ausgehend von den letzten Änderungen kann man das nachvollziehen. Die Löschungen im Wiki kann man über das Lösch-Logbuch verfolgen. Man sieht heir wie Datenaustausch im Internet einen Mischung aus Automatisierung und menschlicher Intervention ist. Hier ist es wichtig zu sehen, dass es diesen Typus von Problem etwa vor 30 Jahren noch nicht gegeben hat. Das Problem ist, dass die Datenkommunikation global auf der Basis von automatisierten Protokollabläufen (also Textabläufe und damit wesentlicher Unterschied zu Radio, Telefon und Fernsehen) modifiziert werden kann. Der wichtige Punkt der dies möglich macht, ist das packet switching als ein Prinzip der Datentransportierung, und das nicht nur im Rahmen von digitalen Datennetzen sondern auch im Rahmen von standardisierten digitalen Datennetzen.
Geschichtlicher Hintergrund
Alleinstehende Benutzercommunities
Diese sind digital vernetzte Gruppen mit Datenaustausch, wie z.B. CompuServe oder AOL. Die Besonderheit ist, dass sie jeweils nach bestimmten technischen Spezifikationen, die einer Firma gehört haben, standardisierte, kostenpflichtige Gruppenkommunikationen waren. Es war also nicht einfach von der eigenen Kommunikationsgruppe zur anderen zu kommen. Man kann sie als eine Ansammlung von Intranetzen betrachten.
IP/TCP
Im US-Verteidigungsministerium wurde eine Kommunikationsform entwickelt, die auf dem Prinzip des data package switching beruht. Es ist ein ein Kommunikationsnetz das universal und global ist und nicht einer Firma gehört. Was immer man rein speist, wird in Pakete aufgeteilt. Jedes standardisierte Paket bekommt eine Kennung und eine Destinationsadresse und eine Reihe von Inhaltsbeschreibungen. Die Pakete suchen sich den besten Weg und kommen am Ende alle miteinander an der Destination an, wo sie wieder zusammengesetzt weiterverarbeitet werden. Damit gibt es eine Möglichkeit, ganz egal in welchen Privatnetzen man zuvor gewesen sind eine Menge von standardisierten Kommunikationsabläufen (Protokolle im Internetjargon) für verschiedene Absichten auf der ganzen Welt aufzubauen (Mailaustausch, Datenaustasuch, Webaustausch, etc.).
Zusammenhang der Eingangsbeispiele: ElioraFagg-Bsp und Dekolonialisierung
Die Grundlage von neuen freien Forschungsaustauschprozeduren, die gegen die genannten Tendenzen einer Kommerzialisierung gerichtet sind, sind im Grunde genau von der Art wie im ElioraFagg-Beispiel. Es handelt sich um Kommandos die man automatisiert an bestimmte Adressen abgeben kann, mit unterschiedlichen Zwecken. Die Infrastruktur ist in beiden Zusammenhängen die gleiche. Die allgemeine sich ergebende Frage ist: Was ist der Preis dafür, um all die „segensreichen“ Aktionen zu setzten. Wie viel vom „Missbrauch“ muss man zulassen muss man zulassen um freien Forschungsaustausch zu gewährleisten? Dies ist eine wesentliche Abwägung.
Internet und Freiheit
ist für die Endbenutzerin immer wieder leicht dem Irrtum zu verfallen, dass im Internet eigentlich die größte Freiheit herrscht, Ausdrucksformen von bisher unerreichter Vielfältigkeit auffindbar sind. Das ist ein einer Weise richtig, es muss aber vorangestellt werden, dass nichts von dem ohne die 12 Ziffern der Internetadresse funktionieren würde. Diese sind auf die eindeutigste und rigideste Weise geregelt. Es gibt also gewisse Standards sowohl auf dieser unteren Ebene als auch auf höheren Ebenen (Protokolle) an deren Stellen es keine Freiheit gibt. Der Standard ist nötig um eine breit angelegte Kommunikation zu unterstützen.
Protokolle und Eigentum
Die IP/TCP Standards waren erfolgreich darin die verschiedenen Privatanbieter AOL, CompuServe, etc. auszuhebeln indem sie Standards angeboten haben. Das Wesentliche an diesen Standards ist/war, dass sie niemandem gehörten (nachdem die Ergebnisse der Pentagonforschung ihren Weg in die „freie Wildbahn“ gefunden hatten). Sie setzten u. a. deshalb durch, weil es durch dieses Allgemeingut eine Planungssicherheit gab und etwa ausgeschlossen werden konnte, dass sie gleich einem Firmenprodukt eingestellt werden.
Technischer Hintergrund
HTML
HTML ist ein vergleichsweise später Aufsatz auf den Kommunikationsprotokollen des Internets. Die Idee war nicht nur Mail zu von einem Computer zu einem anderen Computer zu verschicken, sondern verschiedene Computer, die mit dem Internet verbunden sind, über Informationsseiten auf eine geschickte Art und Weise zu verbinden. Und diese Informationsseiten zu denen nun viele Zugang haben müssen nicht nur Text sein sondern können im Prinzip auch schon Bilder, Töne, etc. einschließen. SGML gab es schon vor HTML . Es ist eine technische Entwicklung die bei IBM entstanden ist und die sich mit der Frage des Texttransfers über Computernetzte auseinandergesetzt hat. Goldfarb wird weitgehend als Erfinder davon angesehen.
Exkurs I: Wie Goldfarb dazu kam
Rechsanwälte bekamen immer mehr digitale Dokumente in mehreren Varianten von verschiedenen Seiten, die verändert und bearbeitet werden sollen. Und idealerweise soll immer der aktuelle Stand eines Falles ersichtlich sein. Viele gingen lange damit so um , dass sie Dokumente ausgedruckt und abgelegt haben.
Exkurs II: EU-Projekt zu Open Access
EU verlangt in jedem Jahr einen Progressreport und in diesem Jahr einen Report. Dies ist eine ähnliche Situation wie die bei Goldfarb. Es gilt verschiedene Teile eines Reports, die von verschiedenen Personen auf verschiedenen Computern mit unterschiedlicher Software zu einem übersichtlichen Ganzen zusammenzufügen. Dies ist auf der derzeitigen Basis für Datenaustausch für Textverarbeitungsprogramme verschiedener Provenienz immer noch sehr umständlich.
SGML
In einem Sinne wir also nicht viel weiter, in einem anderen Sinne aber schon: Die von Goldfarb entwickelte GML ist ein Fortschritt. Es ist ein Regelwerk, ein „Kochbuch“, dass es gestattet Kennzeichnungssprachen zu entwerfen. Es ist bewirkt eine Standardisierung der verschiedenen Markuplanguages. SGML ist nicht eine eigene Markuplanguage. Es sagt nur z.B. wenn du Metakennzeichnungen machst, dann verwende diese Art von Notation. Eines ihrer Prinzipien ist z.B. die Vermeidung von prozeduralen Markups und das Bevorzugen von generischen. HTML ist demnach nur eine Ausformung von SGML.
Prozedurales Markup
Goldfarb und seine Mitarbeiter indetifizierten das prozedurales Markup als eine Quelle für Schwierigkeiten. Texte sind in der dig. Datenkommunikation nicht nur auf einem Level. Diese gibt es sowohl in traditionellen als auch in digitalen Texten. In einem Buch ist zwar „alles Text“ aber der Text ist unterschiedlicher Art, etwa fett, eingerückt, groß, klein, etc. Auch die Leerstellen in einem Text können wichtige Informationen zu einem Text enthalten (v.a. in Situationen wo das Textmedium sehr begrenzt war, z.B. Pergament im Mittelalter) Die Auszeichnung von Text passiert in digitalen Texten durch prozedurale Markups. Es gibt in der Computerwelt characters (ASCII, unicode, etc.) als auch Markups. Ein Markup (oder Tag) wäre zum Beispiel die Anweisung einen bestimmten Textteil fett darzustellen. Wie beim klassischen Buchdruck haben wir durch die characters einen begrenzten Typensatz zur Verfügung. Innerhalb dieser haben bestimmte character-Kombinationen eine Signalfunktion im Sinne des Markups. Das Tagging, also das versehen von Texten mit solchen Markups ist eine Tradition, die sich von sich SGML über HTML zu XML zieht. Sie ist eine Metaaussage über den Text der einem Programm sagt, dass mit diesem Text etwas bestimmtes getan werden soll.
Generisches Markup
Im Gegensatz zum prozeduralen ist dieses etwas, was eine Abstraktionsebene drüber ist. Es ist nicht die Anweisung „Druck das in die Mitte!“, sondern z.B. „Das ist eine Überschrift.“ Ein Beispiel dafür in HTML ist das Markup h1. Man ist nun auf der einen Seite nicht mehr so allgemein und angewiesen auf bestimmte Programme, die solche Markups dekodieren können. Auf der anderen Seite haben sie eine neue Freiheit. Es ist nur die Information darüber wie die logische Struktur eines Dokuments aussieht, aber die Form der einzelnen Umsetzung dieser Struktur wird durch das generische Markup nicht vorgegeben (also ob z.B. die Überschrift nun fett, in die Mitte gerückt oder blau, etc. ist). Die einzelne Darstellung ist nun Sache des Browsers. Browser leisten nun eine doppelte Aufgabe: Sie erkennen den Überschriftszusammenhang (z.B. durch das Markup h1) und zweitens stellen sie die Überschrift dar. Der erste Schritt ist bei allen Browsern der gleiche, der zweite wird auf unterschiedliche Weise ausgeführt.
Stiegenbild
Rückblick Copyright
Um den Kopierschutz des pdf-Dokuments aus dem das Bild stammt, wurde das Bild über einen Screenshot erzeugt.
Prozedural und Generisches Stiegen
Die einzelnen Stiegen auf dem Bild können als prozedurale Stiegen angesehen werden, es sind also Stiegen die es irgendwo in dieser Form gibt. Was verbindet diese Stiegen? - das Generische. Dies hängt eng mit der Idee, also der Idealvorstellung, dem Vorgegebenen der Stiege zusammen und ist deshalb philosophisch interessant. Es ist nicht wichtig, wie die einzelne Stiege aussieht um sie als solche zu erkennen und genau dies wird auch mit dem generischen Markup erfasst.