Suggestion des platonischen Schemas (MuD09)

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Interessant finde ich die Auseinandersetzung des Bildungsbegriffes mit dem platonischen Hoehlengleichnis deshalb, weil wir hier einen Begriff von unserem Verstaendnis her versuchen mit einem Modell zu erklaeren, welches auf viele Begriffe funiktioniert, da die meisten Begriffe, ich denke an: Wissen, Bildung, wahrscheinlich auch Liebe und Hass immer in einer Art Hierachie gedacht werden und durch den Vergleich mit anderen Menschen und unserer Selbstabgrenzung zu jenen Menschen ermoeglicht das Modell uns die Verschiedenen Aspekte der Begriffe zu sehen und uns selbst zu differenzieren. Gibt es Abstufungen in der Bildung, sicherlich sind in den meisten Koepfen bestimmte Ideale, welche nicht mehr hinterfragt werden. Zum Beispiel lernte ich am Sonntag eine altmodische Lehrerin kennen, welche ueber 40 Jahre im Lehrbetrieb einer Grundschule in Berlin arbeitet. In Berlin gibt es viele Probleme mit Migrationskindern und diese Lehrerin hat in jeden tuerkischem Jungen einen "Macho" gesehen und diesen deshalb oftmals schlechter behandelt und benotet. Wir koennen uns doch vorstellen, dass Unterricht in vielen Laendern anders praktiziert wird!? Was gibt es dann fuer ein Bildungsideal? Gibt es wie im Hoehlengleichnis eine Idee, eine Idee der bestmoeglichen Vermittlung von Wissen? Aber ist es nicht widerrum so, dass unerwartete Situationen neue Vermittlungsstrukturen verlangen. Es ist sicherlich nicht altmodisch in einem Wiki seine Leistungsnachweise oeffentlich zu praesentieren. Es ist ja auch der kommende Fortschritt, die Mengen an uebermittelbares Wissen, die einzelnen Voraussetzungen der Lehrenden und der Studierenden Aspekte einer umfangreichen "Bildungs|politik". --Luong 13:12, 6. Jan. 2010 (UTC)


aus der Höhle herauszutreten birgt Gefahren. Trotz dem schönen Bild „vom Dunkel (unten) ins Licht (oben)“, welches als Aufstieg verstanden werden könnte, wird auch den neugierigsten und aufgeschlossensten (Hin-)“Aufsteiger“ zunächst die Sonne blenden. Vielleicht verbrennt sie seine Haut. Vielleicht ist dort draußen schon jemand, der seinen Lebensraum nicht teilen will. Vielleicht ist es in der Höhle, dem abgesteckten, gesicherten Bereich ganz gemütlich? Wer oder was bestimmt, wer aus der Höhle hinaus, über seinen Tellerrand blicken soll, heraufgezogen wird (und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten, die Anpassung an die geänderten Umstände, und ebenso bei der Rückkehr, sowie die Gefahr missverstanden und als Lügner bezeichnet zu werden, auf sich zu nehmen). Kann man jemand dazu zwingen – oder muss man sich nach getaner versuchter Überzeugungsarbeit damit abfinden, dass es je nach Standpunkt unterschiedliche Perspektiven auf die Höhle und die Außenwelt gibt und alles gleichzeitig zu empfinden (ein göttlicher Anspruch) für ein Individuum unmöglich ist. Der erste Schritt aus der Höhle, auch aus der individuellen, weg von gemachten Überzeugungen, weg von der hegemonialen Meinung ist ein schmerzhafter.

zu „Regulärer Studienbetrieb – Umsturz“: die Proteste haben, was immer man davon halten mag, an einem Punkt angezeigt: „Bis hierhin und nicht weiter.“ Anstatt sich mit den Verhältnissen bestmöglichst zu arrangieren, während die Falter-Beilage „Durst“ (Ausgabe Wintersemester 2009) noch Tage vorher untertitelte: „Es wäre mal wieder Zeit für eine Revolution. Aber wir müssen für unsere Karriere studieren.“.

(vgl.: Walter Benjamin: Der destruktive Charakter – zer-stören stört, aber schafft Platz für Neues)

Die Höhle hat Risse bekommen, der Weg ins Freie liegt offen. Die Frage ist, wie er zu beschreiten ist. --Zippora 15:14, 6. Jan. 2010 (UTC)


Grundsätzlich legt das Höhlengleichnis Platons mehrere Annahmen dar:

- Bildung ist mit (wahrem) Wissen gleichzusetzen, denn das „Licht der Sonne“ außerhalb der Höhle vermittelt, wie die Dinge wirklich sind
- Der Großteil der Leute ist unwissend/ungebildet (hier ist eine Parallele zu Pythagoras von Samos zu ziehen, der in seinem Idealstaat dem Volk wesentliches Wissen gar nicht anvertrauen wollte, da es damit sowieso nicht umgehen würde können)
- Um aus der Höhle zu gelangen, ist das Einwirken eines anderen, bereits Gebildeten erforderlich
- Eine „Flucht“ aus der Höhle ist als Aufstieg zu werten, der Weg zurück unmöglich (da die Verbliebenen den nunmehr Gebildeten nicht mehr verstehen)

Übertragen auf den Bildungsbegriff läßt sich demnach festhalten, daß Bildung ein individueller Vorgang ist, der den Menschen als Ganzes erfaßt, unumkehrbar ist, immer mit einem gewissen Zwang und einer gewissen Führung durch andere verbunden ist, dem Menschen nicht etwas zufügt, sondern etwas anspricht, das er schon in sich trägt und schließlich daß der Weg der Bildung als ein Aufstieg gewertet wird. Dieser letzte Aspekt ist jener, der in der heutigen Gesellschaft mit am stärksten verankert ist und als Gegengewicht für die „negativen Aspekte“ des Werdegangs angeführt wird. Die innere Systematik dieser Annahmen wird nicht mehr hinterfragt, das „Erfolgsmodell“ hat sich durchgesetzt. Aber wie im Höhlengleichnis setzt sich der Ungebildete gegen den Vorgang der „Bildung“ zunächst zur Wehr und will nicht von den gewohnten Denkweisen Abstand nehmen. Insofern ist das äußere Einwirken notwendig, um eine Irritation hervorzurufen, die die gewohnten Sichtweisen in Frage stellt, bis man schließlich umdenkt und zu einer neuen, „besseren“ Sichtweise gelangt. Auf der obersten Stufe schließlich erkennt man das Positive des zurückgelegten Wegs und empfindet das Wissen als etwas Glücklich-Machendes.

Meiner Ansicht nach trägt das Höhlengleichnis einige problematische Annahmen in sich, die im Laufe der Geschichte immer wieder ausgenützt wurden. Zum einen setzt es voraus, daß es einige wenige gibt, die im Besitz des richtigen Wissens sind. Sie legen damit fest, was stimmt und was nicht. Gleichzeitig wird auch ein gewisser Zwang in der Vorgehensweise bei der „Bekehrung“ legitimiert, da man argumentieren kann, daß der „Ungebildete“ die Dinge einfach nicht richtig einschätzen kann und man ihn nur an einen „besseren Ort“ führen will. Dieses „höhere Ziel“ wird jedoch abermals von den „Gebildeten“ festgelegt. Was sollte aber geschehen, wenn der „Höhlenbewohner“ gar nicht bekehrt werden will? Wenn er mit seinem Dasein zufrieden ist? Welcher Maßstab erlaubt es mir, anderen meine Ansichten, den gebildeten Weg, als den richtigeren aufzuzwingen. Ein Denken in der Systematik des Höhlengleichnisses erlaubt dem Gebildeten auf jeden Fall auch Zwang, um den Ungebildeten ans Licht zu führen.

Das Denken in der westlichen Tradition und insbesondere im Bildungsbereich ist seither von diesem Bild des Aufstiegs dominiert. Waren es im Mittelalter die Klöster, die als Bildungszentren dienten (und gleichzeitig den Bildungsauftrag in Kombination mit einem religiösen Auftrag wahrnahmen), waren es später die Zünfte, Akademien und Universitäten. Gesellschaftliches Zusammenleben setzt (Aus-)Bildung voraus und in der Tat wurde (und wird) man in der Gesellschaft für Bildung üblicherweise „belohnt“. Der gute Job, das höhere Einkommen, die besseren Zukunftsaussichten waren das, was viele als lohnendes Ziel für die Mühen des Bildungswegs sahen. Das Problem dabei ist, daß man in diesem Bild des Aufstiegs gefangen ist und dabei die innere bzw. zugrundeliegende Systematik gar nicht mehr hinterfragt wird. Ob z.B. eine derart materialistische Ausrichtung des Aufstiegsgedankens überhaupt noch etwas mit dem „Licht der Sonne“, das Platon im Sinn hatte, und dem Blick auf die Dinge, wie sie wirklich sind, zu tun hat, darf bezweifelt werden.

Ein Slogan wie „Aufstieg durch Bildung“ verkörpert sehr deutlich, wie den Menschen auch heutzutage das Höhlengleichnis verkauft wird. So wie dem Esel die Karotte vorgehalten wird, wird mit einem erstrebenswerten Ziel gelockt, damit mögliche Mühen am Weg begründet werden können. Wäre ein Slogan wie „Bildung zur Selbstentfaltung“ nicht wesentlich treffender? Nur wie ließe sich dies dann noch in der Aufstiegssystematik verkaufen? Wie viele wären dann noch bereit, Irritationen und sogar einen gewissen Zwang über sich ergehen zu lassen, um als Persönlichkeit „entfalteter“ zu sein?

Ich verstehe unter Bildung, dem Menschen neue Sichtweisen zu eröffnen, wobei aber jedem einzelnen überlassen bleibt, welche er als die für sich passenden und richtigen ansieht. Insofern muß man dem Höhlengleichnis zustimmen, daß Bildung etwas Individuelles und die Wissensvermittlung durchaus ein widerstrebender Prozeß sein kann, da sich der Mensch als „Gewöhnheitstier“ ungern von Herangehensweisen und Meinungen trennt. Doch der „Aufstiegs- bzw. Erlösungscharakter durch die richtige Bildung“ ist ein sehr problematischer Ansatz. Vielmehr sollte es das Ziel von Bildung sein, für verschiedene Situationen mehrere Lösungsansätze zu haben und selbst entscheiden zu können, was man für passend hält. Übertragen auf das Höhlengleichnis würde ich nicht von einem „Aufstieg die Treppe zur Erleuchtung hinauf“ sprechen, sondern von der Möglichkeit, komplett aus dem Bild zu treten. Das Grundmuster des Höhlengleichnis hat sich zwar in der (westlichen) Kultur verankert und ist trotz allem nur eine Sichtweise von vielen. Sie ist jedoch so grundlegend, daß sie selbst von vielen gar nicht mehr hinterfragt wird. Das Ziel ist der Aufstieg, Bildung der Weg, der dazu notwendig ist. Implizit unterwirft man sich einer Sichtweise, die die oben genannten Implikationen und Gefahren mit sich bringt.

Erklärt man jedoch, daß dieses Schema für einen selbst nicht das zutreffende ist, tritt man quasi aus dem Bild. Man wird vom „Aufsteiger“ zum „Aussteiger“. Jeder weitere Satz in diesem Zusammenhang wie „blickt dadurch hinter die Dinge“, „erhält einen besseren ÜBER-Blick“ usw. würde jedoch schon wieder eine gedankliche Rückkehr in das Denkschema bedeuten. Man erkennt dabei auch, wie stark diese Ansichten in unseren Überlegungen verankert sind.

Ein wenig erinnert mich diese Sichtweise an den Übergang vom geo- zum heliozentrischen Weltbild. Eine Sichtweise, die über lange Zeit als die richtige angesehen und von (fast) allen geteilt wurde, erweist sich als völlig unbrauchbar und unzutreffend. Trotzdem war es für die Menschen, die daran geglaubt haben, ein wesentliches Fundament ihrer Existenz. Ebenso wie der Glaube an den Aufstieg durch Bildung auch heute nach wie vor fundamental ist. Und gerade dieser Aspekt macht es einem schwer, „aus dem Bild zu treten“. Der Großteil der Menschen glaubt an das gezeichnete Bild, die Gesellschaft funktioniert nach diesem Schema – tritt man freiwillig aus dem Bild heraus, läßt man das „Spiel“ hinter sich. Was bleibt dann?

Randbemerkung zum wesentlichen Fundament: Der Mensch braucht aber gerade diese Fundamente, damit er sich verständigen kann, wenn wir bestimmte Dinge anzweifeln würden, macht es einfach keinen weiteren Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Ich denke, dass es in der Bildungpolitik differenzierter zu betrachten ist, was sich verändern sollte. Der Aufstieg erfordert immer mit einer Form von Beiseiteschieben, denn durch den Verfall der vorherrschenden Fundamente, gerät man in einer Lücke. --Luong 13:52, 15. Jan. 2010 (UTC)

Möchte man völlig auf Distanz bleiben, wäre ein Einsiedler-Leben die logische Konsequenz – kein externer Druck, kein „Aufstiegszwang“, einfach ein „in den Tag Hineinleben“. Wie würde Bildung dann aussehen? Und wie wären soziale Kontakte möglich? Soweit es andere „Aussteiger“ betrifft, erscheint diese Frage unproblematisch, aber wie sieht es im Kontakt mit Personen aus, die sich noch „im Bild bewegen“ (um nicht zu sagen im Bild gefangen) sind? Wird man versuchen, sie vom anderen Weg zu überzeugen? Ihnen nahelegen, daß es einen besseren, richtigeren Weg gibt? Und verhält man sich dann nicht genauso wie jene, die man ursprünglich abgelehnt hat? Selbst wenn man diesen Aspekt der Kommunikation unter Kontrolle hat bzw. zu haben glaubt (in gewisser Weise wird man in der Kommunikation immer eine Botschaft mitschwingen lassen, daß der „eigene Weg“ ein besserer ist), ergibt sich das Problem, daß aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen und Maßstäbe Probleme auftreten. Ganz banal gesehen ist Geld notwendig, um sich in der Gesellschaft zu bewegen. Zudem wird man auf Ablehnung derjenigen stoßen, die sich noch im Bild bewegen (die Situation ist quasi wie jene des Rückkehrers in die Höhle, nur um eine Nunace weitergedreht).

Außerdem ist ein sich wegbewegen meistens schmerzlich und wie kommt man zu der Annahme, dass "der eigene Weg" der bessere wäre? Das mit dem Geld, wäre ein Bürgergeld denkbar? Und daraus resultierend die Verantwortung für das Umfeld? Man kann einiges an Gelder sparen, wenn man sich gegenseitig aushilft, z.B. Zusammentreten mit anderen und Sachverhalte diskutieren, die man nicht mehr im "Unterricht schafft". Dann stellt sich die Frage nach der Bereitschaft mit zu machen. --Luong 13:52, 15. Jan. 2010 (UTC)

Insofern scheint es am praktischsten je nach Situation und eigenem Ziel aus dem Bild treten und wieder in diese Sichtweise zurückkehren zu können. Zur Erfüllung materieller und sozialer Notwendigkeiten und Ziele nützt man demnach das Denken im Sinne des Höhlengleichnis, ist sich dabei jedoch dieser Tatsache bewußt. Es findet kein „unreflektiertes Streben“ nach Aufstieg und Erlösung statt, sondern ein zielorientiertes und bewußtes Nützen gewisser Denkschemata. Um an die „Gesellschaft ankoppeln“ zu können, ist das in gewisser Weise eine Voraussetzung (zumindest um bestimmte Ziele zu erreichen). In seiner Grundausrichtung hält man das im Höhlengleichnis gezeichnete Bild aber für unzutreffend und für einen selbst als unpassend. Die Frage ist nur: Was liegt außerhalb des Bildes? Ist nicht die Stärke dieses Gleichnisses, daß es ganze Gesellschaften vereinen kann, während die Alternative eine subjektive, personale ist. Hätte man Milliarden Weltansichten wäre ein Austausch zwischen den Individuen höchst kompliziert, eine Gesellschaft, wie wir sie kennen nicht denkbar. In gewisser Weise hat sich diese Sichtweise so lange gehalten und durchgesetzt, da sie den Menschen das Gefühl gibt, daß das Ziel wirklich besser ist als der Ausgangspunkt (sowohl auf Diesseitiges als auch auf Jenseitiges bezogen). --HelmutWe 15:21, 6. Jan. 2010 (UTC)


Die Möglichkeit, aus dem Bild zu treten

Ich stelle mir die Frage, was es heißt, aus dem Bild zu treten und inwiefern das möglich ist.

  • Angenommen, man hält die Metapher des Aufstiegs für unpassend.
  • Aufgrund dieser Annahme, nimmt man sich vor, zielorientiert und bewusst je nach Situation aus dem Bild auszusteigen oder nicht.

Welche Konsequenzen hat dieser Beschluss? Der wichtige Punkt ist, dass diese Metapher in unserem alltäglichen Leben und unseren Argumentationen wirksam ist (Ich bin nicht ganz sicher, ob der Ursprung dem Platon zuzuschreiben ist, im Sinne von: "Der hat sich das ausgedacht". Man merkt jedoch heute und kann aus der Vergangenheit nachvollziehen, wie einflussreich diese Art zu denken und zu leben ist.). Sich vorzunehmen, aus dem Bild zu steigen, verändert nicht jene Gewohnheiten und Bahnen, die man in seinen Argumentationen und Tätigkeiten aktualisiert. Noch dazu spielen die Interaktionen mit hinein, die wir mit unseren Kolleginnen, Freundinnen und mit Fremden führen, sodass es schon "Pilotprojekte", "Change-Management" und glückliche Umstände bräuchte, um auch nur in die Nähe der Möglichkeit zu kommen, das Operativ-Werden dieses Beschlusses wahrscheinlich zu machen, wobei die Gefahr besteht, dass wir am Ende wieder beim Aufstieg landen (im Sinne eines Attraktors, zu dem ein System zurückkehrt, selbst wenn die Parameter bis zu einer bestimmten Grenze verändert werden.).

So hätte es auch ausgehen können