Diskussion:Elisabeth Nemeth (MuD 08)

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Die Kommentare zur 12. Vorlesung im Rahmen der Ringvorlesung (am Do 15.1.2009 um 20 Uhr), die von Madalina Diaconu gehalten wurde, bitte nach der Linie einfügen.

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Die Identifizierung mit einem Produkt, einem Brand, ist nur ein Beispiel für die Konditionierung des Menschen und läuft hauptsächlich über gezielte Werbeeinschaltung. Dasselbe geschieht in Unternehmen, wo Mitarbeiter auf Produkte und auf die Firmenphilosophie durch massive innerbetriebliche Schulungen eingeschworen werden (Loyalität und Corporate Identity ist das Hauptziel). Ähnliches können wir beim Personenkult beobachten. Sei es im Musikgeschäft, in der Filmbranche oder im Spitzensport - viele identifizieren sich mit ihrem jeweiligen Idol. Sie kleiden, schminken oder verhalten sich wie dieses. Resultat: Die eigene Persönlichkeit tritt in den Hintergrund und eine Masse uniform handelnder Menschen ist die Folge.--Maria Ilona 20:38, 18. Jan. 2009 (CET)


Der dritte Teil der VO von Prof.Diaconu versuchte zu zeigen, wie sich "sensory design" in seinen Zielen von Sinnesphilosophie unterscheidet: Der Mensch wird (als potentieller Konsument) nur insofern ernst genommen, als man ihn im Markendesign nicht nur audiovisuell, sondern auch in Hinblick auf Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn für sich zu gewinnen versucht. Da jeder von uns eigene Vorlieben hat (verschiedene Farben/Düfte/haptische Erlebnisse ... bevorzugt) folgt aus der Tatsache, dass es "sensory design" gibt, noch nicht, dass wir zu einer "Masse uniform handelnder Menschen" werden. --David Wagner 14:00, 19. Jan. 2009 (CET)




Hinsichtlich Merleau-Pontys Begriffs der Wahrnehmungssynthese würde mich interessieren, inwiefern Sinnestäuschungen, zum Beispiel unter Einfluss von bewusstseinserweiternden Substanzen, und Wahrnehmungen im Traum in dieses Konstrukt hineinpassen.

Beispielsweise löst LSD, wenn ich mich recht erinnere, je nach voriger Gemütslage entweder eine manische oder depressive Episode aus, welche von Halluzinationen begleitet wird. Nun sind diese Halluzinationen, zum Beispiel jetzt bei depressiven Episoden, durch Umgebungseinflüsse beeinflusst, insofern, dass sie mir einen Impuls für mein eingebildetes Horrorszenario geben, jedoch die Episode an sich und die erlebten Eindrücke sind eher als „eine Summe von Empfindungen“ beschreibbar.

Weiters kann man, meiner Ansicht nach, bei einem erinnerbaren Traum nicht von einer Intentionalität in der Wahrnehmungssynthese sprechen, zumindestens nicht im Sinne von „Man muss ‚blicken‘, um zu sehen.“ --Lukas Geiszler 09:17, 19. Jan. 2009 (CET)


Ich fand besonders interessant, dass zwar auf die Beeinflussbarkeit oder Wirksamkeit von Sinneseindrücken im brandmarketing eingegangen wurde, viel mehr hätte mich interessiert, welche Tests tatsächlich über die Sinne durchgeführt wurden und was daraus zu schliessen ist. Meiner Meinung nach hat der Mensch eine breite Wahrnehmungsfähigkeit, die genauso erlernbar ist, wie vieles andere. Diese Fähigkeit wird in der Werbung gezielt genutzt, um uns alles mögliche zu suggerieren, aber umgekehrt scheinen wenige auf die Idee gekommen zu sein, die eigene Wahrnehmungsfähigkeit zu trainieren (ausser wieder im wirtschaftlichen Bereich, wenn es um Massnahmen im Teambuilding/Interview etc. geht). Arno Plass



Merleau-Pontys Konzept einer Sinnessynthese, gründet sich darauf, dass der Mensch nicht einfach verschiedene Empfindungen auf sich einwirken lässt, sondern sich auf sie zu bewegt. Er muss einen Beitrag dazu leisten, mit seiner erlebten Umgebung zu interagieren, sie erst möglich zu machen. Gewisse Synthesen bleiben offen, der Leib ist intentional in dem Sinn, dass er das entscheidend prägt was man wahrnimmt. Bei Drogenhalluzinationen, Traumsituationen o. Ä., ist es schwer eine intentionale Tendenz auszumachen, es handelt sich aber auch nicht um Wahrnehmung im klassischen Sinne. Vielmehr werden unbewusste Prozesse freigesetzt und unwirkliche Szenarien simuliert, die mit einer realen Umgebungswelt wenig zu tun haben. --Philip Waldner 16:47, 19. Jan. 2009 (CET)




„Da wir außerstande seien, uns je von den Normen zu lösen, die uns geprägt haben, seien unsere Bemühungen, die verschiedenen Gesellschaften, einschließlich der unseren, im richtigen Blickwinkel zu sehen, nur eine weitere beschämende Art, die eigene Überlegenheit zu verkünden.“ (Levi-Strauss, Claude, Traurige Tropen. Köln 1978 (1.Auflage 1955), S.379)

Inwiefern ist für die "Sensual Anthropology" die Herkunftskultur der forschenden Person ein Hindernis? Können diese Hindernisse als solche überhaupt erkannt werden? --Jakob Falkinger 19:39, 19. Jan. 2009 (CET)



Wenn das wahrnehmende Subjekt die objektive Information der Sinne als Bedeutungen liest und dabei bereits eine Form der Interpretation vornimmt, inwiefern sind Habitualisierung und Sozialisierung dann keine Themen in der philosophischen Sinnesanthropologie? Stumpfen Sinne ab? Oder ist es nicht das Erlernte, das so oft Gesehene, eine Art Gewöhnung, die uns trotz der intentionalen Wahrnehmung nicht immer gleich empfänglich machen? Martina Bachler



Ich fand die Erzählung von dem Apple-Jünger, der sich den neuesten Mac gekauft hat, obwohl er ihn gar nicht benötigt hat, amüsant. Aber der Hype um Apple begann ja nicht erst bei der Hardware, die man sehen, berühren, hören und riechen konnte, sondern bei der Software (Betriebssystem) selber, dass man nur sehen kann. Hier herrschte seit PC-Urbeginn maximal eine technische Schönheit in Form von effizienter Programmierung die für das Auge in keinster Weise wahrnehmbar ist. Die klassischen Benutzeroberflächen(zB UNIX http://linkitup.de/ForAIX/Firefox/fx-on-aix43.gif und auch MS Windows: http://www.cpp-tutor.de/mfc/mfc/kap3/images/winmsg.gif) waren zwar funktional, aber nicht "schön"(um nicht gar hässlich zu sagen).

Apple erkannte nun, dass eine grafische Oberfläche nicht nur funktional, sondern auch schön sein musste(zB http://hymn-project.org/docs/cocoa_ui-screenshot-converting.png), um diese besondere Beziehung zum Kunden herzustellen um aus ihnen "Jünger" zu machen.

Fazit: Ein Sensory Leverage von 91% und das nur mit Hilfe des optischen Sinns? --HannesPrirschl 20:43, 19. Jan. 2009 (CET)


Vorweg muss ich mich entschuldigen, wenn mein Beitrag diesmal ziemlich technisch wird. Ich stimme Hannes Prirschl zu, dass der Hype um Apple (spätestens seit dem iPod) recht grotesk geworden ist. Allerdings glaube ich, dass die geschilderte Entwicklung in seinem Beitrag nicht ganz richtig ist. Es ist kein besonders guter -- geschweige denn gerechter -- Vergleich, die Benutzeroberfläche von Mac OS X (2001) mit CDE (1993) oder dieser alten Version von Windows zu vergleichen. Übrigens kann man nicht von der "Benutzeroberfläche von Unix" sprechen, da Unix (bzw. davon abgeleitete Systeme) per se keine Benutzeroberfläche hat, sondern es unterschiedliche Varianten gibt. Es stimmt zwar, dass Apple seit jeher großen Wert auf Design gelegt hat. Es ist aber nicht so, dass Apple gesehen hat, wie hässlich die Windows-Oberfläche aussieht und es deshalb selbst besser gemacht hat. Vielmehr kopierte Microsoft für Windows 1.0 (1985) einige Konzepte aus Apples Macintosh-Oberfläche (erschienen 1984) bzw. Apples Lisa-Oberfläche (1983). Falls sich jemand für die Entwicklung der graphischen Oberflächen interessiert: Auf http://toastytech.com/guis/guitimeline.html sind sie chronologisch gezeigt. Jetzt aber genug der Pedanterie, nichts für Ungut.

Es wundert mich auch ein wenig, dass Apple eine "Sensory Leverage" von 91% ausgewiesen bekam. Aber ich glaube, das liegt nicht nur an ansprechender Optik. Die meisten Apple-Produkte bedienen durchaus auch den Tastsinn (z. B. gute Tastatur, hochwertige Materialien für die Gehäuse). Und wenn ich mich richtig erinnere, macht der iPod (habe selbst keinen) auch ein leises Klicken als Rückmeldung, wenn man das Rad zur Liedauswahl betätigt. Insofern wird auch das Gehör angesprochen. Geruchs- und Geschmacksinn bleiben uns zum Glück erspart. Wobei vielleicht beim Gedanken an das Wort "Apple" Assoziationen geweckt werden ;)

Ich bin auch der Meinung, dass der Apple-Hype, den wir momentan erfahren zu großem Teil auf Design auf Sinnesebene basiert. Insofern finde ich ist das ein hervorragendes Beispiel für den Erfolg solcher Methoden.--BliemB 21:16, 19. Jan. 2009 (CET)


Ich möchte ein paar Anregungen zu Martina Bachlers Fragen geben.

Ich denke, dass Wahrnehmung von der Person und dem Zeitpunkt abhängt, zu dem die Wahrnehmung statt findet. Wenn es mir an einem Tag gut geht, dann bin ich geduldig, habe Energie und kleine Veränderungen geschehen einfach. Wenn ich, im Gegensatz dazu, Prüfungsstress und persönliche Probleme habe, dann bin ich nicht geduldig, fühle mich antriebslos und Kleinigkeiten bringen mich aus der Fassung. Die Ausgangssituation ist gleich, aber ich empfinde sie unterschiedlich und nehme sie ganz anders wahr.

Dadurch dass wir täglich zu viele Reize um uns herum haben, müssen wir eine Auswahl von Reizen treffen, auf die wir uns konzentrieren, die wir wahrnehmen. Gewöhnung und Abstumpfung entsteht dann, wenn wir täglich einen Sinnesreiz um uns haben, diesen aber nicht als wichtig einstufen. Er ist da, wir haben uns an ihn gewöhnt, aber er interessiert uns nicht. Erst in dem Augenblick, wenn er nicht mehr da ist, wird es uns auffallen, dass etwas fehlt und anders ist.--R. Amelie Pritsche 21:37, 19. Jan. 2009 (CET)



also zu dem beitrag von Martina würde ich schon sagen, das eben habitualisierung und sozialisierung eine Rolle spielen (oder war die frage eh so gemeint?) und auch die Herkunft der Person beeinflusst, wie und was mehr oder weniger wahrgenommen wird. Kann aber mit dem wissen das dies so ist, das irgendwie verändert werden, oder mehr auf solche einflüsse geachtet werden?

und was ich noch sagen wollte zu diesen apple zeugs, ich kenne jemanden der genau so ist, sprich linux und ubuntu fan/freak/benützer mit haube und rucksack und aufklebern und quasi eine gratis wandelnde werbefläche... aber total glücklich damit.

--Helena Hattmannsdorfer 21:45, 19. Jan. 2009 (CET)



Bei dieser Thematik ist die Ambivalenz philosophischer Forschung und Erkenntnis einmal sehr schön zu erkennen. Auf der einen Seite Erkenntnisse über den Menschen, die nicht nur von reinen Psychologismen geleitet sind. Auf der anderen dann deren Anwendung zur, im ersten Kommentar schön dargestellten, Uniformierung der Geschmäcker und des Konsumverhaltens. Wäre es also nicht vielleicht besser gewesen, die Mechanismen nie verstanden zu haben? Oder sollte man für das schöne neue Feld der Konsumkritik nicht einfach dankbar sein? --Martin Bienek 23:40, 19. Jan. 2009 (CET)




Die erste These von Mâdâlina Diaconu zu Lindstrom's Marketing-Theorie soll uns zeigen warum sie auch für Philosophen relevant ist: Sie verdeutlicht die Notwendigkeit einer aufgeklärten Erziehung der eigenen Sinne, denn in Lindstrom's Theorie vermittelt der Mensch nicht den Eindruck der Fähigkeit einer freien Ausübung seiner Sinneswahrnehmung. Vielmehr wählt der Mensch als Kunde aus einer Palette fertiger Identifikationsmodellen ein für ihn (mehr oder weniger) passendes aus.

Diese Forderung nach einer aufgeklärten Sinneserziehung ist sehr wünschenswert. Sie kann nicht nur helfen das richtige das richtige Hemd auszusuchen, sondern kann auch einen (kleinen) Beitrag zur Selbsterkenntnis liefern. --Thomas Cernohous 23:46, 19. Jan. 2009 (CET)


In der letzten Vorlesungseinheit wurde berichtet, dass die Synergese ein Vollzug des Leibes sei, als eine virtuelle Bewegung und Richtung der Konvergenz. Merlau-Ponty geht davon aus, dass vor jedem „Ich denke“ immer schon ein „Ich kann“ liegt. Dieses Können bringt die Leiblichkeit in den Wahrnehmungsprozess ein. So machen wir uns, wenn wir die Frontseite eines Tisches sehen, immer schon Vorstellungen davon, wie die Rückseite selbigen Tisches aussieht. Wir schließen von seiner Front auf seine Rückseite. Dies ist nach Merlau-Ponty jedoch kein Denkvorgang, eine kognitive Bewegung, sondern zu allererst ein leiblicher Vorgang. Denn wir können uns um den Tisch herum bewegen und uns über die Richtigkeit unserer Annahme vergewissern oder aber (im phänomenologischen Sinne) ent-täuschen lassen. Interessant ist nun, da holistisch zu erfassende Brands das eines der zentralen Themen darstellte (auch Werbung), was aus diesem leiblichen Vorgang, dem „Ich kann“ im Falle eines Bildes wird. Gerät die leibliche Möglichkeit, bzw. das leibliche Vermögen, des sich Vergewisserns an dieser Stelle zur Illusion? --Markus Reiner 00:29, 20. Jan. 2009 (CET)



Die Problematisierung des Konsumverhaltens stand für mich bei diesem Vortrag nicht unbedingt im Vordergrund. Diaconu hat ausführlich die unterschiedlichen Komponenten der Wahrnehmung ausgearbeitet. Das moderne Menschenbild beginnt sich auch in den hochtechnologisierten Zivilisationen der nördlichen Hemispäre, die traditionell als rational und verstandesgeleitet gelten,dahingehend zu entwickeln, dass man der synästhetischen Reizverarbeitung und der Körperverbundenheit, die zum Beispiel bei der afrikanischen Bevölkerung wesentlich stärker ausgeprägt sind,zunehmende Beachtung schenkt. Dass die Erkenntnisse der Sinnesanthropologie sich besonders für attraktive Werbung und effektive Produktvermarktung anbieten, liegt auf der Hand und ich sehe diese Strategien durchaus positiv. Was mir im Vortrag von Diaconu etwas gefehlt hat, ist eine weiterreichende Reflexion dieser für die Wirtschaft sehr sinnvollen Erkenntnisse vor dem Hintergrund der philosophischen Anthropologie an sich. Sie hätte dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt noch stärker aus ihrer speziellen Sicht als Philosophin beleuchten sollen. In dieser Beziehung fand ich die Gedanken aus dem ersten Vortrag von Arno Böhler, die sich auch um Körperlichkeit und Sinnlichkeit im Denkprozess, also um eine holistische Sicht des philosophierenden Menschen, drehten, um einiges besser. Gloria Mähringer



Zu dem Kritikpunkt weiter oben, dass uns Marken per se zu einer "Masse uniform handelnder Menschen" machen, denke ich mir, das es wahrscheinlich immer schon so etwas wie Marken gegeben hat. Marken an sich bieten ja den Vorteil, dass sie die Komplexität der Umwelt einigermaßen reduzieren. Ein Konsument besitzt allgemein beschränkte Informationen über die Art und die Qualität der Waren, und kann auch nicht alle zur Verfügung stehenden Waren persönlich verleichen (im Sinne von "angreifen") speziell bedingt durch die Globalisierung, die Öffnung der Grenzen und E-commerce im Allgemeinen. Da denke ich können Marken schon einen gewissen Anhaltspunkt geben, weil sie einen gewissen signalling Effekt besitzten iZm der Qualität. Natürlich kann man jetzt darüber streiten (bzw. ist eh klar), ob Markenprodukte IMMER eine höhere Qualität bzw. einen höheren Wert haben als sogenannte Nicht-Marken-Ware. Trotzdem kann sicher jeder bestätigen, dass die Qualität von Markenprodukten und in weiter Folge auch die Kundenorientierung bei Problemen weit höher ist als bei nicht Markenprodukten. Auch denke ich, dass sich Menschen schon seit jeher an nicht ganz objektiven Kriterien bei der Wahl ihrer Produkte orientiert haben. Seit beginn der Tauschwirtschaft haben sich die Menschen wahrscheinlich an sogenannten "Marken" orientiert, d.h. wenn z.B. ein Bauer immer die besten Äpfel hatte, hat sich das wahrscheinlich herumgesprochen (im begrenzten Raum) und viele Leute kauften zB. bedenkenlos die Äpfel vom "Huber-Bauer", weil diese ja immer gute Qualität etc. haben. Sowas kann man dann auch schon als Marke sehen. Deswegen würde ich Marken nicht von vorne herein verteufeln bzw. Konsumenten die sich an Marken orientieren ein geringeres Maß an Eigenständigkeit zusprechen.

Auch haben sich Verkäufer wahrscheinlich schon immer der Psychologie und allen Sinnen des Menschen bedient, um ihre Ware an den Mann / die Frau zu bringen. Die größten Äpfel werden weiter vorne positioniert, der Marktstand wird schön geschmückt etc. Außerdem ist es sicher kein Geheimnis, dass alle Supermärkte die Platzierung ihrer Waren anhand psychologischer Erkenntnisse vornehmen. --Korberstefan 09:46, 20. Jan. 2009 (CET)



Ich frage mich, ob dieser zu starke Kult um eine Marke nicht auch abschreckend wirkt. Ich würde nicht mit einer Marke identifiziert werden wollen, deren Anhänger "verrückte Fanatiker" sind, so wie der Kult um Apple, der genannt wurde.

Insgesamt finde ich dieses Sensory Design ja nichts Schlechtes, schließlich wäre es ja durchaus wünschenswert, wenn z.B. McDonalds sein Potential im Bereich Geruch ausbauen würde. Außerdem, wer hat etwas dagegen, wenn Produkte schön aussehen. Man müsste nur darauf achten, dass man als mündiger, freier Bürger sich über die Manipulationsmethoden im klaren ist, sie durchschaut und aufpasst, sich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Wann beginnt eigentlich Manipulation? Wenn ich etwas kaufe, weil es schön verpackt ist, und mich bewusst für die schöne Verpackung entscheide im Wissen, dass sie nichts über den Inhalt aussagt, ist das doch keine Manipulation, oder? Was ist aber Manipulation? Wenn ich etwas schlechteres akufe, weil es eine beessere Verpackung hat? Was heißt eigentlich schlechter? Vielleicht ist mir die Verpackung ja wichtig (z.B. weil ich sie sammle). Beginnt Manipulation dann, wenn ich etwas kaufe, was ich nicht kaufen will, weil ich im Unterbewusstsein beeinflusst bin? Oder gibt es auch Manipulation im Bewusstsein?

--Bernhard Thiel 10:27, 20. Jan. 2009 (CET)


Ich denke, dass Manipulation sich dadurch auszeichnet, dass etwas über einen Gegenstand oder ein Produkt behauptet wird, das nicht der Fall ist. Wenn ein Wein mit 13% Alkohol gekennzeichnet ist, dieser Alkoholanteil aber nicht durch Gärung der enthaltenen Trauben zustande gekommen ist, sondern durch beifügen von Ethanol oder Spiritus, handelt es sich um Manipulation- es wurde am Wein manipuliert. Das hat an sich noch keine negative Konnotation, ausser jemand wird dadurch vergiftet.
Ein Produkt kann entweder mit Eigenschaften ausgestattet sein, die für die Betrachter oder die Verwender praktisch Sinn machen, positive Effekte herbeiführen oder diese in irgendeiner Form stimulieren- oder das Produkt tut dies eben nicht. Wenn ein Produkt de facto eine hohe Usability aufweist, einen hohen Gütegrad oder eine(n) Sensory-Leverage von 90% kann das nur viel über die Menschen und ihre Gewohnheiten aussagen, aber noch nichts über Manipulation. Darin erschöpft sich auch das Feld der Sinnesanthropologie: Die Erschließung und Erforschung der Sinnesgewohnheiten eines Kulturkreises.
Manche Gewohnheiten können in vielen Kulturkreisen entdeckt werden, vielleicht die positive Beurteilung des Geschmackes "süss", andere Gewohnheiten basieren auf Meinungen, denen soziale, körperliche, politische, technische, informationsbedingte oder finanzielle Möglichkeiten, Ausstattungen, Ungleichheiten oder Unterschiede und verschiedene daraus resultierende Erfahrungswerte zugrunde liegen, Meinungen wie z.B. "daheim schmeckt's am besten" oder "unrasierte Beine sind eklig" basieren auf mehreren vorausgehenden Grundannahmen und Sinnes-Gewohnheiten. Bourdieu fasst viele dieser Gewohnheiten mit sozialem Habitus zusammen. Und hier kann ich mir ein Moment der Manipulation vorstellen, wenn nämlich wissentlich mit Ängsten oder Hoffnungen einer "Zielgruppe" Strategien zum Vertrieb eines Produktes konstruiert werden, basierend auf z.B. der Angst nicht "zur Gruppe" dazuzugehören, die Gruppe der hygienischen Besserverdienenden, der blaugepunkteten Weitspringerinnen oder der silbergrauen Soundmaschinenbesitzer- dies sind nur Beispiele für Konstruktionen von Kollektiven. So gesehen ist die urbanisierte Umwelt natürlich voller Angebote sozialer Codes aka Werbung deren Dechiffrierung nicht immer voll bewusst passieren kann, sobald der Mensch einer gewissen Dichte an Chiffre oder Codes ausgesetzt ist. Da Menschen den Sehsinn im urbanen Feld am meisten einsetzen, erklärt sich auch von selbst, womit Werbung hauptsächlich operiert. --Sarah.foetschl 14:51, 20. Jan. 2009 (CET)



Wie schon oben angesprochen, muss sich der Mensch bewusst dem Sinneseindruck zuwenden, um ihn wahrzunehmen, also „man muss blicken, um zu sehen“. Daraus ergibt sich für mich der Gedanke, dass zwar die Wirklichkeit an sich dieselbe ist, jeder einzelne Mensch sie aber unterschiedlich wahrnimmt und somit ein eigenes Konstrukt der Welt und des Lebens bildet. Das macht das Interagieren natürlich schwierig, weil man stets von seinem Weltkonzept ausgeht und das der anderen nicht kennt und auch oft vergisst, dass jeder Mensch die Welt anders sieht, riecht, fühlt. --Elisabeth zmuck 10:32, 20. Jan. 2009 (CET)


Die Konditionierung des Konsumenten durch das 5 D Brand zielt auf das Formen einer passiven Konsumentenmasse ab. Hinter diesem Vorhaben steht aber ein Widerspruch zu Plessners formulierter Aktivität des Subjektes der menschlichen Wahrnehmung. Die Erfahrung zeigt, dass Werbung und Branding sehr erfolgreich sein können. Für mich stellt sich die Frage, wie dieser Erfolg herbeigeführt werden kann. Wie kann man eine Vielzahl von Individuen dazu bringen, dass sie im aktiven Ankauf von Gegenständen so vorgehen, wie wenn sie eine einförmige Masse wären? (Bisschen zugespitzt, ich weiß) Den Vergleich mit Religionen find ich ein bisschen zu stark. Viel eher scheint mir hier durch den Brand ein Idealtypus konstruiert zu werden, der von Seiten des Kunden zu erreichen, zu erstreben lohnt. David Glück


Meinem Vorposter folgend muss ich auch sagen, dass der Vergleich mit der Religion mir etwas übertrieben erscheint. Dennoch fand ich die Anekdote über diesen Apple-Fan etwas verstörend. Die sicher etwas zugespitzte Formulierung dass "Die Leute sagen dass sie Buddhisten oder Katholiken sind, wir glauben, dass wir Mac Benutzer sind." Diese Sachen in Relation zu setzen finde ich schon sehr seltsam, da meiner Ansicht nach der Anspruch von diversen Religionen zu dem einer Marke wie zb Apple doch sehr stark divergiert. Ich war mir bisher nicht wirklich bewusst dass es diese ausgeprägte Zugehörigkeit zu einer Marke wie Apple . Des weiteren hat es mich überrascht, Singapur Airlines auf Platz 1 zu finden, da mir diese Fluglinie noch nie besonders aufgefallen ist, auch nicht in Asien. Desshalb habe ich mir auf youtube zwei Werbungen angesehen, und einen Kommentar fand ich etwas befremdend (Ich kopiere hier nur einen kurzen Ausschnitt rein, falls es jemanden interessiert kann er die Werbung und die Kommentare auf youtube finden) Also hier der Kommentar: "The Singapore Girl makes SIA special, and even makes me feel like a patriotic Singaporean." Seltsam was die Existenz einer Fluglinie in Menschen für Emotionen auslösen kann. ModelhartL



Was mich sehr interessiert, hat diese extzentriertheit des Menschen, also das bewusste Auf-Distanz-gehen zu sich selber um seine stellung zu betrachten. genau dieses reflektive verhalten sieht h.g. mead als verantwortlich für die bildung des geistes in der gesellschaft. also das herreinnehmen von haltungen andrer individuen der gesellschaft in die eigene und das einnehmen fremder haltungen um seine eigene identität zu erkennen führt bei ihm zur bildung des geistes. plessner scheint hier das körperliche pendant zu meads geistesbildung erklärt zu haben. bzw bei merleau-ponty die synnergie der sinne als vollzug des leibs, als konvergenz des leibes, der so seine umwelt und damit auch sich selbst konstituiert bei marx: der mensch ist das tier das sich in gesellschaft vereinzeln kann. o.meschnig



Einige KollegInnen haben in Bezug auf das Branding von Markennamen ihr Hauptaugenmerk auf die Qualtät der Produkte gelegt. Ich denke jedoch, dass es auch wichtig ist auf andere Möglichkeiten des Brandings einer Marke einzugehen. Eine Marke versucht nicht nur sich gegenüber ihrer Konkurrenz zu behaupten, was durch das Image der guten Qualität oder des günstigen Preises geschaffen wird, sondern es wird genaus versucht gewisse Produkte für Kunden als unbedingt notwendig zu suggerieren und so neue Märkte zu schaffen. Ich denke jedoch auch nicht, das das Branding etwas neues ist. Ich glaube jedoch, dass es in Zeiten der Globalisierung auf Grund der Vergrößerung der Märkte und der ständigen Überproduktion immer stärker an Relevanz gewonnen hat. Wichtig erscheint es mir auch zu erwähnen, dass es neben diesen positiven Brandings auch negative Brandings (wie Produktion durch Kinderarbeit) für Marken gibt. f.ritscher



... ab da bitte nichts mehr reinkopieren, der Rest der Seite dient dem Manövrieren im Web:




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