Diskussion:Gegenkulturen. Davidsons Thesen angewandt auf Toleranz

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Version vom 8. Juni 2006, 16:18 Uhr von Sophie (Diskussion | Beiträge)
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hallo, ich habe diesen artikel gelesen und fand es sehr interessant. habe auch einpaar punkte gefunden, wo ich einiges dazusagen möchte, auch wenn nicht unbedingt in der richtung wie der artikel geht.

"toleranz ist eine kompromissform" steht im ersten paragraf. wenn man länger darüber nachdenkt, stellt man fest, dass dieser ausdruck der wahrheit entspricht. tolerant gegenüber einer sache oder einem prozess bedeutet nicht unbedingt, dass man damit vollkommen einverstanden sein muss. man kann etwas akzeptieren auch wenn man eine andere, vielleicht gegensätzliche, meinung hat. zum beispiel man lebt in einem doppelzimmer mit einem anderen student und wenn man keine gute beziehung aufbauen kann, die gründe sind jetzt irelevant, akzeptiert man den anderen, auch wenn man ihn nicht mag...wir leben in einer gesellschaft, das setzt kompromissbildung voraus.. so wird die toleranz eigentlich auch eine kompromissform sein...

ein anderer interessanter punkt, meiner meinung nach, ist, dass man wirklich toleranz von der indifferenz, gleichgültigkeit trennen sollte. oft verwechselt man die gleichgültigkeit mir der toleranz, und man sagt, dass man mit etwas einverstanden ist, wobei einem das vollkommen gleichgültig ist....es sind zwei sehr verschiedene begriffe, die man aus unwissen und/oder unverständlichkeit sehr leicht verwechseln kann...menschen, die sich selber sehr gut kennen, passiert das nicht oft...aber einer der seine gefühle nicht einschätzen kann und nicht in griff, ist sehr leicht verwirrbar...und wie in dem artikel schon gesagt wird, eine gemeinsamme sprache ist sehr wichtig. kommunikation kann nur innerhalb eines gemeinsamen codes stattfinden...sprachen bringt menschen zusammen, sprachen können aber auch menschen und gesellschaften trennen..

"einverstanden" enthält ein Moment des eigenen Überzeugungssystems. Womit man einverstanden ist, sagt etwas über einen selbst. Darum ist es ein schwieriges Ding, etwas zuzulassen, womit man nicht einverstanden ist. --anna 16:18, 21. Mai 2006 (CEST)

wie niklas luhmann in seiner theorie der sozialen systeme meint, auch die kommunikation über kommunikation setzt einen gemeinsammen code, gemeinsamme begriffe voraus, begriffe die man von anfang an feststellen muss.

"verteidigung der toleranz kostet mühe", völlig richtig. gerade in unserer welt, wo man aus allen seiten angegriffen wird und wenn einem nicht gefällt, dass du anderen gegenüber tolerant bist, kann es zu konflikten kommen. die inflexibilität mancher leute ist für mich manchmal nicht zu verstehen...

zum beispiel: da hat mir einer vorige tage gesagt:"ich kann mir diesen film nicht anschauen, da spielen schwarze!"

"nix ist fix" -so lange einwirkungen aus allen seiten kommen, wie könnte etwas fix sein? auch wenn man seine gedanken klar behält, ein paar schwankungsprozente gibt es immer...die relativität und die flexibilität des menschlichen wesens sind ein bestandteil des lebens..

und ich möchte schliesslich auch etwas zu dem "trauergottesdienst" sagen. ich habe mir diesen satz sehr genau angeguckt. und ich finde, dass es in irgend einer weise als eine aussage die auf einen "zweck an sich" deutet: der zweck des trauergottesdienstes ist der trauergottesdienst selbst. als ob man sagen würde: wissen ist zweck an sich...nur dass wir im ersten falle mit materiallistischen sachen zu tun haben, wissen ist dagegen ein abstrakter begriff. und ist die aussage "zweck an sich" eine tautologie? ausserdem wenn man in einer gruppe eine aussage macht, müssten die beteiligten schon wissen worüber es die rede ist, wenn sich die aussage auf die gruppe bezieht, bzw sie wird in der sprache gemacht, die allen bekannt sein sollte... wenn die aussage aber nicht verstanden ist, dann handelt es sich entweder um kommunikationsstörungen oder um eine metasprache, die die gruppe nicht kennt. so viel erstmal...schönes wochenende und bis bald... diana cziple

Der Anstoß war, dass der Bischof zunächst einfach von einem Trauergottesdienst spricht und gar nicht daran denkt, dass jemand das nicht als katholischen Gottesdienst verstehen könnte. Darauf kritisiert die liberale Presse die fehlende ökumenische Gesinnung und es liegt nahe, dem Bischof Dogmatismus vorzuwerfen. Mein Versuch geht nun dahin, ihn zumindest ein Stück weit zu verteidigen, denn er hat ein Recht auf sein Verständnis. Das ist in so einer Formulierung ausgedrückt "Ein Trauergottesdienst ist eben ein Trauergottesdienst." Man kann schon sagen, er sei ein Zweck für sich/für ihn. Aber das ist gerade keine Tautologie. Das scheint nur so, de facto sind zwei verschiedene Sprachen/Sprachstufen ineinandergeschoben. --anna 16:18, 21. Mai 2006 (CEST)

hallo ich bin mit ihnen völlig einverstanden. ich bin auch auf der seite des bischofs, und ich bin der meinung, dass wenn man "bischof" sagt, versteht man automatisch rangpriester in der römisch-katholischen kirche. denn, so weit ich weiss, bischofe hat man nur da. oder gibt es auch in anderen religionen so etwas wie die römisch-katholischen bischöfe und man nennt sie auch mit der benennung "bischof"??? es ist doch einigermassen klar, dass wenn der bischof dann über ein trauergottesdienst redet, dann meint er ein gottesdienst nach dem römisch-katholischen ritual.... meiner meinung nach will die presse nur konflike verursachen, damit ihre leseranzahl steigt und damit sie irgend eine information schreiben können. und diese welt ist doch sowieso voller konflikte. wieso bringt die presse neue streitigkeiten im spiel? ist die gesellschaft nicht genug verwirrt mit diesen ganzen anti-terroraktionen? tja, wie gesagt, vielleicht sucht die presse ja nur andere themen die die gesellschaft beschäftigen sollten...als ablenkung vom "weltproblem"... bis bald...diana 24.05.06

@: "Die aktuellste Verwendung des Toleranzbegriffes ist das US- amerikanische ,,zero tolerance``-Prinzip. Die Polizei schreitet beim geringsten Anlaß ein. Diese Entwicklung wirft ein schiefes Licht auf das Ideal des verständnisvollen Umgangs mit Andersartigkeit und Grenzverletzung, wie es im Repertoire der aufgeklärten Bildungselite vorzufinden ist. Die für den Polizeieinsatz vorgebrachte Begründung besagt, daß halbherzige Maßnahmen Verwirrung stiften und letztlich sogar den Gewaltpegel steigern. Wie dem auch sei, eines ist sicher richtig: Toleranz ist eine Kompromißform, ein Zwischending aus Überzeugung und dem Verzicht auf Überzeugung. Franz Wimmers Einleitung in einer IWK-Publikation zum Thema spiegelt die milde Schizophrenie der betreffenden Einstellung."

Dieses aktuelle Beispiel finde ich überaus interessant. Es wurde ausgeführt, dass Toleranz da funktionieren kann, "wo es nicht um die Wurst geht". Hier geht es der Toleranz ähnlich wie dem Frieden- wie auch die Mechanismen, die sich hier abzeichnen, sind weitgehend gleichen (schließlich handelt es sich ja bei tolerantem auch gleichzeitig um friedliches Verhalten): Die Argumente, die Intolerante auch beim "zero tolerance"- Prinzip anwenden, beziehen sich auf ein Streben nach Sicherheit, welche aber offenbar nicht gegeben ist. Das Sicherheitsstreben beruht, so scheint mir, wesentlich auf Angst. Da Angst ein fortschreitend sich entfaltendes Phänomen zu sein scheint, so sie einmal eingesetzt hat, macht sie nicht Halt bei der Angst vor Kriminellen (oder ähnlich auch vor TerroristInnen), sondern es entsteht - wie im Zitat bemerkt, nicht ohne Schizophrenie- eine Angst davor, nicht durch die Schaffung von Sicherheit gegen die Angst vorzugehen. So generiert Angst immer weiter Angst. Ein beliebtes Mittel gegen die Angst? Sicherheit/ Intoleranz. Nun ist Angst meines Erachtens auch (besonders?) heutzutage eine starke Antriebskraft menschlichen Verhaltens, wie es im fortgesetzten Sicherheitsstreben vieler Gesellschaften offenkundig wird. Aus einem Sicherheitsstreben heraus ist Toleranz oder friedliches Verhalten nicht möglich, denn tolerant zu sein, wenn die betreffende Situation nicht ohne Risiken ist, ist ungleich schwieriger, als Angstimpulsen zu folgen und sich mit der Konstruktion einer angeblichen (in Wirklichkeit aber nie vollständigen oder auch nur genügenden)Sicherheit zu beruhigen. Was ich sagen will: Angst und Sicherheit sind starke Konzepte mit großer Durchsetzungsmacht. Toleranz/ Frieden sind nur möglich, wenn Menschen Unsicherheit/ Gefahren riskieren. Darin besteht womöglich die Schwäche von Toleranz, aber gleichzeitig ihre Stärke: Toleranz ermöglicht, anders als Sicherheitsstreben, sich aktiv zum Konflikt zu verhalten und sich nicht nur davor zu schützen/ zu verstecken. Als "Tolerante" kann ich in einem Konflikt agieren, in ihn eingreifen, ihn produktiv bearbeiten. Fürchte ich mich nur vor "den anderen", kann ich sie zwar vielleicht töten und damit los werden, es kann sich aber nichts daran ändern, dass ich vor anderen Angst habe, der Konflikt an sich kann nicht "gelöst"/ produktiv bearbeitet werden. --Sophie 17:18, 8. Jun 2006 (CEST)