Benutzer:Mo

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Wittgenstein - Das große Typoskript (Vorlesung Hrachovec, SS 2012)_02

Ich begrüße Sie!

Wir operieren mit der Basisplattform http://wiki.philo.at mit dem Eintrag zu dieser Vorlesung, das Große Typoscript. Ich sage das deswegen erst einmal hier zur Orientierung, weil es Leute gibt, die diese Vorlesung nicht visuell mitbekommen sondern vom Tonband her bzw. von der mp3-Aufnahme her nachvollziehen. Da ist immer so ein Bisschen ein Orientierungsproblem - Worüber spreche ich ? Also ich werde hin und wieder einfließen lassen, um welche Seite es geht. Das wird in dieser Lehrveranstaltung häufig der Fall sein, weil ich sehr stark angewiesen bin auf die Visualisierung dessen, worum es hier geht. Sie werden noch genauer nachvollziehen, was ich damit meine. Sie sehen, dass es schon relativ viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die eine Transkription angefertigt haben. Und ich möchte die bitten, dass sie, wenn sie die Transkription machen, auch die Links zu den jeweiligen Seiten einfügen, um die es geht. Das wird dann für die Benutzbarkeit der Transkription sehr wichtig sein.


Der Textbestand (LWBT)

http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT) Ich gehe also jetzt zum Textbestand und erinnere Sie daran, dass wir das letzte Mal, bevor wir eingestiegen sind in die spezifisch wittgenstein'sche Lage, gewisse allgemeine Dinge besprochen haben die sich auf digitale Textphilologie beziehen. Diese digitale Textphilologie ist aber nicht so farblos und langweilig, wie man das vielleicht vermuten könnte, sondern sie hat etwas zu tun, wie ich das letzte Mal deutlich gesagt habe, sowohl mit Technik als auch mit Politik, und zwar in einem wichtigen, spannungsgeladenen Zusammenhang. Das wird ein Grundthema dieser Vorlesung ganz allgemein sein, dass Sie nicht nur konfrontiert werden mit den Wittgenstein'schen Gedanken sondern auch mit den Entscheidungen. Es sind editorische Entscheidungen, die politische und gleichzeitig technische Entscheidungen sind - was ich Ihnen demonstrieren werde beim Umgang mit Wittgensteins Texten. Da können Sie zunächst einmal noch das Misstrauen haben, dass das doch zwei ganz unterschiedliche Dinge sind. Also nehmen Sie als Beispiel den gerade jetzt im wieder Auftauchen befindlichen Leonardo da Vinci, wie über ihn in Medien berichtet wird. Ganz allgemein in der Kunstgeschichte ist es so, Sie haben Materialkenntnisse, d. h.: Wie groß ist das Bild? Wie gut erhalten ist das Bild? Welche Farben, welche Techniken im Bild angewendet? Das wollen die KunstgeschichtlerInnen alles ganz genau wissen. Aber der Grund dafür, dass unser Interesse für diese Bilder geweckt wird, ist nicht der, dass das Bild so und so groß ist oder in Öl oder in Aquarell gemalt ist, sondern dass es gut ausschaut. Das ist jetzt ein bisschen unterbestimmt, aber es ist wichtig, weil es einen Akzent setzt, weil es in unserem Verständnis von visueller Umgebung und von Geschichte ein Statement macht. Dieses Statement ist der eigentliche Grund, warum wir uns auch für die Materialien interessieren. Das ist jetzt eine Variation von dem was ich Ihnen das letzte Mal ja länger dargestellt habe: dass wir in der Philosophie und insbesondere beim Wittgenstein es mit Gedanken zu tun haben, die als Gedanken auf sehr unterschiedlichen Trägermedien vermittelt werden können. Also ich schicke Ihnen den letzten Satz von dem Tractatus Logico Philosophicus auf SMS, und was Sie dort dann bekommen ist genau dasselbe wie das, was Sie in der Erstausgabe lesen können, in einer gewissen Hinsicht, und das ist natürlich eigentlich das, warum die PhilosophInnen hier im Geschäft sind und nicht so sehr die Frage, ob es jetzt per SMS mitgeteilt wird oder sonstwie.

Ich möchte tendenziell, darauf werde ich sozusagen hinarbeiten, Ihnen zeigen, dass diese schöne Trennung, man kann auch sagen bequeme Trennung, nicht ganz der Sache und vor allem auch nicht ganz den Möglichkeiten die wir heutzutage haben, entspricht. Hier sei es einmal sehr kurz und abgeschnitten gesagt: Wenn wir uns genau ansehen, auf welche Art und Weise die Wittgenstein'schen Gedanken, gerade im Big Typescript, überliefert sind - dann lernen wir auch etwas über die Art und Weise, wie Wittgenstein philosophiert und über seine Aussagen. Also hier gibt es einen direkteren Zusammenhang, als man glauben sollte. Die jeweilige medialtechnische Herangehensweise an diese Texte macht etwas mit dem Verständnis der Texte, und das möchte ich Ihnen relativ breit demonstrieren. Der Grund dafür, dass hier Technik und Politik hineinspielt, besteht darin, dass hier das Verständnis dessen, was Wittgenstein macht, abhängt von einer genaueren Analyse und einem genaueren Studium dessen, wie wir medial konfrontiert werden mit den Resultaten von Wittgensteins Arbeiten: Wenn das wirklich so ist, dann ergeben sich die Fragen "Was bewirkt dabei die technische Umsetzung?" und "Wie wirkt sich die Entscheidung über bestimmte editorische Verfahrensweisen auf diese Änderung der Denkart im Zusammenhang mit Wittgenstein aus


Zwischenspiel

Das also kurz als Rück- und Vorausblick, um Ihnen das zunächst einmal vorläufig an einem kleinen Beispiel greifbar zu machen. Noch ohne auf irgendwas Inhaltliches bei Wittgenstein einzugehen, werde ich in der heutigen Stunde anhand eines kleinen Fragments - es handelt sich insbesondere um die ersten drei Zeilen dessen, was im Big Typescript steht http://philo.at/wiki/images/Kann-man-denn.jpg - Ihnen ein bisschen nachzeichnen, welche Möglichkeiten wir haben, uns dem zu nähern, und wie sich insbesondere im Laufe der Publikationsgeschichte diese Möglichkeiten herausgebildet und verändert haben und wie die Kritik daran in etwa aussehen kann. Es geht jeweils um unterschiedliche Kritik, um verschiedene Optionen. Sie können das, was ich jetzt hier mache und ganz allgemein den Inhalt der Vorlesung einerseits als etwas Philosophisch-technisch-politisches betrachten, Sie können es auch betrachten - und ich warne Sie: Wenn Sie nicht ein bisschen einen Sense = Sinn dafür haben, dann werden Sie den Spaß an der Vorlesung vermutlich bald verlieren - es ist das Eintreten in eine virtuelle Textwelt, in ein philologisches Paradies oder auch einen philologischen Irrgarten, in dem man versucht sich zu orientieren, wieder rauszukommen, bestimmte Ausgänge zu wählen. Also ein bisschen Sense für Arbeit mit purem Text in den verschiedensten Erscheinungsformen werden Sie brauchen. Ein Beispiel dafür gebe ich Ihnen jetzt in kondensierter Form, als Anfang dieser Beschäftigung mit dem Big Typescript. In der weiteren Folge gehe ich dann noch genauer auf diese Sachen ein, vor allem auch auf die Entstehung, und werde mal schauen, wie weit wir damit kommen.


Wenn wir es sehr positivistisch betrachten, in einer Art und Weise die es jetzt auch erst gibt für unseren Zusammenhang, erstens mit der Existenz und der Verbreitung der digitalen Facimiles, dann gehen wir einmal positivistisch davon aus, dass so etwas wie das was Sie hier sehen http://philo.at/wiki/images/Bt1-okular.png http://philo.at/wiki/images/Kann-man-denn-wa.jpg , eine getreue digitale 1:1-Wiedergabe von dem ist, was im Big Typescript als Anfang steht. Ich lese es einmal ganz einfach vor: "Kann man denn etwas anderes als einen Satz verstehen oder aber ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht?" Also kann man etwas anders als als Satz verstehen. Das findet man quasi hineingetippt. Es gibt einen Durchschlag davon, auch nach Wittgensteins Anweisung. Also wir sind "on the safe side", wenn wir sagen "Das ist etwas, woran wir uns halten können." Ein verbürgtes snipped von Wittgensteins Gedanken.

Aber die Situation, in der wir heute sind, von der ich sozusagen positivistisch ausgehe - Fakt ist: Das und das gibt es - diese Situation ist alles andere als selbstverständlich, wenn man die Entwicklungsgeschichte, Wirkungsgeschichte der Wittgenstein'schen Manuskripte ansieht.


Es ist anzufangen mit bestimmten Sätzen, die sich finden in sozusagen maschinenschriftlichen Durchschlägen im sogenannten Nachlass von Wittgenstein. Wie schon erwähnt: Dieser Nachlass ist eine große Zusammenfassung von all dem, was Wittgenstein den Nachlassverwaltern übergeben hat vor seinem Tod, mit der Bemerkung, er hat sozusagen das alles gesammelt, aufgelistet im Rahmen seiner Arbeit. Das insbesondere kommt aus dem Jahr 1933. Er ist nicht in der Lage gewesen, daraus noch eine weitere Publikation zu machen. Die Nachlassverwalterinnen sollten damit verfahren, wie es ihnen richtig erschien.

Da gibt es also einfach diese physischen Schreibmaschine-Durchschläge. Was mit dem ganzen Wittgenstein'schen Nachlass passiert ist, ist maßgeblich dadurch gekennzeichnet, dass Georg [Henrik] von Wright, einer der Nachlassverwalter, es zunächst einmal inventarisiert und dafür drei Kategorien eingeführt hat: Das eine sind die Manuskripte, das andere sind die Typoscripts, und das Dritte die Diktate. Das sind die drei Hauptkategorien, mit denen Von Wright arbeitet. Er hat die, so gut es ging - das war nicht immer möglich, es gibt Überschneidungen, zeitlich geordnet und nummeriert. Das, wovon wir hier reden, ist mehr oder weniger der Anfang - vorher kommt noch das Inhaltsverzeichnis aber das ist der Anfang des sogenannten Typoscripts 213. http://wab.uib.no/cost-a32_fax/213/Ts-213,1r.jpg Das Typoscript 213 ist nach der Von Wright-Katalogisierung das Big Typescript, d. h. die Bezeichnung dieses Maschinenschrift-Konvoluts. So fängt das hier an. Die Frage, mit der die NachlassverwalterInnen nun konfrontiert waren, lautete: Ich habe jetzt da 20 bis 25 Tausend Seiten. Was veröffentliche ich? Was hole ich heraus? Dazu ist auch wichtig: Wittgenstein ist 1951 gestorben und war ein Star in der englischen Philosophieszene. In Wien zum Beispiel ist er überhaupt nicht wirklich wahrgenommen worden, obwohl er ständig in Wien war. Man muss dazu sozusagen ein bisschen lokale Geschichte und Lokalkolorit kennen: In Wien hat sich nach der Machtübernahme der Nazis, also dem Anschluss 1938, der Wiener Kreis, der einen Eindruck und eine hohe Wertschätzung gehabt hat für Wittgenstein, zerschlagen, ist ins Ausland geflohen bzw. emigriert. Anstelle des Wiener Kreises, insbesondere am Institut für Philosophie, hat sich, in unterschiedlichen Graden der Rabiatheit, die Nazi-Ideologie festgesetzt. Sie kennen sie ja, in etwa, nehme ich an, und wenn sie mich darüber etwas fragen, sage ich es Ihnen jetzt sozusagen on the spot: Der Wichtige Punkt ist der, dass die Vertreibung des Wiener Kreises und die Besitzergreifung von der hiesigen akademischen Philosophie durch Philosophen, die, sagen wir mal der Heimwehr nahe gestanden sind, die einem christlich-konservativem Weltbild nahegestanden sind, diese Besitzergreifung ist der entscheidende Punkt, und sie war 1945 bei Weitem nicht zu Ende, sondern hat, eher im Gegenteil, dann erst angefangen. Das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass in der Devastierung nach dem 2. Weltkrieg die Rückbesinnung auf Werte der Ethik des Abendlandes, der europäischen Kultur, sehr stark zur Geltung kam, nach meiner Einschätzung unter anderem deswegen, weil das die Position war, mit der man sein eigenes Selbstbewusstsein und seine kulturelle Identität gegen die Besatzer optimal in Anschlag bringen konnte. Sowohl der Nationalsozialismus als auch so jemand zum Beispiel wie Martin Heidegger - den ich jetzt nicht einfach Nationalsozialist nenne, aber der bekannterweise an wichtigen Stellen in ähnlicher Weise und sogar natürlich explizit pro-nationalsozialistische Positionen bezogen hat - haben während des Nationalsozialismus das bedrohliche Doppelgespenst entwickelt, dass Europa von Russland und von den USA bedroht ist, also vom Bolschewismus, Kommunismus auf der einen Seite und von der Kybernetik und vom Technizismus, vom Ökonomismus der USA. Und dann hatten wir das. Dann hatten wir sozusagen hier vor Ort genau den großen Feind in der Hofburg. Was macht an dieser Stelle die Kulturnation Österreich? Sie besinnt sich auf ihr Erbe und beruft hier Professoren, die davon erzählen, wie großartig der deutsche Idealismus ist und insbesondere, wie großartig auch Heidegger ist, der das alles schon vorausgesehen hat. Ich karikiere ein bisschen, und will im Wesentlichen sagen: Der Wiener Kreis hat nach 1945 trotz der radikal geänderten Umstände hier praktisch keine Chance gehabt. Es gibt ein, zwei kleine Ausnahmen. Es gibt zum Beispiel eine Sendung, wenn Sie das interessiert: In der philosophischen Audiothek (audiothek.philo.at), habe ich eine Sendung gemacht mit Daniel Kuby, zum frühen Feyerabend [1], die würde ich in diesem Zusammenhang empfehlen. Sie können die leicht aufrufen. audiothek.philo.at - schauen sie mal nach Feyerabend und Kuby. Feyerabend ist jemand, der zu diesem Zeitpunkt auch am Institut für Philosophie in Wien tätig war, also frühe 50er Jahre, der Physik und Philosophie studiert hat und der mit auch einem gewissen Horror festgestellt hat, dass die hier vertretene Philosophie so gar nicht das ist, was er als Philosophie von der Naturwissenschaft her kommend, vom Wiener Kreis her kommend, für die Philosophie als wichtig erachtet. Feyerabend, darum erwähne ich ihn an der Stelle, war aber jemand, der auch Wittgenstein noch wahrgenommen hat und der sogar von den "philosophischen Untersuchungen", die als erstes nach Wittgensteins Tod erschienen sind, auf Initiative der NachlassverwalterInnen 1953 schon ein Review geschrieben hat. Feyerabend hat an der Stelle mit einem Professor, der eigentlich aus den USA gekommen ist, er heißt Pap, hier gearbeitet, aber Pap konnte sich hier nicht halten. Der Trend in die existentialistisch-abendländische Tradition war zu stark. Feyerabend ist auch ausgewandert. Kurzum, warum erzähle ich Ihnen das alles? Weil Wittgenstein hier einfach nur ein bisschen Verwandtenbesuche machte, wenn er nach Wien kam. Sein gesamtes philosophisches Wirken war nach der Auflösung des Wiener Kreises lokalisiert in Großbritannien, also in Cambridge, und darum herum. Die NachlassverwalterInnen waren nun damit konfrontiert, dass sie etwas unternehmen mussten, nämlich dafür, dass ihr "local hero" - der sozusagen lokale Größe gehabt, einen „Rumour“ erzeugt hat, dass der nun in Publikationen dokumentiert wird. Als Erstes gingen sie dann eben 1953 an die Publikation der philosophischen Untersuchungen, dem Teil, der von der internen Wittgenstein'schen Werkentwicklung, von seiner eigenen Arbeit dem am Nächsten kam, was er für ein Buch als adäquat betrachtet hätte.


Zwischenfrage: Sie haben letzte Woche gesagt, dass Wittgenstein zeit seines Lebens eigentlich auf Deutsch geschrieben hat. Wie kann man sich das vorstellen - schrieb er auf Deutsch oder wurde er sofort übersetzt?


Nein er wurde überhaupt nicht sofort übersetzt. Wenn Sie sich den Nachlass anschauen, ist alles auf Deutsch. Er hat auf Englisch Vorlesungen gehalten, hat aber auf Deutsch diktiert. Er hat alles auf Deutsch diktiert. Es gibt zwei, drei Diktate, die auf Englisch sind, also wenn ich mich jetzt nicht täusche, hat er das sogenannte Blue Book zum Beispiel, glaube ich, auf Deutsch geschrieben und gleichzeitig mit Hilfe von jemand anderem übersetzt. Zudem gibt es Ansätze zu Übersetzungen des Yellow Book auch ins Englische, und das Yellow Book war selbst schon englisch. Aber es ist vergleichsweise ganz ganz wenig. Das Wirken von Wittgenstein in England spielte sich mündlich ab. Vor einem Jahr habe ich "mündlich schriftlich elektronisch" eine Vorlesung gehalten (http://philo.at/wiki/index.php/Mündlich,_schriftlich,_elektronisch_(Vorlesung_Hrachovec,_Sommer_2011) ). Das war nicht wirklich schriftliches Wirken. Also dieses "Big Typescript" hat niemand in der Hand gehabt.

Ich sollte vielleicht das eine auch noch sagen: Dieses Schreibmaschinen-Durchschlagsmanuskript, es sind ungefähr 800 Durchschlagsseiten, das hat er seit 1938 nicht mehr gesehen. Es ist in Österreich zurückgeblieben, und er ist sozusagen nach 1938 nicht mehr nach Österreich gefahren und hat auch dieses Big Typescript nach diesem Zeitpunkt nie mehr selber überarbeitet. Warum er so wichtig war? Man könnte sagen, er war ein Geheimtipp. Ich meine, die eine kleine Anekdote passt da vielleicht ganz gut. Was sehr schlecht vorstellbar ist, wenn ich es Ihnen jetzt erzähle, es fällt mir wirklich auch nicht leicht, mich reinzudenken, was da passiert ist; aber in Cambridge gab es ja durchaus, sagen wir mal komplett „high powered“, intellektuell anspruchvollste TheoretikerInnen also Theoretiker hauptsächlich. Bertrand Russell, Keynes ist einer, der dabei war, der große Wirtschaftswissenschaftler Maynard Keynes, der mit Wittgenstein ständig zusammen war. [Alan] Turing war mit ihm zusammen, auch [George Edward] Moore. Das heißt, er hat Anziehungskraft gehabt, er hat sich einfach immer Leute aussuchen können und Leute fasziniert durch seine ganze Art, sodass er einen ziemlichen Anhängerkreis hatte. Und die besondere Anekdote ist die, dass so jemand wie der Nobelpreisträger Keynes in einem Brief an, jetzt weiß ich nicht wen, schreibt, "God is back in Cambridge, Wittgenstein just arrived". Man kann sich also vorstellen, wie kraftvoll seine Wirkung gewesen ist. Aber sie ist präzise nicht über diese Dinge gekommen.

Zwischenfrage: Er war 1938 nochmal da, um seine Schwestern zu retten.

Er war auch nach 1945 noch da, auch 1950/51 - Feyerabend hat ihn in Wien auch noch getroffen. Das mit seinen Schwestern ist eine besondere Geschichte die uns hier jetzt nicht direkt beschäftigt. Es gibt zwei Bücher, wenn Sie das interessiert, die sich sehr genau mit diesen biografischen Umständen beschäftigen. Alexander Waugh hat ein Buch geschrieben, das heißt "The House of Wittgenstein". (http://www.randomhouse.com/author/73757/alexander-waugh?sort=best_13wk_3month ) Waugh war ursprünglich Opernkritiker, und "The House of Wittgenstein" ist ein sehr belegreiches, gut recherchiertes Buch, das am Besten den Titel „Die Dynastie der Wittgensteins“ haben könnte. Es beginnt beim Urgroßvater, beschreibt den Vater, Karl Wittgenstein, der einer der reichsten Männer der österreich-ungarischen Monarchie gewesen ist, ein Industriemagnat, könnte man sagen. Ein wesentlicher Teil dieses "The House of Wittgenstein" handelt von Paul Wittgenstein, der ja Pianist war und seinen rechten Arm verlor im 1. Weltkrieg und sich einen Namen machte hat als Pianist, der mit einem Arm spielte. Das hat ihn sozusagen als Opernkritiker da rein gebracht. Aber Sie müssen selber wissen, was Sie daran finden, wenn sie es sich anschauen: Es ist in der locker-flockigen US-amerikanischen Weise geschrieben nämlich so, dass es keine Fußnoten gibt und die Belege alle am Ende versammelt sind. Es ist schon ausgewiesen, alles ist belegt, aber das ist für die Leute, die die Details wollen am Ende des Buches. Der Style ist gekennzeichnet durch - Sie werden es leicht ermessen können wenn ich Ihnen sage "der 25. Oktober war ein heller Sommertag und die Vögel zwitscherten", so etwas in dieser Art. Es kann sogar sein, dass er recherchiert hat in der meteorologischen Wetterkarte. Aber diese Art von Lokalkolorit kommt da ständig drin vor - "Paul Wittgenstein war wütend", so in diesem Style. Das macht das Lesen vergnüglich und ärgerlich gleichzeitig, aber wenn Sie wissen wollen wie das mit den Schwestern und mit dem Geld gewesen ist, warum Wittgenstein da in Wien gewesen ist, wie das alles organisiert war, vor allem wenn Sie so ein bisschen sensationslüstern sind und wissen wollen wie sich die Geschwister der Reihe nach tödlich verkracht haben im Laufe dieser Unternehmungen, dann lesen Sie Alexander Waugh. Es gibt eine zweite Publikation, die vor kurzem herausgekommen ist im Transcript Verlag [2] von Nicole Immler, es heißt irgendwie "das Autobiografische bei Wittgenstein" - ich weiß jetzt nicht genau wie es heißt und sie macht etwas sehr Pfiffiges - Das Familiengedächtnis der Wittgensteins, so heißt es, sie stellt zwei Dokumente oder Konvolute/Dokumente gegeneinander, einerseits die autobiographischen Ansätze, Bemerkungen von Wittgenstein selbst und zweitens die Familienchronik der Hermine Wittgenstein, das ist die älteste Schwester. Sie hat die für die Zwecke der Familie - die ja dann in bestimmten Bereichen sehr zahlreich geworden ist - so eine Familienchronik geschrieben. Sozusagen der sense des (auto-)Biografischen, der hier in der Familie selber drinnen gewesen ist, den finden Sie an der Stelle wissenschaftlich dokumentiert. Das ist also eine Dissertation, nicht im engeren Sinn ein Buch für die breitere Öffentlichkeit; aber dort haben Sie die Daten auch im Prinzip.


Dazu noch Fragen jetzt?

Textgrundlage

http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT)#Textgrundlage Wenn nicht dann sage ich Ihnen jetzt warum ich diese Ausführungen über die Situation in Wien und Oxford Anfang der 50er Jahre gemacht habe.

Nachdem nämlich die Philosophischen Untersuchungen publiziert waren, erreichten sie sofort bedeutenden Einfluss. Das heißt, aus dem Geheimtipp Wittgenstein wurde ab Mitte der 50er Jahre in Oxford und Cambridge, im anglo-amerikanischen Bereich generell, eine Kraft mit riesigem Einfluss - also Wittgenstein war der Philosoph lange Zeit. Das hat sozusagen mehrere ganze Generationen als die wesentlichen philosophischen Impulse geprägt. Ich verzichte jetzt darauf, die Themen alle zu nennen, die durch Wittgenstein und durch die Philosophischen Untersuchungen das erste Mal in die Debatte gekommen sind. In jedem Fall war damit ein Anlass und genügend Impulse – „incentives“ - gegeben, mehr aus diesem Nachlass zu veröffentlichen. Die Schwierigkeit war einfach die: Alles war in unterschiedlichen Graden der Unvollständigkeit vorhanden. Es ist immerhin schon 60 Jahre her, und man hatte damals, sagen wir mal, Vorstellungen von Philologie - man hatte noch nicht den Umfang an Ressourcen, und sie waren auch ein bisschen weniger ausgeprägt als die, die wir heute haben. Wenn man vor der Aufgabe stand, was man nun publiziert, musste man also Entscheidungen treffen, und die Entscheidung in Bezug auf dieses Bündel von maschinenschriftlichen Durchschlägen wurde getroffen von Rush Rhees. http://wab.uib.no/cost-a32_fax/213/Ts-213,1r.jpg Der hat beschlossen - wir gehen auf die Details dann noch genauer ein - im Prinzip hat er vorgefunden, was Sie hier klein angedeutet sehen, aber das ist völlig trivial. Er hat sozusagen eine Schreibmaschinenvorlage vorgefunden, die in wichtigen, ausgedehnten Teilen von Wittgenstein ganz rigoros überarbeitet worden ist. Wittgenstein hat also herumgezeichnet und nicht nur drübergeschrieben, durchgestrichen, nochmal drübergeschrieben, unterstrichen oder Ähnliches, sondern er hat im Laufe seiner Arbeit, 1933-1937 ungefähr, Teile durchgestrichen, etwas dazugeschrieben, an die Seite geschrieben, also alle möglichen tiefgreifenden Eingriffe in diese Schreibmaschinenvorlage gemacht - sodass Rush Rhees nicht irgendwie in der glücklichen Lage war, nur dieses Manuskript zu haben, sondern 5 oder 4 Jahre Arbeit von Wittgenstein an dem Manuskript gleichzeitig.

Was hat Rush Rhees gemacht? Er hat auf eine sehr detailreiche und unglaublich motivierte, detektivische Art und Weise begonnen – auch zum Teil durchgeführt -, alle Änderungen, die Wittgenstein am "Big Typescript vorgenommen hat, umzusetzen und ein Buch zu produzieren, das nicht das "Big Typescript" ist, sondern alles das, was Wittgenstein aus dem "Big Typescript" in 4 Jahren Arbeit gemacht hat - ausgeführt und in einem Buch verfasst. Stimmt auch nicht ganz - aber das war die allgemeine Linie, und dieses Buch hat er veröffentlicht. Das Buch heißt „Philosophische Grammatik“, und dieses Buch ist ins Englische übersetzt worden, 1974, und von Anthony Kenny publiziert worden, und das ist die "Philosophical Grammar". (http://www.ucpress.edu/book.php?isbn=9780520245020 )

Ich habe Ihnen hier - da kommen noch einige Sachen - einmal die Links zu den verschiedenen Textfassungen von Wittgensteins Werken aufgeschrieben, von denen wir hier reden. Die Unternehmung der Nachlassverwalter http://www.nlx.com/collections/121 ist bekannt geworden als die "Blackwell Edition". Das ist jetzt hier die "Electronic edition". Die ursprüngliche "Blackwell print edition“ finden Sie auf den ersten drei oder ersten zwei Seiten Google gar nicht mehr. Die gibt es sozusagen jetzt auch in der „Electronic edition“, und die ist sozusagen ein auch schon fast historisches Dokument. Sie haben hier die Folge dessen, was bei Blackwell erschienen ist, und Sie finden hier die "Philosophical Grammar", edited by Rush Rhees, translated by Anthony Kenny, in Oxford 1974 erschienen. 1975 sind die "Philosophischen Bemerkungen" erschienen, 1979 die Notebooks, also die Notizbücher. Blue and Brown Books schon 1969. Die "Philosophical investigations", "Philosophische Untersuchungen", also die zweite Ausgabe, ist 1981 erschienen, eben war hier die erste Ausgabe. Hier ist die von 1958, die von 1952 wird da nicht angeführt. Diese „Blackwell edition“ ist in Deutschland in die gesammelten Werke von Wittgenstein übergegangen. Die haben es sich etwas leichter gemacht, es war alles auf Deutsch vorhanden, sie mussten es nicht übersetzen. Und hier http://www.suhrkamp.de/werkausgabe/werkausgabe_broschur_120.html haben sie die Philosophische Grammatik in der Suhrkamp-Ausgabe.

Wenn Sie diese schönen gesammelten Werke sehen und noch drei-vier andere dazu nehmen, haben Sie dieselben Publikationen "Philosophische Grammatik", also die acht Bände. Wenn Sie sich das anschauen, dann ist es fast unvermeidlich, zu sagen, der Ludwig Wittgenstein war ein produktiver Philosoph, er hat ziemlich viele Bücher geschrieben, nämlich acht. Buch 1, Tractatus logico-philosophicus, das hat er auch wirklich geschrieben. Dann hat er Philosphische Bemerkungen geschrieben, dann das ist ein Dokumentband, ok, dann hat er die Philosophische Grammatik geschrieben, dann hat er Das Blaue Buch geschrieben. Es ist also wirklich bedeutend, was er da produziert hat. Das alles ist sehr mit Vorsicht zu nehmen, denn die Bücher, die Sie hier in der Hand haben, sind eben keine Bücher von Wittgenstein, sondern sie sind an dieser Stelle, bei der Philosophischen Grammatik, Resultat der Anstrengung von Rush Rhees, etwas zu rekonstruieren, was Wittgenstein gern geschrieben hätte, was er schon während er daran schrieb, immer neu verändert hat und was er mit Sicherheit niemals publiziert hätte, wenn er gesehen hätte, was Rush Rhees als vorläufiges Endresultat davon konstruiert hat. - Da würde er sich im Grab umdrehen!

Das ist eine erste Bemerkung, die ich über Medien und Philosophieren mache, damit Sie nicht allzu lange warten müssen. Wir sind sozusagen gewohnt zu sagen, Aristoteles hat Bücher geschrieben, Spinoza hat Bücher geschrieben, Kant hat Bücher geschrieben, Hegel hat Bücher geschrieben, Wittgenstein hat Bücher geschrieben? – Nein, er hat keine Bücher geschrieben! Das heißt, wir haben eine Voreinstellung aus der klassischen Buchkultur, die uns ganz locker übersehen lässt, dass das, was wir hier offeriert bekommen als Wittgenstein-Bücher, nicht die getreue Wiedergabe von dem ist, was wir als Bücher zu betrachten gewohnt sind. Nehmen wir Hegel: Es ist bekannt, dass es Mitschriften von Vorlesungen von Hegel gibt. Zum Beispiel Ästhetik-Mitschriften die sozusagen angefertigt worden sind von Leuten die in den Vorlesungen gesessen haben, die man ergänzen kann mit Hegels Vorlesungsnotizen und bei denen man sagen kann, das ist ein Buch, das Hegel nicht verfasst hat, aber das macht jetzt nicht so viel aus, weil Hegel sozusagen genügend Bücher in eigener Verantwortung verfasst hat. Das sage ich jetzt deswegen, um darauf hinzuweisen, dass es hier durchaus auch schon kollationierte und durch editorische Arbeit erstellte Bücher gibt; es spricht ja nichts dagegen, dass man auch Erinnerungen oder Zettel oder Überreste in einem Buch produziert. Der wichtige Punkt ist nur der, dass wir bei denjenigen Philosophinnen und Philosophen, an die wir gewohnt sind und die den großen Duktus, den großen Fundus unserer klassischen Philosophie ausmachen, damit rechnen können, dass es Ausgaben aus letzter Hand gibt - dass es also berechtigt ist eine Annahme zu treffen, dass diese PhilosophInnen einen Bogen ziehen wollten. Sie haben gewusst, wo fängt es an, wo hört es auf, und sie wollten, dass etwas vom Anfang bis zum Ende auf diese bestimmte Art und Weise der Nachwelt oder der Umwelt überliefert wird. Eine Ordnungsbestimmung, ein Prinzip – etwa „was ich dir in der Philosophie sagen möchte, ist niedergelegt in diesen 25 Kapiteln; ich sage dir, wo ich anfange, und ich sage dir, worauf es hinausläuft. Du kannst natürlich damit jetzt etwas anderes machen, aber soweit es mich betrifft, habe ich mich festgelegt. Ich habe mich festgelegt, meine Philosophie sagt das. Wie gesagt, es gibt, wie wir wissen, jede Menge unterschiedlicher Interpretationen dessen, was Nietzsche wirklich sagte, was Spinoza wirklich sagte - das gibt es natürlich. Aber vom Medium des Buches her, von der Philosophie her, von den Leuten die es gemacht haben, her - ist es festgelegt und sie merken worauf ich hinaus will.

Philosophische Grammatik, Blackwell Collected Works, hrsgg. Von Rush Rhees (http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT)#Philosophische_Grammatik.2C_Blackwell_Collected_Works.2C_hrsgg._von_Rush_Rhees ) Diese Frage ist nämlich in den Raum zu stellen: Wenn wir es zu tun haben mit philosphischer Arbeit, bei der genau das nicht gemacht worden ist, was ich eben gesagt habe - kann das ohne Folgen bleiben für die Art, in der wir mit dem umgehen, was wir an Textbestand bei diesem Philosophen sehen? Diese „collected works“ sind jetzt also der erste Punkt und ich habe Ihnen hier das Zitat hingeschrieben, mit dem die Philosophische Grammatik beginnt, in der englischen Übersetzung aus dem Jahre 1974 - also dem ersten Zeitpunkt, in dem dieses Konvolut oder die Auswirkungen des Konvoluts "Big Typescript" an die Öffentlichkeit gekommen sind -: 1974 Übersetzung von Antony Kenny, "How can one talk about 'understanding' and 'not understanding' a proposition? Surely it is not a proposition until it's understood?" Das ist vom Inhalt her, von der Aussage her vage, ähnlich dem, was Sie hier oben (http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT)#Zwischenspiel ) haben: Kann man etwas anders als als Satz verstehen? Wie kann man darüber reden, dass man einen Satz versteht? „Proposition“ ist der Satz, den man versteht oder nicht versteht. Also von der Idee her ist es so ziemlich ähnlich. Das ist aber keine schlechte Übersetzung, was Sie vielleicht glauben. Das ist eine durchaus präzise Übersetzung - nur ist es nicht die Übersetzung dieses Satzes, mit dem das Big Typescript beginnt sondern es ist die Übersetzung einer der vielen Umarbeitungen des Anfangs des Big Typescript, die Wittgenstein gemacht hat und von der Rush Rhees sozusagen entschieden hat, dass er diese spezielle Übersetzung an den Anfang seiner philosophischen Grammatik stellt. Diese spezielle Bearbeitung nennt sich "das große Format", es ist das Typoscript 140, und in dem Typoscript 140 finden Sie die deutsche Fassung von dem, was hier steht.

Nun sage ich Ihnen ein Statement. Vielleicht vorher das hier:

Bis in die 90er Jahre war der Zugang zu diesem Textbestand gekennzeichnet dadurch, dass wir von Rush Rhees die Philosophische Grammatik gehabt haben. Die hat einen Einblick in das gegeben, was Wittgenstein zu dieser Zeit gearbeitet hat, und dann kam die Wiener Ausgabe (http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT)#Wiener_Ausgabe_.28Michael_Nedo.29 ), von Michael Nedo, und hier sehen Sie das Big Typescript, das 2000 erschienen ist und das vom Preis her sozusagen durchaus in die Richtung der Preispolitik für Wohlhabende und Bibliotheken geht, die wir schon einmal angesprochen haben. Aber ich kann Ihnen versichern, ich hatte das letzte Mal das da, ich habe Ihnen ja das Schloss, sozusagen den Ziegel, den Brocken gezeigt, philosophische Brocken, wenn Sie wollen. Sie kriegen schon Gewicht für Ihr Geld diesbezüglich. Aber um es nicht nur negativ zu betrachten, gibt es an der Stelle eine ganz entschiedene erste Intervention gegen das Vorgehen in der Philosophischen Grammatik und das von Rush Rhees. Michael Nedo, ein Deutscher, hat einmal gesagt, ich beschränke mich jetzt auf die Wiener Ausgabe; die Wiener Ausgabe betrifft den Arbeitskomplex der Wittgenstein'schen Manuskripte von 1929 bis 1934. Was er da alles zu dieser Zeit getan hat, das sind vielfältige unterschiedliche Quellen. Darauf kommen wir auch noch zu sprechen. Nedo hat die Erlaubnis der Nachlassverwalter gehabt, diesen Komplex auf eine editorisch saubere Art und Weise erstmals herauszugeben, und das Big Typescript hat er nun so behandelt, dass er gesagt hat „Ich publiziere eine Nacktversion des Big Typescript, eine pure Version, bevor irgendetwas von Wittgenstein an diesem Typescript noch händisch gearbeitet worden ist, ich editiere jetzt einfach das, was die Schreibmaschinenfassung ist. -< http://philo.at/wiki/index.php/Der_Textbestand_(LWBT)#Wiedergabe_in_der_gewohnten_Druckform_.28C._Grant_Luckhardt_und_Maximilian_A.E._Aue.29: > Das ist der Band 11 in der Ausgabe des Big Typescripts, und in diesem Band 11 finden Sie das hier. Das ist eben die Grundlage davon und das ist der Punkt, das ist sozusagen das, wie es in der Wiener Ausgabe vorkommt. Sie sehen, es ist hier nichts verzeichnet, es fehlt das „aber“ hier es ist das Verstehen nicht unterstrichen. Es ist allerdings dieses als Satz hervorgehoben. Ja, da hat er was eingefügt und durchgestrichen. Ich habe versucht, das im Fascimile genau darzustellen. Es gibt eine Lesart: Wenn man die philologische Arbeit betrachtet dann, auf das komme ich noch, gibt es eine Lesart, da hätte er geschrieben „nur“ und die andere sagt, es ist unklar.

Aber das ist schade, denn ich habe darüber gelesen. Ich habe vor 50 Jahren Informatik studiert, ein bisschen den philosophisch angehauchten Zemanek und wenn ich das so lese, ist für mich die Sache klar, den ersten Satz kann man nur syntaktisch verstehen, wenn etwas gewissermaßen zwischen zwei Punkten ist, ist es ein Satz, ob ich es begreife oder nicht. Und das Zweite ist semantisch: Nur das ist ein Satz, was man begreifen kann. Sie gehen ja jetzt auf den Inhalt ein. /Ja inhaltlich/ /Und ich mein dort/ Ich brauche noch zwei Vorlesungsstunden um auf den Inhalt zu kommen. Sie müssen nicht glauben, dass mir das nicht sehr wichtig ist. Das kommt noch, auch inhaltlich. Ich nehme mir aber den Luxus zu diesem Zeitpunkt, an dieser Stelle, um Ihnen sozusagen den ganzen Hintergrund zu zeigen. Also ich bitte um etwas Geduld.

Das ist sozusagen jetzt dazu da, dass Sie sehen was Michael Nedo damit gemacht hat und ich gehe damit vielleicht jetzt weiter so. Sie sehen hier so eigenartige Zahlen. Über diese Zahlen und über sozusagen die Problematik dieser Wiener Ausgabe füge ich jetzt vielleicht sinnvollerweise gleich das Nächste an. Man kann sagen: Angesichts der fast nicht zu handhabenden Überfrachtung der Arbeit, die an diesem Big Typescript geleistet worden ist, ist es eine saubere Lösung, zu sagen ok, erster Schritt, wir dokumentieren zunächst einmal das was da gewesen ist. Das ist die Wiener-Ausgaben-Lösung. Nun weiß der Michael Nedo auch - und das ist der wichtige Punkt -, dass es Vorstufen dazu gegeben hat, dass es Überarbeitungen gibt. Und was tut er, im Sinne dieser sauberen Lösung? Jede dieser Stufen kommt in ein eigenes Buch. Ich habe Ihnen schon ein bisschen etwas gesagt über die nachfolgenden Dinge, also das, was mit diesem Ding hier weiter passiert, und ich habe Ihnen das letzte mal auch schon etwas gesagt über die Zettel, die Wittgenstein angefertigt hat, also Notitzhefte, Manuskriptbände, getippte Manuskriptauszüge, zerschnittene Bestandteile der Schreibmaschinendurchschläge von den getippten Manuskriptauszügen, die dann zusammen geflickt worden sind in das "Big Typescript". Das sind alles Vorstufen. Und die Wiener Ausgabe macht das Folgende, sie macht hier sozusagen die Purversion, dann schreibt sie hier den Verweis darauf, wo in anderen Ausgaben der Wiener Ausgabe, in anderen Büchern der Wiener Ausgabe, dieses spezielle snipped schon vorkommt, und im Zusammenhang mit den Folgewirkungen gibt es dann extra Bücher aus der Wiener Ausgabe, die dokumentieren, wo die weitere Geschichte, dieser jeweiligen Textüberarbeitungen, zu finden sind. Das heißt, Sie können, wenn Sie einen Schreibtisch haben, der ungefähr so groß ist wie diese Fläche hier, sehr angenehm sieben Bücher der Wiener Ausgabe nebeneinander legen. Dann haben Sie den Urtext, dann haben Sie drei verschiedene Urtexte und dann haben Sie noch zwei Konkordanz-Bände, und können auf diese Art und Weise verfolgen, wo das herkommt und wo das hingeht. Das können Sie und für ein Gelehrtenleben ist das durchaus attraktiv, aber es ist ein bisschen platzaufwändig, und vor allem ist es wirklich nicht „up to date“ zu dem, was man heutzutage elektronisch machen kann. Es ist resolut bezogen auf die Buchwelt, und die gewisse Ironie der Sache ist die, dass man jetzt, mit einer entschiedenen Strategie des Eintretens für die Welt der großen, gewichtigen Bücher, eine Arbeit von Wittgenstein dokumentiert, die niemals zu einem Buch geführt hat, sondern ständig unterwegs war, ständig intertextuell weiter verwickelt worden ist. Die Beispiele dafür- da wir genügend davon haben, weil ich mich jetzt auf das eine Ding beschränke - lasse ich die Beispiele zunächst einmal weg.

Das ist auch einer der Gründe, würde ich vermuten, dass die Nachlassverwalter nicht wirklich so begeistert waren von dem, was Michael Nedo da getan hat. Ich habe Arthur Kenny, den schon genannten Übersetzer, einmal auf einem Kongress über die Wiener Ausgabe sprechen gehört, und sein Kommentar war unter anderem der, dass man mit der Ausgabe nicht wirklich zeitgemäß arbeiten kann, obwohl es schöne Bücher sind. Und das war einer der Gründe, warum – das sollte ich hier vielleicht auch sagen - Michael Nedo und der Springer-Verlag ursprünglich die Wiener Ausgabe, die er bei Springer publiziert hat, eine solche Ausgabe von Wittgenstein in 70 Bänden, angekündigt haben - und die Erlaubnis zur Herausgabe des Materials nach 1934 aber nicht bekommen haben. Da gab es einiges Tauziehen, politische Interventionen, der österreichische Staat sollte subventionieren. Aber es hilft nichts, dass der österreichische Staat subventioniert, wenn die Nachlassverwalter die Erlaubnis nicht erteilen. Das heißt : Die Wiener Ausgabe mit diesen Prinzipien ist in Wirklichkeit stehen geblieben bei diesem Big-Typescript-Komplex, und das Vorhaben wird nicht fortgeführt, weil die Erlaubnis der Nachlassverwalter fehlt. Ein wichtiger Grund für diese fehlende Erlaubnis ist das Konkurrenzunternehmen zur Wiener Ausgabe. Dieses Konkurrenzunternehmen ist an die Öffentlichkeit getreten, zufälligerweise eben auch genau im Jahr 2000, und das ist die sogenannte Bergen Electronic Edition (BEE) und darüber spreche ich dann ein bisschen später. Ich springe aber jetzt doch noch woanders hin, weil ich Ihnen das zumindest doch zeigen möchte. Es gibt einen Studierenden der Philosophie, der hat vor einiger Zeit bei mir eine Diplomarbeit geschrieben bei mir, Nicolas Reichbauer, und der hat nun das Folgende gemacht: Er hat diese Facimiles, die wir eben jetzt zur Verarbeitung haben, bearbeitet - da sehen Sie das, was hier sozusagen der erste Satz ist. Er hat beginnend bei diesen Fascimiles http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_1_(LWBT) http://philo.at/wiki/images/Reitbauer57.png Synopsen der ersten drei Unterabschnitte des Big Typescrips angefertigt. Diese Synopsen schauen so aus: Hier benennt er die jeweiligen Einheiten, von denen Wittgenstein hier spricht. Also das ist die Einheit 111, und schauen wir uns jetzt an, wie das weiter geht. http://philo.at/wiki/index.php/Datei:Reitbauer57.png Das ist die Karriere, wenn Sie so wollen, des Ausschnitts "Kann man denn etwas anderes als einen Satz verstehen oder ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht?" Also, kann man etwas anders als als Satz verstehen? Das ist eine Bemerkung von Wittgenstein, die das erste Mal im Manuskript 110 vorkommt. Das ist von Juni 1931 und steht dort in einem bestimmten Kontext, handgeschrieben. Ich glaube, das könnte man sich jetzt im Original auch anschauen, das ist handgeschrieben und steht in diesem Kontext. Das ist das Interessante daran, es ist die Illustration dessen, was ich gesagt habe: Er hat eben ständig seine Bemerkungen geprüft, ausgeschnitten, neu organisiert. http://philo.at/wiki/index.php/TS_212,_Beginn_(LWBT) Wittgenstein hat sozusagen ausgewählte Abschnitte aus dem Manuskript einer Stenotypistin diktiert und ein Typescript davon angefertigt, möglicherweise im Herbst 1931. Man muss es sich so vorstellen, dass er mit dem Manuskript gekommen ist. Darin sieht man die Marken, wo er sagt, „Das nehmen wir.“ Und dann sieht man im Typoscript, dass der Reihe nach das, was er im Manuscript ausgewählt hat, in der entsprechenden Folge getippt worden ist. Und hier findet sich die Variante wieder, im Typoscript 212, und Sie sehen hier schon eines deutlich, dass ist irgendwo mittendrin in dem Manuscript, und das ist ebenfalls irgendwo mittendrin in dem Typoscript 211. Das im Typoscript 212, das ist die aneinandergereihte, schon geordnete Vorlage für das, was im Big Typescript dann finalisiert worden ist. An der Stelle im Typoscript 212 findet sich dieser Ausschnitt, dieses cut-out hier auf Seite 3,4 nach dem Inhaltsverzeichnis. Also hier tritt das schon sozusagen in eine ganz bestimmte Situation. Und ich kann das zum Anlass nehmen, Ihnen ein bisschen von dem Problem deutlich zu machen, das ich im Zusammenhang mit dem Buch angedeutet habe. Man kann natürlich sagen, der Inhalt dieser drei Zeilen ist als Inhalt selber aussagekräftig, sagt etwas, kann diskutiert werden egal wie es getippt wird, und auch egal, wo es steht. Zweitens aber stellt sich die Frage - die ich einmal absichtlich ein bisschen offen lasse. Es stellt sich die Frage, macht es auch etwas aus, wo der Wittgenstein das platziert haben wollte? Ist das wichtig, können wir daraus etwas gewinnen? Ich lasse das einmal ein bisschen offen. Letztlich ist es vielleicht gar nicht, oder nur im Einzelfall, zu beantworten. Aber das eine wage ich schon zu sagen: Wenn ein Philosoph so eine Bemerkung nimmt und er pickt sie heraus aus 150 Seiten und stellt sie an den Anfang von einer Zusammenstellung die für ihn die wichtigen Sachen sozusagen zusammenfassen soll, das heißt schon etwas. Das ist auch eine philosophische Aussage. Es sind nicht alle Bemerkungen gleich wichtig. Es gibt welche, die gelten als Eintrittspforte, und man kann an der Stelle sagen, Wittgenstein hat diese spezielle Bemerkung herausgefischt und als Start-Statement genommen - was ich als ein erhöhtes philosophisches Gewicht bezeichnen würde.

Also Nicolas Reitbauer hat sich die Mühe gemacht, für den Anfang des Big Typescripts zunächst einmal ganz philologisch mit „cut-and-paste-Tabellen“ diese Zusammenhänge zu dokumentieren aus der Vorgeschichte der Bemerkungen für das Big Typescript. Wenn man die Aufgabe verfolgt, ernst zu nehmen, was da bei Wittgenstein passiert, dann ist ziemlich klar definiert, was man tun muss, nämlich man muss sich fragen, ob es zwischen diesen Versionen - und zwar nicht einfach zwischen den hier fettgedruckten Versionen, sondern zwischen den Kontexten, die hier gleichzeitig involviert sind - interessante philosophische Veränderungen gibt, also ob die Arbeit an den einzelnen Versionen selber philosophisch relevant ist. Ich habe das an einer Stelle, auf die ich noch kommen möchte, auch wirklich nachgewiesen. Es gibt solche Bereiche, in denen man wirklich, wenn man ganz genau hinschaut, neuartige Bemerkungen finden kann. So viel wollte ich Ihnen jetzt schon hier sagen, sozusagen vorspringend.

Gehen wir mal zu einem Kommentar zurück, den ich jetzt von Reitbauer nehme, aus seiner Diplomarbeit, die Diplomarbeit gibt es im Archiv „Sammelpunkt. Wittgenstein Wittgenstein – Verstehen – Mikrologische Untersuchungen vom Beginn des Big Typescript“, http://sammelpunkt.philo.at:8080/1185 . Nicolas Reitbauer zitiert hier aus einer E-Mail von Peter Keicher. Peter Keicher, ein Wittgenstein- Philologe, der auch in Wien arbeitet und einer der wirklich sehr genau arbeitenden Experten, auch für Nachlass und Big Typescript, ist, hat in einer sehr bündigen Art und Weise Stellung genommen zu dem, was Rush Rhees gemacht hat. Ich zeige Ihnen das ein bisschen zusammenfassend, ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen. Sie können bei Reitbauer nachlesen, wie die Diskussion über die Philosophische Grammatik von Rush Rhees geführt worden ist. Nach einiger Zeit ist Rush Rhees ziemlich hart kritisiert worden - von Baker und Hacker, das sind zwei weitere Wittgenstein-Experten aus Oxford - wegen seiner Editionstechnik; die ist sehr bald in die Kritik gekommen. Die Zusammenfassung von Peter Keicher lautet in etwa so: Das Grundproblem der Philosophischen Grammatik von Rhees besteht darin, dass er im Vorwort den falschen Eindruck vermittelt, er habe das Typoscript 213 editiert. Tatsächlich editiert er dessen Umarbeitung, die allerdings sehr präzise. Er collagiert dann anschließend in den Anhängen noch knapp 50 Kapitel aus dem Typoscript 213, wobei deren Auswahl weder von ihm selbst im Vorwort begründet wird noch sich faktisch überhaupt aus dem Nachlass begründen lässt. Da steht etwas drin, das ich noch nicht gesagt habe: Wittgenstein hat begonnen, das Big Typescript umzuarbeiten, ist aber mittendrin irgendwo stecken geblieben, und diese Umarbeitungen werden minutiös dokumentiert von Rush Rhees. Dann hört er aber auf – eine Vermutung dazu wäre: So viel hat Wittgenstein umgearbeitet, ich richte mich nach der Umarbeitung, und im Anschluss bringe ich das, was dort gestanden hat, bevor Wittgenstein dazu gekommen ist oder es sich als „noch sinnvoll“ vorgestellt hat, das weiter zu bearbeiten. Das heißt, der erste Teil ist das, was er noch unter der Hand gehabt hat, womit er noch gewerkt hat, und dann dokumentiere ich von diesem Manuskript das was über geblieben ist auch - weil das der der Stand der Dinge so wie es über geblieben ist.

Das tut Rush Rhees nicht, sondern er bricht dort ab und holt sich 50 Kapitel aus dem selben Typescript dazu, die er nach eigenem Ermessen dort hineinschreibt, sozusagen die interessanten Dinge, das was er gerade für spannend oder so etwas hält, sagt nicht, dass er nur die paar nimmt, und tut sie mit hinein. Das meint Peter Keicher nämlich damit, dass es nicht im Vorwort dokumentiert wird und sich aus dem Nachlass nicht begründen lässt. Eigentlich editiert Rush Rhees damit ein Mischgebilde aus authentischem Text und einer nur von ihm selbst bestimmten Auswahl von Texten, die zwar Rhees besonders wichtig erschienen, von Wittgenstein aber bei der Umarbeitung anscheinend leider vergessen wurden. So entsteht der vielleicht gar nicht beabsichtigte Eindruck, Rhees habe sozusagen besser gewusst als Wittgenstein, was in die Philosophische Grammatik gehöre. Rhees hätte a) entweder nur die Umarbeitung edieren sollen - dann hätte nichts dagegen gesprochen die Kapitel aus 213 wegzulassen, also alles, was nicht umgearbeitet worden ist. Oder er hätte b) nur die 213 editieren sollen - oder er hätte klar sagen sollen, dass es schwer fällt, sich ein Bild von Wittgensteins faktisch angestelltem Werk zu machen, und dass er sich deshalb als Herausgeber entschieden hat, lediglich eine Auswahl ihm wichtig erscheinender Texte zu editieren.

„Das eigentliche Problem der Philosophischen Grammatik besteht jedoch darin, dass der Unterschied zwischen dem Big Typescript von 1933 und seiner nachfolgenden Umarbeitung von 1933-34 verwischt wird. Die Umarbeitung ist vollständig veröffentlicht, während von den insgesamt 140 Kapiteln des Big Typescript im Anhang zu Teil I und in Teil II nur 48 Kapitel wiedergegeben wurden.“ Da habe Sie eine sehr bündige und überzeugende Einschätzung davon, wie man durch Editionstechnik in diesen Textbestand eingreift.

Ich lasse es jetzt dabei; was den allgemeinen Hintergrund angeht, fange ich vielleicht das nächste Mal noch einmal neu an. Statt dessen werfen wir jetzt zum Abschluss einen schnellen Blick auf die zur Verfügung stehenden Alternativen zu Rush Rhees und zu der Wiener Ausgabe von Nedo. Um Sie gleich einmal sozusagen kräftig zu schockieren, habe ich Ihnen hier die Version zur Verfügung gestellt, die die Grundlage der BEE ausmacht. Das ist sozusagen die BEE, die es auf CD-Rom gibt, ursprünglich waren es 6 oder so CD-Roms. Das ist eine eigene Geschichte, die ist mittlerweile auch Vergangenheit. Mit der BEE war es so, dass sie als ganzes gekauft worden ist und als eine diplomatische und normalisierte Web-Datenbank zur Verfügung gestellt wird von der Firma intellecs. Zu der Datenbank kommen wir später auch noch. Wenn Sie das im Campusnetz aufrufen, dann haben Sie eine lesbare Version aller Wittgenstein'schen Arbeiten, in der markiert ist, was da alles in etwa im normalen Text passiert ist. Das ist die diplomatische Version, in der Sie die Arbeit nachvollziehen können. Und Sie haben eine Textversion auf der Basis der diplomatischen Version. Diese Textversion ist mehr oder weniger ein Lesetext, den Sie benutzen, wenn Sie sich nicht so genau über die Genese informieren wollen.

Diese Endfassung, das, was Sie vor sich haben, wenn Sie das im Browser aufrufen, basiert aber auf einer gänzlich anderen technischen Grundlage als das, was Sie in der Wiener Ausgabe haben. Ich zeige Ihnen vielleicht vorher doch noch eine zweite Buchausgabe. Es ist jetzt, glaube ich, sinnvoller, das noch zu sagen: Es gibt ein zweite Buchausgabe des Big Typescripts, zweisprachig, deutsches Original und englische Uebersetzung von C. Grant Luckhardt und Maximilian E. Aue, http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-1405106999.html und diese Ausgabe, ich zeig es Ihnen gleich was sie ist, die sieht sozusagen so aus, wie es für eine herkömmliche, philologisch saubere Textarbeit an traditionellem Material gebräuchlich ist.

Ich mache die Seite kleiner, damit Sie das Ganze sehen. Mittlerweile kennen Sie ja den ersten Satz schon, Sie haben hier den Basissatz, die Basiszeilen, und Sie haben, anders als in der Wiener Ausgabe, die sich eben sämtlicher Änderungen enthält, hier die entsprechenden editorischen Hinzufügungen in der Weise, dass Sie nachvollziehen können, was auf der Seite passiert, mit den entsprechenden editorischen Erläuterungen. Also zum Beispiel das eingefügte "aber". Sie erinnern sich mit dieser Klammer, dieses eingefügte "aber“ finden Sie hier in einer anderen Schriftart, sodass Sie es unterscheiden können. Sie haben hier das, was bei Wittgenstein gesperrt getippt ist, umgesetzt in Kursivdruck, Sie haben hier zwei Anmerkungen. Diese Anmerkung betrifft dieses durchgestrichene kleine Icon dort. Also das gibt es auch.

In dem Zusammenhang kann ich dann auch gleich Folgendes anschließen: Dieses genannte Buch von Luckhardt und Aue - das ist nun wieder eine politisch-technische Randbemerkung, die ich mir leiste. Das ist das Buch, das bei Wiley http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-1405106999.html herausgegeben worden ist, auch mal um 125€, wenn Sie mit soetwas arbeiten wollen, das dem herkömmlichen philologischen Standard entspricht, die kleine spaßige Bemerkung, die ich hinzufüge und die etwas damit zu tun hat, wie Bücher heut zu Tage existieren. Sie finden dieses Buch auch so http://www.docin.com/p-108861760.html, ein kleines Movie - also es zeigt die Internationalisierung der Wissenschaft würde ich mal sagen. Sie können es also auf Chinesisch oben lesen, wenn man das hier sagen darf. Und wenn Sie nicht nach China gehen wollen und sich nicht stoßen daran, dass es hin und wieder Werbung dazu gibt, kriegen Sie das hier http://www.scribd.com/doc/62075589/Ludwig-Witt-Gen-Stein-The-Big-Typescript-TS-213-1 auch. Diese Seitenbemerkung wollte ich Ihnen noch sagen, um Ihnen auch ein wenig Bewusstsein davon zu vermitteln, dass Ich jetzt viel von Büchern geredet habe und von den unterschiedlichen Modifikationen und Erscheinungsformen von Büchern. Dass Bücher aber in einer Art und Weise zur Verfügung stehen wie ich es Ihnen gerade gezeigt habe. Und wichtig ist auch: Dieses zur Verfügung stehen von Büchern - die Trennlinie zwischen Kommerz und freiem Umgang auf Grund von Piraterie ist im Wesentlichen auch schon unterwandert - gehört auch zu dem Gesamtbild, das ich Ihnen präsentieren will. Ich lasse es einmal dabei und verspreche Ihnen, dass ich das nächste Mal mit diesem Schocker http://philo.at/wiki/index.php/Datei:Bt1-kate.png dann beginnen werde.


Danke.


Transkript von Moritz