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Version vom 25. Januar 2012, 17:40 Uhr von DER.READA (Diskussion | Beiträge) (Naming und Eigentum: Exkurs über die „Expertokratur“)
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Einleitung


Ich machs mal anders; ich spiele Euch zur Einleitung von einer Reihe von Sache die ich heute Sagen will ein kleines You Tube Video vor, damit wir wieder ein wenig reinkommen in den Bereich, obwohl Sie das ein wenig wundern wird, was sie jetzt hier sehen, im Zusammenhang nämlich mit der Fragestelleung:

Video


Also sehr stark ist die Werbeabteilung dieser Firma noch nicht, denn sonst würde sie offenbar einen Image-Film oder irgendetwas produzieren, was diesem Produkt besseres aussehen verleiht. Aber sie haben 2 entscheidende Termini gehört auf die ich dann zurückkommen werde, im Laufe dessen, was ich ihnen heute sage. Das eine war „uneducated women“ und das andere war „their creativity“. Es hat natürlich auch etwas mit Handwerk zu tun, weil das ist experties im Umgang mit Plastik-Schneiden. Ich komm auf diese Sachen noch zurück heute und beziehe sie auf den Inhalt meiner Vorlesung.


Rückblickender Ausblick

In der Zeit meiner Abwesenheit sind eine Reihe von Impulsen und Gedanken produziert worden, die darauf hinweisen, dass das nicht einfach eine Abstrahlung von Wissen von vorne ist, sondern das um das Reizwort zu werden, hier tatsächlich Bildungsprozesse stattfinden, wo ja jeder sich darüber mehr oder weniger im Klaren ist, dass Bildungsprozesse genau zweiseitige Prozesse sind; also nicht darin bestehen, dass man einen Service in Anspruch nimmt, -Bildung ist kein Service in dem Sinn-, sondern Bildung ist etwas was eine Responisbilität verlangt und so etwas ist an wichtigen Punkten tatsächlich passiert. Ich werde auf diese Hinweise zu Volkswirtschaft und Bildung als Ware dann auch in weiterer Folge dieser Vorlesung zu sprechen kommen, möchte aber den Einsatz mit einer Stelle bzw. zwei Stellen aus Platon machen, um ihnen kurz vor Augen zu halten, wie es jetzt noch weitergehen wird. Wir haben vor einem Monat geschlossen mit Hinweisen über xml, über die Technik der Auszeichnung von Texten, insbesondere von Metadaten die es möglich machen, dass man mit gegenwärtigen Web-Technologien und Skripts über das Web Metadaten von wissenschaftlichen Resultaten automatisiert, abfragt, in geeignet präparierten Archiven und diese so erlangten Metadaten aufbereitet, weiterverarbeitet und einbaut in den weiteren Forschungszugang. Da wird im Laufe der Vorlesung noch einiges zu sagen sein. Ich gehe aber jetzt durch den Einschnitt den es hier gibt zurück in die tiefe Vorgeschichte bzw. in die tiefe Geschichte der Philosophie und versuche einiges über das Thema Wirtschaft und Bildung, Geld und Persönlichkeitsentwicklung Ihnen vor Aufgen zu führen, um nochmal wiederum zurückzugehen; -erinnern Sie sich an den Anfang wo ich Ihnen etwas von Pythagoras vorgestellt habe und von der griechischen Vorstellung eines gewiegenen, wohlausgebildeten und in den damaligen Weltzusammenhang bestens vernetzten Philosophen.

Implikationen von Bildung und Erziehung: Erwerb, Geld

Platon, Sokrates und die Apologie

Die beiden Hinweise auf Platon-Stellen mit denen ich jetzt beginnen werde, sind also wirklich drastisch. Die Philosophie die sich abschleift, die den Sokrates und den Platon immer wieder quasi als Ursprungsheilige versteht und das schön- und hinraufredet, tut gut daran hin und wieder sich vor Augen zu halten, was für ein bissiger, witziger, polemischer Autor z.B. Platon gewesen ist, -wenn weiß nicht genau was das beim Sokrates ist- und die eine Polemik die ein bischen verhüllt, aber dann doch auf eine faszinierende Art und Weise ich Ihnen vorstellen werden. Dieses findet hauptsächlich statt in der Verteidigungsrede vom Sokrates, in der Apologie, in der er sich an das Athener Tribunal wendet und so beginnt:

Man wirft dem Sokrates vor, er mache lauter Blödsinn, dass er sich über Gott und die Welt lustig macht, er sollte dem Aristophanes nicht glauben, der so einen Sokrates vorgestellt hat; so ist Sokrates sozusagen rübergekommen bei einigen Leuten. Sokrates sagt, ihr kennt mich doch selbst, ihr habt mich reden hören, ihr braucht nicht nach dieser Form von ein bisschen diffamierender Komödie zu gehen und dann, sagt er aber und das ist der Punkt um den es mir jetzt geht. Es ist weder hieran etwas noch auch wenn Ihr etwa von einem gehört habt, ich gebe mich dafür aus Menschen zu erziehen und verdiene Geld damit; auch das ist nicht wahr. Da spricht er direkt die Situation der Sophisten an, die ich Ihnen ja schon dargestellt habe, die Wanderlehrer, die Trainer die Gruppen- und Management Berater, die an dieser Stelle nach Athen kommen und es gibt sozusagen Hinweise darauf, dass Sokrates mit denen in die selbe Linie gestellt worden ist. Er sagt das ist nicht der Fall, denn die verlangen dafür Geld. Ich verlange kein Geld dafür, denn -und er spricht erst mal gar nicht dagegen-, und auch das erscheint mir meines Teils wohl etwas Schönes zu sein, wenn jemand im Stande wäre, Menschen zu erziehen, wie Gorgias der Leontiner, Brodikos von Keos und Hippias von Elis, das sind Sophisten. Denn diese alle ihr Männer verstehen das in allen Städten umherziehend, die Jünglinge die dort unter ihren Mitbürgern zu wem sie wollten sich unentgeltich halten könnten, diese überreden, sie mit Hintansetzung jenes Umgangs sich Geld bezahlend zu ihnen halten. Also unentgeltlich könnten sie sich bei den Mitbürgern kundigen wie bestimmte Sachen sind, aber die Sophisten kommen und überreden sie dazu, Geld zu zahlen für diese Ausbildung und dann noch dankbar zu sein. Nun kommt der wirkiche „Punch“, ich lese Ihnen das mal einfach vor, weil es so schön ist:


Apologie 19a passim

Ja es gibt auch hier noch einen andern Mann, einen Parier, von dessen Aufenthalt ich erfuhr. Ich traf nämlich auf einen Mann der den Sophisten mehr Geld gezahlt hat als alle übrigen zusammen, Kallias den Sohn des Hipponikos. Diesen fragte ich also, denn er hat zwei Söhne: Wenn deine Söhne, Kallias, sprach ich, Füllen oder Kälber wären, wüßten wir wohl einen Aufseher für sie zu finden oder zu dingen, der sie gut und tüchtig machen würde in der ihnen angemessenen Tugend, es würde nämlich ein Bereuter sein oder ein Landmann, nun sie aber Menschen sind, was für einen Aufseher bist du gesonnen ihnen zu geben? Wer ist wohl in dieser menschlichen und bürgerlichen Tugend ein Sachverständiger? Denn ich glaube doch du hast darüber nachgedacht, da du Söhne hast. Gibt es einen, sprach ich, oder nicht? O freilich, sagte er. Wer doch, sprach ich, und von Wannen? Und um welchen Preis lehrt er? Euenos der Parier, antwortete er, für fünf Minen. Da pries ich den Euenos glücklich, wenn er wirklich diese Kunst besäße und so vortrefflich lehrte. Ich also würde gewiß mich recht damit rühmen und groß tun, wenn ich dies verstände, aber ich verstehe es eben nicht, ihr Athener.

Analogie zur Veranschaulichung: Waschmaschine

Also der Punkt ist einfach atemberaubend und total ins Zentrum. Wir wissen wenn es darum geht, dass wir eine Hühnerhaltung haben, oder eine Nutztierhaltung oder etwas anderes, dann wissen wir, was wir brauchen in der normalen Ablaufgeschichte unseres Lebens. Welche Ratschläge wir nehmen, wo wir naschauen müssen und wen wir brauchen, um uns die richtigen Sachen diesbezüglich zu sagen. Das ist eine Sache die sehr wohl -auch mit Maschinen natürlich, wenn sie eine Waschmaschine haben, und die Waschmaschine ist zu pflegen, irgend eine andere Heizung oder sowas, dann rufen Sie die entsprechenden Service-Leistungen und da gibt es keine wirkliche Zweifel, das ist eingerichtet nach der Gewerbeordnung, nach den entsprechenden Vorschriften. Da kann man einen besseren oder schlechteren Preis dafür kriegen, da gibts natürlich einen großen Spielraum für Vereinbarungen, aber diese Form von Sachangemessenheit ist eine die sich sehr wohl auf Geld basierend, -auf Kompetenz, aber auch Geld baiserend-, in der Gesellschaft durchführen lässt. Da gibt es vielleicht Klagen oder sowas ähnliches, aber es gibt keinen prinzipiellen Dissens darüber, z.B. wie eine Waschmaschine zu warten ist, auf die richtige Art und Weise.


Konkretierung

Nun, jetzt sind aber die Menschenkinder keine Waschmaschinen und keine Kühe und stellen die Eltern vor die zentrale Frage: was wird mit denen, wie pflege ich sie, wie soll aus denen was werden. Erinnern Sie sich an den Türken, den ich ganz am Anfang angesprochen habe, der gesagt hat er setzt auf Bildung und nicht darauf, dass die Kinder möglichst bald verdienen gehen. Das heißt die Eltern haben diese Sorge und weil das die Zukunft der Familie und die Zukunft des Staates ist, haben auch Staaten diese spezielle sorge. Die Frage ist nun: wie wird das geregelt und an der Stelle ist der Punkt, bzw. ein ganz massiver Punkt des Entstehens der Philosophie die Sie alle studieren oder halbstudieren oder was immer, werktätig studieren; Da Sokrates die Frage aufwirft, geht es mit dem Erziehungsprozessen von Menschen, so ähnlich wie mit Waschmaschinen: dass man nämlich ein entsprechendes Geld für den Service-Betrag zahlt oder ist das an der Stelle nicht die richtige Herangehensweise für die Gesellschaftliche Aktivität, durch Erziehungsprozesse Menschen für die Zukunft vorzubereiten. Und als ob das faszinierend und frappierend genug wäre, geben ich Ihnen noch gleich eine zweite Stelle, die eine Aussage darüber enthält, welche Auffassung Sokrates für diese Frage vorträgt. In der Apologie sagt er ja noch „ausgezeichnet, gut für sie, wenn sie es schaffen Geld dafür zu kriegen, ich beneide sie nicht, ich wünsche ihnen Glück.“ Ein bischen sokratische Ironie ist dabei zu bemerken. Die sokratische Ironie nimmt noch einen weiteren entscheidenden Dreh, wenn Sie sich die folgende Stelle aus dem Kratylos ansehen. In dieser Stelle geht es auch vom Kontext gesprochen darum, dass es um die Namenstheorie geht. Kratylos ist berühmt als der Dialog, in dem Platon sich Gedanken darüber macht, unter welchen Bedingungen nennen wir etwas, welche Benennungsweisen kann es geben, worauf basiert unsere Verwendung der Namen. In diesem Zusammenhang sagt Sokrates nun das folgende:

Kratylos 384 b-c

„Es ist ein altes Sprichwort, Sohn des Hipponikos, daß das Schöne schwierig ist, zu lernen wie es sich verhält und so ist auch dies von den Wörtern kein kleines Lehrstück. Hätte ich nun schon bei dem Prodikos seinen Vortrag für Fünfzig Drachmen gehört, den man, wie er behauptet, nur zu hören braucht um hierüber vollständig unterrichtet zu sein, dann sollte dir nichts im Wege stehen sogleich das Wahre über die Richtigkeit der Benennungen zu erfahren. Nun aber habe ich ihn nicht gehört, sondern nur den für Eine Drachme, also weiß ich nicht, wie es sich eigentlich mit dieser Sache verhält. Gemeinschaftlich jedoch mit dir und dem Kratylos sie zu untersuchen bin ich gern bereit. Daß er aber leugnet Hermogenes sei in Wahrheit dein Namen, damit merke ich beinahe daß er spöttelt. Denn er meint wohl gar du möchtest gern reich werden aber gar nicht wie vom Hermes abstammend, verfehltest du es immer."



Naming und Eigentum: Exkurs über die „Expertokratur“

Die Pointe, also um es ein bischen ausweichend zu formulieren, ist es im Nachdenken über „naming“, über Benennung von Dingen, ist es da auch so, dass es die entsprechenden Regeln gibt, so wie beim Waschmaschinenservice, die man sich kaufen kann, um zu wissen, was eine richtige Antwort auf die Frage ist, wie gehen wir mit Namen um. Ich lass mich da jetzt nicht weiter ein darauf, nur ein, zwei Sätze um deutlich zu machen, in welche Richtung das Problem aufzureißen ist: Wer einen Namen verdient, wer unter welchen Umständen einen Namen hat, wie Namen verwendet werden dürfen in bestimmten Kontexten, wie sich -um eine ganz moderne Sache zu sagen-, Namen und Notwendigkeit, (es gibt eine ganz berühmte Vortragsreihe von Saul Aaron Kripke - „Naming and necessity“ wie sich Namen zu Notwendigkeit verhalten, ich belasse es dabei -, das sind Fragen die entscheidend in Grundbeziehungen unserer gesellschaftlichen Konventionen hinein gehen und die darum, nach dem was Sokrates an dieser sozusagen indirekt sagt, -er sagt es nicht, aber das ist das was dahinter steht-, die darum nicht wirklich geregelt werden dürften, über die Bezahlung von Experten die einem sagen, wie man mit Namen umgeht. Ich sage Ihnen ein Thema das die selbe Frage für unsere Sachen schon aufgeworfen hat, noch weiter aufwerfen wird. Wenn Sie statt Namen z.B. Eigentum ansprechen, wenn sie einen Eigentumsbegriff haben wollen und insbesondere einen Eigentumsbegriff in Zusammenhang mit digital vorliegenden Inhalten, dann haben Sie hier ganz handgreiflich, in der gegenwärtigen Situation wiederum noch immer diese Disjunktion, nämlich die großen Firmen mit ihren Patenten und copyright-Ansprüchen, die sich genau mit Experten ausstatten, mit Portfolios in denen sie Softwarelizenzen- und Patente sammeln und mit großen Firmen, die ihren Eigentumsbesitz verteidigen, durch Sachkenntnis mit einer großen Anzahl von juridischen Regelungen die noch dazu natürlich transnational sind. Also das sind in meiner Story hier jetzt die Sophisten, die, wenn sie mehr gezahlt kriegen, eine größere Anzahl von Eigentumswerten zu gewährleiten vermögen. Darum verlangen sie das Geld, dass man sich sozusagen an sie wendet, um gesagt zu bekommen, das ist dein Eigentum. Auf der anderen Seite die mehr der Philosophie, dem Sokrates und dieser Tradition nachhängen, die sagen: Was Eigentum ist, lass ich mir nicht von einem hochbezahlten Rechtsanwalt erklären der das deswegen macht, weil er …(punkt punkt punkt). Waschmaschinen passen an der Stelle nicht ganz, weil die sozusagen konstruiert sind. Eigentum ist nicht eine natürliche Sache, die von sich her die richtige Wartung und Pflege braucht, so als müssten wir es nur abstauben und dann würde man sehen was es ist, sondern Eigentum ist etwas, wo alle mitreden können. Das ist ein ganz entscheidender Punkt auf den ich jetzt auch nicht näher eingehen kann. Die Fragen der Gesellschaft, -wir werden im Zusammenhang mit dem Staat und der Wirtschaft darauf kommen-, die Fragen der Gesellschaft, wie z.B. Eigentum oder in modernerem Fall z.B. Meinungsfreiheit, Privacy als Persönlichkeitsrechte, sind Themen in denen alle mitreden dürfen und in dem Moment in dem alle mitreden dürfen, ergibt sich eine Gegenposition gegen die Expertokratur. In einem Staatswesen nämlich, das nach demokratischen Prinzipien verfährt, ist dieses Mitspracherecht aller Personen eine konstitutive Größe dafür, was dann dabei herauskommt und nicht einfach das was im Gesetz steht. Die Philosophie in der Sokrates-Tratidion optiert also dafür, dass es nicht auf den Geldbetrag ankommt der an der Stelle eine Rolle spielt.

[Wortmeldung_1]

Die Ökonomen sagen, man muss den Leuten ein Geld für dieses Wissen geben, das sie produziert haben, damit sie überhaupt einen Anreiz haben, Wissen zu produzieren. Wenn man sich hinsetzt und irgendwie Krebszellen forscht um ein neues Medikament herzustellen, muss man ihnen helfen. Wenn man ihnen das Geld gibt, dann sind sie bereit nicht nur das Medikament herzugeben, sondern auch das Wissen, woraus das Medikament erst entsanden ist. Das heißt eine Ordnung in der Eigentum bzw. Wissen nicht irgendjemanden gehört, sondern gemeinschaftlich produziert und verbreitet wird, müsste auch ein anderes System stützten. [Wortmeldung_Ende]

Das ist 100%ig richtig. Die heutigen Ökonomen sagen, dass man für Copyright und für Patente die folgende Begründung anführen kann. Die Leute würden das niemals machen was letztlich gemeinschaftsfördernd ist, wenn sie nicht die Gelegenheit erhalten würden, dafür auch ein Entgelt/Lebensunterhalt und darüberhinaus zu lukrieren. Das ist eine der zentralen Argumentationen für das Regime des Copyrights- und Patentwesens im sogenannten Immaterialgüterrecht. Das ist, -da werde ich in weiter Folge noch darauf kommen-. eine Reaktion schonmal darauf, dass die gewöhlichen Einschränkungen für Wirtschaftsgüter, für materiale Güter so aussehen, dass materiale Güter immer beschränkt sind, dass es sozusagen immer ein Griss um sie gibt, um es wienerisch zu sagen. Da heißt sie sind immer zu wenig da. Es gibt in der Tradition des Globus, -es gibt natürlich einen bestimmten Überfluss-, aber man kann sagen, dass es Wirtschaft im traditionellen Sinn nur unter der Bedingung des Mangels gibt, Mangel an Rohstoffen, an Arbeitskraft, darum muss verteilt werden und die Verteilung läuft nach bestimmten Prinzipien; ich komm dann auf Aristoteles zurück.


Der Mangel als Motor des Betriebes

Die eine überraschende Geschichte die ich hier jetzt auch gleich festhalten möchte, aufgrund ihres Beitrags passt es hier ganz genau. Die eine wichtige Geschichte, wenn wir in der Philosophie sind und überhaupt in der intellektuellen Produktion, ist die, das es diese Art von Mangel in der geistigen Produktion nicht gibt, weil ich ein Gedicht, wenn ichs einmal auswendig gelernt habe, aufsagen kann und anderen Leuten mitteilen kann, anders als einen Apfel. Wenn ich einen Apfel gegessen habe, kann ich den Apfel dem Anderen nicht mehr geben, wenn ich ein Gedicht auswendig gelernt habe, dann kann ichs dem Anderen geben und es bleibt mir selber auch. Das ist sozusagen eine grundlegende Konstellation in der geistigen Produktion andere Verhältnisse herrschen. Um die Sache jetzt aber in den Wirschaftszusammenhang zu bringen, -das ist das worauf sie hinweisen-, muss ich einen (künstlichen) Mangel erzeugen, der einhergeht mit einem „insentiv“ für Leute unter Mangelbedingungen etwas zu produzieren, um davon selber zu profitieren. Die Rolle des geistigen Eigentum besteht nun unter anderem darin, dass man Produkte der (intellektuellen) Tätigkeit von Menschen mit in eine neue Kategorie fasst. Eine dieser Kategorien ist geistiges Eigentum. Das, sagen die Ökonomen schon seit längere Zeit, geht bereits akut in die Vorlesung hinein, weil der Hinweis auf das geistige Eigentum ist der Hinweis unter dem gleichzeitig Bücher, Wissenschafts- Forschung, Expertise sozusagen weggesperrt und für einen hohen Preis verkauft werden. Die Kenntnis, -wenn ichs jetzt bei den Drachmen lasse-, ist die, ich kann direkt Sokrates anwenden: Es tritt jemand auf und sagt wie das mit genau mit der Benennung ist, wenn du ihm was zahlst und wenn du das gesgagte nicht weitergibtst (mit der Androhung einer Klage). Ich kann das Gesagte nicht mehr wegnehmen, wurde es einmal gesagt; das ist das besondere, die Ansteckungskraft des Wissens, das hat etwas mit Geist zu tun, wenn ichs ganz pathetisch sagen will. Meine Bemerkung nochmal wiederum auf das was Sie sagen, geht zunächst nur darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man einen Staat braucht, der ein Rechtssystem einrichtet, das dann genau das möglicht macht, dass jemandem verboten werden kann, Wissen oder was auch immer weiterzugeben. Das ist die staatlich, fürstlich eingerichtete Instanz der Sanktionierung von Copyright und Patentforderungen. Was ich damit sagen will ist, dass die Betrachtung darüber, welche Ausschlussmechanismen im Zusammenhang mit intellektueller Produktion stattfinden, das ist in einem Sinn menschlich konstruiert, juridische Fesetzung wie es in anderen Zusammenhängen nicht ist und darum ist natürlich die Frage interessant, wie man dies anderes regeln könnte. Und das ist das Prinzip des „open access“, der freien Zugänglichkeit von Forschungsresultaten. Ich sage nicht, dass das eine Patentlösung -um das Wort zu verwenden- ist, aber wir sind damit jetzt im Bereich, den unsere Vorlesung auch quasi betrifft.

Bildung als Ware

Damit Sie sehen was ich mache, werde ich zunächst mal auf die Bildung als Ware noch einmal eingehen und geh dann über zum Aristoteles, wobei dieser eine (intuitive) Panoramasicht der Entstehung des Staates und der Entstehung der Wirtschaft vorgelegt hat, in der erstens mal beschrieben wird, wie es zu Eigentum, zu Handel und zu Geld kommt und der auch in diesem Zusammenhang die Frage des Stellenwertes intellektueller Produktion aufwirft, also ein locus primus des Problems, von dem dann vieles ausgehen wird. Manche von diesen Aussagen des Aristoteles sind gerade heute eindrucksvoll aktuell. Ich mache darauf aufmerksam, dass der Eintrag Bildung und Ware von SpoX verfasst wurde, der hier wirklich eine eigene Vorlesung gestaltet hat, mehr oder weniger, die ich Ihnen auf jeden Fall zur Lektüre empfehle (Link zu Bildung als Ware). Ich knüpfe daran an und gehe in eine bischen andere Richtung zum Teil. Wenn schon solche Beiträge kommen, dann soll man die auch verwenden um ein bischen erweiterte und nebenherlaufende und divergente Themenbereiche anzusprechen. Worauf zunächst einmal hingewiesen wird ist, dass in einem Zusammenhang den man als Wissensgesellschaft gut beschreiben kann: Die Rolle von Bildung -jetzt einemal im Sinn von Ausbildung- wird zunehmend wirtschaftsrelevant. Es ist ja auch schon in der Entstehung z.B. der Nationalstaaten im 19 Jh. spätestens deutlich geworden, dass so etwas wie allgemeine Schulausbildung nicht einfach nur eine menschenfreundliche Tätigkeit ist, und nicht etwas ist, was man den Klosterschulen überlassen kann. Die Klosterschulen die quasi vorbereitet haben auf die Verwaltung des spirituellen Erbes und darauf geachtet haben, dass ein Volk näher zu Gott gerät, sondern, dass Schuldbildung im Sinne von Alphabetisierung im Sinne von Kompetenzerwerb Wirkungen hat, die sich im Handeln in der Wirtschaft auswirken, also basic skills, auf die man aufsetzten kann, wenn man Fabriken baut, wenn man in bestimmte Projekte investiert. Diese Zusammenhänge haben sich zugesptitzt; hauptsächlich an der Stelle sind sie in einen neuen Aggregatszustand gekommen, in dem die Industriegesellschaft mit den Hochöfen und mit den Bodenschätzen und mit der Schwerindustrie nicht mehr die allesbestimmende Größe ist, sondern in denen sie mit Kommunikation, Computertechnik, Verntzungstechnik Dinge produzieren können, Reichtum produzieren können, die nicht mehr an den Handfesten materiellen Gegebenheiten liegen, sondern an Organisationsprinzipien, an Geschwindigkeit, an Innovationspotenzial. An der Stelle kriegt das Bildungswesen jetzt einen neuen Dreh. Ein Bildungswesen das in unserem Zusammenhang immer von dieser konstitutiven Zweideutigkeit geprägt ist, auf der einen Seite Ausbildung zu sein; -und Ausbildung ist etwas was ganz einfach fit macht für das Leben: nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Das muss so ausschauen, dass man es wirklich auch umsetzen kann. Und zweitens aber, das im deutschen Kontext Bildung in einem höheren Sinn, in der Persönlichkeitsbildung. Diese leitet sich her, auf der einen Seite in näherem Zusammenhang als letzte Verfallserscheinung aus dem Bildungsbürgertum: (es gibt die Leute die ins Burgtheater gehen, die den Karajan gut finden, die Raffaelo in ihren Wohnzimmern hängen haben, gesammelte Klassik-Ausgaben) das sind alles noch Sachen die bei uns rein wirken, mit Ausbildung nichts zum tun hat, was aber einen geschichtlich-traditionellen Zusammenhang herstellt zur deutschen Klassik und die deutsche Klassik wiederum greift zurück auf das griechische „paideia“, das platonische Bildungsideal. Diese (zweischneidige/doppelte) Form von Bildung kommt jetzt -und da bin ich bei meiner Klickbox- in Bedrängnis. Etwas additionelles: Ich nehme die Klickbox als Beispiel, als Gedankenexperiment, als Sandkiste in der man sich mit der Frage beschäftigen kann: wie steht es mit Erziehung und Innovation und Wirtschaft unter Bedingungen von postindustrieller Entwicklung?


Beispielhafte Anwendung

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Das sind PET Flaschen, abgeschnitten irgendwo. Der untere Teil ist entsprechend ausgeschnitten in dieser Lappenartigen Situation. Unterlegt sind die PET Flaschen mit Papierservietten-Mustern, drei mal lackiert und so organisiert, dass man diese Lappen runterklappen kann und dann hat man eine Box, eine Geschenksbox in die man was reintun kann. Das ist ein wirklich materiell unerhebliches Ding, liegt alles auf der Straße herum, mehr oder weniger, das kostet fast nichts (Erhätlich 1060 Wien - 9.90€). Die neun Personen die in dem Video genannt werden sind mitlerweile 16 und die Frage ist, was ist da, was tut sich da. Es ist ein Musterbeispiel dafür, was passiert, wenn eine (innovative) Idee in einen Zusammenhang hinein kommt, in dem diese vom Material her vollständig vernachlässigbare Realiserung der Idee international verbreitet wird „with the klick of a thumb“. Die machen ein You Tube Video, dieses kostet sie nichts, 40. Klicks haben sie „in no time at all“ und das Vertriebsnetz von diesen Dingen ist in kürzester Zeit vorhanden. Wenn Sie in die entsprechenden Geschäfte gehen, haben sie dort eine Wertschöpfung von ungeahntem Ausmaß. Ich will das deswegen extra als Gegenbeispiel anführen, für die mit recht viel verlästerte illusorische Wertschöpfung des Umgangs mit Geld, die dadruch entsteht, dass sie internationale Finanzströme haben, die nach einer Logik vor sich gehen, die nicht mehr gebrembst ist durch irgendwelche Absehbarkeiten, nationale Kontrollierbarkeit. Diese Sache breitet sich genau mithilfe des Internets in einer überraschenden Art und Weise aus und erzeugt Reichtumg und an dieser Stelle Reichtum für arbeitslose Frauen in Südafrika. Das ist eine Kombination von Handwerk und Idee, also von einer Expertise, welche nach meinem dafürhalten die Rolle des Bildungsbegriff einnimmt. Also statt sich darauf zurückzubeziehen, dass es um Persönlichkeitsentwicklung geht, was in unserem Kontext die Anknüpfung an die schöne Vergangenheit ist, ist ein solches Projekt, „Enpowerment“ sagt die Frau die es vorstellt, eines, das über den Markt läuft. Durch die Gute Idee wird Geld erzeugt und gleichzeitig in der Wahrnehmung dieser Funktion eine Vervielfältigung -das ist nicht patentiert, keine Rechtsanwälte stehen dahinter. Das ist sozusagen Generierung, Erzeugung von Reichtum und insofern geldabhängig durch Ideen, durch Innovation, und durch Globalisierung. Die Aufgabe für Philosophie sehe ich darin, wenn man im Hinblick auf freien Austausch von Forschugsresultaten geht, mit solchen Ideen druchzukommen; also Ideen zu erzeugen die durchaus auch wirtschaftlich wertvoll sein können, sich nicht der juridischen Situation bedienen und sozusagen darauf bestehen, sondern die Mittel die im speziellen im Internet zur Verfügung sind, zu nutzen, um philosophische Inhalte zirkulieren zu lassen.

Nährstand, Wehrstand, Lehrstand: Reflexionen

Das letze was ich diesbezüglich noch sagen will an der Stelle ist das Folgende: wiederum von SpoX der Adam Smith zitiert und darauf hinweist, dass schon in der frühen Neuzeit darauf abgehoben worden ist, dass wir in Bildung investieren, dass wir in die Fähigkeit von Menschen kreativ tätig zu sein investieren. Solange es Bedingungen der klassischen Mangel-Wirtschaft gegeben hat, war es relativ umrissen zu sagen, es gibt den Wehrstand, den Nährstand und den Lehrstand. Das große Erbe der Bildung besteht darin, dass die Leute die sagen wo es lang geht, sich in bestimmten Punkten entwickelt haben, nicht alle aber viele haben sich entwickelt, in einen Bereich von Demokratiserung, Emanzipation, alle Menschen sind gleich und haben das gleiche Recht auf Güter und ein geglücktes Leben. Die haben das gesagt, diese Ideale aufrecht erhalten, haben das verkündet, von der Kanzel, in den entsprechenden Traktaten, Diskussionen usw. und zwar in einer Situation in der der Nährstand für das schlichte Überleben mit Sicherheit notwendig war um die überhaupt zum predigen kommen zu lassen. Es ist natürlich auch immer so, dass man ohne handgreiflich etwas zu essen nicht denken kann, aber diese Dinge haben sich ineinander geschoben durch die zunehmende Vergeistigung der Wirtschaftsproduktion und die zunehmende Ökonomisierung und Finanzabhängigkeit der geistigen Produktion: z.B. Prof. xy ist Kundenmagnet: eine österreichische Bank listet in ihrem Jahresbericht einen Professor der Philosophie als Kundenmagneten. Diese zunehmende Verwirtschaftlichung der geistigen Produktion und das eine womit ich jetzt schließen will ist eine Bemerkung die ich hier drinnen zitiert habe aus der Aristoteles Diskussion, dass nämlich paradoxerweise einerseits die Schule die Schüler wenig auf das zukünftige Wirtschaftsleben nach den Vorstellungen der Wirtschaft vorbereitet, andererseits die Besten der Besten sich natürlich unglaublich fix in der freien Wildbahn, sprich Business zurechtfinden. Das seh ich als eine Diagnose die ich bestätigen kann, und die Sie nebenbei vermutlich selbst verwenden werden als Absolvierende der Philosophie. Gerade in der Philosophie aber gibt es witzigerweise relativ viel von dieser Art der Kompetenz. Einfach dadurch was in und durch die Philosophie vermittelt wird und das gerade dies für die Orientierung in der Welt/Wirtschaft zuträglich ist.

[Wortmeldung_2] Die Situation wie lang diese Klickbox in und mit diesem Kontext leben kann, hängt auch davon ab wie erfolgreich sie ist. Das heißt, wenn sie sehr bzw. zu erfolgreich wird, dann wird sicherlich ein entsprechender Kopf daran hängen, der das dann auf sich fixiert und versucht auszunützen. [Wortmeldung_Ende]


Unix-Systeme

Ich habe ein bischen einen Hintergedanken mit dem Bsp. der Klickbox, den Sie mir herauslocken. Es gibt ein Produkt in Südafrika im IT - Bereich das ähnlich angefangen hat, das heißt Ubuntu. Ubuntu ist eine Linux Distribution die also das freie Betriebssystem Linux auf eine Art und Weise kombiniert: also den Betriebsystemkern von Linux zusammen mit dem von Richard Stallman hauptsächlich angestoßenen Gnu-Tools zusammenpackt in eine CD/DVD, die innerhalb von fünf Jahren eigentlich fast allen freien Linux-Systeme überholt hat. Ubuntu ist extrem bedienungsfreundlich, in vielen Varianten vorzustellen. Shuttleworth heißt der Typ der das in Südafrika entworfen hat und der natürlich ein reicher Industrieller ist, der aber zweitens zwar versucht damit Geld zu machen, aber damit auch Dienste anbietet, also Installationshilfe, zusätzliche Netzdienste, Kofigurations- und Spezialgestaltungswünsche, dass man sagt: ihr bekommts die Basis frei, und der Rest das sind größtenteils Idealisierungswünsche liegt als Sonderangebot für den kleinen bereit. Das reduziert in keiner Weise die Leistung von dem was frei zur Verfügung gestellt wird. Mit dem Erfolg einer Idee geht eine ganze Reihe von Möglichkeiten einher, damit Geld zu machen, die nicht einfach darauf beruhen, dass man das ganze sozusagen als TradeMark einreicht. Es ist derzeit unklar ob auch Ubuntu sich in diese Richtung weiterentwickeln wird. Es gibt verschiedene Optionen. Wortmeldung3: 1:00:40 [leider schwer verständlich]


Leistungsindex von Volkswirtschaften

Wenn Sie nach SOLOW oder ROMER im Wiki suchen, finden sie die Hinweise diesbezüglich. Dass man nämlich genau in der Volkswirtschaftslehre, versucht hat die Leistungen einer Vokswirtschaft und dazu auch noch die Steigerungsrate einer Leistung einer Volkswirtschaft in bestimmten Formeln zu fassen. Die Formel mit denen man begonnen hat sind formeln die letztlich auf Aristoteles zurückgehen, aber dann auf Adam Smith und Karl Marx die etwas zu tun haben mit dem zur Verfügung stehendem Kapital, dem zur Verfügung stehenden Grundbesitz, der Arbeitskraft, Maschinen und zusätzliche Immobilien und so, kann man zu einer Formel zusammenstellen die in etwa ein Maß für die Leistung und deren Steigerung in einer Volkswirtschaft angibt. Und was man seit den 50er und 60er Jahren festgestellt hat ist, dass diese Formel nicht mehr ganz stimmt. Weil der Wert den diese Volkswirtschaften produziert haben deutlich über dem liegt was die Formel hergeben würde. Das ist plötzlich alles viel mehr Wert gewesen. Der Grund warum das so war ist kein großes Geheimnis, weil Werte erzeugt worden sind, durch den technologischen Fortschritt, weil in dem Moment, in dem man eine bessere Maschine hat, man mehr Produktivität erzeugen kann, d.h. der ständige Input von Innovation in die Wirtschaft ist ein eigener Faktor. Robert Solow der den Nobelpreis dafür bekommen hat, war der erste der das ausbuchstabiert hat und einen Faktor für technische Innovation hinzugefügt hat, damit die Formel wieder stimmt. Dieser Faktor der technischen Innovation war aber ein sogenanntes exogenes Moment, das wird sozusagen eingeflößt in die Wirtschaft aufgrund von Entwicklungen die ganz wo anders stattfinden, also so also ob die Konstruktion eines geschickteren Traktors im Kopf einer Person stattfinden würde und dann wird sie importiert vom Kopf der Person oder vom Design, vom Patentamt wird sie importiert in die Wirtschaft und mit der Wirtschaft hat das nicht wirkich etwas zu tun. Es ist eher ein glücklicher Zusatzeffekt von außen. Der nächste Schritt sind die endogenen Faktoren. Paul Romer war jemand, der als erstes ein volkswirtschaftliches Modell vorgelegt und in den U.S. Amerikanischen Diskurs hineingebracht hat, wo er gesagt hat, die intellektuelle Arbeit ist intern, ein interner Wirtschafts-faktor selber. Also man muss sehen, dass das nicht etwas ist, was uns von außen geschenkt wird, sondern dass die Wirtschaft selber verwantwortlich ist dafür, dass sie Bedingungen schafft und befördert, in denen geistige Arbeit eingehen kann in die Wirtschaft um die Wirtschaft zu vergrößern.


Intellekt und Erwerbswirtschaft

Das ist genau ein schönes Beispiel für diese „Doppeltheit“ die heute bereits zur Sprache kam; dass auf der einen Seite intellektuelle Kapazitäten eingefangen werden in die Wirtschaft und da hört man unter dem Schlagwort: -Heutzutage ist Nachdenken nurmehr etwas wert, wenn es sich auszahlt-. Das ist ein bischen am Anfang von „Bildung als Ware“, das ist tatsächlich ein Faktor, mit dem zu rechnen ist; -also die Ökonomisierung der geistigen Produktivität. Es kann nur gut sein, wenn ich eine Einladung zu einem Vortrag bekomme und ich werde gefragt: „Wie viel wollen sie dafür?“, da bin ich ständig in dieser sonderbaren Situation, einerseits zu sagen, ich werde vom österreichischen Staat dafür bezahlt, dass ich denke und das auch weitergebe. Es ist ja lächerlich, wenn ich dafür noch extra Geld verlange. Das ist das eine. Das gibt natürlich an vielen Stellen wo die einladende Instanz auch sozusagen entsprechend nahe diesem Gedankenkreis ist. Aber wenn ich -ich hab noch von keiner Bank was bekommen, aber sagen wir mal von anderen Bereichen in denen es durchaus so ist, dann steh vor der wirklich schwierigen Situation mich fragen zu müssen: wenn ich jetzt nicht sage, ich will 400€, dann sagen die: das ist nichts wert.

Auf den Einfwurf eines Studenten, in dem das letztgesagte angewandt wird auf die Situation mit den Studienbeiträgen: ~wir alle werden dafür bezahlt, dass wir lernen~ (und unsere Ausbildung vom Steuerzahler finanziert bekommen, zumal wir keine echten Studiengebühren bezahlen), folgen mehrere Wortmeldungen. HH hält die Aussage des Studenten für etwas rigoros und rät zur Vorsicht: „sie kriegen einen Bonus für drei oder vier Jahre fürs Bachelor-Programm und das ist eine Investition, die der Staat für seine eigene Zukunft macht. Das ist so etwas wie ein Versicherungsspiel: manche verwenden es, manche nicht, manche werden extrem kreativ und produktiv und andere vertun es eben, und nach drei oder vier Jahren müssen sie zahlen. Das wär zum Beispiel eine Möglichkeit. Ab einen gewissen Zeitpunkt verliert man den Stipendienanspruch bzw. muss man für die Studien etwas zahlen. [Wortmeldung_4 Kollegin]. „Ich komme aus München/Deutschland und es kommen so viele Deutsch nach Österreich um zu studieren. Die heimsen das know-how ein und gehen dann wieder. Also ich hab mir überlegt: was mach ich? Aber das ist ja auch eigentlich gegen Ihre Konstruktion. Man muss eben eine Regelung finden mit Toleranzsemestern und dann auch irgendwann mal zahlen. Aber wir können hier bleiben und dann wieder gehen.[Wortemeldung_Ende] HH: Sie sagen „heimsen das know-how ein“, das ist nochmal unterschiedlich, wenn es um einen Laborplatz geht, z.B. -das muss man wirklich auch im einzelnen sehen-, wenn es um einen Laborplatz geht, von dem ganz einfach nur beschränkt viele zur Verfügung stehen -das ist so eine Geschichte der Naturwissenschaft-, oder aber eine geisteswissenschaftliche Disziplin, die nun eben nicht an dieser Stelle so rechnet. Wir haben es ja wirklich gerne, dass gerade auch die Leute aus Deutschland nach Salzburg zu den Festspielen kommen. Ich könnte mir vorstellen, man müsste sich ein bischen das mal ausrechnen, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Karten für die Festspiele -die sind wahrscheinlich nicht ganz billig-, aber letztlich werden die das niemals finanzieren, was an der Stelle die wirklichen Aufwendungen sind. Wenn man -ich denke jetzt vollkommen ins Blaue hinein-, wenn man sagt: ok, ich gebe die Hälfte der Salzburger Festspielkarten gratis ab oder 2/3 gratis ab; das letzte 1/3 kriegt für einen wirklich starken Preiszuschlag Sonderleistungen, z.B. eine Vip-Lounge und dürfen Sekt trinken, würd ich mal vermuten, dass sich das ganz genau so ausgeht. Das was wirklich stattfindet, wenn wir Salzburger Festspiele haben, das ist der Toursimus. Der Toursitenmagnet sind diese Festspiele und die Services die dazukommen, bringen die Steuerleistung, die letzlich dazu hineinfällt, dass man die Festspiele finanziert, würd ich sagen. Und also tendenziell wie gesagt, es ist ins Freie gedacht, aber tendenziell ist der Standort Wien als Umschlagplatz des Wissens zwischen Ost und West etc. etc. der ist jetzt auch was Wert. Das ist eben der Punkt der leicht übersehen wird. Das war sozusagen die zweite Sache. Die erste Sache ist, dass Wissen ökonomisiert wird, aber die andere Sache ist, dass die Ökonomie auch Produktivität des Wissens und der Innovation erzeugt. Also das Bedingungen unter denen man an der Stelle finanzielle Initiativen setzt oder so, auch der intellektuellen Produktivität, und dann wiederum der ökonomischen Attraktivität helfen. In dem Bereich wo ich es ein bischen genauer verfolge, nämlich in Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Fachliteratur, ist es extrem schwierig zu sagen, das kann man auch so generell nicht sagen, weil jede Wissenschaftsdisziplin andere Verfahrennsweisen hat. Manche Wissenschaftsdisziplinen funktionieren großartig im Bezahlmodell und da gibt es praktisch keinen Zugang dazu. Sie werden kaum irgendeine wichtige ökonomische Zeitung oder -Artikel finden, für die sie nicht entsprechend zahlen müssen. In der Physik, um ein anderes Beispiel zu nennen, ist seit Jahrzehnten absolut alles immer sofort alles erreichbar. Das sind sozusagen unterschiedliche Bedingungen auf die man da durchaus im Einzelnen eingehen muss.


Aristoteles


Vorspann

Ich fange nun doch beim Aristoteles an und werde das dann zum nächsten Mal dann weiterführen. Bei der Überschau und beim Studium dieser aristotelischen Passagen die ich jetzt nehme, -einerseits aus der Politik (das sind die Sektionsbezeichnungen), also Politik von Aristoteles und dann aus der Nikomarchischen Ethik, und dann eine Stelle aus der eudemischen Ethik-, ist mir speziell wieder ins Bewusstsein getreten, dass -da komm ich zurück auf den Punkt den ich vorher gemacht habe, mit dem Eigentum-, dass Philosophie eine eigenartige doppelte Form hat, die seit allem Anfang an mit der Philosophie sich verbindet und die sie nicht loskriegen kann. In Zusammenhang mit Eigentum habe ich gesagt, es gibt sozusagen Rechtsanwaltskanzleien und es gibt den Allgemeinverstand, das natürliche Empfinde, die Intuition. Es muss möglich sein über Eigentum auch etwas zu sagen, ohne dass man vorher einen Rechtsanwalt fragt, was er gelernt hat. Das ist sozusagen der Unterschied zwischen juridischen Fakultät und der Frau auf der Straße. Die Philosophie ist spezifisch dadruch gekennzeichnet, dass sie einerseits wie Sokrates noch immer mit der Frau auf der Straße redet, aber und an der Stelle sagt, ich appelliere an das Wissen der Straße, ich diskutiere mit den Intuitionen, ich diskutiere darüber, was sich dabei findet. Aber zweitens auch nicht auskommt ohne einen Fachaspekt. Der Fachaspekt ist in der Philosophie -da kann sich die Philosophie nicht ausreden drauf, dass das die Juristen schon machen. Wenn es über Eigentum etwas erfahren wollen, dann könnt ich Ihnen, und Sie wollen es fachgerecht und -richtig angehen, dann könnt ich ihnen sagen: da sind sie hier in der falschen Vorlesung, gehn sie bitte ans Juridikum, dort gibt es zu einer Vorlesung Zivilrecht, Eigentumsrecht, Immaterialgüterrecht, dort lernen Sie etwas, was man fachgemäß darüber sagt. Das werde ich und kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann aber auch nicht einfach Floskeln und Allgemeinweisheiten über Eigentum erzählen. Ich bin als Philosoph immer ein bischen in der Klemme, wenn ich Ihnen die Selbstverständlichkeiten runter erzählen, die sie auch schon haben in Zusammenhang mit Eigentum, dann werden sie relativ bald ermüden, und werden so ein bischen gelangweilt sage: das wusste ich ja auch schon. Was ist der Faktor des Fachauftretens, der Fachkompetenz der Philosophen/innen, in Zusammenhang z.B. wenn sie über Eigentum reden? Das ist eine Spannung worums da immer geht. Ich kann den Kontakt zur Inutition nicht verliren, ich muss sozusagen als selbst auferlegte Bedingung an jeder Stelle bereit sein, mir von Ihnen einen Einspruch einzuhandeln, gegen etwas was ich Ihnne gesagt habe, aufgrund von Überlegungen die sie produzieren. Ich muss die Überlegungen die in einem Saal verbunden sind als solche Überlegungen alle zulassen, aber ich kann auf der anderen Seite -das ist quasi meine Berufliche Ehre-, sie nicht alle zulassen: ich muss Sie filtern, ich muss Ihnen ein straight-jackt?! 1:19:01 geben, ich muss Ihnen Konstruktionen vorlegen, die aus diesen Intuitionen etwas handwerklich korrektes machen, nach den Regeln der Kunst der Philosophie: weil sonst ist es ein Daherschwafeln. Nichts leichter vonseiten des Katheders?! her, als belanglose Allgemeinwahrheiten zu sagen und sie zu kandieren?!, mit ein paar netten Zitaten und modernen bzw. aktuellen Begriffen. Ich muss es in ein Verhältnis bringen. Warum ich Ihnen das sage, ist weil die Aristoteles-Überlegungen, die ich Ihnen vorstellen werde, ebenso etwas ultra-selbstverständliches und etwas ultranormales haben, wo man sagen kann: ok, das hab ich auch schon immer gewusst, das weiß doch jeder. Trotzdem ist es nicht nutzlos, sich es vor Augen zu führen. Es dient dazu, sich zu vergewissern, wie für uns solche allgemeinen Probleme sich darstellen. Es muss aber ergänzt werden, durch eine zusätzliche, historische, systematische, technische Zuspitzung, wovon ich Ihnen ein bischen vorstellen werde.


Der Staat

So viel nur als Einstimmung in das, was da kommt. Das Vorspiel im Zusammenhang mit dem Staat, das wird sich gerade noch ausgehen. Er sagt: der Ursprung des Staates, worin besteht der? Es gibt in der Natur die Tendenz gegengerichteter Kräfte in eine produktive Entwicklung hineinzutrenten: Mann und Frau, Regierende und Regierte, Herren und Sklaven. Wenn sie sich den Absatz anschauen, wird Ihnen klar werden, dass dort auch sehr archaische Herrschaftsverhältnisse drinnen stehen. -Aber lassen wir das mal. Aber was er für unseren Zweck hier als erstes sagt, ist: wie entsteht das Haus? Das Haus entsteht als eine naturgemäße Gemeinschaft: eukos ist das Haus, daher kommt Ökonomie. So wie die Volkswirtschaftslehre ist die Ökonomie zuerst einmal die Hauswirtschaftslehre. Diese nun besteht darin, dass die die gemeinsam täglich leben, die man -er zitiert da- „Krippengenossen sind“ und die sich auf diese Art und Weise mit Männern, Frauen, Sklaven, Tieren usw. verbinden, in eine Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft ist dazu in der Lage, sich einigermaßen am Leben zu erhalten und sie wird -das ist dann der nächste Schritt-, erweitert durch einerseits Dörfer und aus mehrern Dörfern bildet sich die vollendete Gemeinschaft, die bereits der Staat ist, welcher -wie man wohl sagen darf-, das Endziel völliger Selbstgenügsamkeit (alt.gr. autarkia) erreicht, indem er zwar entsteht um des bloßen Lebens, aber ensteht um des vollendeten Lebens willen. Das ist der Punkt worauf ich heute noch hin will. Das will ich Ihnen aber doch noch sage, denn es passt hier ganz gut dazu, um diese Fremdheit von dem was ich Ihnen jetzt gerade gesagt habe, -also kleine Hauswesen, die sich assoziieren zu Dörfern und dann zu Städten, die eine gewisse Autarkie haben-, um das in die Gegenwart zu bringen, bringe ich Ihnen dieses Zitat, das ich einfach eher zufällig vor kurzem gelesen habe. Es stammt von Arno Geiger, in seinem Exil dieses Jahr erschienen, in dem er über die Welt seines Großvaters in Vorarlberg das folgende sagt: „die Eltern meines Vaters besaßen drei Kühe, einen Obstgarten und einen Acker, eine Streuwiese, ein Stück Wald, ein Schnapsbrennrecht für 300 Liter und ein Bienenhaus und war weitgehend Selbstversorger, bis auf das Brot, das Mehl, Zucker und Salz. Gekauft wurde nur was unbedingt nötig war: das Klopapier schnitt man aus alten Zeitungen zu handbreiten Streifen; auch dies eine Arbeit für Kinder. Mit einer großen Schere saß eines der Kinder am Stubentisch und beilte?! gerade Schnitte durchs Papier. Zum anheizen wurde ebenfalls Papier benötigt, Abfall entstand so gut wie keiner. Es gab einen Misthaufen, ein Schwein und einen Ofen.“ Das ist nicht nur eine schöne und nostalgische Beschreibung: mir hat das wieder einmal deutlich gemacht -und das hängt zusammen mit der Industriegesellschaft und Postindustriegesellschaft-, was für unermesslichen Entwicklungsschub wir uns im Moment befinden. Also noch vor dem 2. Weltkrieg; der Großvater von Arno Geiger (der selbst 40 ist oder so) hat in Bedingungen gelebt, die in Wirklichkeit aristotelische Bedingungen gewesen sind. Die Zeitungen muss man sich wegdenken. Diese sind ein Zeichen für eine moderne Gesellschaft. Aber alles andere was da steht, hat es vor 2500 Jahren als Lebensgrundlage, Subsitenz ebenso gegeben. Und man muss sich einfach immer wieder vorstellen, dass wir mit den Fragestellungen mit denen wir uns jetzt beschäftigen, nämlich Eigentumsaustausch im digitalen Netz, dass wir in einem Verhältnis zu hier in Österreich noch in der Erinnerung lebendigen Zustand der einfachsten Lebensführung sind, die es gegeben bzw. legitim erscheinen lassen, dass wir Überlegungen wie diejenigen des Aristotels in einem gewissen Sinn auch unbedenlich auf unsere Situation zumindest zwischendrin mal anwenden. Dann sag ich das noch am Ende, weil sich das aus dem natürlich auch ziemlich deutlich ergiebt. Wenn sie mit drei Kühen, einem Bienenhaus, einem Wald, einer Wiese, einem Obstgarten versehen ihr Leben führen, mit Familienmitgliedern, dann legt es sich ziemlich nahe zu sagen, dass es darum geht, diese Faktoren so gut es zu einem Überleben zusammenzubringen: sie müssen kämpfen natürlich, sie müssen täglich Kämpfen, um ihren Lebensunterhalt an der Stelle zu produzieren. Der Schritt vom Aristoteles von der dörflichen Subsistenzgemeinschaft zum Staat besteht jetzt darin, dass er sagt: alle Menschen versuchen über die Distanz zu kommen, zurechtzukommen. Der Staat hat einen zusätzlichen Faktor, hat einen Mehrwert. Der Mehrwert des Staates ist nicht einfach auch zu Überleben, sondern der Mehrwert des Staates ist das „gut Leben“, ist die Autarkie. Wie man wohl sagen kann, das Endziel für die Selbstgenügsamkeit in dem er zwar entsteht um des bloßen Lebens willen, aber besteht um des vollendeten Lebenswillen. Griechisch heißt das xyz, also des Lebens wegen entsteht er xyz (1:28:xx), da steht usia, das Sein drinnen; also er besteht um des vollendeten Lebens. Vollendetes Leben ist hier schon Fachausdruck; des Guten Lebens, eu ist das gute Leben. Die Frage ist jetzt: was trägt der Staat zum Guten Leben bei, zusätzlich zum Überleben? Die Antwort in der Passage -und ich nehme sie vorweg-, ist die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit heißt auch Eigentumsordnung und das ist der Punkt an dem die staatliche Eingreifsmöglichkeit in die Verteilung von Besitz zugunsten eines guten Lebens einer Gemeinschaft beim Aristoteles thematisiert wird.


--Slvtms 15:54, 2. Jan. 2012 (CET)