Diskussion:1. Dezember 2011

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Liebe Kommilitonen,

wie euch sicher schwer entgangen ist war ich letzte woche etwas wirr, und habe daher vergessen das aller Wichtigste (!)zu sagen. Nämlich dass ich ein für unsere Zwecke sehr super online Archiev gefunden habe. Auf http://www.archive.org/details/texts finden sich Freuds (und natürlich auch andere...) Schriften, und zwar nicht als Lauftext sondern als Scans von original Ausgaben (und gebührenfrei)zugänglich!

Was ich noch ausgelassen habe und vielleicht gern hier zur Diskussion stellen würde ist das Lacan soweit ich weis (im Zusammenhang mit Ödipus/Spiegelstaion/Anorexie) teilweise von Inkorporation statt Identifikation spricht . . . --Genoveva 11:48, 7. Dez. 2011 (CET)

>>> Wo spricht er von Inkorporation? Ad hoc fällt mir dazu nichts ein - hast du irgendeine Idee, welches Seminar oder so? Wie kommst du zu der Wortkette Ödipus/Spiegelstadium/Anorexie? (Vor Kurzem kam u.a. darüber eine Art tvReportage, zufällig daher?!)ps:danke f den link, irre was die alles anbieten!!


Etwas gefunden: Seminar IV - Objektbeziehungen:“... .Es geht in der Tat allein um das, was einer die symbolische Sättigung ersetzenden Befriedigung stattgibt. Dies allein die wirkliche Funktion eines Symptoms wie das der mentalen Anorexie erklären. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß die mentale Anorexie nicht ein nicht essen, sondern ein nichts essen ist. … Nichts ist genau etwas, das auf der symbolischen Ebene existiert. .. Es geht im Einzelnen darum, daß das Kind nichts ist, was etwas anderes ist als die Negierung seiner Aktivität. Von dieser als solchen genossenen Abwesenheit macht es Gebrauch gegenüber dem, was es im Angesichte vor sich hat, die Mutter nämlich, von der es abhängig ist. Dank dieses Nichts macht es sie von sich abhängig“ (S.218) …

„Wenn es sich dieser Totalität in der Gestalt des mütterlichen Körpers gegenüber befindet, muß es feststellen, daß diese Gestalt ihm nicht gehorcht. Wen die reflektierende spiegelbildliche Struktur des Spiegestadiums ins Spiel kommt, wird die mütterliche Allmacht nunmehr in rein depressiver Position reflektiert, und das ist eben das Ohnmachtsgefühl des Kindes“ (S.220 – Lacan setzt depressive Position -M.Klein- in Verbindung zu Allmacht) …

„Auf der Ebene des als symbolisch annullierten Objekts läßt das Kind seine Abhängigkeit zusammenbrechen, und zwar genau, indem es sich von nichts ernährt. Darin kehrt es seine Abhängigkeitsbeziehung um,..“ (S.221)...


Einige Seiten vorher 'spricht' Lacan von Einverleibung in Bezug auf den Penis und seine imaginäre Funktion, „wie er auf imaginäre Weise einverleibt ist“ - „Erstens kann der Penis zu einem gegebenen Zeitpunkt sein Objekt in der Nachkommenschaft und an der Stelle jenes Objekts einsetzen, welches die Brust oder Brustwarze ist. Es ist damit eine orale Form der Einverleibung,..“ (S.206). Und eine weitere Seite vorher:„In dem Maße, wie die orale Regression auf das ursprüngliche Objekt des Verschlingens als Kompensation der Liebesentsagung erfolgt, gibt diese Reaktion einer Einverleibung (incorporation) das Modell, die Gußform oder das Vorbild* ab für jene Art Einverleibung, die die Einverleibung bestimmter Reden unter anderem ist und die am Anfang der frühen Ausbildung dessen steht, was man das Über-Ich nennt“(S.205)


Im www fand ich einen Text, Magersucht & Androgynie in dem sich d Autorin auf psychoanalyt. Theorien bezieht (u.a. Lacan - Ecrits 1966 laut Bibliographie)

Und einen Text, der vor allem zu den ersten paar Vorlesungen passt, finde ich Am Leitfaden der Schrift - Psychoanalyse und Neurowissenschaft

--CoS 01:12, 9. Dez. 2011 (CET)




noch was zu div Begriffen: Primärer Narzißmus wäre eine Perversion , „welche das gesamte Sexualleben der Person aufgesogen hat“, der sekundäre (?) eine „libidinöse Ergänzung zum Egoismus des Selbsterhaltungstriebs“ - im Text „normaler Narzißmus“?! (S.19 in Das Ich und das Es aus G.W. Bd X). Einerseits dann der Rückzug aus der Realität, was nicht hieße, Objekte von 'dort' zu übernehmen, nur die „motorischen Aktionen zur Erreichung seiner Ziele an diesem einzuleiten“ wurde aufgegebenen (S.20 ) - „Introversion der Libido“ Das spätere „Zurückführung der Libido auf das Ich“ = sekundärer Narzißmus (Lässt sich das mit Melanie Kleins Intro- und Projektion parallel lesen?!) → erst Objektbesetzungen ermöglichen „eine Sexualenergie, die Libido, von einer Energie der Ichtriebe zu unterscheiden“ (S.21) Ichtriebe → Sexualtriebe → Objektbesetzung → Objektlibido..(?) Die Sonderung der Sexualtriebe von den Ichtrieben zeige nur die „doppelte Funktion des Individuums spiegeln“ - wie ein „Majoratsherr nur der jeweilige Inhaber einer ihn überdauernden Institution“ ist (S.23). Als ob also ein Ich sich in einer Art Fluß konstituiert, also dort reinfällt und sich an dies oder das hält, halten muss....irgendwann kommt ein Wasserfall und 'Ende'. Kann man vlt somit ein Zurückziehen einer Libido (des Sexualtriebes?) auf das Ich sehen als Versuch, nicht auf den 'Wasserfall' zuzutreiben ? Die Objekte(besetzungen) wären die Dinge im Fluß, an denen man sich hält - ….?!


Freud spricht dann von der „Selbstgenügsamkeit des Kindes“, also dessen Narzißmus. Das Richten der Libido auf äußere Objekte und die „motorischen Aktionen zur Erreichung seiner Ziele“ hieße also diese Selbstgenügsamkeit aufzugeben und somit diese 'eigentlich' wiederfinden zu wollen? → verlorenes Objekt? Die Selbstgenügsamkeit ist ja zu sehn in Verbindung mit der ersten Bezugsperson, Selbst - Dyade. Und zu: „Seiner Ziele“ - also das Ziel der Libido = Befriedigung: Was genau war der Unterschied - Libido + Trieb? Trieb als „Konstante Kraft“ und Libido als dessen Weg? Falls ja – hierzu Lacans Lesart:


Die Form, die ein Trieb „anzunehmen vermag“, wenn er zu seiner Befriedigung gelangt, ohne sein Ziel zu erreichen. Das Ziel ist hier zu verstehen als der Weg | le trajet der genommen wird, im Sinne des englischen aim. Dazu Ziel als goal, was vielmehr verstanden werden solle, als das Erreichen-an-sich des Ziels, „es bezieht sich vielmehr darauf, daß der Streich sitzt und sie dadurch ihr Ziel erreicht haben“ (vgl Lacan 1996:187,188). Ein Trieb findet also keine endgültige Befriedigung, das liegt nicht in 'seiner' Bewegung. Als Partialtrieb liegt sein Ziel in „jener kreisläufigen Rückkehr“ (S.188). Des weiteren sehe man den Trieb als konstante Kraft*, ein Sturz von Lavamassen, Schübe in gleichmäßigen Abständen die eine Wiederkehrsbewegung bilden. Beziehend auf das Schema also eine wiederkehrende Bewegung, deren Geschlossenheit „garantiert wird“, also erzeugt, motiviert, fortbesteht durch das Objekt, welches wiederum etwas repräsentiert und dies wird eingekreist, aber nicht getroffen oder erreicht (S. 189). --CoS 22:17, 7. Dez. 2011 (CET)


AimGoal2.jpg


Habe heute mit 2 Bekannten quasi versucht Freud - Lacan querzulesen, was sich als recht spannend rausstellte. Hier Einiges, Unvollständiges, anlehnend an obiges Schema und im Grunde d letzte VO:

Querlesen: Freud das Ich & das Es in G.W. X (1914) „Triebschicksale“ und Lacan SeXI „der Partialtrieb und seine Kreisbahn“

Lacan„...,daß wir das Real-Ich* in dem Sinne als das zentrale Nervensystem ansehen können, als dieses nicht als ein Relationssystem funktioniert, sondern als ein System, das eine gewisse Homöostase der inneren Spannungen gewährleisten soll“ (S.184) Freud:“Das Nervensystem ist ein Apparat, dem die Funktion erteilt ist, die anlangenden Reize wieder zu beseitigen, auf möglichst niedriges Niveau herabzusetzen, oder der, wenn es nur möglich wäre, sich überhaupt reizlos erhalten wolle“ (S.45) Reizbewältigung


Freud: “Wenden wir uns nun von der biologischen Seite her der Betrachtung des Seelenlebens zu, so erscheint uns der 'Trieb' als ein Grenzbegriff zwischen Seelischem und Somatischen, als psychischer Repräsentant der aus dem Körperinneren stammenden, in die Seele gelangenden Reize,..“(S.46) nochmal genauer:“Unter der Quelle des Triebs versteht man jenen somatischen Vorgang in einem Organ oder Körperteil, dessen Reiz im Seelenleben durch den Trieb repräsentiert ist“ (S.47).


Lacan:“Alles läuft durcheinander bei der Diskussion der Sexualtriebe, weil man nicht sieht, daß der Trieb, kein Zweifel, die Leistungskurve der Sexualität beim Lebewesen repräsentiert, aber nur repräsentiert“(S185).

Freud: “Das Ziel, das jeder von ihnen anstrebt, ist die Erreichung der Organlust; erst nach vollzogener Synthese treten sie in den Dienst der Fortpflanzungsfunktion, womit sie dann als Sexualtriebe allgemein kenntlich werden. …,folgen auch bei der Objektfindung den Wegen, die ihnen die Ichtriebe weisen. Ein Anteil von ihnen bleibt den Ichtrieben zeitlebens gesellt und stattet diese mit 'libidinösen Komponenten' aus,..“(S.49) Könne man hier Begehren querlesen?


Freud – Drang:“Unter dem Drange eines Triebs versteht man dessen motorisches Moment, die Summe von Kraft oder Maß von Arbeitsanforderung, das er repräsentiert. Der Charakter des Drängenden ist eine allgemeine Eigenschaft der Triebe, da das Wesen derselben“ (S.46).

Lacan: „...eine Kreisbahn aufgezeichnet, die gebildet von einem auf- und wieder absteigenden Pfeil, der Drang* an seinem Ursprung, eine Fläche schneidet, die aus jenem Rand besteht,..den man in der Theorie als Quelle* ansieht, das heißt also, …, erogene Zone beim Trieb“ (S.187)

Freud – Quelle:“Unter der Quelle des Triebs versteht man jenen somatischen Vorgang in einem Organ oder Körperteil, dessen Reiz im Seelenleben durch den Trieb repräsentiert ist“ (S.47)

Freud – Ziel:“ Das Ziel eines Triebes ist allemal die Befriedigung, die nur durch Aufhebung des Reizzustandes an der Triebquelle erreicht werden kann. Aber wenn auch dies Endziel für jeden Trieb unveränderlich bleibt, so können doch verschiedene Wege zum gleichen Endziel führen,... .Die Erfahrung gestattet uns auch, von zielgehemmten Trieben zu sprechen bei Vorgängen, die ein Stück weit in der Richtung der Triebbefriedigung zugelassen werden, dann aber eine Hemmung oder Ablenkung erfahren“ (S.46f).


Freud – Objekt:“ Das Objekt des Triebes ist dasjenige, an welchem oder durch welches der Trieb sein Ziel erreichen kann. Es ist das variabelste am Triebe, nicht ursprünglich mit ihm verknüpft, sondern ihm nur infolge seiner Eignung zur Ermöglichung der Befriedigung zugeordnet“ (S.47) Lacan:“ ..Hier wird das Geheimnis des zielgehemmt* aufzuklären sein, das Geheimnis jener Form, die der Trieb anzunehmen vermag, wenn er zu seiner Befriedigung gelangt, ohne sein Ziel zu erreichen - dieses Ziel verstanden als biologische Funktion, als Realisierung der Paarung zu Zwecken der Reproduktion. Das ist in der Tat nicht das Ziel des Partialtriebs. Was aber dann? ...“Wenn also der Trieb zu befriedigen ist, ohne daß er erreicht hat, was man in Hinblick auf eine biologische Verallgemeinerung der Funktion Befriedigung zum Zwecke der Reproduktion nennen müßte, so liegt das daran, daß er Partialtrieb ist und daß sein Ziel in nichts anderem zu sehen ist als in jener kreisläufigen Rückkehr“ (S.187f)


Lacan – Objekt“... .Jedenfalls, eines zwingt uns, diese Befriedigung von dem reinen und einfachen Autoerotismus der erogenen Zone zu unterscheiden: das Objekt, das wir zu oft verwechseln mit dem, worüber der Trieb sich schließt – das Objekt, das tatsächlich nicht mehr ist als ein Dasein einer Höhle, einer Leere, … und dessen Einwirkung wir lediglich in Gestalt des verlorenen Objekts klein a kennen.“....


Breche hier ab, lasse einiges aus und gehe weiter zur Schaulust* Freud:“...,die frühe Entwicklungsphase des Ichs, während welcher dessen Sexualtriebe sich autoerotisch befriedigen, Narzißmus zu heißen, ohne zunächst die Beziehung zwischen Autoerotismus und Narzißmus in Diskussion zu ziehen“ (S.54) – Vorstufe des Schautriebs – gehöre dem Narzißmus an - Stufen:“a)Das Schauen als Aktivität gegen ein fremdes Objekt gerichtet; b) das Aufgeben des Objektes , die Wendung des Schautriebs gegen einen Teil des eigenen Körpers,..Aufstellen eines neuen Zieles: Beschaut zu werden; c) die Einsetzung eines neuen Subjektes, dem sich zeigt, um von ihm beschaut zu werden. …. Der Schautrieb ist nämlich zu Anfang seiner Betätigung autoerotisch, er halt wohl ein Objekt, aber er findet es am eigenen Körper. (S.52)….. Das Objekt des Schautriebes, obwohl auch zuerst ein Teil des eigenen Körpers, ist doch nicht das Auge selbst“ (S.54).


Lacan:“Der rätselhafte Charakter der Darstellung Freuds kommt dadurch zustande, daß uns eine radikale Struktur gegeben werden soll – in welcher dem Subjekt noch kein Ort angewiesen ist. Dagegen ist die Perversion gerade definiert durch die Art und Weise, wie das Subjekt seinen Platz in ihr findet“ „Wo befindet sich im Zeitpunkt der Voyeurshandlung das Subjekt, wo das Objekt? ..,das Subjekt ist nicht da, insofern es um das Schauen geht, auf der Ebene des Schautriebs. Es ist da als perverses und situiert sich erst am Ende der Schlinge. Was das Objekt anbelangt ... (siehe Schema) – kann das zwar nicht zeigen, sie läßt aber die Annahme zu – so dreht sich die Schleife um es herum, es ist Geschoß, und mit ihm wird, im Falle der Perversion, die Scheibe getroffen. Das Objekt hier ist Blick – der Blick, der das Subjekt ist, der es trifft,... .(S.190f) --CoS 23:47, 11. Dez. 2011 (CET)