Diskussion:13. Oktober 2011

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Frage zu Freuds Begriff des Unbewussten

Wenn ich mich recht erinnere, wurde in der VO gesagt, dass, solange nicht zumindest eine rudimentäre Abgrenzung des Ichs bei einem Menschen vorhanden ist, man nicht von einem Unbewussten sprechen kann. Das würde aber bedeuten, dass man bei Neugeborenen (< 1 Jahr) nicht von einem Unbewussten sprechen kann. Entsteht aber nicht das Unbewusste schon mit dem Vorhandensein eines Es?

--Aleatico 17:58, 18. Okt. 2011 (CEST)

ad hoc würde ich sagen, dass das Unbewusste (edit: unter Anderem) mit Verdrängung ("was unbewusst bleiben muss") zu tun hat, also Verdrängtes bleibe im Ubw und somit könne man sagen, dass ein Neugeborenes noch nichts zu verdrängen hätte. Andererseit scheint es, als wäre der 'Ort' des Ubw wohl dann schon vorhanden, wo sonst könne sonst Verdrängtes hin? Ich hab jetzt die Mitschrift nicht zur Hand, aber dass das Ubw sich erst nach einem Lebensjahr etablieren würde, also nach "einer rudimentären Abgrenzung des Ichs", einerseits schreibt bspweise Freud, dass auch Teile des Ichs unbewusst sind (? oder dann im obigen Kontext 'bleiben' ?) (in:das Ich und das Es) und andererseits schreibt er natürlilch auch vom Vorbewussten und von ubw und vbw Gedanken/Vorstellungen, wobei im Vbw "die Verbindung mit Wortvorstellungen hinzukommt" (d Ich u d Es,177). Wenn man Wortvorstellungen nun ausweitet auf irgendeinen Bezug zu Sprache - also Laute etc - dann müsse das Ubw schon vor der Geburt vorhanden sein, denn wenn etwas Sprachliches ein 'Faktor' für etwas Vbw ist, dann kann sich das mit jedem Schrei schon etablieren?

Eventuell so: ein Ubw ist schon vorhanden - nur man kann es noch nicht Unbewusst nennen (das ginge dann, wenn u.a. Verdrängtes hinzukäme). Ein Es etabliert sich, oder würde so genannt, sobald Triebe am Werken sind. Das sind sie unter Umständen erst nach einer Geburt? Also Brust-Hunger etc. Ein Embryo muss ja keinen Trieb 'haben', da er via Nabelschnur Nahrung rund um die Uhr erhält sozusagen, ohne den 'Wunsch' danach zu äußern?

--CoS 18:47, 18. Okt. 2011 (CEST)

In der Vo hat Dr. Kadi ungefähr gesagt dass das Unbewusste nach Lacan vom Diskurs des Anderen konstituiert wird. Bei Freud hingegen (was jetzt nicht meint es handelt sich um einen Widerspruch) "ist jeder psychische Akt zunächst unbewusst“. Ich habe gefragt ob, wenn das Unbewusste vom Diskurs des Anderen abhänge, es dann ein Ich voraussetzt. Damit war nicht schon das Ich des Kleinkindes das sich im Spiegelstadion selbst erkennt (als von der Mutter getrenntes „eigenes“ Subjekt) gemeint, sondern dass das Unbewusste –vielleicht als eine Art Vor-Ich – quasi als innere Reaktion auf den „Diskurs des Anderen“ - oder anders formuliert: als das was von außen eindringt -entsteht. Das wäre dann ein Unbewusstes von einem Ich das (bereits besteht) seiner selbst (aber) noch nicht bewusst ist.


Anmerkungen zum Begriff Diskurs und zum „postnatalem Entstehen des Unbewussten“

Ich denke dass sich Diskurs nicht nur auf sprachliche Akte „des Anderen“ , bzw. „von außen“ bezieht sondern auch, und gerade im Zusammenhang mit der Psychoanalyse und in Bezug auf Neugeborene /Kleinkinder, auf alle nonverbale Kommunikation bezieht.

Soweit ich weis war Freud zwar nicht ganz mit Otto Ranks Idee des „Geburtstrauma“ einverstanden (und ist mir auch leider nicht klar wie die Psychoanalyse aktuell darüber denkt), dennoch bezeichnet er die Geburt in Das ich und das Es als den „ersten großen Angstzustand“. Da sich niemand an seine Geburt erinnern kann könnte dieses Erlebnis, wenn schon nicht als erstes Trauma, immerhin als erste (sehr massive) Verdrängung durchgehen.

Genoveva 19:24, 19. Okt. 2011 (CEST)

Im Buch "Bausteine der Psychoanalyse" wird erklärt, dass Inhalte des Unbewussten aus den Triebrepräsentanten und dem Verdrängten bestehen. Dann geht es weiter unten mit den Punkten des Wünschesn weiter, und dass jegliche seelische Tätigkeit als das Wünschen ausgeschlossen bleibt, und dass diese Wünsche als Ausdruck der Triebe angesehen werden muss und dass dieses Wünschen im allgemeinen an Wünsche aus der Kindheit anschließt. Bei diesem Punkt bin ich in Kompromiß geraten. Der Mensch verdrängt und vergißt, belebt einen Wunsch der er sich innerlich vertieft immer wieder, z.B. ein Mann der heiraten will und es bis zu seinen 45 ern nicht geschafft hat ein einziges Mal zu heiraten, weil seine Psyche fehl schlägt und er aufgrund seiner psychischen Leiden nicht die Fähigkeit hatte, obwohl ihm die ganze Welt offen steht. In Raum und Zeit schlägt sich, dass aber immer wieder hervor und er belebt diesen Wunsch immer wieder auf ein Neues. So werden manche Teile ins Unbewusste (bspw. seine Vorstellungen wie er gerne seine Hochzeit hätte und wie die Frau hätte aussehen müssen, mit der er sein Leben verbunden hätte) und andere Teile ins Bewusse gedrängt. Wäre hier nicht noch ein weiterer Aspekt als nur ledige Triebrepräsentanz gegeben?