Vorlesung 05.11 von Elisabeth Nemeth (DRV)

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Hinweis: dies ist ein Vorschlag über eine inhaltliche Schnittgliederung. Störgeräusche werden noch herausgeschnitten, sofern der betreffende Teil verwendet wird. Audiofiles folgen...

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Vorstellung

00:00

Rauschen

00:52

Vorstellung d. Vortragenden / Hinweis auf Programmänderung (wg. Protestbewegung)

02:56

Vorstellung der thematischen Ausrichtung des Werdegangs v. Prof. Nemeth / klassische Philosophie Tradition Wien / danach Schwerpunkt Philosophie des Wiener Kreises - und Interesse an deren kulturellen, sozialen u. politischen Kontexte / Mach, Frege, Russel, Wittgenstein, etc. - und wieso hat sich eine solche abstrakte Philosophie auch politisch verstanden? / und warum hat diese Gruppe diesen politischen Kontext verloren nach dem 2. Weltkrieg? / weitere Schwerpunkte: andere Wissenschaftsphilosophien, wie etwa bei Cassirer / weiteres Forschungsfeld: Pierre Bourdieu / weiters in den letzten Jahren: eine Anthropologie der analytischen Philosophie - Tugendhat

Überblick

12:00

Hinweis auf Protestbewegungen 1996 als Reaktion auf das "Sparpaket" / Programm heute: Teile des Artikels "INSTITUTIONALISIERTE ILLUSIONEN: FORSCHUNG, AUSBILDUNG UND BILDUNG AN DER UNIVERSITÄT" (1996) zu den damaligen Protesten von Prof. Nemeth aus 1996 lesen und kommentieren.

15:40

Relevanz für heute? Gemeinsamkeiten? worum ging es damals? - sparen an Bildung - sowohl aufseiten der Studierenden (Studienbeihilfen und Familienbeihilfen gebunden an Mindeststudienzeit - ökonomischer Druck), als auch der Lehrenden: d.h. 2 Gruppen: interne Lehrende (anheben deren Lehrverpflichtung) und externe LektorInnen (prekäre Verhältnisse, werden dazu gekauft) - also sparen durch Anheben der Lehrverpflichtung der internen, weniger externe einkaufen. Protest damals: interne kommen weniger zum forschen, externe interessante Lehrende gehen verloren - Universität als große Schule.

20:00

In den 70er Jahren wurde weiters auf das Anwachsen der Studierendenzahlen nicht mit mehr fest Angestellten ProfessorInnen reagiert, sondern nur die externen ad-hoc von Semester zu Semester finanziert. Dazu kam es zu dieser Gegenüberstellung.

20:40

Schon in den 90er Jahren hatten schon die selben Fächer die selben Probleme... schlechte Betreuungsverhältnisse in selben Fächern...

Der Artikel

21:23

Zum Artikel: entstand nach einigen Wochen der homogenen Bewegung / um zu verstehen, was da passiert war, wurde der Artikel geschrieben / zwei Texte verwendet: Pierre Bourdieu: "Homo academicus" (1984) - soziologischer Blick auf die Universität als ein sozialer Raum innerhalb der ges. Gesellschaft (vor 1968) / das Strukturelle, das Bourdieu zeigt, herausarbeiten ist das Ziel - und was bedeutet das für heute?

25:30

Zweiter Text: Kant: "Der Streit der Fakultäten" (1798)

26:47

Bourdieu: Universität als sozialer Raum, eine interessante Zone: hier zwei Aufgaben der Universität, die sich überlappen und in einem Spannungsverhältnis stehen: 1. Reproduktion von anerkanntem Wissen; Bestehendes übernehmen, Fertigkeiten erlernen, in einer vorgegebenen Ordnung - das hat eine Funktion in der Gesellschaft und deren Ordnung: Qualifizierung für gesellschaftliche Aufgaben; Reproduktion auf der Universität trägt also zur Reproduktion der Gesellschaft bei.

33:29

Zweitens aber auch produktive Funktion: wissenschaftliche Forschung, neues Wissen hervorbringen - damit aber Spannungszustand zum ersten Punkt, da Bestehendes hinterfragt und ggf. verworfen werden muss. Also Konflikt zwischen sozialen und wissenschaftlichen Tätigkeit der Universität. Konfrontation von diesen zwei Prinzipien, die in einer Spannung zueinander stehen an der Universität.

37:46

Dieser Gegensatz ist über die gesamte Universität verteilt, aber die Verteilung ist in einem Ungleichgewicht. Bourdieu zeigt, dass je nach Fakultät einer der beiden Spannungspunkte dominant ist. Der soziale Wert (Reproduktion, Anwendbarkeit) zählt stärker bei der Jurisprudenz und die Medizin; der andere (hervorbringen von neuem Wissen als solches) bei: Mathematik und die Naturwissenschaften.

41:18

wichtig: in der Mitte der Spannung befinden sich diese Fakultitäten: Geisteskultur und Sozialwissenschaften. Das ist interessant, weil hier keine Dominanz gegeben ist - es geht hin und her. Man kann nicht vorher sagen, wofür dies oder jenes überhaupt passiert.

42:40

Schon für Kant ist die Universität charakterisiert durch einen irreduziblen Spannungszustand zwischen diesen beiden Aufgaben.

42:54

Nach Kant ist die 1. Aufgabe der Universität: für die Reproduktion der gesellschaftlichen und politischen Ordnung beizutragen (juridische, medizinische, theologische Fakultäten - obere drei Fakultäten); Gegenüber steht eine untere Fakultät: die philosophische (d.i. zu der Zeit alles, was nicht oben enthalten ist). Diese untere Fakultät hat die 2. Aufgabe: Einwürfe zu machen für die oberen Fakultäten, auch zweifeln, usw. D.h.: die kritische Kraft der Vernunft.

45:35

D.i. bereits eine soziologische Deutung der Autonomie der Vernunft: dadurch, dass dieser Spannungszustand institutionalisiert wird. Die Universität ist nach Kant ein Ort, an dem ein Streit geführt wird, um den Einfluss auf das Volk. Und die philosophische Fakultät hat die Aufgabe, das Geschäft der Regierung öffentlich zu kritisieren. Es geht um die Pflege und Kritik der "magischen kraft" (an das Publikum), die die Geschäftsleute (des Wissens) durchaus zu nutzen wissen.

48:49

Kant macht auf ein Ungleichgewicht in dem Spannungsgleichgewicht aufmerksam: eine untere gegen drei obere Fakultäten. Die drei oberen können gesellschaftliche Macht ausüben. die Philosophie steht nicht unter dem Gesetz der Regierung, sondern nur unter dem Gesetz der Vernunft. Die oberen werden versuchen, die untere zu verjagen, ihr den Mund zu verbieten.

51:10

Worum es Prof. Nemeth geht: wenn wir eine lebendige Universität wollen, dann braucht es nicht nur die unabhängige kraft des Denkens, sondern geht es auch um die Etablierung dieses Spannungszustandes. Die Vernunft kann den Raum im gesellschaftlichen Sinn nicht dominieren, sondern nur dann funktionieren, wenn es primär auch eine Reproduktion gibt, die kritisiert und neu gedacht werden kann. Aufklärung also als eine Koppelung zwischen dem Verfahren der Reproduktion der gesellschaftlichen Ordnung und dem selbstbestimmten Forschen und Denken, nach Kant.

54:07

Zurückschau auf Bourdieu: diese Aufteilung der Fakultäten bei Kant, hat sich bei Bourdieu auf alle aufgeteilt. Der Streit findet hier innerhalb der Fakultäten geführt, nicht mehr zwischen den Fakultäten.

und heute?

55:16

1996, als auch jetzt: mit Bourdieu und Kant besser thematisieren: Universität als Raum freier Bildung, die nichts zu tun hat mit Verwertbarkeit in der Gesellschaft und ökonomisch? Illusion. Real: bessere Chancen beruflich. aber auch gefährlich: ganz entkoppelt würde es den Blick verstellen. Es kommt auf diesen Spannungszustand an, für ein Projekt einer "soziologisch verankerten Vernunft".

1:00:07

Bourdieu: beobachtet und analysiert eine soziologisierte Form der Vernunft im 20. Jahrhundert. In der Mitte - wo keine Dominanz der beiden Seiten, machen die Individuen spezifische Erfahrungen: Erweiterung von gesellschaftlichen Wissen verdankt sich nicht der Akkumulation von bestehendem Wissen, sondern in einer Auseinandersetzung (über Methoden, Inhalte, etc., und um die Dominanz)... diese mittlere Zone setzt Kants Streit der Fakultäten unter modernen Bedingungen fort.

1:02:58

In Bezug auf heute: Universität mit dieser Spannung denken, nicht als reiner Freiraum. Universität zwischen diesen beiden Polen. Den Spannungszustand als das eigentliche Produktive zu begreifen.

1:06:57

Trennung von Lehre und Forschung problematisch? Bologna-Struktur problematisch?

1:10:00

Nebenschauplatz Bibliothekszugang. "Ein-Buch-Politik" - problematisch.