Benachteiligte Jugendliche (JsB)

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Version vom 3. Juni 2007, 17:43 Uhr von Onika (Diskussion | Beiträge) (Wichtige Aufgaben des AMS)
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Projekt Benachteiligte Jugendliche

Eine sehr wichtige Definition in Bezug auf Erwerbstätigkeit ist, dass das Jugendalter als Vorbereitungszeit und Qualifizierungszeit für die Ausübung eines Berufes dient. Benachteiligung kann auf zwei verschiedenen Weisen gesehen werden: einerseits die regionale Benachteiligung und andererseits das subjektive Erleben von Benachteiligung bzw. die psychischen Auswirkungen.
Der Begriff regionale Benachteilung bedeutet, dass Jugendliche aus bäuerlichen Verhältnissen von moderner Berufsfindung, Berufswahl oder –entscheidung weitgehend abgeschnitten sind. Das subjektive Erleben von Benachteiligung drückt das eigene Gefühl von Diskriminierung und von Vernachlässigung aus. Hierbei geht es um das Verhalten, das sich entwickelt, wenn ursprünglich angestrebte Ziele einer Ausbildung nicht erreicht wurden. Diese negative Erfahrung wirkt sich auf die Bildungsbereitschaft aus, indem zweite Qualifizierungschancen nicht ergriffen werden, oder die aktive Suche nach Ausbildung und deren Beginn vernachlässigt werden. Wiederholen sich die gescheiterten Versuche, einen angestrebten Abschluss zu erreichen, kann dies nicht mehr verarbeitet werden und wird als individuelles, persönliches Versagen wahrgenommen. Wird ein Abschluss später und nicht im klassischen Erstausbildungsweg angestrebt, wird es schwieriger für den Lernenden seine Ziele zu erreichen.
Aus diesem Grund haben Maßnahmen zur Bekämpfung von Benachteiligung nur dann einen Sinn, wenn sie auf beiden Ebenen ansetzen.
Drei Regionen Österreichs wurden im Laufe des Projekts „Benachteiligte Jugendliche“ untersucht. Dieses Projekt wurde vom ABI (Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation) in Zusammenarbeit mit dem AMS (Arbeitsmarktservice) im Jahr 2005 durchgeführt. Bei diesen drei Regionen handelt es sich um Wien, Zell am See in Salzburg und Murau in der Steiermark. In einer Diskussionsgruppe, bestehend aus mehreren Fachspezialisten aus diesen Regionen, wurden Themen wie eine Verbesserung des Zusammenwirkens der Institutionen, die mit und für Jugendliche arbeiten, Wettkampf der Jugendlichen um Qualifizierungen für Ausbildungsangebote, Ausbildungsabbrüche, sowie Ressourcenknappheit von Qualifizierung und Beratung, besprochen. Diese Punkte sind von Region zu Region von unterschiedlicher Wichtigkeit. Während die letzten beiden Punkte, Ausbildungsabbrüche und Ressourcenknappheit von Qualifizierung und Beratung eher in Wien eine große Rolle innehalten, sind die anderen Punkte in der ländlichen Gegend wichtiger.

Beispiel Murau

Die Problemfaktoren in Murau sind:

  • Regionale Probleme
  • Ausbildungs- und Berufswahl der Jugendlichen
  • Zusammenarbeit der Institutionen
  • Beratungs- und Betreuungsangebot für Jugendliche

Regionale Probleme

In Murau gibt es das Problem der mangelnden Anonymität, das heißt praktisch, dass jeder jeden kennt. Dies kann ganz nützlich sein, aber in Bezug auf psychologische Beratung ist es eher ein Nachteil. Viele Jugendliche mit Problemen trauen sich dieses Hilfsangebot nicht anzunehmen, da sie Angst haben „erkannt“ und „entlarvt“ zu werden – sie möchten nicht das Dorfgespräch Nr.:1 werden.
Weiters ist es so, dass der Bezirk sehr weitläufig ist und das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel sehr beschränkt ist. Oft ist es unmöglich mit dem Bus der vielleicht fünfmal am Tag fährt von A nach B zu kommen und wieder zurück. Ohne Auto ist man praktisch von seiner Umwelt isoliert. Um einen Beruf ausüben zu können ist das Auto eine Notwendigkeit. Aber Lehrlinge mit 14 Jahren können noch nicht Auto fahren, also müssen sie Auto stoppen oder zu Fuß gehen.
Im Bezirk ist es nun leider so, dass es sehr wenig erfolgreiche Unternehmen gibt, die Lehrberufe anbieten können. Somit ist es für sozial benachteiligte Jugendliche unmöglich eine Ausbildung im näheren Umfeld zu finden und viele müssen einen Ausbildungsort suchen.

Ausbildungs- und Berufswahl der Jugendlichen

Viele Jugendliche machen mit 14 Jahren ihren Hauptschulabschluss und müssen sich entscheiden, welchen weiteren Ausbildungsweg sie wählen. Oft sind die Beweggründe für diese Entscheidung, dass Jugendliche von ihren Eltern beeinflusst werden. Sie werden in falsche Ausbildungswege gedrängt mit den Argumenten: „Geh doch auf die Schule die gleich in der Nähe ist, dann kannst du zu hause wohnen!“ „Besuche nicht diese Schule, da musst du sehr früh aufstehen, komplizierte Schulwege hinter dich bringen oder in ein Internat ziehen!“
Sehr viele Schulen müssen außerdem ihre Anforderungskriterien zurücksetzen, da es mehr oder weniger ein Streit um Schüler gibt. Es gibt zu wenig Schüler und jede höhere Schule umarmt alle Interessierten, damit sie sich noch einige Jahre halten können. Dies wirft wiederum das Problem auf, dass viele mit den Leistungsanforderungen nicht zu Recht kommen und niedrige Klassen nicht positiv abschließen können.
Viele Jugendliche haben unrealistische Berufswünsche und geraten so auf eine „falsche“ Ausbildungslaufbahn, die ihren Talenten und Begabungen nicht entspricht. So leiden diese schon sehr früh unter negativen Erlebnissen.

Zusammenarbeit der Institutionen

Das Angebot von Institutionen ist im Bezirk Murau relativ neu, höchsten 7 Jahr alt und muss sich erst etablieren. Es gibt nur sehr wenig Vereine die spezielle Angebote abdecken, dies bietet aber dennoch den Vorteil eines übersichtlichen Gefüges.

Beratungs- und Betreuungsangebot für Jugendliche

Das Beratungs- und Betreuungsangebot für Jugendliche in Murau hält sich in Grenzen. Es gibt nur ein einziges Jugendzentrum mit einer Betreuerin, direkt in der Stadt Murau. So, wohnt man nun außerhalb der Stadt, ist es so gut wie unmöglich dieses Zentrum zu besuchen. Die Betreuung beim AMS vor Ort fällt teilweise schwer, da es meistens schwierige Jugendliche betrifft, die diesen Service in Anspruch nehmen. Diese Jugendlichen haben eine sehr negative Einstellung und halten sich kaum an ihre Verpflichtungen.
Weiters ist zu beachten, dass wechselnde Betreuungspersonen nur eine begrenzte Vertrauensbildung zulassen. Die Betreuungsperson kann den Jugendlichen nur wenig kennen lernen. Ein großes Problem im Bezirk stellt die Förderung von gesundheitlich eingeschränkten Jugendlichen dar. Es mangelt an Maßnahmen für förderungsbedürftige und schwache Jugendliche.

Wichtige Aufgaben des AMS

Bei Auflösung eines Lehrverhältnisses (bspw.: bei Insolvenz eines Betriebes) sucht der AMS nach einem neuen Ausbildungsbetrieb, bzw. ermöglicht den weiteren Besuch der Berufsschule. Weiters wird versucht die praktische Berufsausbildung zu überbrücken bzw. den Einstieg in das Berufsleben durch Kursmaßnahmen zu erleichtern. In Murau gibt es das so genannte JUPRO (Jugendprojekt). In diesem Kurs befinden sich Jugendliche ohne feste Anstellung oder nur geringfügig Beschäftigte.
Weiters gibt es das ZAM (Zentrales Ausbildungsmanagement, steiermarkweit) mit einer Zweigstelle in Murau. Diese Zweigstelle nennt sich „Frauen für Frauen“ und dient speziell Frauen aller Altersgruppen, denen der Wieder- bzw. Ersteinstieg in den Beruf erleichtert werden soll. Hier werden, ebenfalls wie bei JUPRO, Computerprogramme unterrichtet, einfache Bewerbungstipps gegeben und Vorstellungsgespräche geübt. Weiters ist es notwendig im Laufe dieses Kurses ein Praktikum zu absolvieren. Dieser Kurs versucht verstärkt Frauen für technische Berufe zu begeistern.