Die Arbeit der Philosophie - Das Phänomen Arbeit im Spiegel einflussreicher Philosophen (Vorlesung, Füllsack, 2007)
Organisatorisches (Wann, Wo, Prüfung...) zur Vorlesung
Die herkömmliche Arbeitswelt ist in Auflösung inbegriffen. Oder, weniger drastisch formuliert, der Begriff Arbeit hat sich spätestens im Zuge der Etablierung der modernen, polykontexturalen Gesellschaft(en) gewandelt. Diese Vorlesung wird sich mit dem Begriff der Arbeit beschäftigen, mit der Geschichte des Nachdenkens; nicht enorm personenbezogen, sondern mehr im Hinblick auf die dahinter liegenden Themen: "Die Vorlesung wird im klassischen Doppelsinn des Titels zum einen jene Auffassungen von Arbeit zum Thema haben, die in der europäischen Geschichte von einflussreichen Denkern vertreten wurden. Und zum anderen, und damit verwoben, wird sie auch die Arbeit der Philosophie selbst thematisieren, ihre Bedeutung und 'Unverzichtbarkeit' etwa für jene sozialen 'Problemlösungsaktivitäten', die - nicht zuletzt auch mit Hilfe der Philosophie - als Arbeit 'zugeschrieben' werden." ("Die Arbeit der Philosophie", Homepage Manfred Füllsack)
Arbeit
Aus einer klassischen Perspektive betrachtet ist Arbeit immer zeitlich reglementiert, zumeist auch örtlich abgegrenzt. Der Duden definiert Arbeit als "Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, Ausführung eines Auftrags o. Ä.". Diese klassische Sicht verleitet, eine scharfe Grenze zu ziehen, die in unserer Gesellschaft so nicht mehr klar ist. Zusammenhänge zwischen Arbeit und Freizeit scheinen sich zu vermischen, eine klare Trennung ist nicht mehr aufrechtzuerhalten. Dieses Problem ergibt sich als eine Folge der anhaltenden Industrialisierung und der damit verbundenen Rationalisierung und Mechanisierung gerade im Produktionsbereich und der zusätzlichen örtlichen Unabhängigkeit geschaffen durch moderne Kommunikationsnetze und Informationsnetze wie z.b das Internet. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen.
- Beispiel:
- Auf der mexikanischen Seite zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko wurde eine Firma errichtet, in der mexikanische Kids möglichst oft und lange (möglicherweise gegen kleine Bezahlung) auf Computern spielen sollen, sodass die Firma die von ihnen erspielten Accounts für Onlinespiele dann gewinnbringend verkaufen kann, weil viele User das betroffene Spiel gleich mit höheren Levels beginnen möchten. Der Verkauf dieser Gadgets (z.b bei Ebay) bringt beträchtlichen Gewinn in sogar 3- bis 4-stelligen Eurosummen.
- Erklärung:
- Es stellt sich nun die Frage warum Käufer bereit sind solch immense Summen für solche Accounts zu bezahlen. Tatsache ist, dass Käufer dieser Summe nicht für einen Account im herkömmlichen Sinne bezahlen (den sie auch selbst gratis erstellen könnten), sondern für die von Spielern aufgewendete Zeit die nötig ist um einen solchen Account zu erspielen. Sie bezahlen damit die Spieler dahingehend, dass sie die Arbeit vollrichten Zeit zu sparen. Für den Käufer ergibt sich dadurch die Möglichkeit selbst in der Zeit in welcher ein "Spieler" für ihn spielt, Arbeiten zu gehen um dahingehend Gewinn zu machen, dass er mehr verdient als ihn der Account schlussendlich kostet. Insofern hat der Käufer einen Gewinn gemacht! Auf der anderen Seite hat der Spieler die Möglichkeit bekommen seine Freizeitbeschäftigung des Spielens bezahlt zu bekommen um sie so Zeit ausserhalb dieser Tätigkeit zu sparen. Er muss im klassischen Sinne weniger "Arbeiten" gehen!
Dieses Beispiel zeigt mehr als nur deutlich wie sehr jene Grenzen verschwimmen. Von jenem Umstand lebt ein weiteres Unternehmen welches das Spiel Second Life entwickelt hat, ein Spiel welches die gleichzeitige Erschaffung einer virtuellen Welt darstellt.
Problem der Rahmenbedingungen von Arbeit
Rahmenbedingungen sind nötig damit Arbeit stattfinden kann. Durch dieses Verschwimmen von Arbeit und Freizeit ergibt sich aber auch eine Verschmelzung der Rahmenbedingungen jener Beiden Begriffe. Es werfen sich nun dahingehend ethische und rechtliche Fragen auf in wieweit Arbeit von Freizeit überhaupt noch abgegrenzt werden kann.