Sponsoring in Schulen: Unterschied zwischen den Versionen

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LITERATURLISTE:
 
 
1. Weiß, Manfred; Steinert, Brigitte: Privatisierungsstrategien im Schulbereich.
 
  In: Trends in Bildung international (2002).
 
 
2. Müllers, Ingeborg; Behler, Gabriele; Hendrichs, Rainer; Hebborn, Klaus; Margies, Dieter;
 
  Bayer, Bernhard: Werbung und Sponsoring. (Heftthema).
 
  In: Der Berufliche Bildungsweg (1999).
 
 
3. Fredriksson, Ulf: Studying the supra-national in education: GATS, education and teacher
 
  union policies.
 
  In: European educational research journal (2004).
 
 
 
 
 
EXZERPT 1: Weiß, Manfred; Steinert, Brigitte: Privatisierungsstrategien im Schulbereich.
 
                        In: Trends in Bildung international (2002).
 
 
Es gibt eine weltweite Tendenz, öffentliche, staatliche Aufgabenbereiche zu privatisieren. Davon ist auch das Bildungswesen betroffen. Da sich die staatliche Finanzkrise verschärft, massive Kritik am staatlichen Bildungsmonopol geübt wird und Klagen über die geringe Effizienz des öffentlichen Bildungswesens und seine ungenügende Reaktion auf die veränderten Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zum Vorschein kommen, werden Privatisierungsbestrebungen forciert.
 
Für die Privatisierung im Schulbereich gibt es zwei Ansatzpunkte: die „Leistungserstellung“ im Sinne der Bildungsproduktion und die „Mittelaufbringung“ im Sinne der Finanzierung. Unter Privatisierung ist somit vollständige oder teilweise Verlagerung der Leistungserstellung und Mittelaufbringung in den nicht-staatlichen Sektor zu verstehen.
 
 
Privatisierung der Leistungserstellung
 
 
Die Privatisierung der Leistungserstellung kann durch zwei verschiedene Maßnahmen erfolgen: Erstens ohne staatliche Einflussnahme ohne das Vordringen privater Anbieter bei freiem Marktzutritt, zweitens auf Initiative des Staates, indem er sich als Bildungsanbieter zurückzieht, rechtliche Restriktionen abbaut, private Angebote subventioniert, Bildungsgutscheine an die Nutzer privater Bildungseinrichtungen ausgibt oder bestimmte Aufgaben auslagert.
 
 
Privatisierung der Mittelaufbringung
 
 
Die Privatisierung der Mittelaufbringung geschieht durch Finanzierungsbeteiligung der Bildungsteilnehmer (Schulgeld), der Nutzer zusätzlicher Dienstleistungsangebote wie zum Beispiel Betreuungsangebote und durch freiwillige Finanzierungsbeteiligung privater Haushalte und der Wirtschaft (Spenden, Schenkungen, Sponsoring).
 
 
Privatschüleranteil im internationalen Vergleich
 
 
Überwiegend besuchen Schülerinnen und Schüler staatliche Schulen, allerdings nimmt der Anteil der Privatschüler im Durchschnitt aller OECD-Länder mit steigender Bildungsstufe zu. Als Schulen in privater Trägerschaft gelten nach OECD-Definition diejenigen Schulen, bei denen eine nicht-staatliche Einheit die Entscheidungsverantwortung innehat wie beispielsweise Kirchen oder Unternehmen. Privatschulen werden weiters danach unterschieden, in welchem Ausmaß sie aus öffentlichen Quellen finanziert werden. Schulen, deren Hauptfinanzierung zu mehr als 50 Prozent aus öffentlichen Mitteln erfolgt, werden als staatsabhängige Bildungseinrichtungen definiert, Schulen mit weniger als 50 Prozent Hauptfinanzierung aus Staatsmitteln als unabhängige Bildungseinrichtungen. Da unabhängige Privatschulen stärker auf Mittel der Träger und auf Schulgeld angewiesen sind, ist der Privatschüleranteil im staatlichen Sektor im Durchschnitt zwei bis drei Mal so hoch wie im unabhängigen Privatschulsektor. In Europa weisen die nordeuropäischen und deutschsprachigen Länder geringe Privatschüleranteile auf, die höchsten Privatisierungsquoten finden sich in den Niederlanden und Belgien, gefolgt von Spanien, Frankreich und Luxemburg. In den außereuropäischen OECD-Staaten sind in Australien, Korea, den USA und Mexiko die höchsten Privatschülerquoten anzutreffen.
 
 
 
 
EXZERPT 2: Müllers, Ingeborg; Behler, Gabriele; Hendrichs, Rainer; Hebborn, Klaus;
 
                        Margies, Dieter; Bayer, Bernhard: Werbung und Sponsoring. (Heftthema).
 
                        In: Der Berufliche Bildungsweg (1999).
 
 
Das Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung in Deutschland steht dem Thema Werbung und Sponsoring an Schulen positiv gegenüber. Durch die Bereitschaft von Sponsoren zur Unterstützung der Schulen können wichtige Impulse zur Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule unterstützt werden. Mit der Zuwendung Dritter wird die Verpflichtung des Schulträgers, die erforderlichen sachlichen Kosten der Schule zu tragen, nicht berührt. Sponsoring ist eingebunden in den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule, deshalb müssen Sponsoringmaßnahmen und die damit verbundenen Werbezwecke mit dem Schulauftrag vereinbar sein. Als Ausnahme vom grundsätzlichen Werbeverbot an Schulen wird folgende Form von Sponsoring zugelassen: Schulen dürfen zur Erfüllung ihrer Aufgaben Zuwendungen von Dritten entgegennehmen und auf die Leistungen des Sponsors in geeigneter Weise hinweisen. Der Werbeeffekt solcher Hinweise soll dabei deutlich hinter den schulischen Nutzen zurücktreten. Über den Abschluss einer Sponsoring-Vereinbarung entscheidet die Schulleitung nach Beratung in der Schulkonferenz. Sie benötigt dafür die Zustimmung des Schulträgers.
 
 
Sponsoring im Schulbereich gehört in vielen Schulen heute bereits zum Alltag. Es ist fast zur Normalität geworden, dass Spenden für diverse Umgestaltungen der Pausenhöfe und Spielgärten von Sponsoren eingeworben werden. Der Schulträger könnte auch zahlreiche jährlich stattfindende Aktivitäten und Veranstaltungen nicht durchführen, wenn nicht Sponsoren den Großteil der Kosten übernehmen würde.
 
 
Es ist allerdings zu beobachten, dass manche Schulen und Schultypen bevorzugt werden und andere wie beispielsweise Schulen in sozialen Brennpunkten, Schulen für Lernbehinderte und auch Hauptschulen nur geringfügige Mittelzuweisungen erhalten. Somit besteht die Gefahr, dass sich mit zunehmendem Sponsoring die finanzielle Kluft zwischen den Schulen noch mehr vergrößert. Die damit verbundenen Auswirkungen auf das Schulprofil und das Schulprogramm werden die Attraktivität der einzelnen Schulen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit in den Augen der Eltern deutlich verändern.
 
 
 
 
EXZERPT 3: Fredriksson, Ulf: Studying the supra-national in education: GATS, education
 
                        and teacher union policies.
 
                        In: European educational research journal (2004).
 
 
Ulf Fredriksson setzt das “General Agreement on Trade in Services” (GATS) in einen allgemeinen Kontext der Privatisierung. Das betrifft auch Schulen. GATS soll den Handel der Dienstleistungen liberalisieren, eingeschlossen das Bildungswesen. Dabei gibt es strenge Vorschriften und Schutzbestimmungen wie zum Beispiel „Das Recht des Kindes“. Wenn der Staat allerdings GATS als Ausrede für die Privatisierung des Bildungssektors nimmt, besteht das Risiko, dass Bildung ein Teil des allgemeinen Verhandlungsspiels wird und der Staat den Bildungsmarkt im eigenen Land öffnen muss anstatt andere Märkte zu erschließen, und Bildungsentscheidungen werden von Wirtschaftsministern gefällt und nicht von Unterrichtsministern. Die internationale Handelsbewegung, eingeschlossen die internationale Bildungslandschaft, kritisieren GATS, und es gibt bereits Protestvereinigungen der Lehrer.
 
 
Bildung, Privatisierung und Handel
 
 
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begann die politische Diskussion über GATS und über den Wohlfahrtsstaat mit Reagan und Thatcher. Sie wollten öffentliche Unternehmen und Teile des öffentlichen Sektors privatisieren. Banken, nationale Fluglinien, Telefongesellschaften und andere staatliche Unternehmen und Institutionen wurden verkauft.
 
Auch der Bildungssektor war in die Diskussion der Privatisierung eingeschlossen.
 
 
Trotz der Bemühungen der Politiker um die Privatisierung des Schulsystems, besucht der Großteil der Schülerinnen und Schüler weltweit immer noch öffentliche Schulen, aber wir stehen erst am Beginn des Privatisierungsprozesses, und Schulen bieten ein großes Marktpotential. Die UNESCO veröffentlichte im Jahr 2000 eine Statistik, wonach öffentliche Ausgaben für Bildung weltweit 1386,8 Billionen US-Dollar betrugen. Diese Zahlen repräsentieren etwa 52 Millionen Lehrer, eine Billion Schüler und hundert tausende Bildungsinstitutionen.
 

Version vom 11. Juni 2006, 22:13 Uhr