Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (4): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 8: Zeile 8:
 
Im einen Fall kontrastieren ein Sachverhalt und sein Gegenteil, im anderen stehen unterschiedliche Sachverhalte (mit ihren jeweiligen Negativseiten) nebeneinander. Die Türme <i>nicht</i> zu sehen, folgt einer anderen Logik, als statt der Türme eine Explosion zu sehen.  
 
Im einen Fall kontrastieren ein Sachverhalt und sein Gegenteil, im anderen stehen unterschiedliche Sachverhalte (mit ihren jeweiligen Negativseiten) nebeneinander. Die Türme <i>nicht</i> zu sehen, folgt einer anderen Logik, als statt der Türme eine Explosion zu sehen.  
  
 
+
[[Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (5)]]
  
  

Version vom 27. Dezember 2004, 20:17 Uhr


Das Beispiel der Türme läßt sich so ausführen:


Ein Foto zeigt zwei Türme inmitten einer Stadtumgebung. Dazu gibt es ein Kontrast-Foto, in dem das Bauwerk in derselben Landschaft fehlt. Das Bild zeigt kein anderes Gebäude, sondern das erste nicht.


Die beiden Fotos sind systematisch enger verknüpft, als Abbildungen diverser Türme, oder gar beliebiger Landschaften. Das erste Bild zeigt etwas, was im zweiten nicht enthalten ist. Analog: Die Rede ist dadurch gekennzeichnet, dass etwas nicht gesagt wird. Abweichende Bilder zeigen andere Szenen.


Im einen Fall kontrastieren ein Sachverhalt und sein Gegenteil, im anderen stehen unterschiedliche Sachverhalte (mit ihren jeweiligen Negativseiten) nebeneinander. Die Türme nicht zu sehen, folgt einer anderen Logik, als statt der Türme eine Explosion zu sehen. Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (5) Terminologisch läßt sich festlegen: bildliche Darstellungen heben etwas hervor. Dazu brauchen sie einen Rahmen und dabei drängen sie etwas zurück. Im Grenzfall zeigen sie genau das, was ein Konkurrenzbild nicht zeigt. Derart verknüpfte Bilder haben miteinander ein Bildradikal gemeinsam. Es ist die Formvorgabe, an der beide (möglichen) Bilder teilhaben.


Das Bildradikal des Doppelkreuzes besteht aus der Form des Oktoeders und den schwarzen und weißen Segmenten. Es gibt keinen Hinweis darauf, welches Kreuz dargestellt ist.


Die angeführten Unterscheidungen setzen den alltagssprachlichen Bildbegriff unter Druck. In diesem Zuschnitt läßt er sich zur Interpretation der Elementarsätze des "Tractatus" einsetzen. Bei ihnen handelt es sich genau um Bilder, die eine Präsentation mit einer Auslassung verbinden. Auf diese Weise greift die Aussagenlogik (wahr/falsch) in Wittgensteins Bildverständnis ein.


Im ersten Beispiel ging es um das Verhältnis Turm, kein Turm und freier Himmel. Dabei besteht ein entscheidender Unterschied zwischen der komplementären Sichtweise, in welcher an einer Stelle der Turm fehlt, und der anderen (differenziellen), in der freier Himmel zu sehen ist. Im zweiten Beispiel wird das einfacher konstruiert. Dort kann, was nicht das schwarze Kreuz ist, nur ein weißes Kreuz sein.



zurück zu Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (3) zurück zu Negation, Wahrheit und Darstellung im Tractatus zurück zu Wittgenstein (W)