Diskussion:30.10.2013 ONLINE DISKUSSION Ricoeur, Paul (1969): Erstes Buch. Kapitel II. Der Konflikt der Interpretationen: Unterschied zwischen den Versionen

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Hannah Hofer
 
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== Meine Fragen zum Text ==
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1.) Ricoeur schreibt auf S.45: "Die moderne Sorge um die Symbole bringt einen neuen Wunsch zum Ausdruck, den Wunsch, angerufen zu werden, jenseits von Schweigen und Vergessen, die durch die Manipulation der leeren Zeichen und die Konstruktion formalisierter Sprachen immer größer zu werden."
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Ich habe das so verstanden, dass die Aussage auch mit dem "modernen Trend", immer mehr auf das nicht Offensichtliche hinzusehen und Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, verbunden werden kann. Die Bezeichnung "Manipulation der leeren Zeichen" wirkt auf mich sehr abstrakt, aber mein erster Gedanke dazu war, dass sie das dynamische Unbewusste gut beschreiben könnte. Das Unbewusste beeinflusst, also manipuliert mit leeren Zeichen, die als Zeichen eben nicht bewusst wahrgenommen und benannt werden.
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Wie seht ihr das?
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2.) Ricoeur schreibt auf s.48: "Eine der ersten Huldigungen an die Psychoanalyse spricht von 'Heilung durch das Bewußtsein'. Ein treffendes Wort, vorausgesetzt man sagt, daß die Analyse ein unmittelbares und verschleierndes Bewußtsein durch ein mittelbares und vom Realitätsprinzip belehrtes Bewußtsein ersetzen will."
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Meiner Meinung nach, ist Ricoeurs Aussage sehr radikal. Dieser Ausschnitt lässt Freud und die Psychoanalyse sehr bedrohlich erscheinen. Dieses Ersetzen durch ein "vom Realitätsprinzip belehrtes Bewußtsein", lässt die Psychoanalyse sehr manipulativ erscheinen. Ich denke, wenn man moderne Richtungen der Psychoanalyse (Psychoanalytik) betrachtet, fällt dieses absolute Ersetzen des "krankhaften" Bewusstseins durch ein "richtiges" Bewusstsein weg. Mir gefällt dabei der Begriff "belehrtes" Bewusstsein nicht. Der Psychoanalytiker lehrt, meines Erachtens, seinem Analysanden nicht ein neues, besseres Bewusstsein, sondern gemeinsam wird versucht das Unbewusste allmählich bewusst zu machen und neue Perspektiven darauf zu werfen.
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Hannah Hofer
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--[[Benutzer:HannahMaria93|HannahMaria93]] ([[Benutzer Diskussion:HannahMaria93|Diskussion]]) 10:15, 29. Okt. 2013 (CET)

Version vom 29. Oktober 2013, 11:15 Uhr


hier meine zwei Fragen zu dem Ricoeur Text:


1. Auf S 36 steht : ,, ,Nicht ein Bestimmtes bezeichnen ist dasselbe wie nichts bezeichnen' Die Gemeinschaft, die Kommunikation unter Menschen ist also nur möglich, wenn die Wörter einen Sinn haben, d.h. einen bestimmten Sinn." (Ricoeur, Paul (1969), 36: Erstes Buch. Kapitel II. Der Konflikt der Interpretationen, in: ders.: Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, Frankfurt/M.: Suhrkamp) Was hält die Gruppe von dieser Meinung? Ist es überhaupt möglich das ein Wort keinen Sinn hat?

2. Auf S. 44 steht: ,,Einzig das Symbol gibt was es sagt" (Ricoeur, Paul (1969), 44: Erstes Buch. Kapitel II. Der Konflikt der Interpretationen, in: ders.: Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, Frankfurt/M.: Suhrkamp) Was fällt alles unter den Begriff Symbol und was genau kann man sich unter dem 'Geben' vorstellen?

LG, Kevin Knabe

Hier meine Fragen zum Text:

1)Was bedeutet „interpretatio naturae“ konkret – welche Naturerklärungen könnten eine Textinterpretation leiten? (S. 38)

2)Die Psychoanalyse (nach Freud) wird im Text beschrieben als mit dem Zweifel beginnend und mit der List der Entschlüsselung fortfahrend (S.48). Ist diese Beschreibung auch für die Psychoanalytik, also schulenübergreifend gültig? Fraglich, dass die PA mit dem Zweifel beginnt, wird es z.B. bei Ogden (1988, S.14-15) zur Projektiven Identifikation. Er erläutert Winnicotts Ansatz: „Die Wahrheit, die der Patient damit [mit der Projektion] zeigt, muss als eine Art Übergangsphänomen behandelt werden, wo es nie um die Frage geht, ob die „Wahrheit“ des Patienten Realität oder Phantasie ist. Wie jedes Übergangsphänomen ist sie gleichzeitig Realität und Phantasie, subjektiv und objektiv.“

Grüße Hauke Müller

Antwort zu Frage 2 von Müller

Meiner Meinung nach, haben die Psychoanalyse und die anderen psychotherapeutischen Schulen gemein, dass sie zweifelnd beginnen. Es gibt meistens einen ausschlaggebenden Grund, ein ausschlaggebendes Zweifeln für eine PA oder andere Psychotherapie. Z.B. das Zweifeln aufgrund eines bestimmten Leidensdrucks oder konkreter Zweifel an der eigenen Persönlichkeit oder Lebensgestaltung. Ich denke, dass sich PA und andere Schulen aber eher im zweiten beschriebenen Teil der Entschlüsselung unterscheiden. Nicht alle psychotherapeutische Schulen haben zum Ziel durch "Entschlüsselung zu heilen". Als Beispiel: Ein Patient sucht aufgrund eines neurotischen Symptoms einen Psychoanalytiker auf und gemeinsam wird versucht, das Unbewusste zu entschlüsseln, um das neurotische Symptom loszuwerden (bzw. zu mildern). Der gleiche Patient könnte aber mit dem gleichen Symptom zu einem Verhaltenstherapeuten gehen. Auch hier beginnt der Prozess mit einem Zweifel (Zweifel über das neurotische Symptom), zielt aber nicht auf dessen Entschlüsselung. Das Symptom wird direkt bearbeitet, ohne die Gründe dafür zu durchleuchten.

Hannah Hofer --HannahMaria93 (Diskussion) 09:56, 29. Okt. 2013 (CET)

Meine Fragen zum Text

1.) Ricoeur schreibt auf S.45: "Die moderne Sorge um die Symbole bringt einen neuen Wunsch zum Ausdruck, den Wunsch, angerufen zu werden, jenseits von Schweigen und Vergessen, die durch die Manipulation der leeren Zeichen und die Konstruktion formalisierter Sprachen immer größer zu werden."

Ich habe das so verstanden, dass die Aussage auch mit dem "modernen Trend", immer mehr auf das nicht Offensichtliche hinzusehen und Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, verbunden werden kann. Die Bezeichnung "Manipulation der leeren Zeichen" wirkt auf mich sehr abstrakt, aber mein erster Gedanke dazu war, dass sie das dynamische Unbewusste gut beschreiben könnte. Das Unbewusste beeinflusst, also manipuliert mit leeren Zeichen, die als Zeichen eben nicht bewusst wahrgenommen und benannt werden.

Wie seht ihr das?

2.) Ricoeur schreibt auf s.48: "Eine der ersten Huldigungen an die Psychoanalyse spricht von 'Heilung durch das Bewußtsein'. Ein treffendes Wort, vorausgesetzt man sagt, daß die Analyse ein unmittelbares und verschleierndes Bewußtsein durch ein mittelbares und vom Realitätsprinzip belehrtes Bewußtsein ersetzen will."

Meiner Meinung nach, ist Ricoeurs Aussage sehr radikal. Dieser Ausschnitt lässt Freud und die Psychoanalyse sehr bedrohlich erscheinen. Dieses Ersetzen durch ein "vom Realitätsprinzip belehrtes Bewußtsein", lässt die Psychoanalyse sehr manipulativ erscheinen. Ich denke, wenn man moderne Richtungen der Psychoanalyse (Psychoanalytik) betrachtet, fällt dieses absolute Ersetzen des "krankhaften" Bewusstseins durch ein "richtiges" Bewusstsein weg. Mir gefällt dabei der Begriff "belehrtes" Bewusstsein nicht. Der Psychoanalytiker lehrt, meines Erachtens, seinem Analysanden nicht ein neues, besseres Bewusstsein, sondern gemeinsam wird versucht das Unbewusste allmählich bewusst zu machen und neue Perspektiven darauf zu werfen.

Wie seht ihr das?

Hannah Hofer --HannahMaria93 (Diskussion) 10:15, 29. Okt. 2013 (CET)