Diskussion:Annäherungen (T): Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ''Gesetzt, Herkunft und Überzeugung jeder Person seien prinzipiell relativierbar. Dann fehlt die theoretische Basis des Hegemonieanspruches; Toleranz ist die plausible Konsequenz. Aber diese Voraussetzung ist fragwürdig. Der gewünschte Effekt wird teuer bezahlt. Wenn alles gleich gut ist, fehlt überall ein Schwerpunkt.'' | ||
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+ | Eine Bemerkung dazu: Ist diese Voraussetzung tatsächlich so fragwürdig? Relativieren sich Herkunft und Überzeugung prinzipiell nicht andauernd im sozialen Kontakt, insofern wir ständig auf ebensolche Determinanten anderer Menschen stoßen und damit unsere gegenüber den ihrigen relativ sind (das muß zunächst nicht mehr bedeuten, als daß wir sie als solche wahrnehmen und damit schon in Beziehung zu den unsrigen gesetzt haben)? Vielleicht ''fehlt'' die theoretische Basis des Hegemonieanspruches Überzeugungen, die als solche dienen, lassen sich argumentativ doch zumeist relativ leicht in einen Regreß treiben und somit als letztendlich nicht fundiert erweisen. Dennoch weichen deren Vertreter deshalb selten schon von ihrer Überzeugung ab. Möglicherweise geht die einfache Gleichung von Relativität und Toleranz als plausible[r] Konsequenz daraus an einem entscheidenden Motiv vorbei, nämlich dem Trotzdem, mit dem ungeachtet aller Einsicht in die Relativität einer Überzeugung diese weiterhin mit im Maximalfall absolutem Anspruch vertreten wird? Ist das eigentliche Problem nicht vielleicht, daß ''obwohl'' alles gleich gut ist, überall Schwerpunkte beansprucht werden, und müßte nicht folglich nach den Möglichkeitsbedingungen dieser Konstellation gefragt werden? | ||
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+ | ''Die eben heraufbeschworene Dummheit erweist sich, bei näherer Prüfung, in vielen Fällen als die überlegene Einstellung. Offenheit und Lernfähigkeit übertrumpfen Dogmatismus. Und darin kann man erst recht ein Gegenargument gegen die Fürsprecher der Toleranz machen. Nur wenn es mir nicht an den Kragen geht, eröffnet sich die Freiheit, vom Andersartigen zu profitieren. Toleranz ist ein Erfolgsrezept für Besserverdienende, denen eine normverbürgte Leitkultur eher als Hindernis erscheint.'' | ||
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+ | Mir leuchtet die Verknüpfung von Toleranz mit nicht unmittelbar gegebener Bedrohung bzw. Besserverdienertum hier nicht ganz ein. Man könnte im Ausgang von den ersten beiden Sätzen des obigen Zitates und der These, daß Offenheit und Lernfähigkeit zumeist größere Erfolgsaussichten haben als ein allzu plumper Dogmatismus, noch weitreichender argumentieren: ''Gerade'', wenn es mir an den Kragen geht, ich schlechte Chancen auf die unmittelbare Durchsetzung meiner dogmatischen Ansprüche habe, komme ich nicht umhin, diese durch die Maske von Offenheit und Lernfähigkeit zu tarnen, um sie vielleicht wenigstens teilweise und durch Kompromisse etablieren zu können. Demgemäß müßte man die These umkehren: Nur, wenn es mir gelingt, vom Andersartigen zu profitieren, geht es mir nicht an den Kragen. | ||
+ | --[[Benutzer:Jakob|Jakob]] 8:55, 26.10.05 |
Version vom 26. Oktober 2005, 07:59 Uhr
Der Empfang im Projektraum ist gut... :-)
Allerdings sind die Beiträge und Fragen der KollegInnen nicht bzw. schwer hörbar. Könnten Sie bitte die Frage, auf die Sie eingehen, wiederholen?
Danke, die Kollegen des Projektraumes
Nur eine Anregung zum Thema: ist es möglich, ein zweites, nämlich Raum-Mikro aufzustellen?
Gesetzt, Herkunft und Überzeugung jeder Person seien prinzipiell relativierbar. Dann fehlt die theoretische Basis des Hegemonieanspruches; Toleranz ist die plausible Konsequenz. Aber diese Voraussetzung ist fragwürdig. Der gewünschte Effekt wird teuer bezahlt. Wenn alles gleich gut ist, fehlt überall ein Schwerpunkt.
Eine Bemerkung dazu: Ist diese Voraussetzung tatsächlich so fragwürdig? Relativieren sich Herkunft und Überzeugung prinzipiell nicht andauernd im sozialen Kontakt, insofern wir ständig auf ebensolche Determinanten anderer Menschen stoßen und damit unsere gegenüber den ihrigen relativ sind (das muß zunächst nicht mehr bedeuten, als daß wir sie als solche wahrnehmen und damit schon in Beziehung zu den unsrigen gesetzt haben)? Vielleicht fehlt die theoretische Basis des Hegemonieanspruches Überzeugungen, die als solche dienen, lassen sich argumentativ doch zumeist relativ leicht in einen Regreß treiben und somit als letztendlich nicht fundiert erweisen. Dennoch weichen deren Vertreter deshalb selten schon von ihrer Überzeugung ab. Möglicherweise geht die einfache Gleichung von Relativität und Toleranz als plausible[r] Konsequenz daraus an einem entscheidenden Motiv vorbei, nämlich dem Trotzdem, mit dem ungeachtet aller Einsicht in die Relativität einer Überzeugung diese weiterhin mit im Maximalfall absolutem Anspruch vertreten wird? Ist das eigentliche Problem nicht vielleicht, daß obwohl alles gleich gut ist, überall Schwerpunkte beansprucht werden, und müßte nicht folglich nach den Möglichkeitsbedingungen dieser Konstellation gefragt werden? --Jakob 8:55, 26.10.05
Die eben heraufbeschworene Dummheit erweist sich, bei näherer Prüfung, in vielen Fällen als die überlegene Einstellung. Offenheit und Lernfähigkeit übertrumpfen Dogmatismus. Und darin kann man erst recht ein Gegenargument gegen die Fürsprecher der Toleranz machen. Nur wenn es mir nicht an den Kragen geht, eröffnet sich die Freiheit, vom Andersartigen zu profitieren. Toleranz ist ein Erfolgsrezept für Besserverdienende, denen eine normverbürgte Leitkultur eher als Hindernis erscheint.
Mir leuchtet die Verknüpfung von Toleranz mit nicht unmittelbar gegebener Bedrohung bzw. Besserverdienertum hier nicht ganz ein. Man könnte im Ausgang von den ersten beiden Sätzen des obigen Zitates und der These, daß Offenheit und Lernfähigkeit zumeist größere Erfolgsaussichten haben als ein allzu plumper Dogmatismus, noch weitreichender argumentieren: Gerade, wenn es mir an den Kragen geht, ich schlechte Chancen auf die unmittelbare Durchsetzung meiner dogmatischen Ansprüche habe, komme ich nicht umhin, diese durch die Maske von Offenheit und Lernfähigkeit zu tarnen, um sie vielleicht wenigstens teilweise und durch Kompromisse etablieren zu können. Demgemäß müßte man die These umkehren: Nur, wenn es mir gelingt, vom Andersartigen zu profitieren, geht es mir nicht an den Kragen. --Jakob 8:55, 26.10.05