Benutzer:Paul Wedrich/MuD09/Transkript171209: Unterschied zwischen den Versionen
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Daher habe ich auch meinen Vortrag ein bisschen umkonzipieren müssen und so ist der zweite Teil eigentlich nur noch als Anregungen zu verstehen, als Diskussionsgrundlage und ich kann Ihnen nicht so ausführlich erzählen, wie ich wollen hätte oder vorhatte, ursprünglich. Ich erzähle Ihnen heute etwas über Anselms Gottesbeweis und die Logik und davon ausgehend ein paar allgemeine Bemerkungen über Beweise. Ich werde ein paar kurze Vorbemerkungen zur Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaft machen und dann Vorbemerkungen zu Gottesbeweisen und zu Anselm. Mein Hauptteil wird sich dann eben auf das Anselmsche sogenannte Ontologische Argument beziehen und davon ausgehend allgemeine Überlegungen über Beweise anstellen - zur Anregung, was man sich denn überlegen kann, was wichtig im Zusammenhang mit Beweisen ist. | Daher habe ich auch meinen Vortrag ein bisschen umkonzipieren müssen und so ist der zweite Teil eigentlich nur noch als Anregungen zu verstehen, als Diskussionsgrundlage und ich kann Ihnen nicht so ausführlich erzählen, wie ich wollen hätte oder vorhatte, ursprünglich. Ich erzähle Ihnen heute etwas über Anselms Gottesbeweis und die Logik und davon ausgehend ein paar allgemeine Bemerkungen über Beweise. Ich werde ein paar kurze Vorbemerkungen zur Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaft machen und dann Vorbemerkungen zu Gottesbeweisen und zu Anselm. Mein Hauptteil wird sich dann eben auf das Anselmsche sogenannte Ontologische Argument beziehen und davon ausgehend allgemeine Überlegungen über Beweise anstellen - zur Anregung, was man sich denn überlegen kann, was wichtig im Zusammenhang mit Beweisen ist. | ||
Zunächst zu der Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaften: Der Georg Christoph Lichtenberg hat in den Sudelbüchern die Wissenschaften eingeteilt, je nachdem ob sie Brod und/oder Ehre bringen. Die Philosophie und die Mathematik bringen zwar leider kein Brod, aber wenigstens Ehre. Die Logik bringt weder Brod noch Ehre. Interessant ist, dass die Theologie sowohl Brod als auch Ehre bringen würde, nach seiner Auffassung. Dass diese Einteilung leider für uns, oder Gottseidank für uns so ??????? als Logik, kann man schon daran sehen, dass es heute so ist, dass man eigentlich, wenn man Logik positionieren oder in Stellung bringen soll relativ zu den anderen Wissenschaften, dann muss man Folgendes sagen. Es gibt sowohl einen Teil der Philosophie der sich Logik nennt, philosophische Logik, als auch eine Teildisziplin der Mathematik, die sich Logik nennt, als auch ein Verständnis von Logik, das Logik als Werkzeug in der Philosophie zur Rekonstruktion von gewissen Argumenten begreift. Da gibt’s natürlich starke Überlappungen, aber zum Beispiel auch die Publikationsorgane, wenn jemand in der Philosophie Logik macht und wenn jemand in der Mathematik Logik macht, sind verschieden. Es gibt etwas, was gemeinsam ist und es gibt auch eindeutig Journale, die man zuordnen kann, der Mathematik oder nur der Philosophie. Und was auch entscheidend ist: die Wurzel der Logik, sowohl des Teils den wir heute der Philosophie zuordnen als auch der Teil der der Mathematik zuzuordnen ist, ist gemeinsam und zwar sehr lange gemeinsam, also mindestens bis ins 19. Jahrhundert gemeinsam. | Zunächst zu der Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaften: Der Georg Christoph Lichtenberg hat in den Sudelbüchern die Wissenschaften eingeteilt, je nachdem ob sie Brod und/oder Ehre bringen. Die Philosophie und die Mathematik bringen zwar leider kein Brod, aber wenigstens Ehre. Die Logik bringt weder Brod noch Ehre. Interessant ist, dass die Theologie sowohl Brod als auch Ehre bringen würde, nach seiner Auffassung. Dass diese Einteilung leider für uns, oder Gottseidank für uns so ??????? als Logik, kann man schon daran sehen, dass es heute so ist, dass man eigentlich, wenn man Logik positionieren oder in Stellung bringen soll relativ zu den anderen Wissenschaften, dann muss man Folgendes sagen. Es gibt sowohl einen Teil der Philosophie der sich Logik nennt, philosophische Logik, als auch eine Teildisziplin der Mathematik, die sich Logik nennt, als auch ein Verständnis von Logik, das Logik als Werkzeug in der Philosophie zur Rekonstruktion von gewissen Argumenten begreift. Da gibt’s natürlich starke Überlappungen, aber zum Beispiel auch die Publikationsorgane, wenn jemand in der Philosophie Logik macht und wenn jemand in der Mathematik Logik macht, sind verschieden. Es gibt etwas, was gemeinsam ist und es gibt auch eindeutig Journale, die man zuordnen kann, der Mathematik oder nur der Philosophie. Und was auch entscheidend ist: die Wurzel der Logik, sowohl des Teils den wir heute der Philosophie zuordnen als auch der Teil der der Mathematik zuzuordnen ist, ist gemeinsam und zwar sehr lange gemeinsam, also mindestens bis ins 19. Jahrhundert gemeinsam. | ||
− | Also abgesehen davon, dass man jetzt Logik als eine Disziplin verstehen kann und sie im Verhältnis zu anderen verorten kann ist es auch noch so, dass man einen bisschen anderen Blick auf Logik haben kann, nämlich Logik als ein Element von dem, was überhaupt Wissenschaftlichkeit ausmachen kann. Also man kann sich fragen: | + | Also abgesehen davon, dass man jetzt Logik als eine Disziplin verstehen kann und sie im Verhältnis zu anderen verorten kann ist es auch noch so, dass man einen bisschen anderen Blick auf Logik haben kann, nämlich Logik als ein Element von dem, was überhaupt Wissenschaftlichkeit ausmachen kann. Also man kann sich fragen: Ist nicht die Logik etwas, das darüber entscheidet ob eine Wissenschaft überhaupt oder bis zu welchem Grad eine Wissenschaft wissenschaftlich ist. Die Auffassung, dass das so ist, dass die Logik da wirklich wesentlich mitspielt, also Kriterium dafür, ob etwas wissenschaftlich ist, ist zum Beispiel im Wiener Kreis sehr stark gemacht worden. Der Wiener Kreis war der Auffassung, dass die Logik eine (?) methodische Vorgabe für die Wissenschaften ist. Und dass es die Aufgabe der Philosophie ist, diese Vorgaben zu klären. Also sich zu überlegen, welche Rolle die Logik da spielt, wie sie aussieht. Ganz analog dazu kann man sich fragen, inwiefern die Gottesbeweise durch die Logik einen wissenschaftlichen Anspruch bekommen können. Da muss man unterscheiden wann. Zu den Zeiten, wo die Gottesbeweise selbst gegeben worden sind, die sogenannten klassischen Gottesbeweise, zu denen ich nachher noch etwas sagen will, dann muss man sagen Jein. Nämlich, die Leute damals, die die Beweise geführt haben, hätten das nicht immer so gesehen. Also wir würden heute vielleicht sagen, ja das hat immer ganz wesentliche logische Elemente, diese Gottesbeweise, aber die hätten damals diejenigen, die das damals gemacht hätten die Rolle der Logik für diese Sache nicht unbedingt so hervorgehoben. Für die heutige Beschäftigung mit den Gottesbeweisen ist tatsächlich die Rolle der Logik ziemlich zentral, also die meisten Publikationen über Gottesbeweise finden im Zusammenhang mit Logik statt, heute so, wenn man sich das so durchschaut. |
Ich habe ihnen hier ein bisschen was zur Positionierung der Logik gesagt, ich gebe ihnen aber keine Definition von Logik und zwar sage ich ihnen gleich warum. Das zeige ich an einem Beispiel. Wir starten mit einem sehr guten Versuch. Wir könnten doch einmal probieren zu sagen: Die Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Das ist eine recht allgemeine Definition und wir fragen uns könnten wir das vielleicht außer Streit stellen, sind sich alle die von Logik reden einig, dass die Logik die Lehre von den Denkgesetzen ist. Dann lesen wir Frege und der sagt uns: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklange, ebensowenig wie das wirkliche Handeln mit dem Sittensgesetze. Es ist darum wohl besser, das Wort Denkgesetz in der Logik ganz zu vermeiden.“ Gut, Schlecht, denn Frege ist immerhin nicht Irgendjemand, sondern einer der Begründer der modernen Logik, der sagt, wir sollen das nicht Denkgesetze nennen, würde es uns nicht die Logik gelingen, als außer Streit zu bezeichnen, dass es in der Logik um Denkgesetze geht (???). Uns so geht es einem leider bei so gut wie jedem Versuch von Definition von Logik, was einem so einfällt. Was könnte man noch probieren? Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist ein bissl modern im Moment. In manchen Logikbüchern finden sie die Formulierung: Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist aber auch ein sehr einseitiges Verständnis. John Locke hat gemeint, sie ist die Anatomie des Denkens. Und eine Sache, die vielleicht noch relativ weit verbreitet wäre ist: die Lehre vom deduktiven Schließen. Wobei: ob das deduktiv sein muss, ist schon wieder sehr die Frage. Daher, sie sehen, ich versuche es nicht, ich gebe ihnen keine Definition von Logik. Was ich aber stattdessen tun muss, damit sie das später verstehen, was ich ihnen da in einem Beispiel zeigen will, ist ich muss ihnen ganz kurz ein bisschen die Schreibweise vorstellen, die in der Logik üblich ist. | Ich habe ihnen hier ein bisschen was zur Positionierung der Logik gesagt, ich gebe ihnen aber keine Definition von Logik und zwar sage ich ihnen gleich warum. Das zeige ich an einem Beispiel. Wir starten mit einem sehr guten Versuch. Wir könnten doch einmal probieren zu sagen: Die Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Das ist eine recht allgemeine Definition und wir fragen uns könnten wir das vielleicht außer Streit stellen, sind sich alle die von Logik reden einig, dass die Logik die Lehre von den Denkgesetzen ist. Dann lesen wir Frege und der sagt uns: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklange, ebensowenig wie das wirkliche Handeln mit dem Sittensgesetze. Es ist darum wohl besser, das Wort Denkgesetz in der Logik ganz zu vermeiden.“ Gut, Schlecht, denn Frege ist immerhin nicht Irgendjemand, sondern einer der Begründer der modernen Logik, der sagt, wir sollen das nicht Denkgesetze nennen, würde es uns nicht die Logik gelingen, als außer Streit zu bezeichnen, dass es in der Logik um Denkgesetze geht (???). Uns so geht es einem leider bei so gut wie jedem Versuch von Definition von Logik, was einem so einfällt. Was könnte man noch probieren? Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist ein bissl modern im Moment. In manchen Logikbüchern finden sie die Formulierung: Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist aber auch ein sehr einseitiges Verständnis. John Locke hat gemeint, sie ist die Anatomie des Denkens. Und eine Sache, die vielleicht noch relativ weit verbreitet wäre ist: die Lehre vom deduktiven Schließen. Wobei: ob das deduktiv sein muss, ist schon wieder sehr die Frage. Daher, sie sehen, ich versuche es nicht, ich gebe ihnen keine Definition von Logik. Was ich aber stattdessen tun muss, damit sie das später verstehen, was ich ihnen da in einem Beispiel zeigen will, ist ich muss ihnen ganz kurz ein bisschen die Schreibweise vorstellen, die in der Logik üblich ist. | ||
− | Wenn ich jetzt Schreibweise sage, ist das schon unglücklich, weil Schreibweise, sie werden gleich sehen, nicht ideal. Aber es gibt keine andere bessere Methode oder Art ihnen jetzt kurz beizubringen, was ich jetzt sagen will. Nehmen wir es jetzt einmal als Schreibweise, obwohl es keine Schreibweise ist. Wenn ich einen Satz habe, wie „Tiger Woods ist reich“, dann gibt es eine Konvention, die uns sagt, wir schreiben den Satz in der sogenannten Prädikatenlogik folgendermaßen. Wir schreiben zuerst das was ich aussage und das bezeichne ich mit einem Großbuchstaben und dann schreibe ich das hin, worüber ich etwas aussage: Rt. Also das kleine t steht für den Tiger Woods und das R steht für Reich. Die Konvention geht | + | Wenn ich jetzt Schreibweise sage, ist das schon unglücklich, weil Schreibweise, sie werden gleich sehen, nicht ideal. Aber es gibt keine andere bessere Methode oder Art ihnen jetzt kurz beizubringen, was ich jetzt sagen will. Nehmen wir es jetzt einmal als Schreibweise, obwohl es keine Schreibweise ist. Wenn ich einen Satz habe, wie „Tiger Woods ist reich“, dann gibt es eine Konvention, die uns sagt, wir schreiben den Satz in der sogenannten Prädikatenlogik folgendermaßen. Wir schreiben zuerst das was ich aussage und das bezeichne ich mit einem Großbuchstaben und dann schreibe ich das hin, worüber ich etwas aussage: Rt. Also das kleine t steht für den Tiger Woods und das R steht für Reich. Die Konvention geht genau umgekehrt, wie wir das in der deutschen Alltagssprache machen. Wir sagen zuerst das, worüber wir was aussagen und dann was wir über die Sache aussagen. Das ist genau umgekehrt wenn man das in der Logik hinschreibt. So etwas, etwas was ich über etwas anderes aussagen kann, nennt man in der Logik ein Prädikat. Ich könnte diesen Satz, und da wird auch schon klar, dass meine Sprechweise von Schreibweise ein bisschen problematisch ist, diese Abkürzung oder das was da steht könnte genau so gut für „Tiger Woods ist treu“ stehen. Oder es könnte auch überhaupt für etwas stehen, was mit diesen Buchstaben nicht anfängt. Das einzig wichtige für die Konvention ist, dass man mit Großbuchstaben Prädikate ausdrückt, also etwas, was man über etwas anderes aussagt, und mit Kleinbuchstaben ein Individuum ausdrückt, ein bestimmtes t. Dann gibt es neben diesen , man nennt das einstellige Prädikaten, also Eigenschaften, die man von einer Sache aussagt, auch noch sogenannte zweistellige Prädikate, das ist nichts anderes als eine Verbindung von zwei Sachen. Zum Beispiel wenn ich den Satz „Martin liebt Hannah“ sage, dann habe ich nicht etwas über ein Individuum sondern etwas über eine Verbindung von zwei Individuen ausgesagt und das schreibt man in der Prädikatenlogik folgendermaßen: Man schreibt zuerst das, was die beiden Dinge verbindet, das nennt man in dem Fall ein zweistelliges Prädikat, weil es zwei Dinge verbindet, und dann schriebt man zuerst das eine Individuum, in unserem Fall, das das liebt, und dahinter das andere Individuum, in unserem Fall das, das geliebt wird. Die Reihenfolge ist wieder anders, als wir das gewohnt sind. Aber sonst ist das nachgebaut der deutschen Sprache. Also das heißt: Das Lieben trifft zu auf den Martin und die Hannah und zwar in dieser Reihenfolge. Der erste ist der der liebt und die zweite ist die die geliebt wird. Damit haben wir schon fast alles, was wir für die Konvention brauchen. Das einzige, was ich noch können möchte ist in dieser Sprache, ich möchte Aussagen über alle Dinge und Aussagen über mindestens ein Ding machen können. Das heißt ich möchte etwa so etwas sagen können: VxRx: das heißt, dass alle Reich sind. V steht für alle. Für alle x gilt, x ist reich. Oder anders gesagt: für jedes x gilt, x ist reich. Alle und alles ist reich, wenn sie R als „reich“ verstehen wollen. Ich kann auch für zweistellige Zeichen ??? so etwas machen: VxLxh das hieße entsprechend: für alle Dinge x gilt, x liebt Hannah, oder kürzer gesagt, alle lieben Hannah. Da steht wer liebt, das sind alle, behaupte ich, und da hinten steht wer geliebt wird, da steht Hannah, also steht da, alle liebe Hannah. Und das zweite, was ich noch brauche ist dieses Zeichen: E. ExLxh: Es gibt mindestens eine Person oder ein Ding mit der Eigenschaft, dass es Hannah liebt. …. Mindestens einer liebt Hannah. Das ist jetzt keine Logik, was ich ihnen da beibringe, weil ich ihnen nichts davon sage, wie man mit diesen Dingen umgehen kann. Sondern ich habe ihnen das jetzt nur als Schreibweise beigebracht, wobei Schreibweise problematisch ist, eben weil …dasselbe steht. |
OK | OK | ||
− | Das brauchen wir ein bisschen später. Das wollen wir ein bisschen hinten anstellen und ich komme jetzt zu meiner zweiten Sorte Vorbemerkungen, nämlich zu den Gottesbeweisen. Also die (Länge der) Liste der Gottesbeweise ist in Wahrheit viel viel länger als das, was sie hier sehen, ich hab einfach einmal ein paar Wichtige herausgenommen. Das erste ist der Gottesbeweis von Anselm von Canterbury, das heißt das sogenannte ontologische Argument, das ich ihnen später noch genauer erzählen werde. Der zweite wichtige Lieferant von Gottesbeweisen ist der Thomas von Aquin. Der hat sogar mehr als fünf, aber eben mindestens fünf Gottesbeweise geliefert, nämlich die sogenannten quinque viae, die von ganz anderer Art sind als das ontologische Argument. Das sind | + | Das brauchen wir ein bisschen später. Das wollen wir ein bisschen hinten anstellen und ich komme jetzt zu meiner zweiten Sorte Vorbemerkungen, nämlich zu den Gottesbeweisen. Also die (Länge der) Liste der Gottesbeweise ist in Wahrheit viel viel länger als das, was sie hier sehen, ich hab einfach einmal ein paar Wichtige herausgenommen. Das erste ist der Gottesbeweis von Anselm von Canterbury, das heißt das sogenannte ontologische Argument, das ich ihnen später noch genauer erzählen werde. Der zweite wichtige Lieferant von Gottesbeweisen ist der Thomas von Aquin. Der hat sogar mehr als fünf, aber eben mindestens fünf Gottesbeweise geliefert, nämlich die sogenannten quinque viae, die von ganz anderer Art sind als das ontologische Argument. Das sind sogenannte teleologische Gottesbeweise, darüber werde ich nichts erzählen. Dann Descartes hat zwei, drei, je nachdem… Gottesbeweise geliefert. Leibniz und in neuerer Zeit Gödel und da gibt’s auch noch andere Versuche, aber Gödel ist einer der prominentesten. Der Abstand zwischen Leibniz und Gödel hier ist nicht nur ein zeitlicher sondern den können sie als Ausdruck dessen sehen, dass die von einer grundsätzlich anderen Absicht verfasst worden sind. Diese ersten vier Leute, die sie hier sehen, die haben alle die Gottesbeweise in der Absicht geführt, dass sie die Existenz Gottes beweisen wollten. Bei Gödel ist das nicht mehr sicher. Also bei Gödel hat man im Nachlass diese Aufzeichnungen gefunden, Gödel hat einen Gottesbeweis, sogar mehrere, versucht und er war ein gläubiger Mensch, das weiß man, aber man weiß nicht, ob er ernsthaft versucht hat, die Existenz Gottes zu beweisen, oder ob er nicht einfach versucht hat, das leibnizsche Argument irgendwie so … so pointiert wie möglich nachzuzeichnen. Also ob er ernsthaft die Absicht hatte, weiß man nicht, viele Leute, die sich im 20 Jahrhundert mit Gottesbeweisen beschäftigen haben nicht die Absicht, einen Beweis für die Existenz Gottes zu erbringen und beschäftigen sich dennoch mit Gottesbeweisen. |
Zur Descartes vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Bei Descartes ist es auch schon ein bisschen ein sehr moderner Fall, weil Descartes hat sicher die Absicht gehabt, die Existenz Gottes zu beweisen, aber nicht nur als Selbstzweck, sondern bei Descartes hat der Gott eine ganz spezielle Position in seiner Argumentation, den braucht er nämlich, um die Sicherheit von Erkenntnis gewährleisten, Verlässlichkeit von Erkenntnis gewährleisten zu können. Er braucht sozusagen Gott in einer bestimmten Funktion und auch deswegen muss er die Existenz Gottes sichern, nicht nur weil er einfach an der Existenz Gottes per se interessiert ist. | Zur Descartes vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Bei Descartes ist es auch schon ein bisschen ein sehr moderner Fall, weil Descartes hat sicher die Absicht gehabt, die Existenz Gottes zu beweisen, aber nicht nur als Selbstzweck, sondern bei Descartes hat der Gott eine ganz spezielle Position in seiner Argumentation, den braucht er nämlich, um die Sicherheit von Erkenntnis gewährleisten, Verlässlichkeit von Erkenntnis gewährleisten zu können. Er braucht sozusagen Gott in einer bestimmten Funktion und auch deswegen muss er die Existenz Gottes sichern, nicht nur weil er einfach an der Existenz Gottes per se interessiert ist. | ||
− | Anselm von Canterbury hat im 11. Jahrhundert und ein bissl danach gelegt. Er war der Erzbischof von Canterbury und er war das wider Willen. Er war nicht gern einer von Canterbury. Da gibt’s eine kurze Geschichte dazu, wie er das geworden ist. Er hat sich mit dem König | + | Anselm von Canterbury hat im 11. Jahrhundert und ein bissl danach gelegt. Er war der Erzbischof von Canterbury und er war das wider Willen. Er war nicht gern einer von Canterbury. Da gibt’s eine kurze Geschichte dazu, wie er das geworden ist. Er hat sich mit dem König William II angelegt, weil der so einen Lebenswandel geführt hat, der dem Anselm nicht vertretbar erschienen ist. Er hat ein zu wildes Leben gehabt. Die beiden sind sich ziemlich ordentlich in die Haare geraten. Dann ist aber der William II am Sterbebett gelegen und hat den Anselm zu sich befohlen und hat ihn, man weiß nicht genau ob er sich rächen wollte, ob er sich mit ihm aussöhnen wollte kurz vor dem Sterben, zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Anselm war ein sehr dem Gehorsam verpflichteter Mensch. Ihm ist nicht viel anderes übrig geblieben als, obwohl er es eh schon nicht wollte, als diese Position in Canterbury anzunehmen. Und dann ist das Unerfreuliche passiert, dass William II vom Sterbebett wieder aufgestanden ist, weil es doch noch nicht an der Zeit war. Und die zwei haben sich gegenseitig am Hals gehabt, was es zumindest dem Anselm zeit seines Lebens schwer gemacht hat. Wenn sie das aber interessiert, empfehle ich ihnen das linke Buch, das sie hier sehen, das heißt „Proof of God: The debate that shaped modern belief“. Da wird in wirklich sehr angenehmer und unterhaltsamer Weise das leben von Anselm erzählt. Das ist von Larry Witham, das ist ein Wissenschaftsjournalist eigentlich, geschrieben und es ist wirklich empfehlenswert obwohl ist sie gleich dazu warnen muss. Sobald es philosophisch im engeren Sinn wird, ist es einfach falsch. Also das müssen sie ausblenden, sie dürfen sich nur sozusagen für die Geschichte interessieren, aber nicht die Philosophie ernst nehmen. Zu dem „Falsch“ möchte ich ihnen noch eine kleine Anekdote erzählen. Ich empfehle das Buch, obwohl es falsch ist, da würde ich ihnen eine Anekdote in einem ganz anderen Zusammenhang erzählen, die auf die nachher am Ende meines Vortrags noch einmal zurückkommen werden. Der Professor Hlawka ist einer der ganz wenigen weltberühmten Mathematiker, die Österreich in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, hat einmal eine Vorlesung gehalten und in dieser Vorlesung ist ein Assistent von ihm drinnen gesessen und da hat er einen Beweis gebracht und nach der Vorlesung ist der Assistent hingegangen und hat zu ihm gesagt… „Aber Herr Professor, dieser Beweis, der ist doch falsch“ und da hat Hlawka ihn angeschaut, gelächelt und gesagt „Ja, ich weiß, aber er ist sooo schön.“ Darauf komme ich später noch einmal zurück. |
Die zweite Sache, die ich ihnen empfehle möchte, wenn sie etwas lesen möchten, ist das Gegenteil davon, es schaut nicht nur ganz anders aus, es ist auch in genau diesem Sinne anderes. Das ist eine ganz dünne Studie von einem Menschen, der den wunderschönen Namen Gangolf Schrimpf hat, verfasst und ist eine ganz detaillierte Studie von dem anselmschen Argument. Also wenn sie sich für die Sache interessieren und nicht für die Geschichte rundherum, dann kann ich ihnen das sehr empfehlen. Die Literaturliste gehe ich nicht mit ihnen durch. Die Powerpointpräsentation kommt ins Wiki und sie können sich das jederzeit nachschauen, wenn sie sich interessieren. Das ist einfach Primär- und Sekundärliteratur zum anselmschen Argument. | Die zweite Sache, die ich ihnen empfehle möchte, wenn sie etwas lesen möchten, ist das Gegenteil davon, es schaut nicht nur ganz anders aus, es ist auch in genau diesem Sinne anderes. Das ist eine ganz dünne Studie von einem Menschen, der den wunderschönen Namen Gangolf Schrimpf hat, verfasst und ist eine ganz detaillierte Studie von dem anselmschen Argument. Also wenn sie sich für die Sache interessieren und nicht für die Geschichte rundherum, dann kann ich ihnen das sehr empfehlen. Die Literaturliste gehe ich nicht mit ihnen durch. Die Powerpointpräsentation kommt ins Wiki und sie können sich das jederzeit nachschauen, wenn sie sich interessieren. Das ist einfach Primär- und Sekundärliteratur zum anselmschen Argument. | ||
Damit komme ich jetzt endlich dazu, zum anselmschen ontologischen Argument. Das findet sich in der Schrift, von Anselm, die sich nennt Proslogion und zwar im Kapitel Zwei. Dort beweist er, dass Gott existiert. In Kapitel Drei beweist er noch mehr, da beweist er, dass er nicht nur existiert, sondern dass Gottes Nichtexistenz nicht einmal gedacht werden kann. Also nicht nur existiert, sondern man kann gar nicht denken, dass er nicht existiert. Das ist von manchen Interpreten so verstanden worden, dass die das so verstanden haben: Gott existiert notwendig. Also seine Nichtexistenz kann nicht gedacht werden, ist undenkbar, das kann man auch so verstehen, oder so lesen oder so ausdrücken: Gott existiert notwendig. 20:21 | Damit komme ich jetzt endlich dazu, zum anselmschen ontologischen Argument. Das findet sich in der Schrift, von Anselm, die sich nennt Proslogion und zwar im Kapitel Zwei. Dort beweist er, dass Gott existiert. In Kapitel Drei beweist er noch mehr, da beweist er, dass er nicht nur existiert, sondern dass Gottes Nichtexistenz nicht einmal gedacht werden kann. Also nicht nur existiert, sondern man kann gar nicht denken, dass er nicht existiert. Das ist von manchen Interpreten so verstanden worden, dass die das so verstanden haben: Gott existiert notwendig. Also seine Nichtexistenz kann nicht gedacht werden, ist undenkbar, das kann man auch so verstehen, oder so lesen oder so ausdrücken: Gott existiert notwendig. 20:21 | ||
− | Wenn das so wäre, wenn man es so versteht, dann muss ich noch etwas dazusagen: manche davon sind sogar so weit gegangen, dass sie gesagt haben, der Beweis im 2. Kapitel ist unbrauchbar, der funktioniert nicht, der liefert nicht das, was man möchte, aber den Beweis im Kapitel 3 kann man so retten, dass er immerhin wirklich die Existenz Gottes beweist, wenn man eben statt dieser Existenz mit notwendiger Existenz operiert. Wenn man das machen möchte, dann muss man auf eine Logik zurückgreifen von modaler ???. Das ist einfach diese einfache Art von Sprache, die ich ihnen bereits vorgestellt habe, noch erweitert um Zeichen, die für Notwendigkeit stehen. Das brauchen wir für | + | Wenn das so wäre, wenn man es so versteht, dann muss ich noch etwas dazusagen: manche davon sind sogar so weit gegangen, dass sie gesagt haben, der Beweis im 2. Kapitel ist unbrauchbar, der funktioniert nicht, der liefert nicht das, was man möchte, aber den Beweis im Kapitel 3 kann man so retten, dass er immerhin wirklich die Existenz Gottes beweist, wenn man eben statt dieser Existenz mit notwendiger Existenz operiert. Wenn man das machen möchte, dann muss man auf eine Logik zurückgreifen von modaler ???. Das ist einfach diese einfache Art von Sprache, die ich ihnen bereits vorgestellt habe, noch erweitert um Zeichen, die für Notwendigkeit stehen. Das brauchen wir für unsere Zwecke jetzt nicht, weil ich mich ohnehin auf den eigentlichen Beweis aus dem Kapitel 2, also auf den, den Anselm selbst für den Beweis gehalten hat beziehe. |
Das Argument. Ich lese ihnen das jetzt und zwar lese ich es ihnen vor auf lateinisch, nicht in der Erwartung, dass sie das verstehen, sondern ich möchte, dass sie mir sagen, was sie für einen Eindruck davon haben, was ihnen auffällt, wenn sie es hören: | Das Argument. Ich lese ihnen das jetzt und zwar lese ich es ihnen vor auf lateinisch, nicht in der Erwartung, dass sie das verstehen, sondern ich möchte, dass sie mir sagen, was sie für einen Eindruck davon haben, was ihnen auffällt, wenn sie es hören: | ||
− | Convincitur ergo… et in re. Gut, was fällt ihnen auf? … Ja genau, das war es schon: es sind immer dieselben Worte. Man hört sozusagen in gewisser Weise schon das Formelhafte an der Sache. Also wenn sie Thomas zum Beispiel lesen, der ist um Abwechslung der Wortwahl bemüht, der ist um einen literarischen Zugang an der Sache bemüht. Anselm geht es darum, ein ganz schmales Set von Begriffe, das er hat, in eine bestimmte Ordnung zu setzen und möglichst jeden Bestandteil möglichst eindeutig zu identifizieren, mit dem er da operiert | + | Convincitur ergo… et in re. Gut, was fällt ihnen auf? … Ja genau, das war es schon: es sind immer dieselben Worte. Man hört sozusagen in gewisser Weise schon das Formelhafte an der Sache. Also wenn sie Thomas zum Beispiel lesen, der ist um Abwechslung der Wortwahl bemüht, der ist um einen literarischen Zugang an der Sache bemüht. Anselm geht es darum, ein ganz schmales Set von Begriffe, das er hat, in eine bestimmte Ordnung zu setzen und möglichst jeden Bestandteil möglichst eindeutig zu identifizieren, mit dem er da operiert - also gerade nicht eine Geschichte zu erzählen, sondern etwas sozusagen sehr Formales im Sinne von einer bestimmten Struktur herauszustellen ??? Gut, das ganze jetzt auf Deutsch. Das ist eine sozusagen lockere Übersetzung, würde ich sagen, aber nicht genau … aus dem Text herausgeschält. Selbst der Tor, also der der nicht an Gott glaubt, sagt Anselm, muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert und zwar als id quo maius cogitare non potest, als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Also selbst der, der nicht an Gott glaubt, muss sagen, er hat etwas im Verstand, das so ist, dass es das ist, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dieses id quo kann nicht nur im Verstand sein, sondern es muss auch in Wirklichkeit existieren. Dieses, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, muss auch in Wirklichkeit existieren. Warum? Aus folgendem Grund. Würde es das nicht, würde das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, nicht in Wirklichkeit existieren, dann könnte man die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde es damit größer machen, was ein Widderspruch dazu wäre, dass es das ist, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. |
Ich wiederhole es, weil es beim ersten Mal sicher gewöhnungsbedürftig ist: Das worüber nichts Größeres gedacht werden kann, muss auch in Wirklichkeit existieren. Warum? Weil, wenn es das nicht würde, wenn es nicht in Wirklichkeit existieren würde, könnte ich es größer machen, nämlich indem ich ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen würde, was ein Widerspruch seiner eigenen Definition wäre. Was „größer“ in diesem Zusammenhang heißt, das ist genau das, was uns jetzt beschäftigen muss. | Ich wiederhole es, weil es beim ersten Mal sicher gewöhnungsbedürftig ist: Das worüber nichts Größeres gedacht werden kann, muss auch in Wirklichkeit existieren. Warum? Weil, wenn es das nicht würde, wenn es nicht in Wirklichkeit existieren würde, könnte ich es größer machen, nämlich indem ich ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen würde, was ein Widerspruch seiner eigenen Definition wäre. Was „größer“ in diesem Zusammenhang heißt, das ist genau das, was uns jetzt beschäftigen muss. | ||
Jetzt ist der Punkt, wo sie die Zeichen brauchen, die ich ihnen gezeigt habe. Ich gebe ihnen eine formale Rekonstruktion. Ich kann sie beruhigen, wenn sie die nächsten zehn Minuten nicht verstehen, dann verstehen sie das, was ich nachher sage aber schon wieder, was nicht heißt, dass sie jetzt nicht zuhören sollen, aber sozusagen nur, damit sie nicht abschalten ab dem Zeitpunkt, wo sie es nicht verstehen. Ich hoffe aber, dass es verständlich bleiben sollte. | Jetzt ist der Punkt, wo sie die Zeichen brauchen, die ich ihnen gezeigt habe. Ich gebe ihnen eine formale Rekonstruktion. Ich kann sie beruhigen, wenn sie die nächsten zehn Minuten nicht verstehen, dann verstehen sie das, was ich nachher sage aber schon wieder, was nicht heißt, dass sie jetzt nicht zuhören sollen, aber sozusagen nur, damit sie nicht abschalten ab dem Zeitpunkt, wo sie es nicht verstehen. Ich hoffe aber, dass es verständlich bleiben sollte. | ||
− | Diese erste Formel hier, da steht einfach jetzt im Rahmen einer solchen Prädikatenlogik komprimiert, wie ich es ihnen da gezeigt habe: Es ist nicht der Fall (das heißt dieser Strich), dass es etwas gibt, was größer ist, als Gott. Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, sodass x größer ist als Gott. Und der Anselm behauptet jetzt, daraus folgt, dass Gott in Realität oder in Wirklichkeit existiert. Links steht: Es ist nicht der Fall, dass es etwas gibt, dass es ein x gibt, sodass das x größer ist als Gott. Und daraus soll folgen, dass Gott in Wirklichkeit existiert. Und das sollte aus logischen Gründen folgen. Wenn Anselms Argument ein schlüssiges Argument sein sollte, dann müsste das jetzt aus logischen Gründen folgen. Das kann man sich leider sofort überlegen, dass das nicht aus logischen Gründen folgen kann, weil es ist ja so: Wenn es aus logischen Gründen folgen würde, wenn das gelten würde, dann müsste es ja auch genau so gut gelten, wenn dieses G hier | + | Diese erste Formel hier, da steht einfach jetzt im Rahmen einer solchen Prädikatenlogik komprimiert, wie ich es ihnen da gezeigt habe: Es ist nicht der Fall (das heißt dieser Strich), dass es etwas gibt, was größer ist, als Gott. Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, sodass x größer ist als Gott. Und der Anselm behauptet jetzt, daraus folgt, dass Gott in Realität oder in Wirklichkeit existiert. Links steht: Es ist nicht der Fall, dass es etwas gibt, dass es ein x gibt, sodass das x größer ist als Gott. Und daraus soll folgen, dass Gott in Wirklichkeit existiert. Und das sollte aus logischen Gründen folgen. Wenn Anselms Argument ein schlüssiges Argument sein sollte, dann müsste das jetzt aus logischen Gründen folgen. Das kann man sich leider sofort überlegen, dass das nicht aus logischen Gründen folgen kann, weil es ist ja so: Wenn es aus logischen Gründen folgen würde, wenn das gelten würde, dann müsste es ja auch genau so gut gelten, wenn dieses G hier irgendetwas anderes heißt. Zum Beispiel, wenn das G „geldgieriger“ hieße. Dann würde da stehen: „es gibt nichts, was geldgieriger ist, als Gott“, und daraus müsste auch folgen, dass Gott existiert und das kann es nicht sein. |
Also so wie das Argument da steht, kann es nicht die Existenz Gottes logisch aus dieser Annahme folgern. Wenn man möchte, dass das ein gültiges Argument sein sollte, müsste man noch irgendwie eine zusätzliche Prämisse dazugeben, noch eine Annahme machen. Aber der Anselm gibt uns keine weitere Annahme. Der sagt nur, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und daraus soll folgen, dass er in Wirklichkeit existiert. Eine weitere Annahme stellt er uns nicht zur Verfügung. Daher ein anderer Versuch. Der andere Versuch schaut so aus. Wir fragen wir uns, was heißt das „größer“ eigentlich? In dem ersten Versuch habe ich das „größer“ als etwas verstanden, als irgendeine Art von Eigenschaft, die zwei Individuen ins Verhältnis zu einander setzt, ist. Da hab ich für „größer“ so etwas geschrieben, wie ‚Lieben’: einer liebt den anderen. Hier ist das „größer“ verwendet wir „etwas ist größer, wie etwas anderes“. Der zweite Versuch schaut sich genauer an, was Anselm unter dem „größer“ eigentlich versteht. Was sagt uns Anselm, wodurch etwas größer wird? Er gibt uns nur eine einzige Information, wodurch etwas größer wird, nämlich indem wir ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen. Wodurch wird etwas größer? Indem wir, und das ist für Anselm ganz klar, aber das ist Diskussionswürdig, indem ich die Eigenschaft, in Wirklichkeit zu existieren, hinzufüge. Das ist die einzige Sache, die Anselm uns zeigt, wodurch etwas größer wird, durch die Hinzufügung einer bestimmten Eigenschaft, nämlich Existenz in Wirklichkeit. Er sagt uns nicht, dass man gewisse Eigenschaften nicht hinzufügen könnte. Sondern es ist durch die Hinzufügung anderer Eigenschaften … in welcher speziellen Eigenschaft nicht größer werden würde.?????. Das heißt, der zweite Versuch könnte lauten ich sage: was heißt: Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann: das ist einfach folgendes: Es gibt keine Eigenschaft, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, (deshalb heißt es jetzt Prädikatenlogik zweiter Stufe, weil ich von der Existenz von Eigenschaften spreche und das müssen sie sich nicht merken) die Gott nicht hat. Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, heißt nichts anderes in dieser Art, das zu rekonstruieren, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Dann ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, das wo ich nichts mehr hinzufügen kann, weil es gibt Nichts, was ich hinzufügen könnte, keine Eigenschaft. Und jetzt ist es so, dass daraus tatsächlich folgt, dass Gott tatsächlich existiert, und zwar ganz banal folgt, denn das was da steht: Es ist nicht der Fall, das es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Das ist nichts anderes als eine Schreibweise, das sagt einem der Alltagsverstand, das hat nichts mit Logik zu tun, das ist nichts Anderes als eine andere Sprech- oder Sagweise für: Gott hat alle Eigenschaften. Für alle Eigenschaften gilt, dass Gott sie hat. Na wenn er alle Eigenschaften hat, dann hat er halt auch die eine Eigenschaft, insbesondere zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren, vorausgesetzt in Wirklichkeit zu existieren ist eine Eigenschaft, aber darauf komme ich noch zurück. Min 30 Also wenn er alle Eigenschaften hat, dann darf man sich nicht wundern, dass er eine bestimmte andere auch hat, also eine bestimmte hat, zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren. Und das folgt logisch, rein logisch. Also aus diesem da folgt rein logisch das da. Da bräuchte ich keine weiteren ….tionen (?). Das ist einfach insofern die bessere Rekonstruktion, als sie das, was der Anselm sagt, offensichtlich besser wiedergibt. Egal ob man es jetzt für richtig hält oder nicht, es gibt das, was der Anselm sagt, besser wieder. Aber, und jetzt kommt der große Haken und darum habe ich überhaupt die ganze lange Geschichte erzählt, es ist die bessere Rekonstruktion aber in der schlechteren Theorie und das ist unerfreulich. Diese Theorie nämlich braucht die Prädikatenlogik zweiter Stufe, die ist für Logiker eine sehr Unbefriedigende; sehr ist übertrieben, aber sie ist eine viel unbefriedigendere Theorie als die andere, die die erste Rekonstruktion braucht. Da funktioniert einfach Vieles, was in der Prädikatenlogik erster Stufe funktioniert, funktioniert in der Prädikatenlogik zweiter Stufe unerfreulicherweise nicht mehr. Das heißt ich habe abzuwiegen zwischen einer schlechten Rekonstruktion in der besseren Theorie und einer besseren Rekonstruktion in der schlechteren Theorie. Das ist das sozusagen, was ich dann am Ende, im letzten Teil aufgreifen werde unter den allgemeineren Überlegungen zu den Beweisen. Ich fasse das jetzt zusammen: Also in der ersten Rekonstruktion in der Prädikatenlogik erster Stufe, da habe ich Größe verstanden als eine Relation zwischen zwei Individuen. Dann ist es so, dass die Existenz Gottes in Wirklichkeit nur folgt, wenn ich zusätzliche Annahmen mache, die aber bei Anselm einfach nicht stehen. Wenn ich mit einer Prädikatenlogik zweiter Stufe zu modellieren oder zu rekonstruieren versuche, dann heißt größer einfach, dass es eine Eigenschaft hat, die das andere Ding nicht hat. Dann folgt, wenn ich es so mache, dann folgt die Existenz Gottes logisch aus der Definition Gottes. Dann denke? ich? eine logische Folgerung. So jetzt will ich natürlich nicht da rausgehen und sie sagen dann ich habe behauptet, dass ich hier einen konsistenten Beweis für die Existenz Gottes geliefert habe. Aber ich will Ihnen noch keine Lösung geben, wie sie diesem Problem da entkommen. Ich werde ihnen allerdings in der Folge jetzt einige Ansatzpunkte geben, was man jetzt gegen diese zweite Sache da einwenden könnte. Also was alles könnte jetzt an der zweiten Konstruktion nicht stimmen. Also ich hab behauptet, da folgt etwas logisch, aber irgendwie muss da die Erkenntnis herumgehen, dass man vielleicht doch nicht dran glauben muss, dass ich da in eineinhalb-, zwei Zeilen einen Beweis für die Existenz liefern kann.?? Aber wie gesagt, wenn sie den dritten Teil aufmerksam hören, dann sollten sie viele Möglichkeiten haben, den Beweis zu kritisieren. | Also so wie das Argument da steht, kann es nicht die Existenz Gottes logisch aus dieser Annahme folgern. Wenn man möchte, dass das ein gültiges Argument sein sollte, müsste man noch irgendwie eine zusätzliche Prämisse dazugeben, noch eine Annahme machen. Aber der Anselm gibt uns keine weitere Annahme. Der sagt nur, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und daraus soll folgen, dass er in Wirklichkeit existiert. Eine weitere Annahme stellt er uns nicht zur Verfügung. Daher ein anderer Versuch. Der andere Versuch schaut so aus. Wir fragen wir uns, was heißt das „größer“ eigentlich? In dem ersten Versuch habe ich das „größer“ als etwas verstanden, als irgendeine Art von Eigenschaft, die zwei Individuen ins Verhältnis zu einander setzt, ist. Da hab ich für „größer“ so etwas geschrieben, wie ‚Lieben’: einer liebt den anderen. Hier ist das „größer“ verwendet wir „etwas ist größer, wie etwas anderes“. Der zweite Versuch schaut sich genauer an, was Anselm unter dem „größer“ eigentlich versteht. Was sagt uns Anselm, wodurch etwas größer wird? Er gibt uns nur eine einzige Information, wodurch etwas größer wird, nämlich indem wir ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen. Wodurch wird etwas größer? Indem wir, und das ist für Anselm ganz klar, aber das ist Diskussionswürdig, indem ich die Eigenschaft, in Wirklichkeit zu existieren, hinzufüge. Das ist die einzige Sache, die Anselm uns zeigt, wodurch etwas größer wird, durch die Hinzufügung einer bestimmten Eigenschaft, nämlich Existenz in Wirklichkeit. Er sagt uns nicht, dass man gewisse Eigenschaften nicht hinzufügen könnte. Sondern es ist durch die Hinzufügung anderer Eigenschaften … in welcher speziellen Eigenschaft nicht größer werden würde.?????. Das heißt, der zweite Versuch könnte lauten ich sage: was heißt: Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann: das ist einfach folgendes: Es gibt keine Eigenschaft, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, (deshalb heißt es jetzt Prädikatenlogik zweiter Stufe, weil ich von der Existenz von Eigenschaften spreche und das müssen sie sich nicht merken) die Gott nicht hat. Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, heißt nichts anderes in dieser Art, das zu rekonstruieren, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Dann ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, das wo ich nichts mehr hinzufügen kann, weil es gibt Nichts, was ich hinzufügen könnte, keine Eigenschaft. Und jetzt ist es so, dass daraus tatsächlich folgt, dass Gott tatsächlich existiert, und zwar ganz banal folgt, denn das was da steht: Es ist nicht der Fall, das es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Das ist nichts anderes als eine Schreibweise, das sagt einem der Alltagsverstand, das hat nichts mit Logik zu tun, das ist nichts Anderes als eine andere Sprech- oder Sagweise für: Gott hat alle Eigenschaften. Für alle Eigenschaften gilt, dass Gott sie hat. Na wenn er alle Eigenschaften hat, dann hat er halt auch die eine Eigenschaft, insbesondere zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren, vorausgesetzt in Wirklichkeit zu existieren ist eine Eigenschaft, aber darauf komme ich noch zurück. Min 30 Also wenn er alle Eigenschaften hat, dann darf man sich nicht wundern, dass er eine bestimmte andere auch hat, also eine bestimmte hat, zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren. Und das folgt logisch, rein logisch. Also aus diesem da folgt rein logisch das da. Da bräuchte ich keine weiteren ….tionen (?). Das ist einfach insofern die bessere Rekonstruktion, als sie das, was der Anselm sagt, offensichtlich besser wiedergibt. Egal ob man es jetzt für richtig hält oder nicht, es gibt das, was der Anselm sagt, besser wieder. Aber, und jetzt kommt der große Haken und darum habe ich überhaupt die ganze lange Geschichte erzählt, es ist die bessere Rekonstruktion aber in der schlechteren Theorie und das ist unerfreulich. Diese Theorie nämlich braucht die Prädikatenlogik zweiter Stufe, die ist für Logiker eine sehr Unbefriedigende; sehr ist übertrieben, aber sie ist eine viel unbefriedigendere Theorie als die andere, die die erste Rekonstruktion braucht. Da funktioniert einfach Vieles, was in der Prädikatenlogik erster Stufe funktioniert, funktioniert in der Prädikatenlogik zweiter Stufe unerfreulicherweise nicht mehr. Das heißt ich habe abzuwiegen zwischen einer schlechten Rekonstruktion in der besseren Theorie und einer besseren Rekonstruktion in der schlechteren Theorie. Das ist das sozusagen, was ich dann am Ende, im letzten Teil aufgreifen werde unter den allgemeineren Überlegungen zu den Beweisen. Ich fasse das jetzt zusammen: Also in der ersten Rekonstruktion in der Prädikatenlogik erster Stufe, da habe ich Größe verstanden als eine Relation zwischen zwei Individuen. Dann ist es so, dass die Existenz Gottes in Wirklichkeit nur folgt, wenn ich zusätzliche Annahmen mache, die aber bei Anselm einfach nicht stehen. Wenn ich mit einer Prädikatenlogik zweiter Stufe zu modellieren oder zu rekonstruieren versuche, dann heißt größer einfach, dass es eine Eigenschaft hat, die das andere Ding nicht hat. Dann folgt, wenn ich es so mache, dann folgt die Existenz Gottes logisch aus der Definition Gottes. Dann denke? ich? eine logische Folgerung. So jetzt will ich natürlich nicht da rausgehen und sie sagen dann ich habe behauptet, dass ich hier einen konsistenten Beweis für die Existenz Gottes geliefert habe. Aber ich will Ihnen noch keine Lösung geben, wie sie diesem Problem da entkommen. Ich werde ihnen allerdings in der Folge jetzt einige Ansatzpunkte geben, was man jetzt gegen diese zweite Sache da einwenden könnte. Also was alles könnte jetzt an der zweiten Konstruktion nicht stimmen. Also ich hab behauptet, da folgt etwas logisch, aber irgendwie muss da die Erkenntnis herumgehen, dass man vielleicht doch nicht dran glauben muss, dass ich da in eineinhalb-, zwei Zeilen einen Beweis für die Existenz liefern kann.?? Aber wie gesagt, wenn sie den dritten Teil aufmerksam hören, dann sollten sie viele Möglichkeiten haben, den Beweis zu kritisieren. | ||
So damit bin ich auch schon bei diesem Teil, bei dem ich was Allgemeines über den Gottesbeweis – von dem Gottesbeweis ausgehend, den ich ihnen vorgestellt habe, will ich einzelne Merkmale anschauen, sozusagen von diesem endenden? Merkfall? Ausgehend möchte ich ihnen etwas erzählen über Beweise im Allgemeinen oder so halb im Allgemeinen. | So damit bin ich auch schon bei diesem Teil, bei dem ich was Allgemeines über den Gottesbeweis – von dem Gottesbeweis ausgehend, den ich ihnen vorgestellt habe, will ich einzelne Merkmale anschauen, sozusagen von diesem endenden? Merkfall? Ausgehend möchte ich ihnen etwas erzählen über Beweise im Allgemeinen oder so halb im Allgemeinen. | ||
Also was sich an meinen zwei Rekonstruktionen gezeigt hat ist, dass man sozusagen drauf achten muss, dass es ganz wesentlich ist, dass ein Beweis immer ein Beweis im Rahmen einer bestimmten Theorie ist. Sozusagen, dass man sich die Theorie miteinhandelt, wenn man sich einen Beweis – Wenn man einen Beweis haben will, dann handelt man sich mit dem Beweis auch immer eine bestimmte Theorie mit ein. Da könnte man sich jetzt die Frage stellen, gibt’s denn so einen Gegenkandidaten, gibt’s so was wie eine Einsicht, die aber nicht im Rahmen einer Theorie stattfindet. Kann ich was erkennen und verstehen, eine Einsicht in etwas haben aber außerhalb eines ganzen theoretischen Rahmens? Also so Kandidaten im Allgemeinen wären da so eine, weiß nicht, intuitive Erkenntnis, oder eine Gotteserfahrung, oder eine intuitive Schau. Es gibt ganz verschiedene Namen für so etwas. Bei dem Gottesbeweis sind die natürlichen Gegenkandidaten natürlich solche Dinge wie Wunder. Also was ist ein Wunder, könnte man zuerst einmal vermuten, ein Wunder ist etwas, was mich unmittelbar von der Existenz Gottes oder von seiner Güte oder so überzeugt. Da brauch ich nicht irgendeinen Rahmen zu verstehen, sondern ich erleb irgendwas und bin dadurch überzeugt davon, dass es Gott gibt. | Also was sich an meinen zwei Rekonstruktionen gezeigt hat ist, dass man sozusagen drauf achten muss, dass es ganz wesentlich ist, dass ein Beweis immer ein Beweis im Rahmen einer bestimmten Theorie ist. Sozusagen, dass man sich die Theorie miteinhandelt, wenn man sich einen Beweis – Wenn man einen Beweis haben will, dann handelt man sich mit dem Beweis auch immer eine bestimmte Theorie mit ein. Da könnte man sich jetzt die Frage stellen, gibt’s denn so einen Gegenkandidaten, gibt’s so was wie eine Einsicht, die aber nicht im Rahmen einer Theorie stattfindet. Kann ich was erkennen und verstehen, eine Einsicht in etwas haben aber außerhalb eines ganzen theoretischen Rahmens? Also so Kandidaten im Allgemeinen wären da so eine, weiß nicht, intuitive Erkenntnis, oder eine Gotteserfahrung, oder eine intuitive Schau. Es gibt ganz verschiedene Namen für so etwas. Bei dem Gottesbeweis sind die natürlichen Gegenkandidaten natürlich solche Dinge wie Wunder. Also was ist ein Wunder, könnte man zuerst einmal vermuten, ein Wunder ist etwas, was mich unmittelbar von der Existenz Gottes oder von seiner Güte oder so überzeugt. Da brauch ich nicht irgendeinen Rahmen zu verstehen, sondern ich erleb irgendwas und bin dadurch überzeugt davon, dass es Gott gibt. | ||
Da will ich ihnen eine Geschichte, sozusagen eine grob verkürzte Geschichte aus einem Buch erzählen von der Lorraine Daston, das heißt „Wunder, Beweise und Tatsachen“, was mit diesen Wundern, mit dem Versuch passiert ist, Wunder zu verstehen. Sozusagen Wunder zunächst einmal als etwas, was einen unmittelbar beeindruckt, etwas unmittelbar Einleuchtendes. Also Wunder als etwas, was einem unmittelbar einleuchtet, das ist versucht worden, das so zu sehen. Was ist daraus passiert? Also zunächst, ganz früh waren da noch nicht so recht Wunder. Oder anders gesagt könnte man sagen: alles waren Wunder, weil alles war von Gott geschaffen. Das ist das Dauerwunder der Natur. Das ist das, was bei Augustinus, aber auch noch bei Thomas eine sehr starke Einstellung ist…. Dann hat sich aber eine Trennung herausgebildet und zwar eine Trennung nicht nur zwischen etwas Natürlichem und etwas Anderem, sondern eigentlich eine Dreiteilung, nämlich: Natürliches, Außernatürliches und Übernatürliches. Die mittelalterliche Theologie hat sich darum gekümmert das Außernatürliche vom Übernatürlichen zu trennen. Das Außernatürliche ist einfach das, was den Üblichkeiten der Natur zuwiderläuft. Das was sich nicht an die Regelmäßigkeiten hält, die man der Natur gerne abschauen würde. Das Übernatürliche dagegen ist das, was von Gott oder den Engeln oder von sonst irgendeiner außernatürlichen (!) Instanz bewirkt worden ist. Und die Theologie hat sich bemüht, das zu trennen. Die scholastische Naturphilosophie hat sich dagegen bemüht, das Natürliche – oder hat begrifflich zu schärfen versucht, wie man das Natürliche von dem Außernatürliche, von dem, was gegen die Regelmäßigkeiten der Natur ist, trennen kann. Dann ein Beispiel, um zu sagen, was man sich unter dem Außernatürlichen vorstellen kann, zum Beispiel den Magnetismus, die Schutzwirkung der Korallen gegen Blitze und die natürliche Abneigung von Elefanten gegen Drachen. Also es sind schon sehr heterogene Phänomene, die sie da im Auge gehabt haben. Diese Wunder sollen jedenfalls einmal die Existenz Gottes beweisen und das ist aber jetzt sozusagen im Zuge der Zeit immer problematischer geworden, denn im 17. 18. Jahrhundert war es dann so, da hat man gesagt, OK da gibt’s einmal das Übernatürliche, und ein Wunder muss sich als übernatürlich qualifizieren. Man muss erkennen, dass es etwas Übernatürliches ist. Da hat man eingesehen, das reicht daweil noch nicht, weil ich muss ja auch noch wissen, ob das von einem Dämon, von einem Teufel, von einem Engel oder von Gott bewirkt worden ist, weil ein Wunder kann es ja nur sein, wenn es von einem Engel oder Gott bewirkt worden ist und nicht wenn’s ein Dämon bewirkt hat. Das heißt, es braucht da wieder eine Schärfung und eine begriffliche Ausdifferenzierung, mit der ich das eine vom anderen unterscheiden kann. Dann ist auch ziemlich spät das Problem aufgetaucht, in der Geschichte der Wunder ziemlich spät erst das Problem aufgetaucht, dass man das Menschenwerk herausfiltern muss. Man hat herausfinden müssen, ob es nicht von einem Enthusiasten oder von einem Betrüger bewirkt worden ist. Das war am Anfang noch nicht … aber es sind dann mehr geworden im Laufe der Zeit. Auch das musste man irgendwie herausfinden. Und da hat man sich gefragt, ja wie machen wir das jetzt? Wie kann ich das erkennen, ob das jetzt von einem Engel oder von einem Gott ist, oder dem Gott. Und da ist ihnen nichts anderes eingefallen, als das sie gesagt haben, na ja gut, das erkenne ich daran, ob das Wunder in verschiedenster Hinsicht lehrkonform ist. Also ob es mit der katholischen Lehre oder der Bibel übereinstimmt. Das war das einzige funktionierende Kriterium, das man gehabt hat, und das war sehr unerfreulich, denn da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn wenn ich schon vorher glauben muss, was in der Bibel steht und was die katholische Kirche mir sagt, dass ich dann, wenn ich das schon vorher glauben muss, damit ích ein Wunder als Wunder anerkennen kann, na dann brauch ich das Wunder doch nicht mehr. Das heißt das Wunder ist von etwas, das etwas zeigt, das unmittelbar beweist, zu etwas geworden, das auf einmal sich selber rechtfertigen muss, das erst bewiesen worden musste, das erst ausweisen muss, dass es in einem bestimmten Rahmen stattgefunden hat, damit es überhaupt als das gelten kann, was es gelten sollte. Das heißt an dem Beispiel sehen Sie, dass die Idee, die Hoffnung von etwas, das einem unmittelbar einleuchtet, ohne dass man einen Rahmen dafür braucht, nicht so einfach durchzuhalten ist; dass es nicht so klar ist, ob man so etwas überhaupt, ob man so eine Konzeption überhaupt aufrecht erhalten kann. Wie gesagt, ich kann Ihnen in diesem Abschnitt nur so Anregungen geben, weil mir die Zeit dazu fehlt, aber das ist ein Punkt, den man sich überlegen kann. Vielleicht eine Randbemerkung dazu. In der ganzen Geschichte ist folgendes auch noch passiert. Was mit dem Außernatürlichen passiert ist: Das Außernatürliche hat sich mit Francis Bacon beginnend eigentlich eh schon ein bisschen aufzulösen begonnen. Und zwar deswegen, weil der Francis Bacon eben gesagt hat, das kann man doch nicht machen. Das Außernatürliche besteht darin, dass es die Ausnahme zu den Naturgesetzen ist, wenn sie so wollen. Und Francis Bacon hat gesagt, Nein, wenn wir Naturwissenschaft betreiben wollen, dann können wir so die Sache nicht angehen. Wenn wir in der Welt auf etwas treffen, was in unsere Gesetze nicht hineinpasst, dann müssen wir doch anschauen, was da los ist und unsere Gesetze so modifizieren, dass das, was wir beobachtet haben, dann doch hineinpasst. Wir können nicht einfach, das, was uns nicht in unser Konzept reinpasst ad acta legen als Ausnahmefall und mit den Gesetzen weiter tun, wie vorher. Sondern das Interessante an der Naturwissenschaft muss gerade immer das sein, dass man die Phänomene erklärt, die man bislang nicht erklären kann und sie nicht zu dem passen, was man vorher gewusst hat oder geglaubt hat zu wissen. | Da will ich ihnen eine Geschichte, sozusagen eine grob verkürzte Geschichte aus einem Buch erzählen von der Lorraine Daston, das heißt „Wunder, Beweise und Tatsachen“, was mit diesen Wundern, mit dem Versuch passiert ist, Wunder zu verstehen. Sozusagen Wunder zunächst einmal als etwas, was einen unmittelbar beeindruckt, etwas unmittelbar Einleuchtendes. Also Wunder als etwas, was einem unmittelbar einleuchtet, das ist versucht worden, das so zu sehen. Was ist daraus passiert? Also zunächst, ganz früh waren da noch nicht so recht Wunder. Oder anders gesagt könnte man sagen: alles waren Wunder, weil alles war von Gott geschaffen. Das ist das Dauerwunder der Natur. Das ist das, was bei Augustinus, aber auch noch bei Thomas eine sehr starke Einstellung ist…. Dann hat sich aber eine Trennung herausgebildet und zwar eine Trennung nicht nur zwischen etwas Natürlichem und etwas Anderem, sondern eigentlich eine Dreiteilung, nämlich: Natürliches, Außernatürliches und Übernatürliches. Die mittelalterliche Theologie hat sich darum gekümmert das Außernatürliche vom Übernatürlichen zu trennen. Das Außernatürliche ist einfach das, was den Üblichkeiten der Natur zuwiderläuft. Das was sich nicht an die Regelmäßigkeiten hält, die man der Natur gerne abschauen würde. Das Übernatürliche dagegen ist das, was von Gott oder den Engeln oder von sonst irgendeiner außernatürlichen (!) Instanz bewirkt worden ist. Und die Theologie hat sich bemüht, das zu trennen. Die scholastische Naturphilosophie hat sich dagegen bemüht, das Natürliche – oder hat begrifflich zu schärfen versucht, wie man das Natürliche von dem Außernatürliche, von dem, was gegen die Regelmäßigkeiten der Natur ist, trennen kann. Dann ein Beispiel, um zu sagen, was man sich unter dem Außernatürlichen vorstellen kann, zum Beispiel den Magnetismus, die Schutzwirkung der Korallen gegen Blitze und die natürliche Abneigung von Elefanten gegen Drachen. Also es sind schon sehr heterogene Phänomene, die sie da im Auge gehabt haben. Diese Wunder sollen jedenfalls einmal die Existenz Gottes beweisen und das ist aber jetzt sozusagen im Zuge der Zeit immer problematischer geworden, denn im 17. 18. Jahrhundert war es dann so, da hat man gesagt, OK da gibt’s einmal das Übernatürliche, und ein Wunder muss sich als übernatürlich qualifizieren. Man muss erkennen, dass es etwas Übernatürliches ist. Da hat man eingesehen, das reicht daweil noch nicht, weil ich muss ja auch noch wissen, ob das von einem Dämon, von einem Teufel, von einem Engel oder von Gott bewirkt worden ist, weil ein Wunder kann es ja nur sein, wenn es von einem Engel oder Gott bewirkt worden ist und nicht wenn’s ein Dämon bewirkt hat. Das heißt, es braucht da wieder eine Schärfung und eine begriffliche Ausdifferenzierung, mit der ich das eine vom anderen unterscheiden kann. Dann ist auch ziemlich spät das Problem aufgetaucht, in der Geschichte der Wunder ziemlich spät erst das Problem aufgetaucht, dass man das Menschenwerk herausfiltern muss. Man hat herausfinden müssen, ob es nicht von einem Enthusiasten oder von einem Betrüger bewirkt worden ist. Das war am Anfang noch nicht … aber es sind dann mehr geworden im Laufe der Zeit. Auch das musste man irgendwie herausfinden. Und da hat man sich gefragt, ja wie machen wir das jetzt? Wie kann ich das erkennen, ob das jetzt von einem Engel oder von einem Gott ist, oder dem Gott. Und da ist ihnen nichts anderes eingefallen, als das sie gesagt haben, na ja gut, das erkenne ich daran, ob das Wunder in verschiedenster Hinsicht lehrkonform ist. Also ob es mit der katholischen Lehre oder der Bibel übereinstimmt. Das war das einzige funktionierende Kriterium, das man gehabt hat, und das war sehr unerfreulich, denn da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn wenn ich schon vorher glauben muss, was in der Bibel steht und was die katholische Kirche mir sagt, dass ich dann, wenn ich das schon vorher glauben muss, damit ích ein Wunder als Wunder anerkennen kann, na dann brauch ich das Wunder doch nicht mehr. Das heißt das Wunder ist von etwas, das etwas zeigt, das unmittelbar beweist, zu etwas geworden, das auf einmal sich selber rechtfertigen muss, das erst bewiesen worden musste, das erst ausweisen muss, dass es in einem bestimmten Rahmen stattgefunden hat, damit es überhaupt als das gelten kann, was es gelten sollte. Das heißt an dem Beispiel sehen Sie, dass die Idee, die Hoffnung von etwas, das einem unmittelbar einleuchtet, ohne dass man einen Rahmen dafür braucht, nicht so einfach durchzuhalten ist; dass es nicht so klar ist, ob man so etwas überhaupt, ob man so eine Konzeption überhaupt aufrecht erhalten kann. Wie gesagt, ich kann Ihnen in diesem Abschnitt nur so Anregungen geben, weil mir die Zeit dazu fehlt, aber das ist ein Punkt, den man sich überlegen kann. Vielleicht eine Randbemerkung dazu. In der ganzen Geschichte ist folgendes auch noch passiert. Was mit dem Außernatürlichen passiert ist: Das Außernatürliche hat sich mit Francis Bacon beginnend eigentlich eh schon ein bisschen aufzulösen begonnen. Und zwar deswegen, weil der Francis Bacon eben gesagt hat, das kann man doch nicht machen. Das Außernatürliche besteht darin, dass es die Ausnahme zu den Naturgesetzen ist, wenn sie so wollen. Und Francis Bacon hat gesagt, Nein, wenn wir Naturwissenschaft betreiben wollen, dann können wir so die Sache nicht angehen. Wenn wir in der Welt auf etwas treffen, was in unsere Gesetze nicht hineinpasst, dann müssen wir doch anschauen, was da los ist und unsere Gesetze so modifizieren, dass das, was wir beobachtet haben, dann doch hineinpasst. Wir können nicht einfach, das, was uns nicht in unser Konzept reinpasst ad acta legen als Ausnahmefall und mit den Gesetzen weiter tun, wie vorher. Sondern das Interessante an der Naturwissenschaft muss gerade immer das sein, dass man die Phänomene erklärt, die man bislang nicht erklären kann und sie nicht zu dem passen, was man vorher gewusst hat oder geglaubt hat zu wissen. | ||
− | Der Zweite Punkt: Existenz. Das ist das, was immer im Zusammenhang mit Gottesbeweisen Thema | + | Der Zweite Punkt: Existenz. Das ist das, was immer im Zusammenhang mit Gottesbeweisen Thema Nummer 1 ist. Was ist da Existenz. Die erste reflexartige Antwort eines Philosophen, wenn man das so präsentiert, wie ich, ist: Existenz ist kein Prädikat, Existenz ist nicht eine Eigenschaft, die man einer Sache zusprechen kann, sondern (und da sind dann die Logiker sehr schnell) ein Quantor, so was: E. Es existiert etwas. So was: E. Also … ist kein Prädikat, sondern ein Quantor, damit ist die Sache erledigt. So einfach ist das auch nicht Das ist ein bisschen vorschnell, denn wenn man das in Bezug auf Anselm sagt, dann kann er zurück sagen: Moment mal, welches „existiert“, welche „Existenz“ ist kein Prädikat. Man hat zuerst den Begriff der existiert, dann sagt er der existiert im Verstand und als letztes sagt er noch, der existiert in Wirklichkeit. Also man hat es mindestens mit drei Existenzbegriffen in diesem Zusammenhang zu tun. Wenn man jetzt sagt, existiert ist kein Prädikat, sondern ein Quantor, dann sag ich, ich hab da nur einen Quantor, was mach ich jetzt. Für welches „existiert„ verwende ich den. Ich kann natürlich drei Quantoren einführen, verschiedene. Das haben auch tatsächlich Leute versucht. Die mittelalterliche Logik sagte, dann müsse man drei Quantoren, drei verschiedene Quantoren einführen. Aber die andere Möglichkeit, dem zu entgehen ist, zu sagen: na gut, es gibt nur ein existiert, aber dieses existiert kommt halt in drei Ausprägungen vor. Und man hat Existenz definiert und dann sagt man es ist einmal im Verstand und das andere ist in der Wirklichkeit und das dritte mal es existiert als Begriff. Dann muss man sich jetzt fragen, ja und die drei Ausprägungen, was ist das jetzt? Was heißt das, sie existieren im Verstand? Das ist eine Spezifikation von Existenz, aber wie sage ich, wo es existiert, oder sage ich in welcher Weise es existiert? Wie soll ich denn eine solche Spezifikation von Existenz vornehmen? Was ist das für eine Art von Angabe? Also das entkoppeln zu wollen die Existenz von dem Verstand, das ist irgendwie auch eine Sache, die nicht ganz klar ist, wie man das bewerkstelligen soll. Der Haupt- oder der berühmteste Einwand gegen das Argument ist wohl von Kant gekommen. Kant hat das so formuliert, er hat gesagt: Existenz ist kein reales Prädikat. Das könnte man kurz so umschreiben, dass man sagt: es ändert nichts daran, wenn ich die Existenz einer Sache dazusage, ändert das nichts daran, wie die Sache ist. Also wenn ich Ihnen jetzt sage, ich gebe Ihnen da 100 Euro oder ich sage Ihnen, ich gebe Ihnen hier 100 existierende Euro, dann habe ich Ihnen damit um nichts mehr gesagt. Ich gebe Ihnen hier 100 Euro – ich gebe Ihnen hier 100 existierende Euro, das ist die gleiche Aussage. Existenz macht an der Sache nichts anders, von der ich spreche. Unabhängig davon, wie man zu dem Argument jetzt stehen mag, muss man sagen, Anselm sieht das, ob man das jetzt halten kann oder nicht, offensichtlich anders. Also das ist ganz klar, dass das Anselm’sche Argument darauf beruht, dass Existenz in Wirklichkeit eine Sache anders macht. Also man muss es nicht lösen können, das Problem aber man muss zumindest klar sehen, da ist ein Problem, Anselm sieht das eindeutig anders. |
Ein weiteres ? Problem mit der Existenz in diesem Zusammenhang ist, dass man sagen könnte, ja wenn das wirklich funktionieren würde, wenn man da auf wirkliche Existenz schließen könnte, dann hätte man doch aus reinem Begrifflichen auf Existenz geschlossen. Man hätte sozusagen die Existenz von etwas errechnet, oder sozusagen rein rational, logisch rechnend die Existenz von etwas gezeigt. Das ist doch ein bisschen irgendein Unsinn ??? … und plötzlich ist da was. Ich hab nur ein bisschen Gedankenspielerei gemacht. Wenn man so ein Argument bringt, muss man immer ein bisschen aufpassen, weil Sie wissen wahrscheinlich alle, dass es in der Physik schon vorgekommen ist, dass es Teilchen gibt, deren Existenz errechnet worden ist. Also da haben die Physiker ausgerechnet, es muss Teilchen dieser und dieser Art geben und sie haben sie auch noch nicht messen können. Viele Jahre darauf ist es ihnen gelungen, die Teilchen wirklich zu messen. Da ist auch offensichtlich die Existenz von etwas ausgerechnet worden. Was ist jetzt der Unterschied zum Gottesbeweis. Man rechnet die Existenz Gottes aus und man rechnet die Existenz von Teilchen aus, die man noch nicht weiß. Was unterscheidet diese beiden Dinge? | Ein weiteres ? Problem mit der Existenz in diesem Zusammenhang ist, dass man sagen könnte, ja wenn das wirklich funktionieren würde, wenn man da auf wirkliche Existenz schließen könnte, dann hätte man doch aus reinem Begrifflichen auf Existenz geschlossen. Man hätte sozusagen die Existenz von etwas errechnet, oder sozusagen rein rational, logisch rechnend die Existenz von etwas gezeigt. Das ist doch ein bisschen irgendein Unsinn ??? … und plötzlich ist da was. Ich hab nur ein bisschen Gedankenspielerei gemacht. Wenn man so ein Argument bringt, muss man immer ein bisschen aufpassen, weil Sie wissen wahrscheinlich alle, dass es in der Physik schon vorgekommen ist, dass es Teilchen gibt, deren Existenz errechnet worden ist. Also da haben die Physiker ausgerechnet, es muss Teilchen dieser und dieser Art geben und sie haben sie auch noch nicht messen können. Viele Jahre darauf ist es ihnen gelungen, die Teilchen wirklich zu messen. Da ist auch offensichtlich die Existenz von etwas ausgerechnet worden. Was ist jetzt der Unterschied zum Gottesbeweis. Man rechnet die Existenz Gottes aus und man rechnet die Existenz von Teilchen aus, die man noch nicht weiß. Was unterscheidet diese beiden Dinge? | ||
Ja also dann kann man natürlich sagen, der Unterschied ist, dass die Physiker schon von der Existenz von anderen Teilchen ausgehen und dann nur die Existenz von neuen Teilchen zeigen. Also die haben schon die Existenz von etwas und schließen auf die Existenz von etwas anderem. Und da ist die große Frage, wie ist das bei den Gottesbeweisen. Auch das ist etwas, was an die Gottesbeweise immer wieder als Diskussionspunkt herangetragen worden ist. Muss ein Gottesbeweis eigentlich voraussetzen, dass überhaupt etwas existiert? Braucht der Anselm’sche Gottesbeweis nicht auch, dass es etwas gibt, nämlich jemanden, der das zum Beispiel denkt. Ich brauche jemanden, der den Gedanken denkt, nur dann funktioniert das Argument. Dann würde auch der Anselm’sche Beweis die Existenz von etwas anderem schon haben und auf die Existenz einer neuen Sache schließen, wie es die Physiker tun. Das heißt, so billig kann man es sich machen, wenn man sagt, es kann doch nicht sein, dass ich die Existenz von irgendetwas ausrechne, was ich noch weiß, dass es da ist. | Ja also dann kann man natürlich sagen, der Unterschied ist, dass die Physiker schon von der Existenz von anderen Teilchen ausgehen und dann nur die Existenz von neuen Teilchen zeigen. Also die haben schon die Existenz von etwas und schließen auf die Existenz von etwas anderem. Und da ist die große Frage, wie ist das bei den Gottesbeweisen. Auch das ist etwas, was an die Gottesbeweise immer wieder als Diskussionspunkt herangetragen worden ist. Muss ein Gottesbeweis eigentlich voraussetzen, dass überhaupt etwas existiert? Braucht der Anselm’sche Gottesbeweis nicht auch, dass es etwas gibt, nämlich jemanden, der das zum Beispiel denkt. Ich brauche jemanden, der den Gedanken denkt, nur dann funktioniert das Argument. Dann würde auch der Anselm’sche Beweis die Existenz von etwas anderem schon haben und auf die Existenz einer neuen Sache schließen, wie es die Physiker tun. Das heißt, so billig kann man es sich machen, wenn man sagt, es kann doch nicht sein, dass ich die Existenz von irgendetwas ausrechne, was ich noch weiß, dass es da ist. | ||
Der nächste Punkt, den ich ansprechen möchte ist, Totalitäten, Gesamtheiten. Das ist jetzt ein Problem, das mehr spezifisch für die Mathematik und für die Logik ist, das es nicht in allen Zusammenhängen mit alten Beweisen gibt. Also wenn sie zum Beispiel nur endlich viele Dinge vor sich haben, dann können sie die Gesamtheit davon bilden, in dem sie das alles auf einen Haufen hauen und ein Mascherl drum machen oder sonst irgendwas. Wenn Sie es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, (Dinge selbst in einem weiteren Sinn gemeint, wir meinen damit, wenn wir nicht an Engel glauben, in der Regel mit unendlich vielen Dingen immer nur abstrakte Dinge. Wobei zu der Zeit, wo die Gottesbeweise geführt wurden, es auch noch Engel hätten sein können) - Also wenn wir es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, dann ist es nicht mehr so einfach, ich kann in jedem Fall die Gesamtheit dieser unendlichen Dinge nehmen. Wodurch wird diese Gesamtheit gewährleistet? Was stellt diese Gesamtheit her? Nehmen wir den Anselm’schen Gottesbeweis noch mal. Da kann doch folgendes passieren: Ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Und jetzt mache ich folgendes, ich füge diesem Gedanken, dem was ich jetzt als Gott definiert habe, noch den Gedanken, dass das so ist, hinzu. Also ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und dann sage ich, OK, aber der Gedanke, dass das genau so ist, ist doch auch noch ein Gedanke, eine Eigenschaft, die kann ich dem Ding wieder hinzufügen. Dann habe ich es größer gemacht. Das kann ich aber eigentlich immer tun. Ich kann immer den Gedanken an die Sache der Sache hinzufügen, dann habe ich es größer gemacht. Dann gibt es also nicht so etwas wie die Gesamtheit, von der ich eigentlich ausgegangen bin. Dann ist das ganze Konzept auf gewisse Weise zerstört. Also von Totalitäten zu sprechen, wenn man es nicht mit endlich vielen Dingen zu tun hat, ist eine bisschen problematische Sache. | Der nächste Punkt, den ich ansprechen möchte ist, Totalitäten, Gesamtheiten. Das ist jetzt ein Problem, das mehr spezifisch für die Mathematik und für die Logik ist, das es nicht in allen Zusammenhängen mit alten Beweisen gibt. Also wenn sie zum Beispiel nur endlich viele Dinge vor sich haben, dann können sie die Gesamtheit davon bilden, in dem sie das alles auf einen Haufen hauen und ein Mascherl drum machen oder sonst irgendwas. Wenn Sie es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, (Dinge selbst in einem weiteren Sinn gemeint, wir meinen damit, wenn wir nicht an Engel glauben, in der Regel mit unendlich vielen Dingen immer nur abstrakte Dinge. Wobei zu der Zeit, wo die Gottesbeweise geführt wurden, es auch noch Engel hätten sein können) - Also wenn wir es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, dann ist es nicht mehr so einfach, ich kann in jedem Fall die Gesamtheit dieser unendlichen Dinge nehmen. Wodurch wird diese Gesamtheit gewährleistet? Was stellt diese Gesamtheit her? Nehmen wir den Anselm’schen Gottesbeweis noch mal. Da kann doch folgendes passieren: Ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Und jetzt mache ich folgendes, ich füge diesem Gedanken, dem was ich jetzt als Gott definiert habe, noch den Gedanken, dass das so ist, hinzu. Also ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und dann sage ich, OK, aber der Gedanke, dass das genau so ist, ist doch auch noch ein Gedanke, eine Eigenschaft, die kann ich dem Ding wieder hinzufügen. Dann habe ich es größer gemacht. Das kann ich aber eigentlich immer tun. Ich kann immer den Gedanken an die Sache der Sache hinzufügen, dann habe ich es größer gemacht. Dann gibt es also nicht so etwas wie die Gesamtheit, von der ich eigentlich ausgegangen bin. Dann ist das ganze Konzept auf gewisse Weise zerstört. Also von Totalitäten zu sprechen, wenn man es nicht mit endlich vielen Dingen zu tun hat, ist eine bisschen problematische Sache. | ||
Der Beweis, den der Anselm führt, ist ein indirekter Beweis. Was ist das? Ich nehme das Gegenteil von dem an, was ich zeigen will und zeige, dass es zu Widersprüchen führt. Also ich nehme an, dass Gott nicht in Wirklichkeit existiert und zeige, das kann nicht sein, daher muss Gott in Wirklichkeit existieren. Ich zeige es führt zu einem Widerspruch, daher muss Gott doch in Wirklichkeit existieren. Diese Art von Beweis ist gerade bei der Existenz um die es da geht, ein gewisses Problem. Warum? Angenommen Sie zeigen, von einer Zahl, indirekt, dass sie existiert. Sie zeigen, dass es eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft geben muss. Sie sagen, es gibt eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft. Sie beweisen es indirekt indem sie sagen: ich nehme an, es gibt keine solche Zahl mit dieser Eigenschaft. Dann führe ich das auf einen Widerspruch, zeige, dann entsteht ein Widerspruch. Dann sage ich OK, es muss diese Zahl mit dieser Eigenschaft geben. Was weiß ich jetzt über die Zahl? Ich weiß über die Zahl nur, dass es sie geben muss, weil ich ja einen Widerspruch bekommen habe. Ich weiß aber möglicherweise über diese Zahl sonst überhaupt nichts. Ich weiß nicht, ob sie groß oder klein ist, ich weiß nicht, wie ich sie finden soll, ich weiß nicht einmal, wie ich sie suchen soll. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was diese Zahl ist. Ich weiß nur, dass es sie geben muss. Und da sind jetzt die sogenannten Intuitionisten? zum Beispiel in der Mathematik aufgetreten und haben gesagt, also diesen Existenzbegriff den akzeptieren wir nicht. Das ist uns zu schwach. Was heißt, zu sagen, ich weiß es existiert etwas, aber ich habe keine Ahnung davon, wie es ist, wie es ausschaut, wie ich es finden kann, wie ich mich der Sache nähern kann oder so. Das ist ein zu schwacher, zu leerer, zu unbrauchbarer Existenzbegriff. | Der Beweis, den der Anselm führt, ist ein indirekter Beweis. Was ist das? Ich nehme das Gegenteil von dem an, was ich zeigen will und zeige, dass es zu Widersprüchen führt. Also ich nehme an, dass Gott nicht in Wirklichkeit existiert und zeige, das kann nicht sein, daher muss Gott in Wirklichkeit existieren. Ich zeige es führt zu einem Widerspruch, daher muss Gott doch in Wirklichkeit existieren. Diese Art von Beweis ist gerade bei der Existenz um die es da geht, ein gewisses Problem. Warum? Angenommen Sie zeigen, von einer Zahl, indirekt, dass sie existiert. Sie zeigen, dass es eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft geben muss. Sie sagen, es gibt eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft. Sie beweisen es indirekt indem sie sagen: ich nehme an, es gibt keine solche Zahl mit dieser Eigenschaft. Dann führe ich das auf einen Widerspruch, zeige, dann entsteht ein Widerspruch. Dann sage ich OK, es muss diese Zahl mit dieser Eigenschaft geben. Was weiß ich jetzt über die Zahl? Ich weiß über die Zahl nur, dass es sie geben muss, weil ich ja einen Widerspruch bekommen habe. Ich weiß aber möglicherweise über diese Zahl sonst überhaupt nichts. Ich weiß nicht, ob sie groß oder klein ist, ich weiß nicht, wie ich sie finden soll, ich weiß nicht einmal, wie ich sie suchen soll. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was diese Zahl ist. Ich weiß nur, dass es sie geben muss. Und da sind jetzt die sogenannten Intuitionisten? zum Beispiel in der Mathematik aufgetreten und haben gesagt, also diesen Existenzbegriff den akzeptieren wir nicht. Das ist uns zu schwach. Was heißt, zu sagen, ich weiß es existiert etwas, aber ich habe keine Ahnung davon, wie es ist, wie es ausschaut, wie ich es finden kann, wie ich mich der Sache nähern kann oder so. Das ist ein zu schwacher, zu leerer, zu unbrauchbarer Existenzbegriff. | ||
− | Im Zusammenhang mit Gottesbeweisen hat das der Austin sich einmal über diese Auffassung von Existenz lustig gemacht, in dem er einen fiktiven Dialog geschrieben hat. Der geht so | + | Im Zusammenhang mit Gottesbeweisen hat das der Austin sich einmal über diese Auffassung von Existenz lustig gemacht, in dem er einen fiktiven Dialog geschrieben hat. Der geht so: Also der Redner A sagt: „There are a lot of bones six feet under my back yard.“ B sagt: “Well, what about them?” A: “Nothing, they’re just there, that’s all.” B: “You mean, you haven’t looked at them yet?” A: “No, it’s not that I haven’t found out anything about them yet. There is nothing to find out except that they’re there.” Das ist unsinnig, so etwas zu sagen. Ich kann nicht sagen, sie existiert, aber sonst gibt es prinzipiell nichts zu wissen über diese Sache. |
− | Die Unterscheidung zwischen zwei Arten von Beweisen ist ganz wesentlich in diesem Zusammenhang. Nämlich deduktive und induktive Beweise. Deduktive Beweise sind solche, wo aus irgendwelchen gegebenen Annahmen logisch etwas anderes folgt. Induktive Beweise sind solche Beweise von der Art: ich beobachte fünf Mal etwas und schließe daraus, dass es immer so sein muss. Ich finde möglichst viele Indizien, dafür dass etwas … . Der Anselm hat tatsächlich einen ganz pointierten Standpunkt zu diesen zwei Arten von Beweisen gehabt. Der hat nämlich zuerst, bevor er das Proslogion geschrieben hat im sogenannten Monologion solche Indizienbeweise für die Existenz Gottes geliefert. Er hat gesagt, ich nenne Euch viele Gründe, warum es plausibel ist, dass Gott existiert. Und dann hat er eine ganze Reihe von Argumenten geliefert. Warum das plausibel ist, dass Gott existiert. Dass hat er als unbefriedigend empfunden. Er hat gesagt, er will etwas Besseres machen | + | Die Unterscheidung zwischen zwei Arten von Beweisen ist ganz wesentlich in diesem Zusammenhang. Nämlich deduktive und induktive Beweise. Deduktive Beweise sind solche, wo aus irgendwelchen gegebenen Annahmen logisch etwas anderes folgt. Induktive Beweise sind solche Beweise von der Art: ich beobachte fünf Mal etwas und schließe daraus, dass es immer so sein muss. Ich finde möglichst viele Indizien, dafür dass etwas … . Der Anselm hat tatsächlich einen ganz pointierten Standpunkt zu diesen zwei Arten von Beweisen gehabt. Der hat nämlich zuerst, bevor er das Proslogion geschrieben hat im sogenannten Monologion solche Indizienbeweise für die Existenz Gottes geliefert. Er hat gesagt, ich nenne Euch viele Gründe, warum es plausibel ist, dass Gott existiert. Und dann hat er eine ganze Reihe von Argumenten geliefert. Warum das plausibel ist, dass Gott existiert. Dass hat er als unbefriedigend empfunden. Er hat gesagt, er will etwas Besseres machen. Ich will ein einziges Argument finden, mit dem ich zwingend beweisen kann, dass Gott existiert. Ich will es nicht plausibel machen, ich will nicht induktiv erschließen, dass es Gott geben sollte, oder wahrscheinlich gibt oder so, sondern ich will, aus einem Begriff (oder was auch immer man hier dem Namen nach setzt) deduktiv schließen, dass es Gott geben muss. Ich will es mit einem zwingenden Argument zeigen. Das heißt er ist ganz im Rahmen, sozusagen, in der Tradition der scholastischen Schullogik gestanden. Er war in Logik ausgebildet und hat gesagt, mein höchstes Beweisideal ist ein deduktiver Beweis. Etwas, wo ich mit Notwendigkeit zeigen kann, dass die Existenz Gottes folgt. |
Das logische Beweisen als ‚ars inveniendi’. Die Frage ist, kann Logik überhaupt etwas herausfinden? Ist es nicht so, dass wenn ich mit Logik etwas herausfinde, ist in Wahrheit nur etwas offen lege, was ich immer schon gewusst habe. Das ist das Problem bei deduktiven Argumenten unter Umständen… . Also die aristotelische Syllogistik, die ist kritisiert worden dafür. Sie wissen, die aristotelische Syllogistik ist von der Art: Alle Menschen sind sterblich. Alle Athener sind Menschen. Also sind alle Athener sterblich. Und dem Aristoteles ist vorgeworfen worden, damit findest du nichts Neues. Dass du dann nachher … hinschreibst, das hast du eigentlich schon gewusst und die aristotelische Logik ist keine, mit der man irgendwas Neues finden kannst. Und da denk ich, ist es auch so, wenn man sich die aristotelischen Schriften anschaut, dann hat er die Logik systematisiert, die Schlüsse systematisiert, er hat nie seine Syllogistik dazu verwendet, irgendetwas Neues herauszufinden. Das war nur sozusagen einen Kanon zu schaffen, wie man das Denken beschreiben kann oder wie wir denken, aber nicht das Finden von einer neuen Erkenntnis. Das ist bei dem Anselm’schen Beweis anders und ich glaube das ist eine interessante Seite daran, dass das eines der ersten Vorkommnisse ist, wo die Logik verwendet wird, (vielleicht nicht das erste, aber ein bekanntes und frühes Vorkommen davon, wo Logik dazu verwendet wird) etwas Neues herauszufinden. Anselm hat wirklich bemüht die Logik dazu zu nützen, um etwas Neues, eine neue Erkenntnis … . | Das logische Beweisen als ‚ars inveniendi’. Die Frage ist, kann Logik überhaupt etwas herausfinden? Ist es nicht so, dass wenn ich mit Logik etwas herausfinde, ist in Wahrheit nur etwas offen lege, was ich immer schon gewusst habe. Das ist das Problem bei deduktiven Argumenten unter Umständen… . Also die aristotelische Syllogistik, die ist kritisiert worden dafür. Sie wissen, die aristotelische Syllogistik ist von der Art: Alle Menschen sind sterblich. Alle Athener sind Menschen. Also sind alle Athener sterblich. Und dem Aristoteles ist vorgeworfen worden, damit findest du nichts Neues. Dass du dann nachher … hinschreibst, das hast du eigentlich schon gewusst und die aristotelische Logik ist keine, mit der man irgendwas Neues finden kannst. Und da denk ich, ist es auch so, wenn man sich die aristotelischen Schriften anschaut, dann hat er die Logik systematisiert, die Schlüsse systematisiert, er hat nie seine Syllogistik dazu verwendet, irgendetwas Neues herauszufinden. Das war nur sozusagen einen Kanon zu schaffen, wie man das Denken beschreiben kann oder wie wir denken, aber nicht das Finden von einer neuen Erkenntnis. Das ist bei dem Anselm’schen Beweis anders und ich glaube das ist eine interessante Seite daran, dass das eines der ersten Vorkommnisse ist, wo die Logik verwendet wird, (vielleicht nicht das erste, aber ein bekanntes und frühes Vorkommen davon, wo Logik dazu verwendet wird) etwas Neues herauszufinden. Anselm hat wirklich bemüht die Logik dazu zu nützen, um etwas Neues, eine neue Erkenntnis … . | ||
− | Der letzte meiner Punkt vor der Schlussbemerkung ist der des ästhetischen Aspektes, den ich in dem Beispiel von Professor Hlawka angesprochen habe, der gesagt hat, der Beweis ist doch sooo schön. Dass der Anselm dieses unum argumentum, den Beweis in einem Argument führen wollte, das ist auch gerechtfertigt damit, dass das schöner ist. Also nicht nur mit der Überzeugungskraft, sondern auch damit, dass ihm das ästhetisch ansprechender vorgekommen ist, das sagt er auch so. Es ist das schönere Argument, wenn es eines ist, das zwingt, als wenn ich viele Anläufe brauche, um eine Sache | + | Der letzte meiner Punkt vor der Schlussbemerkung ist der des ästhetischen Aspektes, den ich in dem Beispiel von Professor Hlawka angesprochen habe, der gesagt hat, der Beweis ist doch sooo schön. Dass der Anselm dieses unum argumentum, den Beweis in einem Argument führen wollte, das ist auch gerechtfertigt damit, dass das schöner ist. Also nicht nur mit der Überzeugungskraft, sondern auch damit, dass ihm das ästhetisch ansprechender vorgekommen ist, das sagt er auch so. Es ist das schönere Argument, wenn es eines ist, das zwingt, als wenn ich viele Anläufe brauche, um eine Sache … zusammensetzen? zu können. Diese ästhetischen Aspekte des Beweisens, die sind jetzt in verschiedenen Wissenschaften verschieden stark angesehen oder erlaubt oder so. Es ist zum Beispiel, um hier die Mathematik und die Physik oder Biologie gegenüberzustellen, in der Mathematik so, dass wenn ein Beweis schon publiziert ist für einen Satz, also wenn man weiß, der Satz gilt und der Beweis ist richtig, können Mathematiker hergehen und einen schöneren Beweis publizieren. Das wird auch in einem Journal angenommen. Wenn der näher liegende Methoden verwendet, oder kürzer ist oder in irgendeiner Weise dem Mathematiker als ästhetischer erscheint, dann kann man diese selbe Sache, die eh schon bekannt ist, noch einmal publizieren. Das geht natürlich im Prinzip, das ist jetzt nur so eine Tendenz, im Prinzip wäre das in der Physik schon auch möglich, aber in der Tendenz nur dann, wenn an dem neuen Beweis, wenn an der neuen Versuchsanordnung irgendetwas methodisch Neues ist, oder wenn man ausweisen kann, dass man sozusagen, wenn man es noch einmal beweist eine Methode entwickelt hat, die für andere Zwecke auch verwendbar ist. Also aus rein ästhetischen Gründen in der Physik eine Sache noch einmal beweisen zu können, das geht eher weniger als in der Mathematik. Das heißt im Bezug auf die Akzeptanz von ästhetischen Kriterien gibt es in den Wissenschaften einfach Unterschiede. |
Damit komme ich zu meiner Abschlussbemerkung. Das Interesse an Gottesbeweisen kann man in zwei Arten von Interessenslagen teilen. Das eine ist daran, was der Beweis beweist, das ist sicher das, was für Anselm überwiegend war auch in seiner Auseinandersetzungen mit… | Damit komme ich zu meiner Abschlussbemerkung. Das Interesse an Gottesbeweisen kann man in zwei Arten von Interessenslagen teilen. Das eine ist daran, was der Beweis beweist, das ist sicher das, was für Anselm überwiegend war auch in seiner Auseinandersetzungen mit… | ||
− | Und das wie der Beweis etwas beweist, das ist sicher die heute überwiegendere Einstellung. Nicht nur heute, sondern seit den 50er, 60er Jahren gibt es eine richtige Mode, ein Interesse an Gottesbeweisen. Und dort ist es einfach das hauptsächliche Interesse daran, wie dieser Beweis das beweist. Also der Versuch von Gegenüberstellungen von mehreren Beweisrekonstruktionen, wie ich Ihnen das an dem kleinen Beispiel vorgemacht habe. Solche Arbeiten findet man da. Und schließen will ich mit einer völlig unüberprüften These von mir, die stelle ich Ihnen nur deswegen hin, weil ich Ihnen zeigen möchte noch, wie sozusagen eine Idee für eine philosophische Fragestellung entstehen kann. Ich habe meine Vorlesung vorbereitet und da ist mir diese Idee gekommen: man sollte sich doch einmal anschauen, ob das nicht vielleicht so ist. Wie gesagt, ich kann ihnen nicht sagen, ob es wirklich so ist, ich kann ihnen nur sagen, es wäre eine interessante Frage, die man sich überlegen kann, die man untersuchen müsste. Und diese unüberprüfte These ist: Dass ein Interesse an Beweisen, bei denen man von vornherein weiß, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist – also man beweist und man weiß von vornherein, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist, oder man geht davon aus, dass es falsch ist – trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Und zwar nicht deshalb, weil man ihn noch einmal widerlegen will, oder weil man glaubt, es gibt immer noch welche, die halten ihn für richtig, sondern man ist sich ganz klar, der Beweis ist falsch und trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Ich glaube, dass das ein sehr – und das ist meine Hypothese – das ist ein sehr junges Phänomen, das ist 20. Jahrhundert und vielleicht so ungefähr Mitte 20. Jahrhundert, oder vielleicht Anfang 20. Jahrhundert - meine Hypothese: es ist als Phänomen nicht älter. Wenn sie jetzt sagen, das ist falsch und mir ein Gegenbeispiel geben, kränke ich mich | + | Und das wie der Beweis etwas beweist, das ist sicher die heute überwiegendere Einstellung. Nicht nur heute, sondern seit den 50er, 60er Jahren gibt es eine richtige Mode, ein Interesse an Gottesbeweisen. Und dort ist es einfach das hauptsächliche Interesse daran, wie dieser Beweis das beweist. Also der Versuch von Gegenüberstellungen von mehreren Beweisrekonstruktionen, wie ich Ihnen das an dem kleinen Beispiel vorgemacht habe. Solche Arbeiten findet man da. Und schließen will ich mit einer völlig unüberprüften These von mir, die stelle ich Ihnen nur deswegen hin, weil ich Ihnen zeigen möchte noch, wie sozusagen eine Idee für eine philosophische Fragestellung entstehen kann. Ich habe meine Vorlesung vorbereitet und da ist mir diese Idee gekommen: man sollte sich doch einmal anschauen, ob das nicht vielleicht so ist. Wie gesagt, ich kann ihnen nicht sagen, ob es wirklich so ist, ich kann ihnen nur sagen, es wäre eine interessante Frage, die man sich überlegen kann, die man untersuchen müsste. Und diese unüberprüfte These ist: Dass ein Interesse an Beweisen, bei denen man von vornherein weiß, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist – also man beweist und man weiß von vornherein, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist, oder man geht davon aus, dass es falsch ist – trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Und zwar nicht deshalb, weil man ihn noch einmal widerlegen will, oder weil man glaubt, es gibt immer noch welche, die halten ihn für richtig, sondern man ist sich ganz klar, der Beweis ist falsch und trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Ich glaube, dass das ein sehr – und das ist meine Hypothese – das ist ein sehr junges Phänomen, das ist 20. Jahrhundert und vielleicht so ungefähr Mitte 20. Jahrhundert, oder vielleicht Anfang 20. Jahrhundert - meine Hypothese: es ist als Phänomen nicht älter. Wenn sie jetzt sagen, das ist falsch und mir ein Gegenbeispiel geben, kränke ich mich nicht … . Ja, damit bedanke ich mich fürs Zuhören. |
Aktuelle Version vom 30. Dezember 2009, 18:03 Uhr
Hier die allererste Version des Transskripts vom 22.12.09 inklusive aller Tippfehler:
Daher habe ich auch meinen Vortrag ein bisschen umkonzipieren müssen und so ist der zweite Teil eigentlich nur noch als Anregungen zu verstehen, als Diskussionsgrundlage und ich kann Ihnen nicht so ausführlich erzählen, wie ich wollen hätte oder vorhatte, ursprünglich. Ich erzähle Ihnen heute etwas über Anselms Gottesbeweis und die Logik und davon ausgehend ein paar allgemeine Bemerkungen über Beweise. Ich werde ein paar kurze Vorbemerkungen zur Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaft machen und dann Vorbemerkungen zu Gottesbeweisen und zu Anselm. Mein Hauptteil wird sich dann eben auf das Anselmsche sogenannte Ontologische Argument beziehen und davon ausgehend allgemeine Überlegungen über Beweise anstellen - zur Anregung, was man sich denn überlegen kann, was wichtig im Zusammenhang mit Beweisen ist. Zunächst zu der Positionierung der Logik innerhalb der Wissenschaften: Der Georg Christoph Lichtenberg hat in den Sudelbüchern die Wissenschaften eingeteilt, je nachdem ob sie Brod und/oder Ehre bringen. Die Philosophie und die Mathematik bringen zwar leider kein Brod, aber wenigstens Ehre. Die Logik bringt weder Brod noch Ehre. Interessant ist, dass die Theologie sowohl Brod als auch Ehre bringen würde, nach seiner Auffassung. Dass diese Einteilung leider für uns, oder Gottseidank für uns so ??????? als Logik, kann man schon daran sehen, dass es heute so ist, dass man eigentlich, wenn man Logik positionieren oder in Stellung bringen soll relativ zu den anderen Wissenschaften, dann muss man Folgendes sagen. Es gibt sowohl einen Teil der Philosophie der sich Logik nennt, philosophische Logik, als auch eine Teildisziplin der Mathematik, die sich Logik nennt, als auch ein Verständnis von Logik, das Logik als Werkzeug in der Philosophie zur Rekonstruktion von gewissen Argumenten begreift. Da gibt’s natürlich starke Überlappungen, aber zum Beispiel auch die Publikationsorgane, wenn jemand in der Philosophie Logik macht und wenn jemand in der Mathematik Logik macht, sind verschieden. Es gibt etwas, was gemeinsam ist und es gibt auch eindeutig Journale, die man zuordnen kann, der Mathematik oder nur der Philosophie. Und was auch entscheidend ist: die Wurzel der Logik, sowohl des Teils den wir heute der Philosophie zuordnen als auch der Teil der der Mathematik zuzuordnen ist, ist gemeinsam und zwar sehr lange gemeinsam, also mindestens bis ins 19. Jahrhundert gemeinsam. Also abgesehen davon, dass man jetzt Logik als eine Disziplin verstehen kann und sie im Verhältnis zu anderen verorten kann ist es auch noch so, dass man einen bisschen anderen Blick auf Logik haben kann, nämlich Logik als ein Element von dem, was überhaupt Wissenschaftlichkeit ausmachen kann. Also man kann sich fragen: Ist nicht die Logik etwas, das darüber entscheidet ob eine Wissenschaft überhaupt oder bis zu welchem Grad eine Wissenschaft wissenschaftlich ist. Die Auffassung, dass das so ist, dass die Logik da wirklich wesentlich mitspielt, also Kriterium dafür, ob etwas wissenschaftlich ist, ist zum Beispiel im Wiener Kreis sehr stark gemacht worden. Der Wiener Kreis war der Auffassung, dass die Logik eine (?) methodische Vorgabe für die Wissenschaften ist. Und dass es die Aufgabe der Philosophie ist, diese Vorgaben zu klären. Also sich zu überlegen, welche Rolle die Logik da spielt, wie sie aussieht. Ganz analog dazu kann man sich fragen, inwiefern die Gottesbeweise durch die Logik einen wissenschaftlichen Anspruch bekommen können. Da muss man unterscheiden wann. Zu den Zeiten, wo die Gottesbeweise selbst gegeben worden sind, die sogenannten klassischen Gottesbeweise, zu denen ich nachher noch etwas sagen will, dann muss man sagen Jein. Nämlich, die Leute damals, die die Beweise geführt haben, hätten das nicht immer so gesehen. Also wir würden heute vielleicht sagen, ja das hat immer ganz wesentliche logische Elemente, diese Gottesbeweise, aber die hätten damals diejenigen, die das damals gemacht hätten die Rolle der Logik für diese Sache nicht unbedingt so hervorgehoben. Für die heutige Beschäftigung mit den Gottesbeweisen ist tatsächlich die Rolle der Logik ziemlich zentral, also die meisten Publikationen über Gottesbeweise finden im Zusammenhang mit Logik statt, heute so, wenn man sich das so durchschaut.
Ich habe ihnen hier ein bisschen was zur Positionierung der Logik gesagt, ich gebe ihnen aber keine Definition von Logik und zwar sage ich ihnen gleich warum. Das zeige ich an einem Beispiel. Wir starten mit einem sehr guten Versuch. Wir könnten doch einmal probieren zu sagen: Die Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Das ist eine recht allgemeine Definition und wir fragen uns könnten wir das vielleicht außer Streit stellen, sind sich alle die von Logik reden einig, dass die Logik die Lehre von den Denkgesetzen ist. Dann lesen wir Frege und der sagt uns: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklange, ebensowenig wie das wirkliche Handeln mit dem Sittensgesetze. Es ist darum wohl besser, das Wort Denkgesetz in der Logik ganz zu vermeiden.“ Gut, Schlecht, denn Frege ist immerhin nicht Irgendjemand, sondern einer der Begründer der modernen Logik, der sagt, wir sollen das nicht Denkgesetze nennen, würde es uns nicht die Logik gelingen, als außer Streit zu bezeichnen, dass es in der Logik um Denkgesetze geht (???). Uns so geht es einem leider bei so gut wie jedem Versuch von Definition von Logik, was einem so einfällt. Was könnte man noch probieren? Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist ein bissl modern im Moment. In manchen Logikbüchern finden sie die Formulierung: Logik ist die Lehre von dem richtigen Gebrauch des Wortes also. Das ist aber auch ein sehr einseitiges Verständnis. John Locke hat gemeint, sie ist die Anatomie des Denkens. Und eine Sache, die vielleicht noch relativ weit verbreitet wäre ist: die Lehre vom deduktiven Schließen. Wobei: ob das deduktiv sein muss, ist schon wieder sehr die Frage. Daher, sie sehen, ich versuche es nicht, ich gebe ihnen keine Definition von Logik. Was ich aber stattdessen tun muss, damit sie das später verstehen, was ich ihnen da in einem Beispiel zeigen will, ist ich muss ihnen ganz kurz ein bisschen die Schreibweise vorstellen, die in der Logik üblich ist. Wenn ich jetzt Schreibweise sage, ist das schon unglücklich, weil Schreibweise, sie werden gleich sehen, nicht ideal. Aber es gibt keine andere bessere Methode oder Art ihnen jetzt kurz beizubringen, was ich jetzt sagen will. Nehmen wir es jetzt einmal als Schreibweise, obwohl es keine Schreibweise ist. Wenn ich einen Satz habe, wie „Tiger Woods ist reich“, dann gibt es eine Konvention, die uns sagt, wir schreiben den Satz in der sogenannten Prädikatenlogik folgendermaßen. Wir schreiben zuerst das was ich aussage und das bezeichne ich mit einem Großbuchstaben und dann schreibe ich das hin, worüber ich etwas aussage: Rt. Also das kleine t steht für den Tiger Woods und das R steht für Reich. Die Konvention geht genau umgekehrt, wie wir das in der deutschen Alltagssprache machen. Wir sagen zuerst das, worüber wir was aussagen und dann was wir über die Sache aussagen. Das ist genau umgekehrt wenn man das in der Logik hinschreibt. So etwas, etwas was ich über etwas anderes aussagen kann, nennt man in der Logik ein Prädikat. Ich könnte diesen Satz, und da wird auch schon klar, dass meine Sprechweise von Schreibweise ein bisschen problematisch ist, diese Abkürzung oder das was da steht könnte genau so gut für „Tiger Woods ist treu“ stehen. Oder es könnte auch überhaupt für etwas stehen, was mit diesen Buchstaben nicht anfängt. Das einzig wichtige für die Konvention ist, dass man mit Großbuchstaben Prädikate ausdrückt, also etwas, was man über etwas anderes aussagt, und mit Kleinbuchstaben ein Individuum ausdrückt, ein bestimmtes t. Dann gibt es neben diesen , man nennt das einstellige Prädikaten, also Eigenschaften, die man von einer Sache aussagt, auch noch sogenannte zweistellige Prädikate, das ist nichts anderes als eine Verbindung von zwei Sachen. Zum Beispiel wenn ich den Satz „Martin liebt Hannah“ sage, dann habe ich nicht etwas über ein Individuum sondern etwas über eine Verbindung von zwei Individuen ausgesagt und das schreibt man in der Prädikatenlogik folgendermaßen: Man schreibt zuerst das, was die beiden Dinge verbindet, das nennt man in dem Fall ein zweistelliges Prädikat, weil es zwei Dinge verbindet, und dann schriebt man zuerst das eine Individuum, in unserem Fall, das das liebt, und dahinter das andere Individuum, in unserem Fall das, das geliebt wird. Die Reihenfolge ist wieder anders, als wir das gewohnt sind. Aber sonst ist das nachgebaut der deutschen Sprache. Also das heißt: Das Lieben trifft zu auf den Martin und die Hannah und zwar in dieser Reihenfolge. Der erste ist der der liebt und die zweite ist die die geliebt wird. Damit haben wir schon fast alles, was wir für die Konvention brauchen. Das einzige, was ich noch können möchte ist in dieser Sprache, ich möchte Aussagen über alle Dinge und Aussagen über mindestens ein Ding machen können. Das heißt ich möchte etwa so etwas sagen können: VxRx: das heißt, dass alle Reich sind. V steht für alle. Für alle x gilt, x ist reich. Oder anders gesagt: für jedes x gilt, x ist reich. Alle und alles ist reich, wenn sie R als „reich“ verstehen wollen. Ich kann auch für zweistellige Zeichen ??? so etwas machen: VxLxh das hieße entsprechend: für alle Dinge x gilt, x liebt Hannah, oder kürzer gesagt, alle lieben Hannah. Da steht wer liebt, das sind alle, behaupte ich, und da hinten steht wer geliebt wird, da steht Hannah, also steht da, alle liebe Hannah. Und das zweite, was ich noch brauche ist dieses Zeichen: E. ExLxh: Es gibt mindestens eine Person oder ein Ding mit der Eigenschaft, dass es Hannah liebt. …. Mindestens einer liebt Hannah. Das ist jetzt keine Logik, was ich ihnen da beibringe, weil ich ihnen nichts davon sage, wie man mit diesen Dingen umgehen kann. Sondern ich habe ihnen das jetzt nur als Schreibweise beigebracht, wobei Schreibweise problematisch ist, eben weil …dasselbe steht. OK Das brauchen wir ein bisschen später. Das wollen wir ein bisschen hinten anstellen und ich komme jetzt zu meiner zweiten Sorte Vorbemerkungen, nämlich zu den Gottesbeweisen. Also die (Länge der) Liste der Gottesbeweise ist in Wahrheit viel viel länger als das, was sie hier sehen, ich hab einfach einmal ein paar Wichtige herausgenommen. Das erste ist der Gottesbeweis von Anselm von Canterbury, das heißt das sogenannte ontologische Argument, das ich ihnen später noch genauer erzählen werde. Der zweite wichtige Lieferant von Gottesbeweisen ist der Thomas von Aquin. Der hat sogar mehr als fünf, aber eben mindestens fünf Gottesbeweise geliefert, nämlich die sogenannten quinque viae, die von ganz anderer Art sind als das ontologische Argument. Das sind sogenannte teleologische Gottesbeweise, darüber werde ich nichts erzählen. Dann Descartes hat zwei, drei, je nachdem… Gottesbeweise geliefert. Leibniz und in neuerer Zeit Gödel und da gibt’s auch noch andere Versuche, aber Gödel ist einer der prominentesten. Der Abstand zwischen Leibniz und Gödel hier ist nicht nur ein zeitlicher sondern den können sie als Ausdruck dessen sehen, dass die von einer grundsätzlich anderen Absicht verfasst worden sind. Diese ersten vier Leute, die sie hier sehen, die haben alle die Gottesbeweise in der Absicht geführt, dass sie die Existenz Gottes beweisen wollten. Bei Gödel ist das nicht mehr sicher. Also bei Gödel hat man im Nachlass diese Aufzeichnungen gefunden, Gödel hat einen Gottesbeweis, sogar mehrere, versucht und er war ein gläubiger Mensch, das weiß man, aber man weiß nicht, ob er ernsthaft versucht hat, die Existenz Gottes zu beweisen, oder ob er nicht einfach versucht hat, das leibnizsche Argument irgendwie so … so pointiert wie möglich nachzuzeichnen. Also ob er ernsthaft die Absicht hatte, weiß man nicht, viele Leute, die sich im 20 Jahrhundert mit Gottesbeweisen beschäftigen haben nicht die Absicht, einen Beweis für die Existenz Gottes zu erbringen und beschäftigen sich dennoch mit Gottesbeweisen. Zur Descartes vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Bei Descartes ist es auch schon ein bisschen ein sehr moderner Fall, weil Descartes hat sicher die Absicht gehabt, die Existenz Gottes zu beweisen, aber nicht nur als Selbstzweck, sondern bei Descartes hat der Gott eine ganz spezielle Position in seiner Argumentation, den braucht er nämlich, um die Sicherheit von Erkenntnis gewährleisten, Verlässlichkeit von Erkenntnis gewährleisten zu können. Er braucht sozusagen Gott in einer bestimmten Funktion und auch deswegen muss er die Existenz Gottes sichern, nicht nur weil er einfach an der Existenz Gottes per se interessiert ist.
Anselm von Canterbury hat im 11. Jahrhundert und ein bissl danach gelegt. Er war der Erzbischof von Canterbury und er war das wider Willen. Er war nicht gern einer von Canterbury. Da gibt’s eine kurze Geschichte dazu, wie er das geworden ist. Er hat sich mit dem König William II angelegt, weil der so einen Lebenswandel geführt hat, der dem Anselm nicht vertretbar erschienen ist. Er hat ein zu wildes Leben gehabt. Die beiden sind sich ziemlich ordentlich in die Haare geraten. Dann ist aber der William II am Sterbebett gelegen und hat den Anselm zu sich befohlen und hat ihn, man weiß nicht genau ob er sich rächen wollte, ob er sich mit ihm aussöhnen wollte kurz vor dem Sterben, zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Anselm war ein sehr dem Gehorsam verpflichteter Mensch. Ihm ist nicht viel anderes übrig geblieben als, obwohl er es eh schon nicht wollte, als diese Position in Canterbury anzunehmen. Und dann ist das Unerfreuliche passiert, dass William II vom Sterbebett wieder aufgestanden ist, weil es doch noch nicht an der Zeit war. Und die zwei haben sich gegenseitig am Hals gehabt, was es zumindest dem Anselm zeit seines Lebens schwer gemacht hat. Wenn sie das aber interessiert, empfehle ich ihnen das linke Buch, das sie hier sehen, das heißt „Proof of God: The debate that shaped modern belief“. Da wird in wirklich sehr angenehmer und unterhaltsamer Weise das leben von Anselm erzählt. Das ist von Larry Witham, das ist ein Wissenschaftsjournalist eigentlich, geschrieben und es ist wirklich empfehlenswert obwohl ist sie gleich dazu warnen muss. Sobald es philosophisch im engeren Sinn wird, ist es einfach falsch. Also das müssen sie ausblenden, sie dürfen sich nur sozusagen für die Geschichte interessieren, aber nicht die Philosophie ernst nehmen. Zu dem „Falsch“ möchte ich ihnen noch eine kleine Anekdote erzählen. Ich empfehle das Buch, obwohl es falsch ist, da würde ich ihnen eine Anekdote in einem ganz anderen Zusammenhang erzählen, die auf die nachher am Ende meines Vortrags noch einmal zurückkommen werden. Der Professor Hlawka ist einer der ganz wenigen weltberühmten Mathematiker, die Österreich in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, hat einmal eine Vorlesung gehalten und in dieser Vorlesung ist ein Assistent von ihm drinnen gesessen und da hat er einen Beweis gebracht und nach der Vorlesung ist der Assistent hingegangen und hat zu ihm gesagt… „Aber Herr Professor, dieser Beweis, der ist doch falsch“ und da hat Hlawka ihn angeschaut, gelächelt und gesagt „Ja, ich weiß, aber er ist sooo schön.“ Darauf komme ich später noch einmal zurück. Die zweite Sache, die ich ihnen empfehle möchte, wenn sie etwas lesen möchten, ist das Gegenteil davon, es schaut nicht nur ganz anders aus, es ist auch in genau diesem Sinne anderes. Das ist eine ganz dünne Studie von einem Menschen, der den wunderschönen Namen Gangolf Schrimpf hat, verfasst und ist eine ganz detaillierte Studie von dem anselmschen Argument. Also wenn sie sich für die Sache interessieren und nicht für die Geschichte rundherum, dann kann ich ihnen das sehr empfehlen. Die Literaturliste gehe ich nicht mit ihnen durch. Die Powerpointpräsentation kommt ins Wiki und sie können sich das jederzeit nachschauen, wenn sie sich interessieren. Das ist einfach Primär- und Sekundärliteratur zum anselmschen Argument. Damit komme ich jetzt endlich dazu, zum anselmschen ontologischen Argument. Das findet sich in der Schrift, von Anselm, die sich nennt Proslogion und zwar im Kapitel Zwei. Dort beweist er, dass Gott existiert. In Kapitel Drei beweist er noch mehr, da beweist er, dass er nicht nur existiert, sondern dass Gottes Nichtexistenz nicht einmal gedacht werden kann. Also nicht nur existiert, sondern man kann gar nicht denken, dass er nicht existiert. Das ist von manchen Interpreten so verstanden worden, dass die das so verstanden haben: Gott existiert notwendig. Also seine Nichtexistenz kann nicht gedacht werden, ist undenkbar, das kann man auch so verstehen, oder so lesen oder so ausdrücken: Gott existiert notwendig. 20:21 Wenn das so wäre, wenn man es so versteht, dann muss ich noch etwas dazusagen: manche davon sind sogar so weit gegangen, dass sie gesagt haben, der Beweis im 2. Kapitel ist unbrauchbar, der funktioniert nicht, der liefert nicht das, was man möchte, aber den Beweis im Kapitel 3 kann man so retten, dass er immerhin wirklich die Existenz Gottes beweist, wenn man eben statt dieser Existenz mit notwendiger Existenz operiert. Wenn man das machen möchte, dann muss man auf eine Logik zurückgreifen von modaler ???. Das ist einfach diese einfache Art von Sprache, die ich ihnen bereits vorgestellt habe, noch erweitert um Zeichen, die für Notwendigkeit stehen. Das brauchen wir für unsere Zwecke jetzt nicht, weil ich mich ohnehin auf den eigentlichen Beweis aus dem Kapitel 2, also auf den, den Anselm selbst für den Beweis gehalten hat beziehe. Das Argument. Ich lese ihnen das jetzt und zwar lese ich es ihnen vor auf lateinisch, nicht in der Erwartung, dass sie das verstehen, sondern ich möchte, dass sie mir sagen, was sie für einen Eindruck davon haben, was ihnen auffällt, wenn sie es hören: Convincitur ergo… et in re. Gut, was fällt ihnen auf? … Ja genau, das war es schon: es sind immer dieselben Worte. Man hört sozusagen in gewisser Weise schon das Formelhafte an der Sache. Also wenn sie Thomas zum Beispiel lesen, der ist um Abwechslung der Wortwahl bemüht, der ist um einen literarischen Zugang an der Sache bemüht. Anselm geht es darum, ein ganz schmales Set von Begriffe, das er hat, in eine bestimmte Ordnung zu setzen und möglichst jeden Bestandteil möglichst eindeutig zu identifizieren, mit dem er da operiert - also gerade nicht eine Geschichte zu erzählen, sondern etwas sozusagen sehr Formales im Sinne von einer bestimmten Struktur herauszustellen ??? Gut, das ganze jetzt auf Deutsch. Das ist eine sozusagen lockere Übersetzung, würde ich sagen, aber nicht genau … aus dem Text herausgeschält. Selbst der Tor, also der der nicht an Gott glaubt, sagt Anselm, muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert und zwar als id quo maius cogitare non potest, als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Also selbst der, der nicht an Gott glaubt, muss sagen, er hat etwas im Verstand, das so ist, dass es das ist, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dieses id quo kann nicht nur im Verstand sein, sondern es muss auch in Wirklichkeit existieren. Dieses, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, muss auch in Wirklichkeit existieren. Warum? Aus folgendem Grund. Würde es das nicht, würde das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, nicht in Wirklichkeit existieren, dann könnte man die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde es damit größer machen, was ein Widderspruch dazu wäre, dass es das ist, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Ich wiederhole es, weil es beim ersten Mal sicher gewöhnungsbedürftig ist: Das worüber nichts Größeres gedacht werden kann, muss auch in Wirklichkeit existieren. Warum? Weil, wenn es das nicht würde, wenn es nicht in Wirklichkeit existieren würde, könnte ich es größer machen, nämlich indem ich ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen würde, was ein Widerspruch seiner eigenen Definition wäre. Was „größer“ in diesem Zusammenhang heißt, das ist genau das, was uns jetzt beschäftigen muss. Jetzt ist der Punkt, wo sie die Zeichen brauchen, die ich ihnen gezeigt habe. Ich gebe ihnen eine formale Rekonstruktion. Ich kann sie beruhigen, wenn sie die nächsten zehn Minuten nicht verstehen, dann verstehen sie das, was ich nachher sage aber schon wieder, was nicht heißt, dass sie jetzt nicht zuhören sollen, aber sozusagen nur, damit sie nicht abschalten ab dem Zeitpunkt, wo sie es nicht verstehen. Ich hoffe aber, dass es verständlich bleiben sollte. Diese erste Formel hier, da steht einfach jetzt im Rahmen einer solchen Prädikatenlogik komprimiert, wie ich es ihnen da gezeigt habe: Es ist nicht der Fall (das heißt dieser Strich), dass es etwas gibt, was größer ist, als Gott. Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, sodass x größer ist als Gott. Und der Anselm behauptet jetzt, daraus folgt, dass Gott in Realität oder in Wirklichkeit existiert. Links steht: Es ist nicht der Fall, dass es etwas gibt, dass es ein x gibt, sodass das x größer ist als Gott. Und daraus soll folgen, dass Gott in Wirklichkeit existiert. Und das sollte aus logischen Gründen folgen. Wenn Anselms Argument ein schlüssiges Argument sein sollte, dann müsste das jetzt aus logischen Gründen folgen. Das kann man sich leider sofort überlegen, dass das nicht aus logischen Gründen folgen kann, weil es ist ja so: Wenn es aus logischen Gründen folgen würde, wenn das gelten würde, dann müsste es ja auch genau so gut gelten, wenn dieses G hier irgendetwas anderes heißt. Zum Beispiel, wenn das G „geldgieriger“ hieße. Dann würde da stehen: „es gibt nichts, was geldgieriger ist, als Gott“, und daraus müsste auch folgen, dass Gott existiert und das kann es nicht sein. Also so wie das Argument da steht, kann es nicht die Existenz Gottes logisch aus dieser Annahme folgern. Wenn man möchte, dass das ein gültiges Argument sein sollte, müsste man noch irgendwie eine zusätzliche Prämisse dazugeben, noch eine Annahme machen. Aber der Anselm gibt uns keine weitere Annahme. Der sagt nur, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und daraus soll folgen, dass er in Wirklichkeit existiert. Eine weitere Annahme stellt er uns nicht zur Verfügung. Daher ein anderer Versuch. Der andere Versuch schaut so aus. Wir fragen wir uns, was heißt das „größer“ eigentlich? In dem ersten Versuch habe ich das „größer“ als etwas verstanden, als irgendeine Art von Eigenschaft, die zwei Individuen ins Verhältnis zu einander setzt, ist. Da hab ich für „größer“ so etwas geschrieben, wie ‚Lieben’: einer liebt den anderen. Hier ist das „größer“ verwendet wir „etwas ist größer, wie etwas anderes“. Der zweite Versuch schaut sich genauer an, was Anselm unter dem „größer“ eigentlich versteht. Was sagt uns Anselm, wodurch etwas größer wird? Er gibt uns nur eine einzige Information, wodurch etwas größer wird, nämlich indem wir ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen. Wodurch wird etwas größer? Indem wir, und das ist für Anselm ganz klar, aber das ist Diskussionswürdig, indem ich die Eigenschaft, in Wirklichkeit zu existieren, hinzufüge. Das ist die einzige Sache, die Anselm uns zeigt, wodurch etwas größer wird, durch die Hinzufügung einer bestimmten Eigenschaft, nämlich Existenz in Wirklichkeit. Er sagt uns nicht, dass man gewisse Eigenschaften nicht hinzufügen könnte. Sondern es ist durch die Hinzufügung anderer Eigenschaften … in welcher speziellen Eigenschaft nicht größer werden würde.?????. Das heißt, der zweite Versuch könnte lauten ich sage: was heißt: Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann: das ist einfach folgendes: Es gibt keine Eigenschaft, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, (deshalb heißt es jetzt Prädikatenlogik zweiter Stufe, weil ich von der Existenz von Eigenschaften spreche und das müssen sie sich nicht merken) die Gott nicht hat. Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, heißt nichts anderes in dieser Art, das zu rekonstruieren, es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Dann ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, das wo ich nichts mehr hinzufügen kann, weil es gibt Nichts, was ich hinzufügen könnte, keine Eigenschaft. Und jetzt ist es so, dass daraus tatsächlich folgt, dass Gott tatsächlich existiert, und zwar ganz banal folgt, denn das was da steht: Es ist nicht der Fall, das es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat. Das ist nichts anderes als eine Schreibweise, das sagt einem der Alltagsverstand, das hat nichts mit Logik zu tun, das ist nichts Anderes als eine andere Sprech- oder Sagweise für: Gott hat alle Eigenschaften. Für alle Eigenschaften gilt, dass Gott sie hat. Na wenn er alle Eigenschaften hat, dann hat er halt auch die eine Eigenschaft, insbesondere zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren, vorausgesetzt in Wirklichkeit zu existieren ist eine Eigenschaft, aber darauf komme ich noch zurück. Min 30 Also wenn er alle Eigenschaften hat, dann darf man sich nicht wundern, dass er eine bestimmte andere auch hat, also eine bestimmte hat, zum Beispiel in Wirklichkeit zu existieren. Und das folgt logisch, rein logisch. Also aus diesem da folgt rein logisch das da. Da bräuchte ich keine weiteren ….tionen (?). Das ist einfach insofern die bessere Rekonstruktion, als sie das, was der Anselm sagt, offensichtlich besser wiedergibt. Egal ob man es jetzt für richtig hält oder nicht, es gibt das, was der Anselm sagt, besser wieder. Aber, und jetzt kommt der große Haken und darum habe ich überhaupt die ganze lange Geschichte erzählt, es ist die bessere Rekonstruktion aber in der schlechteren Theorie und das ist unerfreulich. Diese Theorie nämlich braucht die Prädikatenlogik zweiter Stufe, die ist für Logiker eine sehr Unbefriedigende; sehr ist übertrieben, aber sie ist eine viel unbefriedigendere Theorie als die andere, die die erste Rekonstruktion braucht. Da funktioniert einfach Vieles, was in der Prädikatenlogik erster Stufe funktioniert, funktioniert in der Prädikatenlogik zweiter Stufe unerfreulicherweise nicht mehr. Das heißt ich habe abzuwiegen zwischen einer schlechten Rekonstruktion in der besseren Theorie und einer besseren Rekonstruktion in der schlechteren Theorie. Das ist das sozusagen, was ich dann am Ende, im letzten Teil aufgreifen werde unter den allgemeineren Überlegungen zu den Beweisen. Ich fasse das jetzt zusammen: Also in der ersten Rekonstruktion in der Prädikatenlogik erster Stufe, da habe ich Größe verstanden als eine Relation zwischen zwei Individuen. Dann ist es so, dass die Existenz Gottes in Wirklichkeit nur folgt, wenn ich zusätzliche Annahmen mache, die aber bei Anselm einfach nicht stehen. Wenn ich mit einer Prädikatenlogik zweiter Stufe zu modellieren oder zu rekonstruieren versuche, dann heißt größer einfach, dass es eine Eigenschaft hat, die das andere Ding nicht hat. Dann folgt, wenn ich es so mache, dann folgt die Existenz Gottes logisch aus der Definition Gottes. Dann denke? ich? eine logische Folgerung. So jetzt will ich natürlich nicht da rausgehen und sie sagen dann ich habe behauptet, dass ich hier einen konsistenten Beweis für die Existenz Gottes geliefert habe. Aber ich will Ihnen noch keine Lösung geben, wie sie diesem Problem da entkommen. Ich werde ihnen allerdings in der Folge jetzt einige Ansatzpunkte geben, was man jetzt gegen diese zweite Sache da einwenden könnte. Also was alles könnte jetzt an der zweiten Konstruktion nicht stimmen. Also ich hab behauptet, da folgt etwas logisch, aber irgendwie muss da die Erkenntnis herumgehen, dass man vielleicht doch nicht dran glauben muss, dass ich da in eineinhalb-, zwei Zeilen einen Beweis für die Existenz liefern kann.?? Aber wie gesagt, wenn sie den dritten Teil aufmerksam hören, dann sollten sie viele Möglichkeiten haben, den Beweis zu kritisieren. So damit bin ich auch schon bei diesem Teil, bei dem ich was Allgemeines über den Gottesbeweis – von dem Gottesbeweis ausgehend, den ich ihnen vorgestellt habe, will ich einzelne Merkmale anschauen, sozusagen von diesem endenden? Merkfall? Ausgehend möchte ich ihnen etwas erzählen über Beweise im Allgemeinen oder so halb im Allgemeinen. Also was sich an meinen zwei Rekonstruktionen gezeigt hat ist, dass man sozusagen drauf achten muss, dass es ganz wesentlich ist, dass ein Beweis immer ein Beweis im Rahmen einer bestimmten Theorie ist. Sozusagen, dass man sich die Theorie miteinhandelt, wenn man sich einen Beweis – Wenn man einen Beweis haben will, dann handelt man sich mit dem Beweis auch immer eine bestimmte Theorie mit ein. Da könnte man sich jetzt die Frage stellen, gibt’s denn so einen Gegenkandidaten, gibt’s so was wie eine Einsicht, die aber nicht im Rahmen einer Theorie stattfindet. Kann ich was erkennen und verstehen, eine Einsicht in etwas haben aber außerhalb eines ganzen theoretischen Rahmens? Also so Kandidaten im Allgemeinen wären da so eine, weiß nicht, intuitive Erkenntnis, oder eine Gotteserfahrung, oder eine intuitive Schau. Es gibt ganz verschiedene Namen für so etwas. Bei dem Gottesbeweis sind die natürlichen Gegenkandidaten natürlich solche Dinge wie Wunder. Also was ist ein Wunder, könnte man zuerst einmal vermuten, ein Wunder ist etwas, was mich unmittelbar von der Existenz Gottes oder von seiner Güte oder so überzeugt. Da brauch ich nicht irgendeinen Rahmen zu verstehen, sondern ich erleb irgendwas und bin dadurch überzeugt davon, dass es Gott gibt. Da will ich ihnen eine Geschichte, sozusagen eine grob verkürzte Geschichte aus einem Buch erzählen von der Lorraine Daston, das heißt „Wunder, Beweise und Tatsachen“, was mit diesen Wundern, mit dem Versuch passiert ist, Wunder zu verstehen. Sozusagen Wunder zunächst einmal als etwas, was einen unmittelbar beeindruckt, etwas unmittelbar Einleuchtendes. Also Wunder als etwas, was einem unmittelbar einleuchtet, das ist versucht worden, das so zu sehen. Was ist daraus passiert? Also zunächst, ganz früh waren da noch nicht so recht Wunder. Oder anders gesagt könnte man sagen: alles waren Wunder, weil alles war von Gott geschaffen. Das ist das Dauerwunder der Natur. Das ist das, was bei Augustinus, aber auch noch bei Thomas eine sehr starke Einstellung ist…. Dann hat sich aber eine Trennung herausgebildet und zwar eine Trennung nicht nur zwischen etwas Natürlichem und etwas Anderem, sondern eigentlich eine Dreiteilung, nämlich: Natürliches, Außernatürliches und Übernatürliches. Die mittelalterliche Theologie hat sich darum gekümmert das Außernatürliche vom Übernatürlichen zu trennen. Das Außernatürliche ist einfach das, was den Üblichkeiten der Natur zuwiderläuft. Das was sich nicht an die Regelmäßigkeiten hält, die man der Natur gerne abschauen würde. Das Übernatürliche dagegen ist das, was von Gott oder den Engeln oder von sonst irgendeiner außernatürlichen (!) Instanz bewirkt worden ist. Und die Theologie hat sich bemüht, das zu trennen. Die scholastische Naturphilosophie hat sich dagegen bemüht, das Natürliche – oder hat begrifflich zu schärfen versucht, wie man das Natürliche von dem Außernatürliche, von dem, was gegen die Regelmäßigkeiten der Natur ist, trennen kann. Dann ein Beispiel, um zu sagen, was man sich unter dem Außernatürlichen vorstellen kann, zum Beispiel den Magnetismus, die Schutzwirkung der Korallen gegen Blitze und die natürliche Abneigung von Elefanten gegen Drachen. Also es sind schon sehr heterogene Phänomene, die sie da im Auge gehabt haben. Diese Wunder sollen jedenfalls einmal die Existenz Gottes beweisen und das ist aber jetzt sozusagen im Zuge der Zeit immer problematischer geworden, denn im 17. 18. Jahrhundert war es dann so, da hat man gesagt, OK da gibt’s einmal das Übernatürliche, und ein Wunder muss sich als übernatürlich qualifizieren. Man muss erkennen, dass es etwas Übernatürliches ist. Da hat man eingesehen, das reicht daweil noch nicht, weil ich muss ja auch noch wissen, ob das von einem Dämon, von einem Teufel, von einem Engel oder von Gott bewirkt worden ist, weil ein Wunder kann es ja nur sein, wenn es von einem Engel oder Gott bewirkt worden ist und nicht wenn’s ein Dämon bewirkt hat. Das heißt, es braucht da wieder eine Schärfung und eine begriffliche Ausdifferenzierung, mit der ich das eine vom anderen unterscheiden kann. Dann ist auch ziemlich spät das Problem aufgetaucht, in der Geschichte der Wunder ziemlich spät erst das Problem aufgetaucht, dass man das Menschenwerk herausfiltern muss. Man hat herausfinden müssen, ob es nicht von einem Enthusiasten oder von einem Betrüger bewirkt worden ist. Das war am Anfang noch nicht … aber es sind dann mehr geworden im Laufe der Zeit. Auch das musste man irgendwie herausfinden. Und da hat man sich gefragt, ja wie machen wir das jetzt? Wie kann ich das erkennen, ob das jetzt von einem Engel oder von einem Gott ist, oder dem Gott. Und da ist ihnen nichts anderes eingefallen, als das sie gesagt haben, na ja gut, das erkenne ich daran, ob das Wunder in verschiedenster Hinsicht lehrkonform ist. Also ob es mit der katholischen Lehre oder der Bibel übereinstimmt. Das war das einzige funktionierende Kriterium, das man gehabt hat, und das war sehr unerfreulich, denn da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn wenn ich schon vorher glauben muss, was in der Bibel steht und was die katholische Kirche mir sagt, dass ich dann, wenn ich das schon vorher glauben muss, damit ích ein Wunder als Wunder anerkennen kann, na dann brauch ich das Wunder doch nicht mehr. Das heißt das Wunder ist von etwas, das etwas zeigt, das unmittelbar beweist, zu etwas geworden, das auf einmal sich selber rechtfertigen muss, das erst bewiesen worden musste, das erst ausweisen muss, dass es in einem bestimmten Rahmen stattgefunden hat, damit es überhaupt als das gelten kann, was es gelten sollte. Das heißt an dem Beispiel sehen Sie, dass die Idee, die Hoffnung von etwas, das einem unmittelbar einleuchtet, ohne dass man einen Rahmen dafür braucht, nicht so einfach durchzuhalten ist; dass es nicht so klar ist, ob man so etwas überhaupt, ob man so eine Konzeption überhaupt aufrecht erhalten kann. Wie gesagt, ich kann Ihnen in diesem Abschnitt nur so Anregungen geben, weil mir die Zeit dazu fehlt, aber das ist ein Punkt, den man sich überlegen kann. Vielleicht eine Randbemerkung dazu. In der ganzen Geschichte ist folgendes auch noch passiert. Was mit dem Außernatürlichen passiert ist: Das Außernatürliche hat sich mit Francis Bacon beginnend eigentlich eh schon ein bisschen aufzulösen begonnen. Und zwar deswegen, weil der Francis Bacon eben gesagt hat, das kann man doch nicht machen. Das Außernatürliche besteht darin, dass es die Ausnahme zu den Naturgesetzen ist, wenn sie so wollen. Und Francis Bacon hat gesagt, Nein, wenn wir Naturwissenschaft betreiben wollen, dann können wir so die Sache nicht angehen. Wenn wir in der Welt auf etwas treffen, was in unsere Gesetze nicht hineinpasst, dann müssen wir doch anschauen, was da los ist und unsere Gesetze so modifizieren, dass das, was wir beobachtet haben, dann doch hineinpasst. Wir können nicht einfach, das, was uns nicht in unser Konzept reinpasst ad acta legen als Ausnahmefall und mit den Gesetzen weiter tun, wie vorher. Sondern das Interessante an der Naturwissenschaft muss gerade immer das sein, dass man die Phänomene erklärt, die man bislang nicht erklären kann und sie nicht zu dem passen, was man vorher gewusst hat oder geglaubt hat zu wissen. Der Zweite Punkt: Existenz. Das ist das, was immer im Zusammenhang mit Gottesbeweisen Thema Nummer 1 ist. Was ist da Existenz. Die erste reflexartige Antwort eines Philosophen, wenn man das so präsentiert, wie ich, ist: Existenz ist kein Prädikat, Existenz ist nicht eine Eigenschaft, die man einer Sache zusprechen kann, sondern (und da sind dann die Logiker sehr schnell) ein Quantor, so was: E. Es existiert etwas. So was: E. Also … ist kein Prädikat, sondern ein Quantor, damit ist die Sache erledigt. So einfach ist das auch nicht Das ist ein bisschen vorschnell, denn wenn man das in Bezug auf Anselm sagt, dann kann er zurück sagen: Moment mal, welches „existiert“, welche „Existenz“ ist kein Prädikat. Man hat zuerst den Begriff der existiert, dann sagt er der existiert im Verstand und als letztes sagt er noch, der existiert in Wirklichkeit. Also man hat es mindestens mit drei Existenzbegriffen in diesem Zusammenhang zu tun. Wenn man jetzt sagt, existiert ist kein Prädikat, sondern ein Quantor, dann sag ich, ich hab da nur einen Quantor, was mach ich jetzt. Für welches „existiert„ verwende ich den. Ich kann natürlich drei Quantoren einführen, verschiedene. Das haben auch tatsächlich Leute versucht. Die mittelalterliche Logik sagte, dann müsse man drei Quantoren, drei verschiedene Quantoren einführen. Aber die andere Möglichkeit, dem zu entgehen ist, zu sagen: na gut, es gibt nur ein existiert, aber dieses existiert kommt halt in drei Ausprägungen vor. Und man hat Existenz definiert und dann sagt man es ist einmal im Verstand und das andere ist in der Wirklichkeit und das dritte mal es existiert als Begriff. Dann muss man sich jetzt fragen, ja und die drei Ausprägungen, was ist das jetzt? Was heißt das, sie existieren im Verstand? Das ist eine Spezifikation von Existenz, aber wie sage ich, wo es existiert, oder sage ich in welcher Weise es existiert? Wie soll ich denn eine solche Spezifikation von Existenz vornehmen? Was ist das für eine Art von Angabe? Also das entkoppeln zu wollen die Existenz von dem Verstand, das ist irgendwie auch eine Sache, die nicht ganz klar ist, wie man das bewerkstelligen soll. Der Haupt- oder der berühmteste Einwand gegen das Argument ist wohl von Kant gekommen. Kant hat das so formuliert, er hat gesagt: Existenz ist kein reales Prädikat. Das könnte man kurz so umschreiben, dass man sagt: es ändert nichts daran, wenn ich die Existenz einer Sache dazusage, ändert das nichts daran, wie die Sache ist. Also wenn ich Ihnen jetzt sage, ich gebe Ihnen da 100 Euro oder ich sage Ihnen, ich gebe Ihnen hier 100 existierende Euro, dann habe ich Ihnen damit um nichts mehr gesagt. Ich gebe Ihnen hier 100 Euro – ich gebe Ihnen hier 100 existierende Euro, das ist die gleiche Aussage. Existenz macht an der Sache nichts anders, von der ich spreche. Unabhängig davon, wie man zu dem Argument jetzt stehen mag, muss man sagen, Anselm sieht das, ob man das jetzt halten kann oder nicht, offensichtlich anders. Also das ist ganz klar, dass das Anselm’sche Argument darauf beruht, dass Existenz in Wirklichkeit eine Sache anders macht. Also man muss es nicht lösen können, das Problem aber man muss zumindest klar sehen, da ist ein Problem, Anselm sieht das eindeutig anders. Ein weiteres ? Problem mit der Existenz in diesem Zusammenhang ist, dass man sagen könnte, ja wenn das wirklich funktionieren würde, wenn man da auf wirkliche Existenz schließen könnte, dann hätte man doch aus reinem Begrifflichen auf Existenz geschlossen. Man hätte sozusagen die Existenz von etwas errechnet, oder sozusagen rein rational, logisch rechnend die Existenz von etwas gezeigt. Das ist doch ein bisschen irgendein Unsinn ??? … und plötzlich ist da was. Ich hab nur ein bisschen Gedankenspielerei gemacht. Wenn man so ein Argument bringt, muss man immer ein bisschen aufpassen, weil Sie wissen wahrscheinlich alle, dass es in der Physik schon vorgekommen ist, dass es Teilchen gibt, deren Existenz errechnet worden ist. Also da haben die Physiker ausgerechnet, es muss Teilchen dieser und dieser Art geben und sie haben sie auch noch nicht messen können. Viele Jahre darauf ist es ihnen gelungen, die Teilchen wirklich zu messen. Da ist auch offensichtlich die Existenz von etwas ausgerechnet worden. Was ist jetzt der Unterschied zum Gottesbeweis. Man rechnet die Existenz Gottes aus und man rechnet die Existenz von Teilchen aus, die man noch nicht weiß. Was unterscheidet diese beiden Dinge? Ja also dann kann man natürlich sagen, der Unterschied ist, dass die Physiker schon von der Existenz von anderen Teilchen ausgehen und dann nur die Existenz von neuen Teilchen zeigen. Also die haben schon die Existenz von etwas und schließen auf die Existenz von etwas anderem. Und da ist die große Frage, wie ist das bei den Gottesbeweisen. Auch das ist etwas, was an die Gottesbeweise immer wieder als Diskussionspunkt herangetragen worden ist. Muss ein Gottesbeweis eigentlich voraussetzen, dass überhaupt etwas existiert? Braucht der Anselm’sche Gottesbeweis nicht auch, dass es etwas gibt, nämlich jemanden, der das zum Beispiel denkt. Ich brauche jemanden, der den Gedanken denkt, nur dann funktioniert das Argument. Dann würde auch der Anselm’sche Beweis die Existenz von etwas anderem schon haben und auf die Existenz einer neuen Sache schließen, wie es die Physiker tun. Das heißt, so billig kann man es sich machen, wenn man sagt, es kann doch nicht sein, dass ich die Existenz von irgendetwas ausrechne, was ich noch weiß, dass es da ist. Der nächste Punkt, den ich ansprechen möchte ist, Totalitäten, Gesamtheiten. Das ist jetzt ein Problem, das mehr spezifisch für die Mathematik und für die Logik ist, das es nicht in allen Zusammenhängen mit alten Beweisen gibt. Also wenn sie zum Beispiel nur endlich viele Dinge vor sich haben, dann können sie die Gesamtheit davon bilden, in dem sie das alles auf einen Haufen hauen und ein Mascherl drum machen oder sonst irgendwas. Wenn Sie es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, (Dinge selbst in einem weiteren Sinn gemeint, wir meinen damit, wenn wir nicht an Engel glauben, in der Regel mit unendlich vielen Dingen immer nur abstrakte Dinge. Wobei zu der Zeit, wo die Gottesbeweise geführt wurden, es auch noch Engel hätten sein können) - Also wenn wir es mit unendlich vielen Dingen zu tun haben, dann ist es nicht mehr so einfach, ich kann in jedem Fall die Gesamtheit dieser unendlichen Dinge nehmen. Wodurch wird diese Gesamtheit gewährleistet? Was stellt diese Gesamtheit her? Nehmen wir den Anselm’schen Gottesbeweis noch mal. Da kann doch folgendes passieren: Ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Und jetzt mache ich folgendes, ich füge diesem Gedanken, dem was ich jetzt als Gott definiert habe, noch den Gedanken, dass das so ist, hinzu. Also ich sage, Gott ist das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann und dann sage ich, OK, aber der Gedanke, dass das genau so ist, ist doch auch noch ein Gedanke, eine Eigenschaft, die kann ich dem Ding wieder hinzufügen. Dann habe ich es größer gemacht. Das kann ich aber eigentlich immer tun. Ich kann immer den Gedanken an die Sache der Sache hinzufügen, dann habe ich es größer gemacht. Dann gibt es also nicht so etwas wie die Gesamtheit, von der ich eigentlich ausgegangen bin. Dann ist das ganze Konzept auf gewisse Weise zerstört. Also von Totalitäten zu sprechen, wenn man es nicht mit endlich vielen Dingen zu tun hat, ist eine bisschen problematische Sache. Der Beweis, den der Anselm führt, ist ein indirekter Beweis. Was ist das? Ich nehme das Gegenteil von dem an, was ich zeigen will und zeige, dass es zu Widersprüchen führt. Also ich nehme an, dass Gott nicht in Wirklichkeit existiert und zeige, das kann nicht sein, daher muss Gott in Wirklichkeit existieren. Ich zeige es führt zu einem Widerspruch, daher muss Gott doch in Wirklichkeit existieren. Diese Art von Beweis ist gerade bei der Existenz um die es da geht, ein gewisses Problem. Warum? Angenommen Sie zeigen, von einer Zahl, indirekt, dass sie existiert. Sie zeigen, dass es eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft geben muss. Sie sagen, es gibt eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft. Sie beweisen es indirekt indem sie sagen: ich nehme an, es gibt keine solche Zahl mit dieser Eigenschaft. Dann führe ich das auf einen Widerspruch, zeige, dann entsteht ein Widerspruch. Dann sage ich OK, es muss diese Zahl mit dieser Eigenschaft geben. Was weiß ich jetzt über die Zahl? Ich weiß über die Zahl nur, dass es sie geben muss, weil ich ja einen Widerspruch bekommen habe. Ich weiß aber möglicherweise über diese Zahl sonst überhaupt nichts. Ich weiß nicht, ob sie groß oder klein ist, ich weiß nicht, wie ich sie finden soll, ich weiß nicht einmal, wie ich sie suchen soll. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was diese Zahl ist. Ich weiß nur, dass es sie geben muss. Und da sind jetzt die sogenannten Intuitionisten? zum Beispiel in der Mathematik aufgetreten und haben gesagt, also diesen Existenzbegriff den akzeptieren wir nicht. Das ist uns zu schwach. Was heißt, zu sagen, ich weiß es existiert etwas, aber ich habe keine Ahnung davon, wie es ist, wie es ausschaut, wie ich es finden kann, wie ich mich der Sache nähern kann oder so. Das ist ein zu schwacher, zu leerer, zu unbrauchbarer Existenzbegriff. Im Zusammenhang mit Gottesbeweisen hat das der Austin sich einmal über diese Auffassung von Existenz lustig gemacht, in dem er einen fiktiven Dialog geschrieben hat. Der geht so: Also der Redner A sagt: „There are a lot of bones six feet under my back yard.“ B sagt: “Well, what about them?” A: “Nothing, they’re just there, that’s all.” B: “You mean, you haven’t looked at them yet?” A: “No, it’s not that I haven’t found out anything about them yet. There is nothing to find out except that they’re there.” Das ist unsinnig, so etwas zu sagen. Ich kann nicht sagen, sie existiert, aber sonst gibt es prinzipiell nichts zu wissen über diese Sache. Die Unterscheidung zwischen zwei Arten von Beweisen ist ganz wesentlich in diesem Zusammenhang. Nämlich deduktive und induktive Beweise. Deduktive Beweise sind solche, wo aus irgendwelchen gegebenen Annahmen logisch etwas anderes folgt. Induktive Beweise sind solche Beweise von der Art: ich beobachte fünf Mal etwas und schließe daraus, dass es immer so sein muss. Ich finde möglichst viele Indizien, dafür dass etwas … . Der Anselm hat tatsächlich einen ganz pointierten Standpunkt zu diesen zwei Arten von Beweisen gehabt. Der hat nämlich zuerst, bevor er das Proslogion geschrieben hat im sogenannten Monologion solche Indizienbeweise für die Existenz Gottes geliefert. Er hat gesagt, ich nenne Euch viele Gründe, warum es plausibel ist, dass Gott existiert. Und dann hat er eine ganze Reihe von Argumenten geliefert. Warum das plausibel ist, dass Gott existiert. Dass hat er als unbefriedigend empfunden. Er hat gesagt, er will etwas Besseres machen. Ich will ein einziges Argument finden, mit dem ich zwingend beweisen kann, dass Gott existiert. Ich will es nicht plausibel machen, ich will nicht induktiv erschließen, dass es Gott geben sollte, oder wahrscheinlich gibt oder so, sondern ich will, aus einem Begriff (oder was auch immer man hier dem Namen nach setzt) deduktiv schließen, dass es Gott geben muss. Ich will es mit einem zwingenden Argument zeigen. Das heißt er ist ganz im Rahmen, sozusagen, in der Tradition der scholastischen Schullogik gestanden. Er war in Logik ausgebildet und hat gesagt, mein höchstes Beweisideal ist ein deduktiver Beweis. Etwas, wo ich mit Notwendigkeit zeigen kann, dass die Existenz Gottes folgt. Das logische Beweisen als ‚ars inveniendi’. Die Frage ist, kann Logik überhaupt etwas herausfinden? Ist es nicht so, dass wenn ich mit Logik etwas herausfinde, ist in Wahrheit nur etwas offen lege, was ich immer schon gewusst habe. Das ist das Problem bei deduktiven Argumenten unter Umständen… . Also die aristotelische Syllogistik, die ist kritisiert worden dafür. Sie wissen, die aristotelische Syllogistik ist von der Art: Alle Menschen sind sterblich. Alle Athener sind Menschen. Also sind alle Athener sterblich. Und dem Aristoteles ist vorgeworfen worden, damit findest du nichts Neues. Dass du dann nachher … hinschreibst, das hast du eigentlich schon gewusst und die aristotelische Logik ist keine, mit der man irgendwas Neues finden kannst. Und da denk ich, ist es auch so, wenn man sich die aristotelischen Schriften anschaut, dann hat er die Logik systematisiert, die Schlüsse systematisiert, er hat nie seine Syllogistik dazu verwendet, irgendetwas Neues herauszufinden. Das war nur sozusagen einen Kanon zu schaffen, wie man das Denken beschreiben kann oder wie wir denken, aber nicht das Finden von einer neuen Erkenntnis. Das ist bei dem Anselm’schen Beweis anders und ich glaube das ist eine interessante Seite daran, dass das eines der ersten Vorkommnisse ist, wo die Logik verwendet wird, (vielleicht nicht das erste, aber ein bekanntes und frühes Vorkommen davon, wo Logik dazu verwendet wird) etwas Neues herauszufinden. Anselm hat wirklich bemüht die Logik dazu zu nützen, um etwas Neues, eine neue Erkenntnis … . Der letzte meiner Punkt vor der Schlussbemerkung ist der des ästhetischen Aspektes, den ich in dem Beispiel von Professor Hlawka angesprochen habe, der gesagt hat, der Beweis ist doch sooo schön. Dass der Anselm dieses unum argumentum, den Beweis in einem Argument führen wollte, das ist auch gerechtfertigt damit, dass das schöner ist. Also nicht nur mit der Überzeugungskraft, sondern auch damit, dass ihm das ästhetisch ansprechender vorgekommen ist, das sagt er auch so. Es ist das schönere Argument, wenn es eines ist, das zwingt, als wenn ich viele Anläufe brauche, um eine Sache … zusammensetzen? zu können. Diese ästhetischen Aspekte des Beweisens, die sind jetzt in verschiedenen Wissenschaften verschieden stark angesehen oder erlaubt oder so. Es ist zum Beispiel, um hier die Mathematik und die Physik oder Biologie gegenüberzustellen, in der Mathematik so, dass wenn ein Beweis schon publiziert ist für einen Satz, also wenn man weiß, der Satz gilt und der Beweis ist richtig, können Mathematiker hergehen und einen schöneren Beweis publizieren. Das wird auch in einem Journal angenommen. Wenn der näher liegende Methoden verwendet, oder kürzer ist oder in irgendeiner Weise dem Mathematiker als ästhetischer erscheint, dann kann man diese selbe Sache, die eh schon bekannt ist, noch einmal publizieren. Das geht natürlich im Prinzip, das ist jetzt nur so eine Tendenz, im Prinzip wäre das in der Physik schon auch möglich, aber in der Tendenz nur dann, wenn an dem neuen Beweis, wenn an der neuen Versuchsanordnung irgendetwas methodisch Neues ist, oder wenn man ausweisen kann, dass man sozusagen, wenn man es noch einmal beweist eine Methode entwickelt hat, die für andere Zwecke auch verwendbar ist. Also aus rein ästhetischen Gründen in der Physik eine Sache noch einmal beweisen zu können, das geht eher weniger als in der Mathematik. Das heißt im Bezug auf die Akzeptanz von ästhetischen Kriterien gibt es in den Wissenschaften einfach Unterschiede.
Damit komme ich zu meiner Abschlussbemerkung. Das Interesse an Gottesbeweisen kann man in zwei Arten von Interessenslagen teilen. Das eine ist daran, was der Beweis beweist, das ist sicher das, was für Anselm überwiegend war auch in seiner Auseinandersetzungen mit… Und das wie der Beweis etwas beweist, das ist sicher die heute überwiegendere Einstellung. Nicht nur heute, sondern seit den 50er, 60er Jahren gibt es eine richtige Mode, ein Interesse an Gottesbeweisen. Und dort ist es einfach das hauptsächliche Interesse daran, wie dieser Beweis das beweist. Also der Versuch von Gegenüberstellungen von mehreren Beweisrekonstruktionen, wie ich Ihnen das an dem kleinen Beispiel vorgemacht habe. Solche Arbeiten findet man da. Und schließen will ich mit einer völlig unüberprüften These von mir, die stelle ich Ihnen nur deswegen hin, weil ich Ihnen zeigen möchte noch, wie sozusagen eine Idee für eine philosophische Fragestellung entstehen kann. Ich habe meine Vorlesung vorbereitet und da ist mir diese Idee gekommen: man sollte sich doch einmal anschauen, ob das nicht vielleicht so ist. Wie gesagt, ich kann ihnen nicht sagen, ob es wirklich so ist, ich kann ihnen nur sagen, es wäre eine interessante Frage, die man sich überlegen kann, die man untersuchen müsste. Und diese unüberprüfte These ist: Dass ein Interesse an Beweisen, bei denen man von vornherein weiß, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist – also man beweist und man weiß von vornherein, dass das, was wir beweisen wollen falsch ist, oder man geht davon aus, dass es falsch ist – trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Und zwar nicht deshalb, weil man ihn noch einmal widerlegen will, oder weil man glaubt, es gibt immer noch welche, die halten ihn für richtig, sondern man ist sich ganz klar, der Beweis ist falsch und trotzdem interessiert man sich für den Beweis. Ich glaube, dass das ein sehr – und das ist meine Hypothese – das ist ein sehr junges Phänomen, das ist 20. Jahrhundert und vielleicht so ungefähr Mitte 20. Jahrhundert, oder vielleicht Anfang 20. Jahrhundert - meine Hypothese: es ist als Phänomen nicht älter. Wenn sie jetzt sagen, das ist falsch und mir ein Gegenbeispiel geben, kränke ich mich nicht … . Ja, damit bedanke ich mich fürs Zuhören.