Benutzer:Andyk/MuD09/Nemeth ueber Proteste: Unterschied zwischen den Versionen

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Hier 2 Links zu Artikeln, die ich zum Thema verfasst habe:
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[http://sammelpunkt.philo.at:8080/1326/ Zwei Stunden und der Rest der Woche. Bemerkungen zur Wiki-Pädagogik]. "Wikia sind eine Technik, die das Lernen näher an das klassische Bildungsideal heranbringen kann, als der Einsatz von Büchern, die traditionell mit ihm verknüpft waren. Das entscheidende Motiv ist sozial eingebettete Selbstentfaltung im Zeitverlauf."
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[http://sammelpunkt.philo.at:8080/1888/ Checkpoint Bologna, Universität Wien 2008]. "Die Bologna-Initiative ist eine Homogenisierung ähnlichen Kalibers wie die Europäisierung der Ausschreibungen von Bauprojekten oder die Reglementierung der Buchführung in Landwirtschaftsbetrieben. Eine zentrale Funktion der Universitäten unterliegt der Gestaltung EU-weit agierender Gremien. Die Neuordnung des Studiums wird zur Gemeinschaftssache, ebenso wie der berüchtigte Krümmungswinkel von Bananen."
  
 
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sollen. Es geht dabei nicht um einer Rückkehr hinter das UG 2002, sondern
 
sollen. Es geht dabei nicht um einer Rückkehr hinter das UG 2002, sondern
 
um eine neue, zukunftsfähige Organisationsform." (siehe [http://philo.at/cgi-bin/mailman/listinfo/epoche epoche] Mailingliste)--[[Benutzer:Andyk|Andyk]] 15:26, 12. Nov. 2009 (UTC)
 
um eine neue, zukunftsfähige Organisationsform." (siehe [http://philo.at/cgi-bin/mailman/listinfo/epoche epoche] Mailingliste)--[[Benutzer:Andyk|Andyk]] 15:26, 12. Nov. 2009 (UTC)
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:Meine Idee in dieser Hinsicht sind "Erweiterungscurricula a la carte". Das könnte so aussehen: Nach Absolvierung des ersten Semesters kann man sich aus Bausteinen zu jeweils 5 ECTS-Punkten ein EC zusammenstellen. Das käme ohne den peer review aus und differenziert das Angebot, ist aber nicht so flexibel. Die Schwierigkeit, die ich mit beiden Vorschlägen sehe - und hier dreht sich meine Position wieder einmal um - besteht darin, das in der Institution durchzubringen. Denn ''dort'' sind die Signale natürlich: Wir lassen uns nicht auf solche Neuerungen ein.
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:Was die Stellungnahme der Plattform betrifft: die Themen Institutsfunktion und Demokratisierung sind seit dem Organisationsplan 2005 am Tisch und es ist wichtig, sie im Bewusstsein zu behalten. Ich stehe da ganz dahinter, aber es ist - soweit ich sehe - nicht die Hauptrichtung des Protests. --[[Benutzer:Anna|anna]] 08:30, 13. Nov. 2009 (UTC) 
  
 
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Zu Nemeths Anmerkung vom 5.11.2009, dass der Wert von kritischer Forschung zu verifizieren ist an der Gender-Forschung: dem stimme ich zu. Umso unglaublicher scheint es, welche Forderungen von Seite weiblicher Studierender/Protestierender im Jahr 2009 notwendig sind. (Siehe Diskussion zur Audimax-Besetzung "Matroschka-Protest")
 
Zu Nemeths Anmerkung vom 5.11.2009, dass der Wert von kritischer Forschung zu verifizieren ist an der Gender-Forschung: dem stimme ich zu. Umso unglaublicher scheint es, welche Forderungen von Seite weiblicher Studierender/Protestierender im Jahr 2009 notwendig sind. (Siehe Diskussion zur Audimax-Besetzung "Matroschka-Protest")
 
--[[Benutzer:Hildegard|Hildegard Köhler]] 21:37, 12. Nov. 2009 (UTC)
 
--[[Benutzer:Hildegard|Hildegard Köhler]] 21:37, 12. Nov. 2009 (UTC)
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:Die Frage der Individualität der Studienrichtungen ist sehr unbequem. Ein eklatantes Beispiel ist die Musikhochschule. Nach glaubhaften Berichten ''kann mann'' in drei Jahren nicht zur Flötistin ausgebildet werden. Das BA geht ins Leere. Auch kompliziert sind die Lehramtsstudien, wo es endlose Diskussionen darüber gibt, wie man das Schulwesen und die Bologna-Architektur aufeinander abstimmt. Für die Philosophie sehe ich die Lage so: Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die an einem traditionellen Philosophie-Bild orientiert sind und alles unter vier Jahren als Verlust betrachten. Ich selbst bin der Auffassung, dass 3-2 Jahre ein guter Rhythmus ist. --[[Benutzer:Anna|anna]] 08:30, 13. Nov. 2009 (UTC)

Version vom 13. November 2009, 09:30 Uhr

Der Vortrag von Elisabeth Nemeth war sehr instruktiv. Sie zeigt anhand von Kants "Streit der Fakultäten" und Pierre Bourdieu, dass die Universität ein Raum ist, indem es immer ein Spannungsfeld zwischen Reproduktion und Produktion von Wissen gibt. Ihre Textgrundlage ist ein Artikel, den sie 1996 geschrieben hat:

  • „Institutionalisierte Illusionen: Forschung, Ausbildung und Bildung an der Universität”, in: Univeristät, Bildung und Politik. Eine Bestandsaufnahme aus feministischer Sicht. Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 1996, Nr4, S.26-35
  • Ebenfalls in diesem Zusammenhang habe ich in der Publikationsliste gefunden: „Universität, Demokratie und Hochschulreform im Nachkriegsösterreich: Über Möglichkeiten und Grenzen demokratischer Entscheidungsstrukturen”, in: “Wissen für Alle”. Beiträge zum Stellenwert von Bildung in der Demokratie, Wien: Verband Wiener Volksbildung, 1996, S.45-74

Das spannende daran ist, dass sich Reproduktion und Produktion nicht in Balance halten, sondern dass die Reproduktion von Wissen und von gesellschaftlichen Zuständen immer dominiert. Aus diesem Grund plädiert sie dafür, die Termini Bildung und Ausbildung tunlichst zu vermeiden, da sie dieses Spannungsverhältnis verdecken und dazu verführen, zu sagen: Naja, in einer Universität brauchen wir die reine Bildung und überhaupt nichts von Ausbildung. Ein paar Trankriptionen dazu:

  • "Es ist eine falsche Darstellung zu sagen, die Abschlüsse in den nicht-verwertbaren Zonen sind eigentlich nur für die Bildung der Persönlichkeit, etc. von Wert. Das ist überhaupt nicht wahr. [...] Wir wissen zum Beispiel, dass Leute, die Philosophie studiert haben, im Arbeitsmarkt überhaupt nicht schlechter abschneiden. Bildung im Sinne "brotlose Kunst" ist daher unzutreffend."
  • "Was man im Rahmen der Universität erwerben kann, versetzt einen in einem sehr vielfältigen Sinn in eine Lage, sich an Positionen zu etablieren, die sehr wohl anerkannte Positionen in diesem Bereich sind, auch wenn nicht genau definiert ist, welche Positionen das im Einzelnen sind."
  • "Leute, die wirklich aus der Wirtschaft kommen, vertreten nicht das, was andere sagen, dass von der Wirtschaft verlangt würde, nämlich spezifische Ausbildung."
  • "Die Universität ist ein gesellschaftlicher Raum, in dem beide Aspekte ihre Rolle haben müssen, sonst gibt er sich selber auf. Es wird durch die Schlagwörter eine Art von Nebel erzeugt, der verdeckt, was eigentlich passiert. Das Produzieren von pragmatischen, ganz genau beschreibbaren und nutzbaren Kenntnissen ist ein unerlässlicher Faktor für die Universität. Ich sage nicht, dass freies Denken darin aufgeht, aber die Universität muss beide Seiten haben, sonst wird es diesen Raum nicht geben."
  • "Der Raum Universität ist so strukturiert, dass er sich an Vorgaben abarbeiten muss. Diese Vorgaben sind notwendig, damit das In-Zweifel-Ziehen, das Einsprucherheben, das Neudenken überhaupt gesellschaftlich wirksam ist. Und es ist keine Balance. Unter gesellschaftlichen und Nützlichkeitsvorstellungen werden diese Vorgaben immer dominieren. Die Vernunft dominniert unter dem Gesichtspunkt, dass sie immer das Recht hat, alles nach den Prinzipien des freien Denkens zu kritisieren, also Einspruch zu erheben."
  • "Bei der Kantschen Konzeption wird die Freiheit mit Blick auf Vorgaben artikuliert. Er sagt, dass die Vorgaben dominant sind. Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Vernunft, unter den Bedingungen (egal ob sie neoliberal sind oder nicht) dominieren kann. Sie muss sich verankern in einem Raum, in dem sie sich abarbeitetet an den durch und durch fragwürdigen Vorgaben. Sonst hat sie nicht einmal einen Stoff, an dem sie sich abarbeitet und feiert sich selber mit ihren Bildungsgütern."

Sie gibt aber zu, dass ihr damals, als sie in den 90er Jahren hochschulpolitisch aktiv war, diese Schlagworte sehr recht kamen und sie den Artikel, der die Nebelhaftigkeit der Schlagwörter Bildung und Ausbildung aufdeckt, erst im Nachhinein geschrieben hat.

  • "Die allerkonservativsten Professoren haben gesagt: Was wir wollen ist freie Bildung und ja keinen Verwertungszusammenhang. Die allerlinkesten Studentinnen haben geglaubt, das ist die Revolution. Die konservativen Professoren haben gesagt, wir verteidigen das Abendland, das geht nämlich wieder einmal unter, weil die Bildung auf dem Spiel steht. *Gelächter* Nein, im Ernst. Das ist überhaupt kein Spaß. Damals hätte ich... das kann man mir jetzt auch als Kritik sagen, ich habe diesen Artikel nicht während der Protestbewegung geschrieben. Während wir alle gegen diese Sparpakete gekämpft haben, war ich eh ganz froh, dass wir alle irgendwie einig waren."

"Der Raum der Geisteswissenschaften ist dadurch gekennzeichnet, dass er durchaus politisch-gesellschaftlich-ökonomisch wichtige Fragen untersucht, aber nicht mit Ergebnissen, die so eindeutig sind, sondern wo beides zusammentrifft: Das, was wissenschaftlich ist, steht ständig zur Debatte. Man soll nicht sagen: Naja, nützlich braucht es nicht sein. Verdammmt, es soll nützlich sein. Alle Gender-Forschung ist auf Nutzen aus. Das ist ein politisches Projekt, das darauf aus ist, die Betrachtungweisen in einem ökonomisch-politisch-gesellschaftlichen Zusammenhang zu ändern. Das ist eine Zone, in der man viel leichter sagen kann, was der wirkliche Wert von kritischer Forschung ist. Ich glaube es ist wichtig, den Begriff sehr kritisch zu sehen, weil man sonst gar nicht dazu kommt, auszuartikulieren, worin dieser Wert denn besteht. Man kann sagen, unter diesem Slogan meinen die Kritiker so etwas. Doch ich finde, dass normalerweise unter solchen Umständen nicht die Zeit da ist, sich das zu überlegen. Wenn man zu schnell sagt: Die Nützlichkeit hat überhand genommen, kann man schwer darüber nachdenken, was die Nützlichkeit in den verschiedenen Fällen ist.

Das Verhältnis zwischen Analyse und Handeln

Ich möchte folgende Überlegungen zur Diskussion stellen, gerade weil ich mir selbst nicht sicher bin, inwieweit sie berechtigt sind. Ich habe teilweise bewusst provokant formuliert. Würde mich interessieren, was ihr davon haltet.

Das angesprochene Spannungsfeld kann ich unterstützen. Auch, dass dieses Spannungsfeld nicht mehr (nur) zwischen den Disziplinen sondern in den Individuen selbst auftritt, gebe ich zu. All das bewegt sich jedoch auf der Ebene der Analyse, welche Zukünftiges schwer vorweg nehmen kann. Was tut man also mit einer solchen Überlegung, wenn man im Protest ist? Was hilft eine wie immer berechtigte Begriffsanalyse, wenn man auf Missstände hinweisen und diese verändern möchte? Das ist nicht ausschließlich eine rhetorische Frage, ich frage mich nur, was man damit anfängt, wenn man aus vielfältigen Gründen protestiert.

Was wäre, wenn man den Slogan ändert auf: "Ein bisschen Raum für Bildung, aber nicht umsonst und zwar so, dass man es nicht leicht haben soll, seine Kritik an herrschendem Wissen durchzusetzen, denn ohne ein dominierendes Material hat das Nachdenken keinen Sinn"?

  • Die Reaktion darauf von den Entscheidungsträgern könnte sein: Nagut, wir liefern euch das dominierende Material und ihr kritisiert ruhig weiter. (Das ist etwas, was ohnehin passiert. Es ist gut, das mal auszusprechen, doch so etwas wie ein Protest liegt meiner Ansicht nach auf einer anderen Ebene, sodass die Analyse nicht wirklich hilfreich ist)
  • Außerdem passt der Slogan nicht in die Schlagzeilen oder auf Transparente. Es wäre schön, wenn wir gerade weil wir Studierende sind, nicht auf medienwirksame Slogans angewiesen wären. So gesehen beweisen wir gerade weil wir solche Slogans verwenden, dass wir nicht im luftleeren Raum denken, sondern dass unsere Logik den neoliberalen Bedinungen gleicht, die wir ändern wollen. Wir verwenden Kommunikationsmittel, die für die aktuelle Gesellschaft typisch sind (Twitter, Facebook, Blogs, Wikis, Streams) - mit allen ihren Vor- und Nachteilen.

Vielleicht sollte man Proteste nicht nur danach bewerten, welche Begrifflichkeiten sie verwenden, sondern auch in Rechnung stellen, was sich durch ihre Handlungen ausdrückt. Nur weil man sich sprachlich nicht adäquat ausdrückt, heißt das nicht, dass die Handlungen unberechtigt sind. Denn: Wer möchte sagen, dass in der Hochschulpolitik alles in Ordnung ist? Eine Massenbewegung (sofern die aktuellen Besetzungen Massenbewegungen sind, das wird ja mitunter bezweifelt) drückt doch ein Anliegen aus, das man mit Hilfe der oberflächlichen Slogans und im Zusammenhang mit dem Kontext durchaus versteht.

Ob eine solche Toleranz mit der Verwendung von Begriffen sowie ein Schließen auf die Anliegen Aufgabe der Philosophie ist, lasse ich mal offen - aber es geht in manchen philosophischen Richtungen durchaus darum, das Phänomen und existentielle Anliegen anstatt einzelner Sätze zu beschreiben.

Und noch eine abschließende Überlegung: Proteste liefern selbst, wie man aufgrund dieses und anderer Vorträge, die in der letzten Zeit gehalten wurden, sieht, ein Material, an dem man sich abarbeiten kann. --Andyk 11:16, 9. Nov. 2009 (UTC)


Danke für das Eröffnen dieser sehr interessanten Seite! Ich glaube, in einigen Punkten in eine ähnliche Richtung gedacht zu haben. Zu dem Argument, die Kritik müsse sich an den dominierenden Umständen abarbeiten können und bedarf daher dieser (was ich grundsätzlich nicht in Frage stelle), ist mir immer wieder diese Provokation eingefallen: "Bildungsförderung auf Österreichisch: Wir machen alles schlechter, dann habt ihr etwas zu diskutieren."

Mit Folgendem entferne ich mich vielleicht ein wenig von der bisherigen Darstellung: Ich stimme Nemeth bzgl. des Spannungsverhältnisses zu, glaube aber nicht, dass man den von den Studierenden kritisierten Ausbildungsbegriff hier völlig erfasst hat. Ich habe mir letzte Woche schon zusammengesucht, wie der Ausbildungsbegriff von den verschiedenen Positionen gedeutet wird:

  • Schnädelbach verbindet Ausbildung mit der Einübung in die wissenschaftlichen Aspekte der jeweiligen Disziplinen: "Die Wissenschaften haben unsere Lebenswelt so durchgängig und nachhaltig geprägt, dass selbst in entlegeneren Bereichen wie der religiösen, musischen oder literarischen Bildung wissenschaftliche An-teile nur schwer wegdenkbar sind. Die sind aber heute vor allem als Elemente von Ausbildung in den Bildungsprozessen präsent, und da-rum gilt: Keine Bildung ohne Ausbildung"
  • Hrachovec thematisiert (zumindest in der Audimax-Rede) Ausbildung nur im Kontext von Infrastruktur, die von Studierenden eingefordert wird. (bessere Anmeldungssysteme, Hörsäle nicht überfüllt, bessere Betreuungsverhältnisse)
  • Nemeth hat bei der Beantwortung einer Frage am Ende der Vorlesungsstunde den Begriff Ausbildung (auch wenn sie die Opposition von Bildung und Ausbildung vermeiden will) eher auf der reproduktiven Seite der Aufgaben der Universität angesiedelt. So wird Ausbildung wieder gedeutet als Prozess des Einsozialisiertwerdens in die Wissenschaft, als Einarbeiten in und Übernehmen bestehenden Wissens, was dazu führt, dass man in der Lage ist, (gehobene) Positionen in der Gesellschaft zu besetzen.

Ich habe das Gefühl, dass bei einer derartigen Diskussion zwei Sachen passieren:

  • Einerseits wird den Studierenden mehr oder weniger pauschal unterstellt, dass sie nicht sehen, dass es notwendig ist, sich das Handwerkszeug der Wissenschaften anzueignen. Dem von den Protestierenden verwendeten Bildungsbegriff wird nicht zugetraut, solche Elemente zu enthalten (stattdessen sei Bildung: mit dem Buch in den Wald gehen). Es wird suggeriert, die geforderte Ausrichtung auf Bildung sei eine Ausrichtung auf frei flotierendes Reflektieren (und wie manche Journalisten vermuten: unter Drogeneinfluss). Ich glaube nicht, dass das der Auffassung des Großteils der Studierenden gerecht wird.
  • Egal wie berechtigt der Gebrauch des Wortes Ausbildung in diesem Fall auch immer ist, wenn man den Begriff konsequent anders deutet als die Masse der Studierenden, dann übersieht man viel leichter, welche Forderungen und welche Kritikpunkte sich dahinter tatsächlich verbergen. Nämlich Kritik an der Sicht der Universität als Unternehmen mit einem Haufen fraglicher quantifizierender Steuerungsmechanismen, Kritik an der Ausrichtung auf Employability, Kritik an immer linearer werdenden und vereinheitlichten Studienplänen mit weniger individueller Schwerpunktsetzung (ja, Wahlfächer können missbraucht werden, indem von manchen Studierenden "billigste Scheine" gesucht werden; aber diese Leute sind im alternativen System auch nicht diejenigen, die 'in sich selbst die Spannung zwischen dem Wert der Reproduktion des Wissens und dem Drang nach Neuem vereinbaren', sondern das sind schlicht die Leute, die sich irgendwie zu einem Abschluss durchlavieren wollen. Diese wird es in beiden Systemen (ECs oder Wahlfächer) geben.) Kritik an der Einflussnahme durch einzelne Unternehmen (vgl. die CSR-Vorlesung 'der' Erste-Bank).

Es gibt natürlich Situationen, in denen eine Begriffsklärung aufdeckt, dass die inhomogenen Gruppen, die den Begriff gemeinsam verwendet haben, tatsächlich verschiedenes darunter verstanden haben. Das scheint der primäre Nutzen für den Protest sein zu können. In diesem Fall scheint mir aber die größte Diskrepanz der Auffassung nicht innerhalb der Gruppe der Protestierenden, sondern zwischen dieser Gruppe und den "Begriffsklärern" zu bestehen. Falls ich einer der Positionen nicht gerecht geworden bin, bitte ich um Korrektur. Freue mich auf eine interessante Diskussion --Paul Wedrich 19:10, 9. Nov. 2009 (UTC)


Gut, also ein paar Überlegungen von Seiten der "Begriffsklärer". Es ist richtig, ich habe den Begriff "Ausbildung" anders verwendet, als die Studierenden. Das war meinerseits ein Protest (adressiert an den Protest). Ich habe darauf hingewiesen, dass sich unter dem Motte "freie Bildung" im Forderungskatalog doch einige handfeste Forderungen nach besseren Ausbildungsbedingungen finden. Das kann man nicht übersehen und es scheint mir, dass es korrekter wäre, diese materiellen Ansprüche nicht in den ideellen Slogans zu verstecken. Das gefällt mir überhaupt nicht: mit der "Zukunft unserer Jugend" (das sind die Politiker) oder der "freien Selbstbestimmung" (Studierende) den erhabenen Ton anschlagen und nicht vom cash reden, der notwendig damit verbunden ist.

Ich habe wahrgenommen (und danke für die Präzisierung), dass die Auflehnung gegen die "Ausbildung" sich auf ein anderes Begriffsverständnis stützt. Die Ökonomisierung (z.B.) habe ich in dieser Lehrveranstaltung thematisiert, bevor das Audimax besetzt wurde und ich erinnere mich an die gemischte Reaktion in den Diskussionen. In einer Hinsicht kann ich mich bestätigt fühlen und die Entwicklung begrüßen. Dennoch finde ich das alles nicht unbedenklich. Es ist in einer Diskussion schon darauf hingewiesen worden, dass die Kunsthochschulen das Restriktivste und Verschulteste sind, was man sich überhaupt denken kann. Freie Selbstbestimmung heißt dort, sich in eine Meisterklasse einzupassen. Und sosehr ich gegen die Steuerungstrends der Uni auftrete, kann ich mich nicht dazu bringen, das als einen Trend zur Behinderung der Bildung aufzufassen.

Im Universitäts-Studiengesetz - UniStG 1997 steht folgendes:

Wahlfächer sind die Fächer, aus denen die Studierenden einerseits nach den im Studienplan festgelegten Bedingungen und andererseits frei aus den Lehrveranstaltungen aller anerkannten inländischen und ausländischen Universitäten und Hochschulen auszuwählen haben, und über die Prüfungen abzulegen sind.
Die Studienkommission ist berechtigt, im Studienplan als Voraussetzung für die Anmeldung zu Lehrveranstaltungen, deren Verständnis besondere Vorkenntnisse erfordert, den Nachweis dieser Vorkenntnisse durch die positive Beurteilung bei einer oder mehreren Prüfungen oder in anderer zweckmäßiger Form festzulegen. Diese Festlegungen gelten auch für Studierende, die sich zu der betreffenden Lehrveranstaltung im Rahmen der freien Wahlfächer oder eines individuellen Diplomstudiums anmelden
Ergänzung und Vertiefung: In den geistes- und kulturwissenschaftlichen Studien mit Ausnahme der Studienrichtung Übersetzen und Dolmetschen hat die Studienkommission abweichend von § 13 Abs. 4 Z 6 das Stundenausmaß für die freien Wahlfächer innerhalb eines Rahmens von 40 bis 50 vH der im Studienplan vorgesehenen Gesamtstundenzahl festzulegen. Die Studierenden sind berechtigt, aus den freien Wahlfächern Lehrveranstaltungen aus dem Lehrangebot aller anerkannten inländischen und ausländischen Universitäten und Hochschulen oder auf Grund der Empfehlungen der Studienkommission aus einer zweiten Studienrichtung der geistes- und kulturwissenschaftlichen Studienrichtungen zu entnehmen. Die Verbindung des Studiums mit Lehrveranstaltungen einer zweiten Studienrichtung gemäß den Empfehlungen der Studienkommission ist in den Diplomprüfungszeugnissen und im Bescheid über die Verleihung des akademischen Grades zum Ausdruck zu bringen.
Aus den Erläuterungen: Umgestaltet wurden die Abs. 7 und 8. Das Erfordernis des Nachweises besonderer Vorkenntnisse als Voraussetzung für den Besuch einer Lehrveranstaltung soll bereits im Studienplan festgelegt werden. Diese Festlegungen bedürfen daher eines Beschlusses der Studienkommission und stehen nicht in der Disposition der Leiterin oder des Leiters der Lehrveranstaltung. Ausdrücklich wird nunmehr auch verankert, daß dieser Nachweis nicht nur durch Zeugnisse über Prüfungen an Universitäten und Hochschulen, sondern nach Maßgabe entsprechender Bestimmungen im Studienplan auch durch andere geeignete Bescheinigungen erbracht werden kann. Eine wichtige Veränderung besteht darin, daß nicht wie bisher nur eine Prüfung als Voraussetzung für die Anmeldung zu einer Lehrveranstaltung, sondern auch mehrere Prüfungen festgelegt werden können. Eine wichtige Ergänzung ist schließlich die Anordnung, daß die in den Studienplänen festgelegten Anmeldungsvoraussetzungen auch für Studierende gelten, die die Lehrveranstaltung im Rahmen der freien Wahlfächer oder im Rahmen eines individuellen Diplomstudiums besuchen wollen. Denn die sachlichen Kriterien für die Festlegung derartiger Voraussetzungen gelten wohl auch in jenen Fällen.

Das ist die Regelung von vor 12 Jahren. An ihr ist die Entstehung des heutigen Problems gut ablesbar. Mit der Abschaffung des Haupt- und Nebenfaches in den Geisteswissenschaften wurde festgelegt, dass praktisch die Hälfte des Studiums mit freien Wahlfächern abzudecken ist. Das ist an einer Universität mit zehntausenden Studierenden der betreffenden Fächer gelinde gesagt eine organisationstechnische Katastrophe. Und es wurden schon damals festgelegt, dass eine oder mehrere Prüfungen als Voraussetzung zum Besuch einer LV verlangt werden können. An der Uni Wien hat man sich damit durchgewurstelt, aber das sind keine akzeptablen Zustände. Die Härte wird erst jetzt sichtbar, wenn man sich den Problemen stellt. Ich bin an dieser Stelle gegen die Schlamperei, obwohl sie angenehme Nebeneffekte hat.

Letzter Punkt Bologna. Das sieht in jeder Studienrichtung anders aus und ein Kritikpunkt ist sicher, dass man alles über einen Leisten schert. (Die Wirtschaftswissenschaften oder die Naturwissenschaften sind von der Debatte kaum betroffen.) Nach meiner Kenntnis der geistes- und sozialwissenschaftlichen Studien herrschte dort das Prinzip der taxativ angeführten Fächer, die von Profs vertreten wurden, deren LVs man abhaken musste. Plus natürlich die Hälfte des Studiums frei gewähltes Abhaken. Das war bequem. Ich erinnere mich überhaupt noch daran, wie ich mein Doktorat gemacht habe. Man musste im Prinzip vier Jahre lang inskribiert sein und konnte dann die Dissertation einreichen und drei Rigorosen ablegen. Das wars! Für talentierte, strebsame Studierende ein Paradies. Es war genau der Zustand, den Robert Pfaller Samstag vor einer Woche im Audimax für alle Studien verlangt hat.

Das war die Zeit, als es in Österreich erst 2 Autobahnen und gerade mal Farbfernsehen gab. Als die Kinos am Land 5 Jahre alte Filme zeigten und Kopierer unbekannt waren, zu schweigen von Mobiltelefonen oder Vorlesungsstreaming. Als an den Universitäten nur halb soviel "Kommilitonen" studierten, die sich den Besuch jeder Lehrveranstaltung "testieren" lassen mussten. Ich erinnere mich an die Stempel, welche die Assistenten des Großprofessors für Philosophie am Eingang des Audimax verteilten. Um es mal polemisch zu sagen: Welcome to the Past.

--anna 09:06, 11. Nov. 2009 (UTC)

Zusatz:

Hier 2 Links zu Artikeln, die ich zum Thema verfasst habe:

Zwei Stunden und der Rest der Woche. Bemerkungen zur Wiki-Pädagogik. "Wikia sind eine Technik, die das Lernen näher an das klassische Bildungsideal heranbringen kann, als der Einsatz von Büchern, die traditionell mit ihm verknüpft waren. Das entscheidende Motiv ist sozial eingebettete Selbstentfaltung im Zeitverlauf."

Checkpoint Bologna, Universität Wien 2008. "Die Bologna-Initiative ist eine Homogenisierung ähnlichen Kalibers wie die Europäisierung der Ausschreibungen von Bauprojekten oder die Reglementierung der Buchführung in Landwirtschaftsbetrieben. Eine zentrale Funktion der Universitäten unterliegt der Gestaltung EU-weit agierender Gremien. Die Neuordnung des Studiums wird zur Gemeinschaftssache, ebenso wie der berüchtigte Krümmungswinkel von Bananen."


Für mich ufert die Frage nach dem Begriff der Bildung in einer viel grundsätzlicheren Frage aus. Das geht jetzt an pragmatischen Aufzeigungen der Platzproblematik vorbei, ist aber mit der Rechtmäßigkeit einer Forderung nach besseren Bedingungen verbunden. Inwieweit kann ein historisch überholter, ideologischer Begriff in quasi-moralischer Form eingeklagt werden. Es ist bestimmt nicht zuviel, eine solche Klärung zu verlangen. Zwar kann hier der ungesagte Vorgang einer Begriffsverschiebung angenommen werden, dass es für uns auch noch eine eigene Form von "Bildung" gibt. Andererseits werden Freiheiten und Eigenschaften der Universitäten mit diesem Begriff allzu‪ deutlich eingefordert, etwa in Verbindung mit der nahezu lächerlichen Anspielungen auf das "humboldtsche Bildungsideal", die die missbräuchliche 1-zu-1 Übernahme des Begriffes doch wieder suggerieren. Natürlich gerät man bei solchen Klärungen ins Fangnetz von Relativismen. Trotzdem kommt es hier zu mehr als unseriösen historischen Gleichsetzungen, die dazu verwendet werden, bestimmte Ansprüche zu legitimieren. Insoweit kann man über die Platzprobleme denken wie man will, die Notwendigkeit des Handelns in diesem Falle wird, ich hoffe das klingt jetzt nicht weltfremd, über einen konstruierten Horizont und künstliche Zusammenhänge erzeugt. Eine Forderung nach höheren finanziellen Zuwendungen für die Hochschulen begreife ich durchaus. Was sich die Audimaxbesetzer sonst noch vorstellen ist mir schleierhaft. Was ist diese Bildung, auf die alle ein Recht haben?--Richardd 10:26, 11. Nov. 2009 (UTC)


Genau das ist die Frage! Die artikulierte Antwort wird erst im Nachhinein gegeben werden können. Es geht darum, wie das Gesamtkonzept von dem, was früher Bildung war, aussehen soll. Das trifft nicht nur den universitären Bereich und erfordert deswegen breite Diskussion und den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Die Störungen der Ordnung, die die Besetzungen und Proteste induziert haben, sind - so sehe ich es - eine gute Ausgangsposition, die das Aufkommen/Umsetzen neuer Ideen wahrscheinlicher werden lassen. --Andyk 08:28, 12. Nov. 2009 (UTC)

Das halte ich für eine verdrehte Vorgehensweise. Dass die Ressourcen knapp sind, ist nicht schwer einsehbar, eine Besetzung, bzw. eine Demonstration in diesem Sinn nachvollziehbar. Dass mit DER "Bildung" etwas nicht in Ordnung ist, kann, wenn denn noch kein Begriff davon bereitsteht, nur intuitiv eingesehen werden, oder muss man bereits "gebildet" sein, um den Notfall in dieser Hinsicht zu erkennen? Das entspräche zumindest gewissen paradoxen Voreinstellungen dieses Begriffes, was trotzdem nichts zur Klärung dieses Umstands beiträgt. Warum also sollte die Universitätsleitung, sollten Platzbedingungen bereinigt sein, anders vorgehen als bisher. Wie äußert sich die Notwendigkeit des Vorgehens in der mehr ideologischen Bildungs/Ausbildungsproblematik, die ja scheinbar auch aus anderen Gründen, als aus rein finanziellen Schwächen besteht? --Richardd 11:01, 12. Nov. 2009 (UTC)

Man kann im Moment noch nicht sagen, WAS Bildung sein soll, aber man kann sagen, was sie nicht sein soll. Einerseits können wir nicht zurück zum Humboldt'schen Bildungsideal, andererseits hat die Implementierung der Bologna-Architektur an zentralen Stellen nicht geklappt. Und wenn man es in 10 Jahren nicht geschafft hat, darüber zu einem Konsens zu kommen, braucht man den Studierenden auch nicht vorwerfen, dass sie es in 2 Wochen nicht schaffen. Man muss wohl von Studium zu Studium entscheiden, was sinnvoll ist. Ich vermute, dass man es sich im Detail anschaut, dann geht es mehr um das WIE als um das WAS. Um etwas konkreter zu werden, habe ich folgenden Vorschlag, den ich andernorts schonmal erwähnt habe:--Andyk 15:26, 12. Nov. 2009 (UTC)

Individuelle Erweiterungscurricula

Studienpläne sollten dynamischer sein, immer mit der Möglichkeit individuelle - aber fachlich gerechtfertigte - Schwerpunkte zu setzen. Die Erweiterungscurricula sind eine gute Idee, aber was mir selbst im Studium wichtig ist: Meine eigene Strategie zu verfolgen und nicht alle Strukturen diktiert zu bekommen. Ein EC ist ein Lego-Baustein, den ich mir kaufe. (Vgl. ECTS-Pacman) Man könnte etwa eine Pflicht-Lehveranstaltung anbieten, in der Studierende Raum haben, ihre Schwerpunkte zu entwickeln und Feedback von erfahreneren Leuten (Doktorandinnen oder Lehrende) und seinen Kolleginnen zu bekommen. Das Resultat dieser Lehrveranstaltungen kann einerseits in die Entwicklung der Studienpläne an sich einfließen, andererseits stellt es die Basis für individuelle Erweiterungscurricula dar. In dieser Lehrveranstaltung wird man die Möglichkeit haben, die Wahl seiner Lehrveranstaltungen vor anderen Studierenden und den Lehrenden zu rechtfertigen, sich über persönliche Interessen auszutauschen, etc. (Eine Defensio, die man nicht als letztes Zuckerl des Studentinnenlebens leistet, sondern die für den weiteren Studiengang direkte Konsequenzen in Form einer Genehmigung eines individuellen Erweiterungscurriculas hat).

Zwei weitere wichtige Aspekte, die Lehrende und Studierende betreffen, wurden in der heutigen Solidarisierungsmail der "Plattform der Institutsvorstände" als Forderungen angesprochen:

  • Die Kooperation zwischen und innerhalb von Instituten sowie
  • "eine Demokratisierung universitärer Entscheidungsstrukturen mit einer

breiten Debatte darüber, wie demokratische Strukturen in Zukunft aussehen sollen. Es geht dabei nicht um einer Rückkehr hinter das UG 2002, sondern um eine neue, zukunftsfähige Organisationsform." (siehe epoche Mailingliste)--Andyk 15:26, 12. Nov. 2009 (UTC)

Meine Idee in dieser Hinsicht sind "Erweiterungscurricula a la carte". Das könnte so aussehen: Nach Absolvierung des ersten Semesters kann man sich aus Bausteinen zu jeweils 5 ECTS-Punkten ein EC zusammenstellen. Das käme ohne den peer review aus und differenziert das Angebot, ist aber nicht so flexibel. Die Schwierigkeit, die ich mit beiden Vorschlägen sehe - und hier dreht sich meine Position wieder einmal um - besteht darin, das in der Institution durchzubringen. Denn dort sind die Signale natürlich: Wir lassen uns nicht auf solche Neuerungen ein.
Was die Stellungnahme der Plattform betrifft: die Themen Institutsfunktion und Demokratisierung sind seit dem Organisationsplan 2005 am Tisch und es ist wichtig, sie im Bewusstsein zu behalten. Ich stehe da ganz dahinter, aber es ist - soweit ich sehe - nicht die Hauptrichtung des Protests. --anna 08:30, 13. Nov. 2009 (UTC)

Hildegard "Alles über einen Leisten scheren" Aufgerüttelt hat mich an dieser Stelle die Tatsache, dass ein Viertel der Studierenden in bestimmten Zweigen extrem betroffen ist. Das heißt natürlich, dass drei Viertel der Studierenden halbwegs bis gut durchkommt und ihr Studium ohne weiteres absolvieren kann. Hier wird doch meine Solidarität angesprochen: solange nicht individuelle Lösungen, die passend für den jeweiligen Studienzweig erarbeitet werden, gefunden sind, finde ich es illegitim nicht den nötigen Protest mitzutragen. Ist es nicht auch innerhalb des "Bologna-Prozesses" möglich, den Studienrichtungen die nötige Individualität zuzugestehen, um für ihr Fach die passenden Bestimmungen unterzubringen. Ich schließe mich der Meinung an, dass es ums Gesamtkonzept geht, das nicht nur den universitären Bereich betrifft. In Österreich beginnt das Bildungskonzept seit Herbst 2009 immerhin für ab 5jährige (das letzte Kindergartenjahr ist frei). Das ist noch immer ein Hohn, angesichts der Tatsache, dass Bildung, Lernen in (altersadäquat kleinen) Gruppen mit Gleichaltrigen ab dem Alter von wenigen Monaten beginnt. Das haben die skandinavischen und andere europäische Länder bereits begriffen. "Bildung für alle" ist eine Forderung, die nicht ab 18 einsetzen kann – "und zwar umsonst" – ich stimme zu, reden wir über "cash". Gibt es funktionierende Modelle und wenn ja, wo. Müssen wir das Rad neu erfinden oder dürfen wir aus Erfahrung lernen und Bewährtes übernehmen. Wie wünschen wir uns als Gesellschaft, dass unser Geld verwendet wird. Zur Zeit sind die höchsten Kosten für Bildung von Eltern zu tragen, die Kinder im Alter von 6 Monaten - 4 Jahren haben.

Zu Nemeths Anmerkung vom 5.11.2009, dass der Wert von kritischer Forschung zu verifizieren ist an der Gender-Forschung: dem stimme ich zu. Umso unglaublicher scheint es, welche Forderungen von Seite weiblicher Studierender/Protestierender im Jahr 2009 notwendig sind. (Siehe Diskussion zur Audimax-Besetzung "Matroschka-Protest") --Hildegard Köhler 21:37, 12. Nov. 2009 (UTC)

Die Frage der Individualität der Studienrichtungen ist sehr unbequem. Ein eklatantes Beispiel ist die Musikhochschule. Nach glaubhaften Berichten kann mann in drei Jahren nicht zur Flötistin ausgebildet werden. Das BA geht ins Leere. Auch kompliziert sind die Lehramtsstudien, wo es endlose Diskussionen darüber gibt, wie man das Schulwesen und die Bologna-Architektur aufeinander abstimmt. Für die Philosophie sehe ich die Lage so: Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die an einem traditionellen Philosophie-Bild orientiert sind und alles unter vier Jahren als Verlust betrachten. Ich selbst bin der Auffassung, dass 3-2 Jahre ein guter Rhythmus ist. --anna 08:30, 13. Nov. 2009 (UTC)