Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. November 2008, 12:56 Uhr
Zitiergrundlage
Hofstadter, Douglas R.: Gödel, Escher, Bach. Ein Endloses Geflochtenes Band. Übs. Philipp Wolff-Windegg, Hermann Feuersee und Hainer Kober. Lizenzausgabe für den Buchclub Ex Libris Zürich, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1986.
Ein Kommentar zum Thema Dialogessays
Zwischen dem Problem des herausspringens aus einem System und der Suche nach vollständiger Objektivität besteht ein faszinierender Zusammenhang. Als ich Jauchs vier Dialoge in Are Quanta Real? ("Sind Quanten wirklich?") las, der auf Galileis vier Untersuchungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige fußt, kam ich auf die Frage, warum wohl drei Männer an dem Gespräch teilnehmen: Simplicio, Salviati und Sagredo. Warum genügten nicht zwei: Simplicio, der gebildete Naive, und Salviati, der beschlagene Denker? Welche Funktion hat Sagredo? Nun, er soll eine Art neutraler Dritter sein, der leidenschaftslos die zwei Seiten gegeneinander abwägt, und zu einem "fairen", "unparteiischen" Urteil gelangt. Das hört sich sehr ausgeglichen an, und doch ist hier ein Haken: Sagredo stellt sich immer auf die Seite Salviatis, nicht auf die Simplicios. Wie kommt es, daß die Personifizierte Objektivität ihre Favoriten hat? Eine Antwort ist natürlich, daß Salviati korrekte Ansichten äußert, und so bleibt Sagredo keine andere Wahl. Wie steht es aber dann mit "Fairness" oder der Forderung, daß beide "gleichviel Zeit zur Verfügung" haben sollten?
Indem er Sagredo dazunahm, hat Galilei (und Jauch) die Karten eher mehr denn weniger zuungunsten Simplicios gemischt. Vielleicht sollte noch ein Sagredo höherer Stufe hinzugenommen werden, einer, der die ganze Situation ohne Vorurteile betrachtet ... Man sieht, wohin das führt. Wir geraten in eindlose Reihen von "Eskalationen der Objektivität", die die kuriose Eigenschaft haben, daß sie nie objektiver sind als sie es auf der ersten Stufe waren, auf der Salviati einfach recht hatte und Simplicio unrecht. So bleibt das Rätsel bestehen: Warum überhaupt Sagredo dazunehmen? Und die Antwort lautet: Das verschafft uns in einem intuitiv unmittelbar ansprechenden Sinn die Illusion, aus dem System auszusteigen.
(Hofstadter, S. 513)