Seminararbeit (Katrin Erber): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. Juli 2008, 16:45 Uhr
Universität Wien
Institut für Bildungswissenschaft
190145 SE 5.2.2 Erziehung und Medien
Leitung: Christian Swertz
Sommersemester 2008
Internet, Ungleichheit und Bildungschancen Das Internet – eine nützliche Waffe im Kampf gegen Bildungsunterschiede?
Katrin Erber
Matrikelnummer: 0509331
Studienkennzahl: a 297
E-Mail: katrin.erber@gmx.at
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Computer- und Internetnutzung wird in der modernen Informationsgesellschaft als wichtige Ressource für Wissen und Information gesehen. Die neuen Medien werden vielfach als geeignetes Mittel zur Entwicklung von neuen Arten zu lernen und zu lehren gesehen, welche wiederum für die Zukunft unerlässlich scheinen. So sollen durch ihre Nutzung eigenverantwortliches, selbstbestimmtes Lernen sowie kommunikative Fähigkeiten gefördert werden. Besonders dem Internet wird diesbezüglich ein großes Potential zugesprochen (Schäfer 2007, S. 9f.). Der kritische, kreative und selbstbestimmte Umgang mit neuen Medien wird als Schlüsselqualifikation für den zukünftigen Arbeitsmarkt gesehen. Dieser hohe Stellenwert der Medienbildung Heranwachsender vor allem für ihre berufliche Zukunft, bleibt für die Schule, zu deren Aufgaben es gehört, SchülerInnen auf die bestehende Informationsgesellschaft vorzubereiten und ihre Chancen dahingehend bestmöglich zu stärken (Hunneshagen 2005, S. 10), aber auch für alle anderen Bildungsanbieter, nicht ohne Folgen. Diese Chancen von Jugendlichen sind jedoch oft sehr ungleich verteilt. Die Herkunft und die soziale Schicht der Jugendlichen beeinflussen ihre Chancen in Bezug auf Ausbildung und Beruf drastisch. Alle Bildungsanbieter müssen ein Bewusstsein für diese Problematik entwickeln, und versuchen die Kinder- und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. Denkt man diese zwei Aspekte zusammen, auf der einen Seite das vermeintliche Potential neuer Medien und insbesondere des Internets, Fähigkeiten zu fördern die von großer Bedeutung für die beruflichen Chancen der Kinder und Jugendlichen sind, und auf der anderen Seite das Problem der Bildungsschere, stellt sich die Frage nach etwaigen Wirkungen der Internetnutzung auf das Problem der ungleichen Bildungschancen.
Fragestellung und Vorgehensweise
Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe auf das Spannungsfeld aufmerksam zu machen, welches sich zwischen der Verwendung des Internets zu Bildungszwecken und den Bildungsunterschieden unter den NutzerInnen auftut. Ausgehend von dem wachsenden Problem der ungleichen Bildungschancen, welche ihre Wurzeln vor allem im sozialen Hintergrund der Kinder- und Jugendlichen haben, soll in dieser Arbeit die jugendliche Internetnutzung in den Blick genommen werden. Mit dem Ruf nach Medienkompetenz als neue Kulturtechnik, ist der Einsatz von neuen Medien in der Pädagogik zur Notwendigkeit geworden. Es stellt sich hier also nicht die Frage nach dem Einsatz von neuen Medien im Unterricht bzw. für verschiedenste Arten von Lernprozessen, sondern nach den Möglichkeiten, die diese für die Bildungschancen der Jugendlichen bieten können. Das Hauptaugenmerk soll dabei einerseits auf das Medium Internet und andererseits auf das Problem der Bildungsunterschiede zwischen sozial schwächeren Jugendlichen und Jugendlichen aus bildungsnäheren Schichten gelegt werden. Es soll gezeigt werden ob das Internet einen Beitrag leisten kann, die Ungleichheiten seiner NutzerInnen zu überwinden. Daraus ergibt sich folgende Hauptfragestellung, welche im Rahmen dieser Arbeit bearbeitet werden soll:
Kann der vermehrte Einsatz des Internets in der Pädagogik dazu beitragen, das Problem der oft großen Bildungsunterschiede zwischen sozial schwächeren Jugendlichen und Jugendlichen aus bildungsnäheren Schichten zu verringern?
Bevor es zur Beantwortung der eigentlichen Frage kommen kann, ist es notwendig eine Begriffsklärung vorzunehmen. Einleitend wird kurz auf das Medium Internet und seine Qualitäten als Bildungsmedium eingegangen. Das nächste Kapitel widmet sich dem Bildungsbegriff, der dieser Arbeit zugrunde liegt, um schließlich im darauf folgenden Abschnitt den Bildungsdifferenzen zwischen Jugendlichen sowie ihren Ursachen, auf den Grund gehen zu können. Anschließend soll ein erster Bezug zur Forschung hergestellt werden, welche sich der Internetnutzung von Jugendlichen widmet. Abschließend wird es darum gehen, aufzuzeigen, in welchen Rahmen das Internet dazu beitragen kann, Bildungsunterschiede zwischen Jugendlichen auszumerzen. Hier sollen einerseits laufende Projekte erwähnt werden welche in diese Richtung gehen, andererseits aber auch auf die Grenzen hingewiesen werden, welche sich bei der Nutzung des Internets als Differenzen ausgleichendes Lernmedium zeigen.
Der Bildungsbegriff
Um die gestellte Forschungsfrage beantworten zu können, ist es in erster Linie notwendig, die für die Frage zentralen Begriffe zu klären. Starten werde ich mit dem Bildungsbegriff, hier geht es vor allem darum, festzustellen was Bildung in der modernen Wissensgesellschaft überhaupt bedeutet. Darüber hinaus soll geklärt werden, welche Definition von Bildung als Basis für diese Auseinandersetzung dienen soll.
Bildung als Kapital
Bildung wird oft mit Schulbildung gleichgesetzt. Dabei gilt je länger und erfolgreicher das formale Bildungssystem durchlaufen wird, desto gebildeter ist man (Schäfer, Lojewski, 2007, S.18). Die so erworbenen Bildungszertifikate garantieren schließlich die Verwertbarkeit der Bildung in der Gesellschaft. Wissen und im weiteren Sinne Bildung, wird in der modernen Wissensgesellschaft zu einer Ressource die über die soziale Platzierung und Karrierechancen von Individuen bestimmt und somit mit den Ungleichheitsverhältnis in der Gesellschaft zusammenhängt (Schäfer, Lojewski, 2007, S.24). So gesehen wird Bildung immer mehr als Kapitalsorte gesehen die in der Gesellschaft jedoch ungleich verteilt ist.
Dimensionen von Bildung
Schäfer und Lojewski haken hier ein, dass dieser Bildungsbegriff zu eng gefasst ist, da er nur den formalen Bildungsbereich berücksichtigt (Schäfer, Lojewski, 2007, S.18). Mit dem Wissen darüber, dass nur etwa 30% aller Lernprozesse im Rahmen von Bildungsinstitutionen stattfinden, scheint es auch für diese Arbeit notwendig, neben formeller Bildung auch nichtformelle bzw. informelle Bildungsprozesse in einer Definition von Bildung, zu berücksichtigen. Da ich diese Einteilung von Bildung nicht voraussetzen möchte, werde ich im Folgenden die eben genannten unterschiedlichen Formen von Bildung kurz erklären, dabei beziehe ich mich wiederum auch Schäfer und Lojewski (Schäfer, Lojewski, 2007, S.19).
Formelle Bildung
Formelle Bildung bezeichnet jene Bildungsprozesse, welche verpflichtenden Charakter haben, bestimmten Vorgaben (z.B. Lehrplänen) folgen und deren Erfolg überprüft und zertifiziert wird. Diese Art von Bildungsprozessen hat ihren Platz vorwiegend im Schul- und Ausbildungssystem. Als typisches Beispiel dieser Form der Bildung kann hier die Schulbildung genannt werden.
Nicht-formelle Bildung
Diese Form von Bildung umfasst jede Form von organisierter Bildung, die jedoch im Unterschied zur Formellen Bildung keinen verpflichtenden Charakter hat, sie erfolgt freiwillig und hat Angebotscharakter. Ein Beispiel für diese Art von Bildung stellen die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe dar.
Informelle Bildung
Informelle Bildung beschreibt alle Bildungsprozesse, die sich ungeplant im Alltag, im Familienleben, im Freundeskreis, in der Arbeit oder Freizeit usw. ergeben.
An dieser Stelle ist festzuhalten, dass sich der jeweilige Bildungsstand einer Person aus allen Lernerfahrungen zusammensetzt, die diesen unterschiedlichen Dimensionen von Bildung zuzuordnen sind. Das Lernen ist nicht nur an bestimmte Institutionen gebunden, sondern es findet in allen Bereichen des Lebens statt. Deshalb soll auch dieser weit gefasste Bildungsbegriff, der eben alle diese unterschiedenen Formen von Bildung berücksichtigt, als Grundlage für diese Arbeit dienen. Es handelt sich demnach um einen Begriff von Bildung, welcher diese sowohl als notwendige Ressource im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit in der Wissensgesellschaft sieht, aber auch als zweckfreies Streben nach höheren, wie Bildung historisch oft verstanden wurde. Nachdem der Bildungsbegriff geklärt wurde, soll im nächsten Kapitel gezeigt werden was das Medium Internet ausmacht, um später die Internetnutzung von Jugendlichen in den Blickpunkt rücken zu können.
Das Internet
In diesem Kapitel versuche ich eine Begriffserklärung für das Internet zu geben und darüber hinaus aufzuzeigen welche Erwartungen an dieses Medium in Hinblick auf seine Aufgaben als Bildungsmedium gestellt werden. Zuerst wird eine kurze Definition über das Medium erfolgen, anschließend werden seine Charakteristika diskutiert. Das impliziert auch die Ansprüche die an das Medium Internet in Bezug auf die Förderung von neuen Arten zu lernen gestellt werden, wie in der Einleitung schon angesprochen wurde.
Definition
Internet bedeutet soviel wie „Zwischennetz“ oder „Verbundnetz“, es kommt vom englischen Wort „interconnected“, das soviel wie „miteinander verbunden“ heißt ( HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/wiki/Internet" http://de.wikipedia.org/wiki/Internet [18.05.2008]). Bei diesem Medium handelt es sich um ein System zur Vernetzung von mehreren räumlich getrennten Computern. Es wurde ursprünglich ausschließlich für militärische Zwecke entwickelt, fand aber recht schnell andere Verwendung. 1989 wurde es durch den neu entwickelten Internetdienst World Wide Web (WWW) schließlich auch für Laien im privaten und gewerblichen Bereich interessant, da die Nutzung des Systems nun keine Programmierkenntnisse mehr erforderte. Neben einer einfachen und benutzerfreundlichen Bedienung liefert das WWW auch eine einheitliche, grafische Benutzerschnittstelle für weitere Netzdienste. Durch diese Entwicklung wurde das Internet zum wichtigsten Computernetzwerk weltweit (Hirsch 2005, S.32). Heute verfügt das Medium über eine Vielfalt an unterschiedlichen Internetdiensten, wie z.B. Telefonie, E-Mail, Radio usw., dabei kann prinzipiell jeder Rechner weltweit mit jedem anderen Rechner verbunden werden (http://de.wikipedia.org/wiki/Internet [18.05.2008]).
Charakteristika
Wie schon einleitend skizziert, wurde dem Internet von Beginn an ein besonderes Potenzial zugeschrieben. Schäfer und Lojewski fassen zusammen, welche Charakteristika des Mediums diesen Erwartungen zugrunde liegen. Es wird davon ausgegangen, dass es für jeden gleichermaßen zugänglich ist, die enthaltenen Wissensbestände für jeden nutzbar und nützlich sind und es sich leicht für Lernprozesse instrumentalisieren lässt. Darüber hinaus wird das Internet als hierarchiefrei bezeichnet, das bedeutet dass sich jeder am Internet beteiligen kann und dass soziale Ungleichheiten für die Teilhabe- und Partizipationschancen keine Rolle spielen (Schäfer 2007, S. 10.). Zum einen stellt das Internet eine unendliche Fülle von Informationen bereit, zum anderen fungiert es aber, durch die Vielzahl an Internetdiensten wie Email, Chat, Newsgroups usw., auch als Kommunikationsmedium. Das Internet erfüllt demnach unterschiedliche Funktionen, welche Höflich folgendermaßen zusammenfasst: es ist zugleich ein Abrufmedium für Informationen, Nachrichten usw., ein Diskussionsmedium, z.B. in Foren sowie ein Medium interpersonaler oder Gruppenkommunikation, welche per Email oder Chat betrieben wird (Schäfer, Lojewski 2007, S.96.). An diese Vielfalt an Kommunikationsmöglichkeiten sind aber auch bestimmte kommunikative Kompetenzen gebunden, die beim Nutzer vorhanden sein müssen um im Internet kommunikativ tätig werden zu können. Außerdem ist hier anzumerken, dass die im Internet stattfindende computerbasierte Kommunikation, trotz der zunehmenden Verbreitung von Photo- und Videoblogs, Internet-Telefonie usw., bis jetzt zum Grossteil auf die Schriftsprache angewiesen ist. Einerseits ist genau diese Textbasiertheit mit der durch sie bedingten Anonymität, neben dem niedrigschwelligen Zugang, einer der Gründe für die Annahme, dass das Internet hierarchiefreie Kommunikation und Beteiligung ermöglicht, andererseits setzt diese Gebundenheit an die Schriftsprache wiederum Kompetenzen beim User voraus. Die Vermutung besagt dass die Anonymität des Mediums die Beteiligung steigen lässt, da soziale Merkmale wie Geschlecht, Herkunft usw. nicht sichtbar sind bzw. auch andere Identitäten angenommen werden können. So ist es dem Benutzer möglich, sich selbst beliebig zu inszenieren. Hier kommt noch dazu, dass im Internet prinzipiell jeder nicht nur Informationen empfangen kann, sondern auch selbst zum Produzenten werden kann. Im Vergleich zu anderen Medien ist es hier recht einfach eigene Inhalte, z.B. in form von Forumsbeiträgen oder auch Homepages usw. zu gestalten (Schäfer 2007, S.97f).
Das Bildungsmedium Internet
Das Internet als Bildungsmedium spielt in allen 3 zuvor genannten Dimensionen von Bildung eine Rolle. Es wird einerseits in der Schule genutzt, und so zu einem Werkzeug für formelle Lernprozesse, andererseits ist es aber auch im Kontext nicht-formeller und informeller Bildung von Bedeutung. Hier möchte ich betonen, dass das Internet nicht nur informellen Lernformen besonders entgegenkommt, sondern jeglicher Gebrauch des Internets in gewisser Art und Weise informelle Lernprozesse impliziert. Ich beziehe mich hier auf Kutscher und Otto, die diesen Zusammenhang folgendermaßen beschreiben: „Bei der Onlinenutzung setzen sich Jugendliche mit Informationen und wissen auseinander, eignen sich verschiedene Formen technischer, kommunikativer und reflexiver Kompetenz an und praktizieren in der sozialen und kommunikativen Interaktion die Auseinandersetzung mit Informationen, Strukturen und Personen. Auf diese Weise finden im virtuellen Raum durch die Aneignung von Inhalten, Strukturen und Handlungskompetenzen Prozesse der „informellen Bildung“ statt.“ ( Vgl. Kutscher, Otto, S.8) Hier zeigt sich wie vielfältig das Medium Internet für Lernprozesse eingesetzt werden kann. Trotzdem wäre es übereilig anzunehmen, dass das Medium gleichzeitig auch eine positive Wirkung auf die Verbesserung der Bildungschancen seiner Nutzer hat. Es wäre ein Trugschluss, von den viel versprechenden Fähigkeiten des Internets, darauf zu schließen dass die sozialen Ungleichheiten zwischen Jugendlichen bei der Nutzung des Mediums nicht von Belangen wären. Um im Folgenden auf diese Problematik näher eingehen zu können, wird es im nächsten Kapitel nun darum gehen, die Ungleichheiten der Bildungschancen von Jugendlichen und auch die Gründe für diese Differenzen aufzuzeigen. Anschließend werde ich dazu übergehen, die eben erläuterten Qualitäten des Internets und die damit verbundenen Ansprüche im Bezug auf die Bildung seiner Nutzer, zu hinterfragen, und mit dem Problem der Differenzen von Bildungschancen in Zusammenhang zu bringen.
Ungleichheit von Bildungschancen
Nachdem nun der dieser Arbeit zugrunde liegende Bildungsbegriff geklärt wurde und auch das Medium Internet in seinen Grundzügen vorgestellt wurde, soll nun die Problematik der Bildungsdifferenzen von Jugendlichen unterschiedlicher sozialer Herkunft thematisiert werden. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Frage gerichtet, wie es zu den angesprochenen Bildungsunterschieden kommt, und wie diese weitergetragen werden. Es sollen demnach Faktoren ermittelt werden, die eine Wirkung auf unterschiedliche Bildungsniveaus zeigen.
Soziale Ungleichheit
Die familiären Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen stehen meist in Zusammenhang mit den Bildungschancen über welche sie verfügen bzw. beeinflussen welchen Bildungsweg sie einschlagen. Hradil spricht hier von sozialer Ungleichheit welche vorliegt „wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den wertvollen Gütern einer Gemeinschaft regelmäßig mehr erhalten als andere“ (Schäfer, Lojewski 2007, S.24 zit. nach Baumert/Schümer 2001). Zu den hier angesprochenen „wertvollen Güter“ zählen einerseits materielle Dinge, aber auch Macht, Prestige und Bildung. Einflussfaktoren, die die Entstehung dieser sozialen Ungleichheit begünstigen, sind unveränderliche Merkmale wie Geschlecht, Alter, die ethnische Zugehörigkeit aber auch erworbene Merkmale wie Beruf und Bildungsstand (Schäfer, Lojewski 2007, S.25). Die Bildung nimmt hier eine wechselseitige Stellung ein, einerseits hat das Bildungsniveau einer Person Einfluss auf die soziale Stellung bzw. auf die Tatsache in welchen Ausmaß sie von sozialer Ungleichheit betroffen ist, und andererseits führt soziale Ungleichheit dazu, dass die benachteiligten Gruppen weniger Chancen auf Bildung haben. (Schäfer, Lojewski 2007, S.28). Will man die Reproduktion von sozialer Ungleichheit aufhalten, gilt es den Teufelskreis zu durchbrechen, der hier sichtbar wird.
Ungleichheiten im Bildungssystem
Eine Verschärfung erfährt diese Problematik sozialer Ungleichheit durch das Bildungswesen, welches die herkunftsbedingten unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten der SchülerInnen ignoriert und so das Gefälle weiterträgt (Schäfer, Lojewski 2007, S.30). Besonders betroffen von diesem Problem sind Migrantenkinder. So führen ihre mangelnden Sprachkenntnisse nicht nur zu schlechten Deutschnoten sondern auch zu einer überproportional hohen Zahl von Migrantenkindern in der Sonderschule. Darüber hinaus führen die „primären Ungleichheiten“, die von der Herkunft der Kinder herrühren, zu „sekundären Ungleichheiten“. Unter diesen Begriff werden Benachteiligungen verstanden, welche bei gleicher Kompetenz auftreten können und sich direkt auf den weiteren Bildungsverlauf des Kindes oder Jugendlichen auswirken. Das können zum Beispiel Wünsche der Eltern sein, oder das Beratungsverhalten einer Lehrkraft usw. Schäfer und Lojewski führen hier an, dass z.B. Kinder aus höheren Schichten, bei gleichen Schulleistungen, häufiger eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten, als Kinder aus benachteiligten Verhältnissen (Schäfer, Lojewski 2007, S.37). Unter diesem Blickpunkt ist es eher die Regel dass das Bildungssystem die sozialen Ungleichheiten und die damit verbundenen unterschiedlichen Lebens- und Bildungschancen weiterträgt, wenn nicht sogar verstärkt, als dagegen anzukämpfen. Die PISA Studie zeigte jedoch anhand von Ländern wie Finnland, Japan und Schweden, dass ein insgesamt hohes Kompetenzniveau bei nur geringen schichtabhängigen Unterschieden möglich ist. Die viel ausgeglicheneren Bildungschancen in diesen Ländern dürften auf einer, in Hinblick auf die Basisqualifikationen, besser gelingenderen Förderung von Schülern aus benachteiligten Schichten beruhen (Schäfer, Lojewski 2007, S.40).
Andere Faktoren
Nicht nur das Bildungssystem hat Einfluss auch die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, auch andere Faktoren spielen eine Rolle. So hat auch die „pädagogische Kultur“ Einfluss auf die Entstehung von Bildungsungleichheiten. Unter „pädagogischer Kultur“ versteht Vester die Ideale und Werthaltungen die der schulischen Praxis zugrunde liegen (Schäfer, Lojewski 2007, S.43). So ist die „pädagogische Kultur“ meist so angelegt, dass sie den Bildungsidealen der bildungsbürgerlichen Hochkultur entgegenkommt, nicht aber mit den Bildungs- und Kompetenzverständnis von bildungsferneren Schichten vereinbar ist.
Nicht-formale und informelle Bildung als Chance
Die großen Probleme gegen die Bildungsbenachteiligungen von Kindern aufzukommen, die sich im formalen Bildungssystem zeigen, legen die Idee nahe, zu versuchen dem Problem auf einer anderen Ebene zu begegnen. So können in nicht-formellen und informellen Lerngelegenheiten Chancen gesehen werden, einen Beitrag dazu zu leisten, Bildungsdifferenzen auszumerzen. Der schon angesprochene Umstand, dass nur mehr etwa 30% des Lernens dem formalen Bereich zuzuordnen sind, und der Rest der Lern- und Bildungsprozesse außerhalb der Schule von statten geht, kommt dieser Sichtweise entgegen. Neben dem Umstand, dass die formelle Bildung nur schwer in der Lage ist die bestehenden Ungleichheiten zu kompensieren, ist auch von Relevanz, dass die sozialen Ungleichheiten selbst im informellen Kontext wurzeln. Das bringt die Vermutung nahe, dass die Problematik der sozialen Ungleichheiten im schulischen Bereich vielleicht gar nicht zu bewältigen ist bzw. in einem informellen Kontext leichter in den Griff zu bekommen wäre (Schäfer, Lojewski 2007, S.50f).
Ungleichheit im Internet
In diesem Kapitel möchte ich eine Verbindung zwischen dem Medium Internet und der soeben beschriebenen Problematik sozialer Ungleichheiten knüpfen. Es soll gezeigt werden, dass die zuvor beschriebenen besonderen Charakteristika des Internets, welche einer hierarchiefreien Mediennutzung sehr entgegenkommen, nicht ausreichen um Ungleichheiten bzw. ungleiche Chancen in Bezug au die Internetnutzung auszuschließen. Zwar unterscheidet das Internet nicht zwischen sozialen Gegebenheiten wie Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit usw., doch können diese Faktoren auch nicht gänzlich unwirksam gemacht werden. Bevor ich genauer auf diese Problematik eingehe, möchte ich kurz allgemein auf den Stand der Forschung eingehen, welche sich mit dieser Thematik beschäftigt.
Vom Digital Divide zur Digital Inequality
Grundsätzlich wird zwischen den Begriffen „Digital Divide“ und „Digital Inequality“ unterschieden (Schäfer 2007, S. 102). Während sich die Forschung im Kontext der digitalen Kluft („Digital Divide“) lange Zeit damit beschäftigte, wer das Internet nutzt und wer nicht, geht es nun vor allem darum den sozial bedingten unterschiedlichen Zugang zum Internet zu erforschen, welcher vom Begriff „Digital Inequality“ abgedeckt wird (Kutscher, Otto, S.7). Bevor ich nun näher auf die „Digital Inequality“ eingehen werde um zu beschreiben, wie die zuvor beschriebenen sozialen Differenzen im virtuellen weitergetragen werden, möchte ich kurz einen Überblick über den Begriff des „Digital Divide“ geben.
Digital Divide
Der „Digital Divide“ steht bezeichnend für die ungleich verteilten und stark von sozialen Faktoren abhängigen Chancen auf den Zugang zum Internet und anderen digitalen Informations- und Kommunikationstechniken. Diese Vorstellung der „digitalen Kluft“ impliziert die Befürchtung, dass der Zugang zu Internet und Co. ebenfalls bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen für den Nutzer mit sich bringt (http://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Kluft [26.05.2008]). Di Maggio differenziert die Unterscheidung zwischen jenen die über keinen Internetzugang verfügen und jenen die über einen verfügen, indem er darüber hinaus drei verschiedene Ebenen des Zugangs unterscheidet: „1. die Möglichkeit, das Internet an irgendeinen Ort zu nutzen, 2. die Verfügbarkeit eines Internetzugangs zu Hause, 3. die Verfügbarkeit eines Internetzugangs zu Hause mit schneller Verbindungsgeschwindigkeit (Breitband) (vergl. Schäfer S.102).“ Diese Differenzierung scheint sinnvoll, da davon auszugehen ist, dass man von dem Internet anders Gebrauch machen kann, wenn man zu Hause darüber verfügt. Schäfer und Lojewski gehen davon aus, dass der Nutzer in diesem Fall in der Lage ist das Medium spontaner und autonomer zu nutzen (Schäfer S. 102). Da es in dieser Arbeit darum gehen soll zu zeigen welche Wirkung die Nutzung des Internets auf die oft ungleichen Bildungschancen von Jugendlichen haben kann, und für diesen Ansatz eine Nutzung des Internets quasi vorausgesetzt ist, werde ich hier nicht genauer auf den „Digital Divide“ eingehen, und mein Hauptaugenmerk auf die Ungleichheiten in der Internetnutzung legen.
Digital Inequality
Die „Digital Inequality“ ist als Weiterentwicklung des Begriffs „Digital Divide“ zu verstehen. „Digital Inequality“ kann mit „Digitale Ungleichheit“ übersetzt werden. Sie unterscheidet nicht zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern des Internets, sondern beschäftigt sich mit den Unterschieden die sich im Nutzungsverhalten der einzelnen User zeigen. Die Verbreitung von Computern und Internetanschlüssen schreitet immer mehr voran, so dass das Hauptaugenmerk nun nicht mehr auf deren Verfügbarkeit gelegt werden kann. Kutscher und Otto (Kutscher, Otto, 2004, S.7), und Iske, Klein und Kutscher (Iske, Klein, Kutscher 2004) machen gleichermaßen darauf aufmerksam, dass nun die Unterschiede in der Nutzung des Internets genauer in den Blick genommen werden müssen. Während bisher die technische Ausstattung als „Garant für die Teilhabe in der Informations- und Wissensgesellschaft“ (Kutscher, Otto 2004, S.7) galt, belegen immer mehr Studien, dass die Verfügbarkeit der technischen Geräte nicht zwingender Weise mit einer Erweiterung der Nutzungskompetenzen einhergeht.
Im Kapitel „Internet“ wurde schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Nutzung des Internets auch immer bestimmte Kompetenzen beim Nutzer voraussetzt.
Unterschiede in der Internetnutzung
Im letzten Kapitel wurde vorgestellt welche Schwerpunkte sich für die Forschung in Hinblick auf die Nutzung bzw. Nichtnutzung des Internets sowie das Nutzungsverhalten der User ergeben. In diesem Kapitel soll nun die Verknüpfung von der Problematik der Bildungsunterschiede und der Internetnutzung Jugendlicher erfolgen.
Wird noch vervollständigt!!!