Lacan: Von der Deutung zur Übertragung: Unterschied zwischen den Versionen

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In der allerletzten Sitzung des SE VIII über die Übertragung (Lacan 2008) ist das Objekt a Thema. Wie auch im SE XI unterscheidet Lacan zwei Formen der Identifizierung, die Identifizierung des Ich und die Identifizierung des Idealich. Er bezieht sich auch in diesem Seminar auf das Schema von Daniel Lagache.  
 
In der allerletzten Sitzung des SE VIII über die Übertragung (Lacan 2008) ist das Objekt a Thema. Wie auch im SE XI unterscheidet Lacan zwei Formen der Identifizierung, die Identifizierung des Ich und die Identifizierung des Idealich. Er bezieht sich auch in diesem Seminar auf das Schema von Daniel Lagache.  
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i(a) und i'(a) sind Stationen in der Entwicklung, in der Gewinnung eines Selbstbildes, Idealich und Ich-Ideal. Zur Erinnerung: I(A) steht für ein symbolisches Introjekt, für die Vorwegnahme einer sekundären ödipalen Identifikation, i(a) dagegen für das Versprechen einer zukünftigen Einheit. i(a) ist Träger der Funktion des Spiegelbildes. Lacan nennt es im Text auch Objekt des Begehrens. Es ist für das Subjekt nicht sichtbar. Erst die Vermittlung des Anderen, der auf dieser Ebene als Spiegel fungiert, macht es sichtbar als i'(a). Das ist ein virtuelles Bild, das nur innerhalb jenes Kegels wahrgenommen werden kann, dessen Spitze im Auge links oben in der Skizze liegt. Es ist die zentrale Funktion der narzisstischen Besetzung. Die Funktion des Anderen als Spiegel ist nach Lacan die Form, welche der Andere in der existentialistischen Philosophie hat. (Zum Verhältnis zur existenztialischen Philosophie siehe Cremonini 2003)
 
i(a) und i'(a) sind Stationen in der Entwicklung, in der Gewinnung eines Selbstbildes, Idealich und Ich-Ideal. Zur Erinnerung: I(A) steht für ein symbolisches Introjekt, für die Vorwegnahme einer sekundären ödipalen Identifikation, i(a) dagegen für das Versprechen einer zukünftigen Einheit. i(a) ist Träger der Funktion des Spiegelbildes. Lacan nennt es im Text auch Objekt des Begehrens. Es ist für das Subjekt nicht sichtbar. Erst die Vermittlung des Anderen, der auf dieser Ebene als Spiegel fungiert, macht es sichtbar als i'(a). Das ist ein virtuelles Bild, das nur innerhalb jenes Kegels wahrgenommen werden kann, dessen Spitze im Auge links oben in der Skizze liegt. Es ist die zentrale Funktion der narzisstischen Besetzung. Die Funktion des Anderen als Spiegel ist nach Lacan die Form, welche der Andere in der existentialistischen Philosophie hat. (Zum Verhältnis zur existenztialischen Philosophie siehe Cremonini 2003)

Version vom 22. Juni 2008, 11:42 Uhr

Was bedeutet diese Formel?

Metapher.jpg





Trieb.jpg

"... das Objekt, das eine Beule macht wie das Holzei unterm Stoff, den Sie in der Analyse zu flicken im Begriffe sind" (Lacan 1987, 270).

Der Rand wird von Lacan mit der Quelle des (Partial-)Triebes verbunden, der Pfeil selbst mit dem Drang des (Partial-)Triebes; aim verbindet Lacan mit dem Ziel, der eigentlich ein Weg ist, goal umfasst die Aktion zur Erreichung eines Zieles (Lacan 1987, 187f.).

In der allerletzten Sitzung des SE VIII über die Übertragung (Lacan 2008) ist das Objekt a Thema. Wie auch im SE XI unterscheidet Lacan zwei Formen der Identifizierung, die Identifizierung des Ich und die Identifizierung des Idealich. Er bezieht sich auch in diesem Seminar auf das Schema von Daniel Lagache.

LagacheSchema.jpg

i(a) und i'(a) sind Stationen in der Entwicklung, in der Gewinnung eines Selbstbildes, Idealich und Ich-Ideal. Zur Erinnerung: I(A) steht für ein symbolisches Introjekt, für die Vorwegnahme einer sekundären ödipalen Identifikation, i(a) dagegen für das Versprechen einer zukünftigen Einheit. i(a) ist Träger der Funktion des Spiegelbildes. Lacan nennt es im Text auch Objekt des Begehrens. Es ist für das Subjekt nicht sichtbar. Erst die Vermittlung des Anderen, der auf dieser Ebene als Spiegel fungiert, macht es sichtbar als i'(a). Das ist ein virtuelles Bild, das nur innerhalb jenes Kegels wahrgenommen werden kann, dessen Spitze im Auge links oben in der Skizze liegt. Es ist die zentrale Funktion der narzisstischen Besetzung. Die Funktion des Anderen als Spiegel ist nach Lacan die Form, welche der Andere in der existentialistischen Philosophie hat. (Zum Verhältnis zur existenztialischen Philosophie siehe Cremonini 2003)

I(A) ist im Unterschied zu i'(a), dem Spiegelbild, nur ein Punkt in der Skizze. Dieser Punkt entspricht einer symbolischen Position, im Rahmen derer das Subjekt i(a) als Illusion erfassen kann. Mit der Position I(A) verbindet sich, was Lacan mit Freud das archaische Objekt nennt. Es handelt sich nicht um ein Bild, sondern um eine Folge der Wirkungen des Sprechens, des Signifikanten. Und Lacan bringt es in Verbindung mit dem mütterlichen Objekt in Verbindung. Die Identifizierung mit diesem Objekt erfolgt mittels dessen, was Lacan einen einzigen Zug nennt. Es können auch mehrere nacheinander sein. Wichtig ist, dass es jedesmal einzelne, einmalige Züge sind, die die Struktur eines Signifikanten haben.

Lacan bezieht sich in dieser Sitzung auf einen wichtigen Text von Karl Abraham: Die Entwicklungsstufen der Libido. Abraham unterscheidet dort für die Objektliebe und für die Libido sechs Stufen, den Autoerotismus (frühe orale Saugstufe), welcher objektlos ist, den Narzißmus (späte orale kannibalische Stufe), welcher einer Totaleinverleibung des Objekts entspricht, die Partialliebe mit Einverleibung (frühe anal-sadistische Stufe), die Partialliebe (späte anal-sadistische Stufe) und kurz vor der endgültigen genitalen Stufe der Libido, der vollen Objektliebe, die, wie Lacan betont, nie jemand erreicht hat, eine Stufe, welche Abraham die "Objektliebe mit Genitalausschluss" nennt. Sie entspricht dem, was Freud als frühe genitale phallische Stufe bezeichnet. Auf diese Stufe weist Lacan explizit hin. Und darauf, dass es im Verlauf der Entwicklung zu einer Art Inversion der Besetzungen kommt: Am eigenen Körper ist das Genital jenes Organ, das am höchsten besetzt ist nach Abraham, beim anderen wird es nicht wahrgenommen, gleichsam ausgeblendet, ausgeschlossen. Darin ist bereits auf einer narzisstischen Ebene die Kastration im Keim angelegt (Lacan 2008, 462). L schreibt sich ein in gängige Entwicklungsmodelle, und er betont deren innere Verflechtungen. Keineswegs machen wir eine Entwicklung durch, in welcher eine imagninäre Phase einer symbolischen vorausgeht. Sondern beide Aspekte sind gleichzeitig vorhanden, durchdringen einander quasi.

Lit.: Cremonini, Andreas (2003): Die Durchquerung des Cogito. Lacan contra Sartre, München: Fink.


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