Verwahrlosung (JsB): Unterschied zwischen den Versionen

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*Ammann, Linde: Verwahrlosungsbegriff in Heilpädagogik und Schicksalsanalyse. Ein tiefenpsychologischer Beitrag zum Problem der Verwahrlosung in der Heilpädagogik, von Moor. (Diss.) Bern, 1970
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*Ammann L. (1970): Verwahrlosungsbegriff in Heilpädagogik und Schicksalsanalyse. Ein tiefenpsychologischer Beitrag zum Problem der Verwahrlosung in der Heilpädagogik, von Moor. (Diss.) Bern
*Ammann, Linde (1970): Verwahrlosungsbegriff in Heilpädagogik und Schicksalsanalyse. Ein tiefenpsychologischer Beitrag zum Problem der Verwahrlosung in der Heilpädagogik, von Moor. (Diss.) Bern
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*Eberhard K. und Kohlmetz G. (1973): „Verwahrlosung und Gesellschaft“ Verlag für Medizinische Psychologie im Verlag Vandenhoeck &Ruprecht in Göttingen
*K. Eberhard / G. Kohlmetz: „Verwahrlosung und Gesellschaft“ Verlag für Medizinische Psychologie im Verlag Vandenhoeck &Ruprecht in Göttingen, 1973
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*Heisinger E. (1999): Überlegung zur Verwahrlosungsfeststellung. (Dipl.) Wien
*Heisinger, Elvira: Überlegung zur Verwahrlosungsfeststellung. (Dipl.) Wien, 1999
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*Hofer R. (2003): Verwahrlosung interdisziplinär begreifen. Sichtweisen, Erscheinungsformen, Interventionsmöglichkeiten. Sauerländer: Aarau
*Hofer, Rene (2003): Verwahrlosung interdisziplinär begreifen. Sichtweisen, Erscheinungsformen, Interventionsmöglichkeiten. Sauerländer: Aarau
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*Vaskovics L. (1989): Nichtseßhaftigkeit, Verwahrlosung und Heimerzeihung von Jugendlichen. In: Markefka M., Nave-Herz R. (Hrsg.): Handbuch der Familien – und Jugendforschung. Band II: Jugendforschung. Luchterhand: Neuwied, Ff/M, 779-792
*Weil, Julius: Frühsymptome der Verwahrlosung. In: Friedrich Mann's Pädagogisches Magazin. Abhandlung vom Gebiete der Pädagogik und ihrer Hilfswissenschaften. Heft 1385. Aloys Fischer, Richard Hönigswald und Paul Luchtenberg (Hrsg.): Philosophische und pädagogische Arbeiten. 7. Reihe. Heilpädagogik. Heft 3. Langensalza, 1933
 
*Wolf, Renate: Verwahrloste Jugend-wie wird sie heil? Ein Ausheiliungsmodell jugendlicher Verwahrloster. (Dipl.) Wien, 2002
 
*Vaskovics, Laszlo (1989): Nichtseßhaftigkeit, Verwahrlosung und Heimerzeihung von Jugendlichen. In: Markefka Manfred, Nave-Herz Rosemarie (Hrsg.): Handbuch der Familien – und Jugendforschung. Band II: Jugendforschung. Luchterhand: Neuwied, Ff/M, 779-792
 

Version vom 12. Juni 2007, 14:57 Uhr

Verwahrlosung

Herleitung des Begriffs „Verwahrlosung“

althochdeutsches Wort „ware“ = Achtung, Beachtung
„wara“ liegt sowohl der Verwahrlosung, Gewahrsam, Verwahrung und auch Wahrnehmung zugrunde.
„waralos“ bedeutet ohne Beachtung, achtlos, unbeachtet

Der Begriff der Verwahrlosung ist mit der Haltung verbunden die aktiv eingenommen wird oder nicht, eine Haltung die nicht der Betroffene einnimmt, sondern die ihm widerfährt.

Der Sprachgebrauch im Mittelhochdeutschen: das Wort „wara“ findet sich wieder im Tätigkeitswort „verwarlôsen“. Bei Verwahrlosung handelt es sich um ein Geschehen das durch andere verursacht wurde. Auslöser und Schuldzuweisung ist bei diesem Sprachgebrauch klar erkennbar.

""Heute ist die Wortverwendung adjektivisch: 'Die Jugend ist verwahrlost nicht wurde verwahrlost'. Wir ordnen dem Betreffenden Eigenschaften zu an der der Träger Schuld ist, der Träger hat somit ein Charaktermerkmal erworben.""

(Dechêne, nach Zöllner, Ulrike „Die armen Kinder der Reichen – Was macht der Wohlstand aus unseren Kindern?“)

Definition des Begriffes Verwahrlosung

Es liegen die unterschiedlichsten Definitionen für diesen Begriff vor, häufig geben diese Ideen der Entstehung von Verwahrlosung wieder, wie zum Beispiel jene von Stutte, 1967, S. 148: „Verwahrlosung ist ein Zustand mangelnden Bewahrtseins (‚wahrlossein’) durch Mängel in der familialen, soziologischen oder epochalen Situation des Kindes.“ (vgl. Eberhard, Kurt, 1973, S.15)

Da wir uns jedoch auch mit den Gründen der Verwahrlosung, insbesondere denen der Wohlstandsverwahrlosung beschäftigen möchten, wäre eine Definition in der solche bereits vorweggenommen werden eine Beeinträchtigung unserer Arbeit.

Als passend für die erarbeitete Fragestellung erscheint die Definition: „Verwahrlosung liegt vor, wenn die zuständigen gesellschaftlichen Institutionen auf persistente und generalisierte Dissozialität mit der Zuschreibung „Verwahrlosung“ reagieren."" (Eberhard, Kurt nach einer Definition von K. Hartmann 1979, S.5)

Diese Definition nimmt keinerlei Entstehungsgründe vorweg und weist explizit darauf hin, dass Verwahrlosung keine Krankheit ist sondern ein Zustand der auf den mit der Bezeichnung Verwahrlosung von zuständigen gesellschaftlichen Instanzen reagiert wird.

Ursachen für Verwahrlosung

Allgemein

Als einer der Hauptgründe für Verwahrlosung lässt sich die fehlende Erziehung und Aufmerksamkeit der Eltern sehen. „Hauptbedingung ist das Fehlen oder ein Mangel liebender Annahme und zärtlicher Zuwendung zum Kind seitens der erzieherischen, familiären Umwelt.“ (Ammann 1970, S. 94) Man unterscheidet bei den Ursachen zumeist zwischen denen, die das Kind oder den Jugendlichen selbst betreffen oder den Gründen, die von der Umwelt und der Menschen, die in dieser leben, bedingt werden.

Ursachen, die vom Kind ausgehen

So haben Kinder, die durch einen Unfall oder von Geburt an, mit einer körperlichen Behinderung leben und so möglicherweise nicht von ihren Eltern beachtet werden, die Anlage zur Verwahrlosung. Aber auch das Stören der Entwicklungsphasen bei Kindern und also somit die persönliche Entfaltung durch die Wechselwirkung mit der Umwelt kann nicht gewährleistet werden. „Für die Verwahrlosung scheinen vor allem Störungen in den ersten beiden Phasen (bei der Konstituierung des Urvertrauens und der Autonomie) charakteristisch zu sein, die dann hauptsächlich in der Pubertät in Erscheinung treten. In dieser Entwicklungsperiode sollte sich der Jugendliche zum ersten Mal alleine in der Welt zurechtfinden und langsam die innere Unabhängigkeit erringen. [...] Jedoch der innerlich zu wenig Gefestigte vermag die zusätzliche entwicklungsbedingte Labilität oft nicht mehr zu parieren. Er wird irre an seiner Aufgabe, sich selbst, seine Identität zu finden, oder ist bei größerer Störung gar nicht fähig, deren Existenz zu bemerken oder sich einzugestehen.“ (Ammann 1970, S. 46f.)

Ursachen, die durch die Umwelt gedingt werden

Oftmals kann man jedoch die Gründe und Ursachen, die Verwahrlosung auslösen im gesellschaftlichen Umfeld der Kinder und Jugendlichen finden. Das wichtigste gesellschaftliche Umfeld, was für sie am prägsamsten ist, stellt die Familie dar. „Eine Störung kann verursacht werden durch eine längere Trennung von der Mutter, oder vor allem durch eine ungünstige seelische Verfassung und eine gleichgültige, zwiespältige oder gar ablehnende Haltung der Mutter. Das Kind erlebt dies als Nicht-angenommen-sein, als Fehlen der Liebe und damit als Entzug der lebensnotwendigen Grundlage.“ (Ammann 1970, S. 48) Diese affektive Frühverwahrlosung äußert sich in Gefühlsarmut, Schwierigkeiten im affektiven Kontakt, Kontaktscheu und Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen. Nicht nur das gestörte Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, sondern auch das vor gelebte Verhalten der Eltern beeinflusst das Kind und seine Entscheidungen im weiteren Leben. „Die Grundhaltung der Eltern, ihre Ideale, Ziele, Erwartungen und Ansprüche an sich, an das Leben und an das Kind, ihre Entscheide und ihr alltägliches Verhalten prägen den Verhaltensstil des Kindes unbemerkt. Dieses gelebte Vorbild der Eltern und der ganzen Familie übt einen viel größeren erziehenden Einfluss auf das Kind aus als die gezielten Erziehungsmaßnahmen.“ (Ammann 1970, S. 49) Fehlt den Eltern selbst eine geordnete Lebensführung, dann können sie dies ihrem Kind auch nicht vermitteln. Die Eltern handeln auf bestimmte Verhaltensweisen des Kindes inkonsequent und willkürlich und geben ihm dadurch keinen Halt in der Welt. Dies kann beim Kind zu „äußerlichen Verwilderung, innerlich zum Verlust der Heimat, zur eigentlichen Verwahrlosung“ (Ammann 1970, S. 50) führen.

Aber auch lassen sich Gründe in der nahen Umwelt ausfindig machen. Hier sind vor allem die ungünstigen Konstellationen in der Familie gemeint:

  • Unvollständige Familien (z.b.: durch Trennung, Scheidung, Tod eines Elternteils,..)
  • Einfluss von Kinderzahl und Stellung in der Geschwisterreihe (z.b.: Einzelkind, unerwünschter Nachzügler,...)
  • Kind außerhalb seiner Familie (z.b.: uneheliches Kind, im Heim, bei einer Pflegefamilie,...)
  • beengte Wohnverhältnisse
  • soziale Benachteiligung der Eltern und somit der Kinder (z.b.: Arbeitslosigkeit eines Elternteils,...)
  • Gewaltanwendung in der Familie
  • Überforderung der Eltern (vgl. Ammann 1970, S. 52f.)


Jedoch darf nicht vergessen werden, dass in die Ursachen für Verwahrlosung „verschiedene Bedingungselemente und Anlässe einfließen, die sich gegenseitig überlagern, kumulativ verstärken und zudem im Verlauf der Lebensgeschichte von Jugendlichen zum einem eine dominante, zum anderen eine eher untergeordnete Stellung einnehmen.“ (Vaslovics 1989, S. 784)

Erscheinungsformen für Verwahrlosung

Allgemein

Verwahrlosung und dessen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche lassen sich in drei Merkmalsbereiche unterteilen. Aus erzieherischer Sicht können „grundsätzlich drei Merksmalsbereiche unterschieden werden, in denen infolge verwahrloster Haltung von Erziehungspersonen bei Kindern und Jugendlichen Verhaltensauffälligkeiten auftreten können, nämlich im naturgemäßen, gesellschaftlich-kulturellen und personalen Bereich.“ (Hofer 2003, S. 67) Auch wie bei den Ursachen treten diese drei Merkmalsbereiche in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander auf. Sie können im Falle einer Verwahrlosung bei Kinder und Jugendlichen Verhaltensauffälligkeiten in unterschiedlicher Kombination und in unterschiedlichem Ausprägungsgrad aufzeigen. (vgl. Hofer 2003, S. 69)

Naturgemäßer Bereich

Unter diesem Bereich lässt sich das Gewahren der materiellen und emotionalen Voraussetzung für die körperliche, seelische und geistige Entwicklung eines Kindes verstehen.„Der naturgemäße Bereich umfasst die primären Bedürfnisse der biologischen Existenz, wie das Bedürfnis nach Nahrung, körperlichem Schutz (Wohnung und Kleidung) und die damit verbundenen fundamentalen Erfahrungen der humanen Existenz nach Zuwendung, Ansprache, Geborgenheit und Liebe.“ (Hofer 2003, S.69)

  • Selbstverwahrlosung:
Darunter lässt sich verstehen, dass der betroffene Mensch selbst für seine Verwahrlosung verantwortlich ist. (vgl. Heisinger 1999, :S. 32)
  • Physiologische Verwahrlosung:
Damit ist die Verwahrlosung gemeint, die durch wirtschaftliche Not, Hunger und Armut entstehen kann. (vgl. Heisinger 1999, S. 32)
  • Kümmerformen:
Sie ist eine Erscheinungsform von Verwahrlosung, die aus Notstand, Mangel an Pflege, Mangel an Liebe und Unterentwicklung des :Innenlebens hervorgerufen wird. (vgl. Heisinger 1999, S. 32)
  • Infektformen:
Zu dieser Form werden Kinder und Jugendliche gezählt, die undifferenziert von allem Neuen beeinflussbar sind und sich von Glanz, :Buntheit und Zerstreuung leiten lassen. (vgl. Heisinger 1999, S. 32)
  • Emotionale Verwahrlosung:
Darunter wird die Vernachlässigung der Gefühlswelt eines Kindes verstanden. Die emotionale Verwahrlosung kann als Folge unserer :gesellschaftlichen Entwicklung angesehen werden. „Das Streben nach materiellem Wohlstand und auch die einseitige Überschüttung der :Kinder mit materiellen Gütern lassen emotionale Wünsche der Kinder verkümmern.“ (Heisinger 1999, S. 33)
  • Wohlstandsverwahrlosung:
Unter ihr versteht man die Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen wohlhabender Schichten „Im Gegensatz zu denjenigen :verwahrlosten Kindern und Jugendlichen, die aus einem erzieherisch vernachlässigtem, emotional unterkühlten und sozial wenig :verlässlichen Milieu kommen, wachsen die wohlstandsverwahrlosten Kinder und Jugendlichen in einem materiell überversorgten, :emotional unterversorgten und in erzieherischer Hinsicht zu wenig geförderten bzw. verwöhnenden Milieu auf.“ (Hofer 2003, S. 81f.)

Gesellschaftlich – kultureller Bereich

Dieser Bereich umfasst alle wichtigen sozialen Anpassungen, die von der Umwelt und der Gesellschaft von den Menschen abverlangt werden. Damit ist der Prozess gemeint, „in dem ein Kind in die Gesellschaft oder in einer ihrer Gruppen eingegliedert wird und zwar, indem es die Normen und Werte der jeweiligen Gruppen und Gesellschaften erlernt, dies bezeichnet man als Sozialisation.“ (Hofer 2003, S. 68) Kinder und Jugendliche, die in den Bereichen der Sozialisation nicht ausreichend gefördert wurden, zeigen dies zu meist in einem dissozialen Verhalten. „Die Palette dissozialen Verhaltens bei verwahrlosten Kindern und Jugendlichen ist äußerst vielfältig und hinsichtlich ihres Schweregrades sehr unterschiedlich.“ (Hofer 2003, S. 71)

  • Neurotische Verwahrlosung:
Diese Form der Verwahrlosung zeichnet sich durch ein affektgeladenes dissoziales Verhalten aus. So meint man, dass „besonders der :Wechsel von Härte und Verwöhnung in der Erziehung das Zusammentreffen von Gehemmtheit und Zügellosigkeit im Erscheinungsbild der :neurotischen Verwahrlosung fördert. Eine klare Abgrenzung der neurotischen Verwahrlosung von Verwahrlosung ist schwierig. >>Es :bleibt jedoch die Gemeinsamkeit, dass weder das verwahrloste Kind noch das neurotisch verwahrloste Kind die Fähigkeit besitzen, den :angemessenen Ausgleich zwischen den sozial auferlegten Rollenerwartungen und der individuell je besonderen Bedürfnisstruktur :herzustellen, den ein autonomes und starkes Ich auszeichnet.<<“ (Heisinger 1999, S. 36)
  • Psychotische Verwahrlosung:
Darunter lässt sich der Aufbau einer realitätsabweichenden Innenwelt im Gegensatz zur Auslebung eines dissozialen Verhaltens :verstehen. So zum Beispiel das aggressive Verhalten, welches daraus resultiert. Dies „zeigt sich in verschiedensten Formen :insbesondere in körperlicher Aggression, verbaler Aggression, expressiver Aggression, Aggression gegenüber Objekten oder Aggression :gegen die eigene Person. Im schulischen Bereich sind die vielfältigsten Formen aggressiven Verhaltens anzutreffen und zwar gegenüber :der Lehrperson, den Mitschülern sowie gegen Sachen.“ (Hofer 2003, S. 72)
  • Kriminelle Verwahrlosung:
Unter dieser Erscheinungsform wird verstanden, wenn der Jugendliche eine Tat begeht und deswegen strafrechtlich verfolgt wird. „Es :kann auch zu kriminellen Handlungen in Form von Eigentums-Verkehrs- oder Sexualdelikten kommen, sowie zu frühzeitigem Konsum von :Genussmittel und hartem Drogenkonsum.“ (Hofer 2003, S. 73)
  • Gestörtes Arbeit- und Leistungsverhalten:
Diese gestörte Beziehung des verwahrlosten Kindes und Jugendlichen zu seiner Umwelt lässt sich auch in dessen Arbeit- und :Leistungsverhalten bemerken. „Im schulischen und späteren beruflichen Bereich können sich Arbeitsunlust und Faulheit zeigen. [...] :Schulische und berufliche Belastungen wird ausgewichen. Dem Schulschwänzen, Streunen und Vagabundieren wird dagegen der Vorzug :gegeben.“ (Hofer 2003, S. 74)

Personaler Bereich

In diesen Bereich fällt die Ausbildung einer eigenen unverwechselbaren Persönlichkeit. Deswegen stoßen wir in diesem Bereich auf die :„zentrale Folgen bei einer verwahrlosten Handlung der Erzieherschaft gegenüber Kindern und Jugendlichen. Sie bilden den prägenden :Kern verwahrlosten Lebens und zeigen mit unerbitterlicher Härte die eigentliche Tragik der Verwahrlosungsproblematik auf.“ (Hofer :2003, S. 76)
  • Latente Verwahrlosung:
Darunter versteht man, wenn sich eine Person zwar nicht auffällig benimmt, er aber in seiner Sozialisation Mängel aufweist. Durch :diese Mängel kann er nicht mit seinen Mitmenschen in Kontakt treten und bleibt so dissozial. (vgl. Heisinger 1999, S. 34)
  • Manifeste Verwahrlosung:
Damit ist das Verhalten und Auftreten von Personen gemeint, die die Form der latenten Verwahrlosung verlassen haben und sozial :unangepasstes Verhalten zeigen. ">>Der Junge, der die Schule schwänzt, vagiert, stiehlt, einbricht, ist manifest verwahrlost; der :andere, bei dem diese Art der Realitätsäusserungen, also die Verwahrlosungsymptome, fehle, der aber die dazu notwendigen psychischen :Mechanismen vorgebildet hat, ist in der Phase der latenten Verwahrlosung. Es bedarf dann nur mehr des entsprechenden Anlasses, um :die latente in die manifeste überzuführen, die psychischen Mechanismen zum Ablauf zu bringen. <<" (Hofer 2003, S.76)
  • Äußere Verwahrlosung:
Unter ihr versteht man den Zerfall der Lebenstechnik. „Sie ist die Vernachlässigung der Gewöhnung und Übung, des Könnens. Die :Antriebe sind nicht befriedigt, sie können nicht warten auf eine erfüllende Befriedigung und geraten damit in einem immer größer :werdenden Reizhunger, der von Unruhe, Betriebsamkeit oder Zerfahrenheit gefolgt ist. […] Unter solchen Voraussetzungen ist ein :zielgerichtetes und flüssiges Arbeiten sehr erschwert. Es bereitet Mühe, eine Arbeit zu beginnen, weil kein sachliches Interesse :vorhanden ist, in der steten Unruhe der Überblick fehlt und ein Planen kaum möglich wird.“ (Ammann 1970, S. 39f.)
  • Innere Verwahrlosung:
Man kann sie auch als Zerfall der Lebensführung bezeichnen. „Sie ist Vernachlässigung oder Hinausschieben der Stellungnahme, der :notwendigen Entscheidung und der Konfliktlösung. Ideale und Ziele fehlen oder sind unklar, wenig tragend und deshalb kaum :verpflichtend. Damit fällt der Impuls zum Übernehmen einer Aufgabe und zum Tragen von Verantwortung aus. […] Der Verwahrloste :anerkennt keine Pflichten, keinen Einsatz für andere oder eine Sache, kein Engagement und damit auch nicht Rücksichtnahme und :Zuverlässigkeit.“(Ammann 1970, S. 40f.)
  • Innere Leere:
Darunter kann man den Zerfall des Lebensinhalts verstehen. „Es ist ein Vernachlässigen und schließlich ein Verlieren dessen, was :einen Menschen innerlich erfüllt, was ihm wichtig sein sollte. Bei allem Ansprechen bleibt der Verwahrloste an der Oberfläche, er :geht rasch über das ihn gerade Berührende hinweg zum nächsten, ohne etwas davon zu haben, ohne sich erwärmen zulassen, teilzunehmen :und teilhaben zu können. […] Das Leben wird sinn- und inhaltlos. Der Verwahrloste weiss nicht, wofür er da ist, was er zu tun hat, :was er überhaupt mit seinem Leben anfangen soll.“ (Ammann 1970, S. 41)

Sozialarbeit/ Adressen

Notschlafstelle Wien Westbahnhof „a-way“

http://wien.youngcaritas.at/news/?full=1022 (06.05.2007)

Nachtstreetwork (Gruft)

http://www.caritas-wien.at/8179.htm (06.05.2007)

1060 Wien

Barnabitengasse 14

Tel. 01/587 87 54 31

http://www.gruft.at

Jugendhaus – JUCA

1160 Wien

Römergasse 64-66

Tel. 01/485 27 27-600

Weitere Einrichtungen
  • P7 - Wiener Service für Wohnungslose
  • Beratungsstelle für Wohnungssicherung NÖ Ost
  • Servicestelle Südbahnhof
  • Canisibus
  • Louise-Bus
  • Gruft
  • Nachtstreetwork
  • Frauenwohnzentrum
  • Haus Immanuel
  • Haus Miriam
  • Rupert Mayer Haus
  • Vinzenzhaus
  • Haus St. Josef
  • Haus Allerheiligen
  • Haus Jona
  • Startwohnungen

Literaturverzeichnis

  • Ammann L. (1970): Verwahrlosungsbegriff in Heilpädagogik und Schicksalsanalyse. Ein tiefenpsychologischer Beitrag zum Problem der Verwahrlosung in der Heilpädagogik, von Moor. (Diss.) Bern
  • Eberhard K. und Kohlmetz G. (1973): „Verwahrlosung und Gesellschaft“ Verlag für Medizinische Psychologie im Verlag Vandenhoeck &Ruprecht in Göttingen
  • Heisinger E. (1999): Überlegung zur Verwahrlosungsfeststellung. (Dipl.) Wien
  • Hofer R. (2003): Verwahrlosung interdisziplinär begreifen. Sichtweisen, Erscheinungsformen, Interventionsmöglichkeiten. Sauerländer: Aarau
  • Vaskovics L. (1989): Nichtseßhaftigkeit, Verwahrlosung und Heimerzeihung von Jugendlichen. In: Markefka M., Nave-Herz R. (Hrsg.): Handbuch der Familien – und Jugendforschung. Band II: Jugendforschung. Luchterhand: Neuwied, Ff/M, 779-792