Ereignis, Erhabenheit (ZuK): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Ein Bild" von Newman will hingegen, so Lyotard, selbst das Ereignis sein, der Augenblick, der geschieht"18. Dieses Geschehen wird erst dann möglich, wenn das Bild jene Zeit | + | Ein Bild" von Newman will hingegen, so Lyotard, selbst das Ereignis sein, der Augenblick, der geschieht"18. Dieses Geschehen wird erst dann möglich, wenn das Bild jene Zeit selbst ist, in der auch der Beginn wird', indem es seine Vorgeschichte in sich hat. Der Augenblick, als Zeit des Zwischen ist hier nicht mehr zwischen Noch-nicht- jetzt" und Nicht-mehr-jetzt", d.h. zwischen möglichen gleichartigen Jetzten, sondern zwischen zwei (oder mehr) Welten, die wir sozusagen nie auf einen gemeinsamen Nenner bringen können: das Mannigfaltige, das früher als das Eine ist. |
In diesem Sinne zeigt das Bild Newmans als seinen Inhalt das, was schlechthin groß ist, was Kant das mathematisch-Erhabene" nennt. Dieser Inhalt ist keine Größe (quantum) im Sinne, daß Vielheit des Gleicharitigen zusammen Eines ausmacht". Diese Größenbestimmung der Erscheinungen kann keinen absoluten Begriff von einer Größe, sondern allemal nur einen Vergleichungsbegriff liefern"19. Das Erhabene ist schlechthin (nicht bloß komparativ) groß" und übertrifft daher unseres Vermögen der Größenschätzung der Dinge der Sinnewelt, d.h. die Voraussetzung der Möglichkeit der synthetischen Erkenntnis a priori, die Axiome der Anschauung" darstellen. Um das Unendliche als ganz gegeben, als ein Ganzes zu denken, ist es nicht genug, die sukzessive Addition von Einem zu Einem (gleichartigen)" zusammenzubefassen. Im Augenblick, in dem das gleicharitig Mannifaltige auf seine Vorgeschichte stoßt, überfällt uns das Staunen darüber, daß etwas ist, mehr als nichts. Es ist nicht anders als Gefühl des Erhabenen. | In diesem Sinne zeigt das Bild Newmans als seinen Inhalt das, was schlechthin groß ist, was Kant das mathematisch-Erhabene" nennt. Dieser Inhalt ist keine Größe (quantum) im Sinne, daß Vielheit des Gleicharitigen zusammen Eines ausmacht". Diese Größenbestimmung der Erscheinungen kann keinen absoluten Begriff von einer Größe, sondern allemal nur einen Vergleichungsbegriff liefern"19. Das Erhabene ist schlechthin (nicht bloß komparativ) groß" und übertrifft daher unseres Vermögen der Größenschätzung der Dinge der Sinnewelt, d.h. die Voraussetzung der Möglichkeit der synthetischen Erkenntnis a priori, die Axiome der Anschauung" darstellen. Um das Unendliche als ganz gegeben, als ein Ganzes zu denken, ist es nicht genug, die sukzessive Addition von Einem zu Einem (gleichartigen)" zusammenzubefassen. Im Augenblick, in dem das gleicharitig Mannifaltige auf seine Vorgeschichte stoßt, überfällt uns das Staunen darüber, daß etwas ist, mehr als nichts. Es ist nicht anders als Gefühl des Erhabenen. |
Aktuelle Version vom 10. Mai 2005, 13:55 Uhr
Ein Bild" von Newman will hingegen, so Lyotard, selbst das Ereignis sein, der Augenblick, der geschieht"18. Dieses Geschehen wird erst dann möglich, wenn das Bild jene Zeit selbst ist, in der auch der Beginn wird', indem es seine Vorgeschichte in sich hat. Der Augenblick, als Zeit des Zwischen ist hier nicht mehr zwischen Noch-nicht- jetzt" und Nicht-mehr-jetzt", d.h. zwischen möglichen gleichartigen Jetzten, sondern zwischen zwei (oder mehr) Welten, die wir sozusagen nie auf einen gemeinsamen Nenner bringen können: das Mannigfaltige, das früher als das Eine ist.
In diesem Sinne zeigt das Bild Newmans als seinen Inhalt das, was schlechthin groß ist, was Kant das mathematisch-Erhabene" nennt. Dieser Inhalt ist keine Größe (quantum) im Sinne, daß Vielheit des Gleicharitigen zusammen Eines ausmacht". Diese Größenbestimmung der Erscheinungen kann keinen absoluten Begriff von einer Größe, sondern allemal nur einen Vergleichungsbegriff liefern"19. Das Erhabene ist schlechthin (nicht bloß komparativ) groß" und übertrifft daher unseres Vermögen der Größenschätzung der Dinge der Sinnewelt, d.h. die Voraussetzung der Möglichkeit der synthetischen Erkenntnis a priori, die Axiome der Anschauung" darstellen. Um das Unendliche als ganz gegeben, als ein Ganzes zu denken, ist es nicht genug, die sukzessive Addition von Einem zu Einem (gleichartigen)" zusammenzubefassen. Im Augenblick, in dem das gleicharitig Mannifaltige auf seine Vorgeschichte stoßt, überfällt uns das Staunen darüber, daß etwas ist, mehr als nichts. Es ist nicht anders als Gefühl des Erhabenen.
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