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| − | Was mir in der Diskussion um Toleranz / Intoleranz bisher gefehlt hat, ist folgender Aspekt:
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| − | Toleranz wird erst dann zu einem wichtigen Thema, wenn zumindest zwei Parteien mit sich widersprechenden Standpunkten, Einstellungen oder Lebensweisen aufeinander treffen. Tritt dieser Fall ein, stellt sich für beide Parteien die Frage, wie mit der anderen umzugehen sei. So zumindest habe ich die bisherige Diskussion aufgefasst. Nun zum meiner Meinung nach fehlendem Ansatzpunkt: Es gibt vor allem in der Diskussion um Identität und Gruppenbildung den Ansatz, dass (Gruppen-)Identität nicht nur durch das Hervorstreichen von 'sozialen Markern' innerhalb der eigenen Gruppe gebildet wird, sondern vor allem durch die - bewußt oder unbewußt herbeigeführte - Unterschiedlichkeit zu anderen Gruppen produziert wird. Ich kann nur ich sein und nur wissen, wer ich bin und zu wem ich gehöre, wenn ich weiß, wer ich nicht bin und welche Gruppe nicht die meine ist. Durch das Ablehnen von mir Fremden bekomme ich 'meinen Platz in der Welt' zugewiesen. Insofern verdanke ich - zumindest halte ich diese Sichtweise für nicht allzu weit hergeholt - meine eigene Identität bis zu einem gewissen Grad der Intoleranz, ich ziehe also Nutzen aus ihr, zumindest in einem gesellschaftlichen Gefüge wie unserem.
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| − | Intoleranz, so könnte man weiterdenken, hat also nicht nur zum Aufbau der rezenten Gesellschaften dieser Welt einen großen Teil beigetragen und somit leider auch viele Konflikte verursacht, sondern eben auch geholfen, die Menschen erst zu größeren Gruppen zu vereinen, was eine Grundvoraussetzung zum Überleben ist. Kann man sich dem Begriff Toleranz und seiner Bedeutung überhaupt nähern, ohne die Bedeutung der Intoleranz näher zu beleuchten? Können Identität stiftende Elemente, die Fremdes ablehnen oder ausschließen, abgelegt werden, ohne dass ich dabei meine eigene Identität aus den Augen verliere?
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