Diskussion:Matrix Philosophie (CP): Unterschied zwischen den Versionen
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Es ist die Frage, ob es ein "Sehen des Simulierens der Simulation" geben kann. Dazu sind (zumindest) zwei Positionen denkbar: | Es ist die Frage, ob es ein "Sehen des Simulierens der Simulation" geben kann. Dazu sind (zumindest) zwei Positionen denkbar: | ||
− | *Das ist begrifflich unmöglich. Ich kann sehen, was Menschen auf einer Bühne tun, und auch ein Gebäude, | + | *Das ist begrifflich unmöglich. Ich kann sehen, was Menschen auf einer Bühne tun, und auch ein Gebäude, das sich "Theater" nennt. Dass die Menschen auf der Bühne ein Theaterstück spielen, kann ich im engeren Sinn nicht sehen. Ich sehe ihre Gebärden, nicht die Regel, nach der sie sich verhalten. Eine Person weint - die Augen sind nicht die Instanz, auf Grund derer ich zwischen "echt" und "gespielt" unterscheiden kann. |
*Andererseits sagen wir natürlich "Ich sehe, dass sie Theater spielt.". Es gibt ''Indizien'' dafür, dass ''diese'' Körperbewegungen im Rahmen eines Spiels gemacht werden. | *Andererseits sagen wir natürlich "Ich sehe, dass sie Theater spielt.". Es gibt ''Indizien'' dafür, dass ''diese'' Körperbewegungen im Rahmen eines Spiels gemacht werden. | ||
Version vom 23. November 2010, 09:32 Uhr
ad: Man kann die Wirklichkeit sehen, man kann die Simulation sehen, aber nicht das Simulieren der Simulation (vgl. auch Wittgenstein TLP 5.6-5.641 "Gesichtsfeld" usw.).
An diese Grenze geht der Film nicht nur durch dramaturgische Mittel (wie etwa Zooms in eine 0 hinein, bis man die Polizeiaktion sieht) sondern auch inhaltlich wird an ihr gekratzt:
- geübte Menschen können die Simulation nicht nur durch Eingeklinkt-Sein miterleben, sondern sehen sie auch in/durch den/die Zahlenkolonnen am Bildschirm.
- die Menschen beherrschen das "construct", das "loading program", sie können also mit solchen Simulationen umgehen. Wahrscheinlich verstehen sie, wie die Simulation simuliert. Näher als soweit kann man dem Sehen des Simulierens der Simulation kaum kommen: wie kann man mehr davon sehen, wie ein Computerprogramm arbeitet, als dadurch, dass man weiß wie es funktioniert bzw. wie es programmiert ist?
- die schon aus der Simulation befreiten Menschen können, wenn sie sich wieder eingeklinken sowohl mit dürftigen sprachlichen Mitteln auf die Simulationssituation aufmerksam machen (obwohl es niemand verstehen (wollen) wird, der nicht selbst die Frage "what is the matrix?" schon hatte), sie können aber auch die Ungereimtheiten in der Simulation dazu verwenden, auf das Simulieren rückzuschließen (vgl. die Déjà-vu Situation mit der schwarzen Katze, die auf einen "Programmierfehler" d.h. eine Änderung in der Matrix hindeutet und ein damit Warnungszeichen ist).--PW 09:12, 21. Nov. 2010 (UTC)
Es ist die Frage, ob es ein "Sehen des Simulierens der Simulation" geben kann. Dazu sind (zumindest) zwei Positionen denkbar:
- Das ist begrifflich unmöglich. Ich kann sehen, was Menschen auf einer Bühne tun, und auch ein Gebäude, das sich "Theater" nennt. Dass die Menschen auf der Bühne ein Theaterstück spielen, kann ich im engeren Sinn nicht sehen. Ich sehe ihre Gebärden, nicht die Regel, nach der sie sich verhalten. Eine Person weint - die Augen sind nicht die Instanz, auf Grund derer ich zwischen "echt" und "gespielt" unterscheiden kann.
- Andererseits sagen wir natürlich "Ich sehe, dass sie Theater spielt.". Es gibt Indizien dafür, dass diese Körperbewegungen im Rahmen eines Spiels gemacht werden.
Ich habe in der Vorlesung nicht deutlich genug unterschieden zwischen diesen Fällen:
- Ich kann das Motiv nicht sehen, nur die Handlung. Es ist begriffsunmöglich, ein Motiv (ein Gefühl, eine Zahl) zu sehen.
- Ich sehe eine Handlung unter dem Aspekt eines Motivs. Ich sehe, wie sie gewinnen möchte.
Auf die Sonne angewandt: Die Sonne als "Bedingung der Möglichkeit" von Licht ist nicht von der Art, gesehen werden zu können. Die Sonne unter dem Aspekt der Lichtspenderin kann gesehen werden. --anna 14:59, 22. Nov. 2010 (UTC)
Zu den zwei Positionen zum "Sehen des Simulierens der Simulation": Wenn man die erste Position verfolgt, dann ist dieses Sehen begrifflich unmöglich. Bei der zweiten Position gibt es Unterschiede:
- Für einen in der Matrix gefangenen Uneingeweihten gibt es höchstens Indizien dafür, dass etwas grundsätzlich falsch ist, das Wissen im Bauch. Aber es gibt nicht wirklich Indizien dafür, dass etwas bestimmtes So und So ist (wie etwa, dass es sich um ein Theaterspiel handelt, oder dass die ganze wahrgenommene Welt nur eine kybernetische Schleife ist). Man muss zuerst das Theaterspielen kennengelernt haben, bevor man Indizien dafür verstehen kann, dass etwas bestimmtes ein Theaterstück ist.
- Die Befreiten und die in der Wüste der Wirklichkeit Geborenen sehen die Simulation anders (siehe obige drei Punkte) und verstehen bis zu einem gewissen Grad die Mechanik des Simulierens (problematischer formuliert: sie haben eine gewisse Einsicht in das Simulieren).--PW 20:47, 22. Nov. 2010 (UTC)