Szenariosammlung (PSI): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. April 2009, 16:31 Uhr

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Arbeitsgruppe: Eugenik

Personen: HÄNDLER, ZIMMERMANN, SCHUSTER, WÄCHTER.


Ein Händler kommt in Platos Staat. Er schlendert durch den Markt und kehrt dann bei einem Zimmermann ein, der am Straßenrand seine Werkstatt hat.

Szene 1

HÄNDLER: Zimmermann, ich will einen schönen Tisch bei dir kaufen. Kannst du mir einen solchen bieten?
ZIMMERMANN: Bei uns gibt es keine Tische. Ich muss also erst einen anfertigen. Bis wann brauchst du ihn?
HÄNDLER: Zu Mittag würde ich ihn abholen kommen. Doch sag mir, habt ihr wirklich keine Tische in eurer Stadt?
ZIMMERMANN: Nein, wozu sollen wir Tische brauchen? Doch sogleich werde ich mich an die Arbeit machen, damit er zu Mittag fertig sei.
HÄNDLER: Tische braucht man doch! Wie soll man sonst auf edle Weise speisen und zusammensitzen?
ZIMMERMANN: Es ziemt sich nicht, Tische vollzuladen mit Speisen und Getränk, sich den Bauch vollzuschlagen mit allerlei Köstlichkeiten und was übrigbleibt hernach wegzuwerfen. Und dann, ermüdet von dem Mahl, zur Arbeit nicht zu taugen. Mäßige Kost nur, von der Hand in den Mund, kräftigt Körper und Seele.
HÄNDLER (erzürnt): Willst du mir etwa einen Vorwurf daraus machen, dass ich auf Tischen speise, als ob es hieße, ein zügelloses Leben zu führen?!
ZIMMERMANN: Zügellos, und viel schlimmer noch: ungesund. Und wer nicht gesund und bei Kräften ist, der ist zu nichts nutze.
HÄNDLER: Na warte! Fünf Tische sollst du mir machen statt einem! Wir werden sehen, wie leistungsstark du bist mit deiner mäßigen Kost!
ZIMMERMANN: Ich bin ein tüchtiger Zimmermann. Du sollst deine fünf Tische haben.

Szene 2: Es ist Mittag. Der Händler kommt in die Werkstatt des Zimmermanns zurück. Dieser ist total erschöpft, denn er hat noch nie zuvor Tische angefertigt. Vier davon hat er fertig gestellt, und auch Stühle dazu. Gerade nimmt er Maß für den fünften.

HÄNDLER: Da bin ich wieder. Und ich sehe, dass deine Tüchtigkeit bewiesen ist. Drei Tische schon hätten mich davon überzeugt.
ZIMMERMANN steht auf, atmet schwer, hustet, stürzt und bleibt erschöpft liegen.
HÄNDLER: Beim Zeus! Mir scheint, es war dir doch zu viel! Es wird besser sein, ich hole einen Arzt.
ZIMMERMANN (stöhnt): Einen Arzt brauche ich nicht. Gestern schon war mir, als wäre ich krank am Leibe. Doch nun hindert mich diese Schwäche gar an meinem Werke. Wenn ich nicht von selbst wieder zu Kräften komme, so ist es nicht schade um mich.


HANDLUNGSOPTIONEN:
I. Der Händler eilt zum Schuster nebenan und bittet ihn um Rat, wie er vorgehen soll.
II. Der Händler versucht, einen Arzt ausfindig zu machen und ihn zum Zimmermann zu führen.

Option I

Der Händler eilt in die Werkstatt des Schusters. Dieser empfängt ihn freundlich.

HÄNDLER: Schuster, ich brauche deinen Rat!
SCHUSTER: Stets zu Diensten, mein Freund. Welche Schuhgröße hast du?
HÄNDLER: Ich will keine Schuhe. So hör doch, der Zimmermann ist krank! Und er will keinen Arzt kommen lassen! Doch ich sage, er sollte sich behandeln lassen, denn gar schlimm sah mir sein Zustand aus. Ein Umschlag muss ihm gemacht werden.
SCHUSTER: Wenn ein Zimmermann krank ist, so lässt er es sich wohl gefallen, ein Mittel vom Arzt herunterzuschlucken, um die Krankheit wegzuspeien, oder sich von unten reinigen zu lassen, oder auch Brennen und Schneiden, um sie loszuwerden. Wenn ihm aber einer eine kleinliche Lebensordnung vorschreiben wollte, ihm Umschläge um den Kopf legen und was dergleichen mehr ist, so sagt er gewiss bald genug, er habe keine Zeit, krank zu sein, und es helfe ihm auch nicht zu leben, wenn er immer auf die Krankheit achthaben und sein vorliegendes Geschäft vernachlässigen solle.
HÄNDLER: Ganz recht, so in etwa sprach er zu mir.
SCHUSTER: Wenn er gesund wird, lebt er in seinem Geschäft weiter fort, wenn aber der Körper es nicht ertragen kann, so stirbt er eben und ist aller Händel ledig.

Der Händler ist empört über diese Rede. Er verlässt die Werkstatt des Schusters und eilt auf die Straße. (geht weiter zu Option II)

Option II

Der Händler eilt auf die Straße, um einen Arzt zu suchen. Zwischen den Marktständen findet er einen Wächter, an den er das Wort richtet.

HÄNDLER: Sag mir, Wächter, wo finde ich einen Arzt?
WÄCHTER: Wozu brauchst du einen Arzt? Bist du etwa krank? Du scheinst mir sehr verwirrt und aufgebracht.
HÄNDLER: Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Es eilt. Nun weise mir doch den Weg zum Arzt!
WÄCHTER: Es ist wohl besser, wenn ich ein Auge auf dich habe. Solltest du nicht bald zur Vernunft kommen, so will ich dich mit meinem Dolch daran hindern, Unruhe zu verbreiten und Unheil zu stiften (packt den Händler am Oberarm). HÄNDLER: (erschrickt, schreit angstvoll auf): So höre doch! Ich bin bei Sinnen, nur brauche ich einen Arzt für den Zimmermann!
WÄCHTER: Was ist mit dem Zimmermann? Und was hat ein Narr wie du mit ihm zu schaffen?
HÄNDLER: Ich habe Tische bei ihm bestellt. Doch die Arbeit war ihm zu schwer. Nun liegt er am Boden seiner Werkstatt und ringt nach Luft.
WÄCHTER: Tische? Hat er tatsächlich Tische für dich gemacht? Dein Wahnsinn hat ihn angesteckt! Nun ist er also krank, weil er die Tische gemacht hat.
HÄNDLER: Völlig erschöpft, ja.
WÄCHTER: So ist es die Strafe der Götter für seine Unzucht. Es wird sich zeigen, ob sie ihm vergeben.
HÄNDLER: Er braucht doch nur rasch einen Arzt, damit er ihm einen Umschlag macht! Dann wird er gesund werden.
WÄCHTER (stößt den Händler von sich): Schweig! Du Jammerlappen! Nimm deine Tische und verschwinde aus dieser Stadt, bevor ich dich aufspieße! Hier haben wir keine Verwendung für Schwächlinge wie dich!

Der Händler flieht verängstigt aus der Stadt.


von Arif Aslan und Helga Sinn

Arbeitsgruppe: Kreativer Ausdruck

Arbeitsgruppe: Frauen- und Eigentumsteilung

Arbeitsgruppe: Qualitätsmanagement bei Wächtern

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